tb91_92 - Archiv für die Geschichte der Soziologie in Österreich

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Tätigkeitsbericht für das Berichtsjahr 1991/92
1. Organisatorisches
Der am 14. Mai 1991 bestellte Vorstand des AGSÖ wurde in seiner organisatorischen und
personellen Zusammenstellung für das Jahr 1992 belassen:
Leiter: Univ.-Doz. Dr. Christian Fleck, Institut für Soziologie der Universität Graz
Vorsitzender der “Österreichischen Gesellschaft für Soziologie”: Univ.-Prof. Dr. Rudolf
Richter, Institut für Soziologie an der Grund- und Integrativwissenschaftlichen
Fakultät der Universität
Sprecher der Sektion “Geschichte der Soziologie der Österreichischen Gesellschaft für
Soziologie”: Univ.-Doz. Dr. Gerald Angermann-Mozetic, Institut für Soziologie der
Universität Graz
Kassier: Reinhard Müller, wissenschaftlicher Angestellter beim AGSÖ, Graz.
Gemäß den Beschlüssen der letzten Vorstandssitzung des AGSÖ im Jahre 1991 wurde im
vergangenen Jahr die Erweiterung des Wissenschaftlichen Beirats in Angriff genommen. So
gehören dem Beirat neben Wissenschaftlern im In- und Ausland nunmehr auch Vertreter der
meisten universitären soziologischen Institute an österreichischen Universitäten an (Stand
31.12.1992):
Univ.-Prof. Dr. Erich Bodzenta (Wien)
Univ.-Prof. Dr. Irmgard Bontinck (Wien)
Bundesminister a.D. Dr. Hertha Firnberg (Wien)
Univ.-Prof. Dr. Peter Gerlich (Wien)
Univ.-Prof. Dr. Max Haller (Graz)
Prof. Dr. Marie Jahoda (Hassocks, UK)
Prof. Dr. Karin Knorr-Cetina (Bielefeld)
Univ.-Doz. Dr. Josef Langer (Klagenfurt)
Prof. Dr. M. Rainer Lepsius (Heidelberg)
Univ.-Prof. Dr. Eduard März†
Univ.-Prof. Dr. Gertraude Mikl-Horke (Wien)
Univ.-Prof. Dr. Paul M. Neurath (Wien — New York)
Univ.-Prof. Dr. Helga Nowotny (Wien)
Univ.-Prof. Dr. Justin Stagl (Salzburg)
Prof. Dr. Jerzy Szacki (Warschau)
Prof. Dr. Hans Zeisel†
Am 11. Dezember 1992 fand in Wien, Institut für Soziologie, Alserstraße, die erste Sitzung
des Wissenschaftlichen Beirats des AGSÖ statt. Dabei wurde von Dr. Christian Fleck und
Reinhard Müller ein Überblick über die bisherige Tätigkeit des Archivs sowie über geplante
Tätigkeitsschwerpunkte gegeben. In der daran anschließenden Generalversammlung der
Österreichischen Gesellschaft für Soziologie wurde das AGSÖ den anwesenden Mitgliedern
des Vereins vorgestellt. Weiters wurden Informationsblätter über das AGSÖ und über
einzelne Nachlässe verteilt sowie durch Präsentation von Findbüchern zu bereits
erschlossenen Nachlässen ein Bild über die konkreten Arbeitsmöglichkeiten am AGSÖ
gegeben.
Im Berichtsjahr 1992 ist das Mitglied unseres Wissenschaftlichen Beirats und Ehrenmitglied
der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie, Prof. Hans Zeisel, am 7. März 1992 in
Chicago verstorben. Das AGSÖ würdigte seine Verdienste für das Archiv durch einen
Nachruf [vgl. Anton Amann: Hans Zeisel†, in: Archiv für die Geschichte der Soziologie in
Österreich. Newsletter (Graz), Nr. 6 (Mai 1992), S. 3.] und die Erstellung einer ersten
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Bibliographie seiner wissenschaftlichen Arbeiten in Österreich und den USA [vgl. Reinhard
Müller: Hans Zeisel-Bibliographie. Ein erster Versuch, in: Archiv für die Geschichte der
Soziologie in Österreich. Newsletter (Graz), Nr. 7 (November 1992), S. 12-18.].
