„Dihybride Kreuzung mit unvollständiger Dominanz (Meerschweinchen)“ (Bestell-Nr. 10 03 08) „Kryptometrie (Linaria maroccana)“ (Bestell-Nr. 10 03 09) Kryptometrie (Aguti-Faktor)“ (Bestell-Nr. 10 03 10) „Geschlechtsbedingte Vererbung (Drosophila I)“ (Bestell-Nr. 1003 11) „Geschlechtsbedingte Vererbung (Drosophila I)“ (Bestell-Nr. 10 03 12) Klassische Genetik Von Gregor Mendel bis zur Gegenwart Dieser Film ist nur für nicht kommerzielle Vorführungen freigegeben. Überspielung, Tausch, Vervielfältigung, Sendung oder sonstige gewerbliche Nutzung oder deren Duldung sind unter sagt und werden zivil- und strafrechtlich verfolgt. Bestell-Nr. 18 01 36 © Copyright 2002 reserved by Lehrmittelverlag Wilhelm Hagemann GmbH Herstellung und Vertrieb: Hagemann & Partner Bildungsmedien Verlagsgesellschaft mbH Karlstraße 20, 40210 Düsseldorf Printed In Germany Klassische Genetik Von Gregor Mendel bis zur Gegenwart Inhalt Einführung (00:00—02:50) „Ähnliches erzeugt Ähnliches.“ Dieser einfache Satz beschreibt, wie Lebewesen sich vermehren. Eiche bringen EIche zur Welt, keine Enten, Katzen oder Hasen. Seemöwen bekommen Seemöwen und jede Pflanze bringt wieder eine Pflanze der gleichen Art hervor. Aber die Nachkommen teilen auch spezifischere Merkmale mit ihren Eltern. Seit Tausenden von Jahren wissen die Menschen, dass Merkmale von einer Generation zur nächsten weitergegeben werden. Aber erst vor etwa hundert Jahren wurden die Vererbungsregeln formuliert. Der Mönch Gregor Mendel legte den Grundstein für alles, was wir heute über die Regeln der Vererbung wissen. Lange Zeit verstanden viele Menschen nicht, dass sowohl die Mutter als auch der Vater für die Merkmale ihrer Kinder verantwortlich sind. Einige glaubten, dass die Kinder ihre Merkmale gänzlich vom Vater erben. Nach einer Theorie sollte jedes Spermium eine Miniaturperson enthalten. Gelangte dieses Spermium in eine Gebärmutter, so würde das ... kleine Wesen schließlich zu einem Menschen heran wachsen. Doch allmählich verstanden die Menschen, dass ein neues Leben nur entstehen kann, wenn sich ein väterliches Spermium und eine mütterliche Eizelle vereinigen und dass die Kinder Merkmale von beiden Elternteilen erben. Aber wie Eltern Eigenschaften an ihre Kinder weitergeben, blieb ein Rätsel. Einige dachten, dass die Kinder nur ein Gemisch der elterlichen Merkmale darstellten. Nach dieser Ansicht kann man die Vererbung von Merkmalen mit dem Mischen von Farben vergleichen. So wie blau und gelb die Farbe grün ergibt ist die Nasenform der Tochter oder ihre Augenfarbe einfach eine Mischung dieser Merkmale ihrer Eitern. Diese Theorie erklärte aber nicht, wie ein Mädchen die blauen Augen seiner Mutter haben kann und nicht eine Mischung der blauen Augen der Mutter und der braunen Augen des Vaters. Man fragte sich auch, wie es möglich war, dass manchmal ein Merkmal eine Generation über sprang. Ein Junge konnte rote Haare wie seine Großmutter haben, obwohl seine Mutter dunkelblonde Haare hatte. , Die Mendel‘schen Regeln (02:50—21:40) Mendels Experimente (02:51—06:09) Gregor Mendel war der erste, der Antworten auf derartige Fragen lieferte. Mendel verbrachte einen Großteil seines Lebens mit dem Studium und mit Experimenten an Erbsenpflanzen im Garten eines Klosters. Erbsenpflanzen waren eine gute Wahl für genetische Experimente, da sie sich in einigen