Qualitätssichernde Evaluation der Qualitätsgesicherten Mammadiagnostik (QuaMaDi) Jahresbericht Berichtszeitraum: 01.01.2012 bis 31.12.2012 (nach § 6 des Evaluationsvertrags) (Auszüge zur Veröffentlichung im Internet) September 2013 Institut für Krebsepidemiologie e.V. Ratzeburger Allee 160, 23538 Lübeck Direktor: Prof. Dr. med. A. Katalinic Telefon: 0451 500 5448, Fax: 0451 500 5455 Internet: www.krebsregister-sh.de Email: [email protected] Inhaltsverzeichnis Einleitung ............................................................................................................................... 2 Grundlagen und Methoden .................................................................................................... 3 Qualitätsgesicherte Mammadiagnostik in Schleswig-Holstein ............................................ 3 Erfassungsstand .................................................................................................................... 4 Einschlusszahlen in den vier Regionen Schleswig-Holsteins.............................................. 4 Altersstruktur der QuaMaDi-Teilnehmerinnen..................................................................... 5 Gynäkologie ........................................................................................................................... 8 Indikation zur Mammographie ............................................................................................ 9 Radiologie............................................................................................................................ 10 Übereinstimmung von Erst- und Zweitbefundung ............................................................. 12 Tumorentdeckung ............................................................................................................ 13 Referenzzentren .................................................................................................................. 14 Qualitätsindikatoren vor dem Hintergrund der EUREF-Leitlinie und der S3-Leitlinie zur Brustkrebs-Früherkennung ......................................................................................... 16 Diskussion und Zusammenfassung ..................................................................................... 20 Publikationen ....................................................................................................................... 24 QuaMaDi – Qualitätsbericht für das Jahr 2012 -2- Einleitung Der hier vorliegende Qualitätsbericht gibt einen Überblick über die Daten aus der „Qualitätsgesicherten Mammadiagnostik“ (QuaMaDi) für das Jahr 2012. Es kann von einer vollständigen elektronischen Erfassung der im Institut für Krebsepidemiologie e.V. vorliegenden Dokumentationsbögen aus diesem Jahr ausgegangen werden. QuaMaDi – Qualitätsbericht für das Jahr 2012 -3- Grundlagen und Methoden Qualitätsgesicherte Mammadiagnostik in Schleswig-Holstein Seit dem Jahr 2001 (flächendeckend seit 2005) wird in Schleswig-Holstein die indikationsbasierte, kurative Brustkrebsdiagnostik als Bestandteil der Regeversorgung durch qualitätssichernde Maßnahmen begleitet. Ziel ist es, dass alle Mammographien in Schleswig-Holstein unter qualitätsgesicherten Bedingungen durchgeführt werden – also auch diejenigen, die nicht im Rahmen des Brustkrebs-Screening stattfinden können. In der „Qualitätsgesicherten Mammadiagnostik“ (QuaMaDi) werden Mammographien von Frauen aller Altersgruppen mit Symptomen oder mit erhöhtem Risiko für Brustkrebs von zwei Radiologen unabhängig befundet. Bei Dissens oder verdächtigem Befund erfolgen eine Drittbefundung und gegebenenfalls eine feingewebliche Abklärung in einem der vier Referenzzentren (vgl. Abbildung 1). Voraussetzung für die Teilnahme einer Patientin an QuaMaDi ist das Vorliegen von Symptomen oder Risikofaktoren von Brustkrebs. Diese Indikation wird vom behandelnden Gynäkologen festgestellt und dokumentiert. Abbildung 1: QuaMaDi-Untersuchungsprozess und Berichterstattung QuaMaDi – Qualitätsbericht für das Jahr 2012 -4- Erfassungsstand Einschlusszahlen in den vier Regionen Schleswig-Holsteins In Abbildung 2 sind die absoluten Einschlusszahlen und in Abbildung 3 der prozentuale Anteil der Frauen mit QuaMaDi-Untersuchung aus den jeweiligen Regionen1 aus dem Jahr 2012 dargestellt. Abbildung 4 ist die Entwicklung der absoluten Einschlusszahlen in den verschiedenen Regionen seit dem ersten Jahr 2006 bis zum aktuellen Berichtszeitraum zu entnehmen. % n Abbildung 2: Absolute Anzahl der dokumentierten Patientinnen nach Monat und Region (Jahr 2012) Abbildung 3: Relative Anzahl der dokumentierten Patientinnen nach Monat und Region bezogen auf die erwachsene weibliche Bevölkerung der Regionen n Abbildung 4: Jährliche absolute Einschlusszahlen im Verlauf, nach Regionen 1 Für die Schätzung des bevölkerungsbezogenen Anteils mit QuaMaDi-Untersuchung wurden Frauen ab einem Lebensalter von 20 Jahren berücksichtigt. Jüngere Frauen wurden ausgenommen, da diese in QuaMaDi unterrepräsentiert sind (aktuell 8 der 72.320 eingeschlossenen Frauen): Nördliches SH: 180.879 Frauen KERN-Region: 294.690 Frauen Östliches SH: 397.788 Frauen Südwestliches SH: 283.084 Frauen QuaMaDi – Qualitätsbericht für das Jahr 2012 -5- Es zeigt sich, dass im Jahr 2012 weiterhin in der KERN-Region nicht nur absolut (26.715 Teilnehmerinnen; Abbildung 2 und Abbildung 4), sondern auch relativ auf die weibliche Bevölkerung in der Region bezogen (9,1 %; siehe auch Abbildung 3) die meisten Frauen in QuaMaDi aufgenommen worden sind. Dort wurden – wie im