Supraleitfähigkeit - Teil 4: Vorteile von VLI Supraleiterkabeln Im vierten Teil lesen Sie über die wirtschaftlichen, finanziellen sowie Vorteilen die sich bezüglich der Umwelteinflüsse ergeben. Wirtschaftliche und finanzielle Vorteile Durch die Verwendung von VLI-Kabeln bei Lastflussproblemen kann man erhebliche Kosten einsparen. Wie bereits weiter oben beschrieben lassen sich die Faktoren, die bei einem installierten System die Kosten senken können, wie folgt zusammenfassen: • Kürzere Längen Setzt man an strategisch günstigen Stellen kürzere VLI-Kabel in die Netze ein, könnte man damit dieselben Vorteile in Bezug auf den Lastfluss erreichen, wie mit längeren Freileitungen. Das VLI-Kabel muss für sich genommen nicht mit der konventionellen Kabel- oder Freileitungstechnologie kostenmäßig konkurrieren, um eine insgesamt gesehen kostengünstigere Lösung zu ergeben. Mit VLI können beispielsweise Lastflussprobleme mit kürzeren Leitungen gelöst werden, z. B. indem man an das weit verbreitete 115/138/161-kVSystem anschließt und nicht an das weiter entfernte Höchstspannungs-BackboneÜbertragungssystem. • Niedrigere Spannungen Wegen der höheren Übertragungskapazität von VLI-Kabeln (etwa drei- bis fünfmal höhere Strombelastbarkeit als herkömmliche Leitungen) können die Versorgungsunternehmen Geräte mit niedrigerer Spannung einsetzen, wodurch sowohl die elektrischen (I²R) Verluste, die für einen Hochstrombetrieb typisch sind, als auch die Kapitalkosten für die Aufwärts- und Abwärtstransformatoren (und auch die Leerlauf-Verluste in den Transformatoren selbst) vermieden werden können. Hochstrom-VLI-Kabel bei 115 kV oder auch bei 69 kV können Probleme lösen, die normalerweise bei einer konventionellen Lösung 230 kV oder 345 kV erfordern würden. Auf lange Sicht können mit VLI die wesentlich höheren Systemkosten (z. B. Ersatz von Transformatoren und Leistungsschaltern) für die großflächige Aufrüstung der Netze überflüssig werden. • Größere Kontrollierbarkei Bei VLI-Kabeln können die Lastflüsse mit herkömmlichen serienmäßigen Drosselspulen oder Schrägregler kontrolliert werden, woraus sich Markt- und Zuverlässigkeitsvorteile ergeben, die man typischerweise mit anderen „kontrollierbaren" Formen der Übertragung in Verbindung bringt - z. B. FACTS (Flexible AC Transmission Systems) oder DC-Übertragung. Doch diese Kontrolle an den Endpunkten einer Leitung wäre mit wesentlich weniger Aufwand und weit unkomplizierter erreicht, als es im typischen Fall bei herkömmlichen Technologien der Fall wäre (z. B. große und unflexible DC-Umrichterstationen oder die großen Leistungselektronischen Anlagen, die oft bei den herkömmlichen FACTGeräten notwendig sind). Während DC-Leitungen auf Lastflüsse von Punkt zu Punkt beschränkt sind, könnte die Kontrollierbarkeit bei VLI-Kabelsystemen auf viele Punkte in einem Netzwerk erweitert werden. Diese inhärente Kontrollierbarkeit ist auch im Hinblick auf regulatorische Fragen wichtig. Beispielsweise könnte VLI die Grundlage bilden für eine private risikoabhängige Investition in handelsorientierte Übertragungsprojekte mit übertragbaren Eigentumsrechten an der Übertragungskapazität, die sich außerhalb des Rahmens der Bemessungsgrundlage bewegen, in Situationen, in denen DC- und konventionelle FACTS-Lösungen kostenmäßig nicht wettbewerbsfähig sind. Die Kosten für DC-Systeme werden stark beeinflusst von den Umrichterstationen. Bei kurzen DCÜbertragungsstrecken werden die Systemkosten von den Kosten der Umrichterstationen beherrscht; bei VLI-Kabeln gibt es diese Einbußen nicht. Quelle: www.voltimum.de • Längere Lebensdauer und bessere Anlagennutzung VLI-Kabel sind eine neue Möglichkeit das größte Problem überlasteter urbaner Übertragungssysteme - die Hitze – zu lösen. Im Laufe der Zeit altert die Kabelisolierung durch thermische Überbeanspruchung, was zu einer höheren Ausfallwahrscheinlichkeit führt. Indem