Neue Autorität - Geschichte eines Konzepts

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NEUE AUTORITÄT –
GESCHICHTE EINES
KONZEPTS
1. OBERSTEIRISCHE KONFERENZ
LIEZEN 9. UND. 10. NOVEMBER 2012
Dr. Philip Streit
OUTLINE
¢  Erziehungsherausforderungen
heute
¢  Wie wird Mann/Frau gestört, behindert etc.
¢  Störung/Behinderung und Dilemmas
¢  Psychologie des Gewaltlosen Widerstands
Die Geschichte
¢  Grundlagen der Neuen Autorität
¢  Pause
¢  Interventionen nach Haim Omer
¢  Neueste Entwicklungen
ERZIEHUNGS- UND ANDERE
HERAUSFORDERUNGEN HEUTE
¢  Alles,
nur keine Zeit
¢  Individualisierung in der Konsumgesellschaft die entsolidarisierende Moderne
¢  Leistungsdruck ohne Ende
¢  No future for a job
¢  Herausforderung Migration
¢  Politik, die Sorgen macht
SCHLUSSFOLGERUNGEN
¢  Eltern
sind höchstens physisch anwesend und
massiv unter Druck
¢  Zunahme von Ambivalenzen und Widersprüchen
¢  Zwei Klassen der Hilfe
¢  „Schlimmwerdung“ unter dem Denkmantel der
Geheimhaltung!
- Existenzielles Dilemma des Kindes
- Hilflosigkeit der Großen
DAS ENDE DER ALTEN AUTORITÄT
Autorität, Disziplin, Ordnung, Gehorsam, klare Regeln,
strikte Einhaltung, Familie, Glaube, Treue,
Erfahrungsschatz aus Generationen, „das Wort ist Gesetz“,
Hierarchie,…
FOLGEN
Machtkämpfe
¢  Eskalation
¢  Gefahren von Gewalt
¢  Frustration
¢  Negative Abwertung
¢  Ohnmacht
¢ 
è Schule, Erziehung& Betreuung brauchen ein Klima des
Positiven und Wertschätzenden
DAS SCHEITERN DER ANTIAUTORITÄREN
ERZIEHUNG
KOOPERATIVE PÄDAGOGIK
Kindern alle Freiheiten lassen
è  Alles ausreden und ausmachen
è 
FOLGEN
¢ 
¢ 
¢ 
¢ 
¢ 
Kinder geraten in Verantwortung die sie nicht übernehmen können
Unklarheiten der Vorbilder
Kinder sind überfordert
Entscheidungsstress
Kinder werden eher depressiv und fühlen sich nicht selbstwirksam
„Störung“ aus systemisch-­‐ lösungsorien6erter Sicht Kind/Jugendlicher
Umfeld
KONFLIKT
inkompletter
Lösungsversuch
Vh. wird als
unangemessen
„gelabelt“
Handeln
Zuschreibungsprozesse
Self- Fulfilling Prophecy
Etikettierung des Kindes/
Jugendl.
Eskalation
Aggression/Gewalt als
eingeschliffenes Verhaltensmuster
FOLGEN
Dilemma des Kindes/
Jugendlichen
Ohnmacht verstärkende
Faktoren:
ð Schuldzuschreibungen
ð Herumdoktern
ð Entwertung
Dilemma und Ohnmacht der
Eltern/Lehrer/Therapeuten
Streit, P. (2009)
STÖRUNG AUS SYSTEMISCHLÖSUNGSORIENTIERTER SICHT – DIE GENESE
1. Schwieriges Verhalten ist ein unvollkommener,
unangemessener Konfliktlösungsversuch, um
tiefgreifende emotionale Bedürfnisse zu befriedigen
STÖRUNG AUS SYSTEMISCHLÖSUNGSORIENTIERTER SICHT – DIE GENESE
2. Ob Handlungen als auffällig bezeichnet werden, ist
Ergebnis eines sozialen Zuschreibungsprozesses
anhand von
-  grundlegenden soziokulturellen Normen
-  Normen der Kontaktfähigkeit
-  Normen der Leistungsfähigkeit
-  ästhetischen Normen
-  Gruppennormen
STÖRUNG AUS SYSTEMISCHLÖSUNGSORIENTIERTER SICHT – DIE GENESE
3. Etikettierungen als auffällig/ „schwierig“ können
self-fullfilling-prophecy Phänomene und
eskalierende Teufelskreise nach sich ziehen.
Erwachsene Bezugspersonen verhalten sich dem
Kind/ Jugendlichen gegenüber so, dass es/er sich
nicht anders als „auffällig“ verhalten kann.