Merkmalen deutlich voneinander unterscheiden können. So gibt es langstielige Erbsenpflanzen und kurzstielige. Einige haben weiße Blüten, während andere lilafarbene haben. Einige Pflanzen bringen gelbe Erbsen hervor - andere grüne. Und unabhängig von der Farbe können die Samenhäute runzlig sein oder rund und glatt. Diese und andere sich unterscheidende Merkmale machten es Mendel leichter zu untersuchen, wie ein bestimmtes Merkmal von einer Generation zur nächsten weitergegeben wird. Auch die Art, wie sich Erbsenpflanzen vermehren, half Mendel bei der Durchführung seiner Experimente. Bei den meisten Pflanzen wird der Pollen häufig von Insekten auf eine andere Pflanze übertragen. Die männlichen Keimzellen des Pollens befruchten die Eizellen der Empfängerpflanze. Es werden Samen gebildet, die zu neuen Pflanzen heranwachsen können. Befinden sich viele Pflanzen in der näheren Umgebung, so ist es schwierig, genau die Pflanze zu identifizieren, die den Pollen geliefert hat. Damit ist es sehr schwer herauszufinden, wie vererbte Merkmale von einer Generation zur nächsten weitergegeben werden. Aber Erbsenpflanzen haben eine Eigenschaft, die Mendel half, dieses Problem zu lösen. Die reproduzierenden Teile der Blüten sind vollständig von den Kronblättern eingeschlossen bis die Befruchtung stattgefunden hat. Das bedeutet, dass der Pollen, der sich in den Staubbeuteln der Blüte entwickelt, normalerweise an die Spitze des Stempels transportiert wird. Im Stempel befinden sich die Eizellen der Blüte. Mit anderen Worten, eine Erbsenpflanze befruchtet sich gewöhnlich selbst. Findet über Generationen nur diese Selbstbefruchtung statt, so werden genetische Variationen nahezu vollständig eliminiert, ist dies der Fall, so sind die Nachkommen dieser Pflanzen identisch mit den Eltern; sie werden reinerbig genannt. Bei seinen Experimenten öffnete Mendel die Blüte einer reinerbigen Pflanze und entfernte die pollentragenden Staubbeutel, sodass sich die Pflanze nicht selbst bestäuben konnte. Als nächstes befruchtete er diese Pflanze mit dem Pollen einer anderen reinerbigen Pflanze. Beide unter schieden sich nur in einem Merkmal voneinander. So bestäubte Mendel in einigen Experimenten eine langstielige Erbsenpflanze mit dem Pollen einer kurzstieligen Pflanze. Mendel sammelte dann die Erbsen oder Samen, die aus dieser Kreuzung hervorgegangen waren, und pflanzte sie an. ... — — Die Uniformitätsregel (06:10—06:54) Sollten bei der Vererbung die Merkmale der Eltern einfach gemischt werden, so müssten die Pflanzen, die aus der Kreuzung einer langstieligen mit einer kurzstieligen Pflanze entstehen, bezüglich ihrer Größe irgendwo dazwischen liegen. Aber alle Pflanzen dieser Tochter- oder F1-Generation waren genau so groß wie die ursprüngliche langstielige Erbsenpflanze. Aufgrund dieser Beobachtung formulierte Mendel sein erstes Gesetz der Vererbung, die Uniformitätsregel: Kreuzt man zwei reinerbige Individuen einer Art, die sich in einem Merkmal unterscheiden, so sind die Nachkommen in der F1-Generation untereinander gleich. Die Spaltungsregel (06:55—07:52) Mendel fragte sich, ob das Merkmal der Kurzstieligkeit für immer verschwunden war. Er ließ diese F1-Generation von Erbsenpflanzen sich selbst bestäuben. Die Eizellen wurden jeweils von den Spermien derselben Pflanze befruchtet. Das entspricht der Kreuzung von zwei