man den Stromfluss von überlasteten Kabeln und Leitungen abzieht, kann man bei den urbanen Stromversorgungsnetzen, die als unvermeidliche Folge zunehmender Belastung immer anfälliger für Überhitzungen sind, „Hitze wegnehmen" und die akuten Standortschwierigkeiten der herkömmlichen Systeme bei Systemerweiterungen (auf Kupfer- oder Aluminiumbasis) durch Einfügen von VLI-Kabeln an strategisch günstigen Stellen vermeiden. Indem man die Belastung von den vorhandenen Stromleitungspfaden wegnimmt, erhöht man die Lebensdauer der herkömmlichen Systemelemente. Mit dieser Methode verbessert man außerdem die Ausnutzung der gesamten Anlage und große Kapitalinvestitionen für den Austausch der veralteten Netz-Infrastruktur können auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. • Erweiterte Standortoptionen für Generatoren. Weil durch VLI-Kabel mit niedriger Impedanz Spannungsabfälle erheblich geringer sind, haben diese Kabel die Fähigkeit, die „elektrische Distanz zu verringern". Das heißt, dass neue Generatoren in größeren Abständen von urbanen Lasten angeordnet werden könnten (wo Grundstücke, Arbeitskraft und andere Kosten niedriger sind), und trotzdem derselbe Grad an Spannungsunterstützung erreicht werden kann, als wären sie im oder nahe am Stadtzentrum angeordnet. HTSÜbertragungsleitungen könnten also als „virtuelle Generatoren" eingesetzt werden, womit sowohl die Stromversorgungsprobleme als auch die Blindleistungsprobleme gelöst wären. • Geringere elektrische Verluste In speziell optimierten Entwürfen können VLI-Kabel zu geringeren Nettoenergieverlusten führen, als sie entweder bei herkömmlichen Leitungen und Kabeln oder bei ungeschirmten HTS-Kabeln mit einem einzigen Leiter pro Phase vorkommen, woraus sich ein Übertragungspfad mit hoher elektrischer Effizienz ergibt. Weil bei VLILeitungen die Tendenz besteht, dass sie den Stromfluss anziehen, arbeiten sie natürlicherweise mit einem hohen Auslastungsfaktor, wodurch sich die Verluste bei anderen Leitungen reduzieren, und sich der Effizienzvorteil weiter vergrößert. • Indirekte und nicht monetäre Einsparungen Mit VLI-Kabeln können neben diesen „harten" Kosteneinsparungen noch weitere „weiche" Einsparungen erzielt werden. Beispielsweise kann sich die Installationszeit dadurch verkürzen, dass Standorthindernisse, wie sie bei kompakten Erdverlegungen üblich sind, reduziert werden, und dass die Standortauflagen für Anlagen mit niedrigerer Spannung weniger streng sind.3 VLI-Kabel könnten durch vorhandene, nicht mehr genutzte unterirdische Gas-, Öl- oder Wasserrohre verlegt werden, durch vorhandene (aktive oder inaktive) elektrische Installationsrohre, neben vorhandenen Autobahn- oder Eisenbahntrassen, oder durch andere vorhandene Korridore. Zwar sind HTSKabel in der Anschaffung zunächst wahrscheinlich teurer als konventionelle Kabel, doch können die Nettokosten eines voll installierten Kabelsystems wegen des geringeren Platzbedarfs der HTS-Kabel, der Möglichkeit, die vorhandene Infrastruktur anzupassen und wieder zu verwenden, oder der Möglichkeit, anstelle des kostspieligen und störenden Grabenaushubs gesteuerte Horizontal-Bohrgeräte zu verwenden, niedriger sein. Durch die erweiterten Standortoptionen würden kostspielige und kontroverse Enteignungsverfahren seltener werden. Auch indirekte Auswirkungen auf Grundstückswerte durch den Bau von Freileitungen würden vermieden. Gemeinden, in denen VLI-Projekte durchgeführt würden, hätten den Vorteil einer höheren Grundstücksbewertung, Quelle: www.voltimum.de beispielsweise höhere Vermögenssteuereinnahmen und breitere Erschließungsmöglichkeiten. • Kosteneinsparung durch weniger regionale Engpässe Die Möglichkeit, Netzaufrüstprojekte schneller zu realisieren, wird sich schließlich, und das ist vielleicht der wesentlichste Vorteil, auf die frühere Beseitigung oder Entspannung von Netzengpässen auswirken. Durch