„The child is the father of the man“ oder: was wird aus den Patienten

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Ass. Dr. Martin Fuchs
Abt. f. Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters
Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie






I: Einleitung, Grundbegriffe
II: Prävalenz
III: Verlauf
IV: Komorbiditäten
V: gender-Aspekte
VI: Zusammenfassung, Schlussfolgerungen
[email protected] epidemilogie
in der kjp----triangulum brixen, 04.12.2010
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in der kjp----triangulum brixen, 04.12.2010
Einleitung
Die Epidemiologie beschäftigt sich mit der
 Häufigkeit des Auftretens und der
 Verteilung von Erkrankungen und
Krankheitsfolgen
in bestimmten Gruppen der Gesellschaft, wie
z.B. in der Gruppe der Kinder und Jugendlichen.
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Einleitung
 Fragestellung:
„Wie häufig sind psychische Erkrankungen bei
Kindern und Jugendlichen?“
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Einleitung
 zeitliche oder
 geschlechtsspezifische
Veränderungen von Verteilungen sind
beschreibbar
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Einleitung
 Sind bestimmte Erkrankungen bei Buben oder
Mädchen häufiger?
 Leiden Jugendliche im Schnitt an anderen
psychischen Störungen leiden als Kinder?
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Einleitung
 Epidemiologische Studien liefern wichtige
Argumentationsgrundlagen für die Planung
und Ausstattung von
Behandlungseinrichtungen.
 Epidemiologische Studien können einen
Beitrag zur Lösung der Frage leisten, ob
Versorgungsstrukturen in einer bestimmten
Gegend ausreichend sind oder nicht.
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Einleitung
• Epidemiologische Studien führten zu einem
Paradigmenwechsel in der Frage der Existenz,
Häufigkeit und Behandlungsbedürftigkeit von
psychischen Problemen in Kindheit und
Jugend.
• Durch Entwicklung und Einsatz
standardisierter Interviewverfahren wurden
Resultate international vergleichbar und
reproduzierbar.
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Begriff der Prävalenz
 Die Prävalenz gibt den Anteil kranker
Personen im Vergleich zur untersuchten
Gesamtbevölkerungsgruppe an.
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Begriff der Prävalenz
In Abhängigkeit vom Betrachtungszeitraum:
 Anteil der Erkrankten zu einem bestimmten
Zeitpunkt (Punktprävalenz)
 Anteil der Erkrankten innerhalb eines
gewissen Zeitraumes (Periodenprävalenz)
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Begriff der Prävalenz
Punktprävalenz:
 Bestandsaufnahme der Bevölkerung zu einem
bestimmten Zeitpunkt
 In vielen Studien wird nur das Wort Prävalenz
verwendet, damit ist dann in den meisten
Fällen die Punktprävalenz gemeint.
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Begriff der Prävalenz
Beispiel: In einer Studie wird angegeben, dass die 6Monatsprävalenz(rate) aller psychischen Störungen
im Kindes- und Jugendalter 20% beträgt.
Das bedeutet: in einem Beobachtungszeitraum von
einem halben Jahr sind im Schnitt 20% der
beobachteten Gruppe erkrankt.
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Begriff der Prävalenz
 Das hieße, praktisch angewendet: in einer
durchschnittlichen Schulklasse von 25
Kindern sind in einem Beobachtungszeitraum
von einem halben Jahr im Schnitt 20% der
Schulkasse, d.h. 5 Kinder psychisch erkrankt.
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Begriff der Prävalenz
Prävalenz: meist ein statistischer Schätzwert, da in
der Regel nicht alle Individuen einer beobachteten
Gruppe untersucht werden können.
Methoden der Stichprobengewinnung („ist die
Gruppe, die ich in meiner Studie untersucht
habe, repräsentativ für die
Gesamtbevölkerung?“) spielen eine wichtige Rolle.
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Arten von Studien
Im Prinzip gibt es 3 Arten von Studien oder
Methoden der Datengewinnung in der KJP:
Population based
School based
Clinic based
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Population based Studies
 Stichprobe aus der Gesamtbevölkerung
 Aussagen besitzen bei repräsentativer
Stichprobe Relevanz für die
Allgemeinbevölkerung
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Population based studies
 Kohortenstudie: z.b. alle Neugeborenen einer
Stadt oder eines politischen Bezirks werden viele
Jahre oder Jahrzehnte weiterverfolgt, um
Aussagen über Erkrankungshäufigkeiten und
Risikofaktoren zu treffen.
