Einfluss von Ionenbestrahlung auf die Morphologie und Kristallstruktur von Übergangsmetall-Nanopartikeln. Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Diplom-Physiker von Darius Pohl Matrikelnummer: 2967984 Verantwortlicher Hochschullehrer: Prof. Dr. Ludwig Schultz Zweitgutachter: Prof. Dr. Wolfhard Möller Eingereicht am: 8. Februar 2008 Abstract FePt-nanoparticles with mean diameters of about 4 nm and a narrow particle size distribution are prepared through inert gas condensation. Since as-deposited particles usually exhibit the metastable disordered and soft magnetic A1 phase or even other structural motifs such as icosahedral or decahedral multiply twinned structures, additional annealing steps are required to transform these particles into the L10 -phase. The latter is particular of interest in view of applications owing to its high magneto-crystalline anisotropy energy. In order to gain more insight into the phase stability of the various crystal structures observed in FePt nanoparticles we have investigated how ion irradiation influences these structures. In the present study, gas-phase prepared single crystalline and multiply twinned FePt- and CuAu-nanoparticles are irradiated with ions of different noble gases and different energy. It is shown that the He+ -ion irradiation promotes the de-twinning of the binary nanoparticles and the formation of single crystalline A1-phase particles. A comparison of the experiments on CuAu-nanoparticles with the results of molecular dynamic simulations will be presented. The effect of the energy difference between the different morphologies for both the ordered and disordered structures is discussed. Kurzfassung FePt-Nanopartikel mit einem Durchmesser von 4 nm und einer schmalen Größenverteilung wurden in der Gasphase hergestellt. Die so deponierten Partikel weisen meist die metastabile ungeordnete und weichmagnetische A1-Phase auf und liegen als mehrfach verzwillingte Strukturen wie beispielsweise als Ikosaeder vor. Für ihre Anwendung als Speichermedium ist eine Wärmebehandlung zur Einstellung der L10 -Phase notwendig, die die gewünschten hartmagnetischen Eigenschaften (hohe magnetische Kristallanisotropie) besitzt. Da bekannt ist, dass die ikosaedrische Struktur extrem stabil gegenüber Wärmebehandlungen ist, wurde untersucht inwieweit Ionen-Bestrahlung einen Einfluss auf die Morphologie und Struktur von Nanopartikeln besitzt. In der hier vorgestellten Arbeit werden aus der Gasphase erzeugte einkristalline und mehrfach-verzwillingte FePt- und CuAu-Nanopartikel mit Ionen verschiedener Edelgase und verschiedener Energien bestrahlt. Es wird gezeigt, das He+ -Bestrahlung zu einer Umwandlung von Ikosaedern in einkristalline, in der A1-Phase vorliegende, Partikel führt. Basierend auf den Ergebnissen der CuAu-Bestrahlungsexperimente und MolekulardynamikSimulationen der Bestrahlung wird ein Modell zur Erklärung der ionenstrahlinduzierten Strukturumwandlung erläutert. Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 1 2. Grundlagen 3 2.1. Binäre Legierungs-Systeme mit L10 -Phasen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 2.1.1. Das System FePt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 2.1.2. Das System CuAu . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 2.2. Partikelwachstum: Koagulation und Koaleszenz . . . . . . . . . . . . . . . . 10 2.3. Partikelmorphologien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 2.3.1. Der Oktaeder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 2.3.2. Der Dekaeder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 2.3.3. Der Ikosaeder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 2.4. Die Bestrahlung von Festkörpern mit Ionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 2.4.1. Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 2.4.2. SRIM Software Paket . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 2.5. Molekulardynamik-Simulationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 2.5.1. Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 2.5.2. Das EAM- und das Tight-Binding-Potential . . . . . . . . . . . . . . 25 3. Experimentelles 3.1. Das Nanopartikel-Depositions-System 29 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 3.2. Versuchsaufbau für die Ionenbestrahlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 3.3. Hochauflösende Transmissionselektronenmikroskopie . . . . . . . . . . . . . 33 3.3.1. Bestimmung der Größenverteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 3.3.2. Statistik der Strukturanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 3.4. Der PARCAS Code . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 iii Inhaltsverzeichnis 4. Morphologische Betrachtung für binäre Legierungs-Systeme 43 4.1. Einfluss der Prozessparameter auf Morphologie und Struktur deponierter FePt-Partikel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 4.1.1. Ergebnisse zu verschiedenen Aggregationslängen . . . . . . . . . . . 43 4.1.2. Ergebnisse zu verschiedenen Sputterströmen . . . . . . . . . . . . . 43 4.1.3. Verwendete Standardprobe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 4.2. Einfluss der Prozessparameter auf Morphologie und Struktur deponierter CuAu-Partikel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 4.2.1. Ergebnisse zu verschiedenen Aggregationslängen . . . . . . . . . . . 49 4.2.2. Variation des Nukleationsdruckes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 4.2.3. Verwendete Standardprobe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 4.2.4. Der Einfluss eines Magnetfeldes während der Deposition . . . . . . . 56 4.3. MD - Rechnungen zur Energieabhängigkeit der konkurierenden Strukturen 59 4.3.1. Strukturmodelle und Kontinuumsmodell . . . . . . . . . . . . . . . . 59 4.3.2. Das Cleri-Rosato Potential . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 4.3.3. Das Foiles Potential . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 5. Ionenstrahlexperimente zur Beinflussung von Morphologie und Struktur 65 5.1. Monte-Carlo-Rechnungen zur Wechselwirkung zwischen Ionen und Festkörper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 5.1.1. Energieeintrag und Leerstellenerzeugung bei He+ -Bestrahlung . . . . 66 5.1.2. Bestimmung der Sputterraten bei He+ -Bestrahlung . . . . . . . . . . 69 5.2. Ergebnisse der Ionenbestrahlung von FePt Partikeln . . . . . . . . . . . . . 70 5.2.1. Einfluss der Ionendosis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 5.2.2. Einfluss der Ionenenergie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 5.3. Experimentelle Ergebnisse zur Ionenbestrahlung von CuAu-Partikeln . . . 76 5.3.1. Einfluss der Ionendosis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 5.3.2. Einfluss der Ionenenergie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 5.4. Diskussion der ionenstrahlinduzierten Strukturumwandlungen . . . . . . . . 82 6. Abschließende Betrachtung und Ausblick 89 A. Anhang 91 A.1. Berechnung der Reflexe für CuAu und FePt . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 A.2. Halter für die Bestrahlung von TEM-Netzchen iv . . . . . . . . . . . . . . . . 94 Abbildungsverzeichnis 2.1. Schematische Darstellung der möglichen Reflexe der geordneten Struktur entlang verschiedener Zonenachsen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 2.2. Fe-Pt-Phasendiagramm [Massalski u. a., 1986]. . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 2.3. Cu-Au-Phasendiagramm [Massalski u. a., 1986]. . . . . . . . . . . . . . . . . 8 2.4. Wachstumsmodell von Flagan und Lunden (1995) . . . . . . . . . . . . . . . 11 2.5. Schematische Darstellung von häufig bei metallischen Nanopartikeln beobachteten Partikelmorphologien. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 2.6. Typische Grundformen des Dekaeders. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 2.7. Ikosaeder entlang seiner drei Symmetrieachsen. . . . . . . . . . . . . . . . . 15 2.8. Sputterrate von Gold und Kupfer pro Heliumion, berechnet nach Garciarosales u. a. (1995) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 2.9. Beschuss von Kupfer mit Heliumionen verschiedener Energien mit SRIM simuliert. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 3.1. Schematische Darstellung der Nanopartikel-Depositionsanlage Nanodep 60. 3.2. Schematische Darstellung der Nukleationskammer, aus [Schäffel, 2006]. 29 . . 31 3.3. Schematische Darstellung eines Niederenergie-Ionenimplanters. . . . . . . . 32 3.4. Schnitt durch ein Elektronenmikroskop mit Strahlengang für Hellfeldabbilc dung (Philips). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 3.5. Beispiel für die Anwendbarkeit der Logarithmischen Normalverteilung bei der Auswertung von Partikeldurchmessern. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 3.6. HRTEM-Aufnahmen von CuAu-Nanopartikeln unterschiedlicher Struktur und Morphologie (Einkristallines und einfach verzwillingtes Nanopartikel). . 39 3.7. HRTEM-Aufnahmen von FePt-Nanopartikeln unterschiedlicher Struktur und Morphologie (L10 -geordnetes und polykristallines FePt-Nanopartikel). . . . 40 3.8. HRTEM-Aufnahmen von CuAu-Nanopartikeln unterschiedlicher Struktur und Morphologie (Ikosaeder und Dekaeder). . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 v Abbildungsverzeichnis 4.1. Abhängigkeit des Partikeldurchmessers und der Anzahl an Primärpartikeln pro Agglomerat (PPPA), von der Aggregationslänge bei FePt-Nanopartikeln. 44 4.2. Abhängigkeit des Partikeldurchmessers und der Anzahl an Primärpartikeln pro Agglomerat (PPPA) vom Sputterstrom. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 4.3. Exemplarische Übersichtsbilder, sowie die Partikelgrößenverteilung der Proben bei verschiedenen Sputterströmen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 4.4. L10 -geordnetes FePt-Partikel und L10 -geordneter FePt-Ikosaeder. . . . . . . 46 4.5. TEM-Übersichtsaufnahme, Exemplarisches HRTEM-Bild und Größenverteilung der FePt Standardprobe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 4.6. Abhängigkeiten des Partikeldurchmessers und der Primärpartikel pro Agglomerat (PPPA) von der Aggregationslänge bei CuAu-Partikeln. . . . . . . . 50 4.7. Abhängigkeit der Kollisionszeit τKoll und der Koaleszenzzeiten τKoa vom Partikeldurchmesser für FePt- und CuAu-Partikel. . . . . . . . . . . . . . . 51 4.8. Übersichts-TEM-Aufnahmen, exemplarische HR-TEM-Bilder ikosaedrischer Partikel und Größenverteilung von CuAu-Nanopartikeln, die bei Sputterdrücken von 1,5 mbar und 2,5 mbar hergestellt wurden. . . . . . . . . . . . . 53 4.9. TEM-Übersichtsaufnahme, Exemplarisches HRTEM-Bild und Größenverteilung der CuAu Standardprobe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 4.10. Übersichts-TEM-Aufnahmen und Größenverteilungen von CuAu-Nanopartikeln, die den Einfluss eines Magnetfeldes von 1 T parallel zur Substratoberfläche während der Deposition zeigen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 4.11. Schematische Darstellung der Platzierung der beiden Magneten relativ zum TEM-Netzchen und schematische Darstellung des Einflusses von Magnetfeldern in der Substratebene und senkrecht zur Substratebene auf die Partikelanordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 4.12. Für die MD-Simulation verwendete Partikelmorphologien. . . . . . . . . . . 59 4.13. Kohäsionsenergien der verschiedenen Morphologien der CuAu-Partikel für das Cleri-Rosato-Potential. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 4.14. Kohäsionsenergien der verschiedenen Morphologien der CuAu-Partikel für das Foiles-Potential. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 5.1. Ergebnisse der MC-Rechnungen mittels SRIM: He+ -Ionenenergieverlust und Leerstellenerzeugung pro He+ -Ion in CuAu und FePt. . . . . . . . . . . . . 68 5.2. Sputterabtrag pro He+ -Ion für CuAu und FePt aus MC-Rechnungen mittels SRIM. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 vi Abbildungsverzeichnis 5.3. HRTEM-Bilder zur Versinterung von je zwei <110>-orientierten FePt-Nanopartikeln. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 5.4. Zerstörung der geordneten L10 -Phase in großen FePt-Nanopartikeln durch 1 keV He+ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 5.5. FePt-Primärpartikelgrößenverteilungen nach der He+ -Ionenbestrahlung mit verschiedenen Ionenenergien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 5.6. TEM-Bilder zur ionenstrahlinduzierten Versinterung von CuAu-Partikeln . . 77 5.7. Exemplarische HRTEM-Bilder und die zugehörigen Größenverteilungen von CuAu-Partikeln nach der He+ -Bestrahlung mit verschiedenen Ionenenergien 5.8. Abhängigkeit des Sputterabtrages von der He+ -Ionenenergie, 79 aus den Durch- messern ermittelt und mit der SRIM-Software simuliert. . . . . . . . . . . . 81 5.9. HRTEM-Bilder zur Verdeutlichung der ionenstrahlinduzierten Strukturumwandlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 5.10. MD-Simulationen zur strukturellen Modifikation eines 3 nm großen CuAuIkosaeders . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 5.11. Auswertung der MD-Simulation zur 3 keV He+ -Bestrahlung eines 3 nm großen CuAu-Ikosaeders: Relativer Anteil der Atome mit nicht kristalliner (amorpher) Umgebung und Reduzierung der Anzahl der Atome im Partikel durch Sputterabtrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 5.12. Schematische Darstellung der relativen energetischen Lagen der in einem CuAu-Nanopartikel miteinander konkurrierenden Strukturen. . . . . . . . . 87 A.1. Konstruierter TEM-Netzchen Halter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 vii Abbildungsverzeichnis viii Tabellenverzeichnis 2.1. Strukturelle Eigenschaften des kubisch-flächenzentrierten (kfz)-Gitters (A1) sowie der chemisch geordneten L10 - und L12 -Phasen. . . . . . . . . . . . . . 4 2.2. Oberflächen- und Zwillingsgrenzenergien für Fe, Pt , Cu und Au. . . . . . . 11 2.3. Potentialdaten für Cu und Au des EAM-Potential nach [Foiles u. a., 1986]. . 26 2.4. Potentialdaten für Cu und Au sowie Cu3 Au des Tight-Binding (TB)-Potential nach [Cleri und Rosato, 1993]. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 2.5. Vergleich der theoretisch berechneten physikalischen Eigenschaften der L10 geordneten CuAu-Legierung für das EAM-Potential nach Foiles und das TBPotential nach Cleri und Rosato mit den Literaturdaten für experimentell bestimmte physikalische Eigenschaften [Wei u. a., 1987]. . . . . . . . . . . . 28 3.1. Prozessparameter an der Nanopartikel-Depositionsanlage Nanodep60 [Schäffel, 2006]. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 4.1. Prozentuale Verteilung der verschiedenen Morphologien der FePt-Standardprobe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 4.2. Aktivierungsenergie der Oberflächendiffusion Ea und Schmelztemperatur TS der verwendeten Metalle Cu, Au, Fe und Pt sowie derern Legierungen FePt und CuAu. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 4.3. Prozentuale Verteilung der verschiedenen Partikelmorphologien in den CuAuStandardproben. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 4.4. Vergleich der Belegungsdichten einer Probe mit Magnetfeld und ohne Magnetfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 5.1. Verwendete Ausgangsparameter für die MC-Simulation von FePt und CuAu in der SRIM-Software nach Kudriavtsev u. a. (2005). . . . . . . . . . . . . . 66 5.2. Prozentuale Verteilung der Morphologien in FePt-Nanopartikeln in Standardproben vor und nach der Bestrahlung mit He+ -Ionen . . . . . . . . . . 72 ix Tabellenverzeichnis 5.3. Mittlerer Durchmesser der FePt-Nanopartikel vor und nach der Bestrahlung mit He+ -Ionen verschiedener Energien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 5.4. Prozentuale Verteilung der Morphologien in CuAu-Nanopartikeln in Standardproben vor und nach der Bestrahlung mit He+ -Ionen . . . . . . . . . . 78 5.5. Mittlerer Durchmesser der CuAu-Nanopartikel vor und nach der Bestrahlung mit He+ -Ionen verschiedener Energien . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 A.1. Netzebenenabstände dhkl und reziproke Netzebenenabstände d−1 hkl der Beugungsreflexe in den A1- und L10 -Strukturen für FePt. . . . . . . . . . . . . 92 A.2. Netzebenenabstände dhkl und reziproke Netzebenenabstände d−1 hkl der Beugungsreflexe in den A1- und L10 -Strukturen für CuAu. . . . . . . . . . . . . 93 x 1. Einleitung Das Interesse an nanoskaligen Objekten und den damit verbundenen neuen physikalischen Eigenschaften und neu auftretenden Effekten ist in den letzten Jahren enorm gestiegen. Besonders bei Nanopartikeln zeigen sich Effekte, die durch das bei diesen Größen drastisch gesteigerte Oberflächen-zu-Volumen-Verhältnis erklärt werden. Entscheidend für eine physikalische Interpretation ist das Verständnis der zugrunde liegenden Mechanismen und damit der Kenntnis der ablaufenden Reaktionen auf atomarer Ebene. Die Kenntnis der Kristallstruktur und der Partikelmorphologie ermöglicht zudem die Modifikation der Eigenschaften der Nanoobjekte. Die in dieser Arbeit verwendete Präparation von FePt-Nanopartikeln in der Gasphase ermöglicht es, eine Wärmebehandlung der Partikel noch während der Flugphase durchzuführen [Mohn, 2008; Rellinghaus u. a., 2006; Stappert u. a., 2003]. Es zeigt sich allerdings, dass es dabei nicht möglich ist, FePt-Nanopartikel, die in einer vielfach verzwillingten Morphologie vorliegen, in einkristalline hartmagnetische L10 -geordnete Partikel zu überführen. Vielmehr bleibt die Stabilität der Zwillingsgrenzen bis zum Schmelzpunkt erhalten. Solche, auf einem Substrat periodisch angeordneten und hartmagnetischen L10 -geordneten FePt-Nanopartikel, ermöglichen eine Anwendung als Speichermedium zur Erhöhung der Speicherdichte. Eine alternative Beeinflussung der Kristallstruktur von Nanopartikeln stellt die Ionenbestrahlung dar. Hierbei sind Energien, Dosen und Ionentypen gezielt wählbar, um die gewünschten Modifikationen zu erreichen. Der Einfluss von Ionen auf die Struktur von Nanopartikeln ist bisher wenig erforscht. Dmitrieva u. a. (2005) haben gezeigt, dass FePtIkosaeder durch die Bestrahlung mit 5 keV He+ -Ionen eine strukturelle Umwandlung erfahren, die zur Bildung bevorzugt einkristalliner Partikel führt. Eine Einstellung der L10 -Phase wurde hingegen nicht beobachtet. Die beobachtete Transformation wurde durch Diffusion erklärt, die durch die vom Ionenstrahl erzeugte hohe Leerstellenkonzentration beeinflusst wurde. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wird daher der Einfluss von Ionenbestrahlung auf die Struktur von FePt- und CuAu-Nanopartikeln systematisch untersucht. CuAu wird dabei als Vergleichssystem herangezogen, da es ein ähnliches Phasendiagramm besitzt und 1 1. Einleitung ebenso wie FePt eine geordnete L10 -Phase ausbildet. Darüber hinaus bietet CuAu im Zusammenhang mit den hier ebenfalls durchgeführten Molekulardynamik (MD)-Simulationen zur ionenstrahlinduzierten Phasentransformation in den intermetallischen Nanopartikeln gegenüber FePt den Vorteil, dass die für solche Rechnungen notwendigen Potentiale bereits gut analysiert und getestet und CuAu-Legierungen nicht magnetisch sind. Das Ziel der Arbeit besteht darin, die ionenstrahlinduzierte Änderung in der Morphologie und Kristallstruktur von FePt- und CuAu-Nanopartikeln zu charakterisieren und den mikroskopischen Mechanismus dieser Umwandlung zu beleuchten. Darüber hinaus soll geklärt werden, ob in den betrachteten Partikeln die Einstellung der L10 -Phase durch Ionenbestrahlung induziert werden kann. Dies soll insbesondere durch die Kombination von experimentellen Arbeiten mit Molekulardynamik-Simulationen erreicht werden. In der Folge werden nach einer einführenden Beschreibung der Grundlagen die verwendeten experimentellen Aufbauten kurz vorgestellt. Anschließend werden die experimentellen Ergebnisse der Untersuchung zu Struktur und Morphologie der aus der Gasphase hergestellten FePt- und CuAu-Nanopartikel dargestellt und die Erarbeitung von Präparationsparametern der für die Bestrahlungsexperimente verwendeten FePt- und CuAu-Standardproben aufgezeigt. Im folgenden Abschnitt werden die Resultate der im Rahmen eines Forschungsaufenthalts an der TU Darmstadt durchgeführten Molekulardynamik-Simulationen von CuAu-Partikeln diskutiert. Hierbei werden energetische Stabilitätsbetrachtungen für drei verschiedene miteinander konkurrierende Partikelmorphologien (Oktaeder, Dekaeder und Ikosaeder) vorgestellt. Es folgt eine Darstellung der Ergebnisse der am Forschungszentrum Dresden-Rossendorf durchgeführten Experimente zur Ionenbestrahlung der deponierten FePt- und CuAu-Nanopartikel. Der Schwerpunkt liegt hier auf der Bestimmung des Einflusses verschiedener Ionenenergien und Dosen auf die Art der strukturellen Umwandlungen in den Partikeln. Auf der Basis der so erhaltenen Ergebnisse aus Experiment und Simulation sowie der Erkenntnisse aus Simulationsrechnungen zur Bestrahlung von CuAu-Ikosaedern, die von T. Järvi an der Universität Helsinki durchgeführt wurden, wird abschließend ein Modell zur Kinetik der ionenstrahlinduzierten Phasenumwandlung der binären Legierungs-Nanopartikel vorgestellt. 