STÖRUNG AUS SYSTEMISCHLÖSUNGSORIENTIERTER SICHT –
DIE DILEMMATA
1. Das existenzielle Dilemma des Kindes/
Jugendlichen
Aggressive Verhaltensweisen, als einzig wirksame
zur Bedürfnisbefriedigung konzipiert und durch
Verstärkung und Modell gelernt, werden am
meisten von der „Umwelt“ sanktioniert
STÖRUNG AUS SYSTEMISCHLÖSUNGSORIENTIERTER SICHT –
DIE DILEMMATA
2. Die Ohnmacht der Braven
Eltern, LehrerInnen und andere schreiben Schuld zu
und fordern die „Änderung“ des Jugendlichen,
Behinderten geraten so in das Watzlawickdilemma
und über Abwertungskreisläufe in die „erlernte“
Hilflosigkeit und Ohnmacht
STÖRUNG AUS SYSTEMISCHLÖSUNGSORIENTIERTER SICHT –
DIE DILEMMATA
3. Herumdoktern
¢  TherapeutInnen
als Wunderwuzzis und
Reparaturanstalten haben keinen Effekt
¢  Ruf nach mehr Expertise: Die ExpertInnen
können es für uns nicht richten
ExpertInnen und TherapeutInnen
sind die Wegbereiter
von Engagement und Präsenz
STÄRKE STATT MACHT
NEUE AUTORITÄT
Das Modell von Haim Omer
http://www.youtube.com/watch?v=91l8VxAzHbc
14
NON VIOLENT RESTISTENCE PSYCHOLOGY
NEUE AUTORITÄT – DIE GESCHICHTE
Notwendigkeit der Restaurierung des
Autoritätsbegriffes
¢  Ein Israeli ergreift die Initiative: „Parental Presence“
„Autorität ohne Gewalt“ 2002 gemeinsam mit Arist
von Schlippe
¢  Die Antwort kommt 2004: „Autorität durch
Beziehung“ wieder gemeinsam mit Arist von Schlippe
¢  Das Konzept folgt 2010: „Stärke statt Macht – Neue
Autorität in Familie, Schule und Gemeinde“ noch
immer mit Arist von Schlippe
¢ 
NON VIOLENT RESTISTENCE PSYCHOLOGY
NEUE AUTORITÄT – DIE GESCHICHTE
Leitidee: Gewaltloser Widerstand
¢  „Alle Widerstandsformen, die bewußt auf Gewalt
gegen Menschen verzichten“ (Gene Sharp, Methods of
Nonviolent Action, Boston 1973)
¢  Ghandis Salzmarsch
¢  Martin Luther King: Mongomery Bus Boycott
¢  NA ist ein Modulbaukasten
¢  NA stärkt die Erwachsenen (und in Folge die Kinder)
¢  Positiver Double Bind: Gewaltfreier Widerstand
schafft Beziehung und Stärke
¢ 
STÄRKE STATT MACHT
5 GRUNDLAGEN DER NEUEN AUTORITÄT
(1) 
Wertschätzende Begegnung
(2) 
Präsenz
(3) 
Wachsame Sorge
(4) 
Neue Autorität und Stärke
(5) 
Unterstützung und Zivilcourage
1. GRUNDLAGE:
WERTSCHÄTZENDE BEGEGNUNG
¢  Suchen
der positiven Beziehung
¢  Bestärken
anstatt abwerten
¢  Aussteigen
aus dem Teufelskreis ewigen
Jammerns, Ermahnens, Belehrens, Drohens,
Nörgelns, Schimpfens, etc. durch Bemerken von
Positivem und Handeln in diese Richtung
¢  Braucht
Wertschätzung der eigenen Stärke und
Wirksamkeit, der eigenen Person
2. GRUNDLAGE:
PRÄSENZ
ist die unverrückbare Einstellung und feste Zuversicht der
Eltern und BetreuerInnen, für das Kind da sein und als
Eltern/ BetreuerInnen etwas bewirken zu können
¢  ist Glauben an die eigene Stärke
¢  ist Zuversicht und Souveränität im Umgang mit
schwierigen Situationen
¢  ist die wertschätzende Begegnung bei klarem Rahmen
¢  wartet nicht zu oder schaut weg, sondern sucht die
konstruktive Auseinandersetzung
¢  ist Organisieren von Unterstützung WIR statt ICH
¢  gibt Gewalt keine Chance durch gewaltlosen Widerstand
und Deeskalation
¢ 
2. GRUNDLAGE:
PRÄSENZ
¢  Klare
Entscheidung anwesend zu sein und die
Bereitschaft, gewaltlosen Widerstand gegen
bestimmtes Verhalten zu leisten
¢  Bipolar:
Präsenz in meiner Rolle und als
individuelle Person
¢  Zentrale
— 
— 
— 
— 
Botschaft:
Ich bin da!
