Internationales Tanzfestival Bregenzer Frühling 2009 Sa 28. März 2009, 20.00 Uhr Balé da Cidade de São Paulo Dicotomia / Canela Fina / A Linha Curva (Österreichpremiere) Fr 17. April 2009, 20.00 Uhr Akademie für Alte Musik Berlin 4 Elemente – 4 Jahreszeiten/Choreographisches Konzert Regie,Choreographie: Juan Kruz Diaz de Garaio Esnaola Tanz: Antonio Ruz Musikalische Konzeption: Clemens Nuszbaumer Fr 24. und Sa 25. April 2009, 20.00 Uhr, Werkstattbühne Joachim Schlömer & Graham Smith „speed, neither/nor“ Choreographie und Tanz: Joachim Schlömer, Graham Smith Do 30. April 2009, 20.00 Uhr Les Ballets C. de la B. „pitié!“ Ballett von Alain Platel und Fabrizio Cassol Konzept und Regie: Alain Platel Musik: Fabrizio Cassol Sa 9. Mai 2009, 20.00 Uhr Random Dance Entity Choreographie von Wayne McGregor Musik: Joby Talbot und Jon Hopkins Fr 15. und Sa 16. Mai 2009, 20.00 Uhr Werkstattbühne aktionstheater ensemble Paradiesseits Oper (Uraufführung) Komposition: Gerald Futscher Regie: Martin Gruber Alle Aufführungen finden im Festspielhaus Bregenz statt. Beginn: 20.00 Uhr. Termin- und Programmänderungen vorbehalten. Internationales Tanzfestival Bregenzer Frühling 2009 Das Verbrennen im Tanz Ein Hochgeschwindigkeitsrausch an Rhythmen, Farben und Bewegungen Hochkarätige internationale Tanz-Kompanien gastieren ab März 2009 im Rahmen des Internationalen Tanzfestivals Bregenzer Frühling im Festspielhaus Bregenz und präsentieren hier ihre neuesten Produktionen. Unter der künstlerischen Leitung von Wolfgang Fetz werden drei Österreichpremieren, die bereits international Aufsehen erregt haben, gezeigt werden. Zur Uraufführung gelangt eine Oper des bekannten Vorarlberger Komponisten Gerald Futscher. Die Bandbreite ist groß! Den Anfang macht am 28. März 2009 das Balé da Cidade de São Paulo u.a. mit „Dicotomia“ und „A Linha Curva“ mit Live-Musik von der Star-Combo Percossa. Es ist wie ein europäischer Traum von Brasilien. Vom ersten Trommelschlag an fühlt sich der Zuschauer hineingezogen und möchte mehr, immer mehr. Schnell, atemlos vergeht die Zeit im stampfenden Rhythmus von 28 Körpern. Der Abend endet mit einem fulminanten Finale. La vida loca! Ein Fest für die Sinne! Ein choreographisches Konzert erster Güte wird die Akademie für Alte Musik Berlin mit „4 Elemente – 4 Jahreszeiten“ am 17. April 2009 aufführen. Keine Geringere als Sasha Waltz zeichnet für die szenische Konzeption verantwortlich: „Sie küssen und sie jagen sich, sie geigen im Laufen, im Liegen, auf Leitern, erproben exotischste Positionen, und schließlich werden sie eingeschneit. Noch nie hat sich eine ganze Gruppe szenisch so von der sicheren Seite hinter den Notenständern gelöst, sich so geöffnet wie die Berliner Akademie für Alte Musik.“ Um die Verausgabung und die Frage nach den selbstzerstörerischen Kräften dreht sich das Stück „speed, neither/nor“ am 24. und 25. April 2009, ein Duo von Joachim Schlömer und Graham Smith. Es ist eine atemberaubend physische Miniatur, schlicht und unprätentiös komponiert und doch von einer frappierenden und berührenden Eindringlichkeit. Ein Hochgeschwindigkeitsstück um das Verbrennen im Tanz! Les Ballets C. de la B. aus Belgien bringen am 30. April mit „pitié!“ („Erbarmen!