Elektronik 2 Name: Semesterschluss-Prüfung: 23.1.2015 Klasse: Dozent: Hanspeter Hochreutener Punkte: Note: Dauer: 90 Minuten Hilfsmittel: Papierunterlagen (eigene Notizen, Skripte, Bücher, Übungen) und Taschenrechner sind erlaubt. Punkte: Jede vollständig richtig gelöste Teilaufgabe gibt 3 Punkte. Bedingungen: Die Aufgaben müssen auf den Aufgabenblättern gelöst werden. Die Heftklammern dürfen nicht entfernt werden. Bleistift, rote Stifte und TippEx sind nicht gestattet. Resultate ohne Lösungsweg und/oder Begründung geben keine Punkte. Tipp: Zuerst alle Aufgaben durchlesen und mit der einfachsten beginnen. Hinweis: Die Teilaufgaben sind unabhängig lösbar (Ausnahmen sind angegeben). 748904463 Seite 1 / 8 H. Hochreutener, SoE@ZHAW 1. Audio-Vorverstärker mit Single-Supply-Operations-Verstärker für den Audio-Frequenzbereich von 20Hz bis 20kHz a. Überprüfen sie, ob die Kondensatoren C1, C2 und C3 richtig dimensioniert sind. Berechnen sie zu diesem Zweck die richtigen Werte. Alle Kondensatoren wirken in dieser Schaltung als Hochpässe. Da drei Hochpässe „in Serie“ sind, muss die Grenzfrequenz jedes einzelnen Filters tiefer sein als die Hälfte der unteren Grenzfrequenz der Gesamtschaltung: fgx = 20Hz / 2 = 10Hz C1 = 1/( 2∙π∙fgx∙R3 ) = 160nF C1 ist 16 mal zu klein C2 = 1/( 2∙π∙fgx∙Raus ) = 16µF C2 ist 1‘600 mal zu klein C3 = 1/( 2∙π∙fgx∙(R3||R2) ) = 1.8µF C3 ist ein wenig zu klein b. Kann dieser Operations-Verstärker für 10-fache Verstärkung und 1V Signal-Amplitude am Ausgang verwendet werden? Einen Datenblattauszug finden sie auf der hintersten Seite. Ja, der OpAmp kann verwendet werden, da alle massgebenden Kriterien erfüllt sind: Eigenschaft In der Schaltung benötigt Gemäss Datenblatt Ok? Speisespannung 9V 3 .. 32V ja Ausgangssp.-Abstand 3.5V zu Vcc- , 3.5V zu Vcc+ 0V zu Vcc- , 2V zu Vcc+ ja Slew-Rate SR = 2∙π∙f∙Up = 0.13V/µs 0.4V/µs ja Gain-Bandwidth-Product GBP = f∙(1+R1/R2) = 0.2MHz 1MHz ja 748904463 Seite 2 / 8 H. Hochreutener, SoE@ZHAW 2. Filter zweiter Ordnung (mit idealem Operations-Verstärker) a. Wie gross sind die Verstärkungen vU = ua/ue bei f = 0 und bei f ? Um welchen Filtertyp handelt es sich (Tiefpass, Hochpass, Bandpass oder Bandsperre)? Berechnungen und/oder Begründungen müssen angegeben werden f = 0: vU = 0, da die Kondensatoren Gleichspannung blocken. f : vU = 0, da die Impedanz der Kondensatoren sehr klein ist und somit die Spannung an allen Kondensatoranschlüssen nahe am Nullpotential sind. Es muss sich folglich um einen Bandpass handeln. b. Gegeben (ÜTF = Übertragungsfunktion, Normierung mit Variablen-Substitution: P = j/r): R2 C r P 1 2 R1 C r P R1 R2 C 2 r 2 P 2 Ar Q1 P Normierte ÜTF eines Bandpass-Filters 2. Ordnung: A P 1 Q1 P P 2 Normierte ÜTF dieser Schaltung: A P Gegeben: Resonanzfrequenz fr = 1kHz, Güte Q = 5 und C = 47nF Gesucht: R1, R2 und die Verstärkung Ar bei Resonanz