2 2. Grundlagen 2.1. Binäre Legierungs-Systeme mit L10 -Phasen Im Rahmen dieser Arbeit werden binäre Legierungs-Systeme untersucht, die eine geordnete Kupfer-Gold Struktur, die sogenannte L10 -Phase, ausbilden können. In Tabelle 2.1 sind die für die untersuchten Legierungspartikel relevanten Strukturtypen zusammen mit ihren Raumgruppen dargestellt. In der kubischen A1-Phase sind die Atome A und B der zweikomponentigen Legierung statistisch auf die Plätze des kubisch-flächenzentrierten Gitters verteilt und entsprechen damit der Raumgruppe F m3m. Bei der geordneten L10 -Phase wechseln sich die Atome A und B in Lagen entlang der c-Achse ab. Durch die unterschiedlichen Atomradien entsteht eine tetragonale Verzerrung, die mit dem c/a-Verhältnis der Gitterkonstanten beschrieben werden kann. Dies entspricht nach Wei u. a. (1987) einer P4/mmm Raumgruppe. Bei der Beschreibung der geordneten A3 B-Phase, beziehungsweise der AB3 -Phase (L12 Phase), alternieren jeweils eine gemischte Lage mit einer aus A- oder B-Atomen bestehenden Lage. Das kubische Gitter wird durch eine P m3m Raumgruppe beschrieben. Die geordnete L10 -Struktur kann entweder mit Röntgenbeugung oder mit einem hochauflösenden Transmissions-Elektronenmikroskop (HRTEM) mittels Elektronenbeugung untersucht werden. Die Unterscheidung zwischen geordneter und ungeordneter Struktur erfolgt hierbei durch die Identifizierung so genannter Überstrukturreflexe im Beugungsbild. Diese entstehen durch die beiden tetragonalen, jeweils mit A- und B-Atomen besetzten Untergitter, die um den Vektor (0, 1/2, 1/2) · a gegeneinander verschoben sind. Abbildung 2.1 illustriert die Identifizierung der L10 -Struktur anhand der Überstrukturreflexe für die Zonenachsen [100] und [110]. Durch die begrenzte Anzahl an Netzebenen in einem Nanopartikel ist die Erkennung der Überstruktur meist nur anhand der (110) und (001)-Reflexe möglich. In einem kubischen Gitter können die reziproken Gitterabstände d−1 hkl mit folgender Formel berechnet werden [Kleber, 1970]: √ h2 + k 2 + l 2 −1 dhkl = a (2.1) Hierbei sind a die Gitterkonstante und h,k,l die jeweiligen Miller-Indizes zu den Netzebenen. 3 2. Grundlagen Entsprechend gilt für die tetragonale geordnete Struktur [Kleber, 1970]: d−1 hkl = h2 + k 2 l2 + 2 2 a c (2.2) Hierbei entspricht a der Gitterkonstante in [100]- bzw. [010]-Richtung und c der Gitterkonstante in [001]-Richtung. Tabelle 2.1.: Strukturelle Eigenschaften des kubisch-flächenzentrierten (kfz)-Gitters (A1) sowie der chemisch geordneten L10 - und L12 -Phasen. Bravais Gitter Atom Positionen A A1-Struktur L10 -Struktur L12 -Struktur kubisch tetragonal kubisch A/B bei ⎧ ⎪ ⎪ ⎪(0, 0, 0) ⎪ ⎪ ⎪ ⎨( 1 , 1 , 0) 2 2 ⎪ ⎪ ( 12 , 0, 12 ) ⎪ ⎪ ⎪ ⎪ ⎩(0, 1 , 1 ) 2 2 ⎧ ⎨( 1 , 0, 1 ) 2 2 A bei ⎩(0, 1 , 1 ) 2 2 ⎧ ⎪ ⎪ ( 1 , 1 , 0) ⎪ ⎨ 2 2 A bei ( 12 , 0, 12 ) ⎪ ⎪ ⎪ ⎩(0, 1 , 1 ) 2 2 ⎧ ⎨(0, 0, 0) B bei ⎩( 1 , 1 , 0) B bei (0, 0, 0) P 4/mmm F m3m 2 2 Raumgruppe 4 F m3m 2.1. Binäre Legierungs-Systeme mit L10 -Phasen (a) 100-Zonenachse (b) 110-Zonenachse Abbildung 2.1.: Schematische Darstellung der möglichen Reflexe der geordneten Struktur entlang verschiedener Zonenachsen. Die rot markierten Reflexe zeigen die Überstrukturreflexe, die im Beugungsbild der kfz-Struktur verboten sind. Zur Verdeutlichung befindet sich rechts daneben die jeweilige atomare Struktur: rote Kugeln stehen hierbei für Atome der Sorte A und gelbe für Atome der Sorte B. Um eine quantitative Aussage über den Ordnungsgrad einer Probe aus einer HRTEMUntersuchung gewinnen zu können, ist eine einfache Auszählung der als geordnet erkannten Partikel nicht ausreichend. Kippt man nämlich ein geordnetes Partikel um einen Winkel αOrd aus der Zonenachse, so ist es im HRTEM nicht mehr als geordnet zu erkennen. Der Winkel αOrd ist abhängig von der Zonenachse und vom Überstrukturreflex, nach dem die Ordnung festgestellt wird. Er ist durch eine Simulation des Bildkontrastes im HRTEM ermittelbar [Dmitrieva u. a., 2007]. Betrachtet man jetzt lediglich den (001)-Reflex, der in 5 2. Grundlagen den [h,k,0]-Zonenachsen zu beobachten ist, so kann aus dem Kugelschnitt mit der Einheitskugel der Raumwinkel ΩOrd berechnet werden, unter dem die Überstruktur erkennbar ist. In der Näherung für kleine Winkel ergibt sich für den Raumwinkel ΩOrd [Dmitrieva u. a., 2007]: αOrd . 180◦ Hieraus kann der Anteil an geordneten Partikeln berechnet werden: ΩOrd = 4π 2 ntotal Ord = nOrd 4π , ΩOrd (2.3) (2.4) wobei nOrd die experimentell beobachtbare Anzahl an geordneten Partikeln beschreibt. Ein ungeordnetes kfz-Teilchen ist in drei Raumrichtungen ([h,k,0], [h,0,l] und [0,k,l]) innerhalb des Winkels α < αDisord identifizierbar. Für den entsprechenden Raumwinkel ΩDisord der ungeordneten Partikel ergibt sich somit: ΩDisord = 12π 2 αDisord αDisord 2 − 6(2π ) , ◦ 180 180◦ (2.5) wobei berücksichtigt wurde, dass es einen Überlapp der Raumwinkel der verschiedenen Richtungen gibt. Somit ergibt sich die Summe der ungeordneten Partikel wie folgt: ntotal Disord = nDisord 4π ΩDisord − ntotal Ord π (αDisord − αOrd ) 180◦ (2.6) Der zweite Teil der Gleichung 2.6 beschreibt den Anteil an geordneten Partikeln, der als ungeordnet gezählt wurde, und wird von der Gesamtanzahl abgezogen. Mit αOrd = 3◦ und αDisor = 5◦ [Dmitrieva u. a., 2007] vereinfachen sich die Gleichungen 2.4 und 2.6 näherungsweise zu: ntotal Ord ≈ 19, 1 · nOrd (2.7) ntotal Disord ≈ nDisord · 4, 04 − nOrd · 0, 67. (2.8) und 6 2.1. Binäre Legierungs-Systeme mit L10 -Phasen 2.1.1. Das System FePt Im Rahmen dieser Arbeit werden u.a. Nanopartikel aus FePt-Legierungen untersucht. Das Phasendiagramm dieses binären Systems ist in Abbildung 2.2 gezeigt. Abbildung 2.2.: Fe-Pt-Phasendiagramm [Massalski u. a., 1986]. Liegen die Partikel in der Schmelze vor, können diese durch allmähliches Abkühlen, je nach Zusammensetzung, drei chemisch geordnete Gleichgewichtsphasen ausbilden: γ1 (F e3 P t, L12 ), γ2 (F eP t, L10 ) und γ3 (F eP t3 , L12 ). Aus Abbildung 2.2 ist zu erkennen, dass der Stabilitätsbereich der hartmagnetischen L10 -Phase bei 600◦ C von 35 bis 55 at.% Pt reicht. Die (thermodynamische) OrdnungsM ax = temperatur TOrd ist stark konzentrationsabhängig und wird bei 48 at.% Pt mit TOrd 1573 K (1300◦ C) maximal. Bei einem Überschreiten der Ordnungstemperatur geht die Legierung in die ungeordnete A1-Phase über. Der Ordnungs-Unordnungs-Phasenübergang ist ein Phasenübergang 1. Ordnung, der durch Volumendiffusion gesteuert wird [Kozubski u. a., 2006]. Da die L10 -Struktur bei schnellem Abkühlen kinetisch unterdrückt wird, ist ein nachträgliches Anlassen zum Einstellen dieser Phase notwendig. 7 2. Grundlagen Bei dünnen FePt-Schichten, die nach der Deposition in der ungeordneten Struktur vorliegen, wird die Ordnungseinstellung bereits bei Temperaturen von 873 K erreicht [Takahashi u. a., 2001]. Bei nasschemisch erzeugten FePt-Partikeln wurde ebenfalls ein Ordnungsübergang bei 873 K beobachtet [Sun u. a., 2000]. Ein generelles Problem des nachträglichen Anlassens ist jedoch, dass es durch die erhöhte Mobilität der Partikel zum Versintern benachbarter Partikel kommt. So entstehen große Agglomeratketten und wesentlich größere Primärpartikel [Dai u. a., 2001]. Für eine Identifizierung der L10 -Struktur ist es notwendig, die Reflexe im reziproken Raum zu ermitteln und ihre Gitterabstände zu bestimmen. Eine Berechnung der Abstände der einzelnen Reflexe nach den Gleichungen 2.1 und 2.2 ist im Anhang A.1 gezeigt. 2.1.2. Das System CuAu In Abbildung 2.3 ist das Phasendiagramm des Legierungssystems CuAu abgebildet. Der Schmelzpunkt liegt im Vergleich zu FePt-Legierungen deutlich niedriger und weist bei einem Kupfer-Anteil von ca. 56% ein Minimum bei 910◦ C auf. Abbildung 2.3.: Cu-Au-Phasendiagramm [Massalski u. a., 1986]. 8 2.1. Binäre Legierungs-Systeme mit L10 -Phasen Wie bei den FePt-Legierungen existieren auch bei CuAu-Legierungen drei geordnete Phasen: γ1 (Cu3 Au, L12 ), γ2 (CuAu, L10 ) und γ3 (CuAu3 , L12 ). Liegen die CuAu-Partikel in der ungeordneten A1-Phase vor, so ist es durch nachträgliches Anlassen oberhalb der Ordnungstemperatur TOrd = 410◦ C und anschließendes langsames Abkühlen möglich, eine Phasenumwandlung einzustellen und die L10 -Phase auszubilden. Vergleichswerte für dünne Schichten und Nanopartikel aus CuAu liegen nicht vor. Aus theoretischen Arbeiten ist ersichtlich, dass es aufgrund von Segregation zu einer Absenkung des Ordnungsgrades bei Cu3 Au-Nanopartikeln kommt [Delogu, 2007]. Eine Absenkung der Ordnungstemperatur, wie sie bei FePt-Nanopartikeln beobachtet wird, ist auch für CuAuNanopartikel durch die relativ zu den Gesamtatomen höhere Anzahl an Oberflächenatomen zu erwarten [Müller und Albe, 2005]. Im Rahmen dieser Arbeit werden ausschließlich Nanopartikel mit einer Soll-Zusammensetzung von 50 at.% Gold und 50 at.% Kupfer betrachtet. Eine Identifizierung der L10 -Struktur mittels der Reflexe im reziproken Raum und die Bestimmung der Gitterabstände benötigt die Gitterkonstanten der kfz und der tetragonalen Struktur. Eine Auflistung der berechneten Abstände der einzelnen Reflexe für die A1- und die L10 -Phase ist in Anhang A.2 gezeigt. Stöchiometrisches CuAu ist für Anwendungszwecke (insbesondere in Form von Nanopartikeln) gegenwärtig ohne Bedeutung. Cu3 Au-Legierungen hingegen werden als Leiter genutzt, weil der Widerstand der geordneten Legierung ähnlich klein ist wie der von reinem Kupfer, durch den reduzierten Kupferanteil kann jedoch die Oxidation der Leitung reduziert werden. In der vorliegenden Arbeit sind die stöchiometrischen CuAu-Legierungen deshalb von besonderer Bedeutung, weil für sie bei identischer Gitterstruktur im Vergleich zu stöchiometrischem FePt die Wechselwirkungspotentiale bereits bekannt und gut studiert sind. Auf die zur Modellierung verwendeteten Mehrteilchen-Potentiale wird in Kapitel 2.5.2 näher eingegangen. 9 2. Grundlagen 2.2. Partikelwachstum: Koagulation und Koaleszenz Das Partikelwachstum durch Koagulation und Koaleszenz wurde insbesondere von Flagan und Lunden (1995) beschrieben. Der Begriff Koagulation bezeichnet die Kollision zweier Partikel, die durch attraktive van der Waals-Kräfte miteinander verbunden bleiben. Als Koaleszenz bezeichnet man das Zusammenwachsen (Versintern) von zwei koagulierten Partikeln zu einem kompakten Partikel. Nach der Nukleation wachsen die Partikel somit durch Koagulation und Koaleszenz. Beide Prozesse sind durch charakteristische Zeiten beschreibbar. Bei der Koagulation wird die mittlere freie Flugzeit eines Primärpartikels vor der Koagulation als Kollisionszeit τKoll bezeichnet. Entsprechend wird bei dem durch Diffusion gesteuerten Prozess der Koaleszenz die charakteristische Koaleszenzzeit τKoa als stark abhängig von der Temperatur und der Aktivierungsenergie der Diffusion betrachtet. Die beiden, den Prozess des Partikelwachstums bestimmenden charakteristischen Zeiten τKoll und τKoa , werden durch folgende Gleichungen beschrieben [Flagan und Lunden, 1995; Olynick u. a., 1998]: τKoa ∝ d4P · T · exp Ea kB · T 1 τKoll ∝ dP · T − 2 5/2 (2.9) (2.10) Somit ist neben der Temperatur T und dem Partikeldurchmesser dP die Aktivierungsenergie der Oberflächendiffusion Ea ein entscheidender Parameter des Partikelwachstums. In Abbildung 2.4 ist für das Wachstumsmodell nach Flagan und Lunden (1995) die Abhängigkeit der charakteristischen Zeiten τKoll und τKoa vom Partikeldurchmesser schematisch dargestellt. Im Anfangsstadium des Partikelwachstums bei hohen Temperaturen ist die Kollisionszeit größer als die Koaleszenzzeit (τKoll > τKoa ). Zwei kollidierte Partikel können somit versintern, bevor eine weitere Kollision mit einem anderen Partikel eintritt. Mit zunehmendem Partikeldurchmesser und sinkender Temperatur erhöht sich die Koaleszenzzeit stärker als die Kollisionszeit (τKoll < τKoa ). Zwei kollidierte Partikel können nicht mehr vollständig zu einem Partikel koaleszieren und es kommt zur Ausbildung von Agglomeraten. Der Partikeldurchmesser, ab dem sich vermehrt Agglomerate bilden, ist in Abbildung 2.4 durch den Schnittpunkt des Verlaufes von τKoll und τKoa erkennbar. 10 2.3. Partikelmorphologien Abbildung 2.4.: Wachstumsmodell von Flagan und Lunden (1995): Partikelwachstum durch Koagulation und Koaleszenz für zwei Systeme mit verschiedenen Aktivierungsenergien der Diffusion (Ea = 0, 7 eV und Ea = 0, 25 eV ). 2.3. Partikelmorphologien Die Morphologie beschreibt in der Kristallografie die Form eines Kristalls. Die (sichtbaren) Oberflächen des Kristalls oder seine Facetten definieren die äußere Form des Kristalls und liegen jeweils parallel zu den Netzebenen. Im Idealfall bilden die Kristalle regelmäßige Körper, die mit den Platonischen Körpern beschrieben werden können. Durch das mit sinkender Partikelgröße steigende Oberflächen-zu-Volumen-Verhältnis haben die Oberflächenergien bei Nanopartikeln eine besondere Bedeutung. Oft existieren somit größenabhängige Morphologien, die durch den größenabhängigen Einfluss der Oberflächenenergie erklärt werden. Ebenso wie die Oberflächenenergie ist die Zwillingsgrenzenergie bei Nanopartikeln von enormer Bedeutung, da die meisten Morphologien Zwillingsgrenzen besitzen. Tabelle 2.2.: Oberflächen- und Zwillingsgrenzenergien für Fe, Pt , Cu und Au [Ino, 1969]. γ111 [ meV ] Å2 γ100 [ meV ] Å2 meV γtwin [ 2 ] Å Fe (krz) Pt (kfz) Cu (kfz) Au (kfz) 175,7 210,3 143,9 122,7 202,8 242,8 166,2 141,7 3,1 2,3 1,2 0,9 11 2. Grundlagen In Tabelle 2.2 sind die Oberflächenenergien für {111}- und {100}-Facetten (γ111 bzw. γ100 ) und die Zwillingsgrenzenergien für Fe, Pt , Cu und Au dargestellt (γtwin ). Die Oberflächenenergien γ111 und γ100 sind dabei nach folgenden Formeln bei T = 0 K berechnet [Ino, 1969]: Ec γ111 = √ 2 3a0 (2.11) 2γ111 γ100 = √ 3 (2.12) Hierbei sind Ec die Kohäsionsenergie und a0 die Gitterkonstante. Es ist offensichtlich, dass in allen Fällen die {111}-Oberflächen energetisch günstiger sind als die {100}-Oberflächen. Betrachtet man die Zwillingsgrenzenenergien, so fällt auf, dass sie für Cu und Au wesentlich geringer sind als für Fe und Pt. Dies spiegelt sich in einer stärkeren Neigung zur Zwillingsgrenzenbildung bei Cu und Au wieder [Koga und Sugawara, 2003; Jarvi u. a., 2007; Tadmor und Bernstein, 2004]. Im Weiteren sind drei spezielle Partikelmorphologien dargestellt, die bei metallischen Nanopartikeln besonders häufig auftreten: eine einkristalline Form (Oktaeder) und zwei mehrfach verzwillingte Strukturen (Ikosaeder und Dekaeder). Diese sind in Abbildung 2.5 schematisch dargestellt. (a) (abgestumpfter) (b) Ikosaeder (c) Dekaeder Oktaeder Abbildung 2.5.: Schematische Darstellung von häufig bei metallischen Nanopartikeln beobachteten Partikelmorphologien. 2.3.1. Der Oktaeder Der Oktaeder ist eine einkristalline Kristallform, bei der die freie Oberflächenenergie G durch die Facettierung minimiert ist. Zur Bestimmung der Gleichgewichtsform wird die anisotrope Oberflächenspannung γS in einem Polardiagramm über die Kristallorientierung aufgetragen. Betrachtet man die innersten Tangenten, so entsteht der so genannte Wulffpolyeder [Herring, 1951]. Für die meisten kfz-Metalle liegen die Oberflächenspannungen in 12 2.3. Partikelmorphologien der Reihenfolge γ111 < γ100 < γ110 vor. Somit ergibt sich für Nanopartikel der meisten ≥ 3/2) [Cleveland und Landman, 1991] die Metalle mit einer starken Facettierung ( γγ110 111 Form eines abgestumpften (engl. truncated) Oktaeders. Es existieren drei Oktaeder-Grundformen: der einfache Oktaeder, der abgestumpfte Oktaeder und der Kuboktaeder. Der einfache Oktaeder besteht aus zwei aneinander gesetzten Pyramiden, wodurch er nur {111}-Oberflächen besitzt. Durch sein relativ großes Oberflächen- zu Volumen-Verhältnis und den daher großen Beitrag der freien Oberflächenenergie ist er energetisch ungünstig. Die anderen beiden Formen sind energetisch günstiger und können durch Umstrukturierungen aus einem Oktaeder entstehen. Nach Baletto und Ferrando (2005) sind Oktaeder durch zwei Indizes beschreibbar: die Kantenlänge nl , und die Anzahl der von jeder Ecke abgeschnittenen Ebenen ncut . Damit kann die Anzahl an Atomen des abgestumpften Oktaeders berechnet werden: 1 NT O = (2n3l + nl ) − 2ncut3 − 3ncut2 − ncut 3 (2.13) Für den Fall, dass an den Schnittflächen regelmäßige Sechsecke entstehen, erhält man den abgestumpften Oktaeder, wobei für nl gilt: nl = 3ncut + 1. Der Kuboktaeder ist durch die Wahl von nl = 2ncut + 1 erreichbar, wobei die {111}-Schnittflächen zu Dreiecken entartet sind. Da der Oktaeder ein Einkristall ist, kann er bei der Betrachtung im HRTEM leicht von anderen Strukturen unterschieden werden. 2.3.2. Der Dekaeder Der Dekaeder tritt in drei typischen Grundformen auf, dem regulären, dem Ino- und dem Marks-Dekaeder, die in Abbildung 2.6 dargestellt sind. Der reguläre Dekaeder besteht aus fünf verzwillingten Tetraedern und besitzt damit eine einfache fünfzählige Symmetrieachse. Durch diese wechselseitige Verzwillingung von Tetraedern entsteht jedoch eine Lücke, deren Schließen durch Verspannungen im Gitter kompensiert wird. In seiner einfachsten Form, dem regulären Dekaeder, existieren nur {111}-Facetten [Ino und Ogawa, 1967; Ino, 1966, 1969]. Da das Oberflächen-zu-VolumenVerhältnis bei kleineren Partikeln energetisch ungünstig ist, existieren komplexere Varianten, die durch Schnitte an den Ecken entstehen. Nach Baletto und Ferrando (2005) sind Dekaeder durch drei Indizes (m, n ,p) beschreibbar: die Länge m der {100}-Fläche parallel zur fünfzähligen Achse, die Länge n der {100}Fläche senkrecht zur fünfzähligen Achse und die Tiefe p des Einschnittes für den MarksDekaeder. 13 2. Grundlagen Für die in Kapitel 4.3 beschriebenen MD-Simulationen ist es notwendig, die Anzahl an Atomen der verschiedenen Dekaeder-Formen in Abhängigkeit der eingeführten Indizes zu berechnen. Der reguläre Dekaeder ist durch das Tripel (m,1,1) definiert und die Summe der Atome NDh ist beschreibbar durch: NDh = (5m3 + m)/6. (2.14) Der Ino-Dekaeder ist durch das Tripel (m,n,1) definiert und die Gesamtsumme seiner Atome NIno ergibt sich aus: NIno = [5m3 − 15m2 + 16m + n(15m2 − 15m + 6)]/6 − 1 (2.15) Für den Marks-Dekaeder mit dem Tripel (m,n,p) ergibt sich dann: 1 NM −Dh = ((30p3 − 135p2 + 207p − 102) + (5m3 + (30p − 45)m2 + [60(p2 − 3p) + 136]m) 6 + (n[15m2 + (60p − 75)m + 3(10p2 − 30p) + 66]) − 6) (2.16) (a) Der Reguläre Dekaeder (b) Der Ino-Dekaeder (c) Der Marks-Dekaeder Abbildung 2.6.: Typische Grundformen des Dekaeders. 14 2.3. Partikelmorphologien 2.3.3. Der Ikosaeder Der Ikosaeder ist durch zwei reguläre Dekaeder beschreibbar, die mit einer so genannten Bauchbinde aus Tetraedern verbunden sind. Er besteht also aus zwanzig einzeln zu einander verzwillingten Tetraedern und besitzt eine fünfzählige Symmetrieachse. Wie beim regulären Dekaeder existieren nur {111}-Oberflächen. Auch hier gibt es Spannungen durch eine lückenlose Verzwillingung der Tetraeder, die Gitterdehnungen hervorrufen. (a) 2 zählige Symmetrieachse (b) 3 zählige Symmetrieachse (c) 5 zählige Symmetrieachse Abbildung 2.7.: Ikosaeder entlang seiner drei Symmetrieachsen. Oben: Modell. Unten: simulierter HRTEM-Kontrast [Koga und Sugawara, 2003]. In Abbildung 2.7 ist der Ikosaeder entlang drei seiner Symmetrieachsen (zweizählig, dreizählig und fünfzählig) schematisch und mit den jeweils simulierten HRTEM-Kontrasten dargestellt. Es ist gut zu erkennen, dass abhängig von der Beobachtungsrichtung das HRTEMBild stark variiert [Koga und Sugawara, 2003]. Auch beim Ikosaeder existieren weitere Formen, wie Verlängerungen der so genannten Bauchbinde, die sich durch unterschiedliche Bedingungen während der Wachstumsphase bilden können [Rellinghaus u. a., 2004]. Ebenso wie für die Oktaeder und die Dekaeder ist es auch bei den Ikosaedern notwendig, für die in Kapitel 4.3 beschriebenen MD-Simulationen die Anzahl an Atomen des Ikosaeders 15 2. Grundlagen zu berechnen. Da der Ikosaeder durch Schalen aufgebaut werden kann, ist er mit Hilfe eines Index k beschreibbar. Für seine Summe der Atome NIh gilt [Baletto und Ferrando, 2005]: NIh (k) = 10 3 11 k + 5k 2 + k + 1. 