“) das neueste Stück von Alain Platel nach Bregenz. Ausgehend von der „Matthäus-Passion“ von J.S. Bach entwickelt Platel mit seinen Tänzerinnen und Tänzern einen wahren Höllensturz von fliegenden, flammenden und taumelnden Leibern, manche Szenen wirken wie hochdramatische Enthüllungen eines Caravaggio, eine Menschenskulptur gewundener Leiber, vereint im stummen Schrei. Ein Werk voller Inbrunst und Ekstase. Die englische Tanzkompagnie Random Dance wird am 9. Mai 2009 die Choreographie „Entity“ präsentieren. Das Publikum ist fasziniert von der extrem ausgebildeten Fähigkeit der Tänzerinnen und Tänzer, Bewegung und Bewusstsein zu verknüpfen, von der matrixartigen Bühnenmaschinerie, die in Gang kommt, und den Lichtprojektionen, die den Saal fluten. Ihnen allen gemeinsam ist die überwältigende Schönheit. Wayne McGregor, der künstlerische Leiter, ist ein „brain“ (Gehirn), wie die Briten sagen. Am 16. und 17. Mai 2009 zeigt das aktionstheater ensemble eine Uraufführung, die Oper „Paradiesseits“ des bekannten Vorarlberger Komponisten Gerald Futscher, welche unter der Regie von Martin Gruber die Thematik von Einsamkeit, Liebe und Sex in einem Altersheim aufgreift. „Paradiesseits“ ist ein Hohelied auf die Hoch-Zeit des Lebens und die Liebe, die den Tod überdauert. Ballett-Pass und Wochenende für die Sinne Ballett-Pass Für alle Tanzinteressierten bietet der Bregenzer Kunstverein wieder einen Ballett-Pass an. Beim Kauf eines Ballettpasses bis einschließlich zum 24.12.2008 erhalten Sie -35% Rabatt (Pass ab EUR 56,55). Ab 27.12. 08 erhalten Sie -25 % Rabatt (Pass ab EUR 65,25). Damit haben Sie die einzigartige Möglichkeit, ganz unterschiedliche Formen des Tanzes kennen zu lernen: meisterhafte Fusionen aus Tanz, Musik, Bühnen- und Video-Design. Allesamt Sternstunden des zeitgenössischen Tanzes! Ein Wochenende für die Sinne: Bereits zum zweiten Mal wird in Kooperation mit der Luxusmarke Wolford und dem Bodensee-Vorarlberg Tourismus ein „Kultur-Mode-Package“ angeboten: Ab EUR 119,00 pro Person wird ein Ticket bester Kategorie für eine Aufführung des Bregenzer Frühling, Lunch im Wolford Restaurant (ausgezeichnet vom Gault Millau, VIPShopping mit Preisvorteil, inklusive Sektempfang) und eine Übernachtung in einem 4* Hotel in Bregenz geboten. Reservierung: Bodensee-Vorarlberg Tourismus, T +43 5574 43443-0, [email protected], www.bodensee-vorarlberg.com Kartenvorverkauf ab 2. Dezember 2008: Bregenz Tourismus & Stadtmarketing, Rathausstr. 35a, 6900 Bregenz, Tel. +43 5574 4080 und alle v-ticket Vorverkaufsstellen sowie online unter: www.v-ticket.at, Email: [email protected] Detaillierte Informationen unter: www.bregenzerfruehling.at Eine Veranstaltung des Bregenzer Kunstvereins. Mit freundlicher Unterstützung von: Landeshauptstadt Bregenz, Land Vorarlberg, Schoellerbank, i+R Schertler, Wolford, illwerke vkw, Wiener Städtische Versicherung AG Vienna Insurance Group. Veranstalter Bregenzer Kunstverein, Bergmannstraße 6, 6900 Bregenz. Künstlerische Leitung: Dr. Wolfgang Fetz Sa 28. März 2009, 20.00 Uhr Balé da Cidade de São Paulo Dicotomia / Canela Fina / A Linha Curva Dicotomia Choreographie: Luiz Fernando Bongiovanni Musik: Man Bap Bühne: Marcos Cavalheiro Kostüme: Madalena Machado Uraufführung: August 2007, Teatro Municipal São Paulo Canela Fina Choreographie, Licht, Bühne: Cayetano Soto Musik: Michael Gordon – Weather I Kostüme: Cayetano Soto, Nadja Kadel Uraufführung: 4. Juli 2008, Teatro Municipal São Paulo A Linha Curva Choreographie, Licht, Kostüme: Itzik Galili Live Musik: Percossa Uraufführung: 23. Juli 2005, Teatro Municipal São Paulo Es ist wie ein europäischer Traum von Brasilien. Vom ersten Trommelschlag an fühlt sich der Zuschauer hineingezogen und möchte mehr, immer mehr. Schnell, atemlos vergeht die Zeit im stampfenden Rhythmus von 28 Körpern. Die Energie, die sie entfalten, wenn alle das Gleiche tun, wird durch straff gespannte Haltung, kerzengerade gespreizte Beine, gereckte Arme noch gesteigert. Itzik Galili geht souverän mit den Kräften um, die er entfacht, splittert die Masse auf in dynamische Reihen, schiebt wechselnde Untergruppierungen ein. So explosiv kann Tanz sein! Die pure rhythmische Energie der größten Balletttruppe Südamerikas macht den Zuschauern das Stillhalten auf den Sitzen zu einem Kraftakt des Willens. Das Ensemble sprüht förmlich vor Energie und Erotik, Lebenslust und Leidenschaft. Es glänzt mit Technik, Temperament und einer Tanzsprache, die überraschende, aufregende und neue Bewegungsabläufe stilsicher mit klassischen Elementen kombiniert. Der Abend endet mit einem fulminanten Finale. La vida loca! Ein Fest für die Sinne! „Ein Rausch an Rhythmen, Farben und Bewegungen. Das Publikum jubelte.