Im Rahmen eines am AGSÖ durchgeführten Projekts konnte der Personalstand des AGSÖ für
die Dauer des Projekts um einen wissenschaftlichen Projektmitarbeiter, nämlich Mag.
Dietmar Paier, erweitert werden. Als permanenter wissenschaftlicher Angestellter wurde
Reinhard Müller beibehalten.
An Subventionen erhielt das AGSÖ die Dauersubvention des Bundesministeriums für
Wissenschaft und Forschung in der Höhe von öS 97.000,- sowie die Subventionen der
Steiermärkischen Landesregierung in der Höhe von öS 100.000,- und der Stadt Graz in der
Höhe von öS 30.000,-.
2. Nachlaßsammlung
Im Laufe des Berichtsjahres wurden folgende Nachlässe für das AGSÖ beschafft:
Jakob Baxa (Wien 1895 - 1979 Mödling), österreichischer Soziologe, Wirtschaftshistoriker
und Dichter. Arbeitete bei der Österreichischen Zuckerstelle, später bei der Dürnkruter
Zuckerfabriks AG, Wien. Habilitiert für Gesellschaftslehre an der Universität Wien, lehrte
hier als Privatdozent bis zu seiner Entlassung 1938. 1945 mußte er wegen völliger
Ertaubung (Spätfolge einer Verletzung im Ersten Weltkrieg) seinen Beruf und seine
Lehrtätigkeit aufgeben.
Teilnachlaß: Fotokopien; 750 Blatt. Der Nachlaß enthält persönliche Dokumente, eine
Mappe mit Dichtungen (darunter eine Erzählung über Adam Heinrich Müller), zwei
kleinere Manuskripte (“Erinnerungen an Oberst Erwin Rommel 1937/38” (um 1977/78)
und “Ernest Hemingway” (um 1977/78) sowie das druckfertige, 414 Blatt umfassende
Manuskript “Kulturgeschichte der Romantik” (um 1944/45).
Buchpublikationen österreichischer Soziologen und Soziologinnen 1981 - 1991 / Book
Publications of Austrian Sociologists 1981 - 1991 (Graz 1991 - 1992).
Sammlung: Originale; ca. 0,10 Laufmeter. Es handelt sich dabei um eine im Zuge eines im
Auftrag der “Österreichischen Gesellschaft für Soziologie” durchgeführten bibliografischen
Projekts (Leiter: Max Haller, Graz) entstandene Sammlung von Rohmaterialien für die
gleichnamige Publikation aus dem Jahr 1992. Die archivalische Aufarbeitung ist noch nicht
abgeschlossen.
Emigrierte österreichische Sozialwissenschaftler 1933 bis 1945. Materialsammlung (Graz
1992).
Sammlung: Fotokopien; ca. 1,80 Laufmeter. Es handelt sich dabei um eine im Zuge eines
am AGSÖ durchgeführten Forschungsprojekts entstandene Sammlung von Dokumenten zu
emigrierten österreichischen Sozialwissenschaftlern. Die Sammlung enthält unter anderem
auch Kopien der für das Biographische Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach
1933 / International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933 - 1945 (3
Bände; München — New York — London — Paris 1980-1983) verwendeten
Originalunterlagen aus dem Institut für Zeitgeschichte, München, und dem Zentrum für
Antisemitismusforschung, Berlin (Bestand des Research Foundation for Jewish
Immigration, Inc., New York). Die Sammlung wird im Zuge des Forschungsprojekts auch
archivalisch aufgearbeitet.
Gunter Falk (Graz 1942 - 1983 Graz), österreichischer Soziologe und Dichter. Assistent an
der Wirtschaftsuniversität Wien, dann am Institut für Soziologie der Universität Graz,
wurde er hier 1980 für Soziologie habilitiert.
