Das Immunsystem

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Das Immunsystem – Wie verhält es sich
mit Krankheit und Sport? Teil I
2. Dezember 2010 | Von Holger Gugg | Kategorie: Aktuelles, Holger Gugg, Sportnahrung
Holger Gugg gefällt das. Gefällt mir nicht mehr
Liebe BLOG-Leser und treue PEAK-Kunden,
bereits einer meiner letzten BLOGs hat sich mit der kalten Jahreszeit und damit
verbundenen mit den Masseaufbauphasen der Athleten befasst. Leider treten im Winter
aber auch besonders häufig Erkältungen auf. Unser Immunsystem ist zu dieser Zeit
besonders gefordert, uns vor äußeren Einflüssen zu schützen.
Jeder von uns kennt die Situation, wenn sich plötzlich die Nase schließt oder sie zu
laufen beginnt. Der Hals wird kratzig und ein leichtes Hüsteln stellt sich ein. Jeder Athlet
hat sich in dieser Phase bereits die Frage gestellt, ob Training den Ausbruch einer
Erkältung eher herausfordert, es keine Bedeutung hat oder dieser sogar entgegenwirkt.
Auch bei einer bereits bestehenden Infektion, welche unter Umständen sogar
medikamentös behandelt wird, zwingen sich einige Sportler noch ins Fitness-Studio. Ist
eine solche Vorgehensweise gesund und Muskelaufbau fördernd oder schlichtweg
DUMM?
Um diese Fragen zu klären, werde ich mich in den folgenden 2 BLOGs eingehend mit
dem Thema Immunsystem befassen:
In Teil 1 werde ich über den Aufbau und die beteiligten Komponenten unserer
Immunabwehr schreiben und erklären, wie unser Immunsystem in beide Richtungen
fehlgesteuert reagieren kann. Außerdem gebe ich Tips, wie man vorbeugend für
Stärkung des Immunsystems sorgen kann.
In Teil 2 befasse ich mich dann ausführlich mit dem Thema Erkältung, Immunsystem und
Sport.
Viel Freude mit meinen Ausführungen.
Das Immunsystem
Das Immunsystem ist das biologische Abwehrsystem unseres Körpers. Zu ihm gehören
verschiedene Organe, Zellarten und Moleküle. Die Hauptaufgabe des Immunsystems ist
es, den Körper vor negativen Einflüssen von außen zu schützen. So beseitigt es fremde
Mikroorganismen und Substanzen, die zu Funktionsstörungen und Krankheiten führen.
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Neben dieser Aufgabe sorgt es auch für die Zerstörung körpereigener „kranker“ Zellen.
Es unterstützt deren Abbau (Nekrose) oder sorgt für den sog. programmierten Zelltod
(Apoptose).
Typische Feinde des Immunsystems sind Pilze, Viren, Bakterien oder Parasiten.
Unterscheidung der Immunabwehr
Grundsätzlich lässt sich die Immunabwehr in eine angeborene / unspezifische Gruppe
und eine adaptive/spezifische Gruppe unterteilen.
Die angeborene/unspezifische Immunabwehr
Sie besteht zum Einen aus physiologischen Einrichtungen, den Ephitelien (Zellschichten
der Haut). Die oberen Hautschichten sind für Angreifer schwer zu durchqueren, da der
dort herrschende schwach saure ph-Wert sie daran hindert.
Gelingt es einem Erreger, trotzdem diese Hürde zu meistern, steht er einer Gruppe von
Molekülen und Zellen (Makrophagen und neutrophilen Granulozyten) entgegen. Ihnen ist
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es möglich über spezielle Rezeptoren zu erkennen, ob ein Molekül körpereigen oder
körperfremd ist.
Der Krankheitserreger (Pathogen) kann also hier bereits bekämpft werden, bevor
er in den Organismus eintritt.
Erkennen von Pathogenen
Die spezifischen Rezeptoren zum Erkennen von Krankheitserregern werden toll-ähnliche
Rezeptoren (Toll-like Receptor (TLR)) genannt. Sie erkennen alle Erreger, die sich
außerhalb der Zelle befinden.