“ (Stuttgarter Zeitung) Als die Tanzkompanie 1968 gegründet wurde, ging es in erster Linie darum, den Notwendigkeiten eines Schauspielhauses der größten Metropole Lateinamerikas gerecht zu werden. 1974 trieb Antonio Carlos Cardoso dann eine neue Entwicklung voran, auf der Suche nach Tänzern, die seine modernen und innovativen Ideen umsetzen konnten. Aus dieser Zeit stammt sowohl der Name der Gruppe, Balé da Cidade de São Paulo, als auch der außergewöhnliche Status. Bis heute ist das Balé da Cidade eine unabhängige Kompanie innerhalb der offiziellen Struktur des Theaters. In den 1980er Jahren prägten zahlreiche Choreographen, Regisseure, Bühnenbildner, Maler und Musiker den Stil der Kompanie, und immer mehr entwickelte sich eine eigene Sprache und eine eigene Ästhetik auf der Basis von modernen Tanztechniken. Das brasilianische Selbstverständnis bescherte den Tänzern innerhalb der universellen Sprache des zeitgenössischen Tanzes sowohl technische als auch interpretatorische Vielfalt, was zur Folge hatte, dass sämtliche Stilrichtungen in das Repertoire einflossen, vom Neoklassischen bis hin zum Tanztheater. Die Arbeit, die sich auf diese Art und Weise entwickelt hat, traf auf regen Widerhall bei Publikum und Kritik und wurde mit Preisen in allen denkbaren Kategorien ausgezeichnet. Neben diversen Choreographien wurden technische Perfektion und künstlerischer Ausdruck der Tänzer besonders gelobt. Mônica Mion begann ihre Karriere beim Stagium Ballet. Nun ist sie als Tänzerin und Assistentin seit 25 Jahren Mitglied des Balé da Cidade und erwarb sich das Vertrauen namhafter Choreographen, wie Oscar Araiz, Ohad Naharin, Vasco Wellenkamp und Germaine Acogny. Unter dem Einfluss von José Possi Neto vertiefte sie ihr Verständnis des zeitgenössischen Tanzes und ist seit 2001 künstlerische Direktorin des Balé da Cidade. Fr 17. April 2009, 20.00 Uhr Akademie für Alte Musik Berlin 4 Elemente – 4 Jahreszeiten/Choreographisches Konzert Regie, Choreographie: Juan Kruz Diaz de Garaio Esnaola Tanz: Antonio Ruz Musikalische Konzeption: Clemens-Maria Nuszbaumer Lichtdesign: Jörg Bitter Requisite: Jens-Uwe Behrend Musik: Jean Fery Rebel – Les Éléments Antonio Vivaldi – Concerti „Le quattro stagioni“, op. 8, 1-4 Uraufführung: 13. Februar 2007, Philharmonie Köln Eine Produktion der Akademie für Alte Musik Berlin in Zusammenarbeit mit Sasha Waltz & Guests und RADIALSYSTEM V, gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. „Sie küssen und sie jagen sich, sie geigen im Laufen, im Liegen, auf Leitern, erproben exotischste Positionen, und schließlich werden sie eingeschneit (…) noch nie hat sich eine ganze Gruppe szenisch so von der sicheren Seite hinter den Notenständern gelöst, sich so geöffnet wie die Berliner Akademie für Alte Musik. (…) Ein neuer Horizont zeichnet sich ab.