Vorjahr - seit Januar 2012 jeden Monat durchschnittlich 0,76 % der weiblichen Bevölkerung ab 20 Jahren im Rahmen von QuaMaDi untersucht (nördliches SH: 0,55 %, südwestliches SH: 0,52 %, östliches SH: 0,34 %). In den Jahren 2008, 2009 und 2010 waren für die KERN-Region insgesamt ein deutlicher Rückgang der Einschlusszahlen sowie die weitere Annäherung der Einschlusszahlen in den vier Regionen zu beobachten. Seit 2011 bleiben die Zahlen stabil. Auffällig ist, dass die Einschlüsse in den anderen Regionen im Jahr 2012 gegenüber dem Vorjahr weiter – wenn auch nur leicht – gestiegen sind: im Norden um 1,2 %, im Osten um 2,2 % im Südwesten um 3,0 %. Da davon auszugehen ist, dass die Indikation zur Mammographie in Schleswig-Holstein annähernd gleich verteilt ist, wäre eine weitere Steigerung der Einschlusszahlen insbesondere in der östlichen Region wünschenswert – hier wurden für den Berichtszeitraum nur 4,0 % der in dieser Region lebenden Frauen innerhalb von QuaMaDi untersucht. Die Anteile liegen also weiter bei weniger als der Hälfte gegenüber der KERN-Region. Altersstruktur der QuaMaDi-Teilnehmerinnen Seit der landesweiten Ausdehnung von QuaMaDi hat sich der Sektor „BrustkrebsFrüherkennung in Schleswig-Holstein“ verändert und weiterentwickelt, so ist seit Anfang 2008 ist das Mammographie-Screening in ganz Schleswig-Holstein implementiert. Zur besseren Lenkung der Patientinnenströme in die Bereiche kurative Diagnostik und Mammographie-Screening sowie aus strahlenhygienischen Gründen wird seit Ende 2007 verstärkt auf die rechtfertigenden Indikationen zur Mammographie für den Einschluss in QuaMaDi geachtet – insbesondere in der screening-relevanten Altersgruppe. Betrachtet man die Entwicklung der absoluten Einschlusszahlen differenziert nach Altersgruppen (Tabelle 1, Abbildung 5), zeigt sich trotz steigender Gesamtanzahl an Patientinnen von 2007 auf 2012 (+3.553 Patientinnen) eine Abnahme von Einschlüssen in der Altersgruppe von 50 bis <70 Jahren um 7.493 Fälle bzw. 20,3 %. Am stärksten ist der Rückgang mit 36,0 % in der KERN-Region. Die abnehmenden Teilnehmerinnenzahlen aus der screening-relevanten Altersgruppe wurden größtenteils durch steigende Teilnahmen in der Altersgruppe ab 70 Jahren kompensiert. Seit 2010 sinken die Teilnehmerzahlen für die Altersgruppen unter 50 Jahren, die Steigerungen in der Altersgruppe ab 70 Jahren halten weiter an. Ab dem Jahr 2011 (gegen Ende der zweiten Einladungsrunde im Mammographie- QuaMaDi – Qualitätsbericht für das Jahr 2012 -6- Screening) steigen auch die Teilnahmezahlen in der Altersgruppe von 50 bis <70 Jahren wieder leicht (1.196 Fälle bzw. 4,5 % mehr in 2012 gegenüber 2010). Tabelle 1: Veränderung der Einschlusszahlen in den Altersgruppen im Vergleich zum Jahr 2007 KERN-Region n Anzahl der erfassten Patientinnen 2012 % n % Nördliches SH n % Südwestl. SH n % Gesamt n % < 40 Jahre 737 * 568 * 598 * 804 * 2.707 * 40 - < 50 J. 8.100 * 4.347 * 3.676 * 5.230 * 21.353 * 50 - < 70 J. 11.242 * 6.487 * 4.655 * 6.951 * 29.335 * * 4.616 * 3.047 * 4.626 * 18.925 * >= 70 Jahre 6.636 Gesamt 26.715 Veränderung gegenüber 2007 Östliches SH 16.018 11.976 < 40 Jahre -370 (-33,4) -86 (-13,1) +87 40 - < 50 J. -1.883 (-18,9) +353 (+8,8) +1.055 50 - < 70 J. -6.337 (-36,0) -706 (-9,8) -314 17.611 (+17,0) 72.320 +173 (+27,4) -196 (-6,8) (+40,3) +1.170 (+28,8) +695 (+3,4) (-6,3) -136 (-1,9) -7.493 (-20,3) >= 70 Jahre +2.790 (+72,5) +2.703 (+141,3) +2.023 (+197,6) +3.031 (+190,0) +10.547 (+125,9) Gesamt -5.800 (-17,8) +2.264 (+16,5) +2.851 (+31,2) +4.238 (+31,7) +3.553 (+5,2) * Das Jahr 2012 ist Referenz, so dass hier keine prozentualen Veränderungen zu 2012 dargestellt werden. Abbildung 5 zeigt die Entwicklung der absoluten Einschlusszahlen differenziert nach Altersgruppen. n Abbildung 5: Jährliche absolute Einschlusszahlen im Verlauf, nach Altersgruppen Aus Abbildung 6 wird ersichtlich, wie sich das Altersprofil der QuaMaDi-Teilnehmerinnen im zeitlichen Verlauf in den unterschiedlichen Regionen darstellt. Insgesamt ist bei der QuaMaDi – Qualitätsbericht für das Jahr 2012 -7- Betrachtung der Altersstruktur in der screening-relevanten Altersgruppe der 50 bis unter 70jährigen Frauen nach einem Anteil von etwa 55 % im Jahr 2006 für die Jahre 2009 und 2012 eine Konsolidierung der relativen Einschlusszahlen bei ca. 41 % zu sehen. Der nahezu 2½fachen Steigerung der relativen Einschlusszahlen in der Altersgruppe ab 70 Jahren (insgesamt von 10,6 % auf 26,2 %) von 2006 auf 2012 steht ein leichter Rückgang des Anteils der unter 40-Jährigen Frauen (minus 1,4 Prozentpunkte) gegenüber. Der Anteil der 40 bis unter 50-jährigen Frauen bleibt im Jahr 2012 im Vergleich zu 2006 praktisch gleich (plus 0,1 Prozentpunkte). Abbildung 6: Prozentuale Verteilung der QuaMaDi-Teilnehmerinnen auf die Alterskategorien in den vier QuaMaDi-Regionen (Jahre 2006, 2009 und 2012) QuaMaDi – Qualitätsbericht für das Jahr 2012 -8- Gynäkologie Im Zeitraum 01. Januar 2012 bis 31. Dezember 2012 wurden 72.320 vollständige Untersuchungsprozesse begonnen. Für das vorhergehende Jahr wurden 71.181 Untersuchungen berichtet. Der Anteil klinisch unklarer Gesamtbefunde lag im Jahr 2012 mit 13,6 % (siehe auch Abbildung 7) rund ein Prozentpunkt unter dem Vorjahreswert. Zusätzlich wurden 0,6 % als malignitätsverdächtig eingestuft. Hinsichtlich des klinischen Befundes zeigt sich ein vergleichbares Vorkommen von malignitätsverdächtigen Befunden für die vier Regionen in Schleswig-Holstein (Spannweite 0,6 - 0,7 %), jedoch liegen in der nördlichen Region deutlich häufiger unklare Befunde (12,4 