des Filmes: Klassische Genetik

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„Dihybride Kreuzung mit unvollständiger Dominanz (Meerschweinchen)“
(Bestell-Nr. 10 03 08)
„Kryptometrie (Linaria maroccana)“ (Bestell-Nr. 10 03 09)
Kryptometrie (Aguti-Faktor)“ (Bestell-Nr. 10 03 10)
„Geschlechtsbedingte Vererbung (Drosophila I)“
(Bestell-Nr. 1003 11)
„Geschlechtsbedingte Vererbung (Drosophila I)“
(Bestell-Nr. 10 03 12)
Klassische Genetik
Von Gregor Mendel bis zur Gegenwart
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Klassische Genetik
Von Gregor Mendel bis zur Gegenwart
Inhalt
Einführung (00:00—02:50)
„Ähnliches erzeugt Ähnliches.“ Dieser einfache Satz beschreibt, wie Lebewesen sich
vermehren. Eiche bringen EIche zur Welt, keine Enten, Katzen oder Hasen. Seemöwen
bekommen Seemöwen und jede Pflanze bringt wieder eine Pflanze der gleichen Art
hervor.
Aber die Nachkommen teilen auch spezifischere Merkmale mit ihren Eltern. Seit
Tausenden von Jahren wissen die Menschen, dass Merkmale von einer Generation zur
nächsten weitergegeben werden. Aber erst vor etwa hundert Jahren wurden die
Vererbungsregeln formuliert.
Der Mönch Gregor Mendel legte den Grundstein für alles, was wir heute über die Regeln
der Vererbung wissen.
Lange Zeit verstanden viele Menschen nicht, dass sowohl die Mutter als auch der Vater
für die Merkmale ihrer Kinder verantwortlich sind. Einige glaubten, dass die Kinder ihre
Merkmale gänzlich vom Vater erben. Nach einer Theorie sollte jedes Spermium eine
Miniaturperson enthalten. Gelangte dieses Spermium in eine Gebärmutter, so würde das
...
kleine Wesen schließlich zu einem Menschen heran wachsen. Doch allmählich
verstanden die Menschen, dass ein neues Leben nur entstehen kann, wenn sich ein
väterliches Spermium und eine mütterliche Eizelle vereinigen und dass die Kinder
Merkmale von beiden Elternteilen erben.
Aber wie Eltern Eigenschaften an ihre Kinder weitergeben, blieb ein Rätsel. Einige
dachten, dass die Kinder nur ein Gemisch der elterlichen Merkmale darstellten. Nach
dieser Ansicht kann man die Vererbung von Merkmalen mit dem Mischen von Farben
vergleichen. So wie blau und gelb die Farbe grün ergibt ist die Nasenform der Tochter
oder ihre Augenfarbe einfach eine Mischung dieser Merkmale ihrer Eitern. Diese Theorie
erklärte aber nicht, wie ein Mädchen die blauen Augen seiner Mutter haben kann und nicht
eine Mischung der blauen Augen der Mutter und der braunen Augen des Vaters. Man
fragte sich auch, wie es möglich war, dass manchmal ein Merkmal eine Generation über
sprang. Ein Junge konnte rote Haare wie seine Großmutter haben, obwohl seine Mutter
dunkelblonde Haare hatte.
,
Die Mendel‘schen Regeln (02:50—21:40)
Mendels Experimente (02:51—06:09)
Gregor Mendel war der erste, der Antworten auf derartige Fragen lieferte.
Mendel verbrachte einen Großteil seines Lebens mit dem Studium und mit Experimenten
an Erbsenpflanzen im Garten eines Klosters. Erbsenpflanzen waren eine gute Wahl für
genetische Experimente, da sie sich in einigen Merkmalen deutlich voneinander
unterscheiden können. So gibt es langstielige Erbsenpflanzen und kurzstielige. Einige
haben weiße Blüten, während andere lilafarbene haben. Einige Pflanzen bringen gelbe
Erbsen hervor - andere grüne. Und unabhängig von der Farbe können die Samenhäute
runzlig sein oder rund und glatt.
Diese und andere sich unterscheidende Merkmale machten es Mendel leichter zu
untersuchen, wie ein bestimmtes Merkmal von einer Generation zur nächsten
weitergegeben wird. Auch die Art, wie sich Erbsenpflanzen vermehren, half Mendel bei
der Durchführung seiner Experimente.
