Weiterbildungskonzept für Weiterbildung zum Schwerpunkt Ophthalmochirurgie als Ergänzung zum Titel Ophthalmologie FMH Kantonsspital Winterthur, Augenklinik 1 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 Allgemeine Bemerkungen und Richtlinien Grundlagen/Anforderungen der FMH Als Grundlage und Voraussetzung für die Weiterbildung zum Facharzt FMH für Ophthalmologie speziell Ophthalmochirurgie gilt das Weiterbildungsprogramm vom 1. Januar 2001 (SAEZ 1999; 80 Suppl 2; 43S-53S). Der Schwerpunktstitelanwärter* hat die Prüfung zum Facharzttitel Ophthalmologie bestanden und den Facharzttitel erworben Weiterbildungsverantwortlicher Für die Weiterbildung der Anwärter auf den Schwerpunkt Ophthalmochirurgie ist der Chefarzt der Augenklinik verantwortlich. Anstellungsdauer Die Anstellungsdauer zum Erwerb des Schwerpunktes Ophthalmochirurgie beträgt in der Regel 2 Jahre, bei einem Anstellungsgrad von < 80% wird die Anstellung in gegenseitiger Absprache entsprechend verlängert. Qualifikationsgespräche Qualifikationsgespräche sollen nach 3 Monaten (Probezeit) sowie mindestens alle 12 Monate stattfinden. Die Verantwortung dafür trägt der Chefarzt der Augenklinik. Bei ungenügender Leistung, zur speziellen weiteren Planung oder auf Wunsch von Weiterbildner und/oder Schwerpunkttitelanwärter können Qualifikationsgespräche jederzeit erfolgen. Die Jahresgespräche basieren auf den FMH-Formularen inkl. Evaluationsprotokoll. An diesem Gespräch wird ein Jahresziel vereinbart resp. dieses überprüft. Dokumentation gelernter Inhalte Die vermittelten Inhalte und die Operationen sollen dokumentiert werden. Die Verantwortung für die vollständige und korrekte Erfassung liegt beim Weiterzubildenden Schwerpunktstitelanwärter. * Der leichteren Lesbarkeit wegen wird ausschliesslich die männliche Form verwendet. Gemeint sind selbstverständlich beide Geschlechter. 2 Theoretische Weiterbildung/Wissen und Fertigkeiten Die theoretische Weiterbildung ist im Weiterbildungsprogramm Facharzt Ophthalmologie Schwerpunkt Ophthalmochirurgie unter Punkt 3.1 „Theoretische Kenntnisse“, unter Punkt 3.2 „Praktische Kenntnisse und Fertigkeiten“ und 3.3 „Operationskatalog“ definiert. • physiologische und pathologische Anatomie des Auges und seiner Anhangsorgane sowie der Orbita • Detaillierte Kenntnisse der Indikationen, Kontraindikationen und Komplikationen aller anerkannter Operationsverfahren der Ophthalmochirurgie • Fähigkeit ophthalmochirurgische Notfallsituationen zu erkennen. • Kenntnis, Interpretation und kritische Betrachtung der klinischen und technischapparativen diagnostischen Verfahren in der Ophthalmochirurgie • Kenntnisse des mechanischen, optischen und biologischen Verhaltens von Implantaten. • Einschlägige Probleme der Spitalhygiene. • Fragen der Qualitätssicherung und Qualitätskontrolle. • Ethische und Rechtliche Aspekte der Ophthalmochirurgie. • Beherrschung aller Techniken der regionalen Infiltrations- und Leitungsanästhesie des Auges und seiner Anhangsorgane. • Fähigkeit eine ophthalmochirurgische Notfallsituation selbständig zu beurteilen und chirurgisch zu behandeln. • Fähigkeit die im Operationskatalog (3.3) aufgeführten Eingriffe selbständig durchzuführen. 2.1 Klinikinterne, lokale Weiterbildung Die klinikinterne Weiterbildung umfasst folgende Veranstaltungen: Klinikrapport am Montag Morgen (45 min) inklusive Besprechung der Wocheneintritte und Operationsplanung, Manöverkritik nach durchgeführten Operationen mit dem Weiterbildner, Photorapport am Freitag Morgen (60 min) mit Besprechung der Ophthalmologischen Plastischen Operationen sowie Vorstellung operativer Komplikationen. Zusätzlich ist jeden Montag Abend im Semester die Weiterbildung der Augenklinik des Universitätsspital (60 min) als Pflichtveranstaltung zu besuchen. 