die Lösung physikalischer Engpassprobleme werden sich die Kosten, die heutzutage auf dem noch weitgehend ungeregelten und hinsichtlich des Wettbewerbs unvollkommenen Markt für Verbraucher und Wirtschaft ungeheure Nachteile haben, in diesem Zusammenhang drastisch reduzieren. Umweltvorteile Neben den oben beschriebenen Kostenvorteilen haben VLI-Kabel im Vergleich zur konventionellen Technologie außerdem viele Umweltvorteile. Einige dieser Vorteile beruhen auf genau den Eigenschaften der VLI-Kabel, die auch Grund für die geringeren installierten Kosten sind. Beispiele: • Erdverlegung Durch die Erdverlegung der VLI-Kabel werden die sichtbaren Auswirkungen von Freileitungen beseitigt. • Kürzere Kabellängen Kann man Lastflussprobleme durch kürzere Kabellängen und raumsparende Trassen lösen, werden dadurch Störungen durch Bauarbeiten geringer. • Geringere elektrische Verluste Die geringeren elektrischen Verluste der VLI-Leitungen sowie geringere I²R-Verluste an benachbarten konventionellen Leitungen, die aufgrund der StromanziehungsEffekte der VLI-Kabel entlastet werden, werden sich in einem geringeren Brennstoffverbrauch für ihre Erzeugung auswirken. • Umweltfreundliches Dielektrikum. Flüssigstickstoff, das Kühlmittel/Dielektrikum der Wahl für VLI-Kabel, ist preisgünstig, reichlich vorhanden und umweltverträglich. Andere Umweltvorteile von VLI sind mehr indirekter Natur und schwerer zu quantifizieren, können jedoch entscheidend dafür verantwortlich sein, ob ein Versorgungsunternehmen ein Projekt zu Ende bringen kann. Beispiele: Beseitigung von EMF Der koaxiale Entwurf eines VLI-Kabels, gekoppelt mit der HTSAbschirmung, unterdrückt elektromagnetische Felder (EMF) vollständig. Die Abschirmung der Phasenströme, die typisch ist für den VLI-Entwurf, führt zu einander entgegenwirkenden und sich gegenseitig aufhebenden Feldern. VLI-Kabel erzeugen dadurch, und das wurde im Labor nachgewiesen, nur eine minimale oder überhaupt keine EMF außerhalb der kompakten Kabelbaugruppe. Die Beseitigung von EMF-Streufeldern hat den Vorteil, dass Wirbelstromverluste von in der Nähe liegenden metallischen Leitungsrohren oder anderen metallischen Konstruktionen vermieden werden. Zusätzlich werden Interferenzen mit elektrischen Strom- oder Fernmeldekabeln in der Umgebung beseitigt und die Leitungsinduktanz ist vollkommen unabhängig von der Konfiguration dieser Phasen. Bessere Generatorverteilung Der vielleicht signifikanteste Umweltvorteil von VLI ist die Entspannung hinsichtlich der Beschränkungen in der Generatorverteilung, die sich aus der erweiterten Netzkapazität ergibt. Wie sich in den letzten Jahren herausgestellt hat, können Netzbeschränkungen dazu Quelle: www.voltimum.de führen, dass man gezwungen ist, auf ältere, weniger saubere, so genannte „reliability mustrun“ (RMR)-Erzeugungseinheiten zurück zu greifen, die mitten in stark besiedelten urbanisierten Gebieten liegen. Diese RMR-Generatoren haben typischerweise höhere Wärmewerte und Emissionen, als moderne Generatoren. Eine Entspannung dieser Verteilungsbeschränkungen wird zu geringeren regionalen Luftverunreinigungen und Brennstoffkosten führen, was sich positiv sowohl auf die öffentliche Gesundheit als auch auf die Strompreise auswirken wird. Zwar bieten alle Netzerweiterungen diesen Vorteil, doch können Aufrüstungen mit VLI-Kabeln möglicherweise auch in Situationen geeignet sein, in denen andere Netzaufrüstungen nicht zugelassen werden können. Weder eine Verstärkung mit VLI-Kabeln noch irgendeine andere Form der Netzerweiterungen kann jedoch die Notwendigkeit einer lokalen Erzeugungskapazität aus bestimmten Gründen überflüssig machen (z. B. lokale Spannungsunterstützung, Fähigkeit zur Wiederinbetriebnahme); Strategien, die einen reduzierten Einsatz dieser RMR-Anlagen ermöglichen, können zu beträchtlichen Wirtschafts- und Umweltvorteilen führen. Quelle: www.voltimum.de