Betrieb+Marketing | Anpasser des Monats Mai Aufsetzen und wohl fühlen In dieser Doppelausgabe des FOCUS präsentieren wir Ihnen zwei ‚Ciba Vision Anpasser des Monats für moderne Austauschsysteme‘: Im Juni holte Stefan Keller von Optik Brucker in Hausach den Titel. Er setzt vor allem auf umfassende Information seiner Kunden zum Thema Kontaktlinsen. Im Monat zuvor konnte Oliver Haugg aus Eichstätt die meisten Kontaktlinsen neu anpassen und qualifizierte sich dadurch zum Anpasser des Monats Mai. Lesen Sie im Folgenden, wie er schon Kinder für Kontaktlinsen begeistert. K Von Silke Sage inder und Kontaktlinsen? Warum nicht! Bei Oliver Haugg Augenoptik wird auch den jungen Kunden die Möglichkeit geboten, Kontaktlinsen statt oder zusätzlich zur Brille zu tragen. „Die Hemmung der Eltern, für ihre Kinder Kontaktlinsen zu kaufen, ist teilweise recht groß. Aber eine verantwortungsvolle Anpassung kann Abhilfe schaffen: Meine vier Mitarbeiter und ich erklären beispielsweise ausführlich, wie die hygienischen Rahmenbedingungen sein sollten, oder üben Kind gerecht die Kontaktlinsen auf- und wieder abzusetzen“, schildert Geschäftsführer Oliver Haugg. Das Wichtigste im Umgang mit Kindern ist, einen Zugang zu ihnen zu finden. „Bei Kindern zählen selten objektive Argumente. Man muss versuchen, beispielsweise auf eine spielerische Art, ihr Interesse zu wecken. Schwierig ist auch die Anpassung selbst, da Kinder nicht immer 100-prozentig verlässliche Aussagen treffen. Es ist also viel Feingefühl gefragt“, erklärt der gebürtige Eichstätter, der dort vor 54 Focus 07/08_2011 fünfzehn Jahren sein Geschäft eröffnete. Es lassen sich nicht alle Eltern und Kinder überzeugen, aber ab vierzehn Jahren, so Haugg, nehme die Zahl derjenigen, die Kontaktlinsen tragen wollen, stetig zu. „Das hat aus meiner Sicht den Vorteil, dass immer wieder junge Kundschaft in mein Geschäft kommt und der Kundenstamm sozusagen auf natürlichem Weg nachwächst.“ Ein nicht zu unterschätzender Aspekt in einer kleinen Stadt wie Eichstätt, in Oberbayern bei Ingolstadt gelegen. „Bei Kindern ist eine regelmäßige Nachkontrolle besonders wichtig – und fördert nicht zuletzt die Kundenzufriedenheit und -bindung“, weiß der staatlich geprüfte Augenoptiker. Stimmt die Dioptrienzahl noch, werden die Linsen gut vertragen, gibt es Fragen zur Anwendung – diese Punkte möchten Oliver Haugg und sein Team regelmäßig abklären. Regelmäßig bedeutet dabei idealerweise jedes Mal, wenn Linsensysteme nachgekauft werden. Das Schmankerl für den Kunden: Die Nachkontrollen sind kostenlos. Anpasser des Monats Mai | Betrieb+Marketing Kundenindividuelle Anpassung mit Probetragen Natürlich bietet Oliver Haugg nicht nur Kindern Kontaktlinsen an – potenziell kommen alle Kunden bis ins hohe Alter infrage. „Eines der überzeugendsten Argumente für die Kontaktlinsen ist, wenn die Kunden die Linsen Probetragen können. Das senkt die Einstiegshürde und erleichtert die Kaufentscheidung“, sagt der Augenoptikmeister. „Stellen Sie sich vor, Sie möchten ein Auto kaufen. Wenn Sie erst mal in dem Wagen saßen und ein paar Runden gedreht haben, ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass Sie das Auto gern haben möchten – vorausgesetzt das Gefühl war gut. Mit den Kontaktlinsen ist es ähnlich.