3 3 (2.17) Ein Ikosaeder mit k Schalen besitzt also genauso viele Atome wie ein Dekaeder mit (k,k,1) und wie ein Kuboktaeder mit ncut = k − 1 (Vgl. Formel 2.13 und Formel 2.15). 16 2.4. Die Bestrahlung von Festkörpern mit Ionen 2.4. Die Bestrahlung von Festkörpern mit Ionen Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wird die Auswirkung von Ionenbestrahlung auf die Morphologie von Nanopartikeln untersucht. Um einen Einblick in die Komplexität dieses Prozesses zu geben, werden im Folgenden die Grundlagen der Wechselwirkung von Ionen mit Festkörpern beschrieben. Ionisierte Atome, die in einem elektrostatischen Feld die Potentialdifferenz ΔU durchlaufen, erhalten eine kinetische Energie Ekin = qeΔU , wobei q den Ladungszustand und e die Elementarladung bezeichnen. Dringt ein so beschleunigtes Teilchen in einen Festkörper ein, so führen Streu- und Stoßprozesse an und mit den Atomen zu Energieverlusten, die das Ion abbremsen und es (ggf.) nach einer bestimmten Wegstrecke zum Stillstand bringen. Auf diese Weise lassen sich auch gegen die Gleichgewichtslöslichkeit Fremdatome in einem Festkörper deponieren. Auf der andereren Seite können durch den Energieeintrag entlang der Flugbahn Phasenumwandlungen induziert werden, selbst wenn diese außerhalb des thermodynamischen Gleichgewichtes des ungestörten Systems liegen. Das Verständnis der Ionen-Festkörper-Wechselwirkung ist somit von fundamentaler Bedeutung für die Materialmodellierung und für das Verständnis atomarer Phasenübergangsmechanismen. 2.4.1. Grundlagen Durch Streuung der Ionen an den Atomen des so genannten Targetmaterials wird Energie vom Ion auf das angestoßene Atom übertragen. Dieses kann wiederum selbst an weiteren Atomen streuen. Bei niedrigen Energien (einige keV) dominiert der sogenannte nukleare Energieverlust, bei dem der Energieübertrag durch die elektrostatische Wechselwirkung zwischen Ion und dem (partiell) abgeschirmten Atomkern erklärt wird. Als Wechselwirkungspotential kann nach Thomas-Fermi ein abgeschirmtes Coulomb-Potential der Form V (R) = ZIon ZT arget R φ( ) R a (2.18) verwendet werden [Möller, 2003]. Hier bezeichnen R den Abstand der Stoßpartner, ZIon die Kernladungszahl des Projektilions und ZT arget die Kernladungszahl des Targets. Für die Abschirmfunktion φ und den dazugehörigen Abschirmradius a existieren verschiedenen Ansätze. Eine einfache Abschirmfunktion ist durch Moliere gegeben [Möller, 2003]: R R ci exp(−di ) φ( ) = a a n (2.19) i=1 ci und di sind hierbei anzupassende Parameter des Potentials. Durch den Stoß mit dem Ion kann dem Targetatom so viel Energie übertragen werden, dass es seinen Gitterplatz 17 2. Grundlagen verlässt und so Kristalldefekte entstehen. Diese Art der Defekterzeugung geschieht fast ausschließlich durch nukleare Stöße. Um den Energieverlust des Ions durch eine rein elektronische Wechselwirkung zu beschreiben, betrachtet man ein Elektronengas, durch welches das Ion fliegt. Oft wird der Energieverlust auf die atomare Dichte n des Substrates normiert: S=− 1 dE , n dx (2.20) wobei dE den Energieverlust auf der Wegstrecke dx beschreibt. Unter der Verwendung einer realistischen Elektronendichteverteilung haben Lindhard und2Scharff (1961) für Ionen 2 2 e 3 3 folgenden Zusamv0 = ZIon mit Relativgeschwindigkeiten der Stoßpartner v ≤ ZIon h̄ menhang gefunden: − ZIon ZT arget 1 dE v = Se ≈ ξe · 8π e2 a0 2 2 3 n dx 3 (ZIon + ZT3 arget ) 2 vo (2.21) Hierbei kennzeichnen a0 = 5, 29177 · 10−11 m den Bohrschen Radius und ξe eine Funktion 1 6 beschrieben wird. der Kernladungszahl ZIon , die annähernd durch die Relation ξe ≈ ZIon Auf den elektronischen Energieverlust bei hohen Geschwindigkeiten wird hier nicht weiter eingegangen, da dieser für den in dieser Arbeit betrachteten Energiebereich nicht von Bedeutung ist. Es sei erwähnt, dass durch eine quantenmechanische Betrachtung dieser zu der Bethe-Bloch Formel führt. Wie bereits oben erwähnt, entstehen durch nukleare Wechselwirkungen Leerstellen und Zwischengitteratome im Kristall, die so genannten primären Frenkel-Defekte. Reicht die Energie des durch Ionenbeschuss aus dem Kristallgitter gelösten Atoms aus um seinerseits weitere Defekte zu erzeugen, entstehen kaskadenförmige Defektverteilungen - so genannte sekundäre Frenkel-Defekte. Die räumlich ausgedehnte Stoßkette beginnt mit einer Leerstelle und endet zumeist mit einem Zwischengitteratom [Kinchin und Pease, 1955]. Die Defektproduktion ist des Weiteren stark von der Kristallstruktur abhängig. Dies zeigt sich daran, dass sich in Halbleitern amorphe Cluster bilden, wohingegen in den meisten kfzMetallen die Kristallstruktur durch Relaxation sofort wieder eingestellt wird [Nordlund u. a., 1998]. Um eine quantitative Aussage über die entstandenen Defekte machen zu können, führt man eine Platzwechselenergie EDispl ein. Sie gibt einen über alle Raumrichtungen gemittelten oberen Grenzwert für die Entstehung eines stabilen Frenkel-Paares und wird in erster Näherung als die vierfache Sublimationsenergie angenommen [Seitz und Koehler, 1956]. Da zur Erzeugung eines Frenkel-Paares eine Leerstelle und ein Zwischengitteratom gebil- 18 2.4. Die Bestrahlung von Festkörpern mit Ionen det wird, liegt die Enstehungsenergie Ef oberhalb der Gitterbindungsenergie Ec und durch Energiedissipation unterhalb der Platzwechselenergie (Ec < Ef < EDispl ). Um eine Abschätzung für die erzeugten Frenkel-Paare Nf während eines ersten „knock on“ berechnen zu können, haben Kinchin und Pease (1955) unter der Annahme harter Kugeln folgenden Zusammenhang gefunden: Nf (T ) = T . 2EDispl (2.22) Hierbei ist T die Energie die durch nukleare Stöße übertragen wird. Gleichung 2.22 ist jedoch nur für den Bereich T > 2EDispl gültig. Für EDispl < T < 2EDispl ist Nf = 1. Die mittlere übertragene Energie T berechnet sich durch: T = EDispl · ln( EM ax ), EDispl mit der beim Stoß maximal übertragenen Energie EM ax = (2.23) 4Ekin MIon MT arget . (MIon +MT arget )2 Für die insgesamt erzeugten Frenkel-Paare Nf während der gesamten Kaskade ergibt sich unter der Annahme einer Rutherford-Streuung der Zusammenhang: Nf = EM ax 1 1 + ln( ) . 2 2EDispl (2.24) Betrachtet man ein 10 keV He+ Ion, das auf ein Kupfer-Target geschossen wird, so ergibt sich die Anzahl an erzeugten Frenkelpaaren zu 2,4. Hierbei wurde eine Platzwechselenergie für Kupfer von EDispl = 25 eV angenommen [Eggen und Laubenstein, 1953]. Die bisher besprochenen Effekte geben einen ersten Eindruck der Auswirkungen von Ionenbestrahlung auf Festkörper. Bisher nicht erwähnt ist der Oberflächeneffekt des Sputterns. Hierbei wird oberflächennahen Atomen genügend Energie zugeführt, dass sie den Verbund des Kristalls verlassen können. Eine erste analytische Beschreibung für die Sputterrate S wurde von Sigmund (1969) unter der Annahme elastischer Kollisionen ermittelt: S= 0, 021 N US Å2 ( A · Ekin ) V (2.25) Hierbei sind N die atomare Dichte in Å−3 , A die Oberfläche der Probe, V das Volumen der Probe und US die Oberflächenbindungsenergie des bestrahlten Materials. Für die Oberflächenbindungsenergie wird in erster Näherung die Sublimationsenergie verwendet. Eine bessere Beschreibung wurde durch Kudriavtsev u. a. (2005) gefunden, in welcher die Elektronegativität der Elemente berücksichtigt wird. 19 2. Grundlagen Da die von Sigmund (1969) entwickelte Beschreibung der Sputterraten für langsame Ionen ungenau wird, wurde von Bohdansky u. a. (1980) folgender empirischer Ansatz vorgeschlagen, der für lansame Ionen verwendet werden kann: S= 1 5 MT arget Eth 7 4 6, 4 · 10−3 γ 3 Ekin (1 − ( )) 2 MIon Ekin Mit: γ= Eth 4MIon MT arget (MIon + MT arget )2 ⎧ ⎨US /(γ(1 − γ)) = ⎩U 8(M /M S Ion (2.26) für MIon /MT arget ≤ 0, 3 T arget ) 5 2 für MIon /MT arget > 0, 3 (2.27) Eine weitere Entwicklung des Ansatzes von Bohdansky wurde von Garciarosales u. a. (1995) vorgestellt. Hierbei wird die Sputterrate unter Berücksichtigung des nuklearen Wirkungsquerschnittes Sn nach Wilson u. a. (1977) beschrieben. Es ergibt sich folgender Zusammenhang: Eth 2/3 ) S = QSn () 1 − ( Ekin Mit: Eth 1− Ekin 2 (2.28) √ 3, 441 ln( + 2, 718) √ √ Sn () = 1 + 6, 355 + (6, 882 − 1, 708) Q = 0, 75 = Ekin MT arget 5 γ3 MIon MT arget aL MIon+MT arget ZIon ZT arget · e2 aL = 0, 4685(ZIon + ZT arget )−1/2 Å, 2/3 2/3 wobei e die Elektronenladung (e2 = 14, 4 eV Å) und Ekin die Energie des Projektilions bedeuten. Eine Darstellung der Sputterrate pro Ion (nach Gleichung 2.28) für den in dieser Arbeit relevanten Ionenenergiebereich ist in Abbildung 2.8 gezeigt. Die Werte wurden für einen Helium-Beschuss von Gold und Kupfer berechnet. Der Einfluss von Ionenstrahlung auf binäre magnetische Systeme wird bereits seit langem intensiv studiert. So wurde durch Helium-Bestrahlung eine Erhöhung des L10 -Ordnungsgrades einer dünnen FePt-Schicht festgestellt [Ravelosona u. a., 2000]. Eine Erhöhung der Koerzitivfeldstärke nach der Bestrahlung von FePt-Schichten mit 2 MeV Helium wurde durch ein lokales strahlinduziertes Heizen erklärt [Lai u. a., 2003; Yang u. a., 2004]. Der inverse Effekt der Zerstörung der L10 -Ordnung wird durch die Bestrahlung mit schweren Elementen wie Cr, Ga und Nb verursacht [Hasegawa u. a., 2006], ein Vorgehen, das seit längerem für das Mischen von Elementen Verwendung findet. Auch an Nanopartikeln wurde 20 2.4. Die Bestrahlung von Festkörpern mit Ionen Abbildung 2.8.: Sputterrate von Gold und Kupfer pro Heliumion, berechnet nach Garciarosales u. a. (1995) bereits versucht, die L10 -Ordnungseinstellung mit Hilfe von Ionenbestrahlung zu erreichen. Eine Ausbildung der L10 -Struktur wurde jedoch in keinem Fall gefunden [Seetala u. a., 2005; Matsumura u. a., 2005]. Lediglich eine Absenkung der (kinetischen) Ordnungstemperatur bei anschließendem Heizen wurde nachgewiesen und auf nicht regenerierte Defekte zurückgeführt [Wiedwald u. a., 2007]. In allen Fällen wurden Ionenenergien über 100 keV verwendet, bei denen der elektronische Energieverlust dominiert und die Erzeugung von Leerstellen und Platzwechseln der Targetatome abnimmt. Eine Aussage über den Sputterabtrag wird nicht getroffen. In einer von Dmitrieva u. a. (2005) vorgestellten Arbeit wird über Strukturumwandlungen in FePt-Nanopartikeln bei der Bestrahlung mit langsamen (5 keV) Helium-Ionen berichtet. Es wurde gezeigt, dass ab einer Ionenrate von f > 1017 Ionen/cm2 eine strukturelle Umwandlung von mehrfach verzwillingten Partikeln zu einkristallinen Partikeln einsetzt. Ein Hinweis auf die Einstellung der L10 -Phase konnte jedoch auch durch HRTEMUntersuchungen nicht gefunden werden. Ein weiterer Einfluss von Ionen auf Nanopartikel ist deren (partielle) Amorphisierung. Bei metallischen Cu-Partikeln und bei dünnen Fe/AlSchichten hat sich gezeigt, dass auch hier eine ionenstrahlinduzierte Amorphisierung ein- 21 2. Grundlagen setzen kann [Johannessen u. a., 2007a,b; Noetzel u. a., 2000]. Diese Zusammenfassung zeigt, dass bereits verschiedene Befunde zur Ionenbestrahlung von Nanopartikeln vorliegen. Meist fehlen jedoch systematische Untersuchungen und das weitgehende Verständnis der zugrunde liegenden Mechanismen. 2.4.2. SRIM Software Paket Das sogenannte SRIM (Stopping and Range of Ions in Matter) Software Paket ist ein von Ziegler (2003) entwickelter Code, der dazu dient, Sputterraten, Eindringtiefen und Energieeinträge von Ionen in Festkörpern und Gasen zu berechnen. SRIM ist ein MonteCarlo-Simulationsprogramm, das mit der „binary collision approximation“ (BCA) Methode arbeitet. Hierbei wird zwischen Ion und einem Targetatom die Streuung und der Energieverlust mithilfe des Wechselwirkungspotentials berechnet. Das Projektilion trifft nach einer durch die mittlere freie Weglänge und eine Zufallszahl bestimmten Flugstrecke auf seinen nächsten Stoßpartner. Durch diesen Prozess verliert das Ion kontinuierlich seine Anfangsenergie und kommt gegebenenfalls ganz zum Stillstand. Die angestoßenen Atome können genug Energie aufnehmen um weitere Stöße auszuführen und eine Kaskade auszulösen. Zu beachten ist dabei, dass bei SRIM die Vorgeschichte des Targetmaterials nicht berücksichtigt wird. Das bedeutet, dass Effekte durch primär erzeugte Defekte oder - bei mehrkomponentigen Targets - durch präferentielles Sputtern erzeugte neue Zusammensetzungen bei weiterer Bestrahlung nicht berücksichtigt werden. Ausgehend von einem amorphen Festkörper wird auch die Kristallstruktur bei der Simulation nicht berücksichtigt. In Abbildung 2.9 sind beispielhaft Kaskaden von Heliumionen in Kupfer für verschiedene Energien (1 keV, 5 keV, 10 keV, 50 keV) dargestellt. Erzeugte Defekte werden hierbei mit einem roten Punkt gekennzeichnet, die Bewegung von Targetatomen (Kupfer) mit einem grünen Punkt. Anhand einer roten Linie kann man somit den Verlauf des eindringenden Ions verfolgen. 22 2.4. Die Bestrahlung von Festkörpern mit Ionen (a) 1 keV (b) 5 keV (c) 10 keV (d) 50 keV Abbildung 2.9.: Beschuss von Kupfer mit Heliumionen verschiedener Energien mit SRIM simuliert. Ein roter Punkt wird bei der Erzeugung von Defekten durch das Ion gezeichnet. Grüne Punkte stehen für die Bewegung der Kupferatome. Es ist zum einen deutlich zu erkennen, dass die Eindringtiefe der Ionen mit steigender Energie zunimmt, zum anderen ändert sich die Kaskadenform. Somit können erste Aussagen über Eindringtiefe und Platzwechselerzeugung getroffen werden. Für mehrkomponentige Targets wird die Atomart des Stoßpartners zufällig entsprechend der jeweiligen prozentualen Zusammensetzung ermittelt. Detailierte Ergebnisse über Sputterraten, deponierte Energien und erzeugte Defekte werden in Kapitel 5.1.1 gezeigt. 23 2. Grundlagen 2.5. Molekulardynamik-Simulationen Zur Berechnung der physikalischen Eigenschaften von Vielteilchensystemen werden häufig Molekulardynamik(MD)-Simulationen eingesetzt. Hierbei wird der Festkörper als ein System von N Massepunkten der Massen mi beschrieben, die über ein interatomares Potential Φ miteinander wechselwirken. Aus MD-Simulationen können Aussagen über Phasendiagramme, elastische Eigenschaften oder die Kinetik verschiedenster Vorgänge, wie z.B. der Mischung oder der Ordnungseinstellung, genauer studiert werden. Der Vorteil gegenüber anderen Simulationsmethoden ist, dass große Systeme mit einer großen Anzahl von Atomen dynamisch und zeittreu untersucht werden können und trotzdem die Simulationszeit angemessen klein bleibt. Systeme mit mehreren tausend Atomen können so über einen Zeitraum von bis zu einigen Nanosekunden „beobachtet“ werden. In den folgenden Abschnitten werden die Grundlagen der MD-Simulation erläutert, sowie die hier für die Simulation von Metallen verwendeten Potentiale aufgezeigt. 2.5.1. Grundlagen Die Methode der MD-Simulation basiert auf der numerischen Lösung der Newtonschen Bewegungsgleichungen Fi = mi r¨i , für N Teilchen. Die jeweiligen Kraftkomponenten werden hierbei aus den Gradienten des Wechselwirkungspotentials Φi bestimmt: i. Fi = −∇Φ (2.29) Für die numerische Integration existiert eine Vielzahl von unterschiedlichen Algorithmen. Einen Einblick in die Methode der numerischen Integration liefert ein einfacher Algorithmus, der sogennante Velocity-Verlet-Algorithmus, bei dem die Koordinate ri (t + Δt) des Teilchens sich aus den Koordinaten zum Zeitpunkt t und t − Δt und der Beschleunigung r¨i (t) zusammensetzt. Einen ähnlichen Zusammenhang erhält man für die Geschwindigkeit. Entscheidend für die Integration ist u.a. die Wahl der Schrittweite Δt, die einen starken Einfluss auf die Genauigkeit der Energie hat. Bei dem Velocity-Verlet-Algorithmus ist eine gute Stabilität des Mittelwertes der Energie gegeben. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde für die numerische Integration ein GearPredictor-Corrector-Algorithmus verwendet. Bei den Predictor-Corrector-Algorithmen wird eine anschließende Korrektur solange durchgeführt bis eine vordefinierte Fehlergrenze unterschritten wird [Haile, 1992]. Um den Einfluss der Temperatur auf das untersuchte System zu beschreiben, wird die Temperatur nach der kinetischen Gastheorie über die Geschwindigkeit der Teilchen kontrolliert. Mit Hilfe eines von Berendsen u. a. (1984) vorgeschlagenen Verfahrens wird die 24 2.5. Molekulardynamik-Simulationen Temperatur des Vielteilchensystems über einen Dämpfungsfaktor τ an die gewünschte Temperatur T0 angepasst: dT (t) T0 − T (t) = . (2.30) dt τ Auf die gleiche Art kann der Druck des Systems kontrolliert und über eine zweite Dämp- fungskonstante an einen gewählten Druck p0 angepasst werden. Dadurch, dass zu jedem Zeitpunkt der Simulation alle Positionen der Atome bekannt sind, kann die zeitliche Entwicklung des Systems mit einem 3D-Visualisierungsprogramm analysiert werden. Im Rahmen dieser Arbeit wurde hierfür das Programm RASMOL verwendet [Sayle und Milnerwhite, 1995]. 