Pflanzenschutzinformation Pflanzengesundheitskontrolle 05/2016 Pflanzenschutzdienst des Landes Brandenburg Müllroser Chaussee 54 15236 Frankfurt (Oder) Tel.: (033702) 2113629 Fax: (0331) 275483984 [email protected] Bearbeiter: Herr Pfannenstill 15.03.2016 Anoplophora glabripennis und Anoplophora chinensis Zwei Bockkäfer als Gefahr für Laubgehölze Funde in den Jahren 2014/2015 in Sachsen-Anhalt und wiederholt in Bayern, sowie BadenWürttemberg und Nordrhein-Westfalen machen deutlich, dass die Gefahr der Einschleppung und Verbreitung dieser beiden Bockkäferarten auch eine relevante Gefahr für die Laubgehölze des Landes Brandenburg ist. Beide Bockkäferarten sind in der Auswahl ihrer Wirtspflanzen nicht besonders wählerisch. Jedoch bevorzugen sie Laubholzarten mit eher weicherem Holz, wie Ahorn, Weide, Rosskastanie, Pappel, Birke und Platane. Laubholzbockkäfer (A. glabripennis = ALB) und Citrusbockkäfer (A. chinensis = CLB) unterscheiden sich in erster Linie durch die Stelle, an der sie ihren Wirtsbaum schädigen. Während der ALB seine Eier im mittleren Stammbereich bis in die Krone hinein ablegt und sich die entwickelnden Larven ebenfalls in diesen Bereichen bewegen, sind Eiablagestellen und Larven des CLB eher im unteren Bereich des Stammes und im oberen Wurzelbereich zu finden. Sowohl die Larven von ALB und CLB schädigen Bäume nachhaltig und bringen sie durch ihre Fraßtätigkeiten zum Absterben. Bevor dies geschieht, stellen geschädigte Bäume eine Gefahr im öffentlichen und privaten Raum dar. Dies zeigt sich durch unvermitteltes Abbrechen großer Äste oder dem Umstürzen ganzer Bäume. Beide Käfer: besitzen keine natürlichen Feinde in Europa, sind als Quarantäneschadorganismen (QSO) in der Pflanzenbeschauverordnung (PBVO) und ihren Anhängen geregelt – damit sind ihr Auftreten oder der Verdacht des Auftretens gemäß § 1a der PBVO meldepflichtig. Die Bekämpfung beider Arten werden im Durchführungsbeschluss 2012/138/EU - Anoplophora chinensis - Laubholzarten, Pflanzen zum Anpflanzen - Schutzmaßnahmen einschl. Einfuhr und Verbringen und im Durchführungsbeschluss 2015/893/EU – Anoplophora gabripennis Laubholzarten, Pflanzen zum Anpflanzen - Schutzmaßnahmen einschl. Einfuhr und Verbringen – geregelt. Besonders die vegetationslose Zeit eignet sich für die Kontrolle auf Schadsymptome des ALB, da große Teile der Bäume nicht vom Laub verdeckt werden. Die Eiablagestellen in der Rinde des Stammes bis zum Kronenansatzes, bis ca. 1cm große runde/ovale Trichter mit einem Schlitz, in dem das Eiabgelegt wird, sind besser zu erkennen. Ebenso können die bis zu 1,5 cm großen kreisrunden Ausbohrlöcher der adulten Käfer wahrgenommen werden. Bei schon geschädigten Bäumen können unter der Rinde Larvengänge festgestellt werden, die bis ins Holz führen. Eventuell sind auch noch grobe Nagespäne am Stammfuß oder in Astgabeln zu finden. Die kühleren Temperaturen der vegetationslosen Zeit führen in der Regel zur Einstellung der Fraßtätigkeit der Larven. Die Entwicklung ist dann meist auch soweit fortgeschritten, dass sich das