Konsumentenverhalten und Konsumentenverantwortung Prof. Dr. Ludger Heidbrink Philosophisches Seminar, Universität Kiel Reinhard-­‐Mohn-­‐InsDtut für Unternehmensführung und Corporate Governance, Universität WiIen-­‐Herdecke „Energie, Ernährung und GesellschaL -­‐ die Rolle der Biomasse im Kontext einer nachhalDgen Entwicklung“, GöRngen 17.10.2013 Übersicht 1. Moralischer Konsum und reales Konsumentenverhalten 2. Das Prinzip der Konsumentenverantwortung 3. Konsequenzen und Maßnahmen 1. Moralischer Konsum und reales Konsumentenverhalten Moralischer Konsum • Immer mehr Verbraucher setzen sich mit den Folgen ihres Alltagskonsums auseinander („Moralisierung der Märkte ). • In 2011 haben 41 % der Verbraucher angegeben, häufig ethische Waren zu kaufen, während es 2009 noch 26 % waren (OIo Group Trendstudie 2011). • Aber: Realer Marktanteil von sozialen und ökologischen Produkten liegt bei 4-­‐8 % • Zwischen der Einstellung und dem Handeln der Konsumenten exisDert eine Klu? („Mind Behaviour Gap“) Konsumentenverhalten Ursachen aus Sicht der neoklassischen Ökonomie • Budget-­‐RestrikDonen • Mangelnde AlternaDven • InformaDonsasymmetrien • Fehlanreize und Externalisierung von Kosten • Zeitknappheit Konsumentenverhalten Verhaltensökonomische Ursachen: • Trägheit und Willensschwäche • ProkasDnaDon und DiskonDerung • Überforderung durch InformaDonen und OpDonen • Herdeneffekt (sozialer Einfluss) • Verlustangst (Status Quo Bias) Verändertes Konsumentenleitbild Ökonomische „Konsumenten-­‐ souveränität“ Marktgrenzen und Verhaltens-­‐ defizite Moralische Konsumenten-­‐ souveränität 2. Das Prinzip der Konsumentenverantwortung Normen der Konsumentenverantwortung Norm der sozialen Verträglichkeit Norm der ökologischen Verträglichkeit Fürsorgepflicht der Konsumenten für sich selbst (Neuner 2008) Verantwortungsbereiche von Konsumenten PrakDsche Ebenen der Konsumentenverantwortung WirtschaLliche Materialströme dienen der Bedürfnisbefriedigung der Konsumenten (Marktverantwortung) AbsDmmung durch Produktwahl: Welches Angebot bleibt am Markt bestehen? Buy-­‐ und BoykoI vs. „Schnäppchenmentalität Nachfrageverantwortung Energieverbrauch bei der Nutzung, Rebound, Auswirkungen auf DriIe Nutzungsverantwortung „WegwerfgesellschaL , z.B.LebensmiIel, die im Müll landen, Recycling, usw. Entsorgungsverantwortung 3. Konsequenzen und Maßnahmen Konsequenzen • Verändertes Verbraucherleitbild: vom souveränen Konsumenten zum „überlasteten, zeitknappen, wenig kompetenten, bedingt interessierten, nicht immer disziplinierten Verbraucher“ (BMLV 2010) • Wirtscha?spoliOsche Maßnahmen: Verbraucherbildung – VerbraucherinformaDon – VerbraucherparDzipaDon -­‐ Verbraucherlenkung • Libertärer Paternalismus: Nudging durch Choice-­‐Architecture (Sunstein/Thaler 2008, Sunstein 2014) Maßnahmen 1. Informing Choice und Salience: Signifikante InformaDonen und einfache Feedback-­‐Signale (z.B. Carbon Footprint, Smartmeter, Energie-­‐Label) 2. Default Rules: Standardsetzungen mit OpDng-­‐Out (z.B. kommunaler Ökostrom, Sparmodus) 3. Social Norms: Einfluss von Peergroups und Wirksamkeit von BeobachtungssituaDonen (z.B. Role Models, NachbarschaLsweIbewerbe, Verbreitung ökologischer LebenssDle) Fazit Ökonomische „Konsumenten-­‐ souveränität“ Marktgrenzen und Verhaltens-­‐ defizite Moralische Konsumenten-­‐ souveränität