“ (Der Tagesspiegel) Juan Kruz Diaz de Garaio Esnaola aus der Compagnie Sasha Waltz & Guests setzt sich auf der Grundlage einer Idee von Sasha Waltz als Tänzer und Choreograph mit diesen frühen Beispielen von Programmmusik auseinander. Im ersten Teil des Abends, in Jean-Féry Rebels „Les Éléments“, gestaltet er als Tänzer den Prozess einer Schöpfung. Im zweiten Teil, den „Vier Jahreszeiten“, wird das Orchester selbst choreographiert: Die plastische kompositorische Umsetzung der jahreszeitlichen Bilder steht im Vordergrund, musikalische Strukturen werden in räumliche Bewegungen übersetzt. Saß das Orchester bei „Dido & Aeneas“ bis auf eine kurze Szene noch traditionell im Graben, wurden bei „Dialoge 06-Radiale Systeme“ die Grenzen zwischen Tänzern, Musikern und Publikum vollständig aufgehoben. Es entstanden direkte Dialoge, Tänzer griffen buchstäblich ins musikalische Geschehen ein, das Spielen der Instrumente wurde Teil der Tanzperformance. Die Produktion „4 Elemente – 4 Jahreszeiten“ knüpft an diese Erfahrungen an und entwickelt sie konsequent künstlerisch weiter. Jean-Féry Rebels Tanz-Suite „Les Éléments“ beginnt mit einem in ihrer Entstehungszeit unerhörten, provokativen Akkord, der eindrücklich das Chaos als musikalischen wie kosmischen Urzustand evoziert, aus dem sich allmählich eine sinnvolle Ordnung der Natur herausbildet. Diesem eher unbekannten Werk folgt im zweiten Teil Vivaldis berühmter Zyklus über die vier Jahreszeiten „Le quattro stagioni“. Nach langer Zurückhaltung gegenüber einem so häufig gespielten Werk wie „Vier Jahreszeiten“ stellt die Akademie für Alte Musik Berlin mit diesem Vorhaben eine eigenwillige Version der wohl populärsten barocken Violinkonzerte vor. Die Aufmerksamkeit des Hörers wird vom Solisten weg und hin zum Orchester gelenkt. Nicht die Darstellung virtuoser Fähigkeiten des Sologeigers, sondern die plastische kompositorische Umsetzung der jahreszeitlichen Bilder steht dabei im Vordergrund. Um die klanglichen Effekte optimal auszureizen und sie auch auf einer großen Bühne quasi als kinoähnliche Surround-Effekte darstellen zu können, erarbeitete Clemens Nuszbaumer eine musikalische Konzeption für zwei kleine Streichorchester (mit jeweils einem Cembalo als Continuo-Instrument), die sich auf einer relativ großen Bühnenfläche gegenüberstehen. Im Vordergrund steht bzw. sitzt eine kleine Gruppe von Solovioline, Cello und Laute, zu der gelegentlich eine Solobratsche hinzutritt. Durch diese Aufstellung und einige kleine Eingriffe in die Stimmenverteilung lassen sich zum einen klangliche Effekte über die ganze Bühne verteilen, zum anderen werden reizvolle Gegensätze zwischen der intimen Sologruppe im Vordergrund und der klanglichen Kulisse im Hintergrund realisiert. So kann z. B. das Donnergrollen der Gewitterszene im zweiten und dritten Satz des „Sommer“ förmlich innerhalb des Orchesters hin- und herwandern. Im berühmten zweiten Satz des „Winter“ versammelt sich das Concertino um die Sologeigerin vor einem imaginären Kaminfeuer, während die beiden begleitenden Orchester die klangliche Kulisse eines von Regen und Wind gepeitschten Dezembertages darstellen. Ein bewegtes, hinreißendes Bilderbuch. Fr 24. und Sa 25. April 2009, 20.00 Uhr, Werkstattbühne Joachim Schlömer & Graham Smith speed, neither/nor Choreographie und Tanz: Joachim Schlömer, Graham Smith Sound und Video: Vijay Salgado Lichtdesign: Andreas Grüter Ton: Jochen Schneider Kostüme und Bühne: doghouse associates Produktion: Teatro o Bando (Portugal), Tanzhaus Wasserwerk und Kaserne Basel (Schweiz) Uraufführung: 27. Januar 2005, Tanzhaus Wasserwerk, Zürich Um die Verausgabung und die Frage nach den selbstzerstörerischen Kräften dreht sich die Choreographie „speed, neither/nor“, ein Duo von Joachim Schlömer und Graham Smith. Es ist eine atemberaubend physische Miniatur, schlicht und unprätentiös komponiert und doch von einer frappierenden und berührenden Eindringlichkeit. Ein Hochgeschwindigkeitsstück um das Verbrennen im Tanz! A: Where are we going? B: What?! Where are we going?! You know, I wouldn’t be hurt if you told me that we were leaving. But where are