Insekt im Stadium der Verpuppung befindet. Die Entwicklungszeit bis zum Vollinsekt kann unter mitteleuropäischen Bedingungen aber durchaus zwei Jahre in Anspruch nehmen. Durch den Reifungsfraß der jungen Käfer verursachte Schäden an der Rinde oder den Triebspitzen sind in der vegetationslosen Zeit meist nicht mehr zu erkennen oder evtl. durch die Selbstheilungskräfte des Baumes schon verheilt. Der ALB wird zumeist mit Verpackungsholz aus Herkunftsländern eingeschleppt. Nicht oder unzureichend behandeltes Verpackungsholz (VPH) ist somit Hauptquelle der Verbreitung dieses QSO. Entweder befinden sich adulte Tiere in Warensendungen oder Larven in der Holzverpackung, die dort ihren Entwicklungszyklus beenden, dann ausfliegen und Wirtsbäume in der Umgebung aufsuchen. VPH mit den oben beschriebenen Ausbohrlöchern oder Genagsel sind immer ein Verdachtsmoment. Bei Auftreten erwachsener Käfer oder den beschriebenen Symptomen ist immer der zuständige Pflanzenschutzdienst zu informieren. Der CLB schädigt im unteren Bereich seiner Wirtsbäume. Das Auffinden von Symptomen ist ungleich schwerer. Eiablagestellen sind im Wurzelbereich knapp über oder unter dem Erdboden zu finden. Genauso verhält es sich mit den Ausbohrlöchern. Wenn der Baum über die Vegetationszeit Symptome unklarer Natur, wie vorzeitigen Blatt- oder Fruchtfall, das Absterben einzelner Kronenpartien oder Äste zeigte, jedoch andere Schadursachen ausgeschlossen werden konnten, lohnt sich ein Blick an die Stammbasis. Dafür ist es auch im zeitigen Frühjahr, bei der Räumung des Seite 1 von 3 2 Falllaubes nicht zu spät. Auch Stubben gefällter Bäume mit Larvengängen können ein Hinweis auf das Vorkommen des CLB sein. Die Einschleppung des CLB erfolgt in der Regel mit Pflanzen zum Anpflanzen aus den Herkunftsgebieten des Käfers (Süd-Ost-Asien) oder aus Gebieten in Europa (Italien) wo sich der Käfer schon ansiedeln konnte. Beim Kauf von z.B. Fächerahorn (Acer palmatum) sollte der untere Stammbereich und die Wurzel kontrolliert werden. Der Befall mit dem CLB kann durchaus an jungen Bäumen mit einem Stammdurchmesser von ca. 1 cm vorkommen. Zusätzlich sollte beim Kauf auf das Vorhandensein eines Pflanzenpasses geachtet werden. Massive Holzschäden durch den Asiatischen Laubholzbockkäfer (Anoplophora glabripennis) an einem Ahorn (Foto: Dr. Reiner Schrage) Späne des ALB unter dem Ausbohrloch (Foto: LWK NRW) Ausbohrloch des Laubholzbockkäfers an einem Ahorn (Foto: LWK NRW) Eiablagestelle des ALB (Foto: LfL Bayern) Larvengang und Genagsel der Larve des ALB (Foto: LfL Bayern) Larve ALB (Foto:Thomas B. Denholm-New Jersey Dept. of Agricultureforestryimages.org) Laubholzbockkäfer mit Bohrloch (Foto: LfULG) Larven ALB (Foto: Michael Bohne-forestryimages.org) 3 CLB Ausfluglöcher an Ahorn, Italien (Foto: Anne-Sophie Roy,EPPO) CLB Puppe in einer Wurzel (Foto: Matteo Maspero, Centro MiRT Fondazione Minoprio-IT-www.photos.eppo.org) CLB Schaden (Foto: PPS-Wageningen-NL) CLB Ausfluglöcher an Ahorn, Italien (Foto: Anne-Sophie Roy,EPPO) CLB Larve (Foto: Anne-Sophie Roy,EPPO)