Aktuelle Lehrveranstaltungen (SoSe 2016)

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Philosophische Fakultät
Soziologie, insb. Workplace Studies
Prof. Dr. Jörg Potthast
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Siegen, 23. Feb. 2016
Lehrveranstaltungen im Sommersemester 2016
Mobile Arbeitsplätze II: Fragen für die empirische Forschung, B.A.
Der Begriff der Arbeitsteilung gehört zum Kernbestand soziologischer Theorie. Arbeit ist für das
Verständnis sozialer Institutionenbildung zentral. Wenn es nicht mehr als selbstverständlich
durchgehen kann, dass wir in einer „Arbeitsgesellschaft“ leben, dann liegt es u.a. daran, dass
Arbeitsplätze mobil geworden sind. Viele Lebensläufe werden nicht mehr durch ein einziges
Beschäftigungsverhältnis (eine „feste“ Stelle) geprägt. Viele bis dahin feste Arbeitsplätze werden
verlagert. Auch in einer dritten Hinsicht ist die Arbeitswelt flexibler geworden. Statt ihrem Personal in klarer und eindeutiger Weise institutionalisierte Regeln zu bieten, verlangt sie ihm auch im
Hinblick auf „Ungerechtigkeiten… am Arbeitsplatz“ (F. Dubet) Mobilität ab. Daraus resultierende
Rückfragen an die Theorie wurden im Wintersemester erörtert. Jetzt liegt der Schwerpunkt auf
empirischen Forschungen zu nomadischen Arbeitsformen. Ziel der Lehrveranstaltung ist es,
deren Grundlagen ihrerseits in sozialen Institutionen zu suchen – und nicht einfach auf neuere
und neueste technische und mediale Errungenschaften zurückzuführen. Zur Vorbereitung einer
Lehrveranstaltung, die auch auf englischsprachige Literatur zurückgreifen muss, sei „Gurus,
hired guns, and warm bodies: Itinerant experts in a knowledge economy“ (Barley & Kunda 2004)
sehr empfohlen.
Technik- und Sozialtheorie, M.A.
Aus fiktionalen Darstellungen ist die Vorstellung geläufig, dass Menschen ohne ihre Zustimmung
und ohne ihr Wissen Gegenstand wissenschaftlicher und technischer Experimente werden. Sie
täuschen sich dann in der Regel über das Ausmaß dieser Experimente. In welchen Fällen bedient sich Technikentwicklung tatsächlich umfassender und verdeckter Experimente? Inwiefern
ist die Gesellschaft ein Labor? Ausgehend von dieser Frage untersucht das Seminar Verbindungen zwischen Sozial- und Techniktheorie. Es rekonstruiert die These von der „Gesellschaft als
Labor“ und unterzieht ihre zentralen Begriffe einer sozial- und techniktheoretischen Reflexion.
Das Ziel liegt darin, Begriffe bei der Ein- und Auswanderung zu beobachten: Inwiefern ist „Risiko“ auch zu einem sozialtheoretischen Begriff geworden? Inwiefern ist „Täuschung“ zu einem
technik- und ingenieurwissenschaftlichen Konzept avanciert? Die Lektüre von „Realexperimente“ (M. Groß et al. 2005) wird zur Vorbereitung sehr empfohlen; die Bereitschaft zur Lektüre englischsprachiger Texte vorausgesetzt.
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Sociology of Facework II, B.A.
Face-work is sometimes considered a matter of humankind. As human beings, all of us are permanently involved in activities and processes of losing, repairing or saving our faces. At the
same time, the rules of doing face-work have changed and keep changing. In a first step, the
seminar invites contrasting these views on face-work as a universal category and as subject to
social and cultural change. In a second time, it will revisit a number of sociological studies claiming that the notion of face-work helps to better understand major patterns and drivers of social
inequality.
Werkstatt: Ethnografische Beschreibung, M.A.
Eine Stärke ethnografischer Beschreibung liegt darin, von sich aus schweigsame, verschwiegene, vorsprachliche, unaussprechliche, flüchtige und selbstverständliche Phänomenbereiche des
Sozialen zur Sprache zu bringen. Darin liegt ein Vorzug gegenüber Vorgehensweisen, die sich
darauf spezialisiert haben, das Soziale im Sprechen und in der Sprache zu sehen. Das erfordert
allerdings Einiges an Übung und theoretischer Reflexion. Beides wechselt sich im Seminar ab;
für letzteres empfiehlt sich die Lektüre folgenden Textes schon zur Vorbereitung: „Ethnografisches Schreiben und die Schweigsamkeit des Sozialen“ (Hirschauer 2001). Ziel des Seminars
ist es darüber hinaus, eine Vorstellung davon zu gewinnen, inwiefern sich diese Bereiche des
Schweigsamen in zeitgenössischen Gesellschaften ausdehnen.
Lektürekurs: Ch. Perrow, Normale Unfälle; E. Schlosser, Command and control, B.A.
Unfälle werden im Nachhinein in zwei Rubriken unterteilt: Technisches Versagen, menschliches
Versagen. Das setzt voraus, dass sich der Umgang mit Technik zu jedem Zeitpunkt in diese
Elemente zerlegen lässt. Die Arbeiten des Organisationssoziologen Charles Perrow haben
maßgeblich dazu beigetragen, das Verhältnis von „Mensch“ und „Technik“ neu zu bestimmen. In
seiner Studie zu „Normalen Katastrophen“ insistiert er darauf, dass diese „Schnittstelle“ einer
interaktionstheoretischen Analyse bedarf. Das Seminar diskutiert – Schritt für Schritt – Stärken
und Grenzen dieses Ansatzes. Es zieht dafür neben dem erwähnten Klassiker der Risikoforschung auch noch eine populärwissenschaftliche Studie heran, die stark von diesem Ansatz
inspiriert ist und die Bedrohung durch Nuklearwaffen auf überraschende Weise umdeutet
(Schlosser 2013, Command and Control).
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