Es gibt auch Rezeptoren innerhalb der Zelle (im Zytosol) wie z.B. RIG-I (retinoic acid
inducible gene I). Diese erkennen Viren an Ihren Ribonukleinsäuren (eine spezifische
organische Säure im Zellkern).
Glücklicherweise besitzen Pathogene ein unveränderliches Merkmal, das eine
Identifizierung immer ermöglicht. Die Rede ist hier vom sog. pathogen-asoziierten
molekularen Muster. Krankheitserreger sind glücklicherweise nicht in der Lage, dieses
Muster zu verändern.
Das Erkennungsraster ist bereits sehr genau, die Einrichtung zählt dennoch zur
unspezifischen Immunabwehr.
In Makrophagen oder neutrophilen Granulozyten befindet sich das Inflammasom, ein
Proteinkomplex, das durch Bakterienbestandteile oder Harnsäurekristalle stimuliert wird.
Die Stimulation löst eine Reihe von weiteren Reaktionen aus. Endergebnis ist die
Aktivierung des proinflammatorischen Zytokins (Interleukin-1β), welches die
Entzündungsreaktion auslöst.
Interessant
Eine Stimulation durch Bakterien dient der Abwehr der Pathogene. Eine
Stimulation durch Harnsäure-Kristalle allerdings fördert Gichtanfälle.
.
Erkennungsmerkmal MHC
Um körpereigene von körperfremden Zellen zu unterscheiden, verfügen körpereigene
Zellen über den „Haupthistokompatibilitätskomplex“ (MHC). Fehlt dieser Komplex bei
einer Zelle wird diese als fremd erkannt und bekämpft.
Effektivität der angeborenen Immunabwehr
Etwa 90% aller Infektionen wird bereits von der angeborenen Immunabwehr erkannt und
angegriffen. Beteiligt an diesem System sind neben og. Einrichtungen auch Zellen,
welche den Erreger teilweise selbst vernichten oder eben Interleukine produzieren, um
den Körper in einen Alarmzustand zu versetzen. Hierzu zählen Epithelzellen,
dendritische Zellen sowie eosinophile und basophile Granulozyten.
Entzündungen und Fieber sind erkennbare Anzeichen für die Wirkung von
Interleukinen
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Die adaptive/spezifische Immunabwehr
Hier geht es darum, dass sich ein Organismus im Laufe seines Bestehens gegenüber
neuen Pathogenen anpasst (adaptiert). Die besondere Effizienz liegt in der
Anpassungsfähigkeit dieses Systems. Es erkennt bestimmte Strukturen (Antigene) des
Erregers und bildet zu dessen Abwehr spezifische Antikörper aus.
Die spezifische Immunantwort bedient sich zweier Strategien:
1. Zellvermittelte Immunantwort
Hier entwickeln sich bestimmte T-Zellen zu zytotoxischen (zelltötenden) Zellen. Sie
greifen den Erreger direkt an. Sie ist besonders wirksam gegen Viren, Bakterien und
Pilze die sich in Körperzellen befinden, sowie gegen fremde Gewebe.
2. Antikörpervermittelte Immunantwort
Hier entwickeln sich B-Zellen zu Plasmazellen, welche wiederum Antikörper produzieren
und freigeben. Antikörper binden spezifisch an das Antigen. Sie neutralisieren dadurch
z.B. Gifte von Bakterien oder verhindern, dass sich Viren an Körperzellen anheften
können. Sie machen außerdem Bakterien unbeweglich und sorgen dafür, dass zerstörtes
Gewebe und Fremdstoffe von den Fresszellen beseitigt werden.
Diese Art der Immunantwort ist wirksam gegen Erreger, die sich außerhalb der
Körperzellen befinden sowie gegen Antigene in Körperflüssigkeiten.
Ein Erreger kann, je nach Ort seines Auftretens, beide Arten der Immunantwort
aktivieren.
.
Erreger-Gedächtnis
Eine neue Infektion bleibt dem Immunsystem im Gedächtnis. Die hierfür zur Verfügung
stehenden Gedächtniszellen ermöglichen bei einem erneuten Auftritt des Erregers eine
schnelle Abwehrreaktion.