Ich bin dein … und bleibe es!
Ich werde nicht nachgeben!
Ich kämpfe um dich, nicht gegen dich!
2. GRUNDLAGE:
PRÄSENZ
4 Formen der Präsenz in der Familie
¢  Körperliche
Präsenz
¢  Emotional-moralische Präsenz
¢  Präsenz im Verhalten
¢  Zwischenmenschliche Präsenz
à Ergänzen und stärken sich gegenseitig
2. GRUNDLAGE:
PRÄSENZ
5 Kennzeichen Pädagogischer Präsenz:
¢  Verzicht
auf Vorschriften
¢  Verzicht auf Beschuldigungen
¢  Gewaltfreiheit (physisch, psychisch)
¢  Sensibilität für die Würde des Kindes
¢  Vermittlung von Kraft
3. GRUNDLAGE:
WACHSAME SORGE
¢  Notsignale
erkennen
¢  dem Kind/Jugendlichen gegenüber wach sein und
sich auseinandersetzen
¢  Drei
Ebenen „Wachsamer Sorge“
- kollegiales Gespräch (weite Aufmerksamkeit)
- direkte Befragung (fokussieren)
- einseitige Maßnahmen (selber handeln)
4. GRUNDLAGE:
NEUE AUTORITÄT UND STÄRKE
¢  Schafft
Nähe statt Distanz
¢  Ermöglicht Selbstkontrolle
¢  Ist beharrlich und geduldig
¢  Sucht Rat und Hilfe – Lösung aus der „Isolation“
¢  Darf Fehler machen und darf diese zugeben
¢  Entsteht durch wertschätzende Begegnung,
Präsenz und Wachsame Sorge
5. GRUNDLAGE:
ORGANISIEREN VON UNTERSTÜTZUNG ALS GRUNDLAGE VON
ZIVILCOURAGE UND „NEUEM HELDENTUM“
¢ 
¢ 
¢ 
¢ 
¢ 
Neues Heldentum ist das Antidot gegen Gewalt
(Zimbardo)
Gewalt darf nicht tabuisiert werden
Es braucht unser couragiertes Eingreifen und die
entschiedene Auseinandersetzung
Gegenseitige Unterstützung ermöglicht Courage zum
Eingreifen
Ein Strudelwurm und die Positive Psychologie liefern die
nötige emotionale Power für Stärke und Souveränität im
Umgang mit Gewalt, für Neues Heldentum und
couragiertes Handeln
„Der Mut entsteht nicht in der Seele des Einzelnen sondern im
Zusammenschluss der Gruppenmitglieder“ (Haim Omer)
GRUNDLAGEN NEUER AUTORITÄT
ALTE
Furcht & Distanz
Kontrolle
Hierarchie
Strafen
Immunität vor Kritik
Dringlichkeit
VS.
NEUE AUTORITÄT
Präsenz/Beziehung
Selbstkontrolle
Netzwerk („Wir“)
Eskalationsvorbeugung
Transparenz
Beharrlichkeit
INTERVENTIONEN NACH HAIM OMER
a) 
b) 
c) 
d) 
e) 
f) 
g) 
h) 
i) 
j) 
k) 
Aus dem Teufelskreis aussteigen –
Verzögerte Reaktion und Deeskalation
Die Ankündigung
Die Telefonrunde
Aufbau des Unterstützungssystems
Das Sit-in
SMS – Silent Message Sending
Akte der Wiedergutmachung
Gesten der Versöhnung
Das Siegel der Geheimhaltung brechen
Nachgehen und Aufsuchen
Befehlsverweigerung
(A) AUS DEM TEUFELSKREIS AUSSTEIGEN
– VERZÖGERTE REAKTION
¢ 
¢ 
Der Teufelskreis beginnt mit gegenseitigen
Beschuldigungen
Sich nicht hineinziehen lassen, den Provokationen
widerstehen
¢ 
„Predigen“, Erklären, Drohen, Debattieren einstellen
¢ 
Prinzip der verzögerten Reaktion und des Schweigens
¢ 
Reaktionen aufschieben und sich Zeit nehmen diese
zu planen, im Zweifelsfall Schweigen bevorzugen
(A) NICHT AUF DER PERSÖNLICHEN EBENE
KOMMUNIZIEREN
Es ist eine Angelegenheit in der Rolle als ELTERN/
MITARBEITERIN
¢  „Ich bin einE RepräsentantIn/VertreterIn der Einrichtung“
¢  „WIR (hier) akzeptieren dieses Verhalten nicht, Dich sehr
wohl“
¢ 
à Stärke durch Abgrenzung
à Pflicht als Eltern zu handeln
à Deeskalation
(A) DEESKALIERENDE SPRACHFORMEN
¢  Verhalten
beschreiben statt interpretieren
¢  Anbieten statt fordern
¢  ICH/WIR- statt DU-Botschaften
¢  Prozesshaft fragen, statt Warum-Konstruktionen
¢  Auf das Wertvolle, Gute des Anderen fokussieren
¢  Pausen machen, Zuhören
¢  Humor und unerwartete Wendungen
(A) DEESKALIERENDE SPRACHFORMEN IM
KINDER- UND JUGENDBEREICH
¢  In
„WIR-Form“ sprechen
¢  Wenig reden, klare Botschaften und zuwarten
¢  Augenkontakt, beim Namen nennen
¢  Nach Möglichkeit nicht angreifen oder berühren,
außer es ist unumgänglich (z.B. wegen
Eigenschutz)
¢  Generell angemessene Distanz
¢  Nicht unvermittelt fordern
¢  Wertschätzung immer mitkommunizieren
(B) DIE ANKÜNDIGUNG IM
KINDER- UND JUGENDBEREICH
Rahmen festlegen
¢  Dem Kind/Jugendlichen die Absichten auf klare Weise
mitteilen
¢  Es geht um Verhaltensweisen, die man so nicht mehr
länger akzeptiert (Widerstand!)
