ADHS - TWG Erlangen

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AD(H)S im Kinder und Jugendalter,
Diagnostik und Behandlungsmöglichkeiten
Platzhalter
Erlangen
24.4.2015
Dr. Astrid Neuy-Bartmann
AD(H)S
bei Erwachsenen
- Allgemeines
- Diagnostik
Begleiterkrankung
en
ADHS-Therapeuten-Curriculum (ATCu)
Modul 7
Therapie der ADHS
bei Erwachsenen
AndersDenkenHandelnSpeichern
anders reagieren
anders wahrnehmen
anders denken
anders fühlen
anderes Tempo
anderes Zeiterleben
anders verarbeiten
anders erinnern
anders handeln
Irgendwie anders..!!
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Häufigkeit der ADHS
Häufigste seelische Störung im
Kindes-und Jugendalter!!
im Kindesalter:
5-7% aller Kinder betroffen
im Erwachsenenalter:
über 60%, der Erwachsenen, die als
Kinder von ADHS betroffen waren,
zeigen im Erwachsenenalter immer
noch deutliche Symptome von ADHS.
oder gehen in eine andere Störung über.
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Verträumt, unaufmerksam
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Verträumt, anklammernd, ängstlich, unsicher,
langsam
AD(H)S-Subtypen
Hyperaktiver Typ
Unaufmerksamer Typ, hypoaktiver Typ
Mischtyp, besonders bei Erwachsenen
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Leitssymptom:
Unaufmerksamkeit
Keine zielgerichtete
Aufmerksamkeit
Ablenkbarkeit
Aufmerksamkeitsspanne
verringert
7
Hyperfocussierung
Schnell reizüberflutet
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Leitssymptom:
Impulsivität
Probleme mit der Selbstkontrolle und
Selbstregulation, wenig Handlungsplanung, 10
nicht abwarten können, Autoritätsprobleme, Regelverstösse
Scharf gestellte Alarmanlage
ADHS-ler fühlen sich schneller angegriffen
ADHS-Therapeuten-Curriculum
Und bedroht,
Erleben häufiger Feidseligkeit,
Fehlangespasste Sicherheitsfunktion,
Schnellere Angriffswahrnehmung,
Schnellerer Verteidigungsmodus,
Übersteigertes Autonomiebedürfnis,
Fühlen sich
schneller
Modul
7 kritisiert und
abgewertet,
Der Sicherheitssinn reagiert bei der
gerinstenTherapie der ADHS
Wahrnehmung von Unsicherheit und
Bedrohung mit
Impulsivität und
beireflexartiger
Erwachsenen
Verteidigung
(ATCu)
Affektlabilität, Achterbahn der Gefühle
Stimmungswechsel in schneller Reihenfolge,
Himmelhochjauchzend zu Tode betrübt, alles ist dramatisch
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und überschießend, mangelnde Frustrationstoleranz
Chaos, Desorganisation
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Kernsymptome der ADHS nach
Wender Utah Kriterien
Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen
Hyperaktivität oder Hypoaktivität
Stimmungslabilität
Desorganisation (Chaos)
Mangelnde Affektkontrolle
Störung der Impulskontrolle und der
Steuerungsfähigkeit
Schwierigkeiten mit Mitmenschen und am Arbeitsplatz
Schnelle Erschöpfbarkeit und Lustlosigkeit
Vergesslichkeit
Selbstzweifel
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ADHS-Therapeuten-Curriculum (ATCu)
Modul 7
Therapie der ADHS
bei Erwachsenen
ADHS Im Verlauf des Lebens
Hyperaktive Form
Kind
Jugendlicher
Schreikind, Koliken
trotzig, Wutanfälle
Irritierbar, unzufrieden
impulsiv, zappelig
Reizoffen, regulationsgestört
unaufmerksam
Schlafstörungen vergesslich,
chaotisch
motorisch unruhig
lustlos, ungeduldig
Unfälle
oppositionell, provokativ
Wutausbrüche,
grenzüberschreitend
Schlafstörungen
emotional überreagierend
Erwachsener
Beziehungsstör.