Erfolg durch Synergie:
Beide Teile des Immunsystems arbeiten zusammen. Erst gut koordiniertes
Zusammenspiel führt zur vollständigen Belastbarkeit des gesamten Systems.
Beteiligte am Immunsystem
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a) Mechanische und physiologische Barrieren
Sie stellen die erste Barriere des Körpers dar und verhindern ein Eindringen der
Pathogene in den Körper. Die Haut mit Ihrem Schichten und dem leicht sauren ph-Wert
sowie über den ausgesonderter Schweiß, oder Talg verhindert ein Eindringen und ein
Wachstum von Erregern. Schleimhäute und Schleimsekrete binden Erreger. Im Auge
sorgt die Tränenflüssigkeit für Abtransport und enzymatische Bekämpfung von
Mikroorganismen. Im Mund bekämpfen Enzyme des Speichels Erreger. Der Magensaft
mit seinem ph-Wert von 3 lässt beinahe keine Erreger unbeschadet in den Darm. Im
Darm selbst steht die Darmflora zur Bekämpfung von Infekten bereit. Selbst die
Ausspülung von Harn innerhalb des Harntraktes ist noch als Komponente der
Immunabwehr zu verstehen.
b) Zelluläre Bestandteile
In den Blutgefäßen, den Lymphbahnen und in den Geweben des Körpers befinden sich
Abwehrzellen, welche eindringende Erreger bekämpfen. Makrophagen, neutrophile
Granulozyten oder dendritische Zellen sind in der Lage, Erreger teilweise selbst zu
zerstören oder über die Produktion von Zytokinen andere Abwehrzellen auf den Plan zu
rufen.
Granulozyten
Sie stellen den Großteil der weißen Blutkörperchen dar und können sich frei in der
Blutbahn und in Geweben bewegen. In ihrem Inneren enthalten Granulozyten aggressive
Substanzen zum Bekämpfen von Erregern.
Neutrophile Granulozyten
Bis zu 50% der Gesamtgranulozyten kommen aus dieser Gruppe. Sie werden von
Zytokinen aktiviert und wandern aus der Blutbahn in das betroffene Gewebe. Damit Sie
ins Gewebe eindringen und sich dort fortbewegen können, enthalten Sie einen Mix aus
Enzymen. Im betroffenen Gewebe angekommen, machen Sie die Krankheitserreger
dann unschädlich.
Eosinophile Granulozyten
Weitere 3-5% der Granulozyten sind die sog. eosinophilen Granulozyten. Auch sie
bewegen sich frei in Blut und Geweben. Besonders bei der Abwehr von Parasiten sind
sie von entscheidender Bedeutung und lassen sich daher auch vermehrt bei einem
Parasitenbefall im Blut nachweisen. Auch bei Allergien sind erhöhte Mengen dieser
Zellen nachweisbar.
Basophile Granulozyten
In ihnen sind Histamin und Heparin gespeichert. Histamin ist ein biogenes Amin, dass bei
allergischen Reaktionen freigesetzt wird. Lediglich bis zu 2% der Granulozyten fallen in
diese Kategorie. Sie werden stimuliert, wenn Allergene an Antikörper anbinden und
schütten in der Folge Histamin und den sog. Plättchenaktivierenden Faktor (PAF) aus.
Insgesamt haben sie eher wenig Bedeutung
Makrophagen
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Makrophagen (auch genannt Riesenfresszellen) reifen aus einkernigen weißen
Blutkörperchen (sog. Monozyten). Sie kommen überall im Blut und Gewebe vor wie z.B.
in den Lungenbläschen, in der Haut, in den Schleimhäuten, aber auch in inneren
Organen wie der Leber und dem Gehirn. Sie erkennen dort Eindringlinge, welche Sie
fressen (phagozytieren). Was von den Makrophagen selbst nicht beseitigt werden kann,
wird an die adaptive Immunabwehr weitergemeldet.
Eine Makrophage formt aus sich selbst und dem Erreger eine Art Signalzelle.