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Nachlaß: Originale; ca. 0,15 Laufmeter; die archivalische Aufarbeitung steht noch aus. Der
Nachlaß enthält fast nur seine Werke, darunter auch schwer zugängliche Literatur und
Forschungsberichte.
Freundeskreis: Internationales Hochschul-Zentrum Kärnten, Pörtschach am Wörther See und
Klagenfurt (1956 - 1964); siehe: Friedrich Johann Latscher
Habilitations- und Berufungsumfrage: österreichische SoziologInnen. 1990
Sammlung: Originale; 792 Blatt. Die Unterlagen sind aus Gründen des Datenschutzes nur
teilweise öffentlich zugänglich. Die Sammlung geht auf eine von Christian Fleck im April
1990 veranstaltete Umfrage nach Unterlagen zur Habilitation und / oder Berufung von
österreichischen SoziologInnen sowie SoziologInnen in Österreich zurück. Hervorzuheben
sind die umfangreichen Dokumentationen zu Marina Fischer-Kowalski (geb. Wien 1946),
Wolfgang Holzinger (geb. Ried im Innkreis 1949) und Wolfgang Stangl (geb. Rothleiten in
Steiermark 1949).
Stanislaus Hafner (geb. St. Veit an der Glan 1916), österreichischer Slawist. Zunächst als
Journalist und Bibliothekar tätig, wurde er später Ordinarius für Slawische Sprachen und
Literatur an der Universität Graz. Er war vorübergehend Vorstandsmitglied der
"Österreichischen Soziologischen Gesellschaft", Unterburg - Wien.
Splitternachlaß: Originale; 14 Blatt. Der Nachlaß enthält Dokumente zur “Österreichischen
Soziologischen Gesellschaft”, Unterburg - Wien, aus dem Jahr 1950.
Dieter Haselbach: Proseminar “Geschichte der Soziologie” (Graz 1992)
Sammlung: Originale; 68 Blatt. Es handelt sich um eine Sammlung von Unterlagen zur
Lehrveranstaltung von Dieter Haselbach, Bonn, am Institut für Soziologie der
Karl-Franzens-Universität Graz, Abteilung für Soziologische Theorie, Ideengeschichte und
Wissenschaftslehre zum Thema “Geschichte der Soziologie. Geschichtsphilosophie und
Soziologie in der Zwischenkriegszeit”.
Walter Heinrich (Haida [heute: Nový Bor] 1902 - 1984 Graz; Pseudonym: Reinald Dassel),
tschechisch-österreichischer
Nationalökonom
und
Soziologe.
Habilitiert
für
Volkswirtschaftslehre an der Universität Wien, war er Ordinarius für Politische Ökonomie
an der Hochschule für Welthandel, Wien. Politisch war er für die Heimwehr und die
sudetendeutsche Bewegung aktiv. Er gehörte zum engsten Kreis um Othmar Spann und war
Gründer der “Gesellschaft für Ganzheitsforschung”, Wien.
Teilnachlaß: Großteils Originale, einige Fotokopien; noch nicht vollständig übernommen.
Der Nachlaß enthält größtenteils bereits gedruckte Manuskripte sowie einige
Materialsammlungen zu diversen wirtschaftlichen und politischen Themen. Im Jahre 1992
wurde wieder ein Teil dieses Nachlasses übernommen.
Gustav Eduard Kafka (München 1907 - 1974 Graz), deutsch-österreichischer
Rechtswissenschaftler, Sohn des Psychologen und Philosophen Gustav Kafka (1883-1953).
Zunächst war er als Syndikus in der Privatwirtschaft in Dresden tätig, mußte nach einer
Denunziation 1938 nach Frankreich, 1939 in die Niederlande emigrieren. Hier wurde er
1940 von der GeStaPo verhaftet, nach Deutschland zurückgebracht und vom
Volksgerichtshof zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Nach Kriegsende war er Beamter in
der Sicherheitsdirektion in Graz und Berater für Zivilsachen der Deutschen Katholischen
Zentralkommission in Bad Godesberg. Habilitiert für Allgemeine Staatswissenschaft und
Österreichisches Verfassungsrecht an der Universität Graz, war er Privatdozent in Mainz,
dann Extraordinarius an der Hochschule für Welthandel Wien, schließlich Ordinarius an
der Universität Graz.
