"Modell Romantik" bewilligt - Friedrich-Schiller

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URL: http://www.uni-jena.de/Mitteilungen/PM150513_GRK_Romantik.pdf
Wie die Blaue Blume bis heute wirkt
Neues Graduiertenkolleg zum "Modell Romantik" bewilligt
Romantik ist keine vergangene Epoche, sondern wirkt in Form von romantischen Ideen und
Praktiken bis in die Gegenwart hinein. Dem dadurch aktuellen Thema widmet sich an der
Friedrich-Schiller-Universität Jena nun auch ein neues Graduiertenkolleg, das die Deutsche
Forschungsgemeinschaft (DFG) gerade bewilligt hat. Unter dem Titel "Modell 'Romantik'. Variation
- Reichweite - Aktualität" wird Romantik jenseits der Historie als ein Modell erforscht, das in
vielfältigen Formen bis heute wirkt. In der neuen Jenaer Doktorandenschmiede sollen die
Rezeption und Vorbildwirkung der Romantik in verschiedenen fachlichen und zeitlichen Kontexten
untersucht werden. Dafür stellt die DFG der Friedrich-Schiller-Universität ab Oktober für zunächst
viereinhalb Jahre über drei Millionen Euro zur Verfügung. Damit sollen u. a. 14 Stellen für
Doktorandinnen und Doktoranden und eine Postdoc-Stelle sowie die Vernetzung mit auswärtiger
Wissenschaft und Praxis finanziert werden.
Wir sind Kinder der Romantik
Die Blaue Blume, die auf den Dichter Novalis zurückgeht, ist das bis heute gültige Symbol der
Romantik. Und auch das Liebesideal der vollkommenen Hingabe an einen anderen Menschen und
die Erfüllung in dieser Verbindung stammt aus der Romantik. Diese Vorstellung prägt jedoch den
Alltag bis heute - in unterschiedlicher Art und Weise. "Die Romantik wirkt über ihren historischen
Ursprung hinaus als Modell für moderne Formen der Weltdeutung, der Selbstreflexion, der
ästhetischen Gestaltung und der Lebensvollzüge", erläutert der zukünftige Kollegsprecher Prof. Dr.
Stefan Matuschek die Grundthese des Kollegs. Gemeinsam werden Jenaer Expertinnen und
Experten aus Literatur-, Sprach- und Musikwissenschaft, aus Geschichte, Theologie und
Soziologie mit weiteren Partnern aus Jena, Deutschland und der ganzen Welt diese These
detailliert untersuchen. Sie greifen dabei auf ein Modell zurück, das die Romantik auf ihre
wesentlichen Eigenschaften und Inhalte reduziert. Deren prägende Wirkungen und Rezeption
können die beteiligten Forscherinnen und Forscher dann auch dort untersuchen, wo die
romantische Quelle dieser Eigenschaft gar nicht deutlich wird, wie etwa in vielen Formen des
Sozialverhaltens, der Naturwahrnehmung oder subjektivierter Religionsvorstellungen, die
tatsächlich aus der Romantik stammen, ohne dass dies immer bekannt oder offensichtlich wäre.
"Wir Heutigen sind in vieler Hinsicht Kinder der Romantik, ohne uns dessen bewusst zu sein", sagt
Matuschek.
"Mit dieser gleichrangigen Betrachtung wollen wir an der Schließung der seit vielen Jahren
beklagten Kluft zwischen Text- und Sozialwissenschaften mitwirken und geben für das Kolleg drei
Arbeitsbereiche vor", erläutert der Jenaer Germanist: Romantik als Deutungsmodell, als
Darstellungs- und Wahrnehmungsmodell sowie als Handlungsmodell. Diese drei Bereiche
ermöglichen es den Nachwuchskräften, ein historisches Bewusstsein mit einem Interesse an der
Wie die Blaue Blume bis heute wirkt
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Analyse der Gegenwart, den Lebens- und Erkenntnisbedingungen moderner Individuen zu
verbinden.
In verschiedenen Berufsfeldern ausprobieren
Wichtig im künftigen Graduiertenkolleg ist zum einen das gemeinsame "Dach", unter dem ein
methodischer Rahmen für die analytische Arbeit in verschiedenen Disziplinen und
Untersuchungsgegenständen entsteht. Zum anderen wird das Forschungsprogramm mit einem
neuartigen Betreuungs- und Qualifizierungskonzept verbunden. Neben der individuellen Forschung
der Nachwuchskräfte sowie der kollegübergreifenden Verständigung in Forschungsseminaren und
Intensivworkshops sind praktische Ausbildungsanteile geplant. Aufenthalte in außeruniversitären
Einrichtungen wie Dichterhäusern, Stiftungen und Museen, im Stadtmarketing und
Kulturjournalismus sollen "den Promovierenden die Möglichkeit bieten, sich in verschiedenen
Berufsfeldern auszuprobieren", sagt Prof. Matuschek.
Mit Start des neuen Graduiertenkollegs wird es ab dem Wintersemester auch zahlreiche öffentliche
Vorlesungen und Vorträge geben, die das Jenaer Romantik-Jahr erweitern - und die Blaue Blume
in der Gegenwart zu neuer Blüte führen werden.
Graduiertenkollegs der DFG
Graduiertenkollegs (GRK) bieten Doktorandinnen und Doktoranden die Möglichkeit, in einem
strukturierten Forschungs- und Qualifizierungsprogramm auf hohem fachlichem Niveau zu
promovieren. Insgesamt fördert die DFG zurzeit 198 GRK, darunter 41 Internationale
Graduiertenkollegs.
Kontakt:
Prof. Dr. Stefan Matuschek
Institut für Germanistische Literaturwissenschaft der Universität Jena
Fürstengraben 18
07743 Jena
Tel.: 03641 / 944240
E-Mail: [email protected]
Meldung vom: 13.05.2015 07:53 Uhr
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