2.5.2. Das EAM- und das Tight-Binding-Potential Als einfachstes Wechselwirkungspotential wird in der MD-Simulation das Paarpotential verwendet. Es liefert gute Ergebnisse im Fall von Gasen (Van-der-Waals-Potential). Da in Festkörpern jedoch die Elektronenorbitale überlappen und komplexere Bindungsverhältnisse vorherrschen, sind Paarpotentiale ungeeignet für die Vorhersage von Eigenschaften. Besonders schwierig gestaltet sich die Beschreibung von Metallen und Oberflächen. Für diesen Zweck wurde die Embedded-Atom-Methode (EAM) entwickelt, bei der die Atomkerne als in einem See aus delokalisierten Elektronen eingebettet betrachtet werden. Wie bei einem Paarpotential existieren zwei Terme, ein repulsiver und ein attraktiver Term [Daw u. a., 1993]: Ec (Rij ) = i wobei ρaj 1 Gi ( ρaj (Rij )) + Uij (Rij ), 2 j=i (2.31) i,j(i=j) die Elektronendichte des einzelnen Atoms j und Rij die Relativkoordinate von Atom i zu Atom j bedeuten. Der repulsive Term ist hierbei durch die elektrostatische Wechselwirkung in Uij berücksichtigt. Bei dem attraktiven Term kommt ein Mehrkörper-Ansatz ins Spiel, hier wird die lokale Elektronendichte als die Summe über alle Einzelelektronendichten ausgedrückt und ergibt somit die Embedding-Energie. Da auch hier die Berechnung der Gesamtelektronendichte sehr aufwendig ist, wird ein sogenannter Cut-Off-Radius festgelegt, ab dem der Einfluss auf die lokale Konfiguration vernachlässigt wird. Dieser Abschneideparameter wird auf einen Abstand gesetzt, der zwischen zweitem und drittem nächsten Nachbarn liegt. Die so gewonnenen halbempirischen Potentiale, die an die Eigenschaften des Festkörpers angepasst sind, überzeugen durch ihre einfache Form (und damit schnelle Rechenzeit) und ihre gute Übereinstimmung mit experimentellen Daten. Für das System CuAu wurden zwei (für einen späteren Vergleich der Ergebnisse) verschiedene Potentiale verwendet, die von Foiles u. a. (1986) sowie von Cleri und Rosato 25 2. Grundlagen (1993) entwickelt wurden. Die beiden Potentiale wurden ausgewählt, da sie relativ einfach in den vorhanden MD-Code implementiert werden können. Alle in dieser Arbeit vorgestellten Simulationen wurden unter gleichen Bedingungen für beide Potentiale durchgeführt. Bei dem von Foiles u.a. entwickelten Potential handelt es sich um ein EAM-Potential, bei dem sich die Elektronendichte des Atoms ρa aus den Elektronendichten der s- und dElektronen zusammensetzt: ρa (R) = ns ρs (R) + nd ρd (R). Hierbei sind ns und nd die Anzahl der äußeren s- und d- Elektronen und ρs und ρd die s- und d-Elektronendichten. Als anziehender Teil des Potentials wird eine Paarwechselwirkung angenommen, die eine der Coulomb-Wechselwirkung ähnliche Struktur aufweist: UAB (R) = ZA (R)ZB (R)/R (2.32) Mit: Zn (R) = Z0 (1 + βRν )e−αR , für n = A oder B wird Z0 als die Summe der s- und d-Elektronen angenommen, α, β und ν sind Parameter, die experimentellen Daten wie dem Schermodul, Leerstellenerzeugungsenergie und die Gitterkonstanten angepasst werden. In Tabelle 2.3 sind die für die CuAu-Legierung verwendeten Parameter dargestellt. Tabelle 2.3.: Potentialdaten für Cu und Au des EAM-Potential nach [Foiles u. a., 1986]. Parameter Cu Au Z0 [(eV · Å) ] 11,0 11,0 α 1,7227 1,4475 β [Å−1 ] 0,1609 0,1269 ν 2 2 ns 1,0 1,0809 1 2 Das zweite für die in dieser Arbeit vorgestellten MD-Simulationen verwendete Potential ist das sogenannte second-moment approximation tight binding (TB) Potential, das von Cleri und Rosato (1993) unter der Einbeziehung quantenmechanischer Effekte für Metalle entwickelt wurde. Da bei Übergangsmetallen die meisten Eigenschaften durch das breite d-Band bedingt sind, wird bei tight binding Potentialen ein proportionaler Zusammenhang zwischen der Bandenergie und der Quadratwurzel des zweiten Momentes der Elektronenzustandsdichte angenommen. Dementsprechend ergibt sich für die attraktive Bandenergie 26 2.5. Molekulardynamik-Simulationen i des i-ten Atoms: EB i =− EB ⎧ ⎨ ⎩ 2 ξAB · e−2qAB (rij /r0 AB −1) j ⎫1 ⎬2 ⎭ , (2.33) wobei rij den Abstand zwischen den Atomen i und j im AB Gitter repräsentiert. Um einen stabilen Kristall zu erzeugen, wird ein abstoßender Term benötigt. Dieser repulsive Energieterm wird durch die Born-Mayer Ion-Ion Wechselwirkung realisiert: i = ER CAB · e−pAB (rij /r0 AB −1) . (2.34) j Als Gesamtenergie ergibt sich: Ec = i i (ER + EB ). (2.35) i Somit verbleiben im Rahmen der Beschreibung nach Cleri und Rosato fünf freie Parameter: der Nächste-Nachbar-Abstand r0 , das effektive Hopping-Integral ξ sowie die Parameter C, p und q, die an die experimentellen Werte für die Kohäsionsenergie, die Gitterkonstanten und die elastischen Konstanten angepasst werden. In Tabelle 2.4 sind die für CuAu verwendeten Paramter dargestellt. Ein Vergleich der jeweils aus den angepassten Potentialen von Foiles und Cleri/Rosato berechneten physikalischen Eigenschaften mit experimentellen Daten aus der Literatur findet sich in Tabelle 2.5. Die bleibenden Diskrepanzen sind u.a. dadurch bedingt, dass das Potential nach Foiles an experimentellen Daten für elementares Cu und Au angepasst wurde, während das Potential nach Cleri und Rosato hinsichtlich der physikalischen Eigenschaften von L12 -geordnetem Cu3 Au optimiert wurde. Eine Optimierung des TB-Potentials für CuAu war im Rahmen der Arbeit nicht möglich. Tabelle 2.4.: Potentialdaten für Cu und Au sowie Cu3 Au des Tight-Binding (TB)-Potential nach [Cleri und Rosato, 1993]. Parameter Cu Au Cu3 Au C [eV] 0,0855 0,2061 0,1539 ξ [eV] 1,224 1,790 1,5605 p 10,960 10,229 11,05 q 2,278 4,036 3,0475 27 2. Grundlagen Tabelle 2.5.: Vergleich der theoretisch berechneten physikalischen Eigenschaften der L10 geordneten CuAu-Legierung für das EAM-Potential nach Foiles und das TB-Potential nach Cleri und Rosato mit den Literaturdaten für experimentell bestimmte physikalische Eigenschaften [Wei u. a., 1987]. (a0 , c Gitterkonstanten, B Kompressionsmodul, Ec Kohäsionsenergie ) Parameter Foiles Cleri-Rosato Literaturdaten (experimentell) 28 Ec [eV] -3.8149 -3,731 -3,74 a0 [Å] 4.201 3.904 3,966 c [Å] 3.279 3.735 3,673 B [Mbar] 1,35 1,21 1,63 c/a 0,78 0,96 0,93 3. Experimentelles Im Folgenden werden die in der vorliegenden Arbeit angewendeten experimentellen Methoden kurz beschrieben. Im Anschluß daran werden der für die MD-Simulation verwendete PARCAS-Code sowie die damit verbundenen Simulationsbedingungen vorgestellt. 3.1. Das Nanopartikel-Depositions-System Für die Partikelsynthese wurde ein Inertgas-Kondensations-System, bestehend aus einer Nukleations- und Aggregationskammer und einer Depositionskammer verwendet. Der schematische Aufbau ist in Abbildung 3.1 gezeigt. Abbildung 3.1.: Schematische Darstellung der Nanopartikel-Depositionsanlage Nanodep 60. Die Nanopartikel-Depositionsanlage vom Typ Nanodep 60 der Firma Oxford Applied Research (OAR), basiert auf einer von Haberland u. a. (1994) entwickelten Partikelquelle, in 29 3. Experimentelles der Nanopartikel aus einem durch Magnetronsputtern in einer Edelgasatmosphäre erzeugten übersättigten Dampf kondensieren und wachsen. Eine zwischen Anode und Kathode des Sputterkopfes angelegte Spannung ionisiert das eingelassene Edelgas (Argon oder Helium) und schlägt durch Impulsübertrag Atome aus der Oberfläche des Sputtertargets heraus (vgl. hierzu auch Kapitel 2.4.1). Um eine möglichst hohe Sputterausbeute zu erhalten, befindet sich hinter dem Target ein ringförmiger Selten-Erd-Permanentmagnet. Sein Streufeld sorgt dafür, dass sich die Edelgasionen des vor dem Target entstandenen Plasmas auf Spiralbahnen bewegen und erhöht so durch die verlängerte Wegstrecke der Edelgasatome den Ionisationsgrad des Plasmas. Die Partikelquelle wird stromgesteuert über ein DC-Netzteil betrieben, was einen zeitlich konstanten Sputterabtrag ermöglicht. Eine kontinuierliche Gaszufuhr erzeugt zudem einen vom Target weg gerichteten Gasstrom. Der entstandene übersättigte Metalldampf wird durch Diffusion und Konvektion abtransportiert. In kühleren Regionen hinter dem Plasma beginnt die Nukleation mit der Bildung von Dimeren und Clustern. Nach der Kollision zweier Partikel bleiben diese durch Van-derWaals-Kräfte verbunden (Koagulation) und wachsen anschließend durch Oberflächen- und (in geringerem Maße) Volumendiffusion zusammen (Koaleszenz). Sind die Partikel bereits stark abgekühlt, so bilden sich beim Zusammenstoßen nicht mehr vollständig koaleszierende Agglommeratketten. Das Partikelwachstum hängt somit stark von den Bedingungen innerhalb der Nukleationskammer ab (vgl. Kapitel 2.3). Eine detaillierte Schemazeichnung des Aufbaus der Nukleations- und Aggregationskammer ist in Abbildung 3.2 gezeigt. Es gibt zwei unterschiedliche Gaszuführungen für Sputtergas und ein Schleiergas. Das Schleiergas wird dazu eingesetzt den Partikelstrom in Richtung der Kammerwände zu reduzieren und so eine höhere Ausbeute zu erzielen. Der Druck in der Nukleationskammer wird über die Sputter- und Schleiergaszufuhr gesteuert. Zusätzlich kann der Druck über die Größe der differentiellen Pumpenblenden zur Depositionskammer variiert werden. Da die Wegstrecke, die die Partikel zurücklegen, bevor sie durch den mittels differentiellen Pumpens erzeugten Tabelle 3.1.: Prozessparameter an der Nanopartikel-Depositionsanlage Nanodep60 [Schäffel, 2006]. 30 Parameter Wertebereich Gasdruck in der Nukleationskammer pnucl 0,3 - 3 mbar Sputterleistung PSp 10 - 250 W Aggregationslänge lA 60 - 200 mm Blendendurchmesser der vorderen Blende dB1 0,8 - 3 mm Blendendurchmesser der hinteren Blende dB2 2 - 6 mm Belegzeit tB Sekunden - Stunden 3.1. Das Nanopartikel-Depositions-System Abbildung 3.2.: Schematische Darstellung der Nukleationskammer, aus [Schäffel, 2006]. Druckgradienten in das Hochvakuum der Depositionskammer ejiziert werden, maßgeblich den Agglomerationsgrad der Partikel beeinflusst, ist es möglich, die so genannte Agglomerationslänge durch Positionierung des Sputterkopfes mechanisch zu verändern. Eine Auflistung der zu modifizierenden experimentellen Parameter ist in Tabelle 3.1 gegeben. Um eine Oxidation der Partikel während der Herstellung zu vermeiden, genügt das Gesamtsystem Ultrahochvakuum-Bedingungen (Enddruck ohne Gasfluss pend ≈ 5 · 10−10 mbar). Das Vakuum wird durch zwei Turbomolekularpumpen erzeugt. Die Proben werden mittels einer Ladeschleuse in die Depositionskammer befördert. Der Probenhalter in der Depositionskammer ist in alle drei Raumrichtungen verstellbar und kippbar. Die Deposition erfolgt auf kommerziell erhältlichen, für transmissionselektronenmikroskopische Untersuchungen geeigneten Kupfernetzchen, die mit einer 10 nm dünnen amorphen Kohlenstoffschicht beschichtet sind (Hersteller: Plano GmbH ). 31 3. Experimentelles 3.2. Versuchsaufbau für die Ionenbestrahlung Für die Bestrahlung der Partikel mit Ionen wurde ein Niederenergie-Ionenimplanter vom Typ DANFYSIK 1050 verwendet. Dieser ist durch die Kooperation mit Dr. Jürgen Fassbender am Forschungszentrum Dresden Rossendorf für die Bestrahlung der Nanopartikel nutzbar gewesen. Das System ermöglicht Bestrahlungen mit verschiedensten Ionenarten im Energiebereich von 200 eV bis zu 40 keV. Eine schematische Darstellung des Implanters ist in Abbildung 3.3 gezeigt. Abbildung 3.3.: Schematische Darstellung des Niederenergie-Ionenimplanters DANFYSIK 1050. Je nach Ionenart werden andere Mechanismen zur Ionisierung verwendet. Während bei Elementen, die als Festkörper vorliegen, DC-Magnetronsputtern eingesetzt wird, werden gasförmige Elemente durch Umströmung eines Heizdrahtes ionisiert. Die so ionisierten Atome werden durch ein Massenspektrometer nach ihrer Masse und Ladung separiert und durchlaufen anschließend eine Beschleunigungskaskade, über die die gewünschte Ionenenergie eingestellt wird. Über Deflektorplatten ist es möglich, den Ionenstrahl zu rastern und so eine gleichmäßige Bestrahlung der Probe zu erreichen. Die Probe selbst befindet sich 32 3.3. Hochauflösende Transmissionselektronenmikroskopie in einer Hochvakuumkammer und wird bei Zimmertemperatur bestrahlt. Der Ionenstrom wird durch vier um die Probe herum angebrachte Faraday-Becher gemessen. Typische Ionenstromdichten liegen bei 0,5 μA/cm2 . Neben der Ionenenergie ist die Ionendosis ein entscheidender Parameter, wenn es um die Modifizierung von Materie geht. Da der Implanter für kommerzielle Zwecke entwickelt wurde, musste ein spezieller Halter für die 3 mm großen TEM-Netzchen konstruiert werden. Eine detaillierte Skizze findet sich in Anhang A.2. An der Unterseite befindet sich eine anschraubbare Kappe, die es ermöglicht, während der Bestrahlung einen NdFeB-Rundmagneten von 2,5 cm Durchmesser einzusetzen und so ein Magnetfeld senkrecht zur Probenoberfläche zu erzeugen. 3.3. Hochauflösende Transmissionselektronenmikroskopie Untersucht man Strukturen, deren Ausdehnungen unterhalb von einigen hundert Nanometern liegen, so versagt das gewöhnliche Lichtmikroskop. Bei Elektronenmikroskopen wird der Wellencharakter der Elektronen und deren kurze Wellenlänge ausgenutzt um Strukturen dieser Größe vergrößert abbilden zu können. Je nach Typ kann man im konventionellen (nicht abberationskorrigierten) hochauflösendes Transmisionselektronenmikroskop (High Resolution Transmission Electron Microscope, HRTEM) Strukturen mit minimalen lateralen Abmessungen von 1-2 Å auflösen. Der Aufbau eines HRTEM’s ist dem eines Lichtmikroskopes ähnlich, wobei anstelle der Glaslinsen elektromagnetische Linsen verwendet werden. In Abbildung 3.4 ist exemplarisch der schematische Querschnitt und der Strahlengang in der Hellfeldabbildung eines Elektronenmikroskopes der Firma Philips (heute FEI Company) zu sehen. Für die Auflösung von atomaren Strukturen mittels HRTEM werden neben den ungebeugten Wellen auch die gebeugten Wellen zur Bildentstehung verwendet. Durch Interferenz der Einzelwellen entsteht eine Gitterabbildung. Dementsprechend werden hohe Anforderungen an die abbildenden Linsen und an das Vakuumsystem des Mikroskopes gestellt. Für die in der Arbeit erstellten Übersichtsbilder wurde ein Transmissionselektronenmikroskop (TEM) der Firma JEOL vom Typ JEM-2000FX verwendet, das mit einem energiedispersiven Röntgendetektor der Firma EDAX ausgestattet ist. Dieser ermöglicht durch Analyse der Röntgen-Fluoreszenzstrahlung eine Bestimmung der Konzentrationen der in der Probe enthaltenen Elemente. Das Mikroskop ist mit einer LaB6 -Kathode (thermischer Emitter) als Strahlenquelle ausgerüst und wird mit einer Beschleunigungsspannung von 200 keV betrieben. Für die hochauflösenden Aufnahmen wurde ein HRTEM der Firma FEI vom Typ Tecnai F30 verwendet, das eine Feldemissionskathode als Strahlenquelle besitzt und mit einer Beschleunigungsspannung von 300 keV betrieben wird. Auch das HRTEM 33 3. Experimentelles besitzt ein EDX-System, das eine chemische Analyse im Nanometerbereich ermöglicht. Sowohl die HRTEM- als auch die TEM-Bilder werden mit CCD-Kameras aufgenommen, die den Vorteil haben, dass eine schnelle Bildfolge (sog. „Live“-Modus) und zu jedem Bild auch ein Fourier-transformiertes („Fast Fourier Transformed“, FFT) Bild erstellt werden kann. Das so erhaltene FFT-Bild („Diffraktogramm“) entspricht im Wesentlichen dem Beugungsbild des abgebildeten Probenbereiches und ermöglicht eine Analyse der vorhandenen atomaren Struktur. 34 3.3. Hochauflösende Transmissionselektronenmikroskopie Abbildung 3.4.: Schnitt durch ein Elektronenmikroskop mit Strahlengang für Hellfeldabbildung c (Philips). 35 3. Experimentelles 3.3.1. Bestimmung der Größenverteilung Die ermittelten Übersichtsbilder wurden mit Hilfe eines TEM-Analyseprogrammes (iTEM ) bezüglich der Größe der erzeugten Nanopartikel ausgewertet. Um die Partikelgrößen möglichst präzise zu bestimmen, wird die Form der Partikel im TEM-Bild allgemein als elliptisch angenommen. Entsprechend ergeben sich bei der Auswertung die kleine Achse a und die große Achse b als Partikelmaße. Mit Hilfe dieser Daten wird das Volumen des Partikels als das Volumen eines entsprechenden Rotationsellipsoids bestimmt: 4 a 2 b . VEllipsoid = π 3 2 2 (3.1) Um eine einheitliche Partikelgröße angeben zu können, wird das so bestimmte Partikelvolumen einem Kugelvolumen gleichgesetzt und daraus der entsprechende Durchmesser eines kugelförmigen Teilchens dP = 3 π6 VEllipsoid als Partikeldurchmesser (=Partikelgröße) berechnet. Alle in dieser Arbeit erwähnten Partikeldurchmesser bzw. Radien wurden nach diesem Prinzip berechnet. Nach Granqvist und Buhrman (1976) ist die Partikelgrößenverteilung von durch Inertgaskondensation hergestellten Partikeln durch eine Logarithmische Normalverteilung beschreibbar. Dies ist eine schiefe Normalverteilung bei der größere Partikel eine stärkere Wichtung bekommen. Hierbei ist die Häufigkeitsverteilung des Durchmesser dP durch folgenden Zusammenhang gegeben: 1 e− y(dP ) = √ 2πwdP dP 2 ) dc P 2w2 (ln . (3.2) Der Zusammenhang zu den ermittelten Werten für den Erwartungswert d¯P und die Standardabweichung σ folgt den Relationen [Bronstein u. a., 2001]: σ = dcP ew2 (ew2 − 1), dP = dcP · e w2 2 . (3.3) (3.4) In den ermittelten Histogrammen der Übersichtsbilder sind jeweils die Parameter für die Logarithmische Normalverteilung und der bestimmte Erwartungswert und die Standardabweichung gegeben. Abbildung 3.5 zeigt exemplarisch den Zusammenhang zwischen gemessenen Durchmessern und der gefitteten Logarithmischen Normalverteilung. 36 3.3. Hochauflösende Transmissionselektronenmikroskopie Abbildung 3.5.: Beispiel für die Anwendbarkeit der Logarithmischen Normalverteilung bei der Auswertung von Partikeldurchmessern. 37 3. Experimentelles 3.3.2. Statistik der Strukturanalyse Um eine quantitative Aussage über die auftretende Strukturumwandlung während der Ionenbestrahlung zu erhalten werden die HRTEM-Bilder bezüglich der auftretenden Partikelmorphologien untersucht. Für die Charakterisierung wird zwischen einkristallinen Partikeln, einfach verzwillingten Partikeln, Dekaedern, Ikosaedern und polykristallinen Partikeln unterschieden. Zudem wurden Partikel als geordnet angesehen, sobald {001}-Reflexe oder {110}-Reflexe sichtbar waren. In den Abbildungen 3.6, 3.7 und 3.8 sind beispielhaft HRTEM-Bilder von FePt- und CuAu-Nanopartikeln unterschiedlicher Morphologien und die dazugehörigen Diffraktogramme gezeigt. Die Reflexe, die zur Identifizierung der Struktur genutzt wurden, sind farbig markiert. Bei dem einfach verzwillingten Partikel (3.6 b) ist eine 70◦ Drehung des Kristalls um die (111)-Ebene erkennbar, die die energetisch günstigste Zwillingsebene darstellt. Neben den einkristallinen und einfach verzwillingten Partikel stellt sich die Unterscheidung zwischen Ikosaeder und polykristallinem Partikel als schwierig dar, da bei beiden Strukturen extrem kleine kristalline Domänen und ihre Korngrenzen abgebildet werden müssen. Ein Ring im Diffraktogramm oder eine Vielzahl von {111}-Reflexen deuten zudem auf ein polykristallines Partikel hin. Bei Ikosaedern muss man zwischen den verschiedenen Orientierungen zum Elektronenstrahl unterscheiden: zwei-, drei- und fünfzählige Symmetrie. In Abbildung 3.8 ist ein Ikosaeder entlang seiner dreizähligen Symmetrieachse gezeigt. Im Diffraktogramm ist eine dreifache Aufspaltung des {111}-Reflexes zu erkennen, die durch die hintereinander liegenden Tetraeder erzeugt wird. Für jede Probe wurden vor und nach der Bestrahlung jeweils mindestens 100 Partikel bezüglich ihrer atomaren Struktur ausgewertet. Somit konnte als Fehler der Auswertung der √ statistische Fehler gewählt werden, der mit N skaliert. 38 3.3. Hochauflösende Transmissionselektronenmikroskopie (a) Einkristallines CuAu-Nanopartikel entlang der (110)-Zonenachse und dazugehöriges Diffraktogramm. (b) Einfach verzwillingtes CuAu-Nanopartikel und dazugehöriges Diffraktogramm. Abbildung 3.6.: HRTEM-Aufnahmen von CuAu-Nanopartikeln unterschiedlicher Struktur und Morphologie. Rechts: zugehörige Diffraktogramme. 39 3. Experimentelles (a) L10 -geordnetes FePt-Nanopartikel und dazugehöriges Diffraktogramm. (b) Polykristallines FePt-Nanopartikel und dazugehöriges Diffraktogramm. Abbildung 3.7.: HRTEM-Aufnahmen von FePt-Nanopartikeln unterschiedlicher Struktur und Morphologie. Rechts: zugehörige Diffraktogramme. 40 3.3. Hochauflösende Transmissionselektronenmikroskopie (a) CuAu-Ikosaeder entlang seiner dreizähligen Symmetrieachse und dazugehöriges Diffraktogramm. (Der {002}-Reflex gehört nicht zum Ikosaeder, sondern zum kristalllinen Bereich rechts daneben). (b) CuAu-Dekaeder entlang seiner fünfzähligen Symmetrieachse und dazugehöriges Diffraktogramm. Abbildung 3.8.: HRTEM-Aufnahmen von CuAu-Nanopartikeln unterschiedlicher Struktur und Morphologie. Rechts: zugehörige Diffraktogramme. 41 3. Experimentelles 3.4. Der PARCAS Code Alle MD-Simulationen wurden mit einem von K. Nordlund entwickelten parallel arbeitenden Code erstellt [Ghaly u. a., 1999]. Dieser Code arbeitet mit einem Gear-PrediktorKorrektor-Algorithmus fünfter Ordnung um die Bewegungsgleichungen zu lösen. Diese Art der numerischen Integration wurde im Abschnitt 2.5.1 schon kurz erwähnt und wird im Detail bei Haile (1992) erläutert. Der PARCAS (PArallel CAScade)-Code wurde ursprünglich für die Simulation von Kollisionskaskaden von Ionen in Festkörpern entwickelt. Da er jedoch eine recht gute Einbindung neuer Potentiale und eine übersichtliche Eingabedatei zulässt, wurde er in dieser Arbeit für die vorgestellten Energieauswertungen gewählt. Besonders seine Anwendbarkeit auf mehrelementige Systeme ist ein großer Vorteil. Der Code ermöglicht es, ein beliebiges atomares Gitter einzufügen oder einen Kristall durch die Vorgabe einer Einheitszelle aufzubauen. Für die verwendeten Morphologien wurde die jeweilige Struktur mit einem separaten Code erzeugt und in PARCAS eingegeben. Über die „Abkühlung“ des Kristalls auf 0 K ist eine Relaxation der Gitterstruktur möglich. Ebenso kann ein Kristall auf eine beliebige Temperatur erhitzt werden. Die Temperaturkontrolle erfolgt hierbei mit einem so genannten Berendsen-Thermostaten. Bei der Simulation von Nanopartikeln ist darauf zu achten, dass die periodischen Randbedingungen deaktiviert sind. Durch die Steuerung der Ausgabeintervalle ist eine Ausgabe der Position der Atome zu jedem Zeitpunkt möglich . Dies ist besonders bei längeren Simulationen von Bedeutung, um die Größe der Ausgabedatei nicht unnötig zu erhöhen. Intern arbeitet PARCAS mit dimensionslosen reduzierten Einheiten, die vor der Ausgabe jedoch wieder in die einheitenbehafteten realen Werten der Atompositionen umgerechnet werden. Es stehen noch mehr Funktionalitäten, wie die Simulation des Ionenbeschusses und verschiedener Atom-Wechselwirkungstypen zur Verfügung, auf die hier nicht näher eingegangen wird. 42 4. Morphologische Betrachtung für binäre Legierungs-Systeme Im folgenden Kapitel wird der Einfluss der Prozessparameter auf die Synthese der binären Partikel näher erläutert. Besonders hervorgehoben werden hierbei die für die Untersuchung der Einflüsse von Ionenbestrahlung gewählten Standardproben. Da bisher noch keine Erkenntnisse über die CuAu-Partikelherstellung existieren, wurden hierzu grundlegende Versuchsreihen durchgeführt. In Abschnitt 4.3 wird eine Diskussion über die Stabilität der verschiedenen Strukturen und Phasen auf der Basis der Ergebnisse aus den MD-Simulationen geführt. 