tb93_94 - Archiv für die Geschichte der Soziologie in Österreich

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Tätigkeitsbericht für das Berichtsjahr 1993/94
1. Organisatorisches
Der Leiter des AGSÖ, Univ.-Doz. Dr. Christian Fleck, nahm zwischen dem 1. September
1993 und dem 31. August 1994 ein Schumpeter Fellowship an der Harvard University in
Cambridge, Massachusetts, wahr. In der Abwesenheit übernahm Reinhard Müller seine
Agenden in Vertretung. Seit 1. September 1994 übt Dr. Fleck wieder seine Funktion als Leiter
des AGSÖ aus.
Der Vorstand des AGSÖ weist seit 26. November 1993 keine personelle Änderung auf. Dem
Vorstand gehören an:
Leiter: Univ.-Doz. Dr. Christian Fleck, Institut für Soziologie der Universität Graz
Vorsitzender der “Österreichischen Gesellschaft für Soziologie”: Univ.-Prof. Dr. Franz
Traxler, Institut für Soziologie an der Grund- und Integrativwissenschaftlichen Fakultät
der Universität
Sprecher der Sektion “Geschichte der Soziologie der Österreichischen Gesellschaft für
Soziologie”: Univ.-Doz. Dr. Gerald Angermann-Mozetic, Institut für Soziologie der
Universität Graz
Kassier: Reinhard Müller, wissenschaftlicher Angestellter beim AGSÖ, Graz.
Der im Laufe des Jahres 1992 erweiterte Wissenschaftliche Beirat des AGSÖ ist im
Berichtsjahr mit einer Ausnahme unverändert geblieben (Stand vom 1. Dezember 1994):
Univ.-Prof. Dr. Erich Bodzenta (Wien)
Univ.-Prof. Dr. Irmgard Bontinck (Wien)
Bundesminister a.D. Dr. Hertha Firnberg (†1994)
Univ.-Prof. Dr. Peter Gerlich (Wien)
Univ.-Prof. Dr. Max Haller (Graz)
Prof. Dr. Marie Jahoda (Hassocks, GB)
Prof. Dr. Karin Knorr-Cetina (Bielefeld)
Univ.-Doz. Dr. Josef Langer (Klagenfurt)
Prof. Dr. M. Rainer Lepsius (Heidelberg)
Univ.-Prof. Dr. Eduard März (†1987)
Univ.-Prof. Dr. Gertraude Mikl-Horke (Wien)
Univ.-Prof. Dr. Paul M. Neurath (Wien — New York)
Univ.-Prof. Dr. Helga Nowotny (Wien)
Univ.-Prof. Dr. Justin Stagl (Salzburg)
Prof. Dr. Jerzy Szacki (Warschau)
Prof. Dr. Hans Zeisel (†1992)
Im Berichtsjahr 1994 ist das Mitglied unseres Wissenschaftlichen Beirats und Ehrenmitglied
der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie, Frau Bundesminister a.D. Dr. Hertha
Firnberg, am 14. Februar 1994 in Wien verstorben. Prof. Dr. Leopold Rosenmayr würdigte
ihre Verdienste in einem Nachruf für das AGSÖ (vgl. Leopold Rosenmayr: Beispiel Hertha
Firnberg, in: Archiv für die Geschichte der Soziologie in Österreich. Newsletter (Graz), Nr.
10 (Juni 1994), S. 3-6.). Auch der Vorstand des AGSÖ möchte sich an dieser Stelle nochmals
für ihre wertvolle Unterstützung des AGSÖ und ihre stete Aufgeschlossenheit gegenüber
dessen Arbeit herzlichst bedanken.
Univ.-Prof. Dr. Erich Bodzenta hat den Leiter des AGSÖ gebeten, ihn mit Jahresende 1994
aus dem wissenschaftlichen Beirat zu entlassen, da er sich nach seiner Emeritierung auch aus
dieser Position zurückziehen will.
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Im Rahmen der im AGSÖ durchgeführten Projekte fungierten Ulf Brunnbauer, Mag. Dietmar
Paier, Annerose Pinter und Mag. Katharina Scherke als Projektmitarbeiterinnen bzw.
Projektmitarbeiter des AGSÖ. Als permanenter wissenschaftlicher Angestellter wurde
Reinhard Müller beibehalten.
