Prorektor Bildung und Internationales LaborUniversität Beschreibung des Projektes „Expertise-Übung Anwendungen in der Sozialpsychologie“ von Prof. Dr. Immo Fritsche (Institut für Psychologie) Problemstellung Im BSc-Modul Sozialpsychologie: Anwendungen sollen den Studierenden Inhalte aus der Grundlagendisziplin „Sozialpsychologie“ praxisnah vermittelt werden. Kritisch ist hierbei die Fähigkeit der Studierenden, komplexe alltagsweltliche Phänomene (z.B. Konflikte zwischen Gruppen) durch Befunde und Theorien aus der Grundlagenforschung angemessen analysieren und ggf. Interventionen vorschlagen zu können. Im bisherigen Studium fehlen i. d. R. die Anlässe, diese Transfer-Fertigkeiten einzuüben. Solche Anlässe treten oftmals erst nach dem Studium in spezifischen beruflichen Kontexten auf. Für eine begleitete Einübung wissenschaftlicher Expertisen ist es dann meist zu spät. In der geplanten Transfer-Übung planen wir, den Studierenden im letzten Jahr ihres BSc-Studiums Anlässe für die Einübung des Theorie-Praxis-Transfers anzubieten. Zielsetzung Gegenstand dieser Übung ist es, interessierten Laien, Entscheidungsträgern und Multiplikatoren (etwa Vertreter aus Politik und Medien) sozialpsychologische Expertise zu einem ausgewählten, aktuellen Themas aus Gesellschaft und Politik zur Verfügung zu stellen. Hierzu sollen die Studierenden mit Akteuren in einem aktuellen gesellschaftlichen Problemfeld in Austausch treten (z.B. den Vertretern zweier im Konflikt stehenden Gruppen) und auf Grundlage der aktuellen Forschungsliteratur eine sozialpsychologische Expertise zu dem konkreten Problem erarbeiten. Diese Expertise soll den Akteuren in der Praxis zugänglich gemacht (z.B. Interventionsvorschlag) bzw. an geeigneter Stelle veröffentlicht werden (z.B. öffentlicher Vortrag mit Diskussion). Diese komplexe Arbeitsaufgabe dient im Wesentlichen dazu, • die Fähigkeit der Studierenden zu fördern, wissenschaftliche Forschung problembezogen rezipieren und in allgemeinverständlicher Weise gegenüber Laien kommunizieren zu können, • Praxisprobleme auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse zu analysieren und • Wissenschaftliche Modelle und Befunde durch selbstgesteuertes und problembezogenes Lernen zu vertiefen. Gleichzeitig können Ergebnisse dieser Veranstaltung das Verständnis spezifischer Alltagsphänomene (z.B. soziale Diskriminierung, Interreligiöse Konflikte) erleichtern und ein positives Bild wissenschaftlicher Forschung in der Öffentlichkeit festigen. Zielgruppe und Einbindung Die Zielgruppe sind Studierende im 6. Semester des BSc-Studiengangs Psychologie. Die Lehrveranstaltung ist derzeit im Modul Sozialpsychologie: Anwendungen verankert. Das Modul ist ein Wahlpflichtmodul innerhalb des BSc-Studiengangs Psychologie. Die LaborUniversität ist ein Projekt von „StiL – Studieren in Leipzig“ der Universität Leipzig. Kontakt: [email protected] 2 Lehrkonzept/Didaktische Leitidee Die didaktische Leitidee ist das problembezogene Lernen. Dieses wird erreicht durch den Austausch mit tatsächlichen Akteuren (z.B. Vertreter antagonistischer Gruppen) und die Aufgabe, begleitet durch Tutorinnen/Tutoren, in Gruppenarbeit ein eigenes Expertise-Gutachten zu erstellen. Dieses Gutachten wird der Öffentlichkeit bzw. interessierten gesellschaftlichen Akteuren in geeigneter und kreativer Weise zugänglich gemacht. Diese offensichtliche Relevanz der eigenen Expertise-Arbeit sollte die Motivation der Teilnehmenden und ihr Verantwortungsbewusstsein bezüglich ihrer eigenen Arbeit entscheidend stärken. Die Expertise-Arbeiten werden in zwei parallelen Übungen zu unterschiedlichen Themen durchgeführt. Pro Übung ist eine Teilnehmendenzahl von 15 geplant, die – jeweils in Kleingruppen von 5 Personen – zu einer gemeinsamen Expertise-Arbeit beitragen. Die erfolgreiche Teilnahme wird durch die aktive Mitarbeit an der Veranstaltung (Kurz-Vorstellungen von Originalliteratur) sowie an der gemeinsamen Expertisearbeit nachgewiesen. Mögliche Themen können beispielsweise aus den folgenden Bereichen sozialpsychologischer Expertise stammen: • Vorurteile und Stereotype (z.B. Altersdiskriminierung) • Konflikte zwischen Gruppen (z.B. Konflikte zwischen Zugezogenen und Altanwohnern in städtischen Transformationsräumen) • Prosoziales Verhalten (z.B. Müllvermeidung im öffentlichen Raum) Geplante Evaluationsmaßnahmen Das Seminar wird im Rahmen der allgemeinen Lehrevaluation von den Studierenden evaluiert. Außerdem ist eine Laienbefragung zu Verständlichkeit und wahrgenommener Bedeutsamkeit der Expertise-Arbeit geplant, die den Studierenden zurückgemeldet werden soll. Geplante Projektumsetzung Das Projekt beginnt im Wintersemester mit der Erarbeitung des Lehrkonzepts und Curriculums unter Mithilfe der studentischen Hilfskräfte. In dieser Zeit werden Themen recherchiert und Praxispartner akquiriert. Die eigentliche Lehrveranstaltung findet dann im Sommersemester 2013 statt. In der ersten Seminarsitzung werden mögliche Themen diskutiert. Bis zum 2. Termin soll ein Thema festgelegt und mit der sozialpsychologischen Analyse begonnen werden. Zum 3. Termin soll ein Proposal erstellt werden, dass am 4. Termin gemeinsam ausgewertet wird. Zum 5. Termin sollen externe Referenten eingeladen werden, die ihre Sichtweise zum Thema darlegen sollen. Danach wird in Kleingruppen weiter gearbeitet. Zum 11. Termin muss eine erste Skizze des Gruppenberichts bzw. der spezifischen Expertise-Arbeit vorliegen. Termine 13 und 14 sind zur Dissemination der ExpertiseArbeiten an die Öffentlichkeit und deren Diskussion mit den externen Referenten (zweite Einladung) gedacht. Der letzte Termin dient der Seminarevaluation. Beispiele für mögliche Expertise-Arbeiten sind • Medienveröffentlichung (z.B. in der Lokalpresse oder im Internet) • Öffentlicher Vortrag oder Moderation einer Podiumsdiskussion • Broschüre mit Leitfaden Die studentischen Hilfskräfte begleiten die Lehrveranstaltung als Tutoren und helfen bei der Koordination Die LaborUniversität ist ein Projekt von „StiL – Studieren in Leipzig“ der Universität Leipzig. Kontakt: [email protected] 3 der Kleingruppenarbeiten. Weiterhin dokumentieren sie das Projekt und helfen bei der Erstellung eines Curriculums mit, dass für zukünftige Lehrveranstaltungen verwendet werden kann. Ansprechpartner/in Professor Dr. Immo Fritsche Dr. Philipp Jugert Die LaborUniversität ist ein Projekt von „StiL – Studieren in Leipzig“ der Universität Leipzig. Kontakt: [email protected]