4.1. Einfluss der Prozessparameter auf Morphologie und Struktur deponierter FePt-Partikel 4.1.1. Ergebnisse zu verschiedenen Aggregationslängen Für die Charakterisierung des Einflusses der Prozessparameter auf FePt-Partikel kann auf die Ergebnisse von Schäffel (2006) zurückgegriffen werden. Der dort bestimmte Einfluss der Aggregationslänge (lA ) auf Partikelgröße und Agglomerationsneigung ist exemplarisch in Abbildung 4.1 gezeigt. Es ist deutlich zu erkennen, dass die Anzahl der Primärpartikel pro Agglomerat (PPPA) für eine kurze Agglomerationslänge am kleinsten ist. Hier ist der Primärpartikeldurchmesser mit einem Wert von dP = 2, 8 nm ebenfalls klein. Da es jedoch für die Untersuchung des Einflusses der Ionenbestrahlung von Vorteil ist, diese Untersuchung an nicht agglomerierten Partikeln durchzuführen, wurde eine Aggregationslänge von 60 mm für die weiteren Experimente gewählt. Wie von F. Schäffel gezeigt, kann dP durch Erhöhung des Sputterdruckes auf pnucl = 1, 5 mbar noch etwas erhöht werden. 4.1.2. Ergebnisse zu verschiedenen Sputterströmen Die Wachstumskinetik der Nanopartikel ist neben dem Nukleationsdruck maßgeblich von der Plasmaenergiedichte und damit dem Sputterstrom abhängig. Wang u. a. (2006) haben 43 4. Morphologische Betrachtung für binäre Legierungs-Systeme Abbildung 4.1.: Abhängigkeit (a) des Partikeldurchmessers und (b) der Anzahl an Primärpartikeln pro Agglomerat (PPPA), von der Aggregationslänge bei FePt-Nanopartikeln (pnucl = 1 mbar, dB1 = 3 mm, dB2 = 4 mm, ISp = 0, 1 A, tB = 10 s) nach [Schäffel, 2006]. gezeigt das durch eine Veränderung der Geometrie des Targets eine direkte Synthese von L10 -geordneten FePt-Partikeln möglich ist [Qiu und Wang, 2006]. Dies ist auf die höhere Plasmaenergiedichte und die durch den geometrisch verringerten Gasfluss reduzierte mittlere freie Weglänge zurückzuführen. Auf Grundlage dieser Überlegungen wurden Versuche zur Untersuchung des Einflusses von hohen Sputterströmen auf den Partikeldurchmesser durchgeführt. Hierfür wurde ein Druck von pnucl = 2, 5 mbar gewählt. Die Abhängigkeit des Partikeldurchmessers sowie die Agglomerationsneigung vom Sputterstrom sind in Abbildung 4.2 dargestellt. Die entsprechenden exemplarischen Übersichtsbilder und Histogramme der Partikelgrößenverteilung sind für die Ströme 0,1 A, 0,3 A und 0,5 A in Abbildung 4.3 gezeigt. Wie aus Abbildung 4.2 ersichtlich wird, steigt der Partikeldurchmesser bei einem Sputterstrom von 0,2 A zunächst auf dP = 4, 4 nm an. Bis zu einem Sputterstrom von 0,5 A sinkt er anschließend auf dP = 3, 3 nm. Die Agglomerationsneigung nimmt mit steigendem Sputterstrom und damit steigendem Materialabtrag zu. Durch die höhere Plasmaenergiedichte und die damit verbundenen Syntheseparameter ist es möglich, auch ohne Modifikation der Geometrie des Targets L10 -geordnete FePt-Partikel zu erzeugen. In Abbildung 4.4 sind HRTEMAufnahmen eines einkristallinen L10 -geordneten FePt-Partikels und eines Ikosaeders mit einem L10 -geordneten Tetraedersegment gezeigt. Die geordeneten Partikel liegen mit einem Durchmesser von 20 nm weit außerhalb des ermittelten Erwartungswertes der Verteilung. Es zeigt sich, dass alle Partikel dieser Größe eine geordnete Struktur aufweisen. Diese Erkenntnis ermöglicht die direkte Untersuchung des Einflusses von Ionenbestrahlung auf 44 4.1. Einfluss der Prozessparameter auf Morphologie und Struktur deponierter FePt-Partikel Abbildung 4.2.: Abhängigkeit (a) des Partikeldurchmessers und (b) der Anzahl an Primärpartikeln pro Agglomerat (PPPA) vom Sputterstrom (pnucl = 2, 5 mbar, lA = 60 mm, dB1 = 2 mm, dB2 = 3 mm). L10 -geordnete Partikel. Der in Abbildung 4.4 dargestellte geordnete Ikosaeder beantwortet die noch weitgehend ungelöste Frage, ob es möglich ist, bei der in einem Ikosaeder vorherrschenden Gitterdehnung, eine geordnete Phase einzustellen. Ob jedoch der gesamte Ikosaeder geordnet ist, ist aus diesem Bild nicht erkennbar, da die restlichen Tetraeder in einer anderen Zonenachse zum Elektronenstrahl liegen und so außerhalb des Winkelbereiches αOrd sind, unter dem eine L10 -Ordnung erkennbar ist (vgl. dazu Abschnitt 2.1). Für die Zusammensetzung der Proben ergab sich aus EDX-Messungen eine stöchiometrische Zusammensetzung von F e50 P t50 in den Partikeln bei hohen Strömen. Ausgenommen ist hierbei die Probe bei 0,1 A, hier ergab sich eine Zusammensetzung von F e70 P t30 . Dies wird auf den hohen Druck von 2,5 mbar zurückgeführt, durch den ein relativ hoher Volumenstrom erzeugt wird, der bedingt durch den bei ISp = 0, 1 A geringen Materialabtrag offensichtlich nicht die Ausbildung eines ausreichend stabilen übersättigten Metalldampfs ermöglicht. 45 4. Morphologische Betrachtung für binäre Legierungs-Systeme Abbildung 4.3.: Exemplarische Übersichtsbilder, sowie die Partikelgrößenverteilung der FePtProben bei verschiedenen Sputterströmen (pnucl = 2, 5 mbar, lA = 60 mm, dB1 = 2 mm, dB2 = 3 mm). Abbildung 4.4.: (a) L10 -geordnetes FePt-Partikel und (b) L10 -geordneter FePt-Ikosaeder. 46 4.1. Einfluss der Prozessparameter auf Morphologie und Struktur deponierter FePt-Partikel 4.1.3. Verwendete Standardprobe Eine Vergleichbarkeit der Bestrahlungsergebnisse setzt eine geeignete Standardprobe voraus. Diese sollte gut reproduzierbar und durch geeignete Standardparameter der Synthese erreichbar sein. Die Parameter sind nach folgenden Kriterien ausgewählt: • Stabilität der Prozessparameter und damit gute Reproduzierbarkeit • großer Primärpartikeldurchmesser mit einer geringen Breite der Verteilung • geringe Anzahl an Primär-Partikeln pro Agglomerat Um die gewählten Kriterien optimal zu erfüllen, wird eine Aggregationslänge von 60 mm gewählt und somit nahezu ein Primärpartikel pro Agglomerat erhalten. Um eine hohe Reproduzierbarkeit und damit Vergleichbarkeit der Proben zu gewähren, wird bei 1,5 mbar und 0,1 A gearbeitet, da die Reproduzierbarkeit und die Stabilität der Prozessparamter bei hohen Drücken (pnucl = 2, 5 mbar) nicht gewährleistet ist. Ein Übersichtsbild, ein HRTEMBild, sowie die dazugehörige Partikelgrößenverteilung einer Standardprobe, die mittels dieses Parametersatzes hergestellt wurde, sind in Abbildung 4.5 gezeigt. Durch eine geringe Depositionszeit von 10 s wurde vermieden, dass die Partikel zu dicht aneinander liegen und als auf dem Substrat entstandene Agglomerate erscheinen. Mit einer Standardabweichung von σ=1,1 nm ist eine hinreichend monodisperse Verteilung des Partikeldurchmessers gegeben. Abbildung 4.5.: (a) TEM-Übersichtsaufnahme, (b) Exemplarisches HRTEM-Bild und (c) Größenverteilung der FePt Standardprobe (pnucl = 1, 5 mbar, ISp = 0, 1 A, lA = 60 mm, tB =10 s), dB1 = 3 mm, dB2 = 4 mm). In Tabelle 4.1 sind die aus HRTEM-Aufnahmen gewonnenen prozentualen Verteilungen der verschiedenen Morphologien gezeigt, die im Folgenden die Grundlage für die Auswertung der anschließenden Bestrahlungsexperimente bilden. Die Kenntnis der prozentualen 47 4. Morphologische Betrachtung für binäre Legierungs-Systeme Ausgangsverteilung der Morphologien ist wichtig, um nach der Bestrahlung eine Aussage über die Umwandlung der einzelnen Morphologien geben zu können. Die 3% an L10 geordneten Partikeln liegen mit ihrem Durchmesser innerhalb der Größenverteilung. Eine Identifikation des Einflusses der Ionenbestrahlung auf diese Partikel ist somit nicht möglich, da nach der Bestrahlung unklar ist, ob das Partikel zuvor geordnet oder ungeodnet gewesen ist. Für diesen Zweck wird zusätzlich zu den Standardproben eine Probe bestrahlt, die die in Abschnitt 4.1.2 beschriebenen ca. 20 nm großen FePt-Nanopartikel enthält, die nach der Bestrahlung leicht identifiziert werden können. Tabelle 4.1.: Prozentuale Verteilung der verschiedenen Morphologien der FePt-Standardprobe. Einkristallin (53 ± 4)% Einfach verzwillingt (14 ± 2)% Ikosaeder (12 ± 2)% Dekaeder (1 ± 1)% Polykristallin (20 ± 3)% L10 geordnet (3 ± 1)% Für die Einstellung der L10 -Ordnung ist es notwendig, dass die Zusammensetzung der Partikel in der Nähe der stöchiometrischen FePt-Legierung liegt (50 at. % Fe und 50 at. % Pt). Dies wurde mit Hilfe von EDX-Messungen überprüft und die Zusammensetzung der Standardproben-Partikel zu F e55 P t45 bestimmt. Damit liegt die Zusammensetzung dieser Partikel nahezu optimal im Stabilitätsgebiet der L10 -Phase (vgl. Phasendiagramm; Abbildung 2.2). 48 4.2. Einfluss der Prozessparameter auf Morphologie und Struktur deponierter CuAu-Partikel 4.2. Einfluss der Prozessparameter auf Morphologie und Struktur deponierter CuAu-Partikel Für die CuAu-Legierungspartikel waren die Abhängigkeiten des Partikeldurchmessers und der Agglomerationsneigung von den Prozessparametern bisher nicht untersucht. Es wurden daher im Vorfeld einige grundlegende Experimente durchgeführt, deren Ziel jedoch nicht die vollständige Charakterisierung der Abhängigkeit der Partikeleigenschaften von den Prozessparametern war. Vielmehr wurden diese Experimente mit der Zielsetzung durchgeführt, eine für die Bestrahlungsexperimente geeignete Probe zu finden. Die Resultate dieser Voruntersuchungen sind im Folgenden zusammengefasst. 4.2.1. Ergebnisse zu verschiedenen Aggregationslängen Abbildung 4.6 zeigt die Abhängigkeiten des Primärpartikeldurchmessers und des Agglomerationsgrades von der Aggregationslänge lA für CuAu-Nanopartikel. Im Gegensatz zu den FePt-Partikeln steigt der Erwartungswert des Primärpartikeldurchmessers monoton mit lA . Bei der kürzesten Aggregationslänge von lA = 60 mm ist der Partikeldurchmesser mit dP = 4, 7 nm am kleinsten und steigt bis zu einem Wert von dP = 5, 5 nm bei der maximalen Aggregationslänge von lA = 200 mm an. Die Ausbildung eines Plateaus, wie es bei den FePt-Partikeln beobachtet wird, wird nicht gefunden. Die Anzahl der Primärpartikel pro Agglomerat hingegen nimmt mit steigender Aggregationslänge ab. Der größte Wert von 2,7 Primärpartikeln pro Agglomerat wird für eine kurze Aggregationslänge von lA = 60 mm erreicht. Dahingegen wird der kleinste Wert von 1,5 Primärpartikeln pro Agglomerat für die größte an der Nanodep 60 einstellbare Aggregationslänge von lA = 200 mm beobachtet. Da die Kammerwände der Nukleationskammer wassergekühlt sind, kann davon ausgegangen werden, dass das Temperaturprofil für die FePt- und CuAu-Nanopartikel identisch ist. Das unterschiedliche Agglomerations- und Sinterverhalten von Partikeln dieser beiden Legierungen deutet daher auf eine deutlich unterschiedliche Wachstumskinetik hin. Wie Tabelle 4.2 zu entnehmen ist, unterscheiden sich bereits die Schmelztemperaturen der reinen Elemente der Legierungen um etwa 500 K, was eine veränderte Kinetik bei Diffusionsgesteuerten Prozessen erwarten lässt. In Tabelle 4.2 ist ein Vergleich der thermischen Leitfähigkeit und des Schmelzpunktes für die reinen Elemente gegeben. Durch den 500 K geringeren Schmelzpunkt von Cu bzw. Au ändert sich die Kinetik während der Partikelsynthese. Zudem ist aus den unterschiedlichen Werten der Aktivierungsenergie der Oberflächendiffusion von CuAu- und FePt-Nanopartikeln eine (unter ansonsten gleichen Bedingungen) niedrigere Koaleszenzzeit τKoa zu erwarten (vgl. Abschnitt 2.2). 49 4. Morphologische Betrachtung für binäre Legierungs-Systeme Abbildung 4.6.: Abhängigkeiten (a) des Partikedurchmessers und (b) der Primärpartikel pro Agglomerat (PPPA) von der Aggregationslänge bei CuAu-Partikeln (pnucl = 1, 5 mbar, ISp = 0, 1 A, tB = 10 s, dB1 = 3 mm, dB2 = 4 mm). Die Abhängigkeit der Koaleszenzzeit τKoa und der Kollisionszeit τKoll vom Partikeldurchmesser sind für FePt-Partikel (Ea = 0, 7 eV /Atom) und CuAu-Partikel (Ea = 0, 25 eV /Atom) in Abbildung 4.7 schematisch dargestellt. Hierbei wurde davon ausgegangen, dass die Kollisionszeit τKoll durch das identische Temperaturprofil für beide Systeme gleich ist. Betrachtet man die Verweilzeiten τ60 mm und τ200 mm der Partikel in der Nukleations- und Aggregationskammer, so wird ersichtlich, dass innerhalb der Verweilzeit τ200 mm die CuAuPartikel im Gegensatz zu den FePt-Partikeln nicht agglomerieren können. Die hohe Agglomerationsneigung der CuAu-Partikel bei einer Aggregationslänge von lA = 60 mm ist somit auf eine Agglomeration auf dem Substrat, durch die hohe Belegdichte im Vergleich zu einer Aggregationslänge von lA = 200 mm, zurückzuführen. Dies wird auch durch die in Abschnitt 4.2.4 vorgestellten Ergebnisse der Deposition von CuAu-Partikeln in einem Magnetfeld deutlich (vgl. Abbildung 4.10). 50 4.2. Einfluss der Prozessparameter auf Morphologie und Struktur deponierter CuAu-Partikel Tabelle 4.2.: Aktivierungsenergie der Oberflächendiffusion Ea und Schmelztemperatur TS der verwendeten Metalle Cu, Au, Fe und Pt sowie derern Legierungen FePt und CuAu. a b Element Ea [eV/Atom] TS [K] Referenz Cu 0,95 1357 [Bonzel, 1990] Au 0,87 1338 [Bonzel, 1990] Fe 2,6 1808 [Bonzel, 1990] Pt 0,93 2045 [Bonzel, 1990] FePt 0,7 1853 [Stappert, 2000]a CuAu 0,25 1183 [Schneider, 2008]b Aktivierungsenergie der Oberflächendiffusion für FePt-Nanopartikel. Aktivierungsenergie der Oberflächendiffusion von CuAu-Nanopartikeln. Abbildung 4.7.: Abhängigkeit der Kollisionszeit τKoll und der Koaleszenzzeiten τKoa vom Partikeldurchmesser für FePt- und CuAu-Partikel. Die Koaleszenzzeit ist für die Aktivierungsenergien der Oberflächendiffusion Ea = 0, 7 eV/Atom (FePt) und Ea = 0, 25 eV/Atom (CuAu) dargestellt. Die gestrichelten horizontalen Linien beschreiben die Flugzeiten bei verschiedenen Aggregationslängen (60 mm und 200 mm). 51 4. Morphologische Betrachtung für binäre Legierungs-Systeme 4.2.2. Variation des Nukleationsdruckes In Abbildung 4.8 sind typische HRTEM und TEM-Übersichtsbilder von FePt-Partikeln gezeigt, die bei verschiedenen Drücken in der Nukleationskammer hergestellt wurden. Hierbei wurde bei den Drücken pnucl = 1, 5 mbar und pnucl = 2, 5 mbar jeweils die Blendenkonfiguration so modifiziert, dass sich eine möglichst große Partikelausbeute ergab (pnucl = 1, 5 mbar: dB1 = 3 mm, dB2 = 4 mm; pnucl = 2, 5 mbar: dB1 = 2 mm, dB2 = 3 mm). Die Partikel haben unabhängig vom Sputterdruck überwiegend eine ikosaedrische Form. Bei pnucl =1,5 mbar sind im Mittel 2,7 Primärpartikel pro Agglomerat vorhanden, wohingegen bei dem höheren Nukleationsdruck von pnucl =2,5 mbar ein Wert von 4 Primärpartikeln pro Agglomerat gemessen wurde. Betrachtet man den Erwartungswert der Partikelgrößenverteilung, so fällt auf, dass bei Druckerhöhung der Durchmesser von 4,7 nm auf 8,3 nm ansteigt. Damit einher geht eine Erhöhung der Standardabweichung σ von 0,9 nm auf 2 nm, was auf das Auftreten der schon erwähnten 20 nm großen Ikosaeder zurückzuführen ist. Die Zunahme des Partikeldurchmessers mit steigendem Druck kann nach dem Wachstumsmodell von Flagan und Lunden (1995) erklärt werden. Zwei Mechanismen bedingen das Wachstum bei höheren Drücken: Das Anlagern von Metallatomen aus dem Metalldampf sowie das Wachstum durch Koagulation und Koaleszenz. Durch die höhere Gasdichte bei höheren Drücken können mehr Gasatome ionisiert und auf die Targetoberfläche beschleunigt werden, so dass der Sputterabtrag steigt. Mit steigendem Druck sinkt die mittlere freie Weglänge der Partikel. Da die Koaleszenzzeit druckunabhängig ist, steigt gleichzeitig die Agglomerationsneigung, und es entstehen sowohl größere Partikel als auch Agglomerate mit einer größeren Anzahl an Primärpartikeln. Der Anstieg des Partikeldurchmessers bei Druckerhöhung wurde ebenso für FePt-Partikel festgestellt und in einem Druckbereich von 0,5 mbar bis 1,5 mbar beobachtet [Schäffel, 2006]. 52 4.2. Einfluss der Prozessparameter auf Morphologie und Struktur deponierter CuAu-Partikel Abbildung 4.8.: Übersichts-TEM-Aufnahmen (oben), exemplarische HR-TEM-Bilder ikosaedrischer Partikel (Mitte) und Größenverteilung (unten) von CuAu-Nanopartikeln, die bei Sputterdrücken von 1,5 mbar (links) und 2,5 mbar (rechts) hergestellt wurden. 53 4. Morphologische Betrachtung für binäre Legierungs-Systeme 4.2.3. Verwendete Standardprobe Wie schon für FePt erläutert, wurden auch bei CuAu eine für die Untersuchung der Effekte der Ionenbestrahlung geeignete Standardprobe und entsprechende Standardparameter der Synthese ausgewählt, die folgende Kriterien erfüllen: • Stabilität der Prozessparameter und damit gute Reproduzierbarkeit • großer Primärpartikeldurchmesser mit einer geringen Breite der Verteilung • geringe Anzahl an Partikeln pro Agglomerat Basierend auf den Ergebnissen für verschiedene Aggregationslängen (vgl. Kap. 4.2.1) und Nukleationsdrücke (vgl. Kap. 4.2.2) wurde eine Aggregationslänge von 200 mm und ein Nukleationsdruck von 1,5 mbar gewählt. Der mittlere Partikeldurchmesser von dP = 5, 7 nm mit einer Standardabweichung von σ = 1, 3 nm ist deutlich größer als der entsprechende Durchmesser der FePt Standardprobe. Dies ist durch die oben bereits diskutierte andere Wachstumskinetik von CuAu bedingt. Durch ein stabiles Plasma mit einem Sputterstrom von ISp = 0, 1 A wurde eine hohe Reproduzierbarkeit gewährleistet. In Abbildung 4.9 sind eine TEM-Übersichtsaufnahme, ein HRTEM-Bild sowie die dazugehörige Partikelgrößenverteilung von deponierten CuAu-Partikeln gezeigt, die unter Standardparametern hergestellt wurden. Um eine zu hohe Belegungsdichte und damit eine Agglomeration auf dem Substrat zu vermeiden wurde als Depositionszeit tB = 25 s gewählt. Abbildung 4.9.: (a) TEM-Übersichtsaufnahme, (b) Exemplarisches HRTEM-Bild und (c) Größenverteilung der CuAu Standardprobe (pnucl = 1, 5 mbar, ISp = 0, 1 A, lA = 200 mm, tB =25 s), dB1 = 3 mm, dB2 = 4 mm). 54 4.2. Einfluss der Prozessparameter auf Morphologie und Struktur deponierter CuAu-Partikel Als Grundlage der Auswertung der anschließenden Bestrahlungsexperimente dient die in Tabelle 4.3 zusammengefasste prozentuale Verteilung der beobachteten Partikelmorphologien. Ein Großteil der Partikel besitzt ikosaedrische Form, was auf die geringe Zwillingsgrenzenergie zurückzuführen ist. Der hohe Anteil an polykristallinen Partikeln von 40% impliziert, dass der Sinterprozess bei diesen Partikeln nicht völlig abgeschlossen ist. Geordnete L10 Partikel wurden nicht beobachtet. Dies ist einerseits auf den hohen Anteil ikosaedrischer Partikel aufgrund der geringen Zwillingsgrenzenenergie zurückzuführen, und andererseits dadurch bedingt, dass die Ordnungskinetik aufgrund der im CuAu vergleichsweise niedrigen Ordnungstemperatur verändert ist. Eine Bestimmung der Zusammensetzung der so hergestellten CuAu-Nanopartikel mittels EDX ergab eine mittlere Konzentration von 47 at. % Cu und 53 at. % Au. Damit liegt auch die Zusammensetzung der CuAu-Nanopartikel nahezu optimal im Stabilitätsgebiet der L10 -Phase (vgl. Phasendiagramm; Abbildung 2.3). Tabelle 4.3.: Prozentuale Verteilung der verschiedenen Partikelmorphologien in den CuAuStandardproben. Einkristallin (2 ± 0,8)% Einfach verzwillingt 0% Ikosaeder (57 ± 4)% Dekaeder 0% Polykristallin (41 ± 3)% L10 geordnet 0% 55 4. Morphologische Betrachtung für binäre Legierungs-Systeme 4.2.4. Der Einfluss eines Magnetfeldes während der Deposition Im folgenden Abschnitt wird, herausgelöst aus der bisherigen Betrachtung der Einflüsse der Prozessparameter während der Partikelsynthese, der Einfluss eines Magnetfeldes während der Deposition von CuAu-Nanopartikeln gezeigt. Die gleiche Versuchsanordnung wurde für FePt-Nanopartikeln zu einer Begünstigung der Anordnung auf S-Layern ausgenutzt [Queitsch u. a., 2008]. In Abbildung 4.10 sind exemplarisch TEM-Aufnahmen der Deposition ohne und mit Magnetfeld gezeigt. Die beiden Proben wurden unter identischen Bedingungen erzeugt. Der Unterschied in der Anordnung der Partikel auf der Substratoberfläche ist deutlich zu erkennen. Die Anzahl an Primärpartikeln pro Agglomerat hat sich von 1,9 ohne Magnetfeld auf 1,1 mit Magnetfeld reduziert, wobei der mittlere Partikeldurchmesser konstant bei dP = 5, 2 nm geblieben ist. Ein Vergleich der Belegungsdichten beider Proben (s. Tab. 4.4) zeigt, dass diese mit und ohne Magnetfeld innerhalb der Fehlergrenzen übereinstimmen. Die Anordnung der würfelförmigen Magnete zur Substratoberfläche ist in Abbildung 4.11 a gezeigt. Das TEM-Netzchen befindet sich etwas unterhalb der unteren Kanten der 1 cm x 1 cm großen NdFeB-Magnete. Durch diese Anordnung wird die Probe von einem Magnetfeld durchsetzt, das Feldkomponenten sowohl senkrecht als auch parallel zur Probenoberfläche besitzt. Betrachtet man das Übersichtsbild in Abbildung 4.10 b genauer, so fällt auf, dass sich benachbarte Partikel im Gegensatz zu denen in Abbildung 4.10 a nicht berühren und häufig kleinere Probenbereiche eine hexagonale Anordnungen aufweisen. Dieser Effekt war in wiederholten Experimenten klar reproduzierbar. Eine mögliche Erklärung könnte in einer Dipolwechselwirkung zwischen den feldinduzierten diamagnetischen Momenten der CuAu-Nanopartikel liegen, wie sie in Abbildung 4.11 b schematisch gezeigt ist. Tabelle 4.4.: Vergleich der Belegungsdichten einer Probe mit Magnetfeld und ohne Magnetfeld (siehe auch Bild 4.10). 