WDU_6 DUISBURG BILDUNG Donnerstag, 11. Juni 2015 Meilenstein für die Septische Chirurgie Bei einem der ersten Eingriffe weltweit hat die Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik ein neues Knochen-Ersatzsatzmaterial eingesetzt. Die BGU ist eines von zwei Exzellenz-Zentren in Europa Die MS Wissenschaft, hier 2012, geht wider am Innenhafen vor Anker. FOTO: PARIS Ausstellung zur nachhaltigen Stadt an Bord „MS Wissenschaft“ ab 19. Juni im Innenhafen Das Ausstellungsschiff „MS Wissenschaft“ geht auf seiner Tour durch Deutschland und Österreich vom Freitag, 19. Juni, bis zum 22. Juni im Innenhafen vor dem Stadthistorischen Museum vor Anker. Die Ausstellung „Zukunftsstadt“ auf dem 103 Meter langen Frachtschiff steckt voller Ideen und Erkenntnissen aus der Forschung. Im Wissenschaftsjahr 2015 dreht sich alles um die nachhaltige Stadt. Um Herausforderungen für ihre Zukunftsfähigkeit und die Arbeit der Forscher zu den Themen Mobilität, Vernetzung, Energie, Klima und Natur geht es in der Ausstellung ebenso wie um neue Wohnformen sowie soziale und wirtschaftliche Entwicklung. Auch die Kreativität der Besucher ist gefragt: Sie können etwa an Modellen ihr Haus der Zukunft selbst gestalten; Kinder lernen, wie sich Tiere dem Leben in der Stadt anpassen. Der Eintritt ist frei. i Öffnungszeiten: 19.6.: 14 -19 Uhr, 20.6.: 13-24 Uhr, 21.6.: 13-19 Uhr, 22.6.: 10-14 Uhr. Kostenlose Führung täglich 17 Uhr. Anmeldung für Schulklassen (ab 9 Uhr): www.ms-wissenschaft.de Bewerbungsfrist für ein UDE-Stipendium endet am 3. Juli Studenten mit herausragenden Leistungen können sich noch bis zum 3. Juli für ein mit monatlich 300 Euro dotiertes Stipendium der Universität Duisburg-Essen (UDE) bewerben. „Studienanfänger und Bildungsaufsteiger leisten sicher auch Außergewöhnliches. Ich möchte sie ermutigen, an unserem Programm teilzunehmen“, sagt Programm-Koordinatorin Natalie Harrack. Auch Aspekte wie soziales Engagement, Kinder und ein Migrationshintergrund werden bei der Vergabe berücksichtigt. Wer bereits ein UDE-Stipendium erhalten hat, können sich ebenfalls online um eine Verlängerung bewerben. Informationen auf: http:// udue.de/bewerbungstipendium. Uni-Symposium zur Naturheilkunde Wie wissenschaftlich die Naturheilkunde ist, will ein Symposium am 19. Juni im Erich-Brost-Pavillon der Essener Zeche Zollverein ergründen. Es wird anlässlich des 60. Geburtstags von Prof. Dr. Gustav Dobos von der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) veranstaltet. Medizinische Fachleute beleuchten dabei die Chancen eine sinnvollen Kombination beider Seiten, besonders hinsichtlich der Herausforderungen einer alternden Gesellschaft. i Info und Anmeldung bis 12. Juni: uwww.uni-due.de/naturheilkunde/zukunfts-symposium.pdf Von Martin Ahlers Kurz unterhalb des Knies zeigt das Röntgenbild des Unterschenkels ein großes Loch in der Knochenmitte. Der Patient darf hoffen, dass die Entzündungen, die diesen massiven Schaden verursachten, endlich enden. In der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik in Buchholz hat ihm Dr. Martin Glombitza den Hohlraum mit einem neu entwickelten Knochen-Ersatzmaterial verfüllt. Nur wenige Tage nach der Zulassung des Präparats war es der erste Eingriff dieser Art in Deutschland, der zweite weltweit nach der Premiere in einer Kopenhagener Klinik. Die Septische Chirurgie der BGU ist neben Oxord eines von zwei Exzellenz-Zentren in Europa. „Cerament V“, entwickelt vom Hersteller Bone-Support aus Schweden eröffnet den Chirurgen neue Möglichkeit und macht vielen Patienten Hoffnung auf das Ende eines langen Leidensweges. „Das zunächst zähflüssige Material verfestigt sich und bildet dabei eine Porengröße, in die der Knochen wieder einwächst“, erklärt Glombitza, leitender Arzt der septischen Chirurgie an der BGU. „Entzündungen im Knochenmark sind tückisch, weil sie immer wieder aufflammen können.