 Wenn die ausgewählte Kohorte repräsentativ für
eine größere Gruppe ist, können die gewonnenen
Erkennnisse eine für die Allgemeinbevökerung
relevante Gültigkeit erlangen.
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Population based studies
 Kohortenstudien sind zeitaufwendig und
teuer, erfordern regelmäßige
Folgeuntersuchungen und den Einsatz von
strukturierten diagnostischen Interviews.
 Meist nur im Rahmen von nationalen
Maßnahmen durchführbar
 Keine Kohortenstudie zur psychischen
Gesundheit von Kindern/Jugendlichen in
Österreich und Italien
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Population based studies
 Im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie
kann man sich mittlerweile auf zahlreiche
populationsbezogene Studien und
Kohortenstudien berufen.
 Esser 2000, Kim-Kohen 2003, Fergusson 2005,
Ravens-Sieberer 2007, Colman 2009, Clark
2010, Merikangas 2010.
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School based studies
 3 mögliche Datenquellen (Kinder, Eltern, Lehrer)
und eine Vielzahl von Interviewmöglichkeiten
 Die Kinder selbst sind oft die besseren
Informanten über intrapsychische Vorgänge und
internalisierende Erkrankungen, während Eltern
und Lehrer oft zuverlässigere Informanten über
externalisierendes Verhalten sind (Renou 2004).
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Clinic based studies
 Dritte mögliche Datenquelle: diejenigen Kinder
und Jugendlichen, die in ambulanter oder
stationärer Behandlung stehen.
 Schlechteste Datenquelle mit großem Bias
 Bias: nur ein Bruchteil der Erkrankten sind in
Behandlung, diejenigen die in Behandlung sind,
sind nicht repräsentativ für die
Gesamtbevölkerung (Ravens-Sieberer 2008, Merikangas 2009).
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Transkulturelle Perspektive
 Epidemiologische Forschung in der Kinderund Jugendpsychiatrie: häufig mit der Brille
der westlichen Welt gesehen.
 Die meisten epidemiologischen Studien
beziehen sich auf Europa, USA, Kanada und
Australien/Neuseeland, einfach deshalb weil
Daten aus anderen Gegenden der Welt (Asien,
Afrika) fehlen oder nur langsam entstehen.
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Transkulturelle Perspektive
 Das WHO-Atlas-Projekt (Belfer 2006) wies auf lückenhafte
epidemiologische Datenerhebung und große Unterschiede
zwischen Ländern mit hohem und mit niedrigem Einkommen hin.
 Aufgrund




voraussetzungsreicher Methodik
finanziellen Hürden
dem Fehlen von ausgebildetem Personal und dem
Fehlen von nationalen Handlungsplänen
ist epidemiologische Forschung in der Kinder- Jugendpsychiatrie in
Schwellenländern sowie Entwicklungsländern schwer durchführbar.
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Transkulturelle Perspektive
 Vor allem in diesen Ländern
– defizitäre Entwicklungsbedingungen und
– von massiven Traumata geprägter Alltag vorherrschen.
 Schädlichen Einfluss auf die psychische
Kindergesundheit durch Lebensbedingungen wie






Krieg
Hunger
chronische Erkrankungen (H.I.V)
Dienen als Kindersoldat
Kinderprostitution
schwere körperliche Arbeit
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Transkulturelle Perspektive
 Der schädliche Einfluss dieser
Lebensbedingungen und wie es Kinder und
Jugendliche in diesen Gebieten trotzdem
schaffen, irgendwie weiterzumachen
(Resilienz) sollte auf der Forschungsagenda
für die nächsten Jahre stärker berücksichtigt
werden (Belfer 2008, Srinath 2010)
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Prävalenz
 International bisher große Unterschiede, Ursache für
diese Schwankungen:
 methodische Probleme
 unterschiedliche Forschungsansätze
 Schwierigkeiten im Gewinnen von repräsentativen
Stichproben und im Anwenden von standardisierten
Erhebungsmethoden
 unterschiedliche Definition psychischer Auffälligkeit
(Steinhausen 2006)
 Dennoch erschienen in den letzten Jahren
Übersichtsarbeiten und Studien mit relativ
konsistenten Ergebnissen
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Gesamtprävalenz
Literaturreview: (Merikangas 2009):
 in etwa ¼ der in die Metaanalyse
eingeschlossenen Kinder und Jugendlichen
leiden innerhalb eines Jahres an einer
psychischen Störung (1-Jahres-Prävalenz)
 in etwa 1/3 aller Kinder und Jugendlichen
erkranken bis zum Erreichen des
Erwachsenenalters an einer psychischen
Störung (Lebenszeitprävalenz).