56 ohne Magnetfeld mit Magnetfeld Bedeckung 8,7 % 8,9 % Fehler der Bedeckung 0,7 % 0,7 % 4.2. Einfluss der Prozessparameter auf Morphologie und Struktur deponierter CuAu-Partikel Abbildung 4.10.: Übersichts-TEM-Aufnahmen (oben und Mitte) und Größenverteilungen (unten) von CuAu-Nanopartikeln, die den Einfluss eines Magnetfeldes von 1 T parallel zur Substratoberfläche während der Deposition zeigen. 57 4. Morphologische Betrachtung für binäre Legierungs-Systeme Eine obere Abschätzung des zu erwartenden induzierten magnetischen Momentes mittels der Suszeptibilität von Gold für 5 nm Gold-Partikel ergibt bei einem magnetischen Feld von 1 T einen Wert von μAu = −0, 32 μB (μB , Bohrsches Magneton). Aus der Literatur ist eine kettenartige Anordnung von Nickel-Nanopartikeln bekannt, die ein magnetisches Moment von μN i = 1, 7 μB bei Zimmertemperatur (300 K) benötigt [Hucht u. a., 2007; Salgueirino-Maceira u. a., 2006]. Das für die Erklärung der Anordnung nötige magnetische Moment ist somit um einen Faktor fünf kleiner. Eine Erhöhung des magnetischen Momentes ist bei von organischen Liganden ummantelten Gold-Partikeln bereits öfters beobachtet worden [Yamamoto u. a., 2004; Dutta u. a., 2007; Crespo u. a., 2005; Hernando u. a., 2006; Rueda u. a., 2007] und wird durch den Ladungsaustausch zwischen den Liganden und der Oberfläche des Nanopartikels erklärt. Unklar ist jedoch, ob durch den Einfluss der Oberfläche auch für „nackte“ Nanopartikel ein zusätzliches magnetisches Moment erzeugt werden kann. Weiterführende detaillierte Experimente sind durch ihre hohe Aufwendigkeit und den begrenzten zeitlichen Rahmen dieser Arbeit nicht möglich gewesen. Die dargestellte Erklärung durch die Induzierung eines diamagnetischen Momentes stellt somit nur einen ersten Erklärungsansatz dar, der durch weiterführende Untersuchungen gestützt werden muss. (a) (b) Abbildung 4.11.: (a) Schematische Darstellung der Platzierung der beiden Magneten relativ zum TEM-Netzchen (blau), (b) Schematische Darstellung des Einflusses von Magnetfeldern in der Substratebene (links) und senkrecht zur Substratebene (rechts) auf die Partikelanordnung infolge von Dipol-Wechselwirkung zwischen den Partikeln. 58 4.3. MD - Rechnungen zur Energieabhängigkeit der konkurierenden Strukturen 4.3. MD - Rechnungen zur Energieabhängigkeit der konkurierenden Strukturen Aus den vorherigen Abschnitten wird ersichtlich, dass die experimentell aus der Gasphase erzeugten CuAu Nanopartikel bevorzugt vielfach verzwillingte Strukturen aufweisen. Durch die Zusammenarbeit mit der Gruppe der Materialmodellierung von Prof. K. Albe an der TU-Darmstadt war es möglich, MD-Simulationen zur Energieabhängigkeit von verschiedenen Partikelmorphologien durchzuführen. Im Folgenden werden die Stabilität der einzelnen Morphologien und Phasen mit Hilfe von MD-Simulationen analysiert, sowie die Energiebeiträge der Oberflächen und Zwillingsgrenzen der einzelnen Strukturen näher betrachtet. 4.3.1. Strukturmodelle und Kontinuumsmodell Um eine möglichst gute Vergleichbarkeit mit den Experimenten zu erzielen, werden der reguläre Dekaeder, der Ikosaeder und der abgestumpfte Oktaeder in Abhängigkeit von ihrer Größe untersucht. Für die Simulation der ungeordneten Strukturen wurden die Cu- und AuAtome zufällig auf die Gitterplätze verteilt. Um bei den vielfach verzwillingten Strukturen (Dekaeder, Ikosaeder) die L10 -Phase zu simulieren, wurden deren tedraedale Basiselemente gemäß der tetragonal geordneten Phase konstruiert. Die verwendeten Strukturmodelle sind in Abbildung 4.12 in der geordneten L10 -Phase dargestellt. (a) Regulärer Dekaeder (b) Ikosaeder (c) Abgestumpfter Oktaeder Abbildung 4.12.: Für die MD-Simulation verwendete Partikelmorphologien. Dargestellt sind jeweils die geordneten Strukturen (rot=Cu, gelb=Au). Um einen analytischen Ausdruck für die Gesamtenergie zu bekommen, ist es notwendig die Beiträge der Oberflächen- und Zwillingsgrenzenergien sowie der elastischen Energien zu kennen. Die Gesamtenergie kann für ein Partikel aus N Atomen folgendermaßen in einem 59 4. Morphologische Betrachtung für binäre Legierungs-Systeme allgemeinen Ausdruck beschrieben werden [Ino, 1969]: E(N ) = V · Ec + W + Atwin (N )γtwin + Ahkl (N )γhkl (4.1) hkl Bei der Betrachtung von einkristallinen Partikeln ist sowohl die durch Verspannungen induzierte elastische Energie W, als auch der Anteil der Zwillingsgrenzenergie γtwin gleich null. Die Gesamtoberflächenenergie hängt von der jeweiligen Partikelstruktur ab. So besitzt ein abgestumpfter Oktaeder sowohl {111}- als auch {100}-Oberflächen. Dahingegen besitzen der Ikosaeder und der reguläre Dekaeder jeweils nur {111}-Oberflächen. Für die Beschreibung der in Ikosaedern und Dekaedern induzierten Spannungen durch die Schließung der Lücken zwischen den einzelnen Tetraedern, existiert ein von Howie und Marks (1984) vorgeschlagener analytischer Ausdruck: WIkosaeder = 2d 2μ(1 + ν) V 1−ν (4.2) μ V, 4(1 − ν) (4.3) WDekaeder = 2d wobei ν das Poisson Verhältnis (als 1 3 angenommen), μ der Schermodul, V das Volumen und d = 0, 0205 eine Strukturkonstante (nach [Ino, 1969]) sind. Durch die Kenntnis der einzelnen Energiebeiträge und der geometrischen Besonderheiten der jeweiligen Struktur ist so eine Bestimmung der Gesamtenergie für unterschiedliche Partikelgrößen möglich. 4.3.2. Das Cleri-Rosato Potential Wie bereits in Kapitel 2.5.2 erläutert, wurden für die Energieabhängigkeit der konkurrierenden Morphologien zwei Wechselwirkungs-Potentiale zum Vergleich verwendet: Das nach Cleri und Rosato und das nach Foiles benannte Potential. In diesem Abschnitt werden zunächst die mit dem Cleri-Rosato-Potential erhaltenen Ergbenisse vorgestellt, sowie eine detaillierte Beschreibung des Ablaufes der Simulation gegeben. In Abbildung 4.13 sind die Ergebnisse der MD-Simulation bei T = 0 K für die verschiedenen Morphologien dargestellt. Die kleinsten untersuchten Partikel bestehen aus 1000, die größten aus 40000 Atomen. Dies entspricht einem Partikeldurchmesser im Bereich von dP = 2 nm bis dP = 8 nm. Da für die verschiedenen Modellpartikel eine Ausgangsstruktur mit willkürlich gewählten Gitterparametern vorgegeben war, wurden diese zunächst hinsichtlich der Atompositionen relaxiert. Nach einem Zeitintervall von τrel = 80 ps stellte sich jeweils eine stabile Temperatur von Trel = 0 K ein, was den Abschluss der strukturellen Relaxation und die thermische Equilibrierung der Partikel bedeutet. Durch rasches Abkühlen (Rate: 1 K/ps) von Partikeln oberhalb der Schmelztemperatur wurden darüber hinaus 60 4.3. MD - Rechnungen zur Energieabhängigkeit der konkurierenden Strukturen amorphe Partikelstrukturen generiert. Die Überprüfung der Kristallinität des amorphen Partikels wurde mit der Methode von Mendez-Villuendas und Bowles (2007) durchgeführt. Bei einigen der so erzeugten amorphen Partikel stellte sich heraus, dass die Oberfläche der Partikel primär mit Goldatomen besetzt ist, während im Inneren keine Segregation festzustellen ist. Durch die nachträgliche Vertauschung sämtlicher Gold- und Kupferatome eines solchen Partikels ergibt sich eine Zunahme der Gesamtenergie des Teilchens um etwa 40 meV. In den Diagrammen ist jeweils die günstigere Konfiguration eines Partikels mit Gold an der Oberfläche gezeigt. Für die so erzeugten CuAu-Nanopartikel unterschiedlicher Morphologien sind in Abbildung 4.13 die mittleren Kohäsionsenergien pro Atom aufgetragen. In das Diagramm sind zusätzlich die Bulk-Werte der geordneten L10 - und der ungeordneten A1-Phase sowie einer amorphen Struktur als horizontale Linien eingezeichnet. Die entsprechenden Rechnungen wurden durch analoge Simulationen von Kristallen mit entsprechenden Strukturen (A1, L10 und amorph) unter periodischen Randbedingungen durchgeführt. Bei allen untersuchten Strukturen steigt die Kohäsionsenergie pro Atom mit abnehmender Partikelgröße an. Dies ist auf den steigenden Oberflächenanteil der Atome zurückzuführen. Für alle Partikelmorphologien zeigt sich, dass die L10 -Phase energetisch günstiger als die ungeordnete A1-Phase ist. Eine chemische Ordnung der Partikel ist somit (zumindest energetisch) favorisiert. Allerdings nimmt die Energiedifferenz zwischen L10 - und A1-Phase mit sinkendem Partikeldurchmesser ab. Sie beträgt bei einem Partikeldurchmesser von dP ≈ 8 nm für alle Strukturen etwa 40 meV pro Atom und sinkt bei einem Partikeldurchmesser von dP ≈ 2 nm auf etwa 30 meV. Es ist somit eine Abnahme der thermischen Stabilität der geordneten L10 -Phase mit abnehmendem Partikeldurchmesser (ΔEL10−A1 → 0), sowie ein Annähern der Energiedifferenz zwischen geordneter L10 - und ungeordneter A1-Phase für große Partikelduchmesser (dP ≥ 8 nm) an den Bulk-Wert von ΔEL10−A1 = 40 meV zu erkennen. Die einzelnen Partikelmorphologien liegen sowohl für die ungeordnete A1-Phase als auch für die geordnete L10 -Phase energetisch sehr dicht beieinander, wobei bei Partikeln mit weniger als 5000 Atomen (dP = 4 nm) die Stabilität vom abgestumpften Oktaeder über den Ikosaeder hin zum regulären Dekaeder abnimmt. Für deutlich größere Partikel wird jedoch der Ikosaeder mit seinen 30 Zwillingsgrenzen energetisch am ungünstigsten. Auffällig ist der Verlauf der Kohäsionsenergie der amorphen Partikel. Für einen makroskopischen metallischen Festkörper nimmt die Stabilität von der amorphen über die ungeordnete A1-Phase hin zur geordneten L10 -Phase zu. Dies wird auch durch die MDRechnungen mit dem Cleri-Rosato-Potential bestätigt (vgl. horizontale Linien in Abbildung 4.13). Für Partikel mit weniger als 3000 Atomen (dP = 3 nm) zeigen die MD-Simulationen 61 4. Morphologische Betrachtung für binäre Legierungs-Systeme Abbildung 4.13.: Kohäsionsenergien der verschiedenen Morphologien der CuAu-Partikel für das Cleri-Rosato-Potential. Die horizontalen Linien zeigen die Bulk-Werte. mit dem Cleri-Rosato-Potential jedoch eine andere Tendenz. Bei solch kleinen Partikeln ist die amorphe Phase energetisch günstiger als die ungeordnete kristalline A1-Phase. Im Experiment werden amorphe Partikel allerdings nicht beobachtet. Dies ist einerseits darauf zurückzuführen, dass amorphe Bereiche eines Nanopartikels auf einem amorphen Substrat schwer nachzuweisen sind. Zum anderen wird die Vereinigung eines amorphen mit einem (ggf. größeren) kristallinen Primärpartikel (während der Agglomeration) sicherlich zur Rekristallisation des amorphen Phasenanteils führen. 4.3.3. Das Foiles Potential Wie bereits in Kapitel 2.5.2 beschrieben, werden die MD-Simulationen auch unter Verwendung des Potentials von Foiles durchgeführt. In Abbildung 4.14 ist die Abhängigkeit der Kohäsionsenergie pro Atom für die Morphologien Ikosaeder, regulärer Dekaeder und abgestumpfter Oktaeder, bestehend aus 1000 (dP = 2 nm) bis hin zu 40000 Atomen (dP = 8 nm), dargestellt. Wie bereits für das Cleri-Rosato Potential beschrieben, wurden alle verwendeten Strukturen über eine Zeitspanne von 80 ps relaxiert, bis sie eine stabile Endtemperatur von Trel = 0 K erreicht hatten. Für die amorphen Strukturen wurde wieder 62 4.3. MD - Rechnungen zur Energieabhängigkeit der konkurierenden Strukturen ein geschmolzenes Partikel mit einer Rate von 1 K/ps abgekühlt. Die Überprüfung der Kristallinität des amorphen Partikels wurde mit der Methode von Mendez-Villuendas und Bowles (2007) durchgeführt. Für einige Partikel tritt, ähnlich wie beim Cleri-Rosato-Potential, eine Segregation von Gold-Atomen an der Oberfläche auf. Eine Vertauschung von Goldund Kupferatomen ergab eine Energiedifferenz von ≈40 meV. Auch hier ist die günstigere Konfiguration in das Diagramm eingezeichnet. Die horizontalen Linien in Abbildung 4.14 entsprechen den unter periodischen Randbedingungen simulierten Bulk-Kohäsionsenergien pro Atom für einen makroskopischen Kristall in der A1-Phase und der L10 -Phase sowie für einen amorphen Festkörper. Abbildung 4.14.: Kohäsionsenergien der verschiedenen Morphologien der CuAu-Partikel für das Foiles-Potential. Die horizontalen Linien zeigen die Bulk-Werte. Betrachtet man den Verlauf der Kohäsionsenergie aller Partikelmorphologien, so zeigt sich der gleiche Trend der Abnahme der Kohäsionsenergie pro Atom mit steigender Partikelgröße. Diese Abnahme ist auf das sinkende Oberflächen-zu-Volumenverhältnis zurückzuführen. Wieder ergibt sich, dass für alle Partikelmorphologien die geordnete L10 -Phase energetisch günstiger ist als die ungeordnete A1-Phase. Der Energieunterschied ΔEL10−A1 zwischen der L10 -Phase und der A1-Phase ist wiederum abhängig von der Partikelgröße und steigt von ΔEL10−A1 ≈ 30 meV für kleine Partikel (1000 Atome, dP = 2 nm) 63 4. Morphologische Betrachtung für binäre Legierungs-Systeme auf ΔEL10−A1 ≈ 40 meV für die größten (40000 Atome, dP = 8 nm) untersuchten Partikelmorphologien. Die Abnahme der thermischen Stabilität der geordneten L10 -Phase mit abnehmendem Partikeldurchmesser (ΔEL10−A1 → 0), sowie die Annäherung der Energiedifferenz zwischen geordneter L10 - und ungeordneter A1-Phase für große Partikeldurchmesser (dP ≥ 8 nm) an den simulierten Bulk-Wert von ΔEL10−A1 = 44 meV ist somit auch für das von Foiles entwickelte Potential erkennbar. Wie bereits beim Cleri-Rosato-Potential bemerkt, zeigt sich die einkristalline Morphologie als die energetisch günstigste für alle simulierten Partikelgrößen. Für Partikel mit weniger als 10000 Atomen (dP ≤ 5 nm) ist sowohl in der A1-Phase als auch in der L10 -Phase der Ikosaeder dem regulären Dekaeder energetisch überlegen. Für Partikel mit mehr als 10000 Atomen (dP ≥ 5 nm) werden die zahlreichen Zwillingsgrenzen energetisch kostspielig und der reguläre Dekaeder ist favorisiert. Auch für das Foiles-Potential nimmt die Stabilität eines makroskopischen Festkörpers von der amorphen Phase zur einkristallinen ungeordneten A1-Phase bis hin zur geordneten L10 -Phase zu (vgl. horizontale Linien in Abbildung 4.14). Im Vergleich zum Cleri-RosatoPotential zeigt sich für die Kohäsionsenergie pro Atom der amorphen Partikel ein anderer Verlauf. Die amorphen Partikel liegen für den simulierten Bereich bis zu 40000 Atomen (dP = 8 nm) mit ihrer Kohäsionsenergie pro Atom zwischen der A1-Phase und der L10 Phase. Hierbei ist die Tendenz zu erkennen, dass für größere Systeme (ab 40000 Atomen, dP ≥ 8 nm) die amorphe Phase wieder energetisch ungünstiger wird als die kristalline A1Phase und somit dem für einen makroskopischen Festkörper bestimmten Stabilitätsverlauf entspricht. Der Vergleich der erhaltenen Resultate der MD-Simulationen mit dem Foiles-Potential und dem Cleri-Rosato-Potential zeigt, dass grundlegende Trends wie die Zunahme der Kohäsionsenergie pro Atom mit steigender Partikelgröße für beide Potentiale vorliegen. Die Energiedifferenz zwischen geordneter L10 - und ungeordneter A1-Phase variiert nur minimal und strebt für große Systeme gegen den für makroskopische Systeme bekannten Wert. Die Absolutwerte der Kohäsionsenergie pro Atom unterscheiden sich jedoch aufgrund der zugrunde liegenden verschiedenen Entwicklungen der Potentiale. Interessant ist in beiden Fällen der Verlauf der Kohäsionsenergie pro Atom für die amorphen Partikel. Es zeigt sich, dass die amorphe Phase ab einer vom Potential abhängigen Partikelgröße für CuAu-Nanopartikel energetisch favorisiert ist bezüglich der kristallinen ungeordneten A1-Phase. Diese Tatsache dient in Kapitel 5.4 als unterstützende Erklärung der ionenstrahlinduzierten Strukturumwandlung in CuAu- und FePt-Nanopartikeln. 64 5. Ionenstrahlexperimente zur Beinflussung von Morphologie und Struktur Vor der Durchführung der experimentellen Arbeiten zur Ionenbestrahlung der FePt- und CuAu-Nanopartikel wurden zunächst Monte-Carlo-Simulationsrechnungen zum zu erwartenden Einfluss der Bestrahlung durchgeführt, um daraus die experimentellen Bedingungen für die Bestrahlungsexperimente zu definieren. Im Folgenden werden daher zunächst diese Modellrechnungen vorgestellt (Kapitel 5.1), bevor im Anschluss daran die Experimente beschrieben werden (Kapitel 5.2 und 5.3). 5.1. Monte-Carlo-Rechnungen zur Wechselwirkung zwischen Ionen und Festkörper Um eine quantitative Aussage über die deponierte Energie und den Sputterabtrag während des Ionenbeschusses treffen zu können, wurden für die beiden Systeme FePt und CuAu Monte-Carlo (MC)-Rechnungen mit dem Software-Paket SRIM durchgeführt (vgl. Kapitel 2.4.2). Da der Einfluss der Oberfläche bei Nanopartikeln besonders groß ist, können die aus den MC-Rechnungen erhaltenen Werte jedoch nur als Richtwerte dienen. Um bessere Simulationsergebnisse zu erhalten, sind anstelle der Standardparameter für Platzwechselenergien, Gitterbindungsenergien und Oberflächenbindungsenergien die elementspezifischen Energien eingegeben worden. Die Platzwechselenergie Eth wurde hierbei nach Gleichnung 2.27 berechnet. Die verwendeten Oberflächenenergien US und Gitterbindungsenergien Ec wurden der Literatur entnommen [Kudriavtsev u. a., 2005]. Betrachtet man die so erhaltenen Werte (s. Tab. 5.1), so zeigt sich, dass durch die größere Bindungsenergie von Fe und Pt auch die Oberflächenbindungsenergien über denen von Cu bzw. Au liegen. Um den Einfluss der Oberfläche während der Simulation möglichst weitgehend zu berücksichtigen, wurden dünne Schichten simuliert, deren Dicke sich aus der Kantenlänge eines Würfels mit dem gleichen Volumen wie dem des Nanopartikels ergibt. Für ein FePt-Nanopartikel 65 5. Ionenstrahlexperimente zur Beinflussung von Morphologie und Struktur mit einem Durchmesser von 4 nm ergibt sich so eine Schichtdicke von 3,2 nm. Tabelle 5.1.: Verwendete Ausgangsparameter für die MC-Simulation von FePt und CuAu in der SRIM-Software nach Kudriavtsev u. a. (2005). Hierbei bedeuten Eth die Platzwechselenergie, US die Oberflächenbindungsenergie und Ec die Gitterbindungsenergie. Eth [eV] US [eV] Ec [eV] Fe 23,7 4,2 4,28 Pt 69,8 5,02 5,77 Cu 20,0 3,48 3,54 Au 57,4 4,13 3,93 5.1.1. Energieeintrag und Leerstellenerzeugung bei He+ -Bestrahlung In den Abbildungen 5.1 a und 5.1 b sind die bei der Bestrahlung der Probe von den Ionen verlorenen Energien sowie die erzeugten Leerstellen pro He+ -Ion jeweils für eine FePtund eine CuAu-Schicht nach dem He+ -Beschuss dargestellt. Die gesamte im Nanopartikel deponierte Energie steigt sowohl für FePt als auch CuAu von etwa 250 eV bei einer Ionenenergie von 0,5 keV auf 700 eV bei 40 keV an. Im Energiebereich bis zu 5 keV ist die in CuAu deponierte Energie höher als der Verlust in FePt. Der in Abbildung 5.1 dargestellte Gesamtenergieverlust enthält je nach Ionenenergie unterschiedliche Beiträge durch die Ionisierung von Gitteratomen, die Anregung von Phononen sowie die Erzeugung von athermischen Leerstellen im Gitter. Den größten Anteil hat hierbei die Ionisation von Atomen. Er beträgt bei Energien unter 10 keV etwa 50% und steigt auf 95% bei 40 keV. Der mit zunehmender Ionenenergie abnehmende Energieverlust durch Anregung von Phononen (hier nicht gezeigt) kann bei geringen Ionenenergien bis zu etwa 100 eV/Ion betragen. Abschätzungen zeigen, dass bei den im Experiment realisierten Ionenströmen - im Mittel trifft alle 3 s ein Ion ein Nanopartikel - dieser relativ hohe phononische Energieeintrag aufgrund der sehr schnellen Thermalisierung der Nanopartikel mit dem Substrat (innerhalb von deutlich weniger als 1 ns) nicht zu einer Aufheizung der Partikel führt. Wie aus einem Vergleich mit der Abhängigkeit der Leerstellenerzeugungsrate von der Ionenenergie in Abbildung 5.1 b ersichtlich wird, ist der in CuAu zu beobachtende stark nichtlineare Anstieg des Energieverlustes bei kleinen Energien mit der in CuAu bei 1 keV mit 2 Leerstellen pro Ion maximalen Leerstellenerzeugungsrate zurückzuführen. Bei FePt ist dieses Maximum mit 1 Leerstelle pro Ion deutlich geringer ausgeprägt und liegt zwischen Ionenenergien von 1 keV und 3 keV. Nach Überschreiten des Maximums sinkt die Leerstellenproduktion ab und erreicht bei 10 keV für FePt einen Wert von 0,5 Leerstellen pro Ion und für CuAu einen Wert von 66 5.1. Monte-Carlo-Rechnungen zur Wechselwirkung zwischen Ionen und Festkörper 0,6 Leerstellen pro Ion. Dieser Verlauf ist maßgeblich durch die Energieabhängigkeit des nuklearen Wirkungsquerschnittes bedingt (vgl. Kapitel 2.4.1). Aus diesen Simulationsrechnungen ergibt sich somit, dass bei einer Bestrahlung mit He+ -Ionen eine Energie von 1 keV für die Erzeugung einer möglichst hohen Leerstellenkonzentration innerhalb der Nanopartikel optimal ist. Letzteres führt zu einer Umordnung der Atome innerhalb des Partikels, was für die Einstellung der Ordnung hilfreich sein könnte. 