Tierarztpraxis Stephanie van Loosen Am Rathaus 3 · 28816 Stuhr Telefon: 0421 / 5659039 · Telefax: 0421 / 8783156 e-Mail: [email protected] · Internet: www.tierarztpraxisvanloosen.de Thema: Schilddrüsenüberfunktion Was ist ein Hyperthyroidismus? Hyperthyroidismus oder Schilddrüsenüberfunktion ist die häufigste endokrine (hormonelle) Erkrankung der Katze. Sie kommt fast nur bei Katzen über 8 Jahren vor. Es gibt keine Rassenoder Geschlechtsabhängigkeit. Die Schilddrüse im Hals produziert zuviele Schilddrüsenhormone. Was sind die Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion? Katzen werden meist mit einer Kombination der folgenden Symptome vorgestellt, die sich langsam verschlimmern: 1. Gewichtsverlust 2. Gesteigerter Appetit 3. Hyperaktivität und Unruhe 4. Mässige Erhöhung der Körpertemperatur 5. Gesteigerte Herzfrequenz mit einer Vielzahl an Rhythmusstörungen 6. Erhöhte Kotabsatzfrequenz Stuhlmengen 7. Erhöhter Durst und Urinabsatz 8. Gelegentliches Erbrechen 9. Hecheln 10. Mattes, öliges und ungepflegtes Fell mit grossen Wie wird eine Schilddrüsenüberfunktion diagnostiziert? Bei der Schilddrüsenüberfunktion ist normalerweise ein Knötchen in den Schilddrüsenlappen auf beiden Seiten der Luftröhre zu fühlen. Da die vergrösserten Lappen frei beweglich sind, sind sie teilweise schwer zu fühlen. Bei der gesunden Katze ist die Schilddrüse meist nicht fühlbar. Wenn eine Schilddrüsenüberfunktion oder Hyperthyreose aufgrund der Krankheitssymptome vermutet wird, werden die Schilddrüsenhormone im Blut gemessen, die im Krankheitsfall erhöht sind. Andere Laboruntersuchungen können ebenfalls abweichende Ergebnisse bringen, wie etwa eine Erhöhung der Leberenzyme oder ein abweichendes EKG. Wie kann eine Hyperthyreose behandelt werden? Es gibt drei Behandlungsmöglichkeiten bei der Hyperthyreose: Die passende Behandlung für Ihre Katze hängt von verschiedenen Faktoren ab. Ihr Tierarzt wird darüber mit Ihnen sprechen. 1. Antithyroidale Medikamente Antithyroidale Medikamente sind leicht verfügbar und ökonomisch. Sie zerstören die Schilddrüse nicht, stören aber die Produktion und Sekretion der Schilddrüsenhormone. Ihre Verwendung führt zu keiner Heilung, kontrolliert aber die Krankheit. Carbimazol wird meist verwendet, zunächst dreimal täglich, später - nach eichen von normalen Hormonkonzentrationen im Blut weniger häufig. Bei einer Langzeittherapie wird das Medikament zweimal täglich verabreicht, was bei freilaufenden Katzen schwierig sein kann. Milde (und oft vorübergehende) Nebenwirkungen treten bei Katzen häufig auf (~15% der Patienten). Zu den Nebenwirkungen gehören Fressunlust, Erbrechen und Abgeschlagenheit. Schwerere Nebenwirkungen sind seltener (~5% der Patienten). Hierzu gehören ein Absinken der Zahl der weissen Blutkörperchen, Gerinnungsprobleme oder Leberstörungen. Deshalb sollten regelmässig Blutuntersuchungen durchgeführt werden, um solche unerwünschten Wirkungen erkennen zu können. Bei manchen Katzen muss wegen schwerer Reaktionen auf das Medikament die Behandlung abgebrochen werden. 