Pflanzen, die genau gleich sind. Die Ergebnisse waren überraschend. In der nächsten oder F2-Generation waren zwar die meisten Pflanzen langstielig, aber ungefähr ein Viertel war kurzstielig. Das Merk mal der Kurzstieligkeit, das in der F1-Generation verschwunden war, tauchte hier wieder auf. Diese Beobachtungen führten Mendel zur Formulierung der Spaltungsregel: Kreuzt man die Individuen der F1-Generation unter einander, so treten in der F2-Generation die Merkmale der Elterngeneration in einem festen Zahlenverhältnis wieder auf. Erbfaktoren - Gene - Allele (07:53-08:48) Basierend auf den Ergebnissen von zahlreichen weiteren Experimenten zog Mendel verschiedene Schlussfolgerungen, wie Vererbung funktioniert. Er vermutete, dass die elterlichen Merkmale durch Erbfaktoren weitergegeben werden. Zum Beispiel kontrolliert ein Erbfaktor die Größe einer Pflanze. Heute nennen wir diese Erbfaktoren Gene. Mendel schlussfolgerte, dass jeder Erbfaktor in Variationen vorkommen kann. Zum Beispiel ist eine Variante des Gens für Größe für lange Stiele verantwortlich, eine andere für kurze. Heute nennen wir die Varianten Allele. Ein Allel ist eine von zwei oder mehreren möglichen Ausprägungen eines Gens für ein spezifisches Merkmal. Mendel folgerte ebenfalls, dass Erbsenpflanzen nicht nur eine Kopie für jedes Merkmal besitzen. Er stellte fest, dass sie ein Allel von jedem Elternteil erhalten. Diese beiden Kopien des Gens können das gleiche Allel oder verschiedene Allele sein. Dominanz und Rezessivität (08:49—10:14) Mendel erkannte, dass eines dieser Allele dominant sein konnte, d. h. sein Effekt auf das Merkmal wurde sichtbar. Das Allel, dessen Effekt nicht in Erscheinung trat nannte er rezessiv. Wir verstehen nun, warum alle Nachkommen langstielig waren, als Mendel eine reinerbige langstielige Erbsenpflanze mit Pollen einer reinerbigen kurzstieligen Pflanze befruchtete. Jede der Pflanzen in der nächsten Generation erbte ein Gen für Langstieligkeit und ein Gen für Kurzstieligkeit. Da das Allel für die Ausbildung eines langen Stiels dominant war, besaßen alle Pflanzen, die aus einer solchen Kreuzung hervorgingen, einen langen Stiel. Die rezessiven Gene für Kurzstieligkeit waren aber nicht verschwunden. Jede Pflanze hatte noch eine intakte Kopie dieses AlleIs in seinem Erbgut. Als sich diese Pflanzen nun selbst befruchteten, war es für einige der Nachkommen möglich, ein rezessives Allel sowohl von der Eizelle als auch vom Pollen zu erben. Da kein dominantes Allel vorhanden war, das das rezessive Allel an seiner Ausprägung hinderte, tauchte das Merkmal der Kurzstieligkeit in dieser Situation wieder auf. Rekombinationsquadrate (10:15—14:35) Mendel erkannte, dass bei der Bildung der Geschlechtszellen die beiden Kopien eines Gens getrennt werden. Das bedeutet, dass zum Beispiel beim Menschen ein männliches Spermium nur eine Kopie des Gens für jedes Merk mal enthält, das gleiche gilt für die weibliche Eizelle. Wenn ein Spermium eine Eizelle befruchtet, wird die normale Anzahl von zwei Genkopien wieder hergestellt. Menschen und andere Lebewesen produzieren viele Spermien und Eizellen. Welche Kopie eines Gens jedes einzelne Ei oder Spermium erhält, ist lediglich eine Sache des Zufalls. Es hängt auch vom Zufall ab, welches Spermium welche Eizelle befruchtet, und welche Kombination von Allelen daraus