Bei den meisten Pflanzen wird der Pollen häufig von Insekten auf eine andere Pflanze
übertragen. Die männlichen Keimzellen des Pollens befruchten die Eizellen der
Empfängerpflanze. Es werden Samen gebildet, die zu neuen Pflanzen heranwachsen
können. Befinden sich viele Pflanzen in der näheren Umgebung, so ist es schwierig,
genau die Pflanze zu identifizieren, die den Pollen geliefert hat. Damit ist es sehr schwer
herauszufinden, wie vererbte Merkmale von einer Generation zur nächsten
weitergegeben werden.
Aber Erbsenpflanzen haben eine Eigenschaft, die Mendel half, dieses Problem zu lösen.
Die reproduzierenden Teile der Blüten sind vollständig von den Kronblättern
eingeschlossen bis die Befruchtung stattgefunden hat. Das bedeutet, dass der Pollen, der
sich in den Staubbeuteln der Blüte entwickelt, normalerweise an die Spitze des Stempels
transportiert wird. Im Stempel befinden sich die Eizellen der Blüte. Mit anderen Worten,
eine Erbsenpflanze befruchtet sich gewöhnlich selbst. Findet über Generationen nur diese
Selbstbefruchtung statt, so werden genetische Variationen nahezu vollständig eliminiert,
ist dies der Fall, so sind die Nachkommen dieser Pflanzen identisch mit den Eltern; sie
werden reinerbig genannt.
Bei seinen Experimenten öffnete Mendel die Blüte einer reinerbigen Pflanze und entfernte die
pollentragenden Staubbeutel, sodass sich die Pflanze nicht selbst bestäuben konnte. Als nächstes
befruchtete er diese Pflanze mit dem Pollen einer anderen reinerbigen Pflanze. Beide unter
schieden sich nur in einem Merkmal voneinander. So bestäubte Mendel in einigen Experimenten
eine langstielige Erbsenpflanze mit dem Pollen einer kurzstieligen Pflanze. Mendel sammelte dann
die Erbsen oder Samen, die aus dieser Kreuzung hervorgegangen waren, und pflanzte sie an.
...
—
—
Die Uniformitätsregel (06:10—06:54)
Sollten bei der Vererbung die Merkmale der Eltern einfach gemischt werden, so müssten
die Pflanzen, die aus der Kreuzung einer langstieligen mit einer kurzstieligen Pflanze
entstehen, bezüglich ihrer Größe irgendwo dazwischen liegen. Aber alle Pflanzen dieser
Tochter- oder F1-Generation waren genau so groß wie die ursprüngliche langstielige
Erbsenpflanze.
Aufgrund dieser Beobachtung formulierte Mendel sein erstes Gesetz der Vererbung, die
Uniformitätsregel: Kreuzt man zwei reinerbige Individuen einer Art, die sich in einem
Merkmal unterscheiden, so sind die Nachkommen in der F1-Generation untereinander
gleich.
Die Spaltungsregel (06:55—07:52)
Mendel fragte sich, ob das Merkmal der Kurzstieligkeit für immer verschwunden war. Er
ließ diese F1-Generation von Erbsenpflanzen sich selbst bestäuben. Die Eizellen wurden
jeweils von den Spermien derselben Pflanze befruchtet. Das entspricht der Kreuzung von
zwei Pflanzen, die genau gleich sind.
Die Ergebnisse waren überraschend. In der nächsten oder F2-Generation waren zwar die
meisten Pflanzen langstielig, aber ungefähr ein Viertel war kurzstielig. Das Merk mal der
Kurzstieligkeit, das in der F1-Generation verschwunden war, tauchte hier wieder auf.
Diese Beobachtungen führten Mendel zur Formulierung der Spaltungsregel: Kreuzt man
die Individuen der F1-Generation unter einander, so treten in der F2-Generation die
Merkmale der Elterngeneration in einem festen Zahlenverhältnis wieder auf.
Erbfaktoren - Gene - Allele (07:53-08:48)
Basierend auf den Ergebnissen von zahlreichen weiteren Experimenten zog Mendel
verschiedene Schlussfolgerungen, wie Vererbung funktioniert. Er vermutete, dass die
elterlichen Merkmale durch Erbfaktoren weitergegeben werden. Zum Beispiel kontrolliert
ein Erbfaktor die Größe einer Pflanze. Heute nennen wir diese Erbfaktoren Gene.