67 5. Ionenstrahlexperimente zur Beinflussung von Morphologie und Struktur Abbildung 5.1.: Ergebnisse der MC-Rechnungen mittels SRIM. (a) He+ -Ionenenergieverlust in CuAu und FePt für verschiedene Energien. (b) Leerstellenerzeugung pro He+ -Ion in CuAu und FePt. 68 5.1. Monte-Carlo-Rechnungen zur Wechselwirkung zwischen Ionen und Festkörper 5.1.2. Bestimmung der Sputterraten bei He+ -Bestrahlung Neben der Leerstellenerzeugung ist auch der Sputterabtrag eine Funktion des nuklearen Wirkungsquerschnittes. Die Abhängigkeit des Sputterabtrages von der Ionenenergie ist in Abbildung 5.1.2 gezeigt. Für CuAu ergibt sich ein höherer Sputterabtrag als für die FePt-Legierung, was durch den Unterschied der Oberflächenbindungsenergien bedingt ist. Für Ionenenergien von 1 keV erreichen die Sputterraten für beide Materialien jeweils ein Maximum, das im Fall von CuAu bei 0,128 Atomen pro Ion und im Fall von FePt bei 0,077 Atomen pro Ion liegt. Diese Werte ergeben sich jeweils aus den Summen der gesputterten Fe- bzw. Cu- und Pt- bzw. Au- Atome. Der Anteil an gesputterten Fe- bzw. Cu- Atomen ist dabei wegen der geringeren Oberflächenbindungsenergie höher als der von Pt bzw. Au. Bis 40 keV sinkt die Sputterrate auf 0,045 Atome pro Ion für CuAu und 0,036 Atome pro Ion für FePt. Der beobachtete Verlauf zeigt somit die gleiche Abhängigkeit vom nuklearen Wirkungsquerschnitt wie die Leerstellenerzeugung, was das Sinken des Sputterabtrages für hohe Ionenenergien erklärt (vgl. Kapitel 2.4.1). Abbildung 5.2.: Sputterabtrag pro He+ -Ion für CuAu und FePt aus MC-Rechnungen mittels SRIM. 69 5. Ionenstrahlexperimente zur Beinflussung von Morphologie und Struktur 5.2. Ergebnisse der Ionenbestrahlung von FePt Partikeln Die Experimente zur Ionenbestrahlung von FePt-Partikeln wurden insbesondere im Hinblick auf die Fragestellung durchgeführt, inwieweit die L10 -Ordnungseinstellung in diesen Partikeln durch die Bestrahlung gefördert oder verhindert wird. 5.2.1. Einfluss der Ionendosis Neben den Bestrahlungsversuchen mit He+ wurden Experimente mit Ar+ durchgeführt. Da Argon die 10-fache Masse von Helium besitzt, wird mit Ar+ -Ionen ein deutlich höherer Sputterabtrag bewirkt als durch He+ . Dies machte es selbst bei geringen Dosen von 1016 Ionen cm2 unmöglich, nach der Ar+ -Bestrahlung noch Partikel auf dem Substrat zu finden, sodass eine HRTEM-Auswertung bestrahlter Proben nicht möglich war. Aus der Arbeit von Dmitrieva u. a. (2005) ist bekannt, dass bei He+ -Bestrahlung signifikante strukturelle Umwandlungen in den Nanopartikeln erst ab Dosen von 3 · 1017 Ionen cm2 auftreten. Diese Ergebnisse werden durch die im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten und einer Ionenenergie von 5 keV wird Experimente bestätigt. Bei Dosen von 1 · 1017 Ionen cm2 das Einsetzen der Versinterung benachbarter Partikel beobachtet, wie dies exemplarisch in wird eine verstärkte UmAbbildung 5.3 gezeigt ist. Erst ab einer Dosis von 3 · 1017 Ionen cm2 wandlung von ikosaedrischen zu einkristallinen Partikeln gefunden. In allen Fällen ergibt sich eine Zerstörung der L10 -Ordnung. Wie in Kapitel 4.1.2 gezeigt, sind hinreichend große Partikel (dP ≥ 15 nm) stets L10 -geordnet. Dies erlaubt es, den Einfluss der Ionenbestrahlung auf geordnete Partikel explizit zu charakterisieren. Eine vergleichende Untersuchung der Struktur entsprechend großer Partikel vor und nach der Bestrahlung zeigt, dass 1 keV He+ -Ionen die L10 -Ordnung zerstören. Dies ist exemplarisch in Abbildung 5.4 gezeigt. Wie aus den als Insets gezeigten Diffraktogrammen ersichtlich ist, weist das unbestrahlte Partikel eindeutig eine L10 -Überstruktur auf, während ein identisch orientiertes Partikel nach der Bestrahlung keine Überstruktur erkennen lässt. 70 5.2. Ergebnisse der Ionenbestrahlung von FePt Partikeln Abbildung 5.3.: HRTEM-Bilder zur Versinterung von je zwei <110>-orientierten FePt-Partikeln. (a) Verzwillingtes Primärpartikel. (b) Durch (Zwillings-) Sinterhals verbundene Primärpartikel. Insets: Diffraktogramme. Abbildung 5.4.: Zerstörung der geordneten L10 -Phase in großen FePt-Nanopartikeln durch 1 keV + He+ (Dosis = 3 · 1017 He cm2 ). (a) HRTEM-Bild eines unbestrahlten Partikel. (b) HRTEM-Bild eines Partikels nach der Bestrahlung. Insets: Diffraktogramme. 71 5. Ionenstrahlexperimente zur Beinflussung von Morphologie und Struktur 5.2.2. Einfluss der Ionenenergie Da es bisher keinen Hinweis auf die Einstellung der L10 -Ordnung durch He+ -Bestrahlung in FePt-Nanopartikeln gibt, wurde eine systematische Untersuchung des Einflusses der Ionenenergie durchgeführt. Für die Bestrahlungen wurden die in Kapitel 4.1.3 charakterisierten Standardproben verwendet. Um möglichst hohe Umwandlungsgrade zu erreichen, wurde + jeweils mit einer Dosis von 3 · 1017 He bestrahlt. Die Proben wurden jeweils vor und nach cm2 der Bestrahlung bezüglich der Verteilung der verschiedenen Morphologien analysiert. Dabei zeigt sich, dass diese Verteilungen bis jeweils auf etwa 5% der für die Standardproben erwarteten Verteilung entspricht. Die für die Ionenenergien 0,5 keV, 1 keV, 10 keV und 40 keV erhaltenen Morphologie-Verteilungen sind in Tabelle 5.2 zusammengefasst. Aufgrund der Vielfalt der auftretenden Morphologien ist eine exemplarische (und repräsentative) Darstellung von HRTEM-Bildern an dieser Stelle wenig sinnvoll, und es wird daher darauf verzichtet. Tabelle 5.2.: Prozentuale Verteilung der Morphologien in FePt-Nanopartikeln in Standardproben + vor und nach der Bestrahlung mit He+ -Ionen (Dosis = 3 · 1017 He cm2 ). Angaben in %. 0.5 keV 1 keV Struktur vor nach vor nach Einkristallin 55 ± 6 55 ± 7 53 ± 4 68 ± 6 Einfach verzwillingt 20 ± 4 14 ± 3 14 ± 2 20 ± 3 Ikosaeder 7±2 2±1 12 ± 2 2±1 Dekaeder 0 12 ± 3 1±1 0 Polykristallin 18 ± 4 19 ± 4 20 ± 2 10 ± 2 L10 geordnet 3±1 0 3±1 0 10 keV 40 keV Struktur vor nach vor nach Einkristallin 61 ± 8 55 ± 6 45 ± 7 56 ± 8 Einfach verzwillingt 5±2 7±2 12 ± 4 12 ± 4 Ikosaeder 13 ± 4 8±3 20 ± 5 10 ± 3 Dekaeder 0 10 ± 3 3±2 10 ± 3 Polykristallin 21 ± 5 20 ± 4 20 ± 5 11 ± 3 L10 geordnet 1±1 0 6±1 0 Bei den beiden niedrigen Energien von 0,5 keV und 1 keV sind nach der Bestrahlung nur noch wenige ikosaedrische Partikel vorhanden. Bei 0,5 keV wird im Gegensatz zu der 72 5.2. Ergebnisse der Ionenbestrahlung von FePt Partikeln 1 keV Probe ein Anteil von 12% an Dekaedern gefunden. Für höhere Energien (10 keV und 40 keV) findet man eine vergleichsweise geringe Abnahme an ikosaedrischen Partikeln im Vergleich zu den unbestrahlten Proben. Der größte Anteil an einkristallinen Partikeln mit 68% wird bei einer Bestrahlung mit 1 keV He+ -Ionen erreicht. Tabelle 5.3.: Mittlerer Durchmesser der FePt-Nanopartikel vor und nach der Bestrahlung mit + He+ -Ionen verschiedener Energien (Dosis = 3 · 1017 He cm2 ), sowie dem daraus berechneten Gesamtsputterabtrag und dem Sputterabtrag pro Ion. Ionenenergie Durchmesser Sputterabtrag [keV ] Vor [nm] Nach [nm] [Atome] [Atome/Ion] 0.5 4,6 ± 0,5 3,4 ± 0,5 1828 0,0242 1 3,4 ± 0,6 3,4 ± 0,6 - - 10 4,1 ± 0,7 4,2 ± 0,9 - - 40 4,1 ± 0,6 4,4 ± 0,9 - - In Abbildung 5.5 sind die Größenverteilungen der bestrahlten Partikel für die jeweiligen Ionenenergien dargestellt. Die daraus erhaltenen Erwartungswerte für den Partikeldurchmesser vor und nach der He+ -Bestrahlung sind in Tabelle 5.3 zusammengefasst. Aus der Änderung des Partikeldurchmessers durch die Bestrahlung lässt sich unter Kenntniss der Dichte des Materials der Sputterabtrag berechnen. Für die Bestrahlung mit 0,5 keV He+ Ionen ist der entsprechende Wert mit in Tabelle 5.3 aufgenommen. Da die Partikel der Standardproben noch so dicht lagen, dass immer einzelne Partikel miteinander benachbart waren, kommt es ab Energien von 1 keV zur Versinterung der Partikel und damit zu einer Vergrößerung des Primärpartikeldurchmessers. Somit ist eine korrekte Berechnung des Sputterabtrages aus dem Partikeldurchmesser für Energien oberhalb 0,5 keV nicht möglich. 73 5. Ionenstrahlexperimente zur Beinflussung von Morphologie und Struktur Abbildung 5.5.: FePt-Primärpartikelgrößenverteilungen nach der He+ -Ionenbsetrahlung mit den + verschiedenen Ionenenergien (a) 0,5 keV (b) 1 keV (c) 10 keV und (d) 40 keV (Dosis = 3 · 1017 He cm2 ). Die als blaugestrichelt dargestellte Partikelgrößenverteilung entspricht der Verteilung vor der Bestrahlung. Aus den Größenverteilungen und den prozentualen Verteilungen zeigt sich in guter Übereinstimmung mit den SRIM-Simulationen zur Leerstellenerzeugungsrate das erwartete Maximum in der Häufigkeit der strukturellen Umwandlungen bei 1 keV. Die Umwandlungen nehmen mit steigender Ionenenergie deutlich ab, sodass bei 40 keV He+ -Bestrahlung noch ein relativer Anteil von 10% ikosaedrischer Teilchen erhalten bleibt. Zudem kommt es bei diesen hohen Ionenenergien zu einer Ausbildung von sogenannten Übergangspartikeln, bei denen das Einsetzen der Umwandlung von ikosaedrisch zu einkristallin erkennbar ist. Für die Ionenenergien 0,5 keV, 10 keV und 40 keV wurde zudem ein Anteil von 10% an dekaedrischen Partikeln gefunden. Beobachtungen von FePt-Partikeln aus der Gasphase zeigen in seltensten Fällen eine dekaedrische Morphologie. Dies lässt den Schluß zu, dass die Kinetik 74 5.2. Ergebnisse der Ionenbestrahlung von FePt Partikeln der ionenstrahlinduzierten Strukturumwandlung eines FePt-Partikels eine andere ist als während der Partikelsynthese in der Gasphase. Ein mögliches Modell hierzu wird im Rahmen der Diskussion zu den ionenstrahlinduzierten Umwandlungen bei CuAu-Nanopartikeln in Abschnitt 5.4 diskutiert. Mittels EDX wurde die Zusammensetzung der FePt-Nanopartikel vor und nach der HeBestrahlung analysiert. Ein präferentielles Sputtern wurde nicht beobachtet. Es zeigte sich ein Fe-Anteil von 55% nach der Bestrahlung und somit keine Abweichung der Zusammensetzung von der für die Standardprobe gefundenen Elementverteilung (vgl. Abschnitt 4.1.3). Damit liegt die Zusammensetzung der FePt-Nanopartikel nach der Bestrahlung weiterhin im Stabilitätsgebiet der L10 -Phase (vgl. Phasendiagramm; Abbildung 2.2). Insgesamt zeigt sich, dass bei den FePt-Nanopartikeln die in den Standardproben vorliegenden Morphologie-Verteilungen durch die He+ -Ionenbestrahlung eine nur geringe Veränderung erfährt. Bei hohen Ionenenergien, bei denen der nukleare Wirkungsquerschnitt geringer ist, kommt es zudem zur Ausbildung von Übergangspartikeln aus vorher als Ikosaeder vorliegenden FePt-Partikeln. Für alle Ionenenergien und Dosen wurde die Zerstörung der L10 -Phase beobachtet. Aus den SRIM-Simulationen ergibt sich für CuAu eine höhere Leerstellenerzeugungsrate als für FePt. Es ist somit zu erwarten, dass bei CuAu-Partikeln deutlich ausgeprägtere Effekte auftreten sollten. 75 5. Ionenstrahlexperimente zur Beinflussung von Morphologie und Struktur 5.3. Experimentelle Ergebnisse zur Ionenbestrahlung von CuAu-Partikeln Um einen Vergleich zum Einfluss einer Bestrahlung mit He+ -Ionen auf Nanopartikel einer unmagnetischen L10 -ordnenden Legierung zu erhalten, wurden entsprechende Experimente zur Abhängigkeit von der Ionendosis und der Ionenenergie mit CuAu-Nanopartikeln durchgeführt. Um möglichst identische Versuchsbedingungen zu realisieren werden die CuAuPartikelproben und die FePt-Proben zur gleichen Zeit mit dem gleichen Ionenstrahl behandelt. 5.3.1. Einfluss der Ionendosis Wie die FePt-Nanopartikel, wurden auch die CuAu-Nanopartikel mit He+ und Ar+ verschiedener Energien und Dosen bestrahlt. Auch hier zeigte sich, dass bereits bei geringen Ar+ -Ionendosen von 1 · 1016 Ionen ein vollständiges Absputtern der Partikel bewirkt wird. cm2 Der Effekt ist durch die geringere Oberflächenbindungsenergie von Cu und Au sogar noch stärker als bei den FePt-Partikeln. Die weiteren Experimente beschränken sich daher auch bei den CuAu-Nanopartikeln auf Bestrahlung mit He+ -Ionen. Durch den deutlich niedrigeren Schmelzpunkt von 910 ◦ C im Vergleich zu FePt sintern CuAu-Partikel schon bei deutlich niedrigeren Temperaturen. In diese Arbeit begleitenden Untersuchungen zum thermischen Sintern deponierter CuAu-Nanopartikel, die von S. Schneider im Rahmen einer „besonders erbrachten Lernleistung“ (BELL) durchgeführt wurden, wurde die Aktivierungsenergie für das Versintern von CuAu-Nanopartikeln zu Ea = 0, 25 eV bestimmt. Die Aktivierungsenergie für das Versintern von FePt-Nanopartikeln hingegen beträgt Ea (F eP t = 0, 7 eV ) [Stappert, 2000]. Bereits bei geringen Dosen von kommt es daher zum Sintern zwischen benachbarten CuAu-Partikeln. Dies ist 1 · 1017 Ionen cm2 exemplarisch in den TEM-Bildern in Abbildung 5.6 dargestellt. Dementsprechend wurde für die folgenden Studien zum Einfluss der Ionenenergie darauf geachtet, dass die charakterisierten Partikel möglichst weit voneinander und einzeln auf dem Substrat vorliegen. 76 5.3. Experimentelle Ergebnisse zur Ionenbestrahlung von CuAu-Partikeln (a) (b) Abbildung 5.6.: TEM-Bilder zur ionenstrahlinduzierten Versinterung von CuAu-Partikeln durch + 1 keVHe+ -Ionen bei einer Dosis von 1 · 1017 He cm2 . 5.3.2. Einfluss der Ionenenergie Für die Untersuchung des Einflusses der Ionenenergie auf die strukturellen Umwandlungen in CuAu-Partikeln wurde die in Kapitel 4.2.3 charakterisierte Standardprobe mit He+ Ionen der Energien 0,5 keV, 1 keV, 10 keV und 40 keV bestrahlt. Die prozentuale Verteilung der auftretenden Morphologien wurde jeweils vor und nach der Bestrahlung durch Auswertung von HRTEM-Bildern bestimmt. Die resultierenden Verteilungen sind in Tabelle 5.4 zusammengefasst. Die gewählten Partikelsynthese-Bedingungen erwiesen sich als stabil und gut reproduzierbar, wie aus dem Vergleich der Daten zu den nicht bestrahlten Partikeln mit denen der Standardprobe hervorgeht (vgl. Kapitel 4.2.3). L10 -geordnete Partikel wurden weder vor noch nach der Bestrahlung gefunden. Der größte Anteil an einkristallinen Partikeln ergibt sich mit 64% für 0,5 keV. Für die niedrigen Energien (0,5 keV und 1 keV) sinkt der Anteil an Ikosaedern in beiden Fällen auf nahezu Null ab. Für die höheren Energien (10 keV und 40 keV) bleibt nach der Bestrahlung ein Restwert von 20% an ikosaedrischen Partikeln erhalten. Bei allen Energien tritt der Dekaeder als neue Partikelmorphologie nach der Bestrahlung auf. Der größte Anteil an Dekaedern mit 31% ist für 1 keV zu finden. Der Anteil an polykristallinen Partikeln nimmt für alle Energien ab, was die Aussage zulässt, dass der Ionestrahl bei unvollständig ausgebildeten (polykristallinen) Partikeln eine Rekristallisierung bewirkt. 77 5. Ionenstrahlexperimente zur Beinflussung von Morphologie und Struktur Tabelle 5.4.: Prozentuale Verteilung der Morphologien in CuAu-Nanopartikeln in Standardproben + vor und nach der Bestrahlung mit He+ -Ionen (Dosis = 3 · 1017 He cm2 ). Angaben in %. 0.5 keV 1 keV Struktur vor nach vor nach Einkristallin 2±1 64 ± 10 3±2 31 ± 6 Einfach verzwillingt 0 14 ± 5 1± 26 ± 6 Ikosaeder 58 ± 6 3±2 56 ± 7 0 Dekaeder 0 13 ± 5 0 31 ± 6 Polykristallin 40 ± 5 6±3 40 ± 6 11 ± 4 L10 geordnet 0 0 0 0 10 keV 40 keV Struktur vor nach vor nach Einkristallin 1±1 40 ± 7 3±2 25 ± 5 Einfach verzwillingt 0 8±3 0 15 ± 4 Ikosaeder 61 ± 8 20 ± 5 50 ± 7 20 ± 5 Dekaeder 0 18 ± 4 0 15 ± 4 Polykristallin 38 ± 6 14 ± 4 45 ± 7 25 ± 5 L10 geordnet 0 0 0 0 In Abbildung 5.7 sind beispielhaft HRTEM-Bilder von CuAu-Partikeln nach der Bestrahlung mit verschiedenen Energien sowie die resultierenden Größenverteilungen gezeigt. Für die beiden niedrigen Ionenenergien 0,5 keV und 1 keV sind ein einkristallines Nanopartikel und ein Dekaeder in den HRTEM-Aufnahmen dargestellt. Auffällig sind die für die hohen Ionenenergien 10 keV und 40 keV typischen in Abbildung 5.7 gezeigten CuAu-Nanopartikel, die eine Art Übergangspartikel zwischen einem Ikosaeder und einem einkristallinen Partikel erkennen lassen. Sichtbar sind meist zwei ausgeprägte kristalline Bereiche, die auf Kosten der jeweils anderen gewachsen sind. 78 5.3. Experimentelle Ergebnisse zur Ionenbestrahlung von CuAu-Partikeln Abbildung 5.7.: Exemplarische HRTEM-Bilder von CuAu-Partikeln nach der He+ -Bestrahlung + mit verschiedenen Ionenenergien (Dosis = 3 · 1017 He cm2 ): (a) Einkristallines Partikel, (b) Dekaeder, (c) Übergangspartikel, (d) Übergangspartikel. Inserts: Diffraktogramme (e)-(h) zeigen die zugehörigen Größenverteilungen mit den jeweiligen Ausgangsverteilungen (blau gestrichelt). 79 5. Ionenstrahlexperimente zur Beinflussung von Morphologie und Struktur Um eine Aussage über den Sputterabtrag machen zu können, sind in Tabelle 5.5 die Primärpartikeldurchmesser vor und nach der Bestrahlung mit He+ -Ionen für die verschiedenen Energien aufgelistet. Aus den sich ergebenden Differenzen der Volumina vor und nach der Bestrahlung wurden wieder die Sputterabträge an Atomen ausgerechnet. Eine grafische Darstellung der so experimentell ermittelten und der durch MC-Rechnungen mittels SRIM simulierten Sputterabträge ist in Abbildung 5.8 gezeigt. Der maximale Abtrag ergibt sich sowohl im Experiment als auch aus den Simulationsrechnungen bei einer Ionenenergie von 1 keV. Bis auf die Ionenenergie von 1 keV und 10 keV liegt der simulierte Sputterabtrag jeweils über dem experimentell bestimmten Wert. Der expermintelle Verlauf stimmt somit tendenziell mit der erwarteten Energieabhängigkeit des nuklearen Wirkungsquerschnitts überein. Es ist zu beachten die simulierten Sputterabträge durch den als Würfel angenommenen Partikel und durch die Vernachlässigung der Größenabnahme unter Ionen-Beschuss eine Überschätzung des Abtrages darstellen. Vor und nach der Bestrahlung wurde die chemische Zusammensetzung der Partikel mittels EDX analysiert. Dabei stellte sich heraus, dass die Ist-Konzentration der Partikel innerhalb von 3% der stöchiometrischen Zusammensetzung entspricht. Ein präferentielles Sputtern wurde nicht beobachtet. Zusammenfassend zeigt sich, dass bei den CuAu-Nanopartikeln die Ionenstrahl-induzierte Strukturumwandlung deutlich ausgeprägter als im Fall von FePt-Partikeln ist. Dies ist in guter Übereinstimmung mit den mittels SRIM simulierten Leerstellenerzeugungsraten. Zudem konnte durch die häufiger vereinzelt liegenden CuAu-Partikel im Vergleich zu den FePt-Proben ein experimenteller Sputterabtrag bestimmt werden. Eine Ausbildung der geordneten L10 -Phase wurde auch bei CuAu-Partikeln für alle Ionenenergien nicht gefunden. Tabelle 5.5.: Mittlerer Durchmesser der CuAu-Nanopartikel vor und nach der Bestrahlung mit + He+ -Ionen verschiedener Energien (Dosis = 3 · 1017 He cm2 ), sowie dem daraus berechneten Gesamtsputterabtrag und dem Sputterabtrag pro Ion. Ionenenergie 80 Durchmesser Sputterabtrag [keV ] Vor [nm] Nach [nm] [Atome] [Atome/Ion] 0.5 5,7 ± 0,8 2,7 ± 0,5 5866 0,0996 1 6,0 ± 0,7 3,5 ± 0,8 6136 0,1042 10 5,9 ± 1,1 3,7 ± 0,8 5483 0,0931 40 5,9 ± 0,9 5,2 ± 1,3 2295 0,0390 5.3. Experimentelle Ergebnisse zur Ionenbestrahlung von CuAu-Partikeln Abbildung 5.8.: Abhängigkeit des Sputterabtrages von der He+ -Ionenenergie, aus den Durchmessern ermittelt und mit der SRIM-Software simuliert. 