Informationserwerb - marketing.tu

Werbung
Vorlesung Konsumentenverhalten
Informationserwerb
Sommersemester 2011
TU Berlin, Lehrstuhl Marketing Prof. Dr. V. Trommsdorff, Sekr. WIL-B-3-1, Wilmersdorfer Straße 148, 10585 Berlin, www.marketing-trommsdorff.de
Technische Universität Berlin
Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff
Agenda
•
Grundlagen
•
•
Konsumenten-Information
Informationsaufnahme
• Visuelle Aufnahme und Imagery
• Gesetzmäßigkeiten der Wahrnehmungspsychologie
• Gestaltpsychologie
Lernen
• Begriff
• Konditionierung
• Kognitives Lernen
•
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Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff
Konsumentenverhalten – Informationserwerb
2
Grundlagen
Prozesskonstrukte im Drei-Speicher-Modell
Ultrakurzzeitspeicher UZS
Kurzzeitspeicher KZS
Langzeitspeicher LZS
unbewusste, „automatische“ Prozesse
Sinne
Arbeitsspeicher
Kodieren, Memorieren,
Bewerten, Entscheiden
Auge
Ohr
usw.
Reizung
Zuwendungsfilter
Selektive Zuwendung
S
R
Kognitive Strukturen
Schemata
Verarbeitung
Verstehensfilter
Wahrnehmung
Aufmerksamkeitsfilter
Selektive Wahrnehmung
Gedächtnis
Lernen
Lernfilter
Selektives Lernen
Abrufen
Vergessensfilter
Selektives Vergessen
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
3
Grundlagen
Alternative zum Drei-Speicher-Modell
Modell der Verarbeitungstiefe von Craik & Lockhart
Aufgaben
• Funktionell unterschiedliche Verarbeitungsstufen
• Verarbeitungstiefe eines Reizes prägt die Gedächtnisspur
• Je tiefer der Reiz dringt, desto besser speichert das Gedächtnis
Merkmal und Eigenschaften
Gedächtnisspeicher: Analyseebene und Kodierung
strukturell
phonetisch
semantisch
REIZ
Verarbeitungstiefe, Verarbeitungsdauer, Gedächtnisleistung
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
4
Grundlagen
Imagery
Außer den Vorteilen der Bilder bei Wahrnehmung und
Aktivierung wirkt die „doppelte Kodierung“ unterstützend
Stimuli
Intervenierende Prozesse
bildlich
bildliche
Verschlüsselung
Informationen
Reaktionen
Gedächtnisleistung
Einstellung
textlich
textliche
Verschlüsselung
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
5
Grundlagen
Auch Worte können bildhaft aufgenommen werden:
Bildhaftigkeit, Konkretheit und Assoziationsgehalt von Wörtern
Alkohol
Bedeutung
Dampf
Duft
Assoz.-gehalt
Genuß
Konkretheit
Härte
Bildhaftigkeit
Prestige
Sauberkeit
Schaum
Vertrauen
Werbung
0
1
2
3
4
5
6
7
Intensität (7-Stufen-Rating)
Quelle: nach Baschek u.a. (1977)
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
6
Agenda
•
Grundlagen
•
•
Konsumenten-Information
Informationsaufnahme
• Visuelle Aufnahme und Imagery
• Gesetzmäßigkeiten der Wahrnehmungspsychologie
• Gestaltpsychologie
Lernen
• Begriff
• Konditionierung
• Kognitives Lernen
•
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
7
Konsumenten-Information
Konsumenten-Informations-Reihenfolge
ideal (homo oeconomicus)
real (Zeitdruck, low involvement)
neutrale Quellen
Marketingstimuli
Bezugspersonen
info chunks (Zertifikate)
Marketingstimuli
((neutrale Quellen))
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
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Konsumenten-Information
75% der Verbraucher vertrauen bei der Produktauswahl Empfehlungen
von Freunden und Bekannten
Which of the following would make you feel more comfortable
about taking out a product/service with a company?
BMRB Omnibus Survey, Royal Mail April, 2001, MEC Media Lab 2004
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
9
Konsumenten-Information
Kauf-Informationsquellen
interessenneutral
interessengebunden
Verbraucherinstitutionen
Werbung
Vorbilder
Medien
Hersteller
Freunde
Print
test
Handel
Prominente
TV
Berater
Experten
...
...
Interessante Mischformen: Placement, Testimonials, Agenten usw.