Mendel schlussfolgerte, dass jeder Erbfaktor in Variationen vorkommen kann. Zum
Beispiel ist eine Variante des Gens für Größe für lange Stiele verantwortlich, eine andere
für kurze. Heute nennen wir die Varianten Allele. Ein Allel ist eine von zwei oder mehreren
möglichen Ausprägungen eines Gens für ein spezifisches Merkmal. Mendel folgerte
ebenfalls, dass Erbsenpflanzen nicht nur eine Kopie für jedes Merkmal besitzen. Er stellte
fest, dass sie ein Allel von jedem Elternteil erhalten. Diese beiden Kopien des Gens
können das gleiche Allel oder verschiedene Allele sein.
Dominanz und Rezessivität (08:49—10:14)
Mendel erkannte, dass eines dieser Allele dominant sein konnte, d. h. sein Effekt auf das
Merkmal wurde sichtbar. Das Allel, dessen Effekt nicht in Erscheinung trat nannte er
rezessiv.
Wir verstehen nun, warum alle Nachkommen langstielig waren, als Mendel eine reinerbige
langstielige Erbsenpflanze mit Pollen einer reinerbigen kurzstieligen Pflanze befruchtete.
Jede der Pflanzen in der nächsten Generation erbte ein Gen für Langstieligkeit und ein
Gen für Kurzstieligkeit. Da das Allel für die Ausbildung eines langen Stiels dominant war,
besaßen alle Pflanzen, die aus einer solchen Kreuzung hervorgingen, einen langen Stiel.
Die rezessiven Gene für Kurzstieligkeit waren aber nicht verschwunden. Jede Pflanze
hatte noch eine intakte Kopie dieses AlleIs in seinem Erbgut.
Als sich diese Pflanzen nun selbst befruchteten, war es für einige der Nachkommen
möglich, ein rezessives Allel sowohl von der Eizelle als auch vom Pollen zu erben. Da kein
dominantes Allel vorhanden war, das das rezessive Allel an seiner Ausprägung hinderte,
tauchte das Merkmal der Kurzstieligkeit in dieser Situation wieder auf.
Rekombinationsquadrate (10:15—14:35)
Mendel erkannte, dass bei der Bildung der Geschlechtszellen die beiden Kopien eines
Gens getrennt werden. Das bedeutet, dass zum Beispiel beim Menschen ein
männliches Spermium nur eine Kopie des Gens für jedes Merk mal enthält, das gleiche gilt
für die weibliche Eizelle. Wenn ein Spermium eine Eizelle befruchtet, wird die normale
Anzahl von zwei Genkopien wieder hergestellt.
Menschen und andere Lebewesen produzieren viele Spermien und Eizellen. Welche
Kopie eines Gens jedes einzelne Ei oder Spermium erhält, ist lediglich eine Sache des
Zufalls. Es hängt auch vom Zufall ab, welches Spermium welche Eizelle befruchtet, und
welche Kombination von Allelen daraus resultiert.
Bei der Arbeit mit Erbsenpflanzen wendete Mendel die Regeln der
Wahrscheinlichkeitsrechnung an, um die Häufigkeit spezifischer Genkombinationen zu
bestimmen.
In Tausenden von Experimenten konnte Mendel zeigen, dass das ungefähre Verhältnis, in
dem bestimmte Merkmale bei den Nachkommen auftreten werden, voraussagbar ist,
sofern die genetischen Anlagen der Elternpflanzen bekannt sind.
Zum Beispiel kreuzte Mendel in einigen seiner Experimente Pflanzen mit zwei Allelen für
lilafarbene Blüten mit Pflanzen, die zwei Allele für weiße Blüten besaßen. Das Allel für die
Farbe lila ist dominant gegenüber dem Allel für weiße Blüten. In der ersten Generation
hatten keine der Nach kommen weiße Blüten, weil jeder Nachkomme ein dominantes lila
Allel und ein rezessives weißes Allel geerbt hatte. Aber wenn Mendel zwei der
Nachkommen kreuzte, erschienen in der zweiten Generation in ca. einem Viertel der Fälle
erneut Pflanzen mit weißen Blüten. Diese Pflanzen hatten ein rezessives Allel für die
weiße Blütenfarbe von beiden Elternteilen geerbt.