Prozentpunkte über dem Landesdurchschnitt) vor. Für diesen Indikator deutet sich im Vergleich zu den letzten Berichtszeiträumen eine leichte Harmonisierung der Befundungspraxis an. Gegenüber dem Vorjahr ist der Anteil der fehlenden klinischen Befunde um durchschnittlich weitere 0,5 Prozentpunkte gesunken (Abnahme von 2009 auf 2010: 3,5 Prozentpunkte) und liegt jetzt zwischen 8,3 % (KERN-Region) und 15,8 % (südwestliches SH). Abbildung 7: Gynäkologie – Klinischer Befund QuaMaDi – Qualitätsbericht für das Jahr 2012 -9- Indikation zur Mammographie Mit der Einführung des Gynäkologiebogens V5.0 wurden die Indikationen zur Mammographie neu definiert und auf dem Bogen in den Bereichen zur Anamnese und zu den klinischen Symptomen und dem klinischen Befund farbig hinterlegt bzw. graphisch markiert. Neben einem auffälligen klinischen Befund und der Indikation zur Mammographie nach vorhergehendem BI-RADS 3-Befund sind die rechtfertigenden Indikationen zur „kurativen“ Mammographie laut Liste des Zentralen Erfahrungsaustausches der Ärztlichen Stellen (ZÄS) neu hinzugekommen. Nach 85,0 % im Vorjahr wird inzwischen in 87,2 % der Fälle eine Indikation laut ZÄS-Liste für die Überweisung zur Radiologie ausgewiesen. Der Anteil der Überweisungen zur Mammographie ohne weitere Angaben ist weiter (um 1,3 Prozentpunkte) gesunken. Und auch „Sonstiges“ wurde statt in 2,6 % der Fälle (2011) nun nur noch auf 2,5 % der gynäkologischen Dokumentationsbögen angekreuzt. Keine Indikation wurde nur noch in 0,7 % der Fälle angegeben. Berechnet man die Indikation aus diesen Feldern und bezieht unklare Vorbefunde aus dem Datenbestand ein, ergibt sich im Berichtszeitraum für 97,0 % der Patientinnen eine Indikation zur kurativen (= indikationsbezogenen) Mammographie (vgl. Abbildung 8). Im Jahr 2008 war dies für 87,5 % der Fälle gegeben, im Jahr 2009 bereits für 95,5 %, im Jahr 2010 für 96,6 % und im Berichtsvorjahr für 97,1 % Abbildung 8: Dokumentierte Indikationen zur Mammographie im Jahr 2012 QuaMaDi – Qualitätsbericht für das Jahr 2012 - 10 - Radiologie Im Jahr 2012 konsultierten 72.225 in QuaMaDi aufgenommene Frauen einen erstbefundenden Radiologen (Jahresbericht 2011: 71.053 Frauen). Die statistische Auswertung der Dokumentationsbögen „radiologische Erstbefundung“ zeigt – bis auf wenige Ausnahmen (s.u.) – eine überwiegend vergleichbare Diagnostik und eine weitgehende Homogenität der Gesamtbefunde in den vier Regionen an. Im Rahmen der Erstbefundung wurden im Jahr 2012 9,9 % der Gesamtbefunde als kontrollbedürftig (wahrscheinlich benigne), malignitätsverdächtig oder maligne klassifiziert (BI-RADS 3, 4, 5). Im Vorjahr lag der Anteil noch bei 10,9 %. Im nördlichen und südwestlichen SchleswigHolstein liegt der Anteil an BI-RADS 3-Befunden etwa vier Prozentpunkte unter den Ergebnissen in der KERN-Region und im östlichen Schleswig-Holstein. Entsprechend häufiger sind dort unauffällige Befunde. Der Anteil an sonographierten Frauen variiert zwischen den Regionen im Bereich von 56,3 % bis 85,8 %, während der Anteil von Frauen mit dichtem Drüsengewebe (ACR III bzw. IV) im Bereich von 41,4 % bis 57,8 % angegeben ist. In der KERN-Region wiesen 78,0 % der sonographierten Frauen ein dichtes Parenchymgewebe auf, während diese Rate im Südwesten bei 57,8 % lag. Des Weiteren kann eine mit ACR II eingestufte Drüsenparenchymdichte oder eine Auffälligkeit in der diagnostischen Beurteilung (d.h. ein(e) mit BI-RADS 3 oder höher eingestufte(r) Herdbefund (mit/ohne Verkalkung), Verkalkung, Asymmetrie, Strukturveränderung) Anlass für eine Sonographie sein. Mindestens eine der Indikationen (ACR II, ACR III/IV, Auffälligkeit in diagnostischer Beurteilung) trifft auf 97,0 % aller sonographierten Frauen zu. Abbildung 9 zeigt eine andere Betrachtungsweise: Ausgehend von den Patientinnen mit dichtem Parenchymgewebe (ACR III oder ACR IV) wird der Anteil der Sonographien dargestellt (insgesamt 97,5 %; siehe auch: Qualitätsindikatoren nach S3-Leitlinie). Abbildung 9: Sonographie bei Patientinnen mit ACR III / IV (radiol. Erstbefundung) QuaMaDi – Qualitätsbericht für das Jahr 2012 - 11 - Ergebnisse der Zweitbefundung: Insgesamt wurden 98,3 % der von den Gynäkologen in QuaMaDi aufgenommenen Frauen von einem niedergelassenen Radiologen zweitbefundet. Dabei wurden 6,3 % der Gesamtbefunde als kontrollbedürftig (BI-RADS 3) und 2,6 % als malignitätsverdächtig eingeschätzt. Der Anteil maligner Gesamtbefunde liegt in den vier Regionen mit < 0,1 % deutlich niedriger als in der radiologischen Erstbefundung. Dies lässt sich durch den QuaMaDi-Prozess erklären, da Mammographie-Bilder mit malignen Befunden nicht an einen niedergelassenen Radiologen als Zweitbefunder sondern als Eil-Zweitbefunde direkt an das Referenzzentrum weitergeleitet werden. Abbildung 10: Radiologie – Gesamtbefund der Erstbefundung Abbildung 11: Radiologie – Gesamtbefund der Zweitbefundung QuaMaDi – Qualitätsbericht für das Jahr 2012 - 12 - Übereinstimmung von Erst- und Zweitbefundung Für die Beurteilung der Übereinstimmung des Gesamtbefundes von Erst- und Zweitbefundung (Konsens) wurden die BI-RADS 5-Fälle in der Erstbefundung ausgeschlossen, da sich in diesen Fällen üblicherweise direkt eine Befundung im Referenzzentrum anschließt und kein Befund des Zweitbefunders vorliegt. Tabelle 2 zeigt die BI-RADS-Klassifikationen des Gesamtbefundes der radiologischen Erst- und Zweitbefundung für das Jahr 2012. Tabelle 2: Gegenüberstellung der Gesamtbefunde der Erst- und Zweitbefundung für das Jahr 2012 Zweitbefundung Gesamtbefund Erstbefundung unauffällig (BI-RADS 1) benigne (BI-RADS 2) wahrscheinlich benigne / kontrollbedürftig (BI-RADS 3) malignitätsverdächtig (BI-RADS 4) Gesamt unauffällig (BI-RADS 1) 4.098 (5,8) 6.210 (8,7) 152 (0,2) 35 (<0,1) 10.495 benigne (BI-RADS 2) 3.768 (5,3) 47.174 (66,4) 2.615 (3,7) 604 (0,9) 54.161 wahrscheinlich benigne / kontrollbedürftig (BI-RADS 3) 119 (0,2) 2.587 (3,6) 1.384 (1,9) 403 (0,6) 4.493 malignitätsverdächtig / maligne (BI-RADS 4/5) 40 (0,1) 820 (1,2) 466 (0,7) 549 (0,8) 1.875 8.025 56.791 4.617 1.591 71.024 Gesamt Absolute Zahlen (und Prozente) sind bezogen auf 71.024 doppelt befundete Mammographien, ausgeschlossen wurden BI-RADS 5-Befunde in der Erstbefundung. Werden strenge Maßstäbe angelegt und nur gleiche BI-RADS-Befunde als Konsens gewertet (1=1, 2=2 usw.), liegt die absolute Übereinstimmung bei 74,9 % (2011: 74,2 %; 2010: 72,2 %; 2009: 70,9 %). Die Konsensraten variieren zwischen den Regionen im Bereich 70,1 % bis 77,8 % (vgl. Abbildung 12). Auf Basis der Ergebnisse des Modellprojektes wurde jedoch festgelegt, dass Konsens dann vorliegt, wenn beide Radiologen den (Gesamt-) Befund mit BI-RADS 1 oder 2 bzw. 3 bzw. 4 oder 5 einstufen, d.h. dass in Tabelle 2 die übereinstimmenden Fälle grau unterlegt sind. Die absolute Übereinstimmung bezogen auf alle Fälle beträgt 89,0 % (2011: 88,1 %; 2010: 87,2 %; 2009: 85,9 %). Die Konsensraten variieren zwischen den Regionen im Bereich 85,3 % (östl. SH) bis 95,1 % (nördl. SH) ebenfalls nur leicht (BI-RADS 1/2 vs. 3 vs. 4/5; vgl. Abbildung 13). QuaMaDi – Qualitätsbericht für das Jahr 2012 Abbildung 12: Konsensrate (%) der radiologischen Erst-/Zweitbefundung (exakte Übereinstimmung) - 13 - Abbildung 13: Konsensrate (%) der radiologischen Erst-/Zweitbefundung (BI-RADS 1/2 vs. 3 vs. 4/5) Tumorentdeckung In der Zweitbefundung wurden die Befunde von 1.326 Frauen, die in der Erstbefundung als nicht auffällig (BI-RADS <= 3) befundet wurden, als maligne oder malignitätsverdächtig eingestuft (dissente Fälle). Die Mammographiebilder dieser Frauen wurden an die Referenzzentren weitergeleitet. Für 98,2 % (1.302) dieser Patientinnen ist bislang eine Drittbefundung dokumentiert und elektronisch erfasst worden. Die Empfehlung nach Drittbefundung lautete für 377 dieser Frauen (29,0 %) „Assessment“ und für 924 Frauen (71,0 %) wurde eine Kontrolle vorgeschlagen; in einem Fall fehlt eine Empfehlung. Bis zum Juli 2013 wurde für 341 der 377 Frauen mit empfohlenem Assessment eine Abklärung durchgeführt, dokumentiert und elektronisch erfasst (90,5 % der Empfehlungen). In 31 Fällen wurde ein maligner Tumor diagnostiziert. Dies entspricht einer Tumorentdeckungsrate von 9,1 % bei den Frauen, die auf Grund des Dissenses (radiologische Erstbefundung BI-RADS 1, 2 oder 3 und Zweitbefundung 4 oder 5) einem Assessment unterzogen wurden. Werden nur diejenigen Frauen betrachtet, die sowohl in der Erst- als auch in der Zweitbefundung mit BI-RADS 4 befundet wurden (n = 532; konsente Fälle), zeigt sich folgendes Bild: Für 509 Frauen ist eine Drittbefundung dokumentiert (95,7 %). Die Empfehlung „Assessment“ wurde für 487 Frauen abgegeben. Bei 447 dieser Frauen wurde die Abklärungsdiagnostik bereits durchgeführt. Hierbei wurden 98 maligne Befunde diagnostiziert (Tumorentdeckungsrate = 21,9 %). QuaMaDi – Qualitätsbericht für das Jahr 2012 - 14 - Referenzzentren Insgesamt wurden 9.430 Frauen (und/oder ihre Mammographiebilder) in einem der vier Referenzzentren gesehen (2011: 10.077, 2010: 10.362). Bei 902 dieser Frauen (1,2 % aller in QuaMaDi aufgenommenen Frauen) handelte es sich um eine Eil-Zweitbefundung (2011: 1,3 %), bei 8.528 (11,8 %) Frauen um eine Drittbefundung (2011: 12,9 %). Insgesamt wurde für 2.879 Patientinnen ein Assessment, also eine weitere diagnostische Abklärung des auffälligen Befundes, empfohlen und bei 2.623 Patientinnen auch durchgeführt (27,8 % aller in den Referenzzentren befundeten Frauen; 91,1 % aller Empfehlungen). Bezogen auf alle gynäkologischen Aufnahmeuntersuchungen lag die Abklärungsrate bei 3,6 %. Abbildung 14: Referenzzentrum – Gesamtbefund nach Assessment QuaMaDi – Qualitätsbericht für das Jahr 2012 - 15 - Nach erfolgtem Assessment wurde eine Kontrolle für 57,9 % und eine Therapie bei malignem Befund für 32,9 % der Frauen empfohlen (vgl. Abbildung 15). Eine Empfehlung „Therapie bei benignem Befund“ wurde für weitere 0,6 % vorgeschlagen Der Anteil der Empfehlungen zur operativen Abklärung liegt bei 6,6 %. Abbildung 15: Referenzzentrum – Empfehlung nach Assessment QuaMaDi – Qualitätsbericht für das Jahr 2012 - 16 - Qualitätsindikatoren vor dem Hintergrund der EUREFLeitlinie und der S3-Leitlinie zur Brustkrebs-Früherkennung Während für das Mammographie-Screening auf europäischer Ebene hohe Qualitätsstandards und Anforderungen an die apparative Ausstattung und fachliche Kompetenz von Radiologieassistenten sowie Radiologen gelten (vgl. „European Guidelines for Quality Assurance in Breast Cancer Screening and Diagnosis“; 4th Ed., 2006, European Reference Organisation for Quality Assured Breast Screening and Diagnostic Services; kurz: EUREFLL), ist der Bereich der indikationsbezogenen Mammographie – im Vergleich – weniger geregelt. Qualitätsindikatoren für die Brustkrebs-Früherkennung sind für Deutschland in der aktualisierten Stufe-3-Leitlinie zu finden (vgl. „Stufe-3-Leitlinie Brustkrebs-Früherkennung in Deutschland“; 1. Aktualisierung, 2008; Hrsg: US Albert; kurz: S3-LL). Primäres Ziel von QuaMaDi war und ist die Qualitätsverbesserung der indikationsbezogenen Mammographie, dies soll neben der Zweit- und Drittbefundung durch eine hohe Qualität