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Gesamtprävalenz
Übersichtsarbeit : Ihle und Esser (2002)
 ähnliche Studien mit gewissen
Mindestanforderungen an methodischer
Umsetzung
 mittlere 6-Monats-Prävalenz für psychische
Störungen bei Kindern und Jugendlichen von
18%, wobei ¾ der Prävalenzraten der
eingeschlossenen Studien zwischen 15 und
22% lagen.
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Gesamtprävalenz
 ungefähr jeder 4.-5. Jugendliche leidet im
Zeitraum zwischen 13-18 Jahren an einer
behandlungsbedürftigen psychischen Störung
mit schwerer Beeinträchtigung und hohem
Leidensdruck (Merikangas 2010, Steinhausen 2006)
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Gesamtprävalenz
 „Faustregel“:
 Jedes 5. Kind hat aktuell eine psychische
Störung, jedes 3. Kind erkrankt bis zum 18.
Lebensjahr an einer psychischen Störung
 Aktuell haben 20% der Kinder und
Jugendlichen eine psychische Störung
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Gesamtprävalenz
Psychische Störungen bei Kindern und
Jugendlichen sind in etwa gleich häufig wie
bei Erwachsenen!
Ihle et al., 2002, Steinhausen 2006
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Prävalenz einzelner Störungen
 Das Spektrum der psychischen Erkrankungen im
Kindes- und Jugendalter ist ein völlig anderes als
im Erwachsenalter:
 Störungen des Sozialverhaltens oder ADHS sind
typische Erkrankungen in Kindheit und Jugend
 longitudinale Entwicklung von bestimmten
Störungsmustern (aus Angst wird Depression)
 manche Erkrankungen wie Störungen durch
Substanzgebrauch oder Schizophrenie zeigen erst im
späten Adoleszenzalter einen Ersterkrankungsgipfel
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Prävalenz einzelner Störungen
Störungsbild
Durchschnittliche
6-MonatsPrävalenz bis 13
Jahre
Metaanalyse
(Ihle 2002)
Durchschnittliche
6-Monatsprävalenz
im Kindes- und
Jugendalter gesamt
Metaanalyse
(Ihle 2002)
Ergebnisse des
Kinder- u. Jugendgesundheitssurveys:
BELLA- Studie
7-17a, n=2863
(Ravens-Sieberer
2006)
8-15 jährige USamerikanische Kinder,
12-Monats-Prävalenz
N=3042
DSM-IV
(Merikangas 2010)
13-18 jährige USamerikanische
Jugendliche
Lebenszeitprävalenz, n=10123
DSM-IV
(Merikangas
2010)
Angststörungen
7%
10,4%
10,0%
0,7%
31,9%
Aggressiv- dissoziale
Störungen
6,5%
7,5%
7,6%
2,1%
-----
Emotionale Störungen
1,5%
4,4%
5,4%
3,7%
14,3%
Hyperkinetische
Störungen
3,5
4,4%
2,2%
8,6%
-----
Störungen durch
Substanzgebrauch
-----
-----
-----
-----
11,4%
„Behaviour Disorders“
-----
-----
-----
-----
19,1%
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Prävalenz einzelner Störungen
Störungsbild
Durchschnittliche
6-MonatsPrävalenz bis 13
Jahre
Metaanalyse
(Ihle 2002)
Durchschnittliche
6-Monatsprävalenz
im Kindes- und
Jugendalter gesamt
Metaanalyse
(Ihle 2002)
Ergebnisse des
Kinder- u. Jugendgesundheitssurveys:
BELLA- Studie
7-17a, n=2863
(Ravens-Sieberer
2006)
8-15 jährige USamerikanische Kinder,
12-Monats-Prävalenz
N=3042
DSM-IV
(Merikangas 2010)
13-18 jährige USamerikanische
Jugendliche
Lebenszeitprävalenz, n=10123
DSM-IV
(Merikangas
2010)
Angststörungen
7%
10,4%
10,0%
0,7%
31,9%
Aggressiv- dissoziale
Störungen
6,5%
7,5%
7,6%
2,1%
-----
Emotionale Störungen
1,5%
4,4%
5,4%
3,7%
14,3%
Hyperkinetische
Störungen
3,5
4,4%
2,2%
8,6%
-----
Störungen durch
Substanzgebrauch
-----
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-----
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11,4%
„Behaviour Disorders“
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19,1%
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Prävalenz einzelner Störungen
Störungsbild
Durchschnittliche
6-MonatsPrävalenz bis 13
Jahre
Metaanalyse