Teilnachlaß: Originale; 198 Blatt. Der Nachlaß — eine Ergänzung zum zweiten
Nachlaßbestand am Institut für Öffentliches Recht, Politikwissenschaft und
Verwaltungslehre der Universität Graz — enthält unpublizierte Manuskripte von Aufsätzen
und Vorträgen sowie eine Sammlung von autobiographischen Erzählungen Gustav E.
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Kafkas über die Zeit des Zweiten Weltkriegs, deren Publikation Univ.-Prof. Dr. Wolfgang
Mantl vorbereitet.
Friedrich Johann Latscher (1899-1919: von Lauendorf; Wien 1884 - 1964 Klagenfurt;
Pseudonyme: Wolfgang Helmuth Freydorf, Julius Anton Neuweger), österreichischer
Offizier und Publizist. 1905 bis 1919 war er Offizier in der österreichisch(-ungarisch)en
Armee, zuletzt im Range eines Majors des Generalstabes. Danach war er als Unternehmer
und 1939 bis 1944 wieder im Militärdienst tätig. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er
als “sozialwissenschaftlicher Experte”, gründete in Unterburg bei Sankt Kanzian am
Klopeiner See (Kärnten) 1946 das “(Priv.[ate]) ,Oesterreichische Soziologische Institut’”
Unterburg — Wien" mit Sitz in Unterburg und 1947 die “Oesterreichische Soziologische
Gesellschaft” mit Sitz in Klagenfurt und Tätigkeitsbereich für ganz Österreich. Dieser
Verein wurde 1953 in “Österreichische Sozialwissenschaftliche Gesellschaft” — mit
Hauptsitz in Klagenfurt und Nebensitzen in Innsbruck und Wien — umbenannt. Schließlich
gründete er 1956 als dritte Organisation den “Freundeskreis: Internationales
Hochschul-Zentrum Kärnten”, einen Verein mit Sitz in Pörtschach am Wörther See und
Sekretariat in Klagenfurt. Ziel dieser Organisation war unter anderem die Errichtung einer
sozialwissenschaftlichen Universität in Klagenfurt. 1957 erfolgte die Umbildung der
“Österreichischen Sozialwissenschaftlichen Gesellschaft” Klagenfurt — Innsbruck —
Wien zur “Österreichischen Sozialwissenschaftlichen Gesellschaft” mit dem Untertitel
“Freundeskreis: Internationale Sozialwissenschaftliche Hohe Schule” mit Hauptquartier in
Pörtschach am Wörther See und Hauptleitstelle in Klagenfurt. Alle Vereine wurden nach
dem Tod Friedrich Johann Latschers freiwillig aufgelöst.
Nachlaß: Originale; 2225 Blatt. Der Nachlaß enthält vor allem unveröffentlichte
Manuskripte und Dokumente zu den einzelnen Organisationen sowie Manuskripte zu dem
nicht erschienenen “Jahrbuch 1948/49 der Österreichischen Soziologischen Gesellschaft”.
Im Nachlaß finden sich auch publizierte Manuskripte von Walther Schienerl.
Otto Leichter (Wien 1898 - 1973 New York; Pseudonyme und Decknamen: Heinrich Berger,
Konrad Huber, Konrad, Stefan Mahler, Pertinax, Wiener, Georg Wieser),
österreichisch-amerikanischer Politiker, Journalist und Publizist. Er war ein führender
Funktionär der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs und Mitarbeiter
beziehungsweise Redakteur mehrerer sozialdemokratischer Zeitungen. 1934 emigrierte er
in die Schweiz, 1938 nach Frankreich und 1940 in die USA. 1946 wieder in Österreich,
kehrte er 1948 in die USA zurück. In der Emigration hatte er Schlüsselfunktionen bei
diversen Emigrantenorganisationen inne.
