5. Psychische Fähigkeiten- Das Gedächtnis: Das Gedächtnis wird oft als Speicher betrachtet. Gedächtnis: die Fähigkeit des Nervensystems von Lebewesen, aufgenommene Informationen zu behalten, zu ordnen und wieder abzurufen. Die gespeicherten Informationen sind das Ergebnis von bewussten oder unbewussten Lernprozessen. 6.1. Mehrspeichermodell des menschlichen Gedächtnisses Unterscheidung nach Dauer der Speicherung der Information in: 1. Sensorisches Gedächtnis: hält Informationen für Millisekunden bis Sekunden 2. Kurzzeitgedächtnis: Arbeitsgedächtnis, speichert Informationen etwa 20-45 Sekunden 3. Langzeitgedächtnis: speichert Informationen über Jahre a) Sensorisches Gedächtnis– Ultrakurzzeitgedächtnis - speichert sehr kurz (für ca. 0,5 - 2 Sekunden) unkodiert weitgehend alle Sinnesdaten - übergibt diese einem Filter, der nach bestimmten Merkmalen selektiert, eine erste Mustererkennung vornimmt und eine Informationsbündelung b) Kurzzeitgedächtnis/ Arbeitsgedächtnis - hält eine kleine Menge von Informationen in einem aktiven jederzeit verfügbaren Stadium bereit Bsp. – Telefonnummern im Kopf behalten, Kopfrechnen, einen komplizierten Satz verstehen Neue Informationen erreichen das Gehirn über die Sinnesorgane und werden in dem sensorischen Gedächtnis (auch sensorisches Register, früher auch Ultrakurzzeitgedächtnis oder Ultrakurzzeitspeicher genannt) zwischengespeichert. Das sensorische Gedächtnis ist für jede Sinnesmodalität spezifisch, unter anderem spricht man auch vom ikonografischen Gedächtnis für das visuelle System und vom echoischen Gedächtnis für das auditive System. Die Fähigkeit, in einem Gespräch etwas zuvor Gesagtes zu wiederholen, obwohl man es nicht mit Aufmerksamkeit belegt hat, ist ein Beispiel für das auditive sensorische Gedächtnis. Diese Sinnesdaten werden gefiltert und gebündelt und gelangen dann in einen Kurzzeitspeicher- das Arbeitsgedächtnis. Als Gedächtnishemmung bezeichnet man in der Lernpsychologie den Effekt, dass Schwierigkeiten, sich einen Lernstoff einzuprägen, unter anderem mit Ereignissen zusammenhängen können, die vor oder nach dem Lernen stattgefunden haben. retroaktive Hemmung (rückwirkende Hemmung): Das Lernen und Behalten eines zuerst gelernten Stoffes wird durch Lernstoffe, die später eingeübt werden, behindert. Dies lässt sich besonders dann beobachten, wenn der zweite Lerninhalt mit dem ersten Lerninhalt Ähnlichkeiten aufweist. Beispielsweise wird eine Telefonnummer leicht vergessen, wenn man sich eine andere Telefonnummer merkt. proaktive Hemmung (vorauswirkende Hemmung): Ein unmittelbar vorhergehender Lernprozess beeinträchtigt das Lernen darauffolgender Inhalte. Ähnlichkeitshemmung: Störende Interferenzen zwischen zwei Lernprozessen sind besonders stark, wenn sich die Lernstoffe inhaltlich ähnlich sind. assoziative Hemmung (reproduktive Hemmung): Gedächtnisinhalte, die bereits mit anderen assoziiert sind, lassen sich schwerer mit neuen Inhalten verbinden, als wenn dies nicht der Fall ist. ekphorische Hemmung (Erinnerungshemmung): Die Wiedergabe eines früher gelernten Materials wird negativ beeinflusst, wenn kurz vor der Reproduktion neuer Stoff gelernt wird. affektive Hemmung: Treten zwischen Einprägung und Wiedergabe eines Lernstoffs starke affektive Erregungen auf (z. B. ein Streit), so beeinträchtigt dies die Wiedergabe der gelernten