Erweiterter Musikunterricht – EMU – im Aargau

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Erweiterter Musikunterricht EMU – Musik als Unterrichtsprinzip
Ein Schulbesuch bei Franz von Büren, Primarschule Safenwil
Franz von Büren ist eine der 20 Lehrpersonen im Kanton Aargau, die in diesem Jahr den Kurs
zur Zusatzausbildung „Erweiterter Musikunterricht“ – ein neues Angebot des Institutes Schule &
Weiterbildung der FHA Pädagogik – belegt haben. Wir besuchen ihn und seine Drittklässler an
einem Nachmittag in seiner einladenden Schulstube in Safenwil.
Das an sich kleine Schulzimmer ist so gestaltet, dass sich seine SchülerInnen vorne im Kreis
gruppieren können, dort versammeln sie sich zur letzten Stunde nach der Pause zum
gemeinsamen Musizieren.
Eine Lektion hinterlässt Eindrücke
Die Klasse übt für die Weihnachtsfeier, als erstes wollen die Kinder das Lied ‚Hörst du das
Gebimmel‘ singen. Auf die Frage, wer ein Instrument spielen möchte melden sich etliche Schüler,
drei werden ausgewählt. Diejenigen, die bei diesem ersten Durchgang mit dem Instrument nicht
berücksichtigt werden, nehmen dies ohne Widerrede hin. Die Klasse scheint einen
ausgesprochen rücksichtsvollen gegenseitigen Umgang zu pflegen.
Die Schülerin, die auf dem Xylophon den Puls des Hufgetrappels halten muss, trägt eine hohe
Verantwortung: wird sie unregelmässig, fallen auch die anderen aus dem Rhythmus. Franz von
Büren lässt viel geschehen, gibt Freiraum zum sich Einspielen, korrigiert leicht, hilft da ein wenig;
bald gelingt ein Durchgang der ersten Strophe: ein Kind macht das erwähnte Hufgetrappel auf
dem Xylophon, zwei andere Kinder lassen auf dem Schellenkranz und mit weiteren Schellen das
Gebimmel ertönen, die anderen Kinder singen.
Die Rolle des Lehrers ist zurückhaltend, die Kinder gestalten die Musik mit den eigenen
Möglichkeiten. Die Instrumentalpalette wird erweitert, Klangstäbe und weitere Schellen kommen
dazu. Mit hoher Konzentration spielen die Kinder ihren Part. Die Begleitungen werden ausgebaut
und als Vor-, Zwischen- und Nachspiel im Lied verwendet.
Das nächste Lied: ‚En Schtärn, en Schtärn,...‘ wird über einem nicht einfachen Rhythmus
aufgebaut, Ramon bedient dazu das Conga sicher und differenziert. Ein zweiter Congaspieler
kann sich gut an ihm orientieren, die beiden sind ein verlässliches Fundament. Ein anderes Kind
spielt mit der Cabaça eine weitere rhythmische Ebene, zusammen mit dem Lied entsteht ein
differenziertes und komplexes rhythmisches Geflecht, die Kinder haben darin je verschiedene
Rollen zu spielen und erfüllen ihre jeweilige Aufgabe mit grosser Hingabe und Konzentration.
Nach dem ‚Schtärn vo Bethlehem‘ wird zur Entspannung ein kurzes Bewegungslied gesungen.
Zum Lied ‚Abe, zäme, rächts, ...‘ gibt es eine komplizierte Bewegungsfolge; zuerst werden die
Bewegungen repetiert, anschliessend wird der Text dazu gesprochen, zum Schluss wird das Lied
zum Bewegungsspiel gesungen, für die Schülerinnen eine koordinative Herausforderung auf
verschiedenen Ebenen, sie erfüllen sie mit einer Mischung aus spielerisch ausgelassener Freude
und konzentrierter Hingabe.
Be-Eindruckt
Neben der grossen Selbstverständlichkeit, mit der die Lieder samt verschieden gestalteten
Begleitungen musiziert werden, sind es vor allem auch Momente des sozialen Umgangs und der
Selbständigkeit im Erfüllen verschiedener Rollen und Aufgaben, die uns beeindrucken:
- Franz von Büren vermeidet es, von einer zentralen Position her mit kräftigem
Instrumentalspiel die Klasse zu führen. Er delegiert die Begleitrollen an die Schülerinnen. Alle
sind zu instrumentalen Begleitaufgaben bereit und befähigt. Das Klangresultat ist daher vor
allem ein Schülerresultat.
- Es wird viel in Gruppen erarbeitet. Wer noch nicht ganz so weit ist, wird nicht im Einzeltraining
exponiert. Die Bereitschaft zum spielerischen Ausprobieren und Experimentieren – geschützt
in der Gruppe – ist daher gross.
- Die Schülerinnen und Schüler melden sich und wollen instrumentale Solorollen übernehmen,
sie können aber auch zurückstehen und andere spielen lassen.
- Die Kinder nehmen ihre musikalische und soziale Verantwortung in der jeweiligen Rolle als
Instrumentalistin oder Sänger wahr und widmen sich mit grosser Konzentration ihrer
jeweiligen Aufgabe.
Im anschliessenden Gespräch....
erläutert Franz von Büren, dass ihm in seinem Unterricht wichtig ist, dass die Kinder
experimentieren dürfen, sich ihrer jeweiligen Verantwortung bewusst sind und sie die Bedürfnisse
der anderen respektieren.
Musik ist ihm im Schulalltag ein wichtiges Anliegen als ein Aktionsfeld, in welchem von den
Schülern in ausgeglichener Weise die emotionalen, sozialen, kinästhetischen und kognitiven
Bereiche gleichermassen gefordert und gefördert werden. So verbindet Franz von Büren auch
nach Möglichkeit die Arbeit in den anderen Fächern mit musikalischen Elementen, er arbeitet
immer wieder fächerübergreifend mit Sprache, Mathematik, Bewegung und Sport und anderen
Fächern, lässt musikalisches Tun zum Unterrichtsprinzip werden.
Die Vielfalt der im Unterrichtsalltag eingebauten Elemente wirkt sich in allen Bereichen des
Lernens, in der Sach-, Sozial und auch Selbstkompetenz, äusserst positiv aus.
Franz von Büren geniesst es, sein Lehrerprofil auf diese Weise nutzbar machen und leben zu
können.
Nach unserem Besuch können wir dies bestens verstehen. Wir sind beeindruckt.
Peter Baumann, Dozent FHA Pädagogik, Leiter Projektgruppe EMU
Hermann Gelzer, Dozent FHA Pädagogik, Projektgruppe EMU
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