AUSTAUSCH Endbericht 2005/2006 Gastuniversität: Università degli Studi di Firenze, Italien Aufenthaltsdauer: von 09/05 bis 07/06 a) Allgemeine Eindrücke 1. Stadt, Land und Leute Florenz, die Hauptstadt der Toskana, ist sicherlich eine der schönsten Städte Italiens und hat circa 400.000 Einwohner. Der historische Stadtkern (vom Dom bis zur Ponte Vecchio) von Florenz ist relativ klein, aber gerade das macht den besonderen Reiz dieser historischen Stadt aus. Die Florentiner sind sich sehr wohl bewusst, dass Florenz eine wahre Perle ist, und sind darauf sehr stolz. Aber nicht nur Florenz selbst ist eine Reise wert, auch die Toskana mit ihren schönen Hügeln und den bezaubernden Städten, ist eine Augenweide. 2. Soziale Integration Wie bereits erwähnt sind die Florentiner ein sehr stolzes, fast hochnäsiges Volk. Daher ist es nicht unbedingt einfach mit ihnen näheren Kontakt aufzubauen. Jedoch sind sie wirklich hilfsbereit und stehen für Tipps und sonstige Gefälligkeiten zur Verfügung. Wirklich wichtig ist es, am Anfang des Semesters den Sprachkurs zu besuchen, da man dort sehr viele andere Austauschstudenten kennen lernen kann. Ebenfalls wichtig, sowohl für die Sprache als auch für die soziale Integration ist es, sich eine WG mit nicht deutschsprachigen Mitbewohnern zu suchen. 3. Unterkunft Hierzu muss man sich gleich zu Beginn überlegen, ob man im Stadtzentrum (würde ich auf jeden Fall befürworten) oder auf der Uni in Novoli wohnen will. Im Stadtzentrum muss man mit höheren Mieten rechnen, hat dafür aber auch ein schöneres Wohnumfeld, bessere Fortgehmöglichkeiten, etc. Leider ist es nicht leicht eine passende Wohnung zu finden. Es werden sehr viele 'Löcher' für hohe Mieten angeboten. Aber nur nicht entmutigen lassen, von meinen Bekannten hat jeder das passende gefunden. Am besten sucht man über Anschläge an schwarzen Brettern an den einzelnen Fakultäten oder in 'La Pulce' (Zeitung mit Wohnungsangeboten), sowie im Internet. 4. Kosten Leider ist Florenz ein extrem teures Pflaster, auch im Vergleich zu anderen Städten Italiens. Unter 900 Euro geht es leider nicht. Die Kosten für die Unterkunft sind durchschnittlich 430 Euro für ein Einzelzimmer. Dazu kommen noch Kosten für das Monatsticket (20 Euro), Internet (25 Euro), Handy, Unibücher, etc. Ebenso sind die Kosten für Lebensmittel und Fortgehen höher als in Linz. Die Stipendienzuschüsse haben meine Mehrkosten leider nur zur Hälfte gedeckt. 5. Sonstiges (Visum, Versicherung, etc.) Mit Bankomatkarte und e-card kommt man aus. Visum ist nicht notwendig. b) Gastinstitution 6. Beschreibung der Gastuniversität Die Facoltà di Economia befindet sich in Novoli, circa 20 Minuten mit dem Bus vom historischen Zentrum entfernt. Die Uni ist sehr schön und modern. Die Hörsäle sind ebenfalls sehr gut gelungen. Da das Mensagebäude noch nicht fertig ist, ist die Mensa derzeit im Unicafé. Ein Menü kostet 2,10 Euro und ist sehr reichhaltig (1/2l Mineral, 1 großes Stück Pizza, Salat oder Gemüse, 1 gefülltes Brötchen, Obst oder Joghurt oder eine kleine Süßigkeit). Daneben gibt es noch weitere Mensen überall in der Stadt verstreut. Sehr schön ist auch die Bibliothek, wo einige PC's stehen mit Internetanschluss, weiters kann man sich mit dem eigenen Laptop mit dem Netz verbinden, oder in die PC-Räume gehen. 7. Anmelde- und Einschreibeformalitäten Bürokratischer Hürdenlauf. Zuerst würde ich in das Auslandsbüro der Fakultät in der Via Curtatone 1 (seit März 2006 in der Via Cittadella 7 – nur vorübergehend) gehen, wo man eine Checkliste erhält, mit den Schritten die zu erledigen sind. Danach ab aufs Erasmusbüro auf der Uni in Novoli (Libretto degli Studi besorgen). Mit dem Libretto kann man sich dann die Tessera für das Monatsticket der ATAF (am Bahnhof) besorgen, ebenso die Mensakarte (Via Gramsci). Danach muss man sich die Aufenthaltsgenehmigung besorgen (mitnehmen: Pass, Passfotos, Kopie der Bankomatkarte, Kopie der e-card). Auf diese Stelle muss man leider zweimal gehen. Ein paar Wochen nach dem Antrag muss man sich dann die Aufenthaltsgenehmigung noch abholen (Pass mitnehmen). Die letzte Hürde ist dann die Steuernummer, aber das geht relativ schnell. Auf der Uni muss man sich nicht so wie in Linz für die Kurse anmelden, einfach zum ersten Termin gehen und mit dem Professor reden. Die Kurstermine werden circa 3-4 Tage vor Unibeginn im Internet bekanntgegeben. 