Ästhetische Optimierung von kieferorthopädisch behandelten Fällen

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Fortbildung
Drei Fälle aus der Poliklinik der Akademie für Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe
Ästhetische Optimierung von kieferorthopädisch
behandelten Fällen durch Komposit
Der vorliegende Beitrag zeigt verschiedene Patientenfälle, die nach Abschluss der kieferorthopädischen Therapie noch Defizite in der Frontzahnästhetik haben und daraufhin mit dem Wunsch nach
ästhetischer Optimierung konservierend weiter behandelt wurden. Da es sich meistens um junge
Patienten handelt, die weitestgehend karies- und restaurationsfreie Zähne aufweisen, stellt eine
minimal-invasive Behandlungstechnik mittels Komposit die Therapie der Wahl dar.
Therapieentscheidung. Oftmals besteht bei vielen jungen Patienten trotz einer erfolgreich abgeschlossenen kieferorthopädischen Behandlung der
Wunsch nach einem schönen Lachen. Dies liegt
meistens daran, dass sich in einigen Behandlungsfällen kein harmonisches Frontzahnbild realisieren
lässt, weil labiale Verfärbungen oder kariöse Läsionen nach Abnahme der Brackets, hypoplastische
Oberkieferfrontzähne oder gar Nichtanlagen mit
teilweise resultierenden Diastemata das ästhetische
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Erscheinungsbild einschränken. Kleine Korrekturen
mit Komposit können bei dieser Patientengruppe
schnell, zahnschonend und mit überschaubaren finanziellen Mitteln den teilweise bestehenden Leidensdruck reduzieren und zu einem ansprechenden
Auftreten sowie einem ungehemmten Lächeln beitragen.
Im Folgenden werden drei Patientenfälle vorgestellt, die interdisziplinär in der Poliklinik der Akademie in Karlsruhe behandelt wurden.
Ausgangsorthopantomogramm im April
2008 (Abb. 1).
Zustand nach
Entbänderung
im Januar 2012
(Abb. 4).
Zustand
vor Umstellungsosteotomie vom Juli
2011 (Abb. 2).
Laborgefertigtes Wax-Up zur
Anfertigung eines
Silikonschlüssels
(Abb. 5).
Orthopantomogramm nach
Dysgnathie-Operation im August
2011 (Abb. 3).
Intraorale
Anprobe des
Silikonschlüssels (Abb. 6).
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Fortbildung
Umformung der Eckzähne zu seitlichen Schneidezähnen im April 2012
(Abb. 7).
Zufriedenes Lächeln nach Behandlungsabschluss im Juli 2012 (Abb. 8).
Nichtanlage der seitlichen Oberkieferschneidezähne
Anamnese und Befund. Die im Mai 1986 geborene Patientin stellte sich erstmals im April 2008 in
der kieferorthopädischen Abteilung der Poliklinik vor.
Es zeigte sich eine kompensierte Progenie mit einem
retrognathen Oberkiefer und der Aplasie der Zähne
12 und 22 sowie einer Frontmittenverschiebung nach
rechts. Der Unterkiefer war ebenfalls retrognath mit
einer engstehenden, retrudierten Front. Die Zähne 3242 wiesen Schlifffacetten auf.
Kieferorthopädische Therapie. Nachdem die
Patientin die Empfehlung zur bimaxillären Umstellungsosteotomie zögerlich angenommen hatte, konnte
im September 2010 die kieferothopädische Operationsvorbereitung mit Multibandapparaturen in Oberund Unterkiefer beginnen. Abbildung 2 zeigt die Frontansicht der Patientin vor der Umstellungsoperation
bei einem Mund-Kiefer- und Gesichtschirurgen.
Nach abgeschlossener Dysgnathie-Operation im
August 2011 (Abb. 3) und anschließender kieferorthopädischer Optimierung der Zahnbögen fanden die
Entbänderung sowie die Eingliederung von Retentionsplatten im Januar 2012 statt (Abb. 4).
