Ergänzungsübungen zur Physik für Ingenieure (Maschinenbau) (WS 13/14) Prof. W. Meyer Übungsgruppenleiter: A. Berlin & J. Herick (NB 2/28) – alle Angaben ohne Gewähr – Ergänzung G (Lösung) Lösungen zur Ergänzung G Aufgabe 1) Alphazerfall Der Alphazerfall ist ein Zweikörperzerfall, d.h. nach dem Zerfall hat man anstatt einem Urankern, zwei leichtere Kerne die den Impuls weiter tragen. Dabei ist nur die Bewegung in Bezug auf den Schwerpunkt des Systems von physikalischen Interesse. Die Anfangsgeschwindigkeit des Urankerns wäre lediglich ein konstanter Wert, den man gleichsam bei beiden auslaufenden Kerne hinzuaddieren müsste. nachher vorher 4 2 234 90 238 92 U He ? Schwerpunkt Uran zerfällt über den Alphazerfall, also der Aussendung eines Alphateilchens, welches nur ein anderes Wort für ein Heliumkern ist. Mit diesem Wissen ist bereits die Masse des Restkerns bekannt, denn: m(238 92 U) = 238 u m(42 He) = 4 u → Restkern m(234 90 ?) 2 Protonen und 2 Neutronen = 234 u Die Ladungszahl des Restkerns reduziert sich um 2 und die Masssenzahl um 4. Ein Blick ins Periodensystem der Elemente zeigt uns, dass es Thorium sein muss. Der Impuls des Urankerns ist bezüglich seines Schwerpunktes gleich Null und somit muss der Impuls nach dem Zerfall bezüglich des Schwerpunktes der beiden Zerfallsprodukte auch Null sein. p~vorher = p~nacher ⇒ ! p~U = p~He + p~T h = 0 Damit ist die Richtung der Impulse insofern klar, dass wir wissen, der Heliumkern und der Thoriumkern bewegen sich exakt entgegengesetzt voneinander weg. p~He = −~ pT h Die Geschwindigkeit des Heliumkerns kennen wir und über die bekannten Massen erhalten wir die Geschwindigkeit des Thoriumkerns. mHe · vHe = −mT h · vT h ⇒ vT h = − mHe vHe = −2,5 · 105 m/ s mT h Antwort: Der Restkern (Thorium) fliegt mit einer Geschwindigkeit von 2,5 · 105 m/ s vom gemeinsamen Schwerpunkt fort. Das Minus im Ergebnis zeigt die Richtung bezüglich der Geschwindigkeit des Heliumkerns an. Aufgabe 2) Ballistisches Pendel a) Es ist ein vollkommener zentraler inelastischer Stoß b) Berechne zunächst die Geschwindigkeit v ′ des Systems ’Pendelmasse+Kugel’ kurz nach dem Stoß. X X p~vorher = p~nachher mvKugel + M vM = (m + M )v ′ | {z } | da die Pendelmasse zunächst in Ruhe ist =0 ⇒ v′ = m vKugel m+M Somit bekommt die Pendelmasse so etwas wie eine Startgeschwindigkeit mit der auch eine kinetische Energie verbunden ist. Durch die Auslenkung des Pendels wird diese Bewegungsenergie dann in potentielle Energie umgewandelt. Die Messgröße ist der Winkel der Auslenkung und dieser ist mit einer Höhenänderung der Pendelmasse verbunden, wie in der Abbildung skizziert. Nun müssen wir uns nur noch überlegen, wie hoch das Pendel mit dieser kinetischen Energie kommen kann. Dazu benutzen wir den Energieerhaltungssatz. 1 ✘✘ ✘✘ ✘M ✘M (m✘+ )v ′2 = ✘ (m✘+ )gh ✘ 2 2 m 1 2 vKugel = gh 2 m+M | v ′ einsetzen L Gesucht ist die Geschwindigkeit der Gewehrkugel, also lösen wir nach vKugel auf. vKugel = L−h L ⇒ L-h m+Mp 2gh m Die Höhe der Pendelmasse ist wie folgt mit dem Auslenkungswinkel verbunden: cos α = a h = L − L cos α = L(1 − cos α) h m+M Durch das einsetzen von h in die Gleichung für die Geschwindigkeit der Gewehrkugel erhalten wir die fertige Formel. m+Mp vKugel = 2 g L(1 − cos α) m c) Mit den Beispielswerten aus Aufgabenteil c) erhält man die Geschwindigkeit der Gewehrkugel zu: vKugel = 44,8 m/ s = b 161 km/ h Fazit: Diese Aufgabe ist ein gutes Beispiel dafür, wie man ein Problem in zwei Teilprobleme zerlegen kann. Zuerst ist da der Stoß, inelastisch und somit ist die Energie bezüglich der Bewegung nicht erhalten, jedoch der Impuls und anschließend benutzt man den Energieerhaltungssatz für die maximale Auslenkung des Pendels. Die Energie, die das Pendel kurz nach dem Stoß bekommen hat, bleibt dann erhalten und kann komplett in potentielle Energie umgewandelt werden.