Nur so können T-Helferzellen das Antigen erkennen und es durch Hervorrufen einer
Immunantwort bekämpfen. Sprichwörtlich zur Müllabfuhr des Körpers macht die
Makrophagen deren zusätzliche Aufgabe, schädliche Substanzen und Abfallprodukte wie
z.B. Teer zu beseitigen.
Natürliche Killerzellen (NK-Zellen)
Sie stehen an einer der ersten Verteidigungslinien der Immunabwehr. Sie können kranke
Zellen vernichten, ohne vorher selbst mit dem Pathogen in Kontakt gekommen zu sein.
Hierzu verwenden sie den MHC-Komplex (siehe oben), um gute von schlechten Zellen
zu unterscheiden. Eine Zelle ohne diesen Komplex wird als „schlechte Zelle“ angesehen
was zum Auslösen einer Immunreaktion führt.
T-Lymphozyten (T-Zellen)
Sie entstehen im Knochenmark und wandern in den Thymus (ein Organ des
Lymphsystems). Dort reifen sie aus. An Ihrer Oberfläche befindet sich der T-ZellRezeptor, der es ermöglicht, Antigene durch Andocken zu erkennen. Auch die T-Zellen
arbeiten in Sachen Erkennungsmerkmal mit dem MHC-Komplex.
T-Helferzellen
Sie erkennen über ihren spezifischen T-Zell-Rezeptor Eindringlinge. Bei einer Aktivierung
teilen sie sich und setzen Botenstoffe frei, die zum Einen Lymphokine für eine verstärkte
Immunantwort bilden und zum Anderen die Bildung von Antikörpern veranlassen.
Regulatorische T-Zellen
Möglicherweise vermeiden sie ein Überschießen der Immunabwehr und haben daher
einen regulatorischen Effekt. Ohne sie würde auch bei ungefährlichen Antigenen eine
Immunantwort ausgelöst.
Zytotoxische T-Zellen
Sie erkennen Antigene über den MHC-Komplex. Körpereigene kranke Zellen melden
über diesen ihren Krankheitsstatus. Diese Zellart heftet sich an die betroffene Zelle und
sorgt über die Ausschüttung bestimmter Substanzen zum Absterben der Zelle
(Apoptose).
B-Lymphozyten (B-Zellen)
Auch sie gehören zu den weißen Blutkörperchen und entstehen im Knochenmark. Die
Bindung eines Antigens an den B-Zell-Rezeptor führt zur Aktivierung der B-Zelle. Sie
kann sich dann zu einer Antikörper bildenden Plasmazelle oder zu einer Gedächtniszelle
entwickeln. Das besondere an B-Zellen ist deren Eigenschaft, auch freie Antigene zu
erkennen und eine Immunantwort auszulösen.
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Die Aktivierung der T- und B-Zellen benötigt etwa 1-2 Tage.
Arten und Funktion der
Immunkörper
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c) Humorale Bestandteile
Humorale Bestandteile sind Plasmaproteine. Diese befinden sich passiv im Blut, der
Lymph- oder Gewebsflüssigkeit und können NICHT an einen bestimmten Wirkungsort
wandern.
Antikörper
Pathogene führen über b-Lymphozyten und Plasmazellen zur Ausbildung von
erregerspezifischen Antikörpern.
Antikörper sorgen über die sog. Opsonierung zu einem „Outen“ des Antigens, so dass es
für Fresszellen sichtbar wird. Der entstehende Antigen-Antikörperkomplex verstärkt die
Opsonierung nochmals und setzt Lockstoffe für das Immunsystem frei, die den sog. MAK
(Membran-Angriffs-Komplex) bildet. Dieser verursacht Löcher der Zellmembran.
Antikörper deaktivieren den Erreger zudem bereits durch das Verkleben und das Bilden
eines großen bewegungsunfähigen Gebildes.
Komplementsystem
Über 30 Plasmaproteine mit unterschiedlichen Eigenschaften gehören zu diesem Teil der
angeborenen Immunantwort. Einige dieser Proteine sind Proteasen (Enzyme). Sie
schädigen die Zellwände des Erregers und zerstören ihn so. Anaphylatoxine wirken
beispielsweise gefäßerweiternd und fördern eine Entzündung. Andere Proteine aktivieren
Fresszellen.