we leaving from, and where are we going to? A: I’m not ready to go… It’s like… dying. B: Yeah, whatever. Speed is like a wounded dog that keeps running until it falls over. It’s a constant generator. A: And…? B: Well, you can’t trust it. Listen, it’s neither politics nor art. A: Really? B: Yeah, it’s a human action that doesn’t need to be justified by some holy water gesture of baptism. You can’t nail it down. A: Yeah. You’re right…and now I have to bicycle home. C: Where is it? „Für den heutigen westlichen Menschen, auch wenn er kerngesund ist, erzeugt der Gedanke an den Tod eine Art Hintergrundgeräusch, das sein Gehirn erfüllt, sobald die Pläne und Wünsche weniger werden. Mit fortschreitendem Alter wird die Gegenwart dieses Geräusches immer aufdringlicher, man kann es mit einem dumpfen Rauschen vergleichen, das manchmal von einem Knirschen begleitet wird. In anderen Zeitaltern wurde das Hintergrundgeräusch durch das Warten auf das Reich des Herrn erzeugt; heute wird es durch das Warten auf den Tod erzeugt. So ist das nun mal.“(Michel Houellebecq) Dieser Tanz ist ein kompromissloses Werk über die Vergänglichkeit des Seins. In schnellen, fast synchronen Bewegungen tanzen sich zwei Männer bis an den Rand des Möglichen und wieder zurück zum Stillstand. Joachim Schlömer Nach anfänglichem Architekturstudium wurde Joachim Schlömer an der Folkwang Hochschule in Essen zum Tänzer und Choreographen ausgebildet. Einem ersten Engagement an der Brüsseler Opera folgte die Gründung seines eigenen Ensembles, der Compagnie Josch. Nach ersten Erfolgen seiner Compagnie in London, Antwerpen, Brüssel und Lissabon übernahm er in Folge die Direktion der Tanztheater in Ulm, Weimar und Basel. Darüberhinaus choreographierte er für das Ballet Charleroi Danse, Baryshnikovs White Oak Dance Project, Ballet de l’Opera de Lyon, Compagnie Provincial Dances Jekaterinenburg und das Ensemble Gumarang Sakti. Seit Ende der 1990er Jahre arbeitet Joachim Schlömer synergetisch auch als Opern- und Schauspielregisseur. Es entstanden Arbeiten wie „orfeo ed euridice“, „la guerra d’amore“ (Einladung zum Theatertreffen 2000), beides am Theater Basel, „rheingold“ an der Staatsoper Stuttgart und „die nervenwaage“ für das Burgtheater Wien. 2001 verließ Joachim Schlömer das Theater Basel, um als freischaffender Regisseur zu arbeiten. Seitdem entstanden Werke für die Salzburger Festspiele, („the day i go to the body“), für das Burgtheater Wien, („elektra“), weitere Opern und neue Musiktheaterprojekte an der Staatsoper Stuttgart, dem Theater Basel, der Staatsoper Hannover, dem Nationaltheater Mannheim, dem Steirischen Herbst und den Wiener Festwochen. Joachim Schlömer gründete mit David Finn das „fishhouse“, eine Performancegruppe in San Francisco, und mit Graham Smith in Lissabon „dogs“, eine Zweimannkompanie. Mit der ersten Produktion „speed, neither/nor“ gingen dogs in Europa auf Tournee. Seine filmische Arbeit umfasst „the platform“, entstanden für SFR und 3sat, ein Experimentalfilm zum Thema Beweglichkeit, und „electric boy“, ein Tanzspielfilm für arte, den er zusammen mit Andreas Morell realisierte. Joachim Schlömer veröffentlichte 2004 mit A.T. Schaefer, der NRWKulturstiftung und der Edition Braus eine fotografische Dokumentation. Unter dem Titel „senza fine“ werden 12 seiner Inszenierungen vorgestellt. Joachim Schlömer hält an Universitäten und bei Kongressen Vorträge über seine Theater-, Tanz- und Opernarbeiten sowie über seine Filme. Er hat auch eine Gastprofessur an der Universität Gießen. Schlömer erhielt den deutschen Kritikerpreis und den Otto-Kasten-Preis der Intendanten für sein choreographisches Werk. Ab Juli 2009 übernimmt Schlömer die Intendanz des Festspielhauses