SKRIPT zum 1.Teil des Praxisfelds Psychiatrie am 17.1.2015 der 2. Ausbildungsgruppe von Helga Weisz Thema Affektive Störungen und Angsterkrankungen Ablauf des Tages: Einleitung Übung zur Therapeutischen Haltung Vorstellungsrunde mit Erfahrungen rund um das Tagesthema Depression: gemeinsames Sammeln von Symptomatik unterschiedliche Verläufe, Genese gesund-krank, wo ist die Grenze Patientinnen- Geschichten Therapieansätze Therapiesituation: Orientieren im Setting (Institution, freie Praxis, Rollenverteilung,..) Manie und Bipolare Störung Symptomatik, Verläufe, PatientInnengeschichten, Therapieansätze Angsterkrankungen Diagnostischer Überblick ICD 10 Wie kann das Leben mit versch. Angsterkrankungen aussehen PatientInnengeschichten Therapieansätze Kurze therapeutische Intervention mit Ton Abschlussübung : von der Therapeutischen Haltung ins Private wechseln Einleitung Praxisfeld Psychiatrie ist ein weites Feld. Um einen Überblick und eine Vorstellung darüber zu bekommen braucht es viele Jahre Arbeit in diesem. Ich versuche in meinen Veranstaltungen zu vermitteln: Jede Diagnose hat sehr individuelle Formen, sind Lebensgeschichten, .. Offenheit der TherapeutInnen für die/den Betroffenen ist wesentlich für das Gelingen eines Kontaktes („keine Kastln“) Das Wachsen einer individuellen therapeutischen Haltung unterstützen, die der TherapeutIn und der jeweiligen Therapiesituation entspricht Übung zum Einstimmen in die Therapeutische Haltung Aufmerksamkeit auf den Körper Auflageflächen Boden, Sitzfläche, Schwerkraft spüren, aufsteigende Leichtigkeit wahrnehmen, Atem fließen lassen Wahrnehmen momentaner Stimmung, Farben, Bewegung, Bild entstehen lassen, nächste Ebene Gefühlsphase (Tage, Wochen) in der ich mich befinde wahrnehmen, weitere Ebene Grundstimmung, Lebensabschnittstimmung, jeweils Bild entstehen lassen und zusammenschauen, Vielfalt Was macht das im Körper?- Atem, Haltung Frei machen für die Begegnung mit der/m KlientIn; Privates, Intimes, Persönliches, Verletzliches schützen, im Hintergrund eine Platz dafür finden, sodass dieser Reichtum uns als TherapeutIn stärkt, aber nicht den Freiraum für die Begegnung stört; die Lebendigkeit bleibt, die Möglichkeit aus dem Schatz im Hintergrund dies und jenes gezielt zu holen bleibt; Freiraum ist entstanden, wir sind lebendiges Werkzeug für die therapeutische Situation; Dieser Freiraum ist mein Freiraum für meine Arbeit: darin findet meine körperl., emotionale und geistige Reaktion auf mein Gegenüber statt, was wichtige Informationen bieten kann; darin entstehen meine Ideen für Interventionen statt,.. Freiraum ist zu schützen mit einer immer neu anzupassenden Grenze gegenüber den auf mich einströmenden Erwartungen, Gefühle,.. der/s KlientIn, so, dass ich aber auch gut mein Gegenüber sehen kann; Schließlich wieder gut verankern im Körper, der schön konkret mit seiner gefühlten Schwerkraft und Leichtigkeit und dem regelmäßig fließenden Atem Depression Verminderter Antrieb Gefühl von Sinnlosigkeit Interessen- und Freudverlust Erschöpfung Innere Leere Depressive (negative) Einschränkung der Gefühle und Wahrnehmung Unrealistisch hohe Erwartungen Reduzierte Belastbarkeit Kognitive Einschränkung (Konzentration, Durchhaltevermögen, Flexibilität im Denken) Reduziertes Entscheidungvermögen Reduziertes/r Selbstvertrauen, Selbstwert Schuldgefühle, negative Gedanken, Gedankenkreisen Gedanken an den Tod, Selbstmordgedanken Schlafstörungen Reduzierter Appetit Vernachlässigung von Bedürfnissen Anspannung Die Symptome müssen mindest. mehrere Stunden am Tag und mind. 2 Wochen auftreten um dem Kriterium der Diagnose zu entsprechen. Es treten meist nicht alle Symptome auf, verschieden stark und in unterschiedlicher Ausformung. Wir kennen fast alle eine depress. Verstimmung, die nicht krankheitswertig ist. Krank ist jemand dann, wenn der Leidensdruck über längere Zeit hoch und die Einschränkung im Leben deutlich. Das heißt der /die Betroffene ist dadurch beruflich eingeschränkt, die Lebensqualität deutlich vermindert, kann sich selbst nicht mehr oder nur notdürftig im Alltag versorgen. Je