2. Chirurgische Schilddrüsenentfernung Die chirurgische Schilddrüsenentfernung hat den unmittelbaren Vorteil gegenüber der Medikamentengabe, dass eine sofortige Heilung erreicht wird. Der Chirurg braucht dafür Erfahrung, um mögliche Nebenwirkungen der Operation auszuschliessen. Die Narkose kann bei einem Schilddrüsenpatienten problematisch sein. Auch andere gelichzeitig auftretende Krankheiten wie z.B. chronisches Nierenversagen tragen dazu bei. Um dieses Narkoserisiko zu verringern, sollten die Patienten 3-4 Wochern vor der Operation schon mit antithyroidalen Mitteln behandelt werden. Jegliche Herzerkrankung sollte sorgfältig kontrolliert werden. Nebenwirkungen der Operation sind mögliche Nervenschäden oder ein Hypoparathyroidismus (ein Mangel an Kalzium-kontrollierenden Hormonen im Blut). Die Parathyroidea oder Nebenschilddrüse liegt sehr nahe an der Schilddrüse und kann leicht beschädigt werden. Das Resultat ist eine Hypokalzämie (niedrige Kalzium-Blutspiegel), die zu Muskelzuckungen, Schwäche und Krämpfen führen kann. Die Patienten sollten nach der Operation 2-3 Tage sorgfältig überwacht werden. Es gibt nach der Operation eine sehr geringe Rate von erneut auftretenden Schilddrüsenüberfunktionen, obwohl es möglich ist. Wenn bei einem beidseitigen Hyperthyroidismus nur eine Seite der Schilddrüse entfernt wird - verändertes Gewebe und normales Gewebe sind nicht leicht zu unterscheiden - tritt natürlich keine Besserung ein. Etwa 70% der Schilddrüsenüberfunktionen sind beidseitig. Bei einem einseitigen Fal ist der normale Lappen meist verkleinert. Seltener kommen Adenokarzinome (bösartige Tumoren) vor, die sich selten im Körper ausbreiten, aber durch lokales Wachstum oft schwer komplett zu entfernen sind. 3. 131 I (radioaktives Jod) -Therapie 131 Hierbei wird radioaktives Jod (I ) unter die Haut gespritzt, welches sich dann selektiv in den Follikeln der Schilddrüse anreichert. 131 I zerstört gezielt das betroffene Schilddrüsengewebe, sogar das der Chirurgie nicht zugängliche. Normales Gewebe - auch die Nebenschilddrüse - bleibt verschont. 131 Eine initiale Dosis von I kann gegeben werden, um präzise die für die jeweilige Katze nötige Behandlungsdosis herauszufinden. Allerdings zeigen neuere Studien, dass eine Standarddosis (~3-4 mCi/Katze) in etwa 90% der Fälle zu einer Heilung führt. Wenn die Schilddrüsenüberfunktion nach der Behandlung bestehen bleibt, kann eine zweite Dosis verabreicht werden. Sehr selten wird ein Hypothyroidismus (Schilddrüsenunterfunktion) nach 131 der Behandlung mit I beobachtet, doch Schilddrüsenhormonsubstitution behandelt werden. dieser kann leicht mit einer 131 Der grösste Vorteil der I-Therapie ist die erzielte Heilung. Hinzu kommen keine Nebenwirkungen, keine Narkose, eine geringe Gefahr des Wiederauftretens der Schilddrüsenüberfunktion und die Unwichtigkeit der Lokalisation des Tumorgewebes. Die Kosten der Behandlung lassen sich mit den Kosten der Operation vergleichen, hängt aber von der 131 Verweildauer in der Klinik ab. Zu erwähnen ist, dass die Gabe von grossen Dosen von I die einzige effektive Therapie beim Vorliegen von Schilddrüsenadenokarzinomen (1-2 % der Hyperthyreosen bei Katzen) ist. Die Probleme der 131 I-Therapie sind: a) Schlechte Erhältlichkeit des Mittels aufrgund Sicherheitsbestimmungen im Umgang mit radioaktiven Produkten. b) Klinikaufenthalt wzischen 3 und 6 Wochen nach der Behandlung, um den radioaktiven Zerfall von 131 I abzuwarten. c) Die Behandlung ist nicht für Katzen geeignet, die intensiver Pflege bedürfen, da besonders in den ersten Tagen nach der Behandlung ein längerer Kontakt mit der Katze vermieden werden sollte. d) Strahlungsrisiko für das Klinikpersonal. Diese Kunden – Informationshandzettel basieren auf Material von T J Gruffydd-Jones, BVetMed, PhD, DipECVIM(CA), MRCVS und Kollegen. Deutsche Übersetzung von Dr Michael Koch. Alle Rechte vorbehalten – Gebrauch nur mit Lizenz. © Lifelearn Limited, P.O. Box 16, Newmarket, Suffolk CB8 7TH, UK.