der apparativen Ausstattung, durch fortlaufende Schulung(en) der beteiligten Radiologen in monatlich tagenden Qualitätszirkeln (Fallkonferenzen) und nicht zuletzt durch die halbjährlichen Feedback-Qualitätsberichte an alle beteiligten Ärzte erreicht werden. Bei der Konzeption von QuaMaDi und der Festlegung der Qualitätsanforderungen wurde daher – soweit es möglich war, die Anforderungen und Qualitätsindikatoren auf den Bereich der kurativen Mammographie zu übertragen – die EUREF-LL zu Grunde gelegt. In Tabelle 3 sind ausgewählte Qualitätsindikatoren aus der EUREF-LL für das Mammographie-Screening und entsprechende QuaMaDi-Indikatoren dargestellt. Die S3-LL wurde erstmals 2003 veröffentlicht, zu einer Zeit, in der QuaMaDi bereits als Modellprojekt realisiert war. Die Aktualisierung wurde im August 2008 herausgegeben. Seitdem werden in den Berichten auch ausgewählte Indikatoren aus der S3-LL dargestellt (Tabelle 4). Zum Vergleich enthalten die Tabellen auch jeweils die Zahlen aus dem Bericht zum vorangegangenen Jahr. EUREF-LL Die Anzahl der durchgeführten Wiederholungsmammographien (erneute Mammographien in den Referenzzentren) lag mit 0,1 % weiterhin deutlich unter der geforderten Obergrenze der „European Guideline for Mammography Screening and Diagnosis“. Ebenso unterschritt die Rate der Patientinnen mit Abklärungsdiagnostik das Maximum von 7 %. Differenziert man die Assessments von Patientinnen, die zum ersten Mal im Rahmen von QuaMaDi untersucht wurden (Referenz von <7 %) von den Assessments in Folgeuntersuchungen (Referenz <5 %), erhält man Abklärungsraten von 6,9 % bzw. 2,5 %. Der Anteil zusätzlich durchgeführter bildgebender Verfahren im Zuge der radiologischen Erstbefundung lag hingegen deutlich über der geforderten Grenze von 5 %. Hier werden klare Unterschiede zwischen Screening und Diagnostik deutlich. Für QuaMaDi ist die sonographische QuaMaDi – Qualitätsbericht für das Jahr 2012 - 17 - Untersuchung der Brust bei dichtem Gewebe (ACR Grad III oder IV) vorgesehen. Dies trifft für 97,5 % der Frauen mit ACR III oder IV zu (vgl. Abbildung 9 und Tabelle 4). Werden aber die zusätzlichen Aufnahmen im Rahmen der Abklärungsdiagnostik als Indikator herangezogen, kann der von der EUREF-LL geforderte Bereich als erreicht angesehen werden. Tabelle 3: Qualitätsindikatoren nach EUREF-LL (4th Edition) Wert der EUREF-LL (acceptable level für das Mammographie-Screening) QuaMaDi 2012 QuaMaDi 2011 Wiederholungsmammographie <3% 0,1 % 0,5 % Rate der Abklärungsdiagnostik <7% 3,6 % 4,1 % Zusätzliche Aufnahmen Radiologie (Röntgen, MRT, Sonographie etc.) <5% 74,9 % 73,7 % Zusätzliche Aufnahmen Assessment (Röntgen, MRT, Sonographie etc.) <5% 3,0 % 3,4 % Verhältnis von gut- zu bösartigen Läsionen nach offener Biopsie ≤ 0,5 : 1 n/a n/a Verhältnis von gut- zu bösartigen Läsionen bei Stanze (BI-RADS 1-4 : 5+6) - 0,90 : 1 0,85 : 1 90 % desirable level: 80-90 % 88,6 % 86,0 % Anteil der entdeckten CLIS / DCIS an allen Stanzen - 6,0 % 7,3 % Anteil der entdeckten invasiven Karzinome an allen Stanzen - 46,5 % 46,4 % Anteil der Tumoren < 10 mm an allen invasiven Tumoren ≥ 25 % n/a n/a Anteil der Tumoren < 15 mm an allen invasiven Tumoren 50 % n/a n/a Zeitspanne zwischen Mammographie und 4 Ergebnis < 15 Werktage ≥ 95 % 88,2 % 93,9 % < 10 Werktage ≥ 90 % 80,8 % 88,8 % Qualitätsindikator Anteil der invasiven Karzinome an den entdeckten malignen Tumoren 2 3 Das Verhältnis von gut- zu bösartigen Läsionen bei stanzbioptischer Untersuchung deutet weiterhin auf eine hoch selektierte Indikationsstellung für Stanzbiopsien hin. Der von der EUREF-LL vorgeschlagene Indikator „Verhältnis von gut- zu bösartigen Läsionen nach offener Biopsie“ kann mit den derzeit erhobenen Daten noch nicht abgebildet werden, ebenso wie die Indikatoren, die die Tumorgröße betreffen (Anteil in situ, T1a / T1b). Auf Grund der Erstellung eines Dokumentationsbogens für die Pathologie (der Bogen liegt 2 Die Prozente beziehen sich auf die Gesamtzahl aller im Berichtszeitraum aufgenommenen QuaMaDiPatientinnen. 3 Mit „n/a“ gekennzeichnete Indikatoren werden erst mit Einführung der Pathologiedokumentation messbar. 4 Anstelle von 15 (10) Werktagen wurden drei (zwei) Wochen zur Rückmeldung des Ergebnisses nach Zweitbefundung, Drittbefundung bzw. Assessment von der KV S-H an die entsprechenden Ärzte als entsprechender Qualitätsindikator herangezogen. QuaMaDi – Qualitätsbericht für das Jahr 2012 - 18 - bereits vor, die Distribution steht weiterhin aus) werden die meisten noch fehlenden Indikatoren zukünftig abgeschätzt werden können. Auch der EUREF-LL-Indikator aus der letzten Zeile der Tabelle 3 (Zeitspanne zwischen Untersuchung und Ergebnis) musste an die Gegebenheiten von QuaMaDi angepasst werden: Für die Rückmeldung des Ergebnisses durch die Kassenärztliche Vereinigung an die entsprechenden Ärzte und (im weiteren Verlauf) an die Patientin wurde anstelle der 15 Werktage eine Zeitspanne von 21 Wochentagen gewählt. Bei dieser Betrachtung werden die von der EUREF-LL geforderten Werte weiterhin unterschritten. Schließt man diejenigen Untersuchungsverläufe aus, bei denen eine Abklärung außerhalb der Referenzzentren stattfand, liegen die Werte bei 94,1 % bzw. 81,2 %. Bei Assessments an anderer Stelle kann davon ausgegangen werden, dass die Patientinnen informiert werden, bevor das Referenzzentrum eine Meldung zur Vervollständigung der QuaMaDi-Dokumentation erhält. S3-LL Der Anteil der Frauen mit hoher Drüsenparenchymdichte (ACR III oder IV), die in der Erstbefundung zusätzlich sonographisch untersucht werden, lag im Berichtszeitraum