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
10
Konsumenten-Information
Brand Communities - einige Beispiele
Smart Forum
IKEA Family
Rover Community
Mac User‘s Group
Nokia Club
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
11
Konsumenten-Information
Verlagerung der Kommunikationsaktivitäten von klassischen zu
innovativen Kanälen erfordert neue Kenntnisse und Testmethoden
Bekanntheit
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Klassische Instrumente
TV
• Sponsoring
Print
• Trade promoAußenwerbung
tions
Radio
• Consumer
Kino
promotions
Direct Marketing• …
POS
"Messen und Ausstellungen„
Moderne Instrumente
Communities
Foren
Blogs
Multiplikatoren
Viral Marketing
…
Consid. Set
Kauf
Loyalität
„Above the Line“
Shift
„Below the Line“
„Emerging Media“
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
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Konsumenten-Information
Brand Communities:
Anhänger einer Marke tauschen sich über diese „im engsten Kreise“ aus
Situation
Durch zunehmende Reizüberflutung, Inflation der
kommunikativen Maßnahmen und sich ändernde
Konsumgewohnheiten gewinnt die Kundenbindung immer weiter
an Bedeutung.
Für das Kundenbindungsmanagement werden immer neue
Wege gesucht. Einer führt über die BRAND COMMUNITIES.
Brand Community
Brand Community (BC) als „(...) a specialized, nongeographically bound community, based on a structured set of
social relationshipfs among admirers of a brand“ (z.B. Apple)
Tribalism
• Vergemeinschaftlichung durch die Bildung virtueller Stämme:
- Gemeinschaftsgefühl
- Gemeinsame Rituale und Traditionen
- Moralisches Verantwortungsbewusstsein
- Gemeinsamer Ethos, Werte
Muniz, A. M., O`Guinn, T. C., Brand Communities. In: Journal of Consumer Research, Vol 27 (2001), S. 412-432
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
13
Konsumenten-Information
Relevanz für das Marketing
Neue, interaktive
Kommunikation
• Konsument – Konsument
• Konsument – Unternehmen
• Interaktion zwischen potenziellen Interessenten
• Interaktion zwischen Konsumenten und interessierten
Nachfragern
Kommunikationseffekte
• Beeinflussung der Wahrnehmung und des Verhaltens der
Mitglieder
• Plattform zur schnellen Verbreitung von Informationen
• Brand Communities können als Testgruppen für neue Produkte
und Wettbewerberaktionen fungieren
• Brand Community-Mitglieder stellen höchst loyale Kunden dar,
die gerne mit dem Unternehmen kooperieren
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
14
Konsumenten-Information
Welche Chancen und Risiken bergen Brand Communities?
• Communities fungieren als Botschafter der Unternehmen
• Positive Wirkung auf die Service- und Kommunikationskosten
Chancen
• Bewirken einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil
• Durch direkte Kommunikation von Ideen vom Kunden können
Forschung und Entwicklung verbessert werden
Risiken
• Die persönliche Beziehung ist nur begrenzt steuerbar (Initiativen) und
somit schwer kontrollierbar
• Communities können als Informationsquelle von der Konkurrenz
genutzt werden
Fazit
• Das Unternehmen sollte als gleichberechtigtes Mitglied aktiv an der
Entwicklung der Community teilnehmen
• Brand Communities können die Effektivität und Effizienz der
Kundenbindung steigern
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
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Konsumenten-Information
Communities leben von besonders aktiven Mitgliedern,
diese sind jedoch in der Minderheit
1%
„Power Users“ – Mitglieder, die Inhalte einstellen,
anderen Mitgliedern helfen und sich für die
Community verantwortlich fühlen.
9%
„Synthesizers “ – Mitglieder, die selten Content
einstellen, aber bewerten und weiterempfehlen.
90%
„Lurkers“ – Passive Mitglieder
von Communities. Sie melden sich zwar in
Communities an, besuchen sie jedoch nur
selten und beteiligen sich nur wenig.