Inhalte. c) Langzeitgedächtnis Langzeitgedächtnis prozedurales Gedächtnis deklaratives Gedächtnis semantisches Gedächtnis episodisches Gedächtnis (Weltwissen) Fakten und Ereignisse, die zur eigenen Biographie gehören Bsp. berufliche Kenntnisse, Fakten aus Geschichte, Politik, Kochrezepte Fertigkeiten, die automatisch, ohne Nachdenken eingesetzt werden Bsp. motorische Abläufe (Fahrradfahren, Schwimmen, Tanzen, Skifahren Einteilung nach Gedächtnisinhalten: (jener Teil des Gedächtnisses, der sich auf Erleben und Verhalten des Menschen auswirkt, ohne dabei ins Bewusstsein zu treten) (Fähigkeit, absichtsvoll zu planen und nach zeitlicher Verzögerung selbstständig diese erarbeiteten Pläne auch durchzuführen) Demenz - diagnostische Kriterien für eine Demenz beinhalten Kombinationen von Defiziten in kognitiven, emotionalen und sozialen Fähigkeiten, die zu einer Beeinträchtigung von sozialen und beruflichen Funktionen führen - Leitsymptom: Gedächtnisstörung Am Anfang der Erkrankung stehen Störungen des Kurzzeitgedächtnisses und der Merkfähigkeit, in ihrem weiteren Verlauf verschwinden auch bereits eingeprägte Inhalte des Langzeitgedächtnisses, so dass die Betreffenden zunehmend die während ihres Lebens erworbenen Fähigkeiten und Fertigkeiten verlieren. Definition der Demenz im DSM-IV - kognitive Defizite verursachen eine signifikante Beeinträchtigung der sozialen und beruflichen Funktionen - stellen eine deutliche Verschlechterung gegenüber einem früheren Leistungsniveau dar - treten nicht im Rahmen einer rasch einsetzenden Bewusstseinstrübung oder eines Delirs auf 1. Zur Beeinträchtigung des Gedächtnisses muss noch mindestens eine der folgenden Störungen hinzukommen: Aphasie: Störung der Sprache Apraxie: beeinträchtigte Fähigkeit, motorische Aktivitäten auszuführen Agnosie: Unfähigkeit, Gegenstände zu identifizieren bzw. wiederzuerkennen Dysexekutives Syndrom: Störung der Exekutivfunktionen, d. h. Planen, Organisieren, Einhalten einer Reihenfolge 3. degenerative Veränderungen der Hirnrinde 2. -Subkortikaler Typus degenerative Veränderung unterhalb der Hirnrinde Technische Untersuchungen wie beispielsweise die Kernspintomografie oder Computertomografie des Kopfes oder die Elektroenzephalografie sind auch zur Differenzierung von anderen Gehirnerkrankungen sinnvoll. Um keine behandelbare Ursache zu übersehen, sollten zumindest die folgenden Blutuntersuchungen vorliegen: Blutbild, Vitamin B12-Spiegel, Blutzucker, Leberwerte, Nierenwerte, Elektrolyte, Schilddrüsenhormone. Der Mini-Mental-Status-Test (Abk. MMST) wurde 1975 von Folstein und Kollegen entwickelt, um ein für den klinischen Alltag geeignetes Screening-Verfahren zur Feststellung kognitiver Defizite zu bieten. Seit seiner Einführung in den klinischen Alltag hat er sich als zuverlässiges Hilfsmittel zur Erstbeurteilung eines Patienten wie auch zur Verlaufskontrolle erwiesen. Dadurch ist er inzwischen das meistverwendete Instrument bei der Diagnose und Behandlung von Demenz und Alzheimer. Durchführung Der Mini-Mental-Status-Test wird als Interview mit dem Patienten durchgeführt. Anhand von 9 Aufgabenkomplexen werden zentrale kognitive Funktionen überprüft (zeitliche und räumliche Orientierung, Merk- und Erinnerungsfähigkeit, Aufmerksamkeit, Sprache und Sprachverständnis, außerdem Lesen, Schreiben, Zeichnen und Rechnen). Die