¢  Hinweis auf Einbezug der Öffentlichkeit
¢  Symbolisiert einen Wendepunkt für die ganze Familie/
Gruppe/Klasse
¢ 
à Eindeutige Botschaft auf Handlungsebene!
à In schriftlicher Form
(B) DIE ANKÜNDIGUNG IM
KINDER- UND JUGENDBEREICH
Das WANN und WIE der Ankündigung
Sorgfältige Planung
¢  Ruhiger Zeitpunkt
¢  Ruhiger Ort
¢ 
Klarer, keinesfalls drohender Ton
¢  Schriftlicher Brief wird vorgelesen und danach
überreicht
¢  Bei Befürchtung, KlientIn könnte mit Gewalt
reagieren, laden Sie Dritte ein (Verwandter,
Bezugsperson, …)
¢ 
(B) DIE ANKÜNDIGUNG IM
KINDER- UND JUGENDBEREICH
WICHTIG:
¢  Lassen Sie sich nicht auf Diskussionen ein
¢  Beharren Sie auf Ihren Forderungen
¢  Stellen Sie folgendes klar:
Die Ankündigung richtet sich gegen das
VERHALTEN und NICHT gegen den Klienten/
die Klientin!
(B) DIE ANKÜNDIGUNG IM
KINDER- UND JUGENDBEREICH
Beispielbrief:
BetreuerInnenseite
Liebe(r) XY!
Wir sind deine Betreuer und haben dich sehr gerne. Du hast
einen guten Platz bei uns und wir sind für dich da! Es macht
uns aber Sorgen, dass du aggressiv gegenüber deinen
Mitbewohnern bist und manchmal laut herum schreist!
Das kann so nicht weitergehen! Dagegen werden wir etwas
tun! Wir werden uns wenn nötig auch Hilfe von außen
holen, damit wir unseren Job gut machen können!
Das ist unsere Pflicht!
Wir haben dich gern, deine Betreuer XY
(B) DIE ANKÜNDIGUNG IM
KINDER- UND JUGENDBEREICH
Beispielbrief:
Elternseite
Liebe(r) XY!
Wir sind deine Eltern. Wir mögen dich sehr gerne und werden
immer für dich da sein. Uns macht jedoch Sorgen, dass du die
Schule schwänzt und oft aggressiv gegenüber MitschülerInnen
und LehrerInnen bist. Wir haben beschlossen dagegen
Widerstand zu leisten. Wir werden uns deinem Verhalten
widersetzen und uns Hilfe holen, damit wir unseren Job gut
machen werden.
In Liebe deine Eltern
(C) DIE TELEFONRUNDE
¢ 
Systematisches Kontaktieren einer Reihe von Menschen,
mit denen das Kind in Beziehung steht (z.B. wenn das
Kind weggelaufen ist)
Ziel:
¢  Elterliche Präsenz zeigen und das Recht/Pflicht das Kind
zu beaufsichtigen wiederherstellen
¢  Information gewinnen und austauschen
¢  Das Kind wieder finden
¢  Gruppendruck mobilisieren, um das Kind zur Rückkehr zu
bewegen
¢  Für die Rückkehr des Kindes sorgen
¢  Unterstütztung aufbauen
→ durchbricht das Prinzip der Geheimhaltung
→ zeigt Entschlossenheit
(C) DIE TELEFONRUNDE
¢  Schritte
— 
— 
— 
einer Telefonrunde:
Anrufen
Informationen sammeln
Mit verschiedenen Personen sprechen (Freunde,
Eltern d. Freunde, Besitzer von Lokalen usw.)