(Ihle 2002)
Durchschnittliche
6-Monatsprävalenz
im Kindes- und
Jugendalter gesamt
Metaanalyse
(Ihle 2002)
Ergebnisse des
Kinder- u. Jugendgesundheitssurveys:
BELLA- Studie
7-17a, n=2863
(Ravens-Sieberer
2006)
8-15 jährige USamerikanische Kinder,
12-Monats-Prävalenz
N=3042
DSM-IV
(Merikangas 2010)
13-18 jährige USamerikanische
Jugendliche
Lebenszeitprävalenz , n=10123,
DSM-IV
(Merikangas
2010)
Angststörungen
7%
10,4%
10,0%
0,7%
31,9%
Aggressiv- dissoziale
Störungen
6,5%
7,5%
7,6%
2,1%
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Emotionale Störungen
1,5%
4,4%
5,4%
3,7%
14,3%
Hyperkinetische
Störungen
3,5
4,4%
2,2%
8,6%
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Störungen durch
Substanzgebrauch
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11,4%
„Behaviour Disorders“
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19,1%
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Prävalenz einzelner Störungen
 Wertet man nur die Zahlen für Kinder bis zum
Alter von 13 Jahren aus, zeigen sich deutlich
niedrigere Raten für internalisiernde
Störungen, die im Kindesalter im Vergleich
zum jugendlichen Alter vergleichsweise
seltener auftreten (Esser 2008, Ihle 2002)
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Prävalenz einzelner Störungen
Störungsbild
Durchschnittliche
6-MonatsPrävalenz bis 13
Jahre
Metaanalyse
(Ihle 2002)
Durchschnittliche
6-Monatsprävalenz
im Kindes- und
Jugendalter gesamt
Metaanalyse
(Ihle 2002)
Ergebnisse des
Kinder- u. Jugendgesundheitssurveys:
BELLA- Studie
7-17a, n=2863
(Ravens-Sieberer
2006)
8-15 jährige USamerikanische Kinder,
12-Monats-Prävalenz
N=3042
DSM-IV
(Merikangas 2010)
13-18 jährige USamerikanische
Jugendliche
Lebenszeitprävalenz, n=10123
DSM-IV
(Merikangas
2010)
Angststörungen
7%
10,4%
10,0%
0,7%
31,9%
Aggressiv- dissoziale
Störungen
6,5%
7,5%
7,6%
2,1%
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Emotionale Störungen
1,5%
4,4%
5,4%
3,7%
14,3%
Hyperkinetische
Störungen
3,5
4,4%
2,2%
8,6%
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Störungen durch
Substanzgebrauch
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11,4%
„Behaviour Disorders“
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19,1%
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Verlauf
 Psychische Störungen in Kindheit und Jugend
persistieren in bis zu 50% der Fälle über einen
Zeitraum von 2-5 Jahren (Esser 2000, Ihle 2002)
 Keine passageren oder
entwicklungsbezogenen Phänomene,
sondern ernstzunehmende und auch
gesundheitspolitisch äußerst relevante
Erkrankungen (Ihle 2002)
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Verlauf
 Mannheimer Längsschnittstudie: 400 Buben
aus Mannheim
 8 Jahren Erstuntersuchung und dann im Alter
 18 Jahren bzw. im Alter von
 25 Jahren Nachuntersuchung
 Rate von 10% bis ins junge Erwachsenenalter
chronisch kranken Kindern (Esser 2000)
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Verlauf
 Psychische Störung in Kindheit oder Jugend hat
unmittelbare Auswirkungen auf Entwicklung und
das Erlernen von bewältigungsrelevanten und
schützenden Fertigkeiten.
 Damit ist die Wahrscheinlichkeit deutlich erhöht,
auch im Verlauf des weiteren Lebens als
Erwachsener vielfältige gesundheitliche,
ökonomische und soziale Nachteile
davonzutragen (Esser 2008, Colman 2009)
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Verlauf
 Externalisierende Störungen: Risikofaktor für
– Suchterkrankungen
– Affektive Erkrankungen mit Suizidalität und
– Delinquenz
im Erwachsenenalter
 psychische Gesundheit allgemein ist in dieser Gruppe
der erwachsen gewordenen Problemkids im Vergleich
zu Kontrollgruppen deutlich herabgesetzt.