Koeffizienten-Vergleich und einsetzen der Zahlen ergibt: Nenner mittlerer Term: 1 2 R1 C r R1 339 Q Nenner rechter Term: 1 R1 R2 C 2 r 2 R 2 33.8k Zähler: 748904463 Ar R 2 C r Ar 50 Q Seite 3 / 8 H. Hochreutener, SoE@ZHAW 3. Spannungsregler a. U1 (LM285-2.5) ist eine 2.5V-Spannungsreferenz. Im Datenblatt wird deren Innenwiderstand (Ri = ∆U/∆I) mit maximal 1Ω angegeben. Um wie viel ändert als Folge davon Vout, wenn Vin von 5V auf 9V erhöht wird (alle anderen Bauteile seien ideal)? Strom durch die Referenz: Iz = (Vin - 2.5V) /R1 Izmin = 2.5mA Izmax = 6.5mA Spannung an der Referenz: ∆Uz = ∆Iz∙Ri = (Izmax-Izmin)∙1Ω = 4.0mV ∆Vout = ∆Vref∙(1+R2/R3) = 5.3mV b. Für U3 wird der TLV2631 (Datenblattauszug auf der hintersten Seite) eingesetzt. Um wie viel ändert wegen der „power supply rejection ratio“ die Spannung Vout, wenn Vin von 5V auf 9V erhöht wird (alle anderen Bauteile seien ideal)? PSRR = 90dB => PSR = 31‘623 ∆Vin = 4V => ∆Ud = ∆Vin/PSR = 0.13mV Da sich die PSR definitionsgemäss so auswirkt wie eine Eingangs-Fehlspannung. ∆Vout = ∆Ud∙(1+R2/R3) = 0.17mV Anmerkung: Der TLV2631 kann bei 9V nicht eingesetzt werden. Somit ist auch obige Rechnung obsolet. Dieser Hinweis gibt ebenfalls die volle Punktzahl. c. Für U3 soll der LM324 (Datenblattauszug auf der hintersten Seite) anstelle des TLV2631 eingesetzt werden, da er viel billiger ist. Überprüfen sie, ob das möglich ist und begründen sie ihre Antwort. Nein, der LM324 kann nicht verwendet werden, da der Ausgangsspannungs-Abstand zu Vcc+ bei minimaler Speisespannung von 5V nicht ausreichend ist: Eigenschaft Benötigt Datenblatt Ok? Speisespannung 5 .. 9V 3 .. 32V ja Eingangsspannungs-Abstand zu Vcc- 2.5V 0V ja Eingangsspannungs-Abstand zu Vcc+ 5V-2.5V = 2.5V 9V-2.5V = 6.5V 1.5V ja Ausgangsspannungs-Abstand zu Vcc- 3.3V+2∙0.7V = 4.7V 0V ja Ausgangsspannungs-Abstand zu Vcc+ 5V-(3.3V+2∙0.7V) = 0.3V 9V-(3.3V+2∙0.7V) = 4.3V 2V nein 748904463 Seite 4 / 8 H. Hochreutener, SoE@ZHAW 4. RC-Oszillator mit drei Invertern für sicheres Anschwingen. Die Versorgungsspannung Vcc = 3.3V ist wegen der Übersichtlichkeit nicht eingezeichnet. Die Inverter A1, A2 und A3 können als ideal angenommen werden. D.h. sie schalten den Ausgang verzögerungsfrei um bei einer Eingangsspannung von Vcc / 2 = 1.65V a. Skizzieren sie unten qualitativ richtig den Verlauf der Spannungen an den Punkten TP1 bis TP5 über zwei Schwingungsperioden. Tipp: Starten sie mit TP1 = 0 und TP3 = 0. b. Berechnen sie die ungefähre (30% Genauigkeit) Schwingfrequenz, für diese Bauteilwerte: C = 1nF, R1 = 10kΩ und R2 = 1MΩ Das Resultat alleine gibt keine Punkte; der Rechenweg und die Begründung dafür müssen klar ersichtlich sein. Schätzung: Das RC-Glied R1, C wird pro Periode einmal ge- und einmal entladen. Die benötigte Zeit pro Umladevorgang ist ungefähr gleich der Zeitkonstanten R1∙C = 10µs Die Frequenz ist damit