Durchführung dauert in der Regel 3 bis 10 Minuten. Die Aufgaben des MMST umfassen sowohl das Beantworten von Fragen als auch das Ausführen einfacher Handlungen (z. B. "Welches Jahr haben wir?", Nachsprechen, Blatt Papier falten und auf den Boden legen). Auswertung Für jede erfolgreich bewältigte Aufgabe bekommt der Patient einen Punkt. Die Punkte werden nach Beendigung des Tests aufsummiert. Die Skala reicht von 0 bis 30 Punkten, wobei 30 für uneingeschränkte, 0 für schwerstmöglich geschädigte kognitive Funktionen steht. Ab Werten unterhalb von 25 Punkten liegt eine krankheitswertige Beeinträchtigung vor. Eine Punktzahl von unter 20 weist auf eine leichte bis mittlere Demenz hin, eine schwere Form liegt bei einer Punktzahl von unter 10 vor. Auch die Testauswertung nimmt nur wenige Minuten in Anspruch. DemTect (Demenz-Detektion) ist ein einfaches, rasch und objektiv durchzuführendes und auszuwertendes Demenz-Screening-Verfahren, das für den Patienten keine größere Belastung darstellen soll. Durchführung & Auswertung Der DemTect wird in Form einer Befragung durchgeführt und die Leistungen des Patienten werden vom Untersucher auf einen Testbogen protokolliert. Er enthält fünf Aufgaben zu den Funktionen verbales Gedächtnis, Wortflüssigkeit, intellektuelle Flexibilität und Aufmerksamkeit. Die Durchführung geht sehr schnell (8–10 Minuten). Die Rohwerte des Test werden in Testwerte umkodiert (für unter und über 60-Jährige getrennt) und dann aufsummiert, so dass die endgültig resultierenden Testwerte unabhängig vom Alter vergleichbar sind. Die Skala reicht von 0 bis 18 Punkten: Werte ab 13 Punkten sprechen für eine angemessene Kognitive Leistung, zwischen 9 und 12 Punkten ist von einer milden kognitiven Beeinträchtigung und bei Werten unter 8 von einer Demenz auszugehen. Die Testwerte sollen nicht nur unabhängig von der altersgemäßen Abnahme kognitiver Fähigkeiten, sondern auch unabhängig vom Bildungsgrad sein. Beim Uhren-Zeichen-Test nach Shulman (1993) handelt es sich um ein weitverbreitetes SchnellScreening. Durchführung Der Patient wird gebeten, das Zifferblatt einer Uhr zu zeichnen und eine bestimmte Zeigereinstellung ("13:25 Uhr", "Fünf vor halb Zwei") einzutragen. Die Durchführung dauert 2-5 Minuten. Auswertung Anhand der Abweichungen in der Darstellung von der "Normal-Leistung" (Aufteilung des Zifferblattes, Schriftbild der Zahlen, Fehlen der Zeiger und Ähnliches) lassen sich Rückschlüsse auf das Ausmaß der Hirnfunktionsstörung ziehen. Dabei werden je nach Abweichung 1-6 Punkte vergeben, wobei ein Score ≥ 3 als Hinweis auf eine Demenz gilt. Score 1 = Uhr ist perfekt (Ziffern 1-12 an der richtigen Stelle, korrekte Uhrzeit eingezeichnet) Score 2 = leichte visuell-räumliche Fehler (z. B. Abstände zwischen den Ziffern ungleichmäßig, Ziffern außerhalb des Zifferblattes, Verwendung von Linien zur Orientierung, Verdrehung des Zifferblattes) Score 3 = Fehlerhafte Uhr bei erhaltener visuell-räumlicher Darstellung (z. B. nur ein Zeiger eingezeichnet, Uhrzeit als Text, keine Uhrzeit) Score 4 = mittelgradige Desorganisation, korrektes Einzeichnen der Uhr unmöglich (z. B. sehr unregelmäßige Zwischenräume, keine Ziffern, Ziffern >12, Rechts-Links-Umkehr, Dysgraphie) Score 5 = Schwergradige visuell-räumliche Desorganisation (wie 4, aber stärker ausgeprägt) Score 6 = keine Darstellung der Uhr