resultiert. Bei der Arbeit mit Erbsenpflanzen wendete Mendel die Regeln der Wahrscheinlichkeitsrechnung an, um die Häufigkeit spezifischer Genkombinationen zu bestimmen. In Tausenden von Experimenten konnte Mendel zeigen, dass das ungefähre Verhältnis, in dem bestimmte Merkmale bei den Nachkommen auftreten werden, voraussagbar ist, sofern die genetischen Anlagen der Elternpflanzen bekannt sind. Zum Beispiel kreuzte Mendel in einigen seiner Experimente Pflanzen mit zwei Allelen für lilafarbene Blüten mit Pflanzen, die zwei Allele für weiße Blüten besaßen. Das Allel für die Farbe lila ist dominant gegenüber dem Allel für weiße Blüten. In der ersten Generation hatten keine der Nach kommen weiße Blüten, weil jeder Nachkomme ein dominantes lila Allel und ein rezessives weißes Allel geerbt hatte. Aber wenn Mendel zwei der Nachkommen kreuzte, erschienen in der zweiten Generation in ca. einem Viertel der Fälle erneut Pflanzen mit weißen Blüten. Diese Pflanzen hatten ein rezessives Allel für die weiße Blütenfarbe von beiden Elternteilen geerbt. Eine Möglichkeit, die Wahrscheinlichkeit des Auftretens bestimmter Merkmale nach einer Kreuzung zu berechnen, ist, ein Rekombinationsquadrat zu erstellen. Mit seiner Hilfe kann man erkennen, was bei der Kreuzung zweier Pflanzen geschieht, die beide je ein dominantes Allel für lilafarbene und ein rezessives Allel für weiße Blüten tragen. Bei der Produktion von Ei- bzw. Samenzellen werden die Gene für ein spezielles Merkmal getrennt. Hier zeigen wir die zwei möglichen Allele der Eizellen der einen Pflanze auf einer Seite des Rekombinationsquadrats und die zwei möglichen Allele der Spermien der anderen Pflanze auf der anderen Seite. Das Rekombinationsquadrat zeigt die verschiedenen Möglichkeiten, die auftreten können. Wird das dominante lila Allel einer Eizelle mit einem dominanten lila Allel eines Spermiums kombiniert, so wird die daraus entstehende Pflanze zwei Kopien des lila Allels und somit lila Blüten haben. Wird das rezessive weiße Allel einer Eizelle mit einem dominanten lila Allel eines Spermiums kombiniert, so besitzt die Pflanze ein dominantes und ein rezessives Allel. Da nur das dominante ausgeprägt wird, wird die Pflanze lila Blüten haben. Auch wenn das dominante lila Allel der Eizelle mit dem rezessiven weißen Allel kombiniert wird, wird die Pflanze lila Blüten haben. Kombiniert man schließlich das rezessive weiße Allel der Eizelle mit dem rezessiven weißen Allel des Spermiums, so wird die Pflanze zwei Kopien dieses Allels haben und weiße Blüten tragen. Die vier Felder innerhalb des Rekombinationsquadrats repräsentieren jeweils das Ergebnis einer möglichen Genkombination. Und jede dieser Möglichkeiten hat die gleiche Chance aufzutreten. Im Durchschnitt wird bei den Experimenten ein Verhältnis von 3 zu 1 herauskommen: 3 Pflanzen mit lila Blüten und eine Pflanze mit weißen. — — ... Dihybride Kreuzungen (14:36—16:50) Bis jetzt ging es nur um ein Merkmal. Zum Beispiel langstielig gegen kurzstielig, oder lilafarbene gegen weiße Blüten. Kreuzungen von Elternteilen, die sich nur in einem einzigen Merkmal unterscheiden, werden monohybride Kreuzungen genannt. Aber meist unterscheiden sich Lebewesen in einer Vielzahl von Merkmalen. Die Welpen in einem Wurf können sich nicht nur in der Farbe ihres Fells, sondern zum Beispiel auch in ihrer