näherungsweise f = 1/(2∙R1∙C) = 50kHz Rechnung: Wie aus der obigen Skizze ersichtlich, wird das RC-Glied von 4.95V auf 1.65V entladen. Für den Entladevorgang beim RC-Glied gilt: u(t) = U0∙e-t/τ mit τ = R∙C Aufgelöst nach der Zeit: t = -τ∙ln(u(t)/U0) Zahlenwerte eingesetzt: t = -10kΩ∙1nF∙ln(1.65V/4.95V) = 10.99µs Der gleiche Entladevorgang findet anschliessend mit negativer Polarität statt. Periodendauer T = 2∙t = 21.97µs Frequenz f = 1/T = 45.5kHz Hinweis: Wegen der Toleranzen und der Spannungsabhängigkeiten der Bauteile wird eine Abweichung der Frequenz von rund ±20% erwartet. 748904463 Seite 5 / 8 H. Hochreutener, SoE@ZHAW 5. Tageslicht-Sensor Ein Lichtsensor liefert einen Strom der näherungsweise proportional zur Helligkeit ist. Die Helligkeit in unserer Umgebung variert extrem: Vollmond = 0.25lux, Strassenbeleuchtung = 10lux, Büro = 500lux, Sonnentag = 100‘000lux Daten des eingesetzten Lichtsensors: Photostrom Iphoto = 100µA bei 100lux Helligkeit a. Oft wird der Photostrom in eine proportionale Spannung umgewandelt, damit sie mit einem ADC gemessen werden kann. Folgende Schaltung kann eingesetzt werden: Berechnen sie den Widerstand R so, dass an einem Sonnentag Uphoto = 2.0V wird. Wie gross ist Uphoto (mit diesem R) bei Vollmond? Wie viele Bits Auflösung benötigt der ADC, damit das LSB bei Vollmond anspricht und der ADC an einem Sonnentag nicht übersteuert wird? Sonnentag: Iphoto = 100‘000lux∙100µA/100lux = 100mA Mit Uphoto = 2V folgt R = 2V/100mA = 20Ω Vollmond: Uphoto = 0.25lux∙100µA/100lux∙R = 0.25µA∙20Ω = 5µV ADC-Dynamik = 100‘000lux/0.25lux = 100mA/0.25µA = 2V/5µV = 400‘000:1 Benötigte Anzahl Bits: ln(400‘000) / ln(2) = 18.6Bits also 19Bits Auflösung nötig b. Das Auge kann mit den extremen Helligkeitsunterschieden gut umgehen, da die Wahrnehmung einer logarithmischen Skala entspricht. Mit der untenstehenden Schaltung wird dieses Verhalten mit der logarithmischen BasisEmitter-Dioden-Kennlinie nachgebildet. (Dadurch kann mit einem ADC mit geringer Auflösung der ganze Bereich von Mondlicht bis Sonnenlicht abgedeckt werden.) Vom Transistor kennt man die Stromverstärkung: β = 200 IC = β ∙ I B sowie die Kennlinie der Basis-Emitter-Diode: UBE = 30mV ∙ ln (IB / 0.005pA + 1) 748904463 Seite 6 / 8 H. Hochreutener, SoE@ZHAW Berechnen sie die Ausgangsspannung Uphoto bei 10lux, 100lux und 1000lux. Beurteilen sie, ob Uphoto wirklich eine logarithmische Funktion der Helligkeit ist und begründen sie die Antwort. Berechnung von Uphoto in untenstehender Tabelle. Ist Uphoto eine logarithmische Funktion der Helligkeit? Mathematische Begründung: IC+IB und damit auch IB sind proportional zur Helligkeit. IB/0.005pA ist sehr viel grösser als 1, also: ln (IB / 0.005pA +1) ≈ ln (IB / 0.005pA) Uphoto ~ ln(IB) Rechnerische Begründung: Aus untenstehender Tabelle ist ersichtlich, dass bei jeweils 10-facher Helligkeit