Leistungsverstärker 1. Versuchsziel Im Praktikumsversuch „Leistungsverstärker“ soll eine Transistorschaltung zur Erzeugung großer Wechselausgangsleistung aus kleiner Wechseleingangsleistung untersucht werden. Dabei steht der transformatorlose („eisenlose“) Gegentakt-B-Verstärker im Mittelpunkt. Im Versuch lernen Sie die Wirkungsweise, die Kennlinien und die Dimensionierung wesentlicher Schaltungsteile kennen. 2. Grundlagen Der Gegentakt-B-Verstärker zeichnet sich durch einen großen Wirkungsgrad und kleine Verzerrungen aus. Er wird deshalb bevorzugt als Leistungsverstärker eingesetzt. Zwei Endstufentransistoren werden so angesteuert, dass im B-Betrieb während einer Halbperiode der Eingangsspannung jeweils nur ein Endstufentransistor leitend ist. Die Summe der Ströme über beide Halbperioden bildet im Lastwiderstand einen Wechselstrom. Da die Spannungsverstärkung der Endstufe rund 1 ist, muss in der Vorstufe die gewünschte Verstärkung erreicht werden. Gut eignet sich ein Differenzverstärker als Vorstufenverstärker. Da beim eisenlosen Leistungsverstärker der Ausgangsstrom durch den Lastwiderstand und US bestimmt wird, ist der Einbau einer elektronischen Sicherung vorteilhaft (nicht eingezeichnet), so dass bei versehentlichem Kurzschluss am Ausgang die Endstufentransistoren nicht zerstört werden. Beim transformatorlosen Leistungsverstärker hängen Betriebsspannung US, Lastwiderstand RL und maximale Wechselausgangsleistung unveränderlich zusammen. Bei Vernachlässigung einiger durch die Transistoren gegebener Einflüsse bestehen folgende Beziehungen: = Î = / = ∙ Die Leistung ergibt sich als Produkt der Effektivwerte von Strom und Spannung: = ∙ = 8∙ √2 √2 Bestimmend für die Dimensionierung der Schaltung sind die geforderte Wechselausgangsleistung, der Lastwiderstand und die Belastbarkeit der Transistoren (Maximalwerte von Strom, Spannung, Verlustleistung). Es gilt für jeden der beiden Transistoren: = ∙ ∙ und = ∆ ist der thermische Widerstand zwischen dem Halbleiterkristall des Transistors und der + ). ∆ ist die Differenz aus der maximal zulässigen Sperrschichttemperatur Umgebung ( und der Umgebungstemperatur. 3. Studienfragen 3.1. Erklären Sie die Wirkungsweise einer transformatorlosen Gegentakt-B-Endstufe! 3.2. Realisieren Sie eine Schaltung gemäß mit Komplementärtransistoren. Welche Ansteuerschaltungen kommen hier in Frage? 3.3. Erläutern Sie das Wirkprinzip des Differenzverstärkers anhand der Versuchsschaltung. Welche Bauelemente bilden das Gegenkopplungsnetzwerk? (Benutzen Sie das OV-Modell)! 3.4. Welche Eigenschaften besitzt eine elektronische Sicherung? Wie wirkt sie, und wie wird sie schaltungstechnisch realisiert? 3.5. Wie arbeitet eine Brückenschaltung mit Leistungsverstärker? 3.6. Was versteht man unter den Begriffen A-, B-, AB-, C-Betrieb, wo finden sie ihre Anwendung? 3.7. Warum treten im Betrieb bei kleiner Aussteuerung nichtlineare Verzerrungen auf? Wie kann man sie verringern? Erläutern Sie das Zustandekommen von nichtlinearen Verzerrungen bei großer Aussteuerung! 3.8. Wie konstruiert man die Steuerkennlinie einer Gegentaktendstufe? 3.9. Welche maximalen Betriebswerte müssen bei der Dimensionierung der Schaltung berücksichtigt werden? 3.10. Erläutern Sie die Innenschaltung des integrierten Leistungsverstärkers A2030! 4. Aufgaben 4.1.Hausaufgaben Wie groß darf der minimale Lastwiderstand sein, wenn folgende Werte vorgegeben werden: Transistor KU 611; ϑ j=155°C; ϑ a=45°C; Rth=11K/W; a) US=6V b) US=12V c) US=15V ? Analysieren Sie die Versuchsschaltung, bestimmen Sie alle Ruheströme und –potentiale! 4.2.Versuchsaufgaben 4.2.1. Nehmen Sie den Verlauf der maximalen Ausgangsleistung in Abhängigkeit vom Lastwiderstand bei US=12V auf! Beachten Sie dabei den Minimalwert von RL. 4.2.2. Nehmen Sie den Verlauf der maximalen Ausgangsleistung in Abhängigkeit von US 4V≤US≤14V bei RL=4Ω, 8Ω auf! 4.2.3. Bestimmen Sie bei US=12V und RL=4Ω den Wirkungsgrad η sowie die Restspannung UCES! 4.2.4. Tragen Sie bei konstanter Eingangsspannung die Spannungsverstärker V ≡ ua/ue über der Frequenz auf, und bestimmen Sie die Grenzfrequenz des Amplitudenfrequenzganges bei unterschiedlicher Gegenkopplung (US=12V, RL=4Ω) 5. Versuchsspezifische Hinweise 5.1. Unter dem Begriff maximale Ausgangsleistung ist die maximale Sinusleistung zu verstehen, die noch verzerrungsfrei übertragen wird. 5.2. Die Versuchsaufgaben 4.2.1 – 4.2.3. sind bei f=1kHz und bei einer Gegenkopplung mit R = 3kΩ durchzuführen. 5.3. Die Darstellung der Amplitudenfrequenzgänge zu Aufgabe 4.2.4. erfolgt auf logarithmischem Papier. Die Frequenz wird logarithmisch und die Spannungsverstärkung in Dezibel aufgetragen. Als Eingangsspannungen werden folgende Werte für empfohlen: Gegenkopplung Eingangsspannung 1kΩ 50mV 3kΩ 150mV 10kΩ 500mV 6. Schaltung des Leistungsverstärkers 7. Literatur SEIFART, Analoge Schaltungen und Schaltkreise, Verlag Technik Berlin 1982 TIETZE/SCHENK, Halbleiter-Schaltungstechnik, Springer-Verlag 2001 TOLK, Hauptparameter von Endstufen, rfe 1974, Heft 9 CZIRR, 100-W-HI-FI-Leistungsverstärker, rfe 1977, Heft 18 SALOMON, Eisenlose HF-Hochleistungsverstärker mit Transistoren, Funkamateur 1973 Heft 11 und 12, 1974 Heft 1 (Die letzten drei Literaturquellen finden sie unter: I:\_Schaltungstechnik Praktikum\Versuch Leistungsverstärker\ Schaltungstechnik V1.pdf)