“ Daher bieten die Eichstätter bei der Anpassung ihren Kunden die Möglichkeit, die Linsen aufzusetzen und damit beispielsweise kurz Besorgungen zu machen. „Danach messen, beobachten und besprechen wir noch mal alles ganz genau. Das ist der Grund dafür, warum die Anpassung bei uns keine bestimmte Abfolge und Dauer hat, sondern kundenindividuell ist.“ Sich selbst und seiner Geschäftsidee treu bleiben Bei Oliver Haugg Augenoptik herrscht ein ausgeprägter Servicegedanke vor. „Das ist Teil meines Konzeptes: Ich habe mir zum Ziel gesetzt, meine Kunden aktiv auf Kontaktlinsen anzusprechen und dadurch dieses Feld in meinem Geschäft weiter auszubauen. Ich ste- he zu 100 Prozent hinter diesem Konzept und habe Spaß, es unermüdlich zu verfolgen. Dazu gehören auch vielfältige Dienstleistungen meinerseits ebenso wie Rabattaktionen.“ Hier sind Oliver Haugg Herstellergestützte Angebote sehr willkommen, aber er lässt sich auch selbst etwas einfallen: beispielsweise kleine Geschenke für Kunden zur Urlaubszeit – „Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft.“ Bei aller Freundschaft und trotz vertrauensvollem Kundenverhältnis kommt es dennoch immer wieder vor, dass der 45-Jährige, der derzeit rund fünfzehn Prozent seines Umsatzes mit Kontaktlinsen erzielt, Kunden an das Internet verliert. „Das Internet ist die stärkste und härteste Konkurrenz. Aber aus meiner Sicht macht es keinen Sinn, sich einem Preiskampf hinzugeben. Vielmehr ist mein Motto, mir selbst, meiner Geschäftsidee und meinem Konzept treu zu bleiben – denn der Kunde nimmt die Vorteile eines Optikfachgeschäftes durchaus wahr und kann demnach auch den Nutzen für sich erkennen.“ Erfolgsrezept in vier Stichpunkten: Konzept für das Geschäft entwickeln Dieses unermüdlich kommunizieren und verfolgen Geschulte und fachlich fitte Mitarbeiter Gut geführtes und vielfältiges Sortiment ■ 07/08_2011 Focus 55 Betrieb+Marketing | Anpasser des Monats Juni Dem Kunden das Beste anbieten V Von Silke Sage ertrauen auf- und Distanz abbauen – Stefan Keller, Geschäftsführer von Optik Brucker in Hausach im Schwarzwald, weiß, dass beides eng mit dem Anpassen von Kontaktlinsen verbunden ist. „Ich bin direkt am Auge des Kunden, und dadurch entsteht oft ein noch vertrauensvolleres Verhältnis zu ihm, als das schon bei der Brille der Fall war.“ Der 41-Jährige ist von Kontaktlinsen fasziniert: „Man setzt sich ein solch kleines Teil aufs Auge und kann wieder alles scharf sehen – das ist wirklich eine tolle Sache!“ Keller versucht deswegen auch, so viele seiner Kunden wie möglich von Kontaktlinsen zu überzeugen. „Seit 2002 bin ich Geschäftsführer des Familienunternehmens und habe damals begonnen, die Kontaktlinse stärker einzubinden. Zum einen, weil ich sehr gerne Kontaktlinsen anpasse, zum anderen weil ich auch mehr junge Kundschaft in den Laden ziehen wollte.“ Sein Vater Klaus Keller und zwei Teilzeitmeisterinnen unterstützen Stefan Keller bei seinem Vorgehen. 56 Focus 07/08_2011 Informationslücke schließen Seitdem Keller seine Kundschaft aktiv auf Kontaktlinsen anspricht und der unsichtbaren Sehhilfe peu à peu mehr Platz im Laden und in den Schaufenstern einräumt, merkt der Augenoptik-Meister, dass es viele offene Fragen zum Thema Kontaktlinse gibt. „Selbst Kontaktlinsenträger sind oft unzureichend informiert. Es gibt viele Vorbehalte, Fehlinformationen und Informationslücken, die ich versuche, auszuräumen und zu füllen.