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
16
Konsumenten-Information
Kunden tauschen sich im Web 2.0 zu Marken, Produkten und
Kampagnen aus – “word of mouth-Potenzial“ ist Werbewirkung
Klassisch bearbeitete
Zielgruppen
Klassische Medien /
Maßnahmen
•
•
•
•
Fernsehen
Funk
Verkaufsförderung
…
2
1
2
Modern bearbeitete
(neue) Zielgruppen
„Moderne“ Medien /
Maßnahmen
•
•
•
Communities
Blogs
…
1
2
2
+/–
1
Gewollte Wirkung
Schwer zu steuernde positive oder negative Wirkung
• Einsatz moderner Medien zur
Information, zum Austausch und
zur Unterhaltung hat Einfluss auf
die Wahrnehmung von Marken in
allen Zielgruppen.
• Der Einsatz herkömmlicher
Medien wie Funk, Fernsehen etc.
hallt im Web2.0 wider und wird
dort teilweise sehr intensiv
diskutiert.
• Da Communities zukünftig eine
immer entscheidendere Rolle bei
der Verbreitung von Kampagnen,
Diskussion von
Kampagneninhalten, Markenund Produktdiskussionen
einnehmen, sollten sie in der
Pretest-Phase eingebunden
werden.
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
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Konsumenten-Information
Ergebnisse der TU Berlin Community Analyse:
“Onliner haben mehr Offline-Freunde als Offliner”
Offliner
Onliner
„Normale Menschen“
„noch normalere Menschen“
groß
> 16 Pers.
27,4%
Freunde
(Netzwerkgröße
mittel
des sozialen
Umfelds in der 10 to 16 Pers.
realen Welt)
klein
0 to 9 Pers.
groß
> 16 Pers.
56,5%
37,6%
Freunde
(Netzwerkgröße
des sozialen
Umfelds in der
realen Welt)
35,0%
34,8%
8,7%
Quelle: t+d- / TU Berlin-Untersuchung 2006, internetrepräsentativ, n = 1000
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
18
Konsumenten-Information
Beispiel: Relative Performance der VW Tiguan-Kampagne:
„Kommunikationsstärke“ berücksichtigt direkte und indirekte Effekte
Bekanntheit
Netzwerkeffekt
Bekanntheit
Netzwerkeffekt
Kommunikationsstärke
„Kenne ich gut. Kann ich
beschreiben.“
Verhältnis KampagnenPromotoren / Opponenten
(Bekanntheit x
Netzwerkeffekt)
Kommunikationsstärke
•
VW Tiguan
26,2%
T-Mobile MyFaves
23,8%
Fonic Mobilfunk
21,5%
ING-Diba Girokonto
20,8%
x
n = 251
32,9%
=
8,6
•
T-Home Entertainment16,9%
Congstar DSL-Paket 12,3%
Wrigley‘s Airwaves
9,5%
BMW 1er Coupé
7,4%
DWS Riesterrente
5,6%
n = 109
n = 86
n = 109
n = 71
n = 43
n = 41
n = 26
n = 20
3,8%
0,9
8,3%
1,8
52,5%
10,9
12,3%
2,1
11,5%
1,4
16,9%
1,6
48,8%*
3,6
8,1%*
0,5
n = 1.038 (Messung 2, gewichtet Online-repräsentativ nach Alter, Geschlecht)
*sehr geringes n
•
VW TiguanKampagne erzielt die
besten
Bekanntheitswerte:
26,2% der Befragten
kennen die Werbung
gut.
Der NPS drückt die
Weiterempfehlungsa
bsicht aus und ist für
die TiguanKampagne mit 32,9%
der drittbeste im
Untersuchungs-Set.
Kommunikationsstärk
e der TiguanKampagne wird
insgesamt nur von
der ING-DibaKampagne
übertroffen.
Angaben in %
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
19
Werben im Umfeld von Web 2.0 - Wachstumsraten von über 50%
Ein wesentliches Merkmal des Web 2.0: aal (andere arbeiten lassen)
Benutzer erstellen selbst und/oder bearbeiten im Internet bereitgestellte Seiten.
