Energieeffizientes Wohnen – Praxisbeispiele geförderter Projekte Informationsveranstaltung der Reihe „Besser mit Architekten – Energieeffiziente Gebäude“ am 3. Dezember 2015 in Stuttgart Die Architektenkammer Baden-Württemberg hat am 3. Dezember 2015 ihre Mitglieder zu einer Informationsveranstaltung über Fördermittel des Bundes und deren Anwendung in der Praxis in das „Haus der Architekten“ in Stuttgart eingeladen. Die Veranstaltung im Rahmen der Initiative „Besser mit Architekten – Energieeffiziente Gebäude“ wurde in Kooperation mit der Bundesarchitektenkammer e.V. (BAK) und der KfW Bankengruppe bereits zum 3. Mal in Stuttgart durchgeführt. Links: Markus Müller, Präsident der Architektenkammer BadenWürttemberg; Rechts: Joachim Laurich, KfW Präsident Markus Müller eröffnete die mit ca. 100 Teilnehmern ausgebuchte Veranstaltung. Er verwies darauf, dass Förderprogramme einen wichtigen Anreiz für Bauherren bieten, um innovative Planungsgrundsätze zu realisieren und damit entscheidend zur Umsetzung der Energiewendeziele beizutragen. Weiter bezog er Stellung zum Thema Listenführung. Müller hob hervor, dass es richtig sei, Architekten als Sachverständige für Förderprogramme zum Nutzen der Bauherren zu stärken. Als wichtiges Element der Qualitätssicherung hat die KfW zum 1. Juni 2014 die verbindliche Listung der Sachverständigen in der Expertenliste eingeführt. Seitdem müssen Architekten und Planer, die die KfW-Programme Energieeffizient Bauen (153) und Sanieren (151/152) beantragen, in der Energieeffi- zienz-Expertenliste für Förderprogramme des Bundes (www.energie-effizienz-experten.de) eingetragen sein. Müller berichtete, dass derzeit für Architekten die Möglichkeit abgeklärt würde, sich künftig direkt durch die Länderarchitektenkammer als Sachverständige für KfW-Förderprogramme registrieren zu lassen. Die AKBW habe sich bereit erklärt, im Zuge eines Pilotprojekts die Listenführung der eigenen Kammermitglieder selbstständig, unabhängig und kostenlos durchzuführen. Ziel sei es, so Müller, die Listenführung für Architekten durch die jeweilige Länderkammer zeitnah in allen Bundesländern einzuführen. Die aktuellen Verhandlungen dazu liefen positiv und hätten eine Chance, bis Mitte 2016 erfolgreich abgeschlossen zu werden. Joachim Laurich (KfW) fügte in seiner Rede an, dass die KfW in der Kooperation mit den Architekten den Wunsch verfolge, eine Win-Win-Situation für Architekten und KfW herzustellen. Derzeit seien unter den insgesamt 13.000 gelisteten Energieeffizienz-Experten rund 4.000 Architekten vertreten. Die KfW sei auf die Architekten als Multiplikatoren angewiesen, da diese den direkten Kontakt zu den Kunden hätten und diese für die Inanspruchnahme der KfW-Förderprogramme wichtige Impulse gäben bzw. auch als Sachverständige direkt eingebunden wären. Eine gute und produktive Kooperation werde deshalb angestrebt. Daniela Korte (KfW) stellte im Folgenden die aktuellen Förderprogramme der KfW vor, die für die energieeffiziente sowie barrierefreie Gebäudeplanung sowohl als Kredit oder als Investitionszuschuss abgerufen werden können. Darüber hinaus stimulieren auch Tilgungszuschüsse, einen möglichst hohen Energieeffizienzstandard zu erreichen. Sie verwies dabei auf die wichtigen Neuerungen. In diesem Zusammenhang erläuterte Korte auch die Auswirkung der zum 1. Januar 2016 im Neubaubereich verschärften EnEV auf die Förderprogramme der KfW. Daraus folgend können nur noch bis zum 31. März 