Konservierende Therapie. Obwohl die Behandlung über vier Jahre aus kieferchirurgischer und kieferorthopädischer Sicht erfolgreich verlief, war die
26-Jährige trotzdem mit ihrem Erscheinungsbild unzufrieden. Sie bemängelte ihre zu dunkle Zahnfarbe,
die Schlifffacetten der Unterkieferfrontzähne und die
unharmonische Zahnstellung, die aufgrund der Nichtanlagen 12 und 22 und der Mesialverschiebung ihrer
Eckzähne entstand. In der konservierenden Abteilung
der Poliklinik wurde die Patientin umfassend über
mögliche Therapieoptionen aufgeklärt. Da die Patientin eine non-invasive Behandlung wünschte, wurde
ihr ein Home-Bleaching und die Umformung der Eckzähne zu seitlichen Schneidezähnen sowie der Aufbau der Unterkieferfrontzähne mittels Komposit vorgeschlagen. So führte die Patientin nach Entfernung
der Platten im Februar 2012 das Bleaching durch und
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Orthopantomogramm nach Behandlungsabschluss im Juli 2012 (Abb. 9).
konnte ihre Zahnfarbe von A3,5 auf A2 erhellen. Im
April 2012 erfolgten nach Wax-Up und Silikonschlüsselerstellung (Abb. 5) die Umarbeitung der Eckzähne
zu seitlichen Schneidezähnen und der Aufbau der Unterkieferzähne frei Hand in Mehrschichttechnik mittels Komposit (Abb. 6 und 7). Zur Stabilisierung des
Behandlungsergebnisses wurde abschließend ein Retainer in der Ober- und Unterkieferfront angebracht.
Hypoplastische Zahnform
Anamnese und Befund. Die im Oktober 1996
geborene Patientin stellte sich im April 2006 nach
Milchzahnverlust zur Anfertigung von Lückenhalter
erstmals in der Kieferorthopädie der Akademie vor
(Abb. 10). Nach regelmäßigen Kontrollen des Wechselgebisses mit Umarbeitungen der Lückenhalter wurde im Januar 2009 folgende Diagnose gestellt. Der
Oberkiefer war orthognath und anteinkliniert mit lückiger Front bei bestehendem Diastema mediale durch
tief ansetzendes Lippenbändchen und hypoplastischen
seitlichen Schneidezähnen. Hinzu kamen diverse
Zahnrotationen in Ober- und Unterkiefer. Der Unterkiefer war orthognath mit retrudierter Front. Es lagen
eine Distalokklusion und ein tiefer Biss vor.
Kieferorthopädische Therapie. Mit Hilfe von cervikalem Haedgear und einer Multibracketapparatur
konnte zwischen Januar 2009 und September 2011 die
kieferorthopädische Therapie durchgeführt werden.
Im Ober- und Unterkiefer wurde die Front prodrudiert,
achsengerecht eingestellt und intrudiert. Die Zähne 16
und 26 wurden distalisiert. In beiden Kiefern wurden
die rotierten Zähne derotiert und die Zahnbögen harmonisch ausgeformt. Die beidseitige Neutralokklusion konnte gesichert werden und eine Bisshebung fand
statt.
Konservierende Therapie. Trotz einer erfolgreichen kieferorthopädischen Behandlung über einen
Zeitraum von fünf Jahren, war die damals 15-jährige
Patientin mit ihrem Erscheinungsbild nicht zufrieden.
Sie empfand ihre immer noch auf Lücke stehende
Front, welche durch das Diastema mediale und die hyZBW 10/2013
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poplastischen seitlichen Schneidezähne hervorgerufen
wurden, unvorteilhaft. So kam sie in Begleitung ihrer
Mutter in die konservierende Abteilung der Poliklinik
mit dem Wunsch nach Optimierung der Ästhetik. Da
die Zähne kariesfrei waren und in Anbetracht des Alters der Patientin kam für sie nur eine non-invasive
Therapie mit Adhäsivtechnik infrage. Im Oktober
2011 wurden die Dunkelräume zwischen 12 und 22 in
einer Sitzung mit Komposit elegant und auf natürlich
wirkende Weise geschlossen. Nach einer abschließenden Kontrolle im Juli 2012 wurde die zufriedene Patientin zu ihrem Hauszahnarzt zurückempfohlen.
Restlücken durch Platzüberschuss
Anamnese und Befund. Der im September 1991
geborene Patient stellte sich im August 2009 erstmals
in der kieferorthopädischen Abteilung der Akademie
vor (Abb. 16). Die Untersuchung ergab einen orthognathen Oberkiefer mit einer steilstehenden und lückigen Front mit einem Diastema mediale sowie rotierten
Zähnen im Seitenzahnbereich. Der ebenfalls orthognathe Unterkiefer wies eine ausgeprägte Spee-Kurve,
eine stark vergrößerte Länge und eine steil stehende
Front auf. Die Bisslage entsprach einer skelettalen
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Klasse III mit einer Mesialverzahnung und einem tiefen Biss.