nach Schweregrad wird unterschieden in leichte- mittlere- und schwere depressive Episode und Depression mit oder ohne wahnhafter Symptomatik. Die wahnhafte Symptomatik bedeutet eine unverrückbare und realitätsferne Vorstellung meist um Themen wie Schuld oder Bedroht-Sein (Verarmung, paranoide Vorstellungen,..) Im Verlauf wird auch in einmalige und in rezidivierender Episode (mindest. ein zweites Mal wiederkehrender Episode) unterschieden. Verläufe und Depressionen treten immer in individuellen Ausformungen auf! Ganz allgemein: Die Diagnostischen Kategorien wurden erstellt um die Vielfalt der Psychischen Erkrankungen zu überblicken, zu ordnen, was den Profis und den Betroffenen dient. Niemals entsprechen die Betroffenen diesen Kategorien. Umgekehrt: die Kategorien sollen zur Orientierung helfen. Verläufe, Auslöser, verschiedene Arten von Depressionen: Erschöpfungsdepression, Burn-out Anpassungsstörung mit depressiver Reaktion (Verlust oder belastendes Ereignis,..) Reaktive Depression (psychodynamische Reaktion auf äußere Lebensereignissen mit depressivem Verhaltensmuster, das sich bereits im Kindesalter entwickeln und bei Belastungen wieder auftreten kann) Jahreszeitl. ausgelöste Depression (Herbst-Winterdepr., Frühjahrsdepr., Sommerdepr.) Endogene, organisch bedingte Depression (ohne sichtbare Auslöser) Ursachen sind IMMER multifaktoriell zu sehen und eindeutige Erklärungen greifen zu kurz. Es geht immer um ein Zusammenwirken von Persönlichkeit und Außenfaktoren. Genetik, Ressourcen, Vulnerabilität (Verletzlichkeit), Resilienz (Widerstandskraft), Defizite,.. ergeben den Lebenslauf mit gesunden und kranken Anteilen. Therapieansätze: Erforderlich ist die Orientierung im Setting für die Arbeit mit Betroffenen Arbeite ich in einem Großteam (Klinik oder andere Profis im Betreuungsnetz der Betroffenen wie Psychiater, PsychotherapeutIn) Wer trägt welche Verantwortung Wie lange ist Zeit für den Prozess Begegnung im Hier und Jetzt (Kontakt, momentanes Befinden, was steht an heute,..) Ziele, die real, machbar, einfach, gemeinsam erarbeiten Ziele können entsprechend dem Bedürfnis der Klientin und der Sicht der/es TherapeutIn im gemeinsamen Prozess entwickelt und bearbeitet werden. Sinnvoll können entsprechend dem Ausdruck der Depression sein: Ansprechen und Einschätzung von Selbstmordgedanken,-gefährdung, wenn ich Gefühl habe das ist Thema bei KlientIn Aktivierung und Mobilisierung (von Interessen, Körper, Freude, Sinnerleben,..) Stärkung von Selbstwert, Eigenverantwortung, Belastbarkeit,.. Förderung von Wahrnehmung der eigenen Gefühle, Bedürfnissen,.. Ausdruck und Umgang von und mit eigenen Gefühlen Aufarbeiten von Verlust, Sinnkrise Arbeit am Verstehen der Ursache der Depressiven Erkrankung Umgang mit zu hohen Erwartungen Psychoedukation, wie gehe ich mit depressiver Symptomatik um (trotz Antriebsschwäche und Freudlosigkeit Leben aufrechterhalten so gut es geht,..) Positives Denken lernen, wahrnehmen von Ressourcen Wertschätzung und Achtsamkeit fördern Förderung und Wahrnehmung von bestehenden Fähigkeiten Tagesstruktur erarbeiten … Geduld und Vorsicht vor zu hoher Erwartung bei Therapeutin! Das unterstützt das depressive Muster des/r KlientIn Über Unterschiede und spezifische therapeutische Möglichkeiten an Hilfestellungen wird gesprochen: Psychiatrie als Klinik Die Psychiatrie hat sich seit den 70er Jahren stark entwickelt, über Vorurteile und Ängste wird gesprochen, es gibt heute: Akutstation, Intensivstation, Tagesklinik, Psychotherapeutische Stationen niedergelassene PsychiaterIn PsychotherapeutIn KunsttherapeutIn ErgotherapeutIn,.. Medikamentöse Therapie: macht Sinn begleitend zu Psychotherapeutischer Arbeit und erleichtert diese deutlich. Auch die Psychopharmaka haben sich sehr entwickelt und besonders bei Antidepressiva gibt es kaum Nebenwirkung. PatientInnengeschichten mit Therapeutischem Prozess wurden erzählt Manie Symptomatik: Gesteigerter Antrieb, Ruhelosigkeit, Ideenflut, Gedankenspringen, Verlust von sozialen Hemmungen und Erkennen von Grenzen, vermindertes Schlafbedürfnis, Größenwahn