Arbeitsstörungen
unkonzentriert, Unfälle
Suchtentwicklung
Impulsivität
Desorganisation
Trotz,
Stimmungsschwankungen
Hypoaktive Form
Schreikind, irritierbar
ängstlich, anklammernd
scheu, unsicher weinerlich,
langsam, umständlich
motorisch ungeschickt
Schlafstörungen
langsam, verträumt
ablenkbar, empfindlich
stimmungslabil
wenig belastbar, vergesslich
umständlich
mangelnde Ausdauer
Depression,
Ängste
Desorganisation
Lern und Arbeitsprobleme
Langsamkeit, Umständlichkeit,
Selbstzweifel
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ADHS im Kleinkindalter
Schreikinder, Reizoffenheit, Fütterungsstörungen,
Schlafstörungen, gestörter Schlaf-Wachrhytmus,
ausgeprägtes Trotzen, Anhänglichkeit ,
oppositionelles Verhalten
Probleme in der Eltern-Kind
Interaktion
Schreikinder
Verminderte Resonanz auf mütterliche Zuwendung
Versagensgefühle der Bezugspersonen
Isolation der Erziehende durch ihr schwieriges
Kind
Schuldgefühle, Minderwertigkeitsgefühle
Ängstlichkeit, Unsicherheit der Bezugspersonen
Unkontrolliertes Verhalten besonders bei eigener
Betroffenheit der Bezugspersonen
Depressionen
Erschöpfungsgefühle
Zunehmende Beziehungskonflikte
Wichtig ist frühe Diagnose und frühe
Unterstützung der Eltern
Auffälligkeiten im Kindergarten
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Das Kind reagiert auf Wechsel stark
Kann aus nichtigem Anlass wütend werden
Hat Schwierigkeiten beim Spiel zu bleiben
Kann sich wenig ruhig und alleine beschäftigen
Kann nicht sitzen bleiben und still sitzen
Sucht oft auch körperlich Auseinandersetzungen
Kann nur schwer warten
Hat Probleme sich an Regeln zu halten
Kann sich schwer einordnen
Kann sehr rechthaberisch sein
ADHS in der Pubertät
ADHS-Therapeuten-Curriculum (ATCu)
Modul 7
Therapie der ADHS
bei Erwachsenen
Probleme in der Pzbertät
Fordernd, unreif,keine Bedürfnisaufschub: jetzt, sofort und immer
Eingeschränkte soziale Kompetenz, oft sehr egoistisch
Bedenken nicht die Folgen ihres Handelns- erst gemacht, dann gedacht
Übertreten Regeln, aufsässig, provozierend, Endlosdiskussionen
Störenfried, Klassenkasper, Schwätzer, langweilen sich schnell, impulsiv
Schnell begeistert -schnell frustriert, Schwarz-Weiß-Denken
vergesslich., aus den Augen aus dem Sinn
Bleiben unter ihren Möglichkeiten,
Konzentrations -und Aufmerksamkeitsstörungen- fangen gut an, fallen dann ab
Motivationsprobleme
Viele Flüchtigkeitsfehler, keine Struktur und keinen Überblick
chaotische Arbeitsweise und Hausaufgaben,
Oberflächlicher, sprunghafter Arbeitsstil, verlieren schnell den Faden
Vergessen viel, machen ihre Sachen unvollständig
Große Notenschwankungen, lernen wenig aus Erfahrung
Legasthenie und Rechenschwäche, schlechte Schrift
weitere ADHS Probleme
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Prokrastiantion
ADHS-Therapeuten-Curriculum (ATCu)
Modul 7
Therapie der ADHS
bei Erwachsenen
Ablenkbar, machen Angefangenes nicht
zu Ende
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Entscheidungsschwäche
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Reifungsdefizit
ADHS-Therapeuten-Curriculum (ATCu)
Modul 7
Therapie der ADHS
bei Erwachsenen
Selbstzweifel
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Risikoverhalten, erhöhtes Unfallrisiko
4 fach erhöhtes Risko zu verunfallen. Die Unfälle sind auch schwerer,
häufiger Suzidversuche,
Risikobereitschaft erhöht, keine Handlungsplanung, häufiger frühe
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Schwangerschaften
dt. Ärzteblatt 2001
AD(H)S-ler können alles zur Sucht machen
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Essstörungen
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Familienangehörige oft auch betroffen
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Ursachen der ADHS
Genetik
80% eineiige Zwillnge betroffen,
Veränderung des Dopaminstoffewechsels
Störung in Aufmerksamkeits- und
Informationsverarbeitungs
Erhöhte Vulnerabiltät
Riskiofaktoren
Frühgeburt
niedriges
Geburtsgewicht
Rauchen der Mutter
Hirnschädigung
Interaktion mit der Umwelt,
Förderung,
problematische Elternhäuser
Gesellschaftliche Einflüsse,
Multitasking, Medien,
Beschleunigung unserer
Arbeitsabläufe
Zunahme der Komplexität
Weniger Regeln und Struktur
Weniger familiäre Resourccen
ADHS hat auch eine gesellschaftliche
Komponente
Multitasking
Komplexere
Anforderungen in
der Schule ,
Beschleunigung
Fernsehen
Computerspiele
Handy
Internet
4,5
Stunden
täglich
Veränderte
Familienstrukturen
Verlust der Großfamilie
Höhere Quote an Alleinerziehende
Weniger Auslauf und Bewegung
Geringerer Einfluss von Vereinen
und Kirche
Veränderter Erziehungsstil
Weniger Regeln
Weniger engagierte Eltern
Hohere gesellschaftliche
Toleranz gegenüber
Regelübertretungen
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Diagnostik
Muss im Kindesalter nachweisbar sein. ADHS zieht sich wie ein roter
Faden durchs Leben, Fremdanamnese, Zeugnisse
Elternbefragung, Befragung der Lehrer
Kernsymptome
Anamnese aktuell
Psychiatrische Komorbiditäten
Störungsrelevante Rahmenbedingungen (ADHS ist häufig eine
Familienerkrankung)
Intelligenz (unter den eigenen Möglichkeiten geblieben?)