Beispiele: Wikipedia, Video.Google.de
Werbung orientiert sich
mehr am Verhalten des
Users, als am
Anzeigenumfeld
„Affiliate Marketing“
Alle Beteiligten am Weg
vom Anzeigenklick zum
Kauf erhalten Provision
Quelle: R. Grauel, Brandeins 10/06, 2006
Web 2.0Werbung
Neue Techniken
ermöglichen es,
Verhaltensmuster
von Zielkunden
nachzuvollziehen
„proaktiv“:
„beobachten/anbieten“
statt
„suchen/finden“
Behavioral Targeting
Select Affinity
Adcatch
u.a.m
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
20
Konsumenten-Information
Produkte bzw. Produktmerkmale nach Informationsverfügbarkeit
Inspektionsgüter(-merkmale)
Erfahrungsgüter (-merkmale)
Vertrauensgüter (-merkmale)
Man kann vor dem Kauf
Produktinformationen
inspizieren
Man kann nach dem Kauf
Produktinformationen
erfahren
Es gibt nur
Ersatzinformationen, auf die
man vertraut
Beispiele
PC
Schuhe
Restaurant
Autowerkstatt
vorbeugende
Medizin
Schwerpunktkonsequenzen für das Marketing
Qualität kommunizieren
z.B. technische Angaben
Qualität managen
z.B. Zufriedenheitsmessung
Qualität glaubhaft machen
z.B. Referenzen, Zertifikate
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
21
Agenda
•
Grundlagen
•
•
Konsumenten-Information
Informationsaufnahme
• Visuelle Aufnahme und Imagery
• Gesetzmäßigkeiten der Wahrnehmungspsychologie
• Gestaltpsychologie
Lernen
• Begriff
• Konditionierung
• Kognitives Lernen
•
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
22
Informationsaufnahme
Informationsaufnahme - Aufmerksamkeitsumfang
Anzahl der Informationen, die bei kurzer Darbietung (< 1 sec)
– ohne Memorieren – richtig erkannt werden kann:
4 bis 8 bzw. „magische“ Zahl 7
Der Aufmerksamkeitsumfang variiert je nach:
•
•
•
•
•
Alter
Reizstärke
Bekanntheitsgrad
Homogenität der Reize
Möglichkeit des Chunking
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
23
Informationsaufnahme
Information Acquisition Capacity - physical versus psychological
Unit
Capacity
Letter
6 bit
Page
20,000 bit
Book (500 p)
Nervus
Opticus
Attentive Reading
10,000,000 bit
400,000,000 bit/sec
100 bit/sec
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
24
Agenda
•
Grundlagen
•
•
Konsumenten-Information
Informationsaufnahme
• Visuelle Aufnahme und Imagery
• Gesetzmäßigkeiten der Wahrnehmungspsychologie
• Gestaltpsychologie
Lernen
• Begriff
• Konditionierung
• Kognitives Lernen
•
Technische Universität Berlin
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
25
Visuelle Aufnahme
Visuelle Informationsaufnahme - vom Auge zum Gehirn
visueller Reiz
(Lichtquellen)
Rezeptor
(Netzhaut: Stäbchen, Zapfen)
Ganglienzellen
(elektrophysische Reaktion)
Sehnerv
(Kreuzung: optisches Chiasma)
Seitlicher Kniehöcker
(Schaltstelle für Aktivierungsfilter)
Visueller Cortex
(weitere Informationsverarbeitung)
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
26
Visuelle Aufnahme
Bildinformationsaufnahme – ein Prozessmodell
Sensorischer Speicher
Kurzzeitspeicher
visueller Reiz
Erwartungshaltung
Langzeitspeicher
parallele periphere
Kodierung einfacher
visueller Kodes
Flüchtiges Icon.
Zerfall < 1 sec
Bereitstellung
visueller
Schemata
Aufmerksamk: Selektn.
aus sensor. Speicher
Scanning der
vis. Schemata
nein
nein
Identifiziert
Icon gelöscht
ja
visuelle / sprachl.visuelle Kodebildung
ja
Erkennen
Kein Erkennen
Abspeichern
Quelle: nach Klimesch (1980)
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
27
Agenda
•
Grundlagen
•
•
Konsumenten-Information
Informationsaufnahme
• Visuelle Aufnahme und Imagery
• Gesetzmäßigkeiten der Wahrnehmungspsychologie
• Gestaltpsychologie
Lernen
• Begriff
• Konditionierung
• Kognitives Lernen
•
Technische Universität Berlin
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
28
Visuelle Aufnahme
Psychophysiologie: „Übersetzung“ von Reizen in Empfindungen
1) Webersches Gesetz
Wir sind begrenzt fähig, Reizunterschiede wahrzunehmen
Zwei Reize unterschiedlicher Intensität können erst nach Überschreiten einer Schwelle
als unterschiedlich wahrgenommen werden.
Die Unterschiedsschwelle ΔI ist proportional zur Reizintensität I mit ΔI / I = K.