An Subventionen erhielt das AGSÖ die Dauersubvention des Bundesministeriums für
Wissenschaft und Forschung in der Höhe von öS 96.500,- sowie eine Subvention der
Steiermärkischen Landesregierung in der Höhe von öS 100.000,-.
2. Nachlaßsammlung
Im Laufe des Berichtsjahres wurden folgende Nachlässe für das AGSÖ beschafft:
Friedrich Otto (Frederick) Hertz (Wien 1878 - 1964 London; Pseudonyme: Aurelianus,
Justus, Germanus Liber, A Victim of Oppression, Erasmus Herder, A Viennese, Austrian
Liberal, Onlooker), österreichischer Soziologe, Wirtschaftswissenschaftler und
Kulturhistoriker. 1903 Dr. rer. oec. Universität München. Freier Schriftsteller und
Journalist, 1906-1912 Sekretär der Bundes österreichischer Industrieller in Wien, 1913
Versicherungsbediensteter in der Schweiz, 1919-1929 Ministerialbeamter (Hofrat) im
österreichischen Außenministerium, 1929-1933 o. Prof. für Wirtschaftliche
Staatswissenschaften und Soziologie an der Universität Halle-Wittenberg in Halle an der
Saale, 1933 Flucht nach Österreich, 1938 nach London, wo er als Privatgelehrter wirkte.
Friedrich Otto Hertz war nicht nur ein außerordentlich fruchtbarer Wissenschaftler, sondern
auch Initiator zahlreicher wissenschaftlicher Institutionen (z.B. Wiener Internationale
Hochschulkurse) und Funktionär zahlreicher Vereine (z.B. Sozialwissenschaftlicher
Verein). Außerdem gehörte er seit 1938 zu den zentralen Figuren der österreichischen
Emigration in London.
Nachlaß: Originale; ca. 3,00 Laufmeter. Der Nachlaß enthält zahlreiche (teils
unveröffentlichte) Manu- und Typoskripte, eine umfangreiche Sammlung seiner
Zeitungsartikel und Aufsätze, Dokumente zu wissenschaftlichen Organisationen und zur
politisch erzwungenen österreichischen Emigration in Großbritannien (1938-1945).
Außerdem enthält er die erhalten gebliebene Korrespondenz (u.a. mit Eduard Bernstein,
Lujo Brentano, Franz Oppenheimer und Karl Renner sowie Briefe von Charles Gide, Pierre
Kropotkin, Arthur Schnitzler und Otto Weininger).
Emigranten-Rundbrief 1938-1953: Es handelt sich dabei um ein Konvolut mit 106
Rundbriefen aus den Jahren 1938 bis 1953 und drei Nachfolgedokumenten aus den Jahren
1954 bis 1967 mit zusammen 675 Dokumenten im Umfang von 898 Blatt. Es ist dies der
Briefwechsel von zwölf Schülern, die im Schuljahr 1937/38 die 6b-Klasse des Franz Josef
Realgymnasiums Wien I (heute Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium, 1010
Wien, Stubenbastei 6-8) besuchten und die 1938 Österreich aus ,rassischen’ Gründen
verlassen mußten. Die Briefe wurden über Vermittlung des Germanisten Prof. Egon
Schwarz dem AGSÖ vom Besitzer dieser Briefe, dem Politologen Prof. John H. Kautsky,
geschenkt. Teilnehmer des Rundbriefes waren: Paul Berkovits (geb. 1922), Arthur T.
Cooper (d.i. Artur Kupfermann; geb. 1922), Joachim Felberbaum (geb. 1922), Otto Fried
(geb. 1922), Jacob Hermon (d.i. Alfred Hechter; geb. 1922), Keith E. Jolles (d.i. Kurt
Jolles; geb. 1922), John H. Kautsky (d.i. Hans Kautsky; geb. 1922); William B. Mandel
(d.i. Willy Mandl; geb. 1922), Paul Schiller (geb. 1922), Robert John Singer (geb. 1922),
Frederick Urbach (d.i. Friedrich Urbach; geb. 1922), George Wallis (d.i. Georg Wallis; geb.
1922).
Nachlaß: Originale; 898 Bl., 0,10 Laufmeter.
Karl Borromäus Frank (Wien 1893 - 1969 New York; Decknamen und Pseudonyme: Paul
Hagen, Josef, Maria, Willi Müller); österreichischer Psychologe und Publizist. 1918 Dr.
