12. Gedächtnis

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5. Psychische Fähigkeiten- Das Gedächtnis:
Das Gedächtnis wird oft als Speicher betrachtet.
Gedächtnis: die Fähigkeit des Nervensystems von Lebewesen, aufgenommene Informationen zu
behalten, zu ordnen und wieder abzurufen. Die gespeicherten Informationen sind das Ergebnis
von bewussten oder unbewussten Lernprozessen.
6.1. Mehrspeichermodell des menschlichen Gedächtnisses
Unterscheidung nach Dauer der Speicherung der Information in:
1. Sensorisches Gedächtnis: hält Informationen für Millisekunden bis Sekunden
2. Kurzzeitgedächtnis: Arbeitsgedächtnis, speichert Informationen etwa 20-45 Sekunden
3. Langzeitgedächtnis: speichert Informationen über Jahre
a) Sensorisches Gedächtnis– Ultrakurzzeitgedächtnis
- speichert sehr kurz (für ca. 0,5 - 2 Sekunden) unkodiert weitgehend alle Sinnesdaten
- übergibt diese einem Filter, der nach bestimmten Merkmalen selektiert, eine erste
Mustererkennung vornimmt und eine Informationsbündelung
b) Kurzzeitgedächtnis/ Arbeitsgedächtnis
- hält eine kleine Menge von Informationen in einem aktiven jederzeit verfügbaren Stadium
bereit
Bsp. – Telefonnummern im Kopf behalten, Kopfrechnen, einen komplizierten Satz verstehen
Neue Informationen erreichen das Gehirn über die Sinnesorgane und werden in dem
sensorischen Gedächtnis (auch sensorisches Register, früher auch Ultrakurzzeitgedächtnis oder
Ultrakurzzeitspeicher genannt) zwischengespeichert. Das sensorische Gedächtnis ist für jede
Sinnesmodalität spezifisch, unter anderem spricht man auch vom ikonografischen Gedächtnis
für das visuelle System und vom echoischen Gedächtnis für das auditive System. Die Fähigkeit, in
einem Gespräch etwas zuvor Gesagtes zu wiederholen, obwohl man es nicht mit
Aufmerksamkeit belegt hat, ist ein Beispiel für das auditive sensorische Gedächtnis. Diese
Sinnesdaten werden gefiltert und gebündelt und gelangen dann in einen Kurzzeitspeicher- das
Arbeitsgedächtnis.
Als Gedächtnishemmung bezeichnet man in der Lernpsychologie den Effekt, dass
Schwierigkeiten, sich einen Lernstoff einzuprägen, unter anderem mit Ereignissen
zusammenhängen können, die vor oder nach dem Lernen stattgefunden haben.
retroaktive Hemmung (rückwirkende Hemmung): Das Lernen und Behalten eines zuerst
gelernten Stoffes wird durch Lernstoffe, die später eingeübt werden, behindert. Dies lässt sich
besonders dann beobachten, wenn der zweite Lerninhalt mit dem ersten Lerninhalt
Ähnlichkeiten aufweist. Beispielsweise wird eine Telefonnummer leicht vergessen, wenn man
sich eine andere Telefonnummer merkt.
proaktive Hemmung (vorauswirkende Hemmung): Ein unmittelbar vorhergehender Lernprozess
beeinträchtigt das Lernen darauffolgender Inhalte.
Ähnlichkeitshemmung: Störende Interferenzen zwischen zwei Lernprozessen sind besonders
stark, wenn sich die Lernstoffe inhaltlich ähnlich sind.
assoziative Hemmung (reproduktive Hemmung): Gedächtnisinhalte, die bereits mit anderen
assoziiert sind, lassen sich schwerer mit neuen Inhalten verbinden, als wenn dies nicht der Fall
ist.
ekphorische Hemmung (Erinnerungshemmung): Die Wiedergabe eines früher gelernten
Materials wird negativ beeinflusst, wenn kurz vor der Reproduktion neuer Stoff gelernt wird.
affektive Hemmung: Treten zwischen Einprägung und Wiedergabe eines Lernstoffs starke
affektive Erregungen auf (z. B. ein Streit), so beeinträchtigt dies die Wiedergabe der gelernten
Inhalte.