mit 97,5 % im Referenzbereich von über 95 % (vgl. Tabelle 4). Bezüglich des Einsatzes von Biopsien lagen die in QuaMaDi dokumentierten Interventionen bezogen auf korrelierende Mammographie-, Sonographie- und MRT-Befunde der Klassen BI-RADS 4 und 5 mit rund 89 % oberhalb der Referenzgrenzen von je 70 %. Der Anteil der Frauen mit mammographischem BI-RADS 4 oder 5 und Mikrokalkbefund, jedoch ohne sonographisches Korrelat, die eine stereotaktisch gesteuerte Vakuumbiopsie erhalten haben, liegt – je nach verwendeter Datenquelle und Definition – mit 46,1 % bis 54,3 % weiterhin außerhalb des Referenzbereiches von über 70 %. Da eine Verkalkung bei der Befundung durch die Radiologen, Biopsien jedoch im Assessment dokumentiert werden, bedarf die Berechnung dieses Indikators zweier Datenquellen und ist auf unterschiedlichen Wegen erfolgt (siehe Fußnoten zur Tabelle 4). Der Anteil der Beurteilung der Biopsien, die nach BKlassifikation eingeordnet wurden, ist weiter auf 98,6 % gestiegen und liegt nun stabil innerhalb des Referenzbereichs von ≥95 %. Um den Anteil der Frauen zu errechnen, bei denen innerhalb von 24 Monaten nach einem BI-RADS 1, 2 oder 3-Mammographiebefund ein DCIS oder ein invasives Karzinom auftritt, wurden alle entsprechend befundeten Fälle bis einschließlich 2010 mit einem Folgebefund von BI-RADS 5 oder 6 innerhalb von zwei Jahren gezählt. (Es wurde dabei nicht nach Klassifikationen der malignen Tumore differenziert, da die B-Klassifizierung erst mit Referenzbogenversion V4.0 eingeführt wurde.) Der Anteil liegt mit 1,8 % deutlich unter dem Referenzlimit von 50 %, es konnten jedoch nur in QuaMaDi erfasste Fälle ausgewertet werden. Der Anteil der im Berichtszeitraum krebsdiagnostizierten Frauen, die an einem DCIS leiden, liegt mit 9,8 % knapp unterhalb des Referenzbereiches (> 10 %). QuaMaDi – Qualitätsbericht für das Jahr 2012 - 19 - Tabelle 4: Qualitätsindikatoren aus der S3-LL (1. Aktualisierung) Referenzbereich S3-LL QuaMaDi 2012 Anteil der mammographischen BI-RADS 5-Fälle mit benignem Befund nach offener Biopsie („falsch positiv“) <10 % n/a Anteil der Frauen mit mammographisch röntgendichter Brustdrüse (ACR III oder IV), die eine ergänzende Sonographie erhalten ≥95 % 97,5 % Anteil der Frauen mit mammographischem BI-RADS 4 oder 5 und sonographischem Korrelat, die eine sonographisch gesteuerte Stanzbiopsie erhalten ≥70 % 88,7 % Qualitätsindikator 5 QuaMaDi 2011 n/a 6 96,9 % 7 84,7 % 8 38,8 % 9 54,8 % 10 86,8 % 11 96,2 % Anteil der Frauen mit mammographischem BI-RADS 4 oder 5 und Mikrokalk ohne sonographischem Korrelat, die eine stereotaktisch gesteuerte Vakuumbiopsie erhalten ≥70 % Anteil der Frauen mit Mx-BI-RADS 4 oder 5 und Sono-BI-RADS 4 oder 5 und/oder MRT-BI-RADS 4 oder 5, die eine Stanz- oder Vakuumbiopsie erhalten ≥ 70 % 90,0 % Anteil der Frauen, die nach Stanz- oder Vakuumbiopsie nach BKlassifikation histopathologisch beurteilt werden ≥ 95 % 98,6 % Anteil der Frauen mit DCIS mit Angaben zum Grading ≥ 95 % n/a n/a Anteil der Frauen mit invasivem Karzinom mit Angaben zum Grading ≥ 95 % n/a n/a Anteil der Frauen mit invasivem Karzinom mit Angaben zum Hormonrezeptorstatus ≥ 95 % n/a n/a Anteil der Frauen mit invasivem Karzinom mit Angaben zum HER2/neu-Status ≥ 95 % n/a n/a Anteil der Frauen mit Mammographie BI-RADS 1-3, bei denen ein DCIS oder invasives Karzinom innerhalb von 24 Monaten auftritt < 50 % 1,8 % Anteil der Frauen mit DCIS an allen Karzinomen > 10 % 9,8 % 46,1 % 54,3 % 12 1,7 % 13 12,0 % 5 Mit „n/a“ gekennzeichnete Indikatoren werden erst mit Einführung der Pathologiedokumentation abschätzbar. 6 Das Ergebnis basiert auf den Daten der radiologischen Erstbefundung aus dem Berichtszeitraum. 7 Das Ergebnis basiert auf den im Referenzzentrum dokumentierten Daten aus dem Berichtszeitraum. 8 Von 115 Frauen, deren Mammographie im Referenzzentrum mit BI-RADS 4/5 befundet wurde, im Erst- oder Zweitbefund eine Verkalkung oder einen Herdbefund mit Verkalkung mit BI-RADS 4/5 aufwies, deren Sonographie im Assessment jedoch mit BI-RADS 1/2/3 befundet wurde, erhielten 53 eine stereotaktisch gesteuerte Vakuumbiopsie. 9 Von 197 Frauen, deren Mammographie im Erst- oder Zweitbefund mit BI-RADS 4/5 befundet wurde und eine Verkalkung oder einen Herdbefund mit Verkalkung mit BI-RADS 4/5 aufwies, deren Sonographie in Erst- und Zweitbefund jedoch mit BI-RADS 1/2/3 angegeben wurde, erhielten 107 eine stereotaktisch gesteuerte Vakuumbiopsie. 10 Das Ergebnis basiert auf den im Referenzzentrum dokumentierten Daten aus dem Berichtszeitraum. 11 Das Ergebnis basiert auf den im Referenzzentrum dokumentierten Daten (Bogenversionen ab V4.0) aus dem Berichtszeitraum. 12 420.033 der im Zeitraum vor 2011 eingeschlossenen Fälle wurden mammographisch mit BI-RADS 1/2/3 befundet. Davon sind 7.668 innerhalb von 24 Monaten Wiederkehrende dann mit BI-RADS 4/5 diagnostiziert worden (2,6 % der Wiederkehrerinnen mit vorhergehender BI-RADS 1/2/3-Mammographie). Die B-Klassifikation wurde erst mit Referenzzentrumsbogen V4.0 eingeführt. 