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phil. Universität Wien. Führender Funktionär der Kommunistischen Partei Österreichs. Seit
1920 in Berlin, Redakteur “Die Rote Fahne” und “Die Internationale”. 1932 Reichsleiter
des Sozialistischen Schutzbundes. 1933 über Österreich in die Tschechoslowakei emigriert,
wo er die Gruppe Neu Beginnen gründete, 1938 nach Frankreich und 1939 über
Großbritannien in die USA. 1944 Leiter des Research Department der 1944 gegründeten
American Association for a Democratic Germany. Daneben war er als Psychoanalytiker in
New York und Connecticut tätig.
Nachlaß: Originale; ca. 0,75 Laufmeter. Der bislang noch nicht geordnete Teilnachlaß ist
die im Besitz der Familie Frank verbliebene Ergänzung zum Frank-Nachlaß in der Hoover
Institution. Neben einem Mikrofilm des Nachlasses in der Hoover Institution finden sich in
diesem Teilnachlaß Manu- und Typoskripte, Druckwerke und etwas Korrespondenz.
Zusätzlich konnten drei bereits im AGSÖ befindliche Nachlässe ergänzt werden.
Johann Mokre (Bruck an der Mur 1901 - 1981 Graz; ursprünglich: Hans Mokre),
österreichischer Soziologe und Rechtsphilosoph. Habilitiert für Rechtsphilosophie an der
Universität Graz. 1939-1948 Emigration in die USA, Professor of Physics and Mathematics
am Barat College of the Sacred Heart in Lake Forest, Ill., später of Sociology am College
of Arts and Sciences der Saint Louis University in St. Louis. Danach an der Universität
Graz Ordinarius für Rechtsphilosophie, Allgemeine Staatslehre und Soziologie sowie
Begründer des hiesigen Instituts für Empirische Soziologie und Statistik.
Nachlaß: Originale; ca. 0,80 Laufmeter. Es handelt sich hierbei um den zweiten Teil des
Nachlasses von Johann Mokre. Der andere Teil befindet sich bereits als Kopie im AGSÖ.
Der neue Teil enthält unpublizierte Typoskripte sowie eine umfangreiche
Separatasammlung und Fotos.
Konstantin Radakovic (Graz 1894 - 1973 Graz), österreichischer Philosoph und Soziologe.
Habilitiert für Philosophie an der Universität Graz, war er Leiter des Seminars für
Philosophische Soziologie. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten legte er
1938 seine Dozentur “wegen gegenteiliger politischer Überzeugung” zurück und emigrierte
1941 nach Kostajnica in Kroatien. Nach seiner Rückkehr 1945 war er Extraordinarius für
Geschichte der Philosophie und Soziologie, später Ordinarius für Philosophie an der
Universität Graz.
Nachlaß: Fotokopien; ca. 0,40 Laufmeter. Es handelt sich um eine Kopie des im
Privatbesitz befindlichen zweiten Teil des Nachlasses von Konstantin Radakovic und seiner
Tante, der Publizistin Mila Radakovic (Graz 1861 - 1956 Graz). Der erste Teil befindet sich
bereits als Original im Besitz des AGSÖ. Der neue Teilnachlaß enthält biographische
Dokumente, Manuskripte bereits publizierter Arbeiten und drei Hefte mit unpublizierten
Jugend-Gedichten von Konstantin Radakovic. Dazu kommen Fotos und eine
Vorlesungs-Mitschrift eines Schülers von Konstantin Radakovic.
Hans Riehl (Wiener Neustadt 1891 - 1965 Graz; Pseudonyme: Hans Richter, Wigand von
Wolfsberg), österreichischer Soziologe, Kunsthistoriker und Dichter. Er war für
Gesellschaftslehre, später für Soziologie der Kunst an der Universität Graz habilitiert.
Politisch trat er als Aktivist der Heimwehr hervor. Er gehörte zum engsten Kreis um
Othmar Spann.
Nachlaß: Originale; ca. 3,50 Laufmeter. Die Witwe übergab dem AGSÖ einige erst jetzt
aufgetauchte Dokumente ihres Gatten, vor allem Separatdrucke seiner Arbeiten und einige
Briefe an ihn.