Interleukine
Sie gehören zu den Zytokinen und werden als körpereigene Botenstoffe von den
Immunzellen gebildet.
.
Ablauf einer Immunreaktion
Kann die erste mechanische/physiologische Barriere durchbrochen werden, ist für den
Verlauf entscheidend, ob der Erreger bereits einmal im Körper vorhanden war.
Erstinfektion
Antigenpräsentierende Zellen wie Makrophagen erkennen typische Erregermerkmale,
ohne zuvor mit dem Erreger Kontakt zu haben. Sie können den Erreger phagozytieren
(fressen) oder der folgenden Immunabwehr präsentieren. Die Erregerteile werden dann
der adaptiven Abwehr zur Verfügung gestellt, welche so gleichzeitig aktiviert wird. Jetzt
besteht die Möglichkeit, Erreger durch Phagozytose oder aggressive Substanzen
abzutöten. Weitere Beteiligte bilden Antikörper aus, welche sich an den Erreger binden
und ihn bewegungsunfähig machen. Andere Abwehrzellen vernichten ihn dann. Nach
jeder ersten Infektion bleibt der Erreger in den Gedächtniszellen erhalten. Tritt er erneut
auf, kann das Immunsystem wesentlich schneller auf diesen reagieren.
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Folgeinfektion
Nachdem der Erreger als bekanntes Gebilde von den Makrophagen erkannt wird,
werden die Gedächtniszellen aktiviert und die Antikörper können sofort ihre Arbeit
aufnehmen, da sie bereits vorhanden sind. Die volle Tätigkeit des Immunsystems ist
schnell hergestellt.
Dieser Vorgang geht wesentlich effektiver von Statten. Bei einer Impfung versucht
man, sich genau dieses Vorteils zu bedienen (siehe unten).
.
Wie entsteht eine Erkrankung
Ob eine Krankheit entsteht, hängt von der Menge des eingebrachten Erregers und
dessen Eigenschaften ab. Auch der Zustand des Immunsystems ist natürlich von
Bedeutung. Ist die Erregerdosis zu gering, oder das Immunsystem sieht sich in der Lage,
den Erreger auch ohne Krankheitssymptome zu verhindern (z.B. durch Impfung), kann
eine Erkältung also unter Umständen gar nicht ausbrechen oder einen weniger schweren
Verlauf nehmen. Ohne eindeutige Symptome kann der Verlauf einer Infektion kaum
vorhergesagt werden.
Reifung und Alterung der Immunabwehr
Im Mutterleib und im frühen Babyalter kann das Immunsystem noch nicht arbeiten.
Unterstützt wird ein Säugling über mütterliche Antikörper in der Muttermilch. In den
ersten Lebensmonaten bildet der Körper eher zufällig Millionen unterschiedliche
Abwehrzellen. Jede Abwehrzelle kann ein anderes Antigen erkennen. Im Rahmen der
Selbsttoleranz werden Zellen eliminiert, die eine Immunreaktion auf körpereigene Zellen
auslösen würden. Die T-Zellen differenzieren sich im Thymus aus und werden mit
körpereigenen Zellen konfrontiert. Bindet eine körpereigne Zelle an einen T-Rezeptor, so
stirbt die Zelle ab. So lernt die Immunabwehr körperfremde von eigenen Zellen zu
unterscheiden.
Im Laufe der Jahre sinkt die Kapazität der Immunabwehr wieder ab. Die Bildung von Tund B-Lymphozyten wird weniger. Auch verlieren sie an Aktivität. Aus diesem Grund ist
auch im Alter ein höheres Krebs- und Krankheitsrisiko gegeben.
Störungen und Erkrankungen des
Immunsystems
Wie bei jedem biologischen System kann auch beim Immunsystem ein „Betriebsfehler“
auftreten. Störungen können entweder zu einer zu starken, einer zu schwachen oder
sogar zu einer ausbleibenden Immunantwort führen. Es besteht zudem die Möglichkeit,
dass Immunzellen sich zu Krebszellen entarten.