Kieferorthopädische Therapie. Die Planung beinhaltete keine kombinierte kieferchirurgisch-kieferorthopädische Vorgehensweise, da der damals 18-jährige Patient keinen operativen Eingriff wünschte und
die Reaktionslage des Gewebes zur Bissumstellung
als günstig eingestuft wurde. So beinhaltete die knapp
zweijährige Therapie die Protrusion, die achsengerechte Einstellung und Intrusion der Oberkieferfront.
Die Frontmittenverschiebung sollte korrigiert und der
Zahnbogen harmonisch ausgeformt werden. Dabei
kamen eine Multibandapparatur und eine zusätzliche
skelettale Verankerung über zwei Minipins und Beneplate zum Einsatz. Im Unterkiefer war keine Therapie vorgesehen.
Konservierende Therapie. Nach erfolgreichem
kieferorthopädischen Behandlungsabschluss im Juli
2011 mit Entbänderung und Eingliederung von Retentionsplatten waren in der Oberkieferfront immer noch
Restlücken vorhanden, welche von dem 19-Jährigen
als störend empfunden wurden. Bis auf den Zahn 11,
der nach einem Trauma mit Komposit aufgebaut wur-
Ausgangsorthopantomogramm im
April 2008
(Abb. 10)
Zustand
8 Monate
nach abgeschlossener
konservierender
Behandlung im
Juli 2012 (Abb.
13 und 14).
Abgeschlossene Behandlung.
Zustand nach
abgeschlossener
kieferortopädischer Behandlung im September 2011 (Abb.
11 und 12).
Abb. 14
Abb. 12
Orthopantomogramm
nach Behandlungsabschluss
im Januar 2012
(Abb. 15).
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Fortbildung
Ausgangsorthopantomogramm im
August 2009
(Abb. 16)
Lückenschluss
in der Oberkieferfront mit
Komposit im Juli
2013 (Abb. 19).
Zustand kurz
vor Entbänderung im Juni
2011 (Abb. 17).
Orthopantomogramm
nach Behandlungsabschluss
im Januar 2012
(Abb. 20).
Abgeschlossene Behandlung. Zustand
nach abgeschlossener
kieferortopädischer Behandlung im Juli 2011
(Abb. 18).
Zufriedenes
Lachen und
stabiles Ergebnis im Juni 2013
(Abb. 21)
de, besaß der Patient eine karies- und restaurationsfreie Oberkieferfront. Da er mit Komposit schon eine
gute Erfahrung gemacht hatte, entschied er sich für
das minimalinvasive bzw. non-invasive Vorgehen. So
wurde die Restauration an 11 in Mehrschichttechnik
neu aufgebaut und die Lücken dank individualisierter
Matrizentechnik ästhetisch geschlossen. Der Patient
war mit seinem neuen Erscheinungsbild sehr zufrieden und auch zwei Jahre nach der konservierenden
Therapie kann das Behandlungsergebnis als stabil bezeichnet werden.
Epikrise. Die vorgestellten Patientenfälle zeigen,
welche Möglichkeiten uns die modernen Kompositsysteme mittlerweile ermöglichen, um Defizite in der
Frontzahnästhetik elegant zu beheben. Gerade bei
jungen Patienten sollte diese zum Teil non-invasive
und damit sehr gewebsschonende Behandlungstechnik gegenüber invasiveren Verfahren (Veneers oder
Kronen) bevorzugt werden. Mit ihnen lassen sich in
relativ kurzer Zeit sehr gute ästhetische Ergebnisse
erzielen, die auch finanzierbar sind. Entsprechende
Korrekturen und Verbesserungen bei den Betroffenen
verhelfen zu einer Optimierung des Lächelns und zu
einer Festigung des Selbstbewusstseins. Eine enge
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interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Zahnarzt
und Kieferorthopäden ist in diesen Fällen von großer
Bedeutung, um Behandlungsziele zu besprechen, den
Behandlungsverlauf besser zu steuern und das Behandlungsergebnis sowohl funktionell als auch ästhetisch langfristig zu stabilisieren.
Das Literaturverzeichnis kann beim Informationszentrum Zahngesundheit Baden-Württemberg unter
Tel: 0711/222966-14, Fax: 0711/222966-21 oder
E-Mail: [email protected] bestellt werden.
Eine Langfassung des Beitrags mit weiteren Abbildungen finden Sie unter www.zahnaerzteblatt.de.
Dr. Simone Ulbricht, M.A.,
Fallbeispiel in Zusammenarbeit mit der Akademie
für Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe
Akademie für Zahnärztliche
Fortbildung Karlsruhe
Dr. Simone Ulbricht
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