St. Pölten, als künstlerischer Leiter und Nachfolger von Michael Birkmeyer. Auswahl der Choreographie von Joachim Schlömer: 2008 entführung aus dem serail in schnee ma sacre 2007 les troyens 2006 cosi fan tutte irrfahrten (1) 2005 speed, neither/nor 2004 tristan und isolde 2003 massacre 2002 electric boy 1998 lissabon-projekt 1995 hochland oder der nachhall der steine 1991 der tod und das mädchen 1989 home sweet home Graham Smith Der aus Seattle stammende Tänzer und Choreograph Graham Smith studierte zunächst Tanz am Creative Dance Center in Seattle, an der Idyllwild Arts Academy in Kalifornien und an der State University of New York at Purchase. Seit 1994 besteht eine enge Zusammenarbeit zwischen ihm und Joachim Schlömer, in dessen Tanzkompagnie er als Solotänzer u.a. am Deutschen Nationaltheater Weimar, am Theater Basel, am Luzerner Theater und bei den Salzburger Festspielen tanzte. Neben einigen Arbeiten für die Companhia de Danca Contemporanea in Portugal, choreographierte Graham Smith mit Regisseur Stephan Mueller „Ein Sportstück“ von Elfriede Jelinek und „Dido und Aeneas“ von Henry Purcell. Mit Regisseur Volker Hesse realisierte er „Wilhelm Tell“. 2006 übernahm er die künstlerische Leitung des Physical Virus Collective (pvc) Tanz Freiburg Heidelberg. Als Choreograph bei pvc hat er „The Body of Mr. Smith“, „Der Zweifelhafte Wunsch der Zärtlichkeit“ und „SOS“ kreiert. Auf der Bühne war er u.a. in „Les Larmes du Ciel“, „Looking for Johnny“ und „Die Entführung von Sita“zu sehen. In der Saison 2008/2009 wird er „1001“ kreieren und die Choreographien „Morton Morton Morton“, „For Love“ und „Die Entführung aus dem Serail“ tanzen. Do 30. April 2009, 20.00 Uhr Les Ballets C. de la B. „pitié!“ („Erbarmen!“) Ballett von Alain Platel und Fabrizio Cassol Konzept und Regie: Alain Platel Musik: Fabrizio Cassol Originalmusik: Matthäus-Passion von J.S. Bach Licht-Design: Carlo Bourguignon Ausstattung: Peter De Blieck Kostüme: Glaudine Grinwis Plaat Stultjes Uraufführung: 2. September 2008, Jahrhunderthalle, Bochum Eine Koproduktion der RuhrTriennale mit Les Ballets C. de la B., Théâtre de la Ville (Paris), TorinoDanza und Le Grand Théâtre de Luxembourg Der Choreograph und Tänzer Alain Platel verbindet auf der Bühne Dinge, die scheinbar nicht zusammengehören, und überschreitet mit seinen erfolgreichen Choreographien immer wieder die Grenzen zwischen Tanz, Theater, Musik und Bildender Kunst. Seine neueste Kreation „pitié!“ (Erbarmen) basiert auf J.S. Bachs „Matthäus-Passion“. Aber Platel und Cassol haben keine schlichte Adaption des Werkes vorgenommen – sie interessieren sich für einen wichtigen Aspekt der Passio: den Schmerz der Mutter angesichts des Opfers ihres Kindes. Musikalischer und geistiger Ausgangspunkt für „pitié!“ ist die Arie „Erbarme dich, mein Gott“, eine der zentralen Arien des Bachschen OEuvre überhaupt. Platel beschäftigt sich mit der Frage, ob unsere Fähigkeit zur Anteilnahme über ein bloßes Erbarmen hinausgehen kann? Der Begriff „Mitleid“ wird nicht selten mit jovialer Herablassung assoziiert – aber wir sehnen uns oft genug nach echtem, tief gehendem Mitleiden. Die „Matthäus-Passion“ stellt die Frage nach diesem Mitleiden auf die radikalste Weise. Es geht um das äußerste Opfer, das der Mensch bringen kann: sich selbst! Mit unglaublicher Kraft und Virtuosität fliegen, taumeln, flammen die Tänzerinnen und Tänzer über die Bühne wie in einem mittelalterlichen Höllensturz aus stummer Panik und berstendem Grauen. Einige Szenen wirken wie flüchtige Standbilder, große hochdramatische Enthüllungen eines Caravaggio oder Giordano. Eine Menschenskulptur gewundener Leiber, gehüllt in blaue Plastikplanen und vereint im stummen Schrei, erinnert an expressionistische Mahnmale oder an das „Floß der Medusa“ von Théodore Géricault. „Der Mensch leidet mehr, als er genießt.