Wahrscheinlich haben auch Faktoren wie Depressionen, Stress oder sonstige
psychische Erkranklungen Einfluss auf unser Immunsystem.
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Immundefekte
Da das Immunsystem nur 100% wirksam ist, wenn alle Komponenten funktionieren, kann
schon das Fehlen einer Komponente dazu führen, dass selbst eigentlich harmlose
Erkrankungen plötzlich lebensbedrohliche Ausmaße annehmen.
Ein Immundefekt kann von Geburt an bestehen oder erworben sein.
.
SCID – Schwere kombinierte Immundefizienz
Hierbei handelt es sich um angeborene Immundefekte, die sowohl die humorale als auch
die zelluläre Abwehr betreffen können.
AIDS
AIDS ist eine erworbene Immunschwäche, ausgelöst durch das HI-Virus. Dieses Virus
befällt die T-Helferzellen und entzieht sich so der Immunabwehr. Das vermehrte
Auftreten von Virenkörpern tötet immer mehr Abwehrzellen, bis schließlich eine deutliche
Abwehrschwäche, verbunden mir Infekten und Tumorerkrankungen eintritt, welche dann
häufig zum Tode führen.
Neutropenie oder Agranulozytose
Medikamente wie z.B. Zytostatika (Substanzen, die das Zellwachstum beeinflussen)
sowie Autoimmunerkrankungen sind hier die Auslöser. Es kommt zu
Schleimhautentzündungen und opportunistischen Infekten durch Erreger, die ansonsten
als harmlos anzusehen sind.
Es existieren noch eine Reihe weiterer Immundefekte, auf welche ich an dieser
Stelle jedoch nicht weiter eingehen möchte.
Überschießende Immunantworten
Autoimmunerkrankung
Im Regelfall erkennt das Immunsystem eigene Körperzellen und vermeidet so, dass
diese angegriffen werden. Die dafür eingerichteten Schutzmechanismen (Selbsttoleranz)
fallen bei Autoimmunerkrankungen aus. Die Immunabwehr bekämpft körpereigene
gesunde Strukturen. In den meisten Fällen ist die Ursache hierfür eine Störung im
Gleichgewicht zwischen selbst zerstörerischen und regulatorischen T-Zellen.
Unter den Begriff Autoimmunerkrankung fällt zum Beispiel Diabetes Typ 1. Hier bildet
das Immunsystem Antikörper aus, welche die Beta-Inselzellen der Bauchspeicheldrüse
angreifen und so die Produktion von Insulin reduzieren.
Bei Arthritis führt eine Immunreaktion zu einer Entzündung der Gelenkinnenhaut. Multiple
Sklerose greift über Antikörper die eigenen Nervenfasern an.
Allergie/Heuschnupfen
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Wenn der Körper die Fähigkeit verliert, auf fremde Eiweiße zu reagieren, kann es durch
eine überhöhte Bildung von basophilen Granulozyten zu einer vermehrten Produktion
des Allergie fördernden Histamin und damit verbunden zu allergischen Reaktionen wie
z.B. Heuschnupfen kommen. Bei einem anaphylaktischen Schock werden o.g. basophile
Granulozyten im ganzen Körper gebildet.
Krebserkrankung der Immunabwehr
Krebsentstehung durch Immunzellen
Leider ist es bei der Entstehung von Krebs auch möglich, dass es zu einer Entartung von
Immunzellen kommt. Diese Art der Entartung wirkt sich meist auf den ganzen Körper aus
und führt zur Abnahme der Immunabwehr sowie zu einer Verdrängung der Blutbildung im
Knochenmark.
Man unterscheidet hier die Leukämien, bei denen der Krebs von den Vorläuferzellen im
Knochenmark ausgeht. Der Verlauf kann hier akut oder chronisch von Statten gehen.
Die andere Gruppe entsteht aus bösartigen Tumoren der Lymphknoten auch genannt
malignes Lymphom.
Krebsimmuntherapie
Das Immunsystem kann auch als Ansatzpunkt bei der Bekämpfung von Krebs dienen.