2016 Fördermittel aus dem Programm 153 für das KfW-Effizienzhaus 70 beantragt werden. Ab dem 1. April 2016 entfällt dieses Fördermodul, da der darin geforderte Standard den dann geltenden Mindestanforderungen der EnEV entspricht. Bauherren sollten sich rechtzeitig diese auslaufende Förderung sichern. Die Architekten sollten darauf bei den Beratungsgesprächen hinweisen. Seite 1 von 2 Im zweiten Teil der Veranstaltung wurde dann gezeigt, wie die ambitionierten und ökologischen Ziele der Energieeinsparung konkret am einzelnen Objekt in Deutschland umgesetzt werden können. Beispiele dazu lieferten drei Mitglieder der AKBW aus ihrer Planungspraxis. Der Architekt Wieland Egger stellte einen Wohnhausneubau vor, für den er beim KfW-Award 2015 den 2. Preis erhalten hat. Ziel war es, dem Baukörper angesichts einer strengen Ortsbausatzung eine traditionelle Erscheinung zu verleihen, ihn gleichzeitig jedoch mit modernen Wohnansprüchen und den Anforderungen des energieeffizienten Bauens in Einklang zu bringen. Der Architekt Andreas Schoch stellte ein Projekt vor, bei dem 9 abgewinkelte Wohnhäuser in einer Art Teppichbauweise sehr flächeneffizient auf einem Baufeld angeordnet wurden. Dank sorgfältig ausgearbeiteter Details, eines detaillierten Wärmebrückennachweises und der Fernwärmeversorgung konnte ein KfW-55-Standard erreicht werden, womit die Vorgaben der Stadt Ludwigsburg deutlich übertroffen wurden. Baugruppe 3mal3, Ludwigsburg, Dipl.-Ing. (FH) Andreas Schoch, architectoo, schoch. eichhorn. bühler, Karlsruhe Wohnhaus in Bad Hindelang, Dipl.-Ing. (FH) Wieland Egger, K+H Architekten, Stuttgart Der Architekt Rainer Graf hat in Pliezhausen ein Wohnhaus aus den 1930er Jahren umgebaut und energetisch zum KfW-Effizienzhaus 55 saniert. Der Bauherr hatte sich hier bewusst gegen einen Abriss und für einen Umbau entschieden. Graf erläuterte, dass ein hoher Energiestandard für den Bauherrn ein zentrales Anliegen war. Da Wirtschaftlichkeit jedoch die grundsätzliche Bedingung zur Realisierung des Projektes war, spielten die KfWFördermittel als Anreiz eine wichtige Rolle. Die Veranstaltung schloss mit einer angeregten Podiumsdiskussion der Referenten sowie Daniela Korte und Joachim Laurich von der KfW. Die gesamte Veranstaltung wurde von Nils Hille, Redakteur des DAB, moderierte. Hille war es dabei wichtig, den Teilnehmern der Veranstaltung die Erfahrungen der Architekten der Praxisbeispiele bei der Beantragung von Fördermitteln zu vermitteln. Rainer Graf betonte, dass bereits die Wahl des Wärmebrückennachweises erhebliche Auswirkungen auf das Rechenergebnis und damit auf den erzielten Energiestandard hat. Pauschale Zuschläge, so Graf, führten zu schlechteren Berechnungsergebnissen. Höchste Energiestandards seien auf diese Art nicht (wirtschaftlich) zu erreichen. Der Einzelnachweis ist ein Schlüssel zu wesentlich besseren Ergebnissen. Wieland Egger hob hervor, dass angesichts der Komplexität energieeffizienten Planens und Bauens eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Architekten, Ingenieuren und weiteren am Bau beteiligten Planern unverzichtbar sei. Jörg Schumacher, Bundesarchitektenkammer e.V. Wohnhaus in Pliezhausen, Dipl.-Ing. (FH) Rainer Graf, architektur + energiekonzepte, Gomaringen Informationen zu dieser und weiteren Veranstaltungen aus dieser Reihe sind abrufbar unter http://www.bak.de/berufspraxis/energie-undressourceneffizientes-bauen/initiative-besser-mit-architekten/. Seite 2 von 2