Beispiele für die Webersche Konstante K
Tonhöhe bei 2.000 hz
Druck bei 400 g
Helligkeit bei 1000 Photon
Gewichtheben bei 300 g
Lautstärke bei 100 db
Gummigeruch bei 200 Olfaktin
1/333
1/77
1/62
1/53
1/11
1/10
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
29
2) Fechnersches Gesetz
Funktionalzusammenhang zwischen Reizstärke R und Empfindungsstärke E
E
log E = n • log R
R
n<1 Unterschätzung einer
Reizverstärkung
0,6 Lautstärke von Tönen
0,5 Geruch von Kaffee
0,5 Helligkeit Mischlicht
n>1 Überschätzung einer
Reizverstärkung
Benzinpreis?
Autosicherheit?
Urlaubsortentfernung?
1,9 Elektroschock in Hand
1,5 Gewichte heben
1,3 Salz schmecken
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
30
Agenda
•
Grundlagen
•
•
Konsumenten-Information
Informationsaufnahme
• Visuelle Aufnahme und Imagery
• Gesetzmäßigkeiten der Wahrnehmungspsychologie
• Gestaltpsychologie
Lernen
• Begriff
• Konditionierung
• Kognitives Lernen
•
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
31
Gestaltpsychologie
Gestaltpsychologie sucht Gesetzmäßigkeiten der Wahrnehmung
1) Gesetz der „Nähe“
Elemente, die dicht beieinander liegen, werden zusammengefasst.
= Punktreihen
= S-Linie
Quelle: Behrens & Hartmann 1977
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
32
Gestaltpsychologie
2) Gesetz der „Ähnlichkeit“
Elemente, die sich ähnlich sind, werden zusammengefasst.
Die Ähnlichkeit kann sich beziehen auf
Größe, Farbe, Helligkeit, Lautheit, Klangfarbe usw.
+
•
+
•
+
•
+
•
+
•
+
•
+
•
+
•
+
•
+
•
+
•
+
•
+
•
+
•
+
•
+
•
+
•
+
•
+
•
+
•
+
•
+
•
+
•
+
•
+
•
+
•
+
•
+
•
Hier werden Zeilen, nicht Spalten erkannt.
Quelle: Behrens & Hartmann 1977
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
33
Gestaltpsychologie
3) Gesetz der „guten Gestalt“
Können Reize auf verschiedene Art organisiert werden,
so schiebt sich die jeweils „beste“ Reizkonfiguration in den Vordergrund.
„Beste“ ist hier im Sinne von Ähnlichkeit, Kontinuität, Nähe, Symmetrie usw. zu verstehen.
Quelle: Behrens & Hartmann 1977
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
34
Gestaltpsychologie
4) Gesetz der „Geschlossenheit“
Es besteht die Tendenz, die Wahrnehmung zu Figuren (Gestalten) zu organisieren.
Ist das Reizmuster unvollständig, so hat der Wahrnehmende die Tendenz,
die fehlenden Bestandteile zu ergänzen (Geschlossenheit siegt über Nähe).
Wir nehmen nicht 36 verschiedene Kleckse wahr
Quelle: Behrens & Hartmann 1977
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
35
Gestaltpsychologie
Optische Täuschungen
Hase oder Ente?
Gerade oder Ungerade?
Stimmgabel?
Quelle: Tagesspiegel 04.02.2001
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
36
Gestaltpsychologie
Exkurs Behavioral Pricing-Forschung:
Einige Befunde zu Suche nach und Wahrnehmung von Preisen (Qualitäten)
•
•
•
•
•
•
Konsumenten suchen weniger intensiv nach Preisen als es die Informationsökonomie sagt
Manche Konsumenten investieren aus Spaß Zeit in die Preisinformationssuche
Je höher der Ausgangspreis und je geringer die Suchkosten, desto mehr Preisinfosuche
Bei Preisrückerstattungsgarantie wird weniger Preisinfo gesucht
Das Ausmaß der Preiskenntnis wirkt positiv auf die Preisinfosuche
Kaum klare Preisinfosuchbefunde zu Personenmerkmalen wie Alter, aber Bildungsniveau
•
9er Preisendungen wirken für den Verkäufer günstig, u.a. weil der Preis unvollständig von links
nach rechts „abgearbeitet“ wird
•
Preisorientierte Qualitätswahrnehmung
Zahlreiche empirische Untersuchungen und Befunde zu:
•
Preisschwellen
•
Referenzpreise
Preisfairness
•
Quelle:Homburg & Koschate, Behavioral Pricing-Forschung, ZfB 4/2005, 383 ff.