“ Dies sei auch gerade deswegen wichtig, weil die Beratung und der Service das Augenoptikfachgeschäft vom Internet unterscheidet. „Abgesehen vom fehlenden Serviceangebot wie regelmäßige Nachkontrollen, berät das Internet die Kunden auch nicht: Es beantwortet keine Fragen, empfiehlt keine Linsen, die neu auf den Markt gekommen sind und sich für den Kunden besser eignen würden, oder klärt über die richtigen Pflegemittel für einzelne Kontaktlinsenarten auf.“ Diese Aufgaben übernimmt Keller – mit Erfolg: Er erzielt rund 20 Prozent seines Umsatzes mit Kontaktlinsen. Anpasser des Monats Juni | Betrieb+Marketing System sorgt für Nachhaltigkeit Zur Unterstützung hat sich Keller vor vier Jahren an existierenden Kontaktlinsen-Abonnements orientiert und ein eigenes System in seinem Geschäft etabliert. „Zur besseren Versorgung meiner Kunden und natürlich auch zur Kundenbindung. Teilweise hat man seine Kunden ein bis zwei Jahre nicht gesehen, weil sie die Linsen viel zu lange getragen oder sie andernorts gekauft haben.“ Sein System sieht nun vor, dass der Geschäftsführer persönlich alle Systemkunden anruft, um einen Termin für eine Nachkontrolle zu vereinbaren und um sie mit neuen Linsen versorgen zu können. Dadurch kommen die Kunden regelmäßig in seinen Laden, und Keller kann mit ihnen sprechen, sie beraten, ihnen etwas Neues, Besseres empfehlen. Das hat neben den Vorteilen für den Kunden für den Augenoptik-Meister selbst positive Effekte: „Ich kann so über einen längeren Zeitraum regelmäßige Einnahmen durch Kontaktlinsen- und Pflegemittelverkäufe erzielen.“ Außerdem gebe es immer wieder Möglichkeiten für Zusatzverkäufe, denn fast jeder Kontaktlinsenträger brauche schließlich auch eine Brille – und für die Sommermonate natürlich auch Sonnenbrillen. „Das macht die Kontaktlinse so wirtschaftlich. Und das Potenzial ist enorm – gerade wenn man bedenkt, dass nach Studien ein Großteil der Kundschaft den Optiker auf Kontaktlinsen anspricht und nicht selbst angesprochen wird. Wenn also im Umkehrschluss den Kunden großflächig die Möglichkeit geboten wird, Kontaktlinsen Probe zu tragen, könnten sicherlich weitaus mehr Kunden von den unsichtbaren Sehhilfen überzeugt werden.“ Das Bestmögliche für den Kunden Die Bereitschaft seiner Kunden, Kontaktlinsen zu probieren, sei jedenfalls sehr groß, bekräftigt Keller. „Ich biete auch allen die Möglichkeit, die Linsen kostenlos zu testen. So lange, bis wir das Optimale für den Kunden gefunden haben. Erst mal soll der Kunde das Gefühl für das Bestmögliche entwickeln, um sich dann für das Produkt seiner Wahl zu entscheiden.“ Für den Moment – denn bei einer der nächsten Nachkontrollen gibt es vielleicht eine neue Linse am Markt, die dem Kunden wieder zum Probetragen angeboten wird. „So versuche ich sicherzustellen, dass der Kunde immer optimal versorgt ist – im Gegensatz zum Internet, wo teilweise über sehr lange Zeiträume immer wieder die gleichen Linsen nachbestellt werden. Wenn es gelingt, dem Kunden diesen Unterschied und die Vorteile eines Besuchs beim Augenoptikfachhandel zu verdeutlichen, ist eine langfristige Kundenbindung sehr wahrscheinlich.“ Weitere Infos, wie Sie Anpasser des Jahres werden können, finden Sie unter www.cibavisionacademy.de und unter www.euro-focus.de/ anpasser-des-jahres Erfolgsrezept in vier Stichpunkten: Kunden umfassend informieren Jeden Kunden auf Kontaktlinsen ansprechen System zur regelmäßigen Versorgung der Kunden etablieren Weiterbildungen ■ 07/08_2011 Focus 57