Eine Möglichkeit, die Wahrscheinlichkeit des Auftretens bestimmter Merkmale nach einer
Kreuzung zu berechnen, ist, ein Rekombinationsquadrat zu erstellen. Mit seiner Hilfe kann
man erkennen, was bei der Kreuzung zweier Pflanzen geschieht, die beide je ein
dominantes Allel für lilafarbene und ein rezessives Allel für weiße Blüten tragen. Bei der
Produktion von Ei- bzw. Samenzellen werden die Gene für ein spezielles Merkmal
getrennt. Hier zeigen wir die zwei möglichen Allele der Eizellen der einen Pflanze auf einer
Seite des Rekombinationsquadrats und die zwei möglichen Allele der Spermien der
anderen Pflanze auf der anderen Seite. Das Rekombinationsquadrat zeigt die
verschiedenen Möglichkeiten, die auftreten können. Wird das dominante lila Allel einer
Eizelle mit einem dominanten lila Allel eines Spermiums kombiniert, so wird die daraus
entstehende Pflanze zwei Kopien des lila Allels und somit lila Blüten haben. Wird das
rezessive weiße Allel einer Eizelle mit einem dominanten lila Allel eines Spermiums
kombiniert, so besitzt die Pflanze ein dominantes und ein rezessives Allel. Da nur das
dominante ausgeprägt wird, wird die Pflanze lila Blüten haben. Auch wenn das dominante
lila
Allel der Eizelle mit dem rezessiven weißen Allel kombiniert wird, wird die Pflanze lila
Blüten haben. Kombiniert man schließlich das rezessive weiße Allel der Eizelle mit dem
rezessiven weißen Allel des Spermiums, so wird die Pflanze zwei Kopien dieses Allels
haben und weiße Blüten tragen. Die vier Felder innerhalb des Rekombinationsquadrats
repräsentieren jeweils das Ergebnis einer möglichen Genkombination. Und jede dieser
Möglichkeiten hat die gleiche Chance aufzutreten. Im Durchschnitt wird bei den
Experimenten ein Verhältnis von 3 zu 1 herauskommen: 3 Pflanzen mit lila Blüten und
eine Pflanze mit weißen.
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...
Dihybride Kreuzungen (14:36—16:50)
Bis jetzt ging es nur um ein Merkmal. Zum Beispiel langstielig gegen kurzstielig, oder
lilafarbene gegen weiße Blüten. Kreuzungen von Elternteilen, die sich nur in einem
einzigen Merkmal unterscheiden, werden monohybride Kreuzungen genannt. Aber meist
unterscheiden sich Lebewesen in einer Vielzahl von Merkmalen. Die Welpen in einem
Wurf können sich nicht nur in der Farbe ihres Fells, sondern zum Beispiel auch in ihrer
Größe oder in vielen anderen Merkmalen unterscheiden. Auch Erbsenpflanzen zeigen
deutliche Unterschiede.
Mendel führte Kreuzungen mit Pflanzen durch, die sich in zwei Eigenschaften
unterschieden. Eine Kreuzung, bei der zwei unterschiedliche Merkmalsgruppen betrachtet
wer den, nennt man dihybride Kreuzung. In einigen Experimenten startete Mendel mit
reinerbigen Pflanzen, die runde gelbe Erbsen hatten. Das Genpaar, das für die runde
Gestalt verantwortlich ist, wird mit den Buchstaben Groß-R für rund bezeichnet. Das
Genpaar, das für die gelbe Farbe verantwortlich ist, wird mit den Buchstaben Groß-Y für
yellow gekennzeichnet. Großbuchstaben werden verwendet, um dominante Gene zu
benennen. Mendel kreuzte diese mit reinerbigen Pflanzen, die runzlige grüne Erbsen
hatten. Hier werden die Gene für runzlige Erbsen mit einem kleinen r und die Gene für die
grüne Erbsenfarbe mit einem kleinen y benannt. Kleine Buchstaben werden verwendet,
um rezessive Gene zu kennzeichnen. Werden diese Pflanzen gekreuzt, erbt die nächste
Generation von einem Elternteil ein Allel für runde Erbsen und ein Allel für gelbe Erbsen.
Vom anderen Elternteil erben sie ein Allel für runzlige Erbsen und ein Allel für grüne
Erbsen. Alle daraus hervorgehenden Pflanzen haben Erbsen, die gelb und rund sind, weil
das Allel für rund Groß-R dominant über das Allel für runzlig Klein-r ist, und das Allel
für gelb Groß-Y dominant über das für grün Klein-y. Mendel ließ diese Pflanzen dann
sich selbst befruchten. Einige der entstandenen Pflanzen waren wie ihre Eltern oder ihre
Großeltern.
Das heißt sie hatten Erbsen, die rund und gelb oder runzlig und grün waren.