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
37
Agenda
•
Grundlagen
•
•
Konsumenten-Information
Informationsaufnahme
• Gesetzmäßigkeiten der Wahrnehmungspsychologie
• Visuelle Aufnahme und Imagery
• Gestaltpsychologie
Lernen
• Begriff
• Konditionierung
• Kognitives Lernen
•
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
38
Lernen
Lernen - Begriff
Kurzdefinition
Verhaltensänderung durch Wiederholung (Übung) oder
Übernahme, nicht angeboren oder entwicklungsbedingt, nicht
temporär begrenzt (z.B. Ermüdung, Drogen).
Behaviorismus
• mechanistisch, unbewusst, biogenetisch, programmiert
S-R-Modell
Neo-Behaviorismus
S-O-R-Modell
• komplex, bewusst, kognitiv, kontrolliert
• mit motivationalen (Belohnung, Bestrafung)
und kognitiven (Assoziation, Analogie) Vermittlern
(O = Organismus  intervenierende, „vermittelnde“ Variablen)
und sozialem Einfluss (Imitation, Identifikation usw.)
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
39
Agenda
•
Grundlagen
•
•
Konsumenten-Information
Informationsaufnahme
• Visuelle Aufnahme und Imagery
• Gesetzmäßigkeiten der Wahrnehmungspsychologie
• Gestaltpsychologie
Lernen
• Begriff
• Konditionierung
• Kognitives Lernen
•
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
40
Konditionierung
Klassische und emotionale Konditionierung I
Klassische Konditionierung
Lernphase
Beispiel
CS
Ton
⇒
⇒
⇒
Ton
Ausführung
UCS
Futter
R
Speichel
Speichel
Emotionale Konditionierung
Lernphase
Beispiel
CS
Marke
Marke
Ausführung
⇒
UCS
Story
⇒
⇒
R
Emotion
Emotion
C=Konditioniert, UC=Unkonditioniert, S=Stimulus, R=Reaktion
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
41
Konditionierung
Klassische Konditionierung etwas differenzierter
(Pawlow: Speichelsekretion bei Hunden)
Terminologie:
US
UR
unkonditionierter
Stimulus
unkonditionierte Reaktion
(Fleischpulver)
(Speichelfluss)
NS
OR
neutraler Stimulus
Orientierungsreaktion
(Glockenton)
(Ohren aufstellen)
CS
CR
konditionierter Stimulus
Konditionierte Reaktion
(Glockenton)
(Speichelfluss)
Quelle: H. Spada (Hg.): Allgemeine Psychologie. Bern: Huber. 1990. S. 327 - 330
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
42
Konditionierung
Klassische Konditionierung etwas differenzierter
(Pawlow: Speichelsekretion bei Hunden)
Vorgehensweise:
US löst aus: UR
Kontrollphase:
(Fleischpulver → Speichelfluss)
NS löst aus: OR
(Glockenton → Ohren aufstellen)
Konditionierungsphase:
NS ist gepaart mit US
US löst aus: UR
(Glockenton → Fleischpulver)
(Fleischpulver → Speichelfluss)
Ergebnis des
Konditionierungstrainings:
NS wird CS
CS löst aus: CR
(Glockenton wird kond. Stimulus)
(Glockenton → Speichelfluss)
Löschungsphase:
Kein US
CS löst aus : CR
(Kein Fleischpulver)
(Glockenton → Speichelfluss)
Ergebnis der Löschungsphase:
Keine spezifische
Reaktion
auf den CS
(keine Reaktion auf den
Glockenton)
Spontanerholung:
Kein US
CS löst nochmals aus:
CR
(Glockenton → Speichelfluss)
Quelle: H. Spada (Hg.): Allgemeine Psychologie. Bern: Huber. 1990. S. 327 - 330
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
43
Konditionierung
Klassische und emotionale Konditionierung II
werblich relevante intervenierende Variablen der Lerntheorie
Wiederholungszahl
Faustregel > 30
Prägnanz des CS
z.B. klares Markenzeichen
Stärke des UCS
z.B. stark erotische Anzeige
Generalisierung
z.B. Imagetransfer, „sklavische Anlehnung“
Reizdiskriminierung
z.B. Differenzierung homogener Marken durch Farben
Überschattung
z.B. mehrere Marken konkurrieren um Lernen derselben Emotion
Irrelevanz
z.B. nicht zum Produkt passende Emotion (wie Autoreifen und Erotik)
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
44
Konditionierung
Mere Exposure (Zajonc): Lernen ohne Voraussetzungen klassischer Konditionierung
Positive Einstellungsbildung allein schon durch häufige Kontakte
Befunde
Hypothese von
Zajonc (1968)
Kritik
Anwendung
in der Werbung
• Häufiger verwendete Wörter haben angenehmere
Konnotationen (emotionale Werte)
• Im Experiment oft exponierte sinnlose Silben erlangen eine
positive „Bedeutung“
• Oft vorgeführte Fotos oder Musikstücke werden besser
bewertet
Auch ohne Verstärker kann eine positive Einstellung entstehen,
einfach durch häufige Kontakte mit dem Einstellungsobjekt.
