Medienbericht

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60 LIVE & REPORTAGE
Alte Signaturen
Pferde-Paradies
Schiebe-Fensterläden
Schweiz
Heim aus Mischholz
Fassadendetail
gung, Spiel, ungestörter Futteraufnahme,
Licht und frischer Luft nachzukommen.
Bilder: Blockhome/Brädäx
Schonende Holzverarbeitung
Ein Bohlenständerhaus robuster Ausführung steht seit 2009 an der
schweizerisch-deutschen Grenze bei Schaffhausen.
D
Pädagoge und Landwirt
Der Sozialpädagoge und Landwirt Beat
Mader nahm sich der Idee an und entwickelte ein an die heutige Zeit angepasstes Konzept. Statt Jugendgruppen aufzunehmen, betreut der Spezialist Pflegekinder
und Jugendliche aus sozial schwachen
Umfeldern, um diese wieder ‘auf die rich-
Buche, Eiche & Föhre
Sitzgruppe unter
dem Dach
tige Bahn’ zu bringen. Das ‘Pferde-Paradies’ Büttenhardt bietet dazu ein ideales
Umfeld (www.pferde-paradies.ch). Hierbei handelt es sich um eine moderne Pensionspferde-Haltung, die auf eine artgerechte Tierhaltung spezialisiert ist. Die Offenstall-Haltung von mehreren Pferden in
festen, familienähnlichen Gruppen orientiert sich an der ursprünglichen Lebensweise frei lebender Pferde. Diese Haltung
gewährt den Tieren, den arteigenen Grundbedürfnisse nach Sozialkontakten, Bewe-
Tradition und Befähigung
Die Konstruktion des Bohlenständerhauses geht auf die Zeit vom 17. bis 19. Jahrhundert zurück. Das wichtigste Merkmal
dieser Bauart ist die massive Holzbauweise
mit variabler Ausfachung. Bauphysikalisch
entspricht dies der Qualität eines Block-
Wandfertigung
Veranda mit
Spalier
Balkenzuschnitt
Balkenspanner
kerngenau gebohrt
baus ohne sich der Problematik der typischen Setzung zu unterwerfen. Das Schweizer Architektenduo Bernath + Widmer
(www.bernathwidmer.ch) übernahm für dieses Objekt die Planung. Die Stämme wurden vor Ort mit der Mobilsäge zugesägt.
Dann durchbohrte der Schweizer Spezialbetrieb Bührer die 2,7 Meter langen
Kanthölzer aus Eiche und Buche der Länge
nach. Diese Bohrung sorgt für ein gleich-
mäßiges Trocknen der Hölzer und erlaubt
somit auch die Verwendung von kernnahem Holz statt Holzmit stehenden Jahrringen. Auch die Schwundrisse werden dadurch erheblich reduziert. Um große Holzlängen zu erzielen, wurden die Balken in
Längsrichtung gestoßen und mit schweren
Zugstangen verbunden. Dabei entsteht die
Tragwerks-Konstruktion wie bei einem Fachwerk durch die gesamte Wand einer Etage.
geräumige
Jugendzimmer
▲
as Ferienheim bei einem Bauernhof im Schweizer Ort Büttenhardt
hat eine lange Geschichte. Hier
haben sich über Generationen Schulkinder
aus der Stadt in ländlicher Umgebung erholt und Ferien gemacht. Doch vor zwei
Jahren hatte das alte Heim ausgedient und
wurden zugunsten eines massiven Holzneubaus abgerissen.
Zwei Jahre benötigten die Planung, Vorbereitung und der Bau des neuen Pensionsheimes. Das benötigte Holz stammt
vollständig aus dem Mischwald des
Gehöfts. Die Holzrahmenbau-Konstruktion besteht ungewöhnlicherweise aus
Laubholz, nämlich tragende Balken aus
Eiche sowie Deckenbalken und Dielenböden aus Buche. Nur die Ausfachungen
sind aus Föhre (süddt. für ‘Kiefer’). Über ein
Jahr dauerte es, bis das Holz ausreichend
an der Luft vorgetrocknet war, um es anschließend in Vakuumkammern technisch auf
die Endfeuchte zu bringen.
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Schweiz
Baukastensystem
Nach dem Trocknungsprozess wurden
die Eichenbalken exakt auf das Nennmaß
von 20 x 20 Zentimeter gesägt, die Buchenbalken auf 24 x 24 Zentimeter gehobelt. Die Deckenbalken aus Buche erhielten sechs Zentimeter starke Ausfräsungen,
um dort die Dielenbohlen aus Eiche einzulegen.
Parallel zu den Vorbereitungen der Balken wurden im nahegelegenen Sägewerk
die Ausfachungen aus Föhrenholz gezimmert. Die Wandteile bestehen aus sechs
oder zehn Zentimeter starken Kieferholzbohlen mit umlaufender Fremdfeder. Der
Hohlraum zwischen den Wandplatten wurde mit Zellulosekugeln verfüllt. Durch die
diagonale Anordnung der Bohlen erreicht
man eine hohe Verwindungssteifigkeit in
der Wand und konnte somit auf Windrissbänder verzichten. Für die Nachtabdunklung der Fenster entwickelte man dezente,
verschiebbare Holzläden, die die Fassade
entlanggleiten.
Essraum unter Galerie
Für jeden Bedarf
Drei Geschosse hat das unterkellerte Ferienheim. Im Keller wurden Sanitärräume
untergebracht. Unten ziert eine Ziegelfachwerkswand des ehemaligen Ferienheimes die Räumlichkeiten. Hier beließ
man noch die alte Inschriften der Jugendlichen, die bis auf das Jahr 1947 zurück datieren. Im Parterre ist der große Gesellschaftsraum mit umlaufender Veranda untergebracht. Aufwändig und dekorativ sind
die kräftigen, diagonalen Spaliergitter aus
Eiche, die die Veranda umzäunen und
robust und geradlinig
Wetterschutz bieten. Mit einer modernen
Küche ausgestattet wird der Gastraum zuweilen auch vermietet.
Viele Raum für die Kinder
Das Mittel- und Obergeschoss bieten je
sechs moderne Jugendzimmer plus Sanitärund Aufenthaltsräume. Die Zwischenwände wurden mit Gipsfaserplatten ausgeführt. Der Bodenaufbau des Gebäudes
besteht aus eingeschobenen Buchenbohlen, Lattung, Schüttung und schließlich Eichendielen. Insgesamt wurden bei diesem
Gebäude mit 12,5 x 15 Meter Grundfläche
115 Kubikmeter Holz verbaut.
Zukunftsgerechte Überlegung
Laubholz gilt im Allgemeinen als zu kostspielig für den Holzhausbau. Die Planer
des Gebäudes argumentieren aber, dass die
Haltbarkeit bezogen auf die Bestandszeit
hier in einem ausgezeichneten Verhältnis
steht. Die energetischen Anforderungen
gemäß Schweizer Minergie-Standard konnten leicht erfüllt werden. Der Verzicht auf
verleimte Hölzer und Industrieholzplatten
sorgt zudem für ein gesundes Raumklima.
Jährlich wachsen in Schweizer Wäldern
rund 7,5 Millionen Tonnen Nutzholz, das
bisweilen nur zu 20 Prozent als Bauholz
Verwendung findet. Dem Bauen mit Holz
bietet sich für die Zukunft also noch ein erBH
hebliches Potenzial.
Weitere Informationen
Brädäx Blockbauzimmerei
Blumenrainstrasse 7
CH-9050 Appenzell
Telefon 0041-(0)71-7871434
Internet www.braedaex.ch
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