Größe oder in vielen anderen Merkmalen unterscheiden. Auch Erbsenpflanzen zeigen deutliche Unterschiede. Mendel führte Kreuzungen mit Pflanzen durch, die sich in zwei Eigenschaften unterschieden. Eine Kreuzung, bei der zwei unterschiedliche Merkmalsgruppen betrachtet wer den, nennt man dihybride Kreuzung. In einigen Experimenten startete Mendel mit reinerbigen Pflanzen, die runde gelbe Erbsen hatten. Das Genpaar, das für die runde Gestalt verantwortlich ist, wird mit den Buchstaben Groß-R für rund bezeichnet. Das Genpaar, das für die gelbe Farbe verantwortlich ist, wird mit den Buchstaben Groß-Y für yellow gekennzeichnet. Großbuchstaben werden verwendet, um dominante Gene zu benennen. Mendel kreuzte diese mit reinerbigen Pflanzen, die runzlige grüne Erbsen hatten. Hier werden die Gene für runzlige Erbsen mit einem kleinen r und die Gene für die grüne Erbsenfarbe mit einem kleinen y benannt. Kleine Buchstaben werden verwendet, um rezessive Gene zu kennzeichnen. Werden diese Pflanzen gekreuzt, erbt die nächste Generation von einem Elternteil ein Allel für runde Erbsen und ein Allel für gelbe Erbsen. Vom anderen Elternteil erben sie ein Allel für runzlige Erbsen und ein Allel für grüne Erbsen. Alle daraus hervorgehenden Pflanzen haben Erbsen, die gelb und rund sind, weil das Allel für rund Groß-R dominant über das Allel für runzlig Klein-r ist, und das Allel für gelb Groß-Y dominant über das für grün Klein-y. Mendel ließ diese Pflanzen dann sich selbst befruchten. Einige der entstandenen Pflanzen waren wie ihre Eltern oder ihre Großeltern. Das heißt sie hatten Erbsen, die rund und gelb oder runzlig und grün waren. — — — — — — — Die Unabhängigkeitsregel (16:51—19:00) Andere jedoch hatten Merkmalskombinationen‘ die denen ihrer Eltern und Großeltern unähnlich waren. Dies waren Pflanzen mit grünen runden Erbsen oder mit gelben runzligen. Das gab Mendel wichtige Hinweise: Er erkannte, dass Ergebnisse wie diese nicht möglich wären, wenn die Gene für rund und gelb und die für runzlig und grün irgendwie miteinander verbunden wären. Groß-R Groß-Y und Klein-r Klein-y wären sonst die einzigen möglichen Kombinationen, die in einem Ei oder in einem Spermium auftreten könnten. Das Rekombinationsquadrat zeigt nur vier verschiedene Genkombinationen. Und diese Kombinationen können nur zwei verschiedene Erbsentypen ergeben gelb rund und grün runzlig. Aber wenn die Gene für runzlige Erbsengestalt und grüne Erbsenfarbe nicht gekoppelt vererbt werden, können diese Gene bei der Bildung von Eizelle und Spermium unabhängig voneinander verteilt und kombiniert wer den. Das gleiche wäre der Fall bei den Allelen für runde Erbsenform und gelbe Farbe. Ein Rekombinationsquadrat veranschaulicht, dass es doppelt so viele Allel-Kombinationen, sowohl in der Eizelle, als auch im Spermium geben kann und die Nachkommen können nicht nur zwei, sondern vier verschiedene Arten von Erbsen haben, einschließlich der runzligen gelben und der runden grünen Erbse, die Mendel beobachtet hat. Aufgrund dieser Beobachtungen stellte Mendel seine dritte Regel der Vererbung auf, er nannte sie Unabhängigkeitsregel: Die Unabhängigkeitsregel besagt, dass bei einer Kreuzung, bei der zwei unterschiedliche Merkmale unter sucht werden, die Gene des einen Merkmals unabhängig von denen des anderen Merkmals verteilt werden. — ... Der