Die Archivierung des Nachlasses von Friedrich Otto Hertz ist vorläufig abgeschlossen. Da
noch Nachlaßreste aus der Sozialwissenschaftlichen Bibliothek Hamburg, wo sich die
Frederick-Hertz-Bibliothek befindet, nachgereicht werden, ist mit der endgültigen
Katalogisierung des Nachlasses Friedrich Otto Hertz erst 1995 zu rechnen. Der Nachlaß
wurde übrigens mit finanzieller Unterstützung durch das Bundesministerium für Wissenschaft
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und Forschung von London nach Graz gebracht. Der Teilnachlaß Karl Borromäus Frank ist
noch ungeordnet. Die noch ausstehende Archivierung des Nachlasses von Else
Frenkel-Brunswik durch Mag. Dietmar Paier soll im Februar 1995 abgeschlossen werden.
Die Unterbringung der Nachlässe ist nach wie vor wenig zufriedenstellend. Sie erfolgte auch
1994 nur provisorisch am Institut für Soziologie der Universität Graz, wo sie gegen
Voranmeldung gemäß der Benutzerordnung des Archivs eingesehen werden können.
3. Sonstige Sammlungen des AGSÖ
Die bio-bibliographische Datenbank “Österreichische SoziologInnen — SoziologInnen in
Österreich” konnte durch Annerose Pinter und Mag. Katharina Scherke, sowie durch die von
Dr. Christian Fleck aus den USA mitgebrachten Unterlagen im Berichtsjahr wesentlich
ausgebaut werden. Auch Korrekturen und Ergänzungen wurden in größerem Ausmaß
durchgeführt.
Die Materialsammlung des AGSÖ zu Personen und Institutionen konnte im Zuge der am
AGSÖ durchgeführten Forschungsarbeiten erweitert werden.
Die Interviewsammlung wurde im Berichtsjahr geordnet und ist nun vollständig zugänglich.
Zu allen Interviews liegen Rohtranskripte vor.
Die archiveigene Bibliothek “Österreichische Soziologie” konnte im Berichtsjahr vor allem
durch Bücher und Broschüren aus dem Nachlaß Friedrich Otto Hertz sowie durch ein
umfangreiches Bücherpaket von Prof. Erich Bodzenta erweitert werden.
4. Publizistische Tätigkeiten
Im Berichtsjahr hat das AGSÖ eine Nummer seines Mitteilungsorgans Archiv für die
Geschichte der Soziologie in Österreich. Newsletter (ISSN 1019-6625) herausgegeben. Die
über den normalen Umfang hinausgehende Jubiläums-Nummer 10 (Juni 1994) enthält
Leopold Rosenmayr: Beispiel Hertha Firnberg, S. 3-6; Reinhard Müller: Friedrich Johann
Latscher-Lauendorf (1884-1964). Das ”(Private) ‘Österreichische Soziologische Institut'”
und die ”Österreichische Soziologische Gesellschaft” (1946/47-1965), S. 7-26; Ulf
Brunnbauer: Der Nachlaß Hans Winterberg im Archiv für die Geschichte der Soziologie in
Österreich, S. 27-38; Lilli Unger Kautsky: Our Escape from Vienna, S. 39-41; Rezensionen
von Christian Fleck, Max Haller und Gerald Mozetic. Im Dezember 1994 erscheint die
Nummer 11 mit den Beiträgen Marie Jahoda (Resistance to Pressures for Ideological
Compliance. Project Proposal Submitted by Research Center for Human Relations, New York
University, September, 1953), Annerose Pinter und Katharina Scherke (Teilprojekt
”Kollektivbiographie”. Ein Bericht), Reinhard Müller (Der Weg. Eine Quelle zu den
Sozialwissenschaften in Österreich am Beginn des 20. Jahrhunderts) sowie Rezensionen von
Christian Fleck und Annerose Pinter.
Reinhard Müller wertete die ergänzte bio-bibliographische Datenbank “Österreichische
SoziologInnen — SoziologInnen in Österreich” des AGSÖ für die 1995 erscheinende zweite
Auflage der Dokumentation Österreichische Wissenschaftsemigration in Peter Weibel,
Friedrich Stadler (Hrsg.), Vertreibung der Vernunft. The Cultural Exodus from Austria.
Wien: Löcker Verlag 1993, aus.
