Montag – fünfte Fastenwoche Machiavelli, der Archetyp eines Politikers, sagte: „es ist die schwierigste Sache der Welt die Ordnung der Dinge zu verändern”. Es ist eine typisch westliche Anschauung, eine Denkgewohnheit der linken Gehirnhälfte, zu unterstellen, wir sollten und könnten Dinge verändern. Es ist das Spiel von Politikern ohne Weisheit, von denen wir alle längst enttäuscht sind. Gleichwohl setzen wir es irgendwie voraus, dass wir, wenn wir nur ausreichend starken Willen und ein bisschen Glück haben, alles vermögen. Dass wir die Dinge steuern können. Heute kennen sich der Osten und der Westen, sie überkreuzten sich mehrmals und mischten sich auf unterschiedliche Art, zumindest in bestimmten gesellschaftlichen Gruppen. Aber es bleiben einige typische östliche Einstellungen und Denkweisen, die das westliche Denken stark herausfordern. Eine davon ist, es sich selbst zu erlauben zu etwas besserem verändert zu werden im Annehmen wie die Dinge laufen, und dabei mit der Strömung zu gehen, anstatt die Richtung des Flusses mit Sprengungen und schwerem Gerät zu ändern. Still sein statt impulsiv eingreifen. Sein statt Tun. Jeder Ansatz hat seinen Preis. Der Ansatz des Aktivisten, der auf Willenskraft beruht, kann frustrierend sein und nur Erfolge von kurzer Dauer hervorbringen. Der kontemplative Ansatz erfordert geistige und emotionale Übung durch fortwährende Einübung der Aufmerksamkeit. Veränderung fängt im Inneren an bevor sie in der äußeren Welt wirksam wird. Der Preis dafür ist höher, weil diese Veränderung authentisch und nachhaltig ist. Voraussetzung ist das reine Gebet ‚vollständiger Einfachheit, das nicht weniger als alles kostet’. Ich sprach kürzlich mit jemand, der auf diesen Preis gestoßen war. Jemand hatte ihm gesagt, dass es in Ordnung sei die Aufmerksamkeit vom Mantra abzuwenden, wenn starke Widerstände während der Meditation auftreten und vom Sprechen des Mantra abhalten. Oder, wenn du das Mantra zwar sagst aber eine Blockade bekommst, du aufhören sollst es zu sprechen und zunächst die Zerstreuung erkennen und benennen sollst, bevor du zum Mantra zurückkehrst. Die Empfehlung unserer Meditationstradition besagt jedoch, einfach das Mantra zu sprechen und zu ihm zurückzukehren und nicht aufzuhören um die Ablenkung zu benennen. Wenn du nicht weißt, was mit das Mantra sprechen gemeint ist (das Mantra als freudiges Fasten betrachten), kann diese Unterscheidung wie spirituelle Haarspalterei erscheinen. Auf eine Art ist es dies auch, so fein ist diese Unterscheidung. Wenn du aber weißt, was das Mantra ist, wirst du diese feine Unterscheidung verstehen. Du wirst ihre Berechtigung durch deine eigene Meditationsübung und –erfahrung spüren. Ich glaube, sie macht auch einen Unterschied auf die Art der Veränderung, die sie hervorbringt. Ich sage nicht, der eine Weg ist gut und der andere schlecht. Man sollte nie den Übungsweg eines Anderen herabsetzen oder nicht respektieren. Es gibt viele Pfade, die auf den Hügel der Wahrheit emporführen. Aber ich halte es für wichtig zu sehen, dass völlige Einfachheit bedeutet, das Augenmerk von der Macht des starren Willens zur Macht des Fließen-Lassens zu verlagern. Abzubrechen und die Willensarbeit des Betitelns und Benennens wieder aufzunehmen ist nicht das Ende der Welt, aber es bedeutet den Zug anzuhalten. Selbst wenn ein Zug seine Fahrt verlangsamt, kommt er doch weiter voran. Es wird genügend Zeit geben, wenn du den nächsten Bahnhof erreichst (nach der Meditationszeit), um zu betrachten, was die Verlangsamung verursacht hat. Aber nochmals, verliere nicht zu viel Zeit damit, damit du es nicht verpasst, wenn der Zug wieder losfährt. Unseren ego-zentrischen Willen in vollkommener Einfachheit loszulassen, ist unser erster, fortwährend wiederholter Schritt der Reise. Wir machen uns beständig dazu auf, und einmal losgelaufen, warum sollten wir anhalten? Übersetzung: Tobias Schnabel