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Die Unabhängigkeitsregel (16:51—19:00)
Andere jedoch hatten Merkmalskombinationen‘ die denen ihrer Eltern und Großeltern
unähnlich waren. Dies waren Pflanzen mit grünen runden Erbsen oder mit gelben
runzligen.
Das gab Mendel wichtige Hinweise: Er erkannte, dass Ergebnisse wie diese nicht möglich
wären, wenn die Gene für rund und gelb und die für runzlig und grün irgendwie
miteinander verbunden wären. Groß-R Groß-Y und Klein-r Klein-y wären sonst die
einzigen möglichen Kombinationen, die in einem Ei oder in einem Spermium auftreten
könnten.
Das Rekombinationsquadrat zeigt nur vier verschiedene Genkombinationen. Und diese
Kombinationen können nur zwei verschiedene Erbsentypen ergeben gelb rund und grün
runzlig. Aber wenn die Gene für runzlige Erbsengestalt und grüne Erbsenfarbe nicht
gekoppelt vererbt werden, können diese Gene bei der Bildung von Eizelle und Spermium
unabhängig voneinander verteilt und kombiniert wer den. Das gleiche wäre der Fall bei
den Allelen für runde Erbsenform und gelbe Farbe.
Ein Rekombinationsquadrat veranschaulicht, dass es doppelt so viele
Allel-Kombinationen, sowohl in der Eizelle, als auch im Spermium geben kann und die
Nachkommen können nicht nur zwei, sondern vier verschiedene Arten von Erbsen haben,
einschließlich der runzligen gelben und der runden grünen Erbse, die Mendel beobachtet
hat.
Aufgrund dieser Beobachtungen stellte Mendel seine dritte Regel der Vererbung auf, er
nannte sie Unabhängigkeitsregel: Die Unabhängigkeitsregel besagt, dass bei einer
Kreuzung, bei der zwei unterschiedliche Merkmale unter sucht werden, die Gene des
einen Merkmals unabhängig von denen des anderen Merkmals verteilt werden.
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...
Der intermediäre Erbgang (19:01—21:4 1)
Mendel hatte bei seinen Erbsenpflanzen stets dominant rezessive Erbgänge gefunden. Es existiert
jedoch noch ein anderer Erbgang. Ein Beispiel dafür liefert das Löwenmaul. Beim Löwenmaul gibt
es zwei unterschiedliche Allele für die Ausbildung der Blütenfarbe. Wenn die Pflanze zwei Allele
für rote Farbe hat, sind die Blüten rot. Hat sie zwei Allele für weiße Farbe, sind die Blüten weiß.
Aber was passiert, wenn man diese Pflanzen kreuzt? Die Nachkommen besitzen dann ein Allel für
rote Farbe und ein Allel für weiße Farbe. Eigentlich sollte ein Allel dominant sein, die
Nachkommen sollten also rote oder weiße Blüten haben. Wenn das Allel für rot dominant wäre,
wären alle Pflanzen, die aus dieser Kreuzung hervorgehen, rot. Wenn das Allel für weiß dominant
wäre, wären alle Pflanzen weiß. Tatsächlich ist es aber so, dass die Pflanzen, die bei dieser
Kreuzung entstehen, weder weiß noch rot sind. Sie sind rosa.
Beim Löwenmaul findet man ein Beispiel für einen intermediären Erbgang; man spricht
heute auch von unvollständiger Dominanz. Jedes Allel des Gens hat einen Effekt auf das
Merkmal. In diesem Beispiel haben alle Nachkommen, die ein Allel für rote Blüten und ein
Allel für weiße Blüten geerbt haben, Blüten, die eine Mischung aus rot und weiß sind.
Im Rekombinationsquadrat sieht man, welche Allelkombinationen in der F2-Generation
auftreten können. Es besteht eine Chance von 1 zu 4, dass die Pflanze zwei rote Allele
erbt und rot wird. Es besteht auch eine Chance von 1 zu 4, dass die Pflanze zwei weiße
Allele erbt und weiß wird. Und schließlich besteht eine Chance von 2:4, dass die Pflanze
ein weißes und ein rotes Allel erbt und rosa wird.
Während beim dominant-rezessiven Erbgang in der F2-Generation eine Aufspaltung der Merkmale
im Verhältnis 3:1 erfolgt, ist das Verhältnis beim intermediären Erbgang 1:2:1.