 Kohortenstudien mit großen Fallzahlen und langen
Beobachtungszeiträumen (Kim-Kohen 2003, Fergusson 2005, Colman 2009,
Clark 2010).
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Verlauf
 Kinder mit einer im Volksschulalter
beginnenden externalisierenden bzw.
dissozialen Störung zeigten besonders
ungünstige Prognosen (Esser 2000)
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Verlauf
 Hochrisikogruppe der „early starter“: früher
Beginn, männliches Geschlecht, kombinierte
Störung des Sozialverhaltens und ADHS
 Eltern und Familie: dissoziales und delinquentes
Verhalten, Vorstrafen, Arbeitslosigkeit,
Alkoholismus, inkonsistentes
Erziehungsverhalten, mangelnde Beaufsichtigung
des Kindes, Eheprobleme, höhere Anzahl von
Kindern in der Familie u. a.
 Hohes Risiko für spätere Delinquenz und
dissoziale Persönlichkeitsstörung
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in der kjp----triangulum brixen, 04.12.2010
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Komorbiditäten
 Es gilt als gesichert, dass Komorbidität, d.h.
das gleichzeitige Auftreten von 2 oder
mehreren Störungen gleichzeitig, auch bei
psychischen Erkrankungen im Kindes- und
Jugendalter eine große Rolle spielt
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Komorbiditäten
 45-50% der Kinder und Jugendlichen leiden an
mindestens 2 Störungen gleichzeitig! (Merikangas 2010,
Esser 2008, Ihle 2002, Angold 1999)
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Komorbiditäten
 Besonders häufige Komorbiditäten scheinen zu
sein:
– hyperkinetische Störung + dissoziale Störung (46,9%)
– depressive Störung + Angststörung (38,9%) oder
dissoziale Störung (24,7%)
– dissoziale Störung + Angststörung (19,2%)
 Weiters scheinen Störungen durch
Substanzgebrauch hohe Raten von Komorbidität
mit dissozialen Störungen aufzuweisen (Nock 2007, Ihle
2002 nach Angold 1999, Ihle 2000).
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Komorbiditäten
 Die stärksten Zusammenhänge:
 zwischen aggressiv/dissozialen Symptomen und
hyperkinetischen Symptomen
 zwischen depressiven Symptomen und Symptomen
einer Angststörung
 Damit bestätigen diese Studien letztlich klinisch
schon länger bekannte Zusammenhänge im Sinne
von zwei dimensionalen „Erkrankungsclustern“:
internalisierende Störungen und
externalisiernde Störungen
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Komorbiditäten
 Große Zahl an Komorbiditäten:
 kategoriale Erwachsenen-Klassifikation nicht gut geeignet ,
das Phänomen der psychischen Erkrankungen in Kindheit
und Jugend gut zu beschreiben?
 Psychische Erkrankungen als Entitäten könnten sich erst im
Laufe der Entwicklung genau herauskristallisieren
 bei der Beschreibung von „developmental
psychopathology“ in Kindheit und Jugend andere
Klassifikationen mit dimensionalerem Ansatz wählen
(Rutter2000, Merikangas 2009).
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Gender-Aspekte
 Die meisten Störungen im Kindesalter zeigen
ein deutliches Überwiegen von Jungen im
Verhältnis von etwa 2:1.
 Insgesamt zeigen Buben durchgehend höhere
Raten von hyperkinetischen Störungen,
dissozialen Störungen und Störungen durch
Substanzgebrauch, aber auch von Störungen
wie Tics oder Enkopresis (Steinhausen 2006, Ihle 2002)
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Gender-Aspekte
 Mit dem Eintreten in die Adoleszenz gleichen
sich die Raten psychischer Auffälligkeit ab dem
13. Lebensjahr bei Jungen und Mädchen
wieder an
(Esser 2008, Steinhausen 2006, Ihle 2002, Ihle 2000)
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Gender-Aspekte
 Stärkere Unterschiede in der
geschlechtsspezifischen Verteilung von
einzelnen Störungen bilden sich heraus:
 männliche Jugendliche vor allem
externalisierende Störungen und Störungen durch
Substanzgebrauch
 weibliche Jugendliche gehäuft Essstörungen,
depressive Erkrankungen, psychosomatische
Störungen und andere internalisierende
Störungen (Esser 2008, Hayward 2002, Ihle 2002)
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Gender-Aspekte
 depressive Störungen:
 in der späten Adoleszenz und im frühen
Erwachsenenalter doppelt so häufig bei Frauen
wie bei Männern auftreten
 im Volksschulalter häufiger bei Buben
 Es tritt also im Altersverlauf eine Abnahme
internalisierender Störungen bei Jungen und
eine gleichzeitige Zunahme bei den Mädchen
auf.
