Liquid Crystal Filaments Formed By Bent-Shaped Mesogens Flüssigkristalline Filamente aus bent-core-Mesogenen Alexandru Nemeş Zusammenfassung In dieser Arbeit unternahmen wir experimentelle Untersuchungen der physikalischen Eigenschaften freistehender, aus gekrümmten (bent-core) Mesogenen geformter Flüssigkristallfilamente. Die Arbeit beinhaltet eine strukturelle Charakterisierung von Filamenten unter Zuhilfenahme der Rasterkraftmikroskopie, Rasterelektronenmikroskopie und Röntgenfeinstrukturanalyse. Optische Untersuchungen wurden mit Hilfe der Polarisations- und Long-Range-Mikroskopie vorgenommen. Mechanische und elektrische Eigenschaften wurden in einem eigens entwickelten experimentellen Aufbau untersucht. Diese Untersuchungen halfen uns bei der Strukturanalyse von Filamenten, deren smektische Schichten in zylindrische Fasern aufgerollt sind. Wir stellten fest, dass das Verhalten der Filamente bei Bewegungen entlang ihrer Achsen dem von Flüssigkeiten entspricht. Andererseits zeigte die Untersuchung der Entspannungsdynamik eine für Flüssigkeiten untypische Dominanz innerer Materialkräfte über die Oberflächenspannung. Es werden weiterhin verschiedene Mechanismen, die zur Stabilität solcher Strukturen beitragen, diskutiert. Die praktische Herstellung eines Filaments erfolgt durch das Herausziehen des Filamentmaterials aus einem Depot mit einer Glasnadel. Das Filament behält dabei während des Ausziehprozesses einen gleichmässigen Durchmesser. Es verhält sich auch unter mechanischem Druck wie eine Flüssigkeit. Das Erscheinungsbild und die Stabilität der Filamente hängt sehr von den Phasen und Materialien ab. Die Untersuchungen der B7 und PM-SmCP Phasen zeigen, dass die Filamente in diesen Phasen sehr stabil sind und praktisch eine unbegrenzte Lebensdauer besitzen. Die Gravitation spielt für die Stabilität des Filaments keine Rolle. Sowohl in horizontaler wie auch in vertikaler Ausrichtung des Filaments sind keine Fließprozesse erkennbar. Interessanterweise ist aber die Reaktion der B7- und PM- SmCP-Filamente auf Torsion jeweils verschieden. Hier zeigt sich die Robustheit der PM- SmCP-Filamente im Vergleich mit den B7-Filamenten. Das ist ein starkes Indiz für die Unterschiede in der Schichtstruktur beider Phasen. Es ist erstaunlich, dass, obgleich auch die PM-SmCP Filamente während des Ausziehprozesses Flüssigkeitsverhalten zeigen, ein verdrehtes Filament sich auch nach Stunden nicht entspannt, während eine Deformation entlang der Filamentachse in wenigen Minuten oder sogar Sekunden ausgeglichen wird. Ein erster Hinweis auf die Bündelstruktur der Filamente in allen Mesophasen ist ihr optisches Erscheinungsbild. Im Durchlicht erscheinen Längsstreifen in der Grössenordnung von ca. 1 bis 2 µm. Ihre Abhängigkeit von der Wellenlänge des verwendeten Lichtes legt Einflüsse auf die optische Brechung nahe. Die optische Durchleuchtung der Filamente ergab keine überzeugenden Beweise für eine allgemein zylindrische Form, wenn auch die Annahme einer Minimierung der Oberflächenenrgie eine solche Form nahelegt. Wir haben die Beobachtungstechnik vervollkommnet, so dass die Filamente von allen Seiten beobachtet werden konnten. Während der Rotation verschieben sich die Streifenmuster, was für eine real vorhandene Oberflächenrauhigkeit oder eine interne Bündelstruktur der Filamente in allen beobachteten Mesophasen spricht. Mittels rasterkraftmikroskopischer (AFM) und rasterelektronenmikroskopischer (REM) Messungen haben wir gezeigt, dass B7 und PM-SmCP-Phasen tatsächlich keine einfachen Zylinder sind, sondern vielmehr aus Faserbündeln