“ Dr. Martin Glombitza, Leitender Arzt der Septischen Chirurgie der BGU Hoffnungen verbinden sich mit dem neuen Präparat vor allem, weil es das Antibiotikum Vancomycin enthält. Das wirkt gegen sogenannte multiresistente Keime (MRSA) und verhindert so eine erneute Infektion. „Entzündungen im Knochenmark und im Gelenkbereich sind tückisch, weil sie erneut aufflammen können, nachdem sie sich zwischenzeitlich völlig beruhigt ha- Das Antibiotikum Vancomyzin wirkt gegen Keime im Knochen. FOTO: HEIDRICH ben“, erklärt Dr. Martin Glombitza. Schon bei der Entwicklung des Knochenersatzes haben die Ärzte mit dem Hersteller zusammengearbeitet. Die Funktion sei zwar im Grundsatz einfach, im Detail jedoch kompliziert, erläutert Glomitza. „Das Material muss das Medikament in kleinen Mengen verzögert freigeben, damit die Zellen nicht geschädigt werden.“ Als alternatives Verfahren für das sogenannte „Totraum-Management“ steht den BGU-Chirurgen ein Material mit Bioglas zur Verfügung. Glombitza: „Die Beschaffenheit der Oberfläche der Glaspartikel sorgt dafür, dass sich Keime nicht mehr vermehren.“ Weil die Zahl resistenter Erreger zunimmt und die Zahl der Gelenkersatz-Operationen steigt, rechnet die BGU mit einer stark wachsenden Zahl von Patienten, die für diese Behandlung infrage kommen. Bis zu vierzig Unfallopfer und Menschen, bei denen es nach der Gelenk-OP zu Knochenfraß gekommen ist, werden es für den Anfang sein, schätzt Dr. Martin Glombitza. Besonders groß sei das Risiko, wenn alte Gelenk-Prothesen ausgewechselt werden und es zuvor schon einmal zu einer Infektion gekommen ist. „Auch die Zahl dieser Fälle steigt stark an.“ Dr. Martin Glombitza zeigt das Röntgenbild vom Knochen, den er mit dem neuen Material gefüllt hat. Zahl restistener Keime steigt Dr. Martin Glombitza: „Wir brauchen dringend neue Antibiotika“ Wenn sich Knochen, Gelenke, Gelenkprothesen, Wirbelkörper und Bandscheiben entzünden, beginnt für die Patienten ein oft langer Leidensweg. „Oft sind die Infekte zu Beginn nur schwer sicher zu diagnostizieren“, erläutert Dr. Martin Glombitza. Nur wenige Klinken in Deutschland, darunter alle BGKlinken, unterhalten eigenen Abteilungen für septische Chirurgie. In Duisburg stehen fünf Ärzte und 40 Betten für die häufig langwierigen Behandlungen zur Verfügung. Neben Unfällen mit offenen Knochenbrüchen gibt es vielfältige Ursachen für die Entzündung von Knochen und Gelenken. Dazu kommt es meist auch in der Folge von Operationen. „Trotz strenger Einhaltung von Hygieneregeln und schonender OP-Techniken sind Infektionen in der orthopädischen und traumatologischen Chirurgie unvermeidlich“, so Glombitza. Bis zu zwei Prozent der geplanten Eingriffe sind betroffen, deutlich höher ist die Quote bei schweren Weichteilverletzungen und offenen Brüchen. Sorge macht den Ärzten die steigende Zahl resistenter Bakterien – Duisburg hilft beim Werkstattbau in Perm Delegation bei Eröffnung der Einrichtung für Menschen mit Behinderungen in der Partnerstadt Von Johannes Bansner Duisburg/Perm. Eine Werkstatt für Menschen mit Behinderungen gibt es nun in Krasnokamsk, einem Vorort von Duisburgs russischer Partnerstadt Perm. Zur Eröffnung im Osten Russlands reiste eine Duisburger Delegation um Bürgermeister Erkan Kocalar. Zur Inbetriebnahme der ersten Werkstatt dieser Art in der Region – sie entstand mit Unterstützung und sachkundiger Beratung aus Duisburg – kam auch Andreas Klaßen, der deutsche