(D) UNTERSTÜTZUNGSSYSTEME
GRUNDLAGEN
Neue Autorität entsteht aus Netzwerken durch:
—  Aufbrechen der Geheimhaltung
—  „Wir“-Haltung, „Wir“-Sprache
¢  Moralische Unterstützung (Entwicklung
gemeinsamer Stärke möglich)
¢  Unterstützung macht Mut „Zivilcourage“
¢  Wenn Kinder/Jugendliche wissen, daß Sie Hilfe
haben, ist eine Verringerung des auffälligen
Verhaltens sehr wahrscheinlich!
¢ 
(D) DER UNTERSTÜTZERINNENKREIS
GRUNDLAGEN
Zeichen der Präsenz und des Kümmerns durch
Einbezug der Öffentlichkeit (Eltern, Verwandte,
Freunde, …)
¢  Aktivierung eines sozialen Unterstützungssystems
¢  Stellt eine Unterbrechung des Teufelskreises dar
¢  Gemeinsame Entwicklung von Stärke und Courage
möglich
¢  Unterstützer fungieren als „Energiequellen“
¢  Verständnis durch objektive Gesichtspunkte wird
aufgebaut
¢ 
(D) DER UNTERSTÜTZERINNENKREIS
NOCH WICHTIG:
¢ 
Scheuen Sie sich nicht, an die Öffentlichkeit zu gehen
Suchen Sie sich die Hilfe
Vermittler mit guter Beziehung zum Kind/Jugendlichen
(Lieblingstante, Freund, …) haben große Wirkung!
Briefe/Mails an/Telefonate mit dem Kind/Jugendliche
¢ 
à Wertschätzung
¢ 
¢ 
¢ 
(D) MÖGLICHE
UNTERSTÜTZERINNENKREISE
Eltern untereinander
¢  BetreuerInnen/ÄrztInnen/LehrerInnen – Eltern
¢  BetreuerInnen/ÄrztInnen – Institution
¢  BetreuerInnen/Ärztinnen – PatientInnen
¢  PatientInnen untereinander
¢  Die Steuergruppe
¢ 
Solidarisierung der BetreuerInnen,
ÄrztInnen, Eltern, LehrerInnen,
damit sie Job gut machen können!
(D)DIE STEUERGRUPPE/LEITGREMIUM
¢  Zusammensetzung:
— 
— 
— 
Vertreter der Ärzte/BetreuerInnen/LehrerInnen
Vertreter der Eltern
Trainer
¢  Koordiniert
Aktivitäten der Neuen Autorität und
des Gewaltlosen Widerstandes
¢  Unterstützung
für BetreuerInnen (Erarbeitung
von Maßnahmen)
(D) DER UNTERSTÜTZERINNENKREIS
Vorbereitung
¢ 
Kontaktaufnahme mit möglichen/geeigneten Helfern
— 
— 
— 
¢ 
¢ 
Kurze Problemschilderung & Art der Vorgehensweise
Besondere Eigenschaften des Adressaten nennen
(warum geeignet)
Hinweis auf Bedenkzeit à Freiwilligkeit
Überlegen, wer welche Rolle übernehmen kann
(Versorger-, Mediator-, Zeugen-, Supervisoren-,
Schützerfunktion)
Konferenz an der Institution / zuhause einberufen
(Kind/Jugendlicher weiß davon!)
