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6. Februar 2008: Aschermittwoch (A/B/C)
Gebet am Aschermittwoch
Gott, du Schöpfer und Herr der Zeiten,
nach der Zeit fröhlicher Ausgelassenheit
wird uns bewusst, was unser Leben beschwert:
Anfechtungen durch Leiden und Tod,
Verstrickungen in Schuld,
Enttäuschungen durch Verletzungen.
Stärke uns in dunklen Stunden
Mit der Hoffnung auf deine Zukunft.
Das bitten wir dich im Namen Jesu Christi.
Aschermittwoch, in: Evangelisches Gottesdienstbuch. Agende für die Evangelische
Kirche der Union und für die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche
Deutschland, Berlin 1999, S. 293.
Vergänglichkeit
FLUGSAND der Stunden. Leise fortwährende Schwindung
auch noch des glücklich gesegnetes Baus.
Leben weht immer. Schon ragen ohne Verbindung
die nicht mehr tragenden Säulen heraus.
Aber Verfall: ist er trauriger, als der Fontäne
Rückkehr zum Spiegel, die sie mit Schimmer bestaubt?
Halten wir uns dem Wandel zwischen die Zähne,
dass er uns völlig begreift in sein schauendes Haupt.
Rainer Maria Rilke, in: Die Gedichte, Itb 2246, Frankfurt-Leipzig: Insel 1998, 945.
Ein Psalm aus Brasilien
Wohl dem Mann, der nicht dem Rat
der Marketingfachleute folgt
Der nicht in die Fallen
ihrer politischen Propaganda tritt
Und der nicht für den von Verbrechern
finanzierten Kandidaten stimmt
Sondern Freude hat auf den Wegen
des Reiches Gottes
Und nach seinen Zeichen Ausschau hält
Am Tag und in der Nacht.
Er ist wie eine Bananenstaude
Die stirbt und von Neuem geboren wird
Und erst ganz verschwindet
Wenn sie schon viele Früchte getragen hat.
Nicht so die Schlechten;
Ihre populistischen Versprechungen
widern das Volk an
Ihr Doppelleben wird eines Tages aufgedeckt.
Denn den Herrn täuschen sie nicht
Und eines Tages werden sie es erfahren:
Dass
In Gott seinen Nachhall findet,
was sie dem Armen antun.
Nach Psalm 1
Alfonso M. L. Soares (Sao Paulo), in: Psalmen der Völker, hrsg. vom
Missionswissenschaftliches Institut Missio e.V., Aachen 2007, S. 46f.
Das Glück
Das Glück ist eine leichte Dirne,
Und weilt nicht gern am selben Ort;
Sie streicht das Herr dir von der Stirne
Und küsst dich rasch und flattert fort.
Frau Unglück hat im Gegenteile
Dich liebefest ans Herz gedrückt;
Sie sagt, sie habe keine Eile,
Setzt sich zu dir ans Bett und strickt.
Heinrich Heine, in: 100 Gedichte, hrsg. Jan-Christoph Hauschild, Berlin: Aufbau
2002, 127
Ein Psalm für Hebammen
Sie werden wissen
wann es Zeit ist
sie zur Welt zu bringen,
die neue Schöpfung.
Oh Gott sei Du Hebamme unserer Träume,
mach Hebammen aus uns allen.
Sie müssen wissen
genau, was es heißt pressen,
Sie müssen wissen
wie hart pressen, wenn etwas Neues
dabei ist, geboren zu werden.
Oh Gott sei Du Hebamme unserer Hoffnungen,
mach Hebammen aus uns allen.
Sie müssen wissen
wie die Nabelschnur abschneiden
und wie man loslässt,
was schon vergangen ist,
weil das, was sein wird,
anders sein wird,
und es wird nötig sein,
sich einig Zeit zu nehmen,
um sich daran zu gewöhnen.
Oh Gott sei Du Hebamme unserer Freiheit,
mach Hebammen aus uns allen.
Wie gut ist es
den Traum zur Welt zu bringen.
Ermögliche uns, ihn wach zu halten
bis er sich erfüllt.
Oh Gott sei Du Hebamme der Zukunft,
mach Hebammen aus uns allen.
Die Welt
Was ist die Welt und ihr berühmtes Glänzen?
Was ist die Welt und ihre ganze Pracht?
Ein schnöder Schein in kurzgefaßten Grenzen,
Ein schneller Blitz bei schwarzgewölkter Nacht,
Ein buntes Feld, da Kummerdisteln grünen,
Ein schön Spital, so voller Krankheit steckt,
Ein Sklavenhaus, da alle Menschen dienen,
Ein faules Grab, so Alabaster deckt.
Das ist der Grund, darauf wir Menschen bauen
Und was das Fleisch für einen Abgott hält.
Komm, Seele, komm, und lerne weiter schauen,
Als sich erstreckt der Zirkel dieser Welt!
Streich ab von dir derselben kurzen Pranken,
Halt ihre Lust für eine schwere Last:
So wirst du leicht in diesen Port gelangen,
Da Ewigkeit und Schönheit sich umfasst.
Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau, (1617-1679), in: Gebete der Dichter.
Große Zeugnisse aus 12 Jahrhunderten, ausgewählt von A. Weimer, Düsseldorf
2006, S.103.
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