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Gender-Aspekte
 Unterschiede in Verhaltensmustern
 wirklich biologisch oder geschlechtlich
determiniert ?
 erwartete gesellschaftliche Rollenmuster? Frauen
weinen oder hungern, Männer schlagen zu oder
trinken?
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Gender-Aspekte
 Insgesamt lässt sich festhalten, dass vor allem
Jungen bis zum Alter von 13 Jahren deutlich
benachteiligt sind.
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Gender-Aspekte
Störungen ,die häufiger bei Buben auftreten
Buben: Mädchen
Intelligenzminderung
1,6:1
Autismus
2,25 – 5:1
Umschriebene Entwicklungsstörungen
2:1
Lernstörungen
2-2,5:1
Hyperkinetische Störungen
3-9:1
Störungen des Sozialverhaltens
M>W
Delinquenz
6-9:1
Auscheidungsstörungen (Enuresis, Enkopresis)
M>W
Störungen durch Substanzgebrauch
M>W
Störungen, die häufiger bei Mädchen auftreten
Buben: Mädchen
Depressive Störungen
1:2 (ab Jugendalter)
Angststörungen
1:2 (ab Jugendalter)
Esstörungen
1:9
Somatisierungsstörungen
M<W
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in der kjp----triangulum brixen, 04.12.2010
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Zusammenfassung
 Psychische Erkrankungen im Kindes- und
Jugendalter sind in etwa gleich häufig wie im
Erwachsenenalter
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Zusammenfassung
 1/5 aller Kinder und Jugendlichen sind aktuell
erkrankt, 1/3 erkranken bis zum Erreichen des
Erwachsenenalters an einer psychischen
Störung
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Zusammenfassung
 Psychische Störungen in Kindheit und Jugend
zeigen ein völlig anderes Spektrum als im
Erwachsenenalter und einen
charakteristischen Altersverlauf.
 Neuere Studien können diese Verläufe und
Diagnosenverteilungen gut replizieren
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Zusammenfassung
 Psychische Störungen in Kindheit und Jugend
sind keine passageren oder
entwicklungsbezogenen Phänomene, zeigen
hohe Persistenz und wirken sich auf das
gesamte restliche Leben aus
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Zusammenfassung
 Kinder und Jugendliche können an mehreren
psychischen Störungen gleichzeitig erkranken,
die 2 klinisch schon länger bekannten
Erkrankungscluster „internalisierende
Störungen“ und „externalisierende
Störungen“ können in neuen Studien zur
Komorbidität reproduziert werden
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Zusammenfassung
 Vor allem Buben vor dem 13. Lebensjahr
zeigen in allen Bereichen höhere Prävalenzen
und ein deutlich erhöhtes Risiko, an einer
psychischen Störung zu erkranken
 Ab der Pubertät holen die Mädchen auf, die
aus der Erwachsenenwelt bekannte
Geschlechtsverteilung psychischer
Erkrankungen (Rollenbilder in der
Gesellschaft?) beginnt sich herauszubilden
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Zusammenfassung
Risikogruppe der early starter:
 früher Beginn, männliches Geschlecht,
kombinierte Störung des Sozialverhaltens und
ADHS, frühe Delinquenz
 Dysfunktionale broken- home
Lebensbedingungen
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Zusammenfassung
 Abgesicherte Erkenntnisse zu Häufigkeit,
Bedeutung und weitreichender Konsequenz
von psychischen Erkrankungen
 auffälliger Gegensatz:
 mangelnder Zugang oder
 mangelnde Inanspruchnahme von professioneller
Hilfe.
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Zusammenfassung
 Weniger als die Hälfte der Kinder und
Jugendlichen mit psychischen Störungen sind
in Behandlung (Merikangas 2009, Kessler 2007, Ihle et al., 2002)
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Zusammenfassung
 Psychische Erkrankungen in Kindheit und
Jugend werfen lange Schatten bis weit ins
Erwachsenenalter. Deshalb ist Prävention und
sachgerechte Behandlung in dieser
Lebensspanne von immenser
gesundheitlicher und nicht zuletzt
ökonomischer Bedeutung.
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