Quelle Fachzeitschrift AUTOMATISIERUNG Anlagenbau Chemie Pharma ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ Planer Betreiber ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ Einkäufer www.chemietechnik.de Ausrüster Instandhalter DIE WELLENLÄNGE MACHT´S Radarfüllstandmessung meistert schwierigste Prozessbedingungen Lange suchte die Rhein Chemie nach einem Radarmessgerät, das den hohen Anforderungen in einem gerührten Vielzweck-Reaktor gewachsen war. Erst der Einsatz eines 5,8 GHz-Radars und einer Software die auf Echofehler reagiert, brachte den Durchbruch. Mit seiner Radarfrequenz von 5,8 GHz ermöglicht das Füllstandradar Sitrans LR300 auch bei Materialen mit sehr unterschiedlichen Eigenschaften gleichbleibend zuverlässige Füllstandsmessungen R hein Chemie, ein Tochterunternehmen der Lanxess, entwickelt und vertreibt maßgeschneiderte Additive, mit denen sich die Eigenschaften unterschiedlichster Materialien verbessern lassen. Die hoch entwickelten Produkte sorgen beispielsweise für ein exzellentes Fahrverhalten von Autoreifen und bewahren stark beanspruchte Gummiartikel vor zu raschem Verschleiß. Andere Additive helfen Öle länger haltbar zu Autor Hans-Jürgen Huber, Vertical Marketing Chemie, Siemens A&D 50 CHEMIE TECHNIK · Mai 2006 machen oder feuchtigkeitsempfindliche Kunststoffe vor dem Verrotten in heißer, feuchter Umgebung zu schützen. In den Reaktionsbehältern der Konfektionierung am Standort Mannheim stellt das Unternehmen in einer ihrer Anlagen mehr als zehn verschiedene Additive für die Kunststoffindustrie in ein und demselben Reaktor her. Die Schwierigkeit dabei: Je nach Rezeptur werden verschiedenste Zusatzstoffe eindosiert, die dann unter Druck und hohen Temperaturen zu den gewünschten Endprodukten reagieren. Je nach Mischungsverhältnis der Ausgangsmaterialien bildet sich Schaum mit unterschiedlichen Eigenschaften. Manche der Produkte neigen zu Anbackungen, man- che nicht. Zusätzlich erschweren Dämpfe und Medien mit niedriger Dielektrizitätskonstante die Bedingungen. Hinzu kommen Turbulenzen an der Oberfläche – eine echte Herausforderung für die Messtechnik. Woher also einen Füllstandmesser nehmen, der alle Herstellungsprozesse zuverlässig meistert? Spezialisten von Siemens Automation and Drives lösten das Problem durch den Einsatz des Füllstandradars Sitrans LR300. Das Gerät, das mit einer Sendefrequenz von 5,8 GHz – der kürzeren der beiden gängigen Wellenlängen – arbeitet, stellten die Karlsruher dem potenziellen Kunden erst einmal leihweise zur Verfügung. In einem echten Härtetest musste das Gerät dann zeigen, ob es bei allen im Reaktionsbehälter herzustellenden Produkten zuverlässige Messwerte in ausreichender Genauigkeit liefert. „Wir haben in dieser Applikation schon verschiedene Radar-Füllstandsgeräte ausprobiert. Keines der Geräte lieferte mit allen Produkten zufrieden stellende Messergebnisse. Seit wir das LR300 einsetzen, erzielen wir kontinuierlich gute Messergebnisse über das gesamte Produktspektrum im Behälter“, sagt Helmut Ding, Betriebsingenieur bei der Rhein Chemie. Während einerseits ein Trend zum verstärkten Einsatz von 24 GHz-Radargeräten zu verzeichnen ist, sehen Experten jedoch drei Nachteile beim Einsatz hochfrequenter Radarfüllstandsmesser in Prozessanwendungen: Das 24 GHzSignal ist anfälliger für Turbulenzen, der Werkstoff Edelstahl erzeugt bei diesem Einstrahlwinkel starke Reflexionen und schon bei kleinen Anbackungen geht das Signal verloren. Die Wahl der Frequenz ist entscheidend. 24-GHz-Geräte messen sehr genau, erzeugen ein starkes Signal und erzielen in der Regel bei niedrigen Dielektrizitätskonstanten bessere Ergebnisse. Die kürzere Wellenlänge ist bei Schüttgütern und Lagertanks unbestritten die erste Wahl. Die vermeintlich schwächeren ENTSCHEIDER-FACTS Für Betreiber Der Trend bei Füllstand-Radargeräten geht zum Einsatz hochfrequenter 24 GHz-Technik. Nachteile hochfrequenter Radarfüllstandsmesser in Prozessanwendungen: Das 24 GHz-Signal ist anfälliger für Turbulenzen, der Werkstoff Edelstahl erzeugt bei diesem Einstrahlwinkel starke Reflexionen und schon bei kleinen Anbackungen geht das Signal verloren. Die Auswertungssoftware ist ein Schlüssel zu zuverlässigen Messergebnissen. Damit ist es möglich auf Echofehler zu reagieren und falsche Reflexionen auszublenden. Außerdem passt sich das Gerät so an unterschiedliche Produkte an oder wird das höhere Grundrauschen eines leeren Behälters unterdrückt. 5,8 GHz-Geräte eignen sich hingegen ausgezeichnet für Chemieanwendungen. Denn sie trotzen selbst extremen Anbackungen und Turbulenzen in gerührten Behältern. Außerdem liefern sie, auch wenn Schaum oder Einbauten wie Rührer oder Heizung im Spiel sind, zuverlässige Messergebnisse. Das Beispiel Rhein Chemie zeigt, dass die kürzere Wellenlänge in Prozessbehältern mit Rührwerk und Heizung nur bedingt einsetzbar ist. Die Auswertungssoftware ist ein Schlüssel zu zuverlässigen Messergebnissen. Das Softwarepaket Sonic Intelligence verfügt über eine TVT-Funktion, die auf Echofehler dynamisch reagiert. Sie kann flexibel falsche Reflexionen ausblenden, sich an unterschiedliche Produkte anpassen oder das höhere Grundrauschen eines leeren Behälters unterdrücken. Der Additiv-Hersteller ist von dem eingesetzten Füllstand-Radar so überzeugt dass das Unternehmen gleich noch ein weiteres Gerät bestellt hat. Dieses verfügt allerdings noch über eine technische Besonderheit: Der Betreiber suchte nach einer Möglichkeit, wie er die Hornantenne des Gerätes reinigen kann, ohne es aus dem Reaktionsbehälter auszubauen. Eine optionale Spülvorrichtung ermöglicht es, die Hornantenne des Radarfüllstandmessers auch unter Druck je nach Bedarf mit Dampf oder Wasser zu reinigen. Damit können Anbackungen, die das Messergebnis verfälschen, effektiv vermieden werden. KONTAKT www.chemietechnik.de Achema Halle 10.2 - F3 Weitere Infos CT 602