Nachlaß: Kopien; 0,85 Laufmeter; die archivalische Aufarbeitung steht noch aus. Der aus
12 Ordnern bestehende Nachlaß enthält die journalistischen und wissenschaftlichen
Arbeiten Otto Leichters. Der Nachlaß ist eine mit Erlaubnis der Erben angefertigte Kopie
des Originals, welches sich beim “Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung”, Wien,
befindet.
Robert Martin Müller (Graz 1897 - 1951 Kassel), österreichischer Chemiker und Philosoph.
Habilitiert für Allgemeine, Physikalische und Elektrochemie, war er Ordinarius für
Angewandte Chemie an der Montanistischen Hochschule Leoben, später Ordinarius für
Chemische Technologie an der Technischen Hochschule in Graz. Nach seiner Entlassung
1945 war er vor allem als Philosoph im Umfeld von Othmar Spann tätig, zu dem er eine
kritische Distanz aufweist.
Nachlaß: Originale; noch nicht vollständig übernommen. Einzelne Teile des Nachlasses
sind vorläufig nur nach Rücksprache mit dem Nachlaßschenker zugänglich! Der Nachlaß
enthält neben naturwissenschaftlichen und philosophischen, vor allem naturphilosophischen
Manuskripten Briefe, unter anderem von Othmar Spann.
Österreichische Gesellschaft für Soziologie, Wien (gegründet 1950).
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Sammlung: Originale; ca. 5,00 Laufmeter; die archivalische Aufarbeitung steht noch aus.
Es handelt sich dabei um den laufenden Aktenbestand der ÖGS, der in den letzten Jahren
durch gezielte Recherchen bei ehemaligen beziehungsweise aktiven Vorstandsmitgliedern
mit Unterlagen aus der Frühzeit des Vereins ergänzt werden konnte. Auch 1992 wurde
wieder Teile aus dem in Privatbesitz befindlichen Aktenbestand dem AGSÖ übergeben.
Österreichische Sozialwissenschaftliche Gesellschaft, Klagenfurt, Innsbruck und Wien (1953 1964); siehe: Friedrich Johann Latscher
Österreichische Sozialwissenschaftliche Gesellschaft. Freundeskreis: Internationale
Sozialwissenschaftliche Hohe Schule, Pörtschach am Wörther See und Klagenfurt (1957 1964); siehe: Friedrich Johann Latscher
Oesterreichische Soziologische Gesellschaft, Unterburg — Wien (1947 - 1964); siehe:
Friedrich Johann Latscher
Österreichische Zeitschrift für Soziologie (Wien) (seit 1976).
Sammlung: Originale. Anläßlich der Generalversammlung der “Österreichischen
Gesellschaft für Soziologie” im Dezember 1992 wurden dem AGSÖ fünf Ordner
übergeben, welche die Korrespondenz der Zeitschrift seit deren Gründung 1976 bis zum
Jahr 1988, die Redaktionskorrespondenz sowie abgelehnte Manuskripte enthalten. Eine
archivalische Aufarbeitung konnte in dem kurzen Zeitraum noch nicht vorgenommen
werden.
(Priv.) “Oesterreichisches Soziologisches Institut”, Unterburg — Wien (1946 - 1964); siehe:
Friedrich Johann Latscher.
Konstantin Radakovic (Graz 1894 - 1973 Graz), österreichischer Philosoph und Soziologe.
Habilitiert für Philosophie an der Universität Graz, war er Leiter des Seminars für
Philosophische Soziologie. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten legte er
1938 seine Dozentur “wegen gegenteiliger politischer Überzeugung” zurück und emigrierte
1941 nach Kostajnica in Kroatien. Nach seiner Rückkehr 1945 war er Extraordinarius für
Geschichte der Philosophie und Soziologie, später Ordinarius für Philosophie an der
Universität Graz.