Hier wird versucht, das Immunsystem gegen Tumorzellen zu aktivieren.
Weitere Schwachpunkte des Immunsystems
In Lipide eingehüllte Viren oder Tumorzellen führen zu keiner Immunreaktion da durch
sie keine Entzündung hervorgerufen wird. Krebszellen können vom Immunsystem nur
erkannt werden, wenn diese sog. tumor-assoziierten Antigene (TAA) bilden.
.
Was beeinflusst das Immunsystem?
Immunkompetenz ist der Begriff für ein intaktes Immunsystem. Dieses kann durch
Einflüsse von außen gestärkt oder geschwächt werden.
Stärkung
Allgemein
Im Allgemeinen kann eine gute Ernährung mit ausreichend Mineralstoffen wie Eisen,
Zink und Selen sowie Vitaminen sowie antioxidative Unterstützung die Immunabwehr
verbessern. Ausreichend Schlaf und die Vermeidung von Stress im Übermaß sind
ebenfalls förderlich. Wer sich regelmäßig bewegt, unterstützt sein Immunsystem genauso
wie Saunieren oder Kneipen unterstützend wirken.
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Im Falle eines überhöhten Stressaufkommens können Methoden zur Stressbewältigung
förderlich sein. Sich oft die Hände zu waschen, reduziert die Infektionsgefahr genauso
wie das Meiden zu hoher Mengen an Luftschafstoffen wie Zigaretten- oder Abgasqualm.
Sorgen Sie für ausreichend Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen! Auch
Supplemente sind hier ergänzend durchaus zu empfehlen.
Vitamin D
Sonnenlicht ist ein wichtiger Verbündeter des Immunsystems. Hier spielt die Bildung von
Vitamin D bzw. seiner Vorstufe 25-hydroxyvitamin D eine Rolle. Sonnenlicht wandelt
Vitamin D in seine aktive Form um, welches wiederum dazu anregt antibakteriell
wirkendes Cathelizidin zu bilden.
Da Menschen mit dunklerer Haut weniger gut Sonnenlicht absorbieren, bilden Sie auch
häufiger Infektionen wie z.B. Hauttuberkulose aus. Durch die Verdunklung der Haut,
welche als UV-Schutz dient, findet sich in deren Blut deutlich weniger Vitamin D.
Über eine Vitamin D Supplementierung besonders im sonnenarmen Gebieten und
in sonnenarmen Monaten kann an also das Immunsystem unterstützen.
.
Plasma-Protein-Ergänzung (Blut)
Ein neuer Ansatz in der Suplementherstellung geht dahin, Plasma-Proteine einzusetzen
und anzubieten. Plasma-Proteine ist ein anderer Begriff für BLUT-Protein. In ihm
befinden sich jeden Menge Immunglobuline, die das Immunsystem bei der Bekämpfung
von Entzündungen unterstützen.
Impfung
Geimpft wird meist nach dem Prinzip der aktiven Immunisierung. Hier wird das
Immunsystem zur Bildung von Immunkörpern angeregt, ohne die Erkrankung selbst
auszulösen. Um die Bildung zu initiieren, dienen abgeschwächte oder tote Erreger sowie
erregertypische Eiweißstoffe oder Zuckermoleküle, welche in den Körper eingebracht
werden. Der Organismus reagiert mit der Bildung von Antikörpern und Gedächtniszellen.
Sie zirkulieren im Blut und in Lymphbahnen und gewährleisten so schnelleren Schutz
gegen dieses Antigen da der Erreger sozusagen „bekannt“ ist.
Oft angewendet doch mit zweifelhaft Erfolg gekrönt. Leider wird das Gros der
Infekte beim Sportler von anderen Viren verursacht, gegen die die Impfung nicht
schützt.
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Immunsuppression
Unter Immunsuppression versteht man eine Hemmung oder sogar komplette
Unterdrückung der Immunabwehr über Medikamente. Notwendig ist dies z.B. bei
Patienten, die ein fremdes Organ transplantiert bekommen, sowie bei bestehenden
Autoimmunerkrankungen oder Allergien. Das bekannteste hierzu verwendete
Medikament ist das Cortison (Vorstufe des körpereigenen Cortisols). Neue Wirkstoffe
wie Tacrolimus oder Cyclosporin A versprechen mehr Wirkung bei weniger
Nebenwirkung.