und Selbstüberschätzung, Ablenkbarkeit, vermindertes Durchhaltevermögen Die Manie tritt meist in Form einer bipolaren Erkrankung auf, das ist der Wechsel von Depression und Manie. Wieder kann es in einem Verlauf wenige depressive und manische Phasen geben, mit langen Abständen, aber auch ein dichtes Wechseln von depressiven und manischen Phasen; es gibt Verläufe mit hauptsächlich depressiven Episoden und wenig manischen, genauso umgekehrt. Die Ausprägung kann schwach und stark sein, wie bei allen Erkrankungen. Es gibt auch das sogenannte Mischbbild, das eine individuelle Mischung von depress. und manischen Symptomen gleichzeitig zeigt. Erzählung einer Patientengeschichte Therapieansätze: Ermöglichen von Realitätsbezug durch Grenzen spüren über Material reale Möglichkeiten und Fähigkeiten (Durchhaltevermögen, ..) wahrnehmen, Temporeduktion durch differenziertes Ausarbeiten eines Bildes, Skulptur, Angsterkrankungen Phobische Störungen: Die Angstsymptomatik bezieht sich auf konkrete Situationen. Angstsymptome sind Herzklopfen, Schwitzen, Enge im Brustkorb, Atemnot, Zittern, Veränderungen im Magen-Darmbereich, Unruhe, Schwindel, Ohnmachtsgefühle, Schwäche, Derealisationszustande (die Umgebung als weit weg, unwirkl. wahrnehmen), Depersonalisationszustd.(sich selber unwirklich, „nicht ich“, nicht spüren), Problem: Angst vor der Angst, die dann bereits im Vorfeld und mit viel Zeit beschäftigt und zu Angstzustanden führt; Am häufigsten im klinischen Kontext : Sozalphobien: Angst Menschen gegenüber sichtbar zu werden; Referat zu halten, einen Kaffee bestellen, in Klassengemeinschaft seinen Platz zu finden; meist mit wenig Selbstwert und hoher Aufmerksamkeit beim Betrachter verbunden; Angst vor Kritik und unangenehm aufzufallen; PatientInnengeschichte mit therapeutischemProzess Sonstige Phobien: Agoraphobie, Flugangst, Angst vor versch. Tieren, … Sonstige Angststörungen: Panikstörung Pat. leiden stark unter Panikattacken ; diese treten oft mit recht körperlicher Symptomatik auf, sodass die Menschen oft Angst haben zu sterben und sie zu somatischer Abklärung veranlassen: Herzklopfen, Schwäche bis Ohnmachtgefühl, Schwindel, Atemnot, Schmerz im Brustkorb, Kontrollverlust, Angst verrückt zu werden; obwohl diese nur wenige Minuten dauern leiden diese Menschen viel Zeit im Alltag unter der Angst VOR der Angst; Die Panik kann unberechenbar auftreten, bei manchen Menschen tritt sie eher auf wenn sie allein sind, bei machen wieder wenn sie in der UBahn oder im Theater, in geschlossenen Räumen sind (kein Fluchtweg); Generalisierte Angststörung Leben mit mehr oder weniger Angst; kann mit Panikattacken verbunden sein; anhaltende Angst, Nervosität, Anspannung, Schwitzen, immer wieder verbunden mit Abusus von Mediakmenten (sogenannte“Benzos“, das sind beruhigende und angstlösende Medikamente, die abhängig machen), wenig Eigenverantwortung und Eigenständigkeit und wenig Vertrauen in eigene Fähigkeiten, Schlafprobleme Patientinnenbeispiel mit Therapieverlauf Angst und depressive Störung gemischt Bedingt sich gegenseitig und zu diagnostizieren, wenn Angst und Depression einigermaßen gleichstark; Angst kann dabei generalisierte Angststörung sein, können auch andere Angststörungen mit Depression in Verbindung sein; Therapieansätze: Vermeidung von Angst reduzieren Umgang mit Angst, Strategien, Psychoedukation, woher kommt die Angst? Sich darin verstehen (Biographie) Selbstvertrauen stärken (Kompetenzerleben stärken, Kreativität, Mut, Machbarkeit erfahren, Eigenständigkeit fördern,..) Medikamentöse Unterstützung (Achtung im Umgang mit abhängigmachenden Med.) Übung mit Ton mit dem Ziel konkreter Wahrnehmung des Materials und damit des eigenen Körpers und sich in einem persönlichen Gestaltungsprozess zu erleben. Austausch von erfahrener Wirkung. Abschließende Übung mit dem Ziel die therapeutische Haltung abzulegen, die intensive Auseinandersetzung mit Krankheit abzuspülen und frei für das Privatleben zu werden: Abstreifen des Körpers, abspülen unter der Dusche, abreiben mit Seife, Krankheiten,.. dürfen durch den Gulli abfließen,..