(C) DER UNTERSTÜTZERINNENKREIS
Ablauf der Konferenz:
¢ 
¢ 
¢ 
¢ 
¢ 
¢ 
TherapeutIn/BetreuerIn übernimmt Moderation
Hintergrund und Nutzen der Aktivierung von
UnterstützerInnen erklären
Fragen klären
„Rollen“ vorschlagen und verteilen
Auf Wertschätzung und wohlwollende Atmosphäre achten
Unterstützer vernetzen
(D) DER UNTERSTÜTZERINNENKREIS
Herausforderungen
¢ 
¢ 
¢ 
¢ 
¢ 
¢ 
Eltern/Angehörige sind beschämt/zu stolz
Eltern haben Sorgen, dass die Unterstützer „bessere
Eltern“ spielen könnten
Eltern fürchten die Stigmatisierung ihres Kindes
BetreuerInnen befürchten eine Eskalation des
unangepassten Verhaltens
BetreuerInnen / LehrerInnen wollen sich nicht zu sehr
einmischen
Es gibt niemanden, den man miteinbeziehen kann
(E) DAS SIT-IN (FÜR ZUHAUSE)
Präsenz der Eltern ohne Eskalation oder
Kontrollverlust sondern in ruhiger Situation
¢  Gut vorbereiten, benötigt viel positive Energie und
Selbstbewusstsein
¢ 
¢ 
Ziel: Beziehung stiften
— 
— 
— 
Klare Aussage: „Wir können dein Verhalten so nicht
mehr akzeptieren!“
„Wir wollen eine Lösung für das Problem finden. Wir
bleiben hier sitzen und warten auf deinen Vorschlag,
wie du dein Verhalten ändern willst!“
Auflösung: Positiven Vorschlag annehmen und
daraufhin das Zimmer verlassen
(E) DAS SIT-IN
¢  Wichtige
— 
— 
— 
— 
Gesichtspunkte des Sit-in:
Ruhigen Zeitpunkt wählen
Genau angeben, was man erreichen will
Bei Angst vor Gewalt soll zweite Person im Haus sein
Anschließen Fortführen des Tagesablaufs ohne
Bezugnahme auf das Sit-in oder das Ergebnis
¢  Mögliche Reaktionen des Kindes:
—  Versuch die Eltern aus dem Zimmer zu werfen
—  Bedingungen stellen
—  Ignorieren der BetreuerIn
—  Schreien und Peinlichkeit erzeugen
—  Positive Vorschläge
(F) SILENT MESSAGE SENDING
Institutions
-SMS
¢ 
¢ 
¢ 
¢ 
¢ 
¢ 
An Ressourcen angepasste, kurze „Sit-Ins“
Stunden bzw. einen Tag nach dem Vorfall (Gewalttat, …)
Zwei MitarbeiterInnen im Raum, eineR außerhalb
Möglichkeit geben, den Raum zu verlassen, KlientIn trifft
aber auf 3. MitarbeiterIn außerhalb des Zimmers
Botschaft: „Wir akzeptieren dieses Verhalten in unserer
Einrichtung nicht!“
Danach Schweigen
Schweigen und gemeinsames
Auftreten vermitteln Kraft und
Entschlossenheit!
(F) SILENT MESSAGE SENDING
¢  Eltern
¢  Gute
werden mit einbezogen
Kombiniertes
InstitutionsEltern-SMS
Anleitung nötig
¢  Verbesserung
der Beziehung KlientIn-Eltern &
Eltern- BetreuerInnen
à Sicherheit und Stärke werden vermittelt!
(G) AKTE DER WIEDERGUTMACHUNG
¢ 
¢ 
¢ 
¢ 
¢ 
¢ 
Weisen darauf hin, dass nicht akzeptables Verhalten, z.B.
Gewalt, die ganze Gemeinschaft schädigen
Gehen über nur so dahingesprochene Entschuldigungen
hinaus
Das Kind/der/die Jugendliche bekommt Unterstützung
durch Bezugspersonen bei Vorbereitung und Durchführung
Beispiele: Entschuldigungsbrief/-zeichnung, zusätzlicher
Dienst, Essen kochen, Wartungsarbeit, Aufräumen,
Wiedergutmachungsfest …
Bringen zurück in die Gemeinschaft
Wiedergutmachung ist keine Bestrafung
(H) GESTEN DER VERSÖHNUNG
¢ 
¢ 
So können Sie zeigen, dass der Kampf nicht gegen den
Klienten/die Klientin als Person, sondern nur gegen das
beklagte Verhalten gerichtet ist!
Mögliche Gesten:
— 
— 
— 
— 
— 
¢ 
Mündliche oder schriftliche Äußerungen über Wertschätzung
und Respekt, Fähigkeiten und Talente
Etwas Gutes tun (z.B. Lieblingsessen)
Gemeinsame Unternehmung vorschlagen
Reparieren eines Gegenstandes, der durch den Klienten/die
Klientin kaputt gemacht wurde
Bedauern eigener unangepasster Reaktionen in der
Vergangenheit
Jede Aktion gewaltlosen Widerstandes sollte von
Versöhnungsgesten begleitet sein!
(H) GESTEN DER VERSÖHNUNG
WICHTIG
¢ 
¢ 
¢ 
¢ 
¢ 
¢ 
Gesten der Versöhnung sind kein Geschenk!
Sie hängen NICHT vom Verhalten des Kindes/Jugendlichen
ab!
Sie sind zeitlich entkoppelt!
Sie sind ein Zeichen der Bereitschaft ihrerseits, eine gute
Beziehung zu ermöglichen!
Sie wirken parallel zum gewaltlosen Widerstand!
Das Kind/der/die Jugendliche hat das Recht,
Versöhnungsgesten abzulehnen – sie sind trotzdem ein
Friedensangebot!