intermediäre Erbgang (19:01—21:4 1) Mendel hatte bei seinen Erbsenpflanzen stets dominant rezessive Erbgänge gefunden. Es existiert jedoch noch ein anderer Erbgang. Ein Beispiel dafür liefert das Löwenmaul. Beim Löwenmaul gibt es zwei unterschiedliche Allele für die Ausbildung der Blütenfarbe. Wenn die Pflanze zwei Allele für rote Farbe hat, sind die Blüten rot. Hat sie zwei Allele für weiße Farbe, sind die Blüten weiß. Aber was passiert, wenn man diese Pflanzen kreuzt? Die Nachkommen besitzen dann ein Allel für rote Farbe und ein Allel für weiße Farbe. Eigentlich sollte ein Allel dominant sein, die Nachkommen sollten also rote oder weiße Blüten haben. Wenn das Allel für rot dominant wäre, wären alle Pflanzen, die aus dieser Kreuzung hervorgehen, rot. Wenn das Allel für weiß dominant wäre, wären alle Pflanzen weiß. Tatsächlich ist es aber so, dass die Pflanzen, die bei dieser Kreuzung entstehen, weder weiß noch rot sind. Sie sind rosa. Beim Löwenmaul findet man ein Beispiel für einen intermediären Erbgang; man spricht heute auch von unvollständiger Dominanz. Jedes Allel des Gens hat einen Effekt auf das Merkmal. In diesem Beispiel haben alle Nachkommen, die ein Allel für rote Blüten und ein Allel für weiße Blüten geerbt haben, Blüten, die eine Mischung aus rot und weiß sind. Im Rekombinationsquadrat sieht man, welche Allelkombinationen in der F2-Generation auftreten können. Es besteht eine Chance von 1 zu 4, dass die Pflanze zwei rote Allele erbt und rot wird. Es besteht auch eine Chance von 1 zu 4, dass die Pflanze zwei weiße Allele erbt und weiß wird. Und schließlich besteht eine Chance von 2:4, dass die Pflanze ein weißes und ein rotes Allel erbt und rosa wird. Während beim dominant-rezessiven Erbgang in der F2-Generation eine Aufspaltung der Merkmale im Verhältnis 3:1 erfolgt, ist das Verhältnis beim intermediären Erbgang 1:2:1. Auch heute noch, mehr als 100 Jahre nach Mendels Tod, bilden seine Gesetze die Grundlage für unser Verständnis der Vererbung. Aber wir haben seit Mendel auch eine Menge dazugelernt. Von Gregor Mendel bis zur Gegenwart (2 1:42—26:06) Inzwischen haben Wissenschaftler herausgefunden, dass Gene auf Strukturen liegen, die man Chromosomen nennt. Wie Gene treten auch Chromosomen in den meisten Zellen als Paar auf. Tatsächlich liegt jede Genkopie eines Genpaares auf einem separaten Chromosom eines Chromosomenpaares. Wenn Gameten, also Geschlechtszellen, gebildet wer den, erhält jedes Ei oder Spermium nur ein Chromosom eines jeden Paares. Eigentlich werden also nicht die Gene bei der Bildung der Geschlechtszellen getrennt, sondern die Chromosomen, auf denen die Gene liegen. Bei einer Erbsenpflanze, die gelbe und runde Erbsen hat, sind die Gene, die für das Merkmal rund verantwortlich sind hier gezeigt mit einem großen R nicht an die Gene gekoppelt, die für das Merkmal gelb verantwortlich sind hier gezeigt mit einem großen Y, weil diese Gene nicht gekoppelt sind, können sie bei der Bildung der Geschlechtszellen unabhängig voneinander verteilt werden. In jedem Organismus gibt es deutlich mehr Gene als Chromosomen. Menschen zum Beispiel besitzen Tausende von Genen, aber nur 23 Chromosomenpaare. Offensichtlich befinden sich auf einem Chromosom sehr viele Gene. Sie sind durch das Chromosom, auf dem sie liegen, miteinander verbunden. Das bedeutet, dass die Chromosomen