die Ausgangsspannung Uphoto um konstante 70mV steigt. Das entspricht der Rechenregel: ln(x∙y) = ln(x) + ln(y) Formel | Helligkeit 10lux 100lux 1000lux IC+IB = IB∙(β+1) = Helligkeit ∙ 100µA/100lux IB = Helligkeit ∙ 100µA/100lux / (β+1) IB = 0.050µA 0.50µA 5.0µA Uphoto = UBE = 30mV ∙ ln (IB / 0.005pA + 1) Uphoto = 483mV 552mV 622mV ∆Uphoto => 748904463 Seite 7 / 8 69mV 70mV H. Hochreutener, SoE@ZHAW Datenblatt-Auszug: Kennwerte von drei Operations-Verstärkern Grösse Beschreibung Speisespannung supply voltage TL081 LM324 TLV2631 Vcc+ Vcc- V 4 18 1.6..16 +3..32 2.7..5.5 Stromaufnahme supply current ohne Last am Ausgang IO = 0 Icc mA 1.4 1.5 0.7 Eingangs-Spannungsabstand zu Vccinput voltage to negative rail common mode input voltage range Spannung am Eingangstransistor VICR V 3 0 = rail 0 = rail Eingangs-Spannungsabstand zu Vcc+ input voltage to positive rail common mode input voltage range Spannung am Eingangstransistor VICR V 0 = rail 1.5 1 Eingangs-Fehlspannung input offset voltage Differenz-Eingangsspannung für Ausgangsspannung = 0 VIO mV 3 2 0.25 Eingangs-Strom input bias current Mittelwert der Eingangsströme IIB nA 0.03 45 0.001 Eingangs-Fehlstrom input offset current Differenz-Eingangsstrom für Ausgangsspannung = 0 VIO nA 0.005 5 0.001 Eingangs-Widerstand input resistance differentiell gemessen für kleine Eingangssignale rI M 1012 J-FET ? 1012 CMOS Eingangs-Rauschspannung input voltage noise wird je nach Beschaltung verstärkt Vn nV/Hz 18 ? 50 Eingangs-Rauschstrom input current noise wird je nach Beschaltung verstärkt In pA/Hz 0.01 ? 0.001 Gleichtakt-Unterdrückung common mode rejection ratio Gleichtaktsignal wirkt wie ein um diesen Faktor kleineres DifferenzEingangssignal CMRR dB 86 100 100 Speisesp.-Unterdrückung power supply rejection ratio Speisespannungs-Schwankung wirkt wie ein um diesen Faktor kleineres Differenz-Eingangssignal PSRR dB 86 85 90 Spannungsverstärkung large signal voltage gain gemessen mit Gleichspannung ohne externe Beschaltung AVD V/mV 200 100 100 Ausgangs-Spannungsabstand zu Vccoutput voltage to negative rail output voltage swing Spannungsabfall am Ausgangstr. VOM V 1.5 0 = rail 0 = rail Ausgangs-Spannungsabstand zu Vcc+ output voltage to positive rail output voltage swing Spannungsabfall am Ausgangstr. VOM V 1.5 2 0 = rail Ausgangs-Widerstand output resistance gemessen mit Gleichspannung ohne externe Beschaltung RO 200? ? ? Ausgangs-Strom output current Kurzschlussstrom-Begrenzung ist ca. das doppelte IO mA 20 20 28 Ausgangs-Spannungsanstiegsgeschwindigkeit slew rate begrenzte Geschwindigkeit der Spannungsverstärkerstufe SR V/s 13 0.4 6 Verstärkungs-BandbreiteProdukt unity gain bandwidth begrenzte Geschwindigkeit der Differenzverstärkerstufe B1 MHz 3 1 9 BiFET Bipolar CMOS 0.40 0.30 2.00 Technologie Preis in CHF 748904463 Stand 2010 CHF Seite 8 / 8 H. Hochreutener, SoE@ZHAW