Auch heute noch, mehr als 100 Jahre nach Mendels Tod, bilden seine Gesetze die
Grundlage für unser Verständnis der Vererbung. Aber wir haben seit Mendel auch eine
Menge dazugelernt.
Von Gregor Mendel bis zur Gegenwart (2 1:42—26:06)
Inzwischen haben Wissenschaftler herausgefunden, dass Gene auf Strukturen liegen, die
man Chromosomen nennt. Wie Gene treten auch Chromosomen in den meisten Zellen als
Paar auf. Tatsächlich liegt jede Genkopie eines Genpaares auf einem separaten
Chromosom eines Chromosomenpaares.
Wenn Gameten, also Geschlechtszellen, gebildet wer den, erhält jedes Ei oder Spermium
nur ein Chromosom eines jeden Paares. Eigentlich werden also nicht die Gene bei der
Bildung der Geschlechtszellen getrennt, sondern die Chromosomen, auf denen die Gene
liegen.
Bei einer Erbsenpflanze, die gelbe und runde Erbsen hat, sind die Gene, die für das
Merkmal rund verantwortlich sind hier gezeigt mit einem großen R nicht an die Gene
gekoppelt, die für das Merkmal gelb verantwortlich sind hier gezeigt mit einem großen Y,
weil diese Gene nicht gekoppelt sind, können sie bei der Bildung der Geschlechtszellen
unabhängig voneinander verteilt werden.
In jedem Organismus gibt es deutlich mehr Gene als Chromosomen. Menschen zum
Beispiel besitzen Tausende von Genen, aber nur 23 Chromosomenpaare. Offensichtlich
befinden sich auf einem Chromosom sehr viele Gene. Sie sind durch das Chromosom, auf
dem sie liegen, miteinander verbunden. Das bedeutet, dass die Chromosomen zwar
während der Bildung der Geschlechtszellen unabhängig voneinander verteilt werden, die
Gene, die auf einem Chromosom zusammenliegen jedoch gewöhnlich zusammen
weitergegeben werden.
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Hinweis: Durch Crossing over können Gene, die eigentlich zusammen auf einem
Chromosom liegen, „entkoppelt und somit unabhängig voneinander verteilt werden. Aus
didaktischen Gründen wird jedoch auf die Vorstellung dieses Phänomens an dieser Stelle
verzichtet.
Genauere Erklärungen liefert das Hagemann-Video:
„Schlüssel zur genetischen Vielfalt Meiose, Crossing over, Mutationen“ (Bestell-Nr. 18 01
33).
Deshalb muss Mendels Unabhängigkeitsregel modifiziert werden. Gene werden bei der
—
Bildung der Geschlechtszellen unabhängig voneinander verteilt, wenn sie auf
unterschiedlichen Chromosomenpaaren liegen. Unser Verständnis der Genetik hat sich
auch in anderer Hinsicht seit Mendels Experimenten mit Erbsenpflanzen verändert.
Mendel glaubte, dass jedes "Genpaar“ nur für ein einziges Merkmal verantwortlich ist. Wir
kennen heute aber Fälle, in denen dies nicht so ist. Bei der Fruchtfliege Drosophila zum
Beispiel beeinflusst ein einziges Gen die Augenfarbe, die Flügelfarbe, die Bildung von
Körperhaaren und andere Merkmale.
Mendel dachte auch, dass jedes Merkmal nur durch ein Gen festgelegt wird. Die Größe
von Erbsenpflanzen wird tat sächlich von einem einzigen Gen bestimmt. Heute wissen wir,
dass ein spezielles Merkmal, wie z. B. die Hautfarbe oder die Körpergröße, oft von vielen
Genen beeinflusst wird. Dies nennt man polygene Vererbung.
Auch die Umwelt nimmt Einfluss auf die Ausprägung der Gene. So geben z. B. die Gene, die die
Körpergröße beeinflussen, einen gewissen Rahmen vor. Die tatsächliche Größe eines Menschen
wird dann jedoch durch die Umwelt, z. B. durch die Ernährung, beeinflusst. In der Regel ist es sehr
schwierig herauszufinden, in welchem Maße ein Merkmal durch Gene oder Umwelt beeinflusst
wird.
Viele denken, dass die Genforschung gravierendere Konsequenzen haben wird, als die
Erforschung des Weltraums oder jede andere wissenschaftliche Anstrengung. Aber die
Grundlage für unser gesamtes Verständnis der Genetik geht auf eine Person zurück, die
allein an Erbsen pflanzen im Garten eines Klosters arbeitete, Gregor Mendel.
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