Montag, 3. April

Werbung
Montag – fünfte Fastenwoche
Machiavelli, der Archetyp eines Politikers, sagte: „es ist die schwierigste Sache
der Welt die Ordnung der Dinge zu verändern”. Es ist eine typisch westliche
Anschauung, eine Denkgewohnheit der linken Gehirnhälfte, zu unterstellen, wir
sollten und könnten Dinge verändern. Es ist das Spiel von Politikern ohne
Weisheit, von denen wir alle längst enttäuscht sind. Gleichwohl setzen wir es
irgendwie voraus, dass wir, wenn wir nur ausreichend starken Willen und ein
bisschen Glück haben, alles vermögen. Dass wir die Dinge steuern können.
Heute kennen sich der Osten und der Westen, sie überkreuzten sich mehrmals
und mischten sich auf unterschiedliche Art, zumindest in bestimmten
gesellschaftlichen Gruppen. Aber es bleiben einige typische östliche
Einstellungen und Denkweisen, die das westliche Denken stark herausfordern.
Eine davon ist, es sich selbst zu erlauben zu etwas besserem verändert zu
werden im Annehmen wie die Dinge laufen, und dabei mit der Strömung zu
gehen, anstatt die Richtung des Flusses mit Sprengungen und schwerem Gerät zu
ändern. Still sein statt impulsiv eingreifen. Sein statt Tun.
Jeder Ansatz hat seinen Preis. Der Ansatz des Aktivisten, der auf Willenskraft
beruht, kann frustrierend sein und nur Erfolge von kurzer Dauer hervorbringen.
Der kontemplative Ansatz erfordert geistige und emotionale Übung durch
fortwährende Einübung der Aufmerksamkeit. Veränderung fängt im Inneren an
bevor sie in der äußeren Welt wirksam wird. Der Preis dafür ist höher, weil diese
Veränderung authentisch und nachhaltig ist. Voraussetzung ist das reine Gebet
‚vollständiger Einfachheit, das nicht weniger als alles kostet’.
Ich sprach kürzlich mit jemand, der auf diesen Preis gestoßen war. Jemand hatte
ihm gesagt, dass es in Ordnung sei die Aufmerksamkeit vom Mantra
abzuwenden, wenn starke Widerstände während der Meditation auftreten und
vom Sprechen des Mantra abhalten. Oder, wenn du das Mantra zwar sagst aber
eine Blockade bekommst, du aufhören sollst es zu sprechen und zunächst die
Zerstreuung erkennen und benennen sollst, bevor du zum Mantra zurückkehrst.
Die Empfehlung unserer Meditationstradition besagt jedoch, einfach das Mantra
zu sprechen und zu ihm zurückzukehren und nicht aufzuhören um die
Ablenkung zu benennen.
Wenn du nicht weißt, was mit das Mantra sprechen gemeint ist (das Mantra als
freudiges Fasten betrachten), kann diese Unterscheidung wie spirituelle
Haarspalterei erscheinen. Auf eine Art ist es dies auch, so fein ist diese
Unterscheidung. Wenn du aber weißt, was das Mantra ist, wirst du diese feine
Unterscheidung verstehen. Du wirst ihre Berechtigung durch deine eigene
Meditationsübung und –erfahrung spüren. Ich glaube, sie macht auch einen
Unterschied auf die Art der Veränderung, die sie hervorbringt.
Ich sage nicht, der eine Weg ist gut und der andere schlecht. Man sollte nie den
Übungsweg eines Anderen herabsetzen oder nicht respektieren. Es gibt viele
Pfade, die auf den Hügel der Wahrheit emporführen. Aber ich halte es für wichtig
zu sehen, dass völlige Einfachheit bedeutet, das Augenmerk von der Macht des
starren Willens zur Macht des Fließen-Lassens zu verlagern. Abzubrechen und
die Willensarbeit des Betitelns und Benennens wieder aufzunehmen ist nicht das
Ende der Welt, aber es bedeutet den Zug anzuhalten. Selbst wenn ein Zug seine
Fahrt verlangsamt, kommt er doch weiter voran. Es wird genügend Zeit geben,
wenn du den nächsten Bahnhof erreichst (nach der Meditationszeit), um zu
betrachten, was die Verlangsamung verursacht hat. Aber nochmals, verliere
nicht zu viel Zeit damit, damit du es nicht verpasst, wenn der Zug wieder
losfährt.
Unseren ego-zentrischen Willen in vollkommener Einfachheit loszulassen, ist
unser erster, fortwährend wiederholter Schritt der Reise. Wir machen uns
beständig dazu auf, und einmal losgelaufen, warum sollten wir anhalten?
Übersetzung: Tobias Schnabel
Herunterladen