Die unter anderem im Rahmen des AGSÖ entstandene “Bibliothek sozialwissenschaftlicher
Emigranten aus Österreich” (BSE) wird im Jänner 1995 mit dem ersten Band eröffnet: Marie
Jahoda: Sozialpsychologie der Politik und Kultur. Ausgewählte Schriften herausgegeben und
eingeleitet von Christian Fleck. Graz - Wien: Nausner & Nausner.
5. Wissenschaftliche Tätigkeiten
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Am AGSÖ werden neben den für die Fortführung des Archivs (Nachlaß-, Interview- und
Materialsammlungen, Bibliographien) notwendigen Forschungen derzeit zwei Projekte
durchgeführt.
1. Projekt des Fonds zur Förderung von Wissenschaft und Forschung Nr. P8831-Soz:
“Wissenstransfer durch erzwungene Migration”. Die erzwungene Migration — so die leitende
Hypothese des Projekts — hatte Auswirkungen auf die kognitive Gestalt der jeweiligen
Disziplin respektive die Theorie(n) der VertreterInnen dieser Disziplinen, die emigrieren
mußten. Die Untersuchung des Wandels von Wissen(sgehalten) im Gefolge von
Migrationsbewegungen macht es notwendig, den Ausgangszustand (also vor der Emigration)
und den Zielzustand der Wissensbestände detailliert zu rekonstruieren. Der Stand der
Forschung machte es notwendig, als Erhebungseinheiten zunächst Individuen zu wählen, da
nur über Einzelpersonen in vertretbarem Zeitraum die analytisch nötigen Informationen
erschlossen werden können. Bei der Auswahl der zu erforschenden WissenschaftlerInnen
wurde einerseits darauf geachtet, Personen auszuwählen, die bislang nicht monographisch
behandelt wurden und andererseits innerhalb dieser kleinen Gruppe systematische
Variationen über die Variablen Alter, Geschlecht, Wissenschaftsdisziplin, bekannter Erfolg /
Mißerfolg in der Emigration, außerwissenschaftliches, politisches Engagement und
intellektuelle
Verbindungsglieder
zwischen
vor-Emigrationstätigkeit
und
nach-Emigrationstätigkeit u.ä. vorzusehen. Die für den ersten Projektteil bewilligten Studien
über Else Frenkel-Brunswik (1908-1958) und Gustav Ichheiser (1897-1969) wurden
abgeschlossen. Das am 1. Juli 1992 auf ein Jahr bewilligte Projekt wurde mit 1. Juli 1993 um
ein Jahr verlängert und ist im Juni 1994 abgeschlossen worden. Ein Bericht darüber erscheint
im “Newsletter” Nr. 11 (Dezember 1994).
2. Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung: “Wissenschaftlicher Nachlaß
Friedrich Otto Hertz”. Unter Mitarbeit von Ulf Brunnbauer konnte der gesamte
wissenschaftliche Nachlaß von Friedrich Otto Hertz von London nach Graz transferiert
werden. Die archivarische Aufarbeitung desselben ist vorläufig abgeschlossen. Ein definitiver
Abschluß wird erst möglich, wenn die ausstehenden Reste aus der Sozialwissenschaftlichen
Bibliothek Hamburg in Graz eintreffen.
6. Kooperationen und Parteienverkehr
Die Kooperationen mit den dem AGSÖ wurden im Berichtsjahr im üblichen Rahmen
fortgesetzt. Im Zuge der am AGSÖ durchgeführten Projekte ist es wieder zu einer verstärkten
Kooperation mit dem Dokumentationszentrum für Österreichische Philosophie, Graz,
gekommen, sowie zur Zusammenarbeit mit dem Institut ,Wiener Kreis’, Wien.
Der Parteienverkehr muß aus Personalmangel noch immer auf telefonisch oder schriftlich
vereinbarte Termine beschränkt bleiben. Solange keine personelle Aufstockung möglich ist,
wird ein regelmäßiger Parteienverkehr mit fixen Zeiten nicht durchzuführen sein, weil
ansonsten die Sammel- und Forschungstätigkeit des AGSÖ schwerstens behindert würde.
Sowohl fernmündliche und schriftliche Anfragen wie auch persönliche Benutzung des AGSÖ
hat im Berichtsjahr neuerlich zugenommen.
Graz, im Dezember 1994 Reinhard Müller
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