81 5. Ionenstrahlexperimente zur Beinflussung von Morphologie und Struktur 5.4. Diskussion der ionenstrahlinduzierten Strukturumwandlungen Aus den beiden vorangegangenen Abschnitten ist ersichtlich, dass sowohl bei FePt-Nanopartikeln als auch insbesondere bei CuAu-Nanopartikeln der Ionenstrahl strukturelle Umwandlungen von ikosaedrischen zu einkristallinen Nanopartikeln induziert. Die HRTEMBilder in Abbildung 5.9 verdeutlichen diese Umwandlung noch einmal zusammenfassend und zeigen die am häufigsten auftretenden Morphologien. (a) 3-zählige Symmetrie (b) 2-zählige Symmetrie (c) 5-zählige Symmetrie (d) Einkristallines Partikel (e) Dekaeder (f) Übergangspartikel Abbildung 5.9.: HRTEM-Bilder zur Verdeutlichung der ionenstrahlinduzierten Strukturumwandlungen. (a)-(c) CuAu-Ikosaeder vor der Bestrahlung mit unterschiedlichen Symmetrieachsen parallel zum Elektronenstrahl. (d)-(f) CuAu-Morphologien, die häufig nach der He-Bestrahlung gefunden werden. 82 5.4. Diskussion der ionenstrahlinduzierten Strukturumwandlungen (a) 10 Ionen (b) 50 Ionen (c) 500 Ionen (d) 600 Ionen (e) 850 Ionen (f) 950 Ionen Abbildung 5.10.: MD-Simulationen zur strukturellen Modifikation eines 3 nm großen CuAuIkosaeders (3871 Atome, Rot=Cu, Gelb=Au) bei Bestrahlung mit 3 keV He+ -Ionen. Oben: Atomanordnung. Unten: Analyse der lokalen Bindungsverhältnisse (Rot=kristalline Umgebung, Blau=amorphe Umgebung). Sowohl bei den FePt- als auch bei CuAu-Partikeln wird neben den vermehrt einkristallinen Partikeln zusätzlich das Auftreten von Dekaedern beobachtet. Bei CuAu wird zudem bei hohen Ionenenergien das Auftreten von Übergangspartikeln beobachtet, bei denen zwar einzelne Kristallite durch Rekristallisation stark anwachsen, die ursprüngliche Symmetrie des Ausgangspartikels aber noch erkennbar bleibt (vgl. den anisotrop rekristallisierten Ikosaeder in Abbildung 5.9 f). Obwohl die L10 -geordnete einkristalline Struktur nach den in Kapitel 4.3 vorgestellten Simulationen zur Phasenstabilität verschiedener Partikelstrukturen den thermodynamischen Gleichgewichtszustand darstellt, werden auch nach der Bestrahlung keine L10 -geordneten Partikel gefunden. Demnach verläuft die ionenstrahlinduzierte Umwandlung entweder so schnell, dass eine chemische Ordnung die auf Volumendiffusion basiert nicht möglich ist, oder - bedingt durch die Kinetik der Umwandlung - wird eine metastabile Struktur ausgebildet. Detaillierte Erkenntnisse zur Kinetik der strahlungsinduzierten Umwandlung können wiederum aus MD-Simulationen gewonnen werden. Abbildung 5.10 zeigt das Ergebnis einer solchen Rechnung für den Fall der Bestrahlung eines 3 nm großen CuAu-Ikosaeders mit 3 keV He+ -Ionen. Die Simulationsrechnungen wurden für CuAu durchgeführt, weil hierfür die Potentiale wesentlich besser bekannt und getestet sind als für FePt. Es wurde ein Foiles-Potential verwendet (vgl. Kapitel 2.5.2), dessen repulsiver Anteil im Hinblick auf den Ionenbeschuss optimiert war [Jarvi, 2008]. Abbildung 5.10 zeigt die Ergebnisse der MD-Simulation in Form von Momentaufnahmen des CuAu-Ikosaeders, nach dem Auftreffen einer jeweils wachsenden Anzahl von Ionen. Die 83 5. Ionenstrahlexperimente zur Beinflussung von Morphologie und Struktur Zeit zwischen dem Auftreffen zweier Ionen betrug bei diesen Simulationen 5 ps. Nach jedem Beschuss wurde das Partikel innerhalb von 2,5 ps auf T = 0 K relaxiert, um die thermisch deponierte Energie abzuführen. Wie sich aus einer Ananlyse der lokalen Bindungsverhältnisse nach Mendez-Villuendas und Bowles (2007) ergibt, führt der Ionenbeschuss zu einer Amorphisierung des Partikels. Abbildung 5.11 zeigt den resultierenden Anteil von Atomen in amorpher Umgebung, sowie die Gesamtzahl der Atome des Partikels als Funktion der Ionenanzahl. Abbildung 5.11.: Auswertung der MD-Simulation zur 3 keV He+ -Bestrahlung eines 3 nm großen CuAu-Ikosaeders. (a) Relativer Anteil der Atome mit nicht kristalliner (amorpher) Umgebung. (b) Reduzierung der Anzahl der Atome im Partikel durch Sputterabtrag. Bereits nach 1000 Ionen sind 95% des Nanopartikels amorph. Ähnliche Resultate erhält man für die MD-Simulation der Ionenbestrahlung eines einkristallinen ungeordneten kfz Partikels (A1-Phase) [Jarvi, 2008]. Der aus Abbildung 5.11 b bestimmbare Sputterabtrag von 0,4 Atomen pro Ion liegt deutlich über den experimentell bestimmten Daten (vgl. Tabelle 5.5 und Abbildung 5.8). Dieser Effekt wird zum einen darauf zurückgeführt, dass im Foiles-Potential die Oberflächenbindungsenergie als zu gering angenommen wird, zum anderen ist im Experiment das Vorwärts-Sputtern durch das in Strahlrichtung eines Partikels liegende Substrat reduziert. In den im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten Bestrahlungsexperimenten wurden die bestrahlt. Dies bedeutet, dass ein ParCuAu-Nanopartikel mit einer Dosis von 3 · 1017 Ionen cm2 tikel mit dP = 3 nm insgesamt von ca. 2, 1·104 Ionen getroffen wird. Bei den so behandelten CuAu-Partikeln ist jedoch keine Amorphisierung zu beobachten. Diese Diskrepanz zwischen dem Experiment und dem Ergebnis der MD-Simulation ist offensichtlich darauf zurückzuführen, dass in der bei 0 K durchgeführten Rechnung den durch Ionenbeschuss deplazierten Atomen die thermische Energie zur Diffusion auf einen regulären Gitterplatz fehlt. Den- 84 5.4. Diskussion der ionenstrahlinduzierten Strukturumwandlungen noch gibt es deutliche Hinweise darauf, dass das Ergebnis der MD-Simulation durchaus als Beleg für die Tendenz zur (partiellen) Amorphisierung von CuAu-Nanopartikeln unter He+ Beschuss gelten darf. Zum einen zeigen nämlich vergleichbare Simulationsrechnungen zum He+ -Beschuss von elementaren Pt-Nanopartikeln, dass dort keine Amorphisierung auftritt [Jarvi u. a., 2008]. Zum anderen belegen die bereits in Kapitel 4.3 vorgestellten Ergebnisse der Rechnungen zur Größenabhängigkeit der Phasenstabilität, dass bei hinreichend kleinen CuAu-Nanopartikeln die Stabilität der amorphen Phase zwischen der eines einkristallinen kfz Partikels (A1) und der eines L10 -geordneten Partikels liegt. Ein Vergleich der Resultate zur Phasenstabilität unter Verwendung des Cleri-Rosato-Potentials (Abbildung 4.13) und des Foiles-Potentials (Abbildung 4.14) deutet allerdings darauf hin, dass der Effekt der Amorphisierung bei letzterem offensichtlich überschätzt wird. Die Atome, die aus einem solchen in Folge des Ionenbeschusses amorphisierten Bereich des Partikels stammen, können den ungestörten Kristalliten als Wachstumskeime dienen. Die amorphisierten Bereiche, stellen somit einen Vorrat an Atomen für das Kristallitwachstum dar. Je nach Grad der Amorphisierung kann dies zur Ausbildung von Einkristallpartikeln oder nur partiell rekristallisierten Partikeln führen. Der experimentelle Befund, dass die Tendenz zur Ausheilung von einkristallinen Partikeln bei „kleinen“ Ionenenergien erhöht ist, während bei hohen Ionenenergien „lediglich“ Übergangspartikel entstehen können, lässt sich so auf der Basis der Energieabhängigkeit der Leerstellenerzeugungsrate verstehen (vgl. Abbildung 5.1 b): Bei geringen Ionenenergien wird durch die hohe Leerstellenzahl ein hoher Amorphisierungsgrad erreicht, während er bei hohen Energien aufgrund einer kleineren Anzahl an Leerstellen geringer ausfällt. Dekaeder sind durch Verdrehung der Bauchbinde aus Ikosaedern zu erhalten [Koga u. a., 2004]. Somit stellt die relativ hohe Anzahl an beobachteten Dekaedern eine Zwischenstufe der Umwandlung von einem Ikosaeder zu einem einkristallinen Nanopartikel dar. Diese kinetische Folge der Strukturumwandlung vom Ikosaeder über ein Übergangspartikel hin zu einem Dekaeder und schließlich zu einem einkristallinen Partikel wurde für FePt-Partikel als Folge thermischen Anlassens bereits beobachtet [Rellinghaus u. a., 2004]. Hierbei zeigte sich die Ausbildung von Dekaedern jedoch erst ab Temperaturen oberhalb 1073 K. In Abbildung 5.12 ist zusammenfassend eine schematische Darstellung der energetischen Lagen der in CuAu konkurrierenden Phasen gezeigt. Hierzu ist die freie Energie F als Funktion einer willkürlich gewählten „Reaktionskoordinate“ aufgetragen, die die lokalen mit den jeweiligen Strukturen verbundenen Energieminima durchläuft. Die vom Amorphen über den Ikosaeder und die A1-Phase zur L10 -Phase zunehmende Stabilität ist den Resultaten der MD-Simulationen mit dem Cleri-Rosato-Potential für ein CuAu-Nanopartikel mit dP = 3 nm (3000 Atome) entnommen (vgl. Abbildung 4.13). Die ionenstrahlinduzierten 85 5. Ionenstrahlexperimente zur Beinflussung von Morphologie und Struktur athermischen Strukturumwandlungen sind in dem Diagramm mit blauen, thermisch angeregte Rekristallisationsprozesse mit roten Pfeilen gekennzeichnet. Unabhängig von der Ausgangsstruktur bewirkt die Ionenstrahlung die athermische Bildung metastabiler amorpher Bereiche. Obwohl dies kinetisch nur für einen Ikosaeder (und ein einkristallines Partikel in der A1-Phase) in den MD-Simulationen gezeigt wird, ist davon auszugehen, dass auch die experimentell an FePt-Partikeln gefundene Entordnung ursprünglich L10 -geordneter Partikel über die zwischenzeitliche Bildung solcher amorpher Bereiche verläuft. Dies ist insofern naheliegend, als dass der Impulsübertrag der stoßenden Ionen stochastisch geschieht und nicht mit der L10 -Atomanordnung korreliert ist. In Abbildung 5.12 ist die athermische Umwandlung von L10 -Phase in die amorphe Phase gestrichelt gekennzeichnet, da die Achse der willkürlichen „Reaktionskoordinate“ einen Schnitt durch einen mehrdimensionalen Phasenraum darstellt. Daher kann das lokale Minimum der L10 -Phase sowohl mit dem Minimum der A1-Phase als auch mit dem der amorphen Phase jeweils direkt über verschiedene Sattelpunkte verbunden sein. Da im Experiment weder in den CuAu-Partikeln noch in den FePt-Partikeln amorphe Bereiche gefunden werden, ist davon auszugehen, dass diese amorphen Phasenanteile bei Zimmertemperatur thermisch an den ungestörten Bereichen des Partikels rekristallisieren. Offensichtlich ist dabei die kinetische Barriere zwischen dem Ikosaeder und dem Amorphen größer als zwischen dem Amorphen und der A1-Phase, so dass die thermische Energie bei Zimmertemperatur (Etherm. = kB · 300 K) lediglich die Rekristallisation in die ungeordnete kfz A1-Struktur erlaubt. Auch wenn die Systematik der ionenstrahlinduzierten Strukturumwandlungen in FePt-Partikeln weniger deutlich ausgeprägt ist als bei CuAu-Partikeln, so sind die Resultate doch im Wesentlichen vergleichbar. Aufgrund der Ähnlichkeit der beiden Legierungen, u.a. hinsichtlich der auftretenden Strukturen, kann daher angenommen werden, dass das in Abbildung 5.12 aufgezeigte und oben diskutierte Modell zur Erklärung der strahlinduzierten Effekte gleichermaßen für die CuAu- und die FePt-Nanopartikel gültig ist. Auf dieser Basis lassen sich die Ergebnisse sämtlicher im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten experimentellen Untersuchungen sowie Simulationsrechnungen zur Struktur der Partikel konsistent verstehen. 86 5.4. Diskussion der ionenstrahlinduzierten Strukturumwandlungen Abbildung 5.12.: Schematische Darstellung der relativen energetischen Lagen der in einem CuAuNanopartikel miteinander konkurrierenden Strukturen entlang einer willkürlichen „Reaktionskoordinate“ sowie der thermischen (roter Pfeil) und athermischen (blaue Pfeile) Phasenumwandlungen. Die relativen Lagen der Energieminima entsprechen den Resultaten der MD-Simulation (CleriRosato-Potential, vgl. Abbildung 4.13) für ein Partikel mit dP = 3 nm (3000 Atome). 87 5. Ionenstrahlexperimente zur Beinflussung von Morphologie und Struktur 88 6. Abschließende Betrachtung und Ausblick Die Ergebnisse der im Rahmen der vorliegenden Diplomarbeit durchgeführten Untersuchungen erlauben eine weitgehende Beschreibung des Einflusses von He+ -Ionenbestrahlung auf die Struktur binärer FePt- und CuAu-Nanopartikel. Sowohl für CuAu als auch für FePt wurden die Bedingungen für die Herstellung von Nanopartikeln aus der Gasphase analysiert und geeignete Prozessparameter für die Präparation von Standardproben für die Bestrahlung gefunden. Letztere wurden so gewählt, dass die FePt-Partikel nahezu isoliert auf dem Substrat vorliegen und eine schmale Größenverteilung mit einem Median von 4 nm besitzen. Ebenso wurden Parameter für die Herstellung isolierter CuAu-Partikel mit einem Durchmesser von 5 nm bestimmt. Die Häufigkeitsverteilungen der elektronenmikroskopisch charakterisierten Partikelmorphologien und Strukturen zwischen den FePt- und CuAu-Nanopartikeln weisen deutliche Unterschiede auf. Während bei den FePt-Partikeln der Einkristall die am häufigsten beobachtete Strukturform ist, dominiert bei CuAu-Partikeln der Ikosaeder. Neben den experimentellen Arbeiten zur Partikelsynthese und Charakterisierung wurden die durch eine anschließende Ionenbestrahlung zu erwartenden Defekte durch MonteCarlo-Simulationen mittels des SRIM-Softwarepakets abgeschätzt. Hierbei zeigte sich, dass sowohl bei den CuAu-, als auch bei den FePt-Partikeln eine maximale Defekterzeugung durch die Bestrahlung mit 1 keV He+ -Ionen erzielt wird. Es wurden systematische experimentelle Untersuchungen zur Charakterisierung des Einflusses der Bestrahlung von FePt- und CuAu-Nanopartikeln mit He+ -Ionen auf deren Morphologie und Kristallstruktur durchgeführt. Hierbei lag der Schwerpunkt auf der Bestimmung des Einflusses der Energie der Ionen. Aus Molekulardynamik-Simulationen wurde die Abhängigkeit der Kohäsionsenergie pro Atom von der Partikelgröße für verschiedene Partikelstrukturen berechnet. Daraus lassen sich größenabhängige Stabilitätskriterien für das Auftreten der jeweiligen Phasen ableiten. Für mittlere Partikelgrößen (dP = 5 nm) ergibt sich dabei, dass einkristalline Partikel stabiler sind als vielfach verzwillingte Partikel (Ikosaeder, Dekaeder). Mit abnehmender Partikelgröße kehren sich diese Verhältnisse 89 6. Abschließende Betrachtung und Ausblick jedoch um. Unabhängig von der Struktur erweist sich die L10 -geordnete Phase als stabiler gegenüber der ungeordneten A1-Phase. Die Molekulardynamik-Simulationen zeigen, dass die amorphe Phase zu kleinen Partikelgrößen hin ähnlich stabil ist, wie viele andere (ungeordnete) Strukturen. Die Tatsache, dass die experimentell aus der Gasphase erzeugten Partikel viele verschiedene Strukturen und Morphologien besitzen, deutet darauf hin, dass viele dieser Partikel sich nicht in ihrem thermodynamischen Grundzustand befinden und ihre Struktur maßgeblich durch die Wachstumskinetik bestimmt ist. Sowohl bei den FePtals auch bei den CuAu-Nanopartikeln wird für alle Energien eine Erhöhung des Anteils einkristalliner Partikel und eine Reduktion der Anzahl der Ikosaeder gefunden. Bei hohen Ionenenergien bewirkt die Bestrahlung die Bildung von Übergangspartikeln, bei denen zwar einzelne Kristallite, wie z.B. einzelne Tetraeder-Elemente eines Ikosaeders, auf Kosten der anderen Bereiche stark anwachsen, die ursprüngliche Symmetrie des Ausgangspartikels (z.B. Ikosaeder) aber noch erkennbar ist. Weder für FePt noch für CuAu wurden nach den Bestrahlungen L10 -geordnete Partikel gefunden. Vielmehr zeigen Untersuchungen zur Bestrahlung von mindestens 15 nm großen L10 -geordneten Partikeln, dass die Ionenbestrahlung eine Zerstörung der L10 -Phase bewirkt. Eine Erklärung zur Kinetik der ionenstrahlinduzierten Umwandlung von mehrfach verzwillingten Ikosaedern zu einkristallinen Partikeln wurde durch eine Zusammenarbeit mit der Forschungsgruppe der Materialmodellierung an der TU Darmstadt sowie der Universität Helsinki gefunden. Für CuAu-Partikel zeigte sich, dass He+ -Ionenbestrahlung nicht nur, wie für massive Metalle bekannt, die Erzeugung von Leerstellen und Frenkelpaaren bewirkt, sondern auch zu einer (partiellen) Amorphisierung des Nanopartikels führt. Diese Amorphisierung, die sich in den Molekulardynamik-Simulationen für kleine Partikel als energetisch günstiger als die Bildung der ungeordneten einkristallinen A1-Phase erweist, erklärt auch die Entordnung der ursprünglich L10 -geordneten Partikel durch die Bestrahlung. Wie diese ionenstrahlinduzierte Entordnung lassen sich auch die anderen Strukturumwandlungen durch die athermische Ausbildung amorpher Bereiche und eine anschließende Rekristallisierung bei Zimmertemperatur verstehen. Um die Gültigkeit dieser Modellvorstellung zu überprüfen, wären weiterführende und vergleichende Untersuchungen zur Bestrahlung von elementaren (Nicht-Legierungs-) Metallpartikeln wünschenswert. Jüngste Molekulardynamik-Simulationen zur He+ -Bestrahlung von Pt-Nanopartikeln zeigen nämlich - anders als für die CuAu-Partikel - keine Amorphisierung. Inwieweit sich dieses Ergebnis verifizieren lässt, ist zur Zeit unklar, da hierzu noch keine Experimente bekannt sind. 90 A. Anhang A.1. Berechnung der Reflexe für CuAu und FePt 91 92 h 1 2 0 0 2 2 0 dhkl (nm) 0,219 0,190 0,190 0,190 0,134 0,134 0,134 2 0 2 0 2 0 1 k 2 2 0 2 0 0 1 l 7,44 7,44 7,44 5,26 5,26 5,26 4,56 d−1 hkl A1-Struktur (nm−1 ) 1 0,272 0,134 0,134 0 2 2 2 0,171 0,136 0 0 2 0,186 0,193 0,193 1 0 0,371 0,219 h dhkl (nm) 2 0 2 0 0 2 0 1 1 0 k 2 2 0 1 2 0 0 1 0 1 l 7,49 7,49 7,35 5,85 5,39 5,19 5,19 4,56 3,67 2,70 −1 d−1 hkl (nm ) L10 -Struktur Tabelle A.1.: Netzebenenabstände dhkl und reziproke Netzebenenabstände d−1 hkl der Beugungsreflexe in den A1- und L10 -Strukturen für FePt. A. Anhang h 1 2 0 0 2 2 0 dhkl (nm) 0,224 0,194 0,194 0,194 0,137 0,137 0,137 2 0 2 0 2 0 1 k 2 2 0 2 0 0 1 l 7,30 7,30 7,30 5,16 5,16 5,16 4,47 d−1 hkl A1-Struktur (nm−1 ) 1 0,194 0,134 0,135 0 2 2 2 0,175 0,140 0 0 2 0,184 0,198 0,198 1 0 0,367 0,222 h dhkl (nm) 2 0 2 0 0 2 0 1 1 0 k 2 2 0 1 2 0 0 1 0 1 l 7,42 7,42 7,13 5,73 5,45 5,04 5,04 4,49 3,57 2,72 −1 d−1 hkl (nm ) L10 -Struktur Tabelle A.2.: Netzebenenabstände dhkl und reziproke Netzebenenabstände d−1 hkl der Beugungsreflexe in den A1- und L10 -Strukturen für CuAu. A.1. Berechnung der Reflexe für CuAu und FePt 93 A. Anhang A.2. Halter für die Bestrahlung von TEM-Netzchen Abbildung A.1.: Konstruierter TEM-Netzchen Halter, der zur Bestrahlung eingesetzt wurde. Das Material des Halters hinter den Netzchen wurde ausgebohrt um eventuelle Deposition von gesputtertem Haltermaterial auf der Probe zu vermeiden. Alle Angaben sind in mm. 94 Literaturverzeichnis [Baletto und Ferrando 2005] Baletto, F. ; Ferrando, R.: Structural properties of nanoclusters: Energetic, thermodynamic, and kinetic effects. In: Rev. Mod. Phys. 77 (2005), Nr. 1, S. 371–423 [Berendsen u. a. 1984] Berendsen, H. J. C. ; Postma, J. P. M. ; Vangunsteren, W. F. ; Dinola, A. ; Haak, J. R.: Molecular-Dynamics With Coupling To An External Bath. In: J. Chem. Phys. 81 (1984), Nr. 8, S. 3684–3690 [Bohdansky u. a. 1980] Bohdansky, J. ; Roth, J. ; Bay, H. L.: An Analytical Formula And Important Parameters For Low-Energy Ion Sputtering. In: J. Appl. Phys. 51 (1980), Nr. 5, S. 2861–2865 [Bonzel 1990] Bonzel, H.: Landolt-Boernstein - Group III Condensed Matter - Diffusion in Solid Metals and Alloys. 1990 [Bronstein u. a. 2001] Bronstein, I.N. ; Semendjajew, K.A. ; Musiol, G. ; Muelig, H.: Taschenbuch der Mathematik. 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Über die Zusammenarbeit mit der TU-Darmstadt wurde meine Arbiet maßgeblich gefördert. Deshalb geht ein großer Dank an Prof. K. Albe, für die freundliche Betreuung während meines Aufenthaltes in Darmstadt. T. Järvi danke ich für die gute Zusammenarbeit und die wertvollen Diskussionen, sowie für die Zusendung der erhaltenen Ergebnisse der MD-Simulationen. C. Mickel danke ich für die Einführung in die Transmissionselektronenmikroskopie und für Ihre ständige Hilfsbereitschaft bei Problemen und Fragen. Zudem danke ich T. Gemming und J. Thomas für die Einführung in die hochauflösende Elektronenmikroskopie und die unkomplizierte Hilfe bei Fragen und Problemen. Bei M. Pötschke, U. Gaitzsch und F. Schäffel bedanke ich mich für das Korrekturlesen dieser Arbeit und hilfreichen Tipps zur Formatierung. Abschließend bedanke ich mich bei D. Iselt für die Motivation und die Entbehrung der gemeinsamen Zeit in den letzten Monaten. Danke Danke Danke...... 103 Literaturverzeichnis 104 Selbstständigkeitserklärung Ich, Darius Pohl, erkläre hiermit, dass ich diese Arbeit, gemäß der Diplomprüfungsordnung der Physik, selbstständig verfaßt, keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel verwendet und diese Diplomarbeit nicht bereits in der selben oder einer ähnlichen Fassung an einer anderen Fakultät oder einem anderen Fachbereich zur Erlangung eines akademischen Grades eingereicht habe. Dresden, den 8. Februar 2008 Unterschrift 105