Konzentration, Aufmerksamkeit
Tests: Connors Fragebögen, Döpfner, Fremdbeurteilungsbögen,
Wurs, Barkley, Adult rating scala ARS, attention deficit scales for
adults ADSA
Partnerfragebogen nach Pierro Rossi, D-2 Konzentrationstest
Kein Test ist beweisend
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Das ADHS bleibt eine Puzzlediagnostik
Ausschlussdiagnosen
Minderbegabung
Schilddrüsenstörungen
Chronisches Müdigkeitssyndrom
Epilepsie
Schlafapnoe
ZNS-Raumforderungen
Gehirnverletzungen
Restless-leg sydrom
Hör-Sehstörungen
Schizophrenien
Medikamentennebenwirkungen, Psychopharmaka etc.
Überforderungssyndrome
Autismus
Narkolepsie
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Manisch-depressive Erkrankung
Die positiven Seiten des ADHS
Kreativität, Originalität, Spontaneität
Fantasie
Mut
Schnelligkeit
Neugier
große Einsatzbereitschaft für das, was sie interessiert
Hyperfokussierung, Spezialistentum
Idealisten, selbstlos, wenn sie von einer Sache überzeugt
sind
gute Beobachtungsgabe
Querdenker, Revoluzzer
Begeisterungsfähigkeit
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Therapiemöglichkeiten
Aufklärung und Beschäftigung mit dem
Krankheitsbild
Psychoedukation, Elterntraining
Behandlung der Begleiterkrankungen
Selbsthilfegruppen
Anleitung zur Selbststeuerung
Neurofeedback
Beratung, Coaching
Ergotherapie
Bewegungstherapie
Reduktion des Medienkonsums, Rituale
Musik, Sport, Hobbies
Struktur
Coaching, Konzentrationstraining,
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Entspannungsübungen, Tai Chi,
ADHS - Multimoda
Swanson JM et al.Clinical relevance of te primary findings of the MTA:
Sucesss rates based on severity of ADHD at the end of treatment
J AM Acad Adoslesc Psychiatry 2001;40(2):168-79
Medikamentöse Therapie bei ADHS
Behandlung erfolgt v.a. mit Methylphenidat –MPH als Mittel der ersten
Wahl
individuelle Einstellung
beginnend mit 5 mg, 3-4 mal täglich im Abstand von 3-4 Stunden
on demand Einstellung möglich
Erwachsene benötigen oft geringere Dosis
Kontrolle und Maximaldosis festlegen
bei non- Respondern auf Amphetamine oder Atomoxetin umsteigen
Nebenwirkung ausführlich erklären
BTM-pflichtig, aber Suchtentwicklung nur in Ausnahmefällen
auf Ängste der Patienten Rücksicht nehmen
Retardpräparate sind oft sinnvolle Ergänzung, Kombination möglich
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Komplementärmaßnahmen:
Frühförderung
Logopädie
Ergotherapie
Elterntraining
Familienpädagogische Hilfe
Psychomotorik
Nachhilfe
Paarberatung, Ehetherapie
Erziehungsbeihilfe,sozialpädagogische Familienhilfe
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Sport und Kreativität
Bewegung ist Spannungsabfuhr
weniger Aggression
Sport wirk antidepressiv, antriebssteigernd, macht fit
wider den inneren Schweinehund
Kraftquellen erschließen
Robustheit und Stabilität
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Coaching
ggf. Hilfe direkt vor Ort
Stärken erkennen, Schwächen analysieren, akzeptieren und gute Strategien
entwickeln
Selbstorganisation, Chaosbeseitigung, Messiesituation, wie räumt man auf,
Beschriften, Erstellen von Listen, Arbeitsplänen, Akten anlegen
Kindererziehung, positive Autorität
Finanzpläne,
sich selbst Regeln und Rituale geben,
Selbstkontrolle
Zeitmanagement
gesunde Lebensweise
Stressbewältigung, Entspannungstraining
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Elternhilfen
Erst einmal das Problem benennen... es könnte sein, dass ihr
Kind ADHS haben könnte
Das ist nichts Schlimmes, wenn man es aber übersieht,