“ (Alain Platel) - 13 - Vor 22 Jahren hat der international erfolgreiche Choreograph Alain Platel das belgische Tanzkollektiv „Les Ballets C. de la B.“ ins Leben gerufen. Heute zählt das Ensemble neben „Rosas“ und „Ultima Vez“ (beide Kompagnien gastierten bereits mehrmals beim Bregenzer Frühling) zu den drei wichtigsten Tanzkompanien Belgiens. Die Choreographen Koen Augustijnen, Christine de Smedt, Sidi Larbi Cherkaoui und Alain Platel verstehen sich als Geburtshelfer für verborgene Fantasien, Wünsche und Verrücktheiten. Das vierköpfige flämische Choreographenkollektiv „Les Ballets C. de la B.“ verdankt seine Existenz einem künstlerischen und menschlichen Abenteuer, das zunächst von Angehörigen einer Familie und von Freunden getragen wurde. Ihre gemeinsam entworfenen und produzierten Stücke zeichnen sich dadurch aus, dass sie stets in der Wirklichkeit mit deren Widerständen, Unvollkommenheiten und Anfälligkeiten verankert sind. Die vier Künstler lassen ihre Kreativität, ihre Lebenswege und Gedanken in ihre Tanzstücke einfließen. Das Faszinierende ist ihre erstaunliche Fähigkeit, die uns umgebende Welt anders zu erzählen. Jetzt feiern sie ihr 20-jähriges Bestehen; ihre herausragende künstlerische Leistung ist international anerkannt, doch sie haben nichts an Frische und unvoreingenommener Neugier eingebüßt. Der Choreograph und Tänzer Alain Platel verbindet auf der Bühne Dinge, die scheinbar nicht zusammengehören, und überschreitet mit seinen erfolgreichen Choreographien immer wieder die Grenzen zwischen Tanz, Theater, Musik und Bildender Kunst. Platel wurde 1956 im belgischen Gent geboren. Bevor ihn sein Weg zum Theater führt, absolviert er eine Ausbildung zum Heilpädagogen und betreut fünf Jahre lang schwerbehinderte Kinder. Im Jahr 1984 gründet er gemeinsam mit anderen Regisseuren und Choreographen das Tanzkollektiv „Les Ballets C. de la B.“. Mit der Produktion „Lets op Bach“ gelingt ihm vier Jahre später der internationale Durchbruch. Zu seinen wichtigsten Werken zählen „Wolf“ (2003), „Allemaal Indiaan“ (1999), „La Tristeza Complice“ (1995), „Bonjour Madame“ (1993) und „Emma“ (1988). Für seine Produktionen erhielt er zahlreiche Preise. Im Jahr 2004 wurde er mit dem Europäischen Theaterpreis für sein Lebenswerk bedacht. - 14 - Sa 9. Mai 2009, 20.00 Uhr Wayne McGregor / Random Dance Entity Künstlerische Leitung und Choreographie: Wayne McGregor Musik: Originalmusik von Joby Talbot und Jon Hopkins Bühnenbild, Kostüme: Patrick Burnier Lichtdesign: Lucy Carter Video-Design: Ravi Deepres Uraufführung: 10. April 2008, London In den vergangenen 16 Jahren hat Wayne McGregor geforscht und grenzensprengende Arbeiten geschaffen. Sie entstanden häufig in Zusammenarbeit mit Künstlern, Ingenieuren und Wissenschaftlern und sind so radikal wie wegweisend. Im Januar 2009 wird McGregor an der Universität San Diego ein Tanzstück unter der Beobachtung von Hirnforschern kreieren. Es geht bei McGregor immer wieder um die Leidenschaft für den menschlichen Körper. Auch „Entity“ (Das Seiende) folgt diesem Weg. Die rhythmische Energie der Musik von Joby Talbot wird mit den akustischen Extremen von Jon Hopkins’ melodischen Elektronika konfrontiert. Aufgeführt im preisgekrönten Design von Patrick Burnier und beleuchtet von Lucy Carters magischer Illumination, wird „Entity“ getanzt von einer klassisch trainierten, überbeweglichen Company. Das Publikum ist fasziniert von der extrem ausgebildeten Fähigkeit der Tänzerinnen und Tänzer, Bewegung und Bewusstsein zu verknüpfen, von der matrixartigen Bühnenmaschinerie, die in Gang kommt, und den Lichtprojektionen, die den Saal fluten. Ihnen allen gemeinsam ist die überwältigende Schönheit. Wayne McGregor ist ein „brain“ (Gehirn), wie die Briten sagen. „Wayne McGregor, britischer Star des intelligenten Tanzes.