13 Von 876 im Berichtszeitraum mit B5 (maligne) klassifizierten Tumoren wurden 86 als B5a (DCIS) diagnostiziert. QuaMaDi – Qualitätsbericht für das Jahr 2012 - 20 - Diskussion und Zusammenfassung Insgesamt stellt dieser Jahresbericht eine Fortschreibung der Vorberichte dar. Die Einschlusszahlen zeigen einen leicht steigenden Trend. Unterschiede zwischen den Regionen bestätigen sich. Die Qualitätsindikatoren bescheinigen insgesamt eine stabil hohe Qualität. Einschlusszahlen QuaMaDi wird in der KERN-Region seit dem Jahr 2001 und in den übrigen Regionen seit dem Jahr 2005 angeboten. Von einer vollständigen Implementierung kann seit dem Jahr 2006 gesprochen werden. In jenem Jahr wurden rund 64.124 Frauen im Rahmen von QuaMaDi untersucht, dies entspricht auf bevölkerungsbezogener Basis einem Anteil von 5,5 %. Im nachfolgenden Jahr 2007 wurden im Rahmen von QuaMaDi rund 68.800 Frauen untersucht, dies sind rund 6 % der in Schleswig-Holstein lebenden Frauen ab 20 Jahren. Nach einem Rückgang der Anzahl der untersuchten Frauen auf rund 67.600 im Jahr 2008 haben im Jahr 2009 rund 68.700 und im Jahr 2010 rund 69.000 eine QuaMaDiUntersuchung in Anspruch genommen. Im Jahr 2011 – 10 Jahre nach dem Start des Modellprojektes – stieg die Zahl der Teilnehmerinnen erstmals auf über 70.000. Nach 71.437 Teilnehmerinnen in 2011 nahmen im Jahr 2012 mit 72.320 untersuchten Frauen 6,3 % der in Schleswig-Holstein lebenden Frauen ab 20 Jahren an QuaMaDi teil. Insgesamt wurden bisher die Daten von über 2 Millionen Dokumentationsbögen am IKE erfasst, verarbeitet und ausgewertet. Der Rückgang in 2008 und der folgende Wiederanstieg sind nicht gleichmäßig auf die Altersgruppen und Regionen verteilt, sondern gehen zum wesentlichen Teil auf einen Rückgang der Einschlusszahl in der Altersgruppe der 50- bis <70-Jährigen und in der KERNRegion bei gleichzeitigem, etwas stärkerem Anstieg der Zahlen gegenüber 2007 in den anderen Altersgruppen und Regionen zurück. Die beobachteten Trends der Einschlusszahlen sind positiv zu bewerten. Der vorübergehende Rückgang in der KERN-Region dürfte eine bessere Zuweisung zum Mammographie-Screening darstellen, der Anstieg in den anderen Regionen ist als Angleichung des restlichen Schleswig-Holsteins an die KERN-Region zu sehen. Weiterhin gilt: Nach Möglichkeit sollten alle indikationsbezogenen Mammographien unter QuaMaDiBedingungen durchgeführt werden. QuaMaDi – Qualitätsbericht für das Jahr 2012 - 21 - Altersspezifische Teilnahmeraten Seit Anfang 2008 ist das Mammographie-Screening flächendeckend in Schleswig-Holstein verfügbar. Mit der Implementierung des Screenings haben nun alle asymptomatischen Frauen (ohne Risikokonstellation) aus der Altersgruppe 50 bis 69 Jahre Anspruch auf Screening-Mammographien in zweijährigen Intervallen. Laut Auskunft der Zentralen Stelle stieg die Beteiligungsquote am Mammographie-Screening in den ersten beiden Quartal 2012 auf 49 % bzw. 47 % der anspruchsberechtigten Frauen, im östlichen und südwestlichen Schleswig-Holstein lag sie bei 50 % und darüber. Seit 2009 steigt die Teilnahmerate im Brustkrebs-Screening von Screening-Runde zu Screening-Runde. Die langfristige Auswertung der QuaMaDi-Dokumentation zeigt eine Verschiebung der altersspezifischen Teilnahmezahlen der indikationsbezogenen Mammographie, auf die schon in den letzten Berichten hingewiesen wurde: Der Anteil der unter 40-jährigen Frauen liegt seit dem Jahr 2006 relativ konstant bei 4 bis 5 %. Der Anteil der Frauen im Alter 40 bis <50 Jahre liegt über alle Regionen hinweg bei etwa 30 %. Der Anteil der Altersgruppe der über 70-Jährigen nimmt im zeitlichen Verlauf zu. Hingegen sinkt der Anteil der Frauen aus der Altersgruppe der 50- bis <70-Jährigen. Diese relative Abnahme ist insbesondere der absoluten Abnahme der Einschlusszahlen in dieser Altersgruppe um ca. 20 % seit 2007 geschuldet. In den letzten zwei Jahren hat sich diese Entwicklung jedoch abgeflacht. Gleichzeitig stieg der Anteil der dokumentierten rechtfertigenden Indikationen nach ZÄS weiter. Dies betrifft insbesondere den Anteil Patientinnen mit vorangegangenem Mammakarzinom, der inzwischen bei 21,4 % liegt. Die Bewertung dieser Zahlen bleibt weiterhin schwierig. Die strengere Indikationsstellung zur diagnostischen Mammographie und die gezieltere Zuweisung zur Screening-Mammographie könnten in der Altersklasse 50 bis 69 Jahre zu einer verminderten Teilnahme in QuaMaDi geführt haben. Unklar bleibt aber, ob durch die engere Indikationsstellung zur Mammographie vermehrt Patientinnen ohne die passende Indikation für QuaMaDi nun außerhalb von QuaMaDi in der „grauen“ Mammographie untersucht werden. Auch hier gilt wie oben: Alle indikationsbezogenen Mammographien sollten unter QuaMaDi-Bedingungen durchgeführt werden. Zusammen mit dem steigenden Anteil von QuaMaDi-Patientinnen in Brustkrebsnachsorge könnte der leichte Wiederanstieg der Teilnahmezahlen in der Altersgruppe ab 50 Jahren als verstärkter Bedarf an qualitätsgesicherter diagnostischer Nachverfolgung von in Screening oder QuaMaDi entdeckten Mammakarzinomen interpretiert werden. Immerhin stieg die Brustkrebsinzidenz in Schleswig-Holstein in der Screening-Altersgruppe von 2007 auf 2009 um ca. 20 % (in situ Karzinome um 55 %). QuaMaDi – Qualitätsbericht für das Jahr 2012 - 22 - Ergebnisqualität Die Wertigkeit von QuaMaDi hinsichtlich der Ergebnisqualität (Tumorstadien, Überleben) wurde in einem von der Deutschen Krebshilfe geförderten Projekt, in dem die QuaMaDiKohorte mit dem Krebsregister Schleswig-Holstein abgeglichen wurde, genauer untersucht14. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Frauen, deren Tumor innerhalb von QuaMaDi diagnostiziert wurde, einen Überlebensvorteil in Höhe von rund 25 % aufweisen15 (Überlebensvorteil unter Berücksichtigung von Alter, Tumorgröße, Tumorausbreitung, Therapie; betrachtete Zeitdauer 5 Jahre; Vergleichsgruppe: Frauen, deren Tumor außerhalb von QuaMaDi diagnostiziert wurde). Weitere Qualitätsindikatoren des Programms wie Sensitivität und Spezifität sollen im Rahmen des genannten Projektes zurzeit untersucht16. Der im Kapitel „Radiologie“ berichtete PPW des der Erstbefundung (mit Anstieg von 2011 auf 2012) ist Teil dieser Analyse. Prozessqualität In vielen Prozessparametern deuten sich gute Übereinstimmungen zwischen den Regionen an. Die seit der zweiten Jahreshälfte 2007 in regelmäßigen Abständen stattfindenden Referenzzentrumsleiter-Treffen, führen anscheinend zu einer Angleichung der Dokumentationsqualität und der Versorgungsqualität für die Referenzzentren. Insgesamt scheint die Harmonisierung der Befundungspraxis durch ein qualitätsgesichertes Versorgungsprogramm auch in einem dezentralen Versorgungssektor realisierbar zu sein. Die Anforderungen der EUREF-Leitlinie gelten im Wesentlichen für das MammographieScreening und wurden – obwohl QuaMaDi keine Screeningmaßnahme ist, sondern einen Baustein der Regelversorgung darstellt – in den Bereichen, die auf die kurative Mammographie anwendbar sind, weitestgehend erfüllt. Ob die steigende Dauer des Assessments Folge einer zunehmenden Abklärung außerhalb der Referenzzentren ist und möglicherweise nur eine Verzögerung der Dokumentation – nicht der Patienteninformation – bedeutet, kann im Rahmen dieses Berichts nicht im Einzelnen geklärt werden. Seit 2009 werden auch Qualitätsindikatoren aus der neuen S3-Leitlinie zur BrustkrebsFrüherkennung abgebildet. Während einige Indikatoren weiterhin nicht abgeschätzt werden können (dies könnte sich mit der Einführung des Pathologiebogens ändern), wurde die Mehrzahl der übrigen abbildbaren Qualitätsindikatoren wiederum erfüllt und entwickelten sich positiv. Eine Ausnahme bildet der Anteil der DCIS an allen entdeckten Karzinomen, der in 2012 erstmals knapp unter dem geforderten Mindestwert liegt. Auch dies möglicherweise eine Folge des seit 2008 flächendeckenden Mammographie-Screenings und der daraus folgend sich verändernden Struktur der QuaMaDi-Patientinnen-Kohorte. 14 siehe Publikation (4) siehe Publikation (3) 16 siehe Publikation (5) 15 QuaMaDi – Qualitätsbericht für das Jahr 2012 - 23 - Insgesamt kann in Schleswig-Holstein im QuaMaDi-Setting von einer hohen diagnostischen Qualität im Bereich der indikationsbezogenen, qualitätsgesicherten Diagnostik ausgegangen werden. Die Erkenntnisse zur Struktur- und Prozessqualität wurden im Jahr 2012 publiziert.17. Wissenschaftliche Nutzung von QuaMaDi Die Daten aus QuaMaDi werden vom IKE für verschiedene wissenschaftliche Projekte aktiv genutzt und publiziert (siehe Publikationen, derzeit 10 Veröffentlichungen). In diesem Jahr wurde die qualitätssichernde Wirkung der Dokumentation in der indikationsbasierten Mammadiagnostik im Rahmen eines Vortrags bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS) vorgestellt18. Die Daten von inzwischen über 2 Millionen Dokumentationsbögen und über 650.000 Diagnoseprozessen bieten eine wertvolle Ressource für wissenschaftliche Forschung. 17 siehe Publikationen (7) und (8) 18 siehe Publikation (10) QuaMaDi – Qualitätsbericht für das Jahr 2012 - 24 - Publikationen Die im Rahmen von QuaMaDi erhobenen Daten haben – unter anderem – folgende Veröffentlichungen, wissenschaftliche Arbeiten und Vorträge ermöglicht: (1) Katalinic A, Bartel C, Raspe H, Schreer I. Beyond mammography screening: quality assurance in breast cancer diagnosis (The QuaMaDi Project). British Journal of Cancer. 2007;96(1):157-61. (2) Schaefer FK, Waldmann A, Katalinic A, Wefelnberg C, Heller M, Jonat W, Schreer I. Influence of additional breast ultrasound on cancer detection in a cohort study for quality assurance in breast diagnosis--analysis of 102,577 diagnostic procedures. European Radiology. 2010; 20(5):1085-92. (3) Obi N, Waldmann A, Schaefer FK, Schreer I, Katalinic A. Impact of the Quality assured Mamma Diagnostic (QuaMaDi) programme on survival of breast cancer patients. Cancer Epidemiology. 2011; 35(3): 286-92. (4) Obi N, Waldmann A, Babaev V, Katalinic A. Abgleich einer großen PatientinnenKohorte aus der klinischen Praxis mit dem Krebsregister Schleswig-Holstein. Gesundheitswesen. 2011; 73(7): 452-8. (5) Obi N, Waldmann A, Katalinic A. Result quality of breast cancer detection in QuaMaDi with respect to levels of the diagnostic process chain. Das Gesundheitswesen 2010, 72 (8/9): 603 (V285). DGEpi-Tagung 2010. (6) Kapsimalakou S, Waldmann A, Katalinic A, Stoeckelhuber BM, Grande-Nagel I, Barkhausen J, Vogt FM (2010): Gut, dass man sich nicht aus den Augen verloren hat: Verlaufskontrolle von BIRADS III-Fällen im Zeitraum 2006 bis 2008 - Ergebnisse aus dem QuaMaDi-Referenzzentrum für das östliche Schleswig-Holstein. RöFo 2010, 182 (S01): S174 (VO 206.3). Deutscher Röntgenkongress 2010. (7) Adrich S. Entwicklung der Prozess- und Ergebnisqualität der qualitätsgesicherten Mammadiagnostik in Schleswig-Holstein und deren Auswirkung auf die Inzidenz und Statienverteilung des Mammakarzinoms [Inauguraldissertation zur Erlangung der Doktorwürde]. Lübeck: Institut für Krebsepidemiologie e.V. an der Universität zu Lübeck; 2011. (8) Waldmann A, Adrich S, Eisemann N, Fauteck H, Grande-Nagel I, Schäfer FK, et al. Struktur- und Prozessqualität in der Qualitätsgesicherten Mammadiagnostik in Schleswig-Holstein. RöFo. 2012 Feb;184(2):113-21. (9) Waldmann A, Kapsimalakou S, Katalinic A, Grande-Nagel I, Stoeckelhuber BM, Fischer D, Barkhausen J, Vogt FM. Benefits Of The Quality Assured Double- and Third-Reading of Mammograms in the Early Diagnosis of Breast Cancer. European Radiology. 2012 May; 22(5):1014-1022. (10) Fauteck H, Waldmann A, Richter A, Katalinic A. Qualitätssichernde Dokumentation in der indikationsbasierten Mammadiagnostik. GMDS Jahrestagung 2013.