kann es oft nicht die Leistungen bringen, für die es in der Lage
wäre
Betonen Sie, dass es darum geht dem Kind zu helfen und es zu
fördern
Sagen Sie den Eltern, dass das Kind nicht vorsätzlich andere
ärgert, sondern ein Problem damit hat seine Gefühle zu
kontrollieren
Eventuell Schulpsychologen einschalten
Diagnostik nur ! beim Kinder und Jugendpsychiater
ADHS ist kein Erziehungsfehler, sondern eine
neurobiologische und erbliche Normvariante
Amphetamine
Attentin jetzt für Kinder erhältlich
retardiertes Amphetamin Elvanse seit 2013 erhältlich
wirken auch dopaminerg, noradrenerg, serotonerg
anderer Wirkmechanismus: interagiert mit Monoamintransporter und erhöht
so Dopaminkonzentration
in Deutschland ist 50% D und L-Amphetamin erhältlich,
wirkt etwa 20-30% stärker als Methlphenidat und wirkt 1-2 Stunden länger
als unretardiertes MP
cave bei Beigebrauch von anderen Suchtmitteln
durch serotonerge Wirkung auch antidepressiv
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Andere medikamentöse
Behandlungsoptionen
Omega-3-Fettsäuren
Zink (kompetenter Inhibitor der Dopaminwiederaufnahme am DAT)
Homöopathie
Behandlung der Begleiterkrankungen:
•
Depression: Antidepressiva wie SSRI, NARI, TZA
•
Zwang: Antidepressiva wie Sertralin, Fluoxetin
•
Borderline-Störungen: Aripriprazol
•
Ängste, soziale Phobie: SSRI, NARI
•
bipolar: Aripriprazol
•
Antriebsstörung: Nortrilen, Desipramin
•
Aggressive Durchbrüche. Risperidon
46
Hilfen für ADHS-Kinder in der Schule
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Übersichtlichkeit
Klare Struktur
Wenig Ablenkung
Klare Regeln
Viel Bewegung
Da wo das betroffene Kind arbeitet, wenig
Ablenkungsmöglichkeiten
Wenig Lärmbelästigung
Achten auch Übergangssituationen und dort Hilfen geben
Regeln immer wieder ausführen
ADHS Kinder sind eine Herausforderung, aber alle Kinder
können von einem an die ADHS-Kinder angepassten
Unterricht profitieren
ADHS und Angehörige
ADHS-ler haben es schwer, Angehörige aber auch
eventuell selbst betroffen
erkranken häufig auch an burn out oder Depression
ständige Auseinandersetzungen
mehr Trennungen und auch Gewalt
ständige Unsicherheit und Unberechenbarkeit
Chaos oder Messiesituation
Krisen und Spannungen
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ADHS und Familien
verstärken sich gegenseitig
heftige Auseinandersetzungen
Mimosen mit Holzkeulen
provozieren oder traumatisieren
sich gegenseitig
Sucht und Komorbidität
Therapeutische Herausforderung
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ADHS-Therapeuten-Curriculum (ATCu)
Modul 7
Therapie der ADHS
bei Erwachsenen
ADHS – eine bestimmte Art zu sein
Nicht jedes ADHS ist behandlungsbedürftig!
Es gibt viele erfolgreiche Menschen, die ADHS ohne Krankheitswert
haben, als Normvariante im Sinne einer „bestimmten Art zu
sein“
Es ist eine Spektrumerkrankung, d.h. dass der Übergang in
seelische Erkrankungen fließend ist
Behandlungsbedürftig wird ADHS erst, wenn es zu deutlichen
Beeinträchtigungen in der Lebensgestaltung kommt oder zu
ausgeprägten Begleiterkrankungen
Es ist wichtig ADHS zu diagnostizieren, weil bei starker Betroffenheit
eine störungsspezifische Therapie notwendig ist und sich weitere
medikamentöse Optionen wie die Behandlung mit Stimulantien oder
Atomoxetin eröffnen.
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ADHS-Therapeuten-Curriculum (ATCu)
Modul 7
Therapie der ADHS
bei Erwachsenen
ADHS-Therapeuten-Curriculum (ATCu)
Modul 7
Therapie der ADHS
bei Erwachsenen
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