c) Langzeitgedächtnis
Langzeitgedächtnis
prozedurales Gedächtnis
deklaratives Gedächtnis
semantisches Gedächtnis
episodisches Gedächtnis
(Weltwissen)
Fakten und Ereignisse, die zur
eigenen Biographie gehören
Bsp. berufliche Kenntnisse,
Fakten aus Geschichte, Politik,
Kochrezepte
Fertigkeiten, die automatisch, ohne
Nachdenken eingesetzt werden
Bsp. motorische Abläufe
(Fahrradfahren, Schwimmen, Tanzen,
Skifahren
Einteilung nach Gedächtnisinhalten:
(jener Teil des Gedächtnisses, der sich auf
Erleben und Verhalten des Menschen auswirkt,
ohne dabei ins Bewusstsein zu treten)
(Fähigkeit, absichtsvoll zu planen und nach
zeitlicher Verzögerung selbstständig diese
erarbeiteten Pläne auch durchzuführen)
Demenz
- diagnostische Kriterien für eine Demenz beinhalten Kombinationen von Defiziten in kognitiven,
emotionalen und sozialen Fähigkeiten, die zu einer Beeinträchtigung von sozialen und
beruflichen Funktionen führen
- Leitsymptom: Gedächtnisstörung
Am Anfang der Erkrankung stehen Störungen des Kurzzeitgedächtnisses und der Merkfähigkeit,
in ihrem weiteren Verlauf verschwinden auch bereits eingeprägte Inhalte des
Langzeitgedächtnisses, so dass die Betreffenden zunehmend die während ihres Lebens
erworbenen Fähigkeiten und Fertigkeiten verlieren.
Definition der Demenz im DSM-IV
- kognitive Defizite verursachen eine signifikante Beeinträchtigung der sozialen und beruflichen
Funktionen
- stellen eine deutliche Verschlechterung gegenüber einem früheren Leistungsniveau dar
- treten nicht im Rahmen einer rasch einsetzenden Bewusstseinstrübung oder eines Delirs auf
1.
Zur Beeinträchtigung des Gedächtnisses muss noch mindestens eine der folgenden Störungen
hinzukommen:
Aphasie: Störung der Sprache
Apraxie: beeinträchtigte Fähigkeit, motorische Aktivitäten auszuführen
Agnosie: Unfähigkeit, Gegenstände zu identifizieren bzw. wiederzuerkennen
Dysexekutives Syndrom: Störung der Exekutivfunktionen, d. h. Planen, Organisieren, Einhalten
einer Reihenfolge
3.
degenerative Veränderungen der Hirnrinde
2.
-Subkortikaler Typus
degenerative Veränderung unterhalb der
Hirnrinde
Technische Untersuchungen wie beispielsweise die Kernspintomografie oder
Computertomografie des Kopfes oder die Elektroenzephalografie sind auch zur
Differenzierung von anderen Gehirnerkrankungen sinnvoll.
Um keine behandelbare Ursache zu übersehen, sollten zumindest die folgenden
Blutuntersuchungen vorliegen: Blutbild, Vitamin B12-Spiegel, Blutzucker,
Leberwerte, Nierenwerte, Elektrolyte, Schilddrüsenhormone.
Der Mini-Mental-Status-Test (Abk. MMST) wurde 1975 von Folstein und Kollegen entwickelt, um
ein für den klinischen Alltag geeignetes Screening-Verfahren zur Feststellung kognitiver Defizite
zu bieten. Seit seiner Einführung in den klinischen Alltag hat er sich als zuverlässiges Hilfsmittel
zur Erstbeurteilung eines Patienten wie auch zur Verlaufskontrolle erwiesen. Dadurch ist er
inzwischen das meistverwendete Instrument bei der Diagnose und Behandlung von Demenz
und Alzheimer.
Durchführung
Der Mini-Mental-Status-Test wird als Interview mit dem Patienten durchgeführt. Anhand von 9
Aufgabenkomplexen werden zentrale kognitive Funktionen überprüft (zeitliche und räumliche
Orientierung, Merk- und Erinnerungsfähigkeit, Aufmerksamkeit, Sprache und Sprachverständnis,
außerdem Lesen, Schreiben, Zeichnen und Rechnen). Die Durchführung dauert in der Regel 3 bis
10 Minuten.
Die Aufgaben des MMST umfassen sowohl das Beantworten von Fragen als auch das Ausführen
einfacher Handlungen (z. B. "Welches Jahr haben wir?", Nachsprechen, Blatt Papier falten und
auf den Boden legen).