Was schädigt das Immunsystem?
Neben dem Altern, das automatisch für einen Rückgang der Kapazität des
Immunsystems führt, können auch chronische Erkrankungen, medikamentöse
Immunsuppression, Drogen-Nikotin- und Alkoholmissrauch sowie eine mangelhafte
Ernährung das Immunsystem schädigen.
Ionisierende Strahlung, Bewegungsmangel, Schlafmangel oder Unterkühlung
beeinflussen das Immunsystem ebenfalls negativ.
Speziell Stress oder andere psychologische Faktoren führen dazu, dass physiologische
Prozesse mit hohem Energiebedarf wie z.B. das Immunsystem herunterreguliert werden.
Stress führt hier zur Ausschüttung des immunsuppressiven Hormons Cortisol aus der
Nebennierenrinde. Die Cortisolproduktion wird durch die Synthese von
Adrenocorticotropin aus der Hypophyse angestoßen, welches die Produktion von
Zytokinen hemmt.
Tritt also Stress chronisch auf, so wird das adaptive Immunsystem und mit ihm die
Funktion von T- und B-Zellen deutlich gehemmt.
Immunsystem und fremdes Gewebe
Interessant zu wissen ist, dass sich unser Immunsystem nicht nur gegen Viren, Bakterien
und Keime wehrt sondern auch gegen fremdes Gewebe oder Blut einer anderen
Blutgruppe. Transplantierte Organe wie Nieren können vom Körper abgestoßen werden.
Beim Blut verhält es sich so, dass wir Antikörper für andere Blutgruppen als die eigene
im Körper haben. Ist unsere Blutgruppe A, so führt eine Bluttransfusion mit Blut der
Gruppe B zu einer heftigen Immunreaktion. Bestimmte Blutgruppenkombinationen sind
kompatibel, die meisten jedoch führen zu einer Immunantwort.
Zusammenfassung
In Teil 1 meiner Ausführungen haben ich allgemeine Informationen zum Thema
Immunsystem vorgestellt. Wir wissen jetzt welche Systeme, Zellen, Gewebe und
Flüssigkeiten daran beteiligt sind, unseren Körper vor Viren Bakterien, Keimen, Pilzen
und sonstigen Erregern zu schützen.
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In Teil 1 wurden zudem allgemeine Einflussfaktoren auf unser Immunsystem aufgezeigt.
Ein interessantes Faktum ist, dass unser Immunsystem sowohl krankhaft gehemmt sein,
als auch krankhaft übersteuert reagieren kann. Im schlimmsten Fall befällt es, wie bei
einer Autoimmunerkrankung, die eigenen gesunden Zellen und beeinträchtigt so unsere
Gesundheit.
Wir können unser Immunsystem durch unsere Lebens- und Essgewohnheiten
unterstützen oder aber auch Überfordern. Im Allgemeinen spielen Faktoren wie
ausreichend Schlaf, gute Makro- und Mikronährstoffversorgung, ausreichend Flüssigkeit,
sowie das Vermeiden von zu viel Stress eine große Rolle.
In Verbindung mit Sport muss man das Immunsystem noch einmal komplett neu
betrachten. Da Sport auf den Körper Stress ausübt und ihn belastet, hat dies natürlich
auch immunologische Auswirkungen. In Teil 2 werde ich daher aufzeigen wann Sport
eher immunförderlich und wann immunschädlich ist. Auch werde ich das Thema „Sport
und Erkältung“ behandeln sowie mich mit der Frage beschäftigen, welche Auswirkungen
die Kombination Sport und Antibiotika mit sich bringt.
Sie können sich also auf einen sehr praxisnahen zweiten Teil freuen.
In diesem Sinne hoffe ich auf eine gesunde Leserschaft.
Sportliche Grüße
Euer
Holger Gugg
www.body-coaches.de
.
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