Kausalrichtung fraglich; mögliche Verstärkung durch
Experimentalbedingungen
Low-involvement-Technik „Wiederholung ist alles“
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
45
Konditionierung
Operante Konditionierung – Belohnungslernen
Häufigkeit
des
Verhaltens
Erhaltung,
gelegentliche Bestätigung
„Anfangstraining“,
kontinuierliche
Bestätigung
Zufälliges Verhalten
Zeit
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
46
Konditionierung
Instrumentelle (operante) Konditionierung von Kaufverhalten I
Angebot
Kauf
Zufriedenheit
Erstkauf
Verstärkung
Angebot
Kauf
Zufriedenheit
Zweitkauf
Verstärkung
(häufige Wiederholung)
Angebot
Kauf
Zufriedenheit
n-ter Kauf
Verstärkung
Technische Universität Berlin
Lehrstuhl Marketing Professor Dr. Volker Trommsdorff
Konsumentenverhalten – Informationserwerb
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Konditionierung
Instrumentelle (operante) Konditionierung von Kaufverhalten II
Einige marketingrelevante Hypothesen aus der operanten Lerntheorie
• Belohnungen wirken stärker als Bestrafungen
• Verstärkung wirkt am besten unmittelbar nach dem (Kauf-)Verhalten
• Zugaben verstärken die Kundenbindung
Voraussetzung: das Verhalten muss bereits “operant” sein (kein “Zufallskauf”)
• gelegentliche, unterschiedliche Zugaben wirken besser als “Immerverstärkung”
• neutrale Reize (z.B. Corporate Design) können “sekundär” verstärkend wirken, wenn sie auf
eine Primärverstärkung (z.B. Zugaben) konditioniert wurden
Beispiel Konsumentenverhalten
•
•
•
•
gelegentliche Zugaben für Markentreue
soziale Belohnungen in der Werbung
sekundäre Verstärkung durch Musik im Laden
selbstbelohnender Konsum von Süßigkeiten
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
48
Agenda
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Grundlagen
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Konsumenten-Information
Informationsaufnahme
• Visuelle Aufnahme und Imagery
• Gesetzmäßigkeiten der Wahrnehmungspsychologie
• Gestaltpsychologie
Lernen
• Begriff
• Konditionierung
• Kognitives Lernen
•
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Kognitives Lernen
Kognitives Lernen
Lernphase
neues Problem
Problemlösungsprozess
Reaktion
Know-How-Speicherung
spätere Nutzungsphase
ähnliches Problem
Problemlösungsprozess
Reaktion
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Konsumentenverhalten – Informationserwerb
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Kognitives Lernen
Sozial-kognitives Lernen:
Kritik an mechanistisch-behavioristischen Lerntheorien: Falsches Menschenbild
Emanzipatorisch-optimistisches Menschenbild: Lernen als aktive, kognitive Verarbeitung
• als Verhaltensbeobachtung an Vorbildern (Modellen)
• als symbolische Verarbeitung / -speicherung / -nutzung von Beobachtungen,
Ereignissen, Erfahrungen
• als Selbststeuerungsprozess über selbsterzeugte Anreize und Konsequenzen
Lernwirksame Vorgänge
•
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•
Aufmerksamkeit, z.B. Hinwendung zum Modell
Gedankliche Übernahme und physische Umsetzung des Modellverhaltens
Motivationale Verstärkungsprozesse
Stabilisierung des gelernten Verhaltens
Quelle: Bandura 1979
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