(I) DAS SIEGEL DER GEHEIMHALTUNG
BRECHEN
¢  Geheimhaltung
lässt die Verhaltensauffälligkeit groß
und mächtig werden
¢  „Gnadenlose
Öffentlichkeit“ nimmt der Störung die
Kraft
— 
— 
— 
Informieren des Umfeldes
KlientIn soll Bescheid wissen, dass Umfeld informiert ist
und sein Verhalten für nicht akzeptabel befindet
Einbeziehung Dritter (ev. als Vermittler)
(J) NACHGEHEN UND AUFSUCHEN
¢  Soll
Kontakt wiederherstellen, wenn der Klient/
die KlientIn versucht, sich der Aufsicht der
BetreuerInnen zu entziehen
(Arbeitsplatz/Unterkunft verlassen, Weglaufen,
etc.)
(K) BEFEHLSVERWEIGERUNG
¢  Eltern/LehrerInnenBetreuerInnen
hören auf
Handlungen auszuführen, die sie als erzwungen
empfinden
¢  Ziel:
—  Gegen die Gewohnheit „automatischen Gehorsams“
— 
— 
angehen
Bewusstsein für die vielen „Dienste“ schärfen
Freiheit der Eltern/LehrerInnenBetreuerInnen
erweitern
¢  2 Ebenen:
—  1. Dienste verweiger
—  2. Tabus brechen
NEUESTE ENTWICKLUNGEN
NEUE AUTORITÄT UND ANGST
Widergewinnung des (elterlichen) Handlungsraumes
¢  Grundannahme
der Positiven Stimmen
¢  Angst thematisieren
¢  UnterstützerInnennetzwerk
¢  Ankündigung
¢  Einseitige Desensibilisierung
¢  Gesten der Versöhnung
NEUESTE ENTWICKLUNGEN
ZWANG UND NEUE AUTORITÄT
Widerstand gegen die „Tyrannei des Zwanges“
¢  Grundannahme Vielstimmigkeit
¢  Widerstand statt Sieg
¢  Verzicht auf Vergeltungsprinzip
¢  Einseitige Maßnahmen
¢  Gesten der Versöhnung
¢  Einbeziehung der Öffentlichkeit
¢  Illusion der Kontrolle
¢  Geduld für Reifungsprozeß
Haim Omer., Eli Leibowitz (2012) . Angstliche Kinder unterstützen.
Die Elterliche Ankerfunktion. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht
WEITERE NEUE ENTWICKLUNGEN
¢  Neue
Autorität und voll abhängige Junge
Erwachsene (Dan Dolberger)
¢  Schulverweigerung (Gloria Gartlgruber)
¢  ADHS (Wolfgang Binder)
¢  Institutionen (Stefan Ofner, Hans Steinkellner)
¢  Deeskalation (Michael Grabbe, Bruno Körner)
NEUESTE ENTWICKLUNGEN
WACHSAME SORGE IN DER DIGITALEN WELT
Kinder sind digitale Eingeborene, Erwachsene die
Zuwanderer
¢ 
¢ 
¢ 
¢ 
¢ 
¢ 
¢ 
¢ 
Wachsame Sorge Eltern erklären
Berechtigung sich einzumischen erhöhen
Dämonisierung des Internets reduzieren
Problem definieren
keine Stunden festlegen, sondern „bildschirmfreie Zeiten„ (z.B. vor
8 kein Bildschirm)
Kinder entscheiden selbst, was sie in der bildschirmfreien Zeit
machen, Angebote können von KE gesetzt werden
Computer Sit In
Ev. ausschalten (z.b. Strom abstellen) als einseitige Maßnahme
ABSCHLUSS I: DER PRÄSENZSCHNELLKURS
Gut drauf sein
¢  Was ich will, wird auch funktionieren
¢  Anbieten, nicht letzte Instanz sein
¢  Rückfragen und informieren (mit Kollegen)
¢  Mit Kooperationspartnern vernetzen
¢  Zwischendurch auf Metaposition gehen und auf kleine
Veränderungen achten
¢ 
→ Beziehung zum Kind/zum/zur Jugendlichen immer
halten
WAS JEDER FÜR UNS TUN KANN: TIPPS FÜR EINE
ENGAGIERTE ERZIEHUNG (KLEINE HELDENKUNDE)
¢ 
¢ 
¢ 
¢ 
¢ 
¢ 
¢ 
¢ 
¢ 
¢ 
¢ 
Wertschätzen und akzeptieren
Die eigenen Stärken entdecken, sich selber für bedeutsam,
wirkungsvoll und wertvoll halten
Reaktion verzögern und deeskalieren
Vorbild sein
Keine Chance für Gewalt, klarer Rahmen, Widerstand leisten
Öffentlich machen
Darüber reden
Telefonjoker
5 Minuten Begegnung im Positiven
Positive Herausforderungen schaffen
Soziales Engagement
ExpertenInnen sind die Wegbereiter und
Bahner der Präsenz
ABSCHLUSS II: VORSCHLÄGE FÜR EINE