Auswertung
Für jede erfolgreich bewältigte Aufgabe bekommt der Patient einen Punkt. Die Punkte werden
nach Beendigung des Tests aufsummiert. Die Skala reicht von 0 bis 30 Punkten, wobei 30 für
uneingeschränkte, 0 für schwerstmöglich geschädigte kognitive Funktionen steht.
Ab Werten unterhalb von 25 Punkten liegt eine krankheitswertige Beeinträchtigung vor. Eine
Punktzahl von unter 20 weist auf eine leichte bis mittlere Demenz hin, eine schwere Form liegt
bei einer Punktzahl von unter 10 vor.
Auch die Testauswertung nimmt nur wenige Minuten in Anspruch.
DemTect (Demenz-Detektion) ist ein einfaches, rasch und objektiv durchzuführendes und
auszuwertendes Demenz-Screening-Verfahren, das für den Patienten keine größere Belastung
darstellen soll.
Durchführung & Auswertung
Der DemTect wird in Form einer Befragung durchgeführt und die Leistungen des Patienten
werden vom Untersucher auf einen Testbogen protokolliert. Er enthält fünf Aufgaben zu den
Funktionen verbales Gedächtnis, Wortflüssigkeit, intellektuelle Flexibilität und Aufmerksamkeit.
Die Durchführung geht sehr schnell (8–10 Minuten).
Die Rohwerte des Test werden in Testwerte umkodiert (für unter und über 60-Jährige getrennt)
und dann aufsummiert, so dass die endgültig resultierenden Testwerte unabhängig vom Alter
vergleichbar sind. Die Skala reicht von 0 bis 18 Punkten: Werte ab 13 Punkten sprechen für eine
angemessene Kognitive Leistung, zwischen 9 und 12 Punkten ist von einer milden kognitiven
Beeinträchtigung und bei Werten unter 8 von einer Demenz auszugehen. Die Testwerte sollen
nicht nur unabhängig von der altersgemäßen Abnahme kognitiver Fähigkeiten, sondern auch
unabhängig vom Bildungsgrad sein.
Beim Uhren-Zeichen-Test nach Shulman (1993) handelt es sich um ein weitverbreitetes SchnellScreening.
Durchführung
Der Patient wird gebeten, das Zifferblatt einer Uhr zu zeichnen und eine bestimmte
Zeigereinstellung ("13:25 Uhr", "Fünf vor halb Zwei") einzutragen. Die Durchführung dauert 2-5
Minuten.
Auswertung
Anhand der Abweichungen in der Darstellung von der "Normal-Leistung" (Aufteilung des
Zifferblattes, Schriftbild der Zahlen, Fehlen der Zeiger und Ähnliches) lassen sich Rückschlüsse
auf das Ausmaß der Hirnfunktionsstörung ziehen. Dabei werden je nach Abweichung 1-6 Punkte
vergeben, wobei ein Score ≥ 3 als Hinweis auf eine Demenz gilt.
Score 1 = Uhr ist perfekt (Ziffern 1-12 an der richtigen Stelle, korrekte Uhrzeit eingezeichnet)
Score 2 = leichte visuell-räumliche Fehler (z. B. Abstände zwischen den Ziffern ungleichmäßig,
Ziffern außerhalb des Zifferblattes, Verwendung von Linien zur Orientierung, Verdrehung des
Zifferblattes)
Score 3 = Fehlerhafte Uhr bei erhaltener visuell-räumlicher Darstellung (z. B. nur ein Zeiger
eingezeichnet, Uhrzeit als Text, keine Uhrzeit)
Score 4 = mittelgradige Desorganisation, korrektes Einzeichnen der Uhr unmöglich (z. B. sehr
unregelmäßige Zwischenräume, keine Ziffern, Ziffern >12, Rechts-Links-Umkehr, Dysgraphie)
Score 5 = Schwergradige visuell-räumliche Desorganisation (wie 4, aber stärker ausgeprägt)
Score 6 = keine Darstellung der Uhr
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