Generalkonsul in Jekatarinenburg. Nach zweijähriger Zusammenarbeit zwischen der lokalen Nichtregierungs-Organisation „Territorija Uspecha“ und der Duisburger „Lebensräume für Menschen“ gGmbH sowie der Werkstatt für Menschen mit Behinderung hat die Einrichtung in Krasnokamsk nun ihre Arbeit aufgenommen. Gegenseitige Besuche und regelmäßiger Austausch halfen beim Know-How-Transfer und letztendlich zur Verwirklichung des Projektes. In der russischen Provinz ist Inklusion wenig präsent und über den Umgang mit Menschen mit Behin- FOTO: LARS HEIDRICH gen in Russland entwicklungsfähig. Das Projekt ist aber der erste wichtige Schritt in die richtige Richtung“, erklärt Sarah Güttler. Bürgermeister Erkan Kocalar schließt sich an: „Das ist ein positives Beispiel für Partnerschaften und wie sich Städte gegenseitig bereichern können. Wir stehen weiterhin in Kontakt mit Perm, um weitere Werkstätten und Wohnmöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen zu schaffen.“ derungen haben viele keinerlei Informationen, berichten die Duisburger. „Menschen mit Behinderungen werden oft versteckt oder leben in geschlossenen Anstalten“, schildert Sarah Güttler, Geschäftsführende von „LebensRäume“ die Situation. Ebenso wie Kathrin Keune von der Werkstatt für Menschen mit Behinderungen war sie vor Ort. Keune ergänzt: „Wir müssen Inklusion in der Region zum Thema machen.“ Sechs Mitarbeiter mit körperlichen Behinderungen fertigen nun in Perm Holzspielzeug und „Gebrauchskunst“ zum Verkauf an. Ehrenamtliche Helfer unterstützen und betreuen die Arbeitskräfte. Neben der Handwerksarbeit und künstlerischen Werten und Werken wird durch die Tätigkeit in der Werkstatt die Feinmotorik trainiert und das Selbstwertgefühl gestärkt. „Generell ist die Arbeits- und Wohnsituation für Menschen mit Behinderun- Eröffnung mit Generalkonsul Andreas Klaßen (2.v.r.). FOTO: STADT DUISBURG Sie waren zu Besuch in Perm. Von Links: Heike Maus, Dr. Andreas Pilger, Catharina Preuss, Erkan Kocular, Dieter Kaspers , Kathrin Keune, Sarah Güttler. FOTO: JÖRG SCHIMMEL sie lösen akute und chronische Infekte aus. Neben den weit verbreiteten MRSA-Keimen sind das zunehmend auch MRGN-Bakterien (Multi-Resistente Gram Negative). Sie sind für Kranke und in ihrer Immunabwehr geschwächte Menschen eine große Gefahr. Bei langwierigen Krankheitsverläufen können Knochen ihre Selbstheilungskraft verlieren, auch Weichteile in Mitleidenschaft gezogen werden. Die pharmazeutische Forschung sei von großer Bedeutung, „denn wir benötigen dringend neue Antibiotika“, so Dr. Martin Glombitza. „Mannesmann“ feiert am Freitag 50. Geburtstag Seit einem halben Jahrhundert gibt es das Reinhard-und-Max-Mannesmann-Gymnasium im Huckingen. Zum 50. Geburtstag gibt’s am morgigen Freitag, 12. Juni, ab 16 Uhr ein großes Schulfest rund um die Europa- und Mint-EC-Schule am Ziegelkamp, zu dem alle Ehemaligen und Freunde eingeladen sind. Dabei schaut das 1965 als ortsnahe Bildungseinrichtung für die Arbeiterkinder gegründete Gymnasium auf die Ereignisse von fünf Jahrzehnten zurück. Ein Projektkurs „Schulgeschichte“ führt die Besucher in einer Ausstellung durch die vergangenen 50 Jahre, „historische“ Klassenfotos wecken Erinnerungen bei den rund 5000 Duisburgern, die bislang auf dem „Mannesmann“ ihr Abitur gemacht haben. Auf einer mobilen Bühne vor der Mensa beginnt um 19 Uhr die große Jubiläumsshow. Im Programm, gestaltet im Stil von „Wetten dass...“ versprechen die Organisatoren spektakuläre Wetten, Talkgäste stehen Rede und Antwort, Schüler und Lehrer haben künstlerische Beiträge vorbereitet. Auch einen „Flashmob“ wird OB Sören Link erleben, der als Ehrengast erwartet wird.