8. Einführungswoche bzw. –veranstaltungen Gibt es nicht. 9. Kursangebot und besuchte Kurse (kurze Beschreibung und evtl. Bewertung) Das Kursangebot ist sehr breit gefächert und ich denke es ist für jeden Geschmack etwas dabei. Tipp: wenn man insgesamt 15 ECTS in einem Fachgebiet absolviert, erspart man sich in Linz die Abschlussprüfung für den Schwerpunkt. Die Kurse haben 12, 9 oder 6 ECTS. Die Kurse haben deshalb so viele Credits weil die Kurse vier-, drei- bzw. zweimal pro Woche sind und vom Lernumfang umfassender sind als in Linz. Daher reicht es sicher wenn man pro Semester drei Kurse macht. Meine absolvierten Kurse sind: Marketing del Turismo (9 ECTS) – 1° semestre: Prof. Massimo Rosati sehr interessanter Kurs zwei Bücher zu lesen (ca. 700 Seiten) Folienskript sehr umfangreich Professor sehr gut zu verstehen aufwendig, aber sehr interessant Marketing delle imprese industriali e commerciali (9 ECTS) – 1° semester: Prof. Aldo Burresi sehr gut aufbereiteter Kurs ein Buch zu lesen (ca. 400 Seiten, zweispaltig) zu jedem Kapitel Foliensatz (sehr, sehr umfangreich) Professor etwas schwieriger zu verstehen, aber er findet Österreich im Speziellen Linz sehr toll empfehlenswert Economia degli Intermediari Finanziari (9 ECTS) – 1° semestre: Prof. Lorenzo Gai Prof. Gai schränkte den Stoff für Erasmusstudenten ein. ein Buch zT zu lesen (ca. 250 Seiten) – stofflich war der Kurs für mich zu VWL-lastig empfehlenswert Marketing Internazionale (6 ECTS) – 2° semestre: Prof. Gaetano Aiello gut aufbereiteter Kurs ein Buch zu lesen (ca. 450 Seiten) Foliensatz zu jedem Kapitel (kurz und bündig) Hausarbeit zu dritt oder zu viert (auf jeden Fall machen – zählt positiv für die Prüfung) empfehlenswert Economia e Gestione delle imprese turistiche (6 ECTS) – 2° semestre: Prof. Elena Livi Kurs eigentlich für 9 ECTS, jedoch auch für 6 möglich – Einschränkung des Stoffes Prof. Livi ist etwas ‚zerstreut’ jedoch sehr freundlich – Vorlesung vier mal pro Woche ein Buch zT zu lesen (ca. 150 Seiten), Skript nicht unbedingt zu empfehlen, aber als zweiter Kurs zu Marketing del Turismo in Ordnung, leichte Prüfung Tecnica di Borsa (6 ECTS) – 2° semestre: Prof. Rita Ripamonti ein Buch zu lesen (ca. 250 Seiten) kein Skript zur Vorlesung – selbst mitschreiben aufwendig, sehr interessant Es gibt sicherlich viele Kurse (Storia, Geografia, Sviluppo, etc.) wie Economia degli Intermediari Finanziari, die für Erasmusstudenten eine Erleichterung für die Prüfung vorsehen. Jedoch sollte eigentlich das Interesse an der Thematik im Vordergrund stehen. 10. Credits-Verteilung bezogen auf Kurse, „study workload“ pro Semester Credits-Verteilung im Verhältnis zum Kursumfang in Ordnung 11. Benotungssystem Da die meisten Prüfungen mündlich abgehalten werden, ist es leider sehr subjektiv welche Fragen/Punkte man erhält. Insgesamt sind 30 Punkte zu erreichen, davon sind 18 das Minimum. 12. Akademische Beratung/Betreuung Einmal pro Woche hält jeder Professor eine Sprechstunde ab, wo man nach Anmeldung via e-mail Fragen stellen kann. Ebenso stehen die Professoren nach den Kursen für Fragen zur Verfügung. c) Schlussbemerkungen 13. Resümee Ein Auslandsjahr ist auf jeden Fall zu empfehlen, da dies sowohl für die Sprache als auch für die soziale Kompetenz von Vorteil ist, da man wahrscheinlich das erste Mal im Leben wirklich ganz auf sich allein gestellt ist. Man lernt die unterschiedlichsten Leute kennen. 14. Tipps – und was man sonst noch unbedingt wissen sollte... Ich habe zwar Gott sei Dank noch keine Erfahrungen mit Taschendieben gemacht, jedoch soll es sie geben. Also Vorsicht, vor allem in Bussen und im Stadtgedränge. Weiters wichtig: Passfotos mitnehmen, kleines Wörterbuch für jeden Tag, möglichst viel von dem restlichen Italien bereisen. Es gibt auch eine Organisation für Austauschstudenten: Cittadini del Mondo (CDM). CDM organisiert einmal pro Woche einen Aperitivo, sowie ab und zu Ausflüge.