bestehen. Mit den beiden erwähnten Liquid Crystal Filaments Formed By Bent-Shaped Mesogens Flüssigkristalline Filamente aus bent-core-Mesogenen Alexandru Nemeş Mikroskopiemethoden konnte auch eine Furchung der lateralen Oberflächen der Filamente nachgewiesen werden. Der interne Schichtaufbau der Filamente wurde mit Röntgenstrahlung untersucht. Die Röntgenmuster in einer Phase zeigten ausschliesslich zwei scharfe Schichtreflexe mit dem zur Filamentachse orthogonalen Streuvektor. Die smektischen Schichten legen sich zylindrisch um einen oder mehrere axiale Kerne. Zur Bestimmung der elektrischen und mechanischen Eigenschaften der Filamente wurden verschiedene Techniken angewandt. Eine davon ist die Anwendung eines Längsachse senkrecht stehenden, starken elektrischen Feldes, das zu einer sinusoidalen Auslenkung des Filaments führt. Nach Abschaltung des Feldes stellt die Faser ihren vorherigen, geraden Verlauf unter mechanischem Schwingen wieder her. Wir stellten fest, dass PM-SmCP-Filamente in einer gedämpften sinoidalen Grundmode schwingen und analysierten die Abhängigkeit der Oszillationsparameter, Resonanzfrequenzen und Dämpfungsraten von der Filamentgröße und -temperatur. Ein einfaches, harmonisches Schwingungsmodell genügt für die Beschreibung der Dynamik der freien Schwingungen solcher Fasern. Eine Bewegungsgleichung der Filamente kann aus den Termen der Trägheit, der elastischen Oberflächenspannung und der Reibung erzeugt werden, die Einfluss auf die Dynamik der Schwingung unter Abwesenheit externer Kräfte haben. Das semiempirische Modell zeigt, das die Oberflächenspannung für die Rückstellkräfte nicht die dominierende Rolle spielt. Die Rückstellkraft wird vielmehr von einer inneren Materialspannung erzeugt, die vom Filamentvolumen abhängt und sich, wie Bailey et al. (2007) theoretisch bestätigten, aus dem Auftreten der flexoelektrischen Polarisation beim Biegen der smektischen Schichten ergibt. Wenn sich das Filament biegt, fließt Substanz vom Rand in das Filament hinein und zurück, wenn es sich wieder zurückstellt. Während der freien Schwingung ergeben sich Verluste durch den verlängerten Fluß zum Rand. Diese sind die einzige relevante Quelle für die Dissipation der Schwingungsenergie. Eine weitere Serie von Experimenten befasst sich mit den elektrischen Reaktionen der Filamente. Deren laterale Auslenkung in starken, zeitlich konstanten, quer zur Filamentachse angelegten, elektrischen Feldern wurde in Abhängigkeit von Radius und Länge des Filaments untersucht. Die Auslenkung ist zwar spannungsabhängig, aber unabhängig vom Vorzeichen des elektrischen Feldes. Die Auslenkung des Filaments in einem zeitlich konstanten elektrischen Feld besteht aus zwei Schritten: dielektrische Wechselwirkungen gefolgt von der Aufladung des Filamentes im Feld. Beim Anlegen eines elektrischen Wechselfeldes senkrecht zur Filamentachse wird das Filament zu Schwingungen angeregt. Die Analyse der fouriertransformierten Schwingungen des Filamentes legt die funktionalen Wechselwirkungen des elektrischen Feldes mit dem Material offen. Um die mechanische Spannung des Materials messen zu können, entwickelten wir zwei experimentelle Methoden, die die Gleichungen und deren Grenzen berücksichtigen. Die erste Methode nutzt einen eigens angefertigten Hebel. Die zweite Methode bestand in der Erzeugung eines horizontal stehenden Filaments, das sich unter seinem Eigengewicht biegt. Nichtsdestotrotz sollte erwähnt werden, dass die aus diesen beiden Versuchsaufbauten gewonnenen Daten nicht ausreichend genau sind, um eindeutige Aussagen machen zu können.