“ (Die Zeit) „Das Gehirn tanzt.“ (Die Zeit) "A Great Sexy Beast Of A Piece" (The Sunday Times) Wayne McGregor wurde 1970 in Yorkshire geboren, liebte als Schulkind Atari-Computerspiele und bewunderte John Travolta. Als Jugendlicher tanzte er Ballroom, Latin, Disco. In Leeds studierte er Choreographie und Semiotik. Mit 22 Jahren gründete er Random Dance, in Anspielung auf Richard Dawkins’ Theorie der Zufallsmutation (random mutation). Seitdem hat der Workaholic über 80 Arbeiten für Bühne, Film und Fernsehen geschaffen, darunter Tanzszenen für einen Harry Potter-Film und das Independent-Video „Chrysalis“, in dem er als Frankensteinscher Humanoid mit metallenen Gliedmaßen auftrat. Seit dem Jahr 2000 arbeitet er eng mit Kognitionsforschern zusammen. 2006 engagierte ihn das Royal Ballet als ersten zeitgenössischen Hauschoreographen. Fr 15. und Sa 16. Mai 2009, 20.00 Uhr, Werkstattbühne aktionstheater ensemble Paradiesseits Oper (Uraufführung) Komposition: Gerald Futscher Regie: Martin Gruber Libretto: Andreas Staudinger Dirigent: Kasper de Roo Orchester: ensemble plus Dramaturgie: Martin Ojster Produktion: aktionstheater ensemble und Bregenzer Frühling Mit: Babett Arens, Florentin Groll, Erik Leidal und weiteren DarstellerInnen des aktionstheater ensemble „Paradiesseits“ ist eine Koproduktion von aktionstheater ensemble und Bregenzer Frühling mit freundlicher Unterstützung von Landeshauptstadt Bregenz, Land Vorarlberg, Stadt Wien, Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur. Seit mehr als 15 Jahren ist Regisseur Martin Gruber und sein aktionstheater ensemble fixer Bestandteil des „Bregenzer Frühling“. Mit genauer Beobachtungsgabe und scharfem Blick für gesellschaftliche Entwicklungen brachten Gruber und sein Team in den letzten Jahren faszinierende Produktionen nach Bregenz, wie die vielbeachtete Uraufführung „Schlachtfest“ von Andreas Staudinger (2005) mit türkischen MigrantInnen und einer Blasmusikkapelle, weiters die österreichische Fußball-Farce „Schwalbenkönig“ (Uraufführung von Franzobel 2006), die beklemmend-geniale Artaud-Adaption von „die Cenci“ (2007) oder zuletzt die theatralische Vorwegnahme der aktuellen Wirtschaftskrise mit der gefeierten Uraufführung „Platzen Plötzlich“ (2008) von Gert Jonke. Anlässlich von „20 Jahre aktionstheater ensemble“ im Jahr 2009 nimmt sich das Leading Team des Ensembles wieder eines gesellschaftlich brisanten Themas an: Über ein Jahr hat der Komponist Gerald Futscher, ein Meister der musikalischen Verdichtung, an der Sprechoper „Paradiesseits“ geschrieben. Mit dem auf zeitgenössische Musik spezialisierten Kammerorchester ensemble plus (Leitung: Andreas Ticozzi) wird Dirigent Kasper de Roo das Werk im Festspielhaus Bregenz zur Uraufführung bringen. Regisseur Martin Gruber inszeniert – mit einem Libretto des Sprachkünstlers Andreas Staudinger – „Paradiesseits“ als Antithese zur heutigen juvenil gestylten Spaßgesellschaft. Ein ebenso anarchischer wie berührender Abend über das Leben, die Liebe, Sexualität und Einsamkeit in einem Altersheim, in dem es zu einem Missverständnis kommt: Statt eines Schlagersängers wird für das Nachmittagskränzchen ein Brautkleidverkäufer und Weddingplaner gebucht. Doch was soll’s, statt geschunkelt wird eben geheiratet. Schon werden Junggesellinnen- und Junggesellenpartys ausgerichtet, Dessous anprobiert, der Champagner eingekühlt. Doch dann geschieht das Unfassbare... „Paradiesseits“, ein Hohelied auf die Hoch-Zeit des Lebens und die Liebe, die den Tod überdauert.