2.2 Meetings und Kongresse Die Teilnahme an internationalen und nationalen Meetings und Kongressen wird verlangt und (bei aktiver Teilnahme) auch finanziell aus dem Weiterbildungsfonds unterstützt. Wichtige Ophthalmochirurgische Meetings sind u.a.: Jahrestagung der Schweizerischen Gesellschaft für Ophthalmologie SOG Jahrestagung der Deutschsprachigen Ophthalmochirurgen DOC Jahrestagung der Deutschsprachigen Gesellschaft für refraktive Chirurgie und Intraokulare Linsen Implantation DGII Jahrestagung der Augenärztlichen Akademie Deutschlands AAD Jahrestagung der Deutschen Ophthamologischen Gesellschaft DOG Jahrestagung der Amerikanischen Akademie für Ophthalmologie AAO 3 Praktische Weiterbildung 1. Jahr Ophthalmochirurgie 3.1 Lernziel Selbständiges Beherrschen der kleinen Operationen sowie einfacher Kataraktoperationen Lerninhalt Gemäss dem Operationskatalog (3.3) werden im ersten Jahr folgende Operationen durchgeführt: 3.2 50-100 Kataraktoperationen (je nach Lerngeschwindigkeit) Schrittweise Heranführen an die Operationstechnik der Phakoemulsifikation mit Implantation einer faltbaren Intraokularlinse. Direkter Weiterbildner ist der Chefarzt, der in dieser Zeit dem Schwerpunktstitelanwärter alle intraokularen Eingriffe assistiert und bei Komplikationen den Eingriff übernehmen kann. Am Ende des ersten Jahres sollte der Schwerpunktstitelanwärter eine vollständige Kataraktoperation von A-Z ohne aktives Eingreifen des Weiterbildners durchführen können. Als zusätzliches Wissen wird in dieser Phase auch die Selektion der Patienten (welches sind „einfache“ und welches „schwierige“ Kataraktoperationen) vermittelt und das Management der Komplikationen durchgenommen. Eine der Ausbildungskomponenten ist das Assistieren bei den komplexeren Eingriffen zur Erweiterung des Ophthalmochirurgischen Spektrums. 10-20 Operationen an den Augenlidern und Tränenwegen Das selbständige Durchführen von Lidoperationen bei Tumoren inklusive Rekonstruktionen und bei Fehlstellungen (Ektropium, Entropium und Blepharochalase) wird in dieser Zeit erlernt, wobei der Weiterbildner der erfahrene Oberarzt ist. Am Ende sollten diese Eingriffe selbständig durchgeführt werden können. 1-2 Eviszerationen/Enukleationen Erlernen der Operationstechniken und Indikationen. Die Seltenheit dieser Eingriffe im heutigen Ophthalmochirurgischen Krankengut stellt hier eine Limitierung dar. 5-10 Strabismusoperationen Erlernen der einfachen Resektion/Rücklagerung der horizontalen geraden Augenmuskeln unter Anleitung der Spezialistin für Strabologie und Neuroophthalmologie. 10-20 verschiedene Eingriffe Durchführen von einfachen Glaukomoperationen (Zyklophoto- oder Kryokoagulationen), einfachen Netzhautoperationen („blinde“ Kryokoagulation oder Kryokoagulation unter Sicht), Exzision von BH-Tumoren (u.a. Pterygium) und verschiedene kleinere Eingriffe Zu den obengenannten Eingriffen werden auch die theoretischen Grundkenntnisse vermittelt und anhand des Studiums der Literatur vertieft. Als Hilfsmittel stehen eine Bibliothek mit Spezialliteratur sowie eine Videothek zur Verfügung. 