COURAGIERTE NACHGEHENDE THERAPIE
¢ 
¢ 
¢ 
¢ 
¢ 
¢ 
¢ 
¢ 
Bereitschaft zur Übernahme sozialer Verantwortung
Akzeptanz von Eltern und LehrerInnen als gleichberechtigte und
kompetente Kooperationspartner mit wertvollen Ressourcen
Aktive Einbeziehung aller Beteiligten, keine Isolation in
„verschwiegenen“ Therapieräumen
Ausprobierendes Handeln und gemeinsames Reflektieren statt
„belehrende“ Beratungsgespräche
Handeln auch vor Ort in den Kinder-, Wohn- und Klassenzimmern
Freundschaftlicher Umgang und Wertschätzung des „Symptoms
Aggression“ è Energie nutzbar machen
Charakterstärken entwickeln und Beziehung bahnen statt
entwertender Analyse der Pathologie und Defizitminimierung
„Therapie im Alltag“, bei der man anspringen und mitmachen kann,
statt gekünstelter Therapie- Settings
è Therapeutisches Heldentum
ABSCHLUSS III: NA - KOMPAKT
¢ 
¢ 
¢ 
¢ 
¢ 
¢ 
¢ 
¢ 
¢ 
Schwieriges Ereignis
Reaktion verzögern, deeskalieren
Klare Botschaft: „Dein Verhalten ist nicht in Ordnung. Ich
werde Dir meine Reaktion darauf mitteilen.
Unterstützung organisieren, WIR Position erarbeiten
Ankündigung, evtl. mit einseitiger Maßnahme wachsamer
Sorge: Begleitung, Beobachtung, Rundgang, Begleitblatt,
Wiedergutmachung etc.
Konsequentes Umsetzen der Ankündigung
Öffentlichkeit
Gesten der Versöhnung
Allfälliges Sit In und weitere Interventionen
(Telefonrunde, Streichen vom Gewohnheiten, Aufsuchen…)
Positive Maßnahmen für sich selbst
LITERATURVERZEICHNIS
¢ 
¢ 
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Grabbe, M. (2009). Es gibt keinen Weg zu einer guten Beziehung. Die Beziehung ist
der Weg. Bündnisrethorik. Familiendynamik 34 (3) 266-274.
Lyubomirsky, S. (2008). Glücklich sein: Warum Sie es in der Hand haben, zufrieden
zu leben. Frankfurt: Campus Verlag.
Omer, H. & von Schlippe, A. (2004). Autorität durch Beziehung. Die Praxis des
gewaltlosen Widerstands in der Erziehung. Göttingen: Vandenhoeck + Ruprecht.
Omer, H. & von Schlippe, A. (2010). Stärke statt Macht : Neue Autorität in Familie,
Schule und Gemeinde. Göttingen: Vandenhoeck + Ruprecht.
Omer, H. & Lebowitz, E. (2012). Ängstliche Kinder unterstützen. Die elterliche
Ankerfunktion. Göttingen: Vandenhoeck + Ruprecht.
Seligman, M. (2010). Der Glücks-Faktor: Warum Optimisten länger leben. KölnMülheim: Bastei Verlag.
Seligman, M. (2012). Flourish. Wie Menschen aufblühen. Die Positive Psychologie des
gelingenden Lebens. München: Kösel-Verlag.
Steiner, T., Kim Berg, I. (2009). Lösungsorientiertes Arbeiten mit Kindern.
Heidelberg: Carl-Auer-Systeme Verlag.
Streit, P. (2010). Jugendkult Gewalt – Was unsere Kinder aggressiv macht. Wien:
Carl Ueberreuter Verlag.
KONTAKT
DR. PHILIP STREIT
Institut für Kind, Jugend und Familie
Lagergasse 98
8020 Graz
Tel.: 0316/774344
Gertrude Rieger
Fax: 0316/763919
Salzstraße 24
[email protected]
Links:
www.akjf.at
www.ikjf.at
www.ippm.at
Lebenshilfe Ennstal
8940 Liezen
[email protected]
(B) DIE ANKÜNDIGUNG IM
KINDER- UND JUGENDBEREICH
Im Team besprechen/Maßnahme vorstellen und einleiten
¢  Die 1–2 wichtigsten unangepassten Verhaltensweisen
bearbeiten
¢  Wertschätzung zum Ausdruck bringen
¢  Konkrete Maßnahmen ankündigen
¢  Ressourcen der Institution (Was ist möglich? Was kann
Institution leisten/beitragen?)
¢  Ressourcen des Klienten/der Klientin (Was ist möglich?
Was kann KlientIn annehmen/umsetzen?)
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