zwar während der Bildung der Geschlechtszellen unabhängig voneinander verteilt werden, die Gene, die auf einem Chromosom zusammenliegen jedoch gewöhnlich zusammen weitergegeben werden. — — — Hinweis: Durch Crossing over können Gene, die eigentlich zusammen auf einem Chromosom liegen, „entkoppelt und somit unabhängig voneinander verteilt werden. Aus didaktischen Gründen wird jedoch auf die Vorstellung dieses Phänomens an dieser Stelle verzichtet. Genauere Erklärungen liefert das Hagemann-Video: „Schlüssel zur genetischen Vielfalt Meiose, Crossing over, Mutationen“ (Bestell-Nr. 18 01 33). Deshalb muss Mendels Unabhängigkeitsregel modifiziert werden. Gene werden bei der — Bildung der Geschlechtszellen unabhängig voneinander verteilt, wenn sie auf unterschiedlichen Chromosomenpaaren liegen. Unser Verständnis der Genetik hat sich auch in anderer Hinsicht seit Mendels Experimenten mit Erbsenpflanzen verändert. Mendel glaubte, dass jedes "Genpaar“ nur für ein einziges Merkmal verantwortlich ist. Wir kennen heute aber Fälle, in denen dies nicht so ist. Bei der Fruchtfliege Drosophila zum Beispiel beeinflusst ein einziges Gen die Augenfarbe, die Flügelfarbe, die Bildung von Körperhaaren und andere Merkmale. Mendel dachte auch, dass jedes Merkmal nur durch ein Gen festgelegt wird. Die Größe von Erbsenpflanzen wird tat sächlich von einem einzigen Gen bestimmt. Heute wissen wir, dass ein spezielles Merkmal, wie z. B. die Hautfarbe oder die Körpergröße, oft von vielen Genen beeinflusst wird. Dies nennt man polygene Vererbung. Auch die Umwelt nimmt Einfluss auf die Ausprägung der Gene. So geben z. B. die Gene, die die Körpergröße beeinflussen, einen gewissen Rahmen vor. Die tatsächliche Größe eines Menschen wird dann jedoch durch die Umwelt, z. B. durch die Ernährung, beeinflusst. In der Regel ist es sehr schwierig herauszufinden, in welchem Maße ein Merkmal durch Gene oder Umwelt beeinflusst wird. Viele denken, dass die Genforschung gravierendere Konsequenzen haben wird, als die Erforschung des Weltraums oder jede andere wissenschaftliche Anstrengung. Aber die Grundlage für unser gesamtes Verständnis der Genetik geht auf eine Person zurück, die allein an Erbsen pflanzen im Garten eines Klosters arbeitete, Gregor Mendel. Empfohlene Materialien von Hagemann zu diesem Video: Transparente-Mappen "Vererbung“ (Bestell-Nr. 17 21 74) „Die Biochemie der Vererbung“ (Bestell-Nr. 17 22 21) „Gentechnik Grundlagen und Perspektiven“ (Bestell-Nr. 17 22 70) "Das Human-Genom-Projekt die Entschlüsselung des menschlichen Genoms“ (Bestell-Nr. 17 21 80) — — Videos „Grundlagen der Molekulargenetik“ (Bestell-Nr. 18 0110) "Abenteuer genetischer Code“ (Bestell-Nr. 1801 35) "Meiose Stadien der Reifeteilung“ (Bestell-Nr. 18 01 32) "Schlüssel zur genetischen Vielfalt Meiose, Crossing over, Mutationen“ (Bestell-Nr. 18 01 33) — — Lehrtafeln "Monohybride Kreuzung mit vollständiger Dominanz“ (Bestell-Nr. 10 03 01) "Dihybride Kreuzung mit vollständiger Dominanz“ (Bestell-Nr. 10 03 02) "Monohybride Kreuzung mit unvollständiger Dominanz“ (Bestell-Nr. 10 03 03) "Schema einer monohybriden Kreuzung“ (Bestell-Nr. 10 03 04) "Schema einer dihybriden Kreuzung“ (Bestell-Nr. 100305) "Schema (mit Quadrat) einer dihybriden Kreuzung“ (Bestell-Nr. 10 03 06) "Monohybride Kreuzung mit unvollständiger Dominanz“ (Bestell-Nr. 10 03 07)