4 Praktische Weiterbildung 2. Jahr Ophthalmochirurgie 4.1 Lernziel Selbständiges Beherrschen des ganzen grundlegenden Operationsspektrums der Ophthalmochirurgie, Komplikationenmanagement, Indikationen und Kontraindikationen. Der Schwerpunktstitelanwärter sollte am Ende des 2. Jahres die Prüfung der FMH ablegen können. Lerninhalt Gemäss dem Operationskatalog (3.3) werden im zweiten Jahr folgende Operationen durchgeführt: 4.2 100 Kataraktoperationen Der Schwerpunktstitelanwärter operiert im 2. Jahr selbständig (mit Assistenz eines anderen OA) einfache Katarakte sowie mit Assistenz des Chefarztes schwierigere Katarakte (flache Vorderkammer, enge Pupillen (inkl. Pupillenkosmetik), harte Linsen, Katarakte in Vitrektomierten Augen, usw.). Er erlernt das selbständige Beheben von Komplikationen wie Irisprolaps, Wunddehiszenz, Aussreissen der Kapsulorhexis, Kapsulorhexis unter erschwerten Bedingungen, Ruptur der hinteren Kapsel (mit oder ohne Glaskörperverlust), Platzierung von Hinterkammerlinsen in den sulcus iridociliaris oder Implantation von Vorderkammerlinsen. 20 Glaukomoperationen Der Schwerpunktstitelanwärter lernt unter Anleitung des Chefarztes sowohl die kombinierte Katarakt/Glaukomoperation als auch eine alleinige Trabekulektomie durchzuführen. Im Rahmen dieser Operationen werden auch die verschiedenen Nahttechniken vermittelt und erlernt. Bei diesen Operationen ist das Abwägen der Indikationen und Kontraindikationen sowie das postoperative Management (Einsatz von Antimetaboliten) extrem wichtig, so dass ein besonderes Augenmerk auf dieses gerichtet wird. 10 Operationen des hinteren Segmentes Der Schwerpunktstitelanwärter erlernt unter Anleitung des Chefarztes die Grundlagen der Netzhautchirurgie (Wahl des Operationsverfahrens, intraoperative Lokalisation von Netzhautrissen und deren Kryotherapie, Aufnähen von Plomben und Cerclagen). Eine selbständige Netzhautchirurgie kann dem Schwerpunktstitelanwärter aus Gründen der Frequenzen nicht beigebracht werden. Auch werden an unserem Haus keine elektiven pars plana Vitrektomien durchgeführt. Diese Patienten werden in enger Zusammenarbeit mit der Augenklinik des Universitätsspital Zürich oder des Stadtspitals Triemli behandelt, so dass der Schwerpunkttitelanwärter die Indikationsstellung, das postoperative Management und die Resultate der Vitreoretinalen Chirurgie erlernen kann. Bei besonderer Begabung und Ausbildungswunsch in diese Richtung kann eine Weiterführende Ausbildung an einer der beiden obengenannten Kliniken (im Austausch) vereinbart werden. 5 Korneo-sklerale Perforationen Die Versorgung von perforierenden Bulbusverletzungen werden im Laufe des zweiten Ausbildungsjahres erlernt. Da die Frequenz gering und sehr variabel ist kann nicht jedem Schwerpunktanwärter eine ausreichende Zahl von Eingriffen aus diesem Segment garantiert werden. 5-10 Strabismusoperationen Der Schwerpunktstitelanwärter vertieft die Ausbildung in der Strabismuschirurgie inklusive selbständiger Durchführung komplexer Operationen an den vertikalen und schrägen Augenmuskeln inklusive Reoperationen. 20-50 verschiedene Eingriffe Der Schwerpunktanwärter führt verschiedene andere Operationen durch und betätigt sich selbst als Ausbildner bei den einfacheren Eingriffen für die Kandidaten des ersten Jahres. Durch die eigene Ausbildungstätigkeit erlernt er die Operationstechnik zu variieren und zu hinterfragen. Am Ende der zweijährigen Ausbildungsperiode zum Schwerpunkt Ophthalmochirurgie sollte der Schwerpunktstitelanwärter den Operationskatalog erfüllt haben und auf eine selbständige Ophthalmochirurgischen Tätigkeit vorbereitet sein. Da sich diese in den allermeisten Fällen auf die Kataraktchirurgie beschränkt scheint eine Fokussierung der Ausbildung auf diese „Kernoperation“ berechtigt. Eine Beherrschung des gesamten Spektrums der Ophthalmochirurgie – soweit dies zur heutigen Zeit überhaupt noch möglich ist - benötigt sicher noch eine erweiterte Erfahrung an einer grösseren Klinik. Korrespondenzadresse: PD Dr. med. Jörg Stürmer Chefarzt Augenklinik Kantonsspital Winterthur CH 8400 Winterthur Telephon: Telefax Email: 052 266 2802 052 266 45 11 [email protected]