Nachlaß: Originale und Fotokopien; noch nicht vollständig übernommen. Der Nachlaß
besteht aus Dokumenten von Konstantin Radakovic und seiner Tante, Mila Radakovic. Er
enthält biographische Dokumente, Manuskripte bereits publizierter Arbeiten und ein Heft
mit unpublizierten Jugend-Gedichten von Konstantin Radakovic. Der von Dr. Engelbert
Lackner übergebene Nachlaßteil ist archivalisch bereits vollständig aufgenommen, ein
zweiter, im Familienbesitz befindlicher Teil ist noch im Stadium der Übernahme.
Mila Radakovic (Graz 1861 - 1956 Graz), österreichische Schriftstellerin. Als Schriftstellerin
und enge Freundin des Philosophen und Psychologen Alexius Meinong, Ritter von
Handschuchsheim
(1853-1920),
bekannt
geworden,
war
sie
auch
in
Wohltätigkeitsorganisationen aktiv und trat als Mitglied des "Vereins für Sozialpolitik"
hervor.
Zum Nachlaß siehe Konstantin Radakovic.
Raumforschung Steiermark (Projekt 1976)
Sammlung: Originale; ca. 0,55 Laufmeter. Eine Sichtung konnte wegen des späten
Übergabetermines noch nicht vorgenommen werden. Es handelt sich dabei jedoch im
wesentlichen um eine Sammlung von Materialien zu den Wohnmodellen Deutschlandsberg
und Raaba aus dem Besitz von Doris Pollet-Kammerlander.
Hans Riehl (Wiener Neustadt 1891 - 1965 Graz; Pseudonyme: Hans Richter, Wigand von
Wolfsberg), österreichischer Soziologe, Kunsthistoriker und Dichter. Er war für
Gesellschaftslehre, später für Soziologie der Kunst an der Universität Graz habilitiert.
Politisch trat er als Aktivist der Heimwehr hervor. Er gehörte zum engsten Kreis um
Othmar Spann.
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Nachlaß: Originale; ca. 3,50 Laufmeter. Die Aufnahme des Nachlasses ist in Arbeit.
Einzelne Teile des Nachlasses sind nur nach Rückfrage bei der Nachlaßschenkerin
zugänglich! Der Nachlaß enthält das großteils unpublizierte dichterische Werk, nur
teilweise publizierte soziologische, philosophische, volkskundliche, kunst- und
musikwissenschaftliche Manuskripte von Aufsätzen und Büchern, sowie Manuskripte von
Vorlesungen, Vorträgen und Rundfunksendungen. Im Nachlaß finden sich auch
Dokumente zum Kreis um Othmar Spann sowie nur teilweise publizierte Manuskripte von
Trude Aldrian, Rolf Amtmann, Wilhelm Andreae, Karl R. Dorr, Emil Franzel, Michael
Hainisch, Walter Heinrich, Albert Hollfelder, Hans Killian, Maja Loehr [d.i. Maria Anna
Loehr], Rudolf Moser, Isolde Riehl, Walter Ritter, Othmar Spann (“Geist und Leib im
menschlichen Organismus. Einleitung zu einem geplanten Buche: Versuch über die
Einteilung der Krankheiten”), Raphael Spann, Othmar Steinbauer. Die Korrespondenz ist
nur in Auszügen erhalten (hervorzuheben sind Walter Heinrich und Othmar Spann).
Bemerkenswert ist der umfangreiche, weitestgehend vollständig erhaltene Briefwechsel
Hans Riehl — Maja Loehr (siehe unter Maja Loehr). Im Jahre 1992 wurde wieder ein Teil
dieses Nachlasses übernommen, darunter ein Teil des Kryptonachlasses von Isolde Riehl.
Walther Schienerl (Annaberg 1898 - 1961 Wien), österreichischer Soziologe und
Sozialphilosoph, Dichter. Er war Assistent am Wirtschaftswissenschaftlichen Institut der
Universität Wien seit 1940, habilitierte sich für Sozialversicherungswesen und -recht,
später für Soziologie an der Universität Wien, wo er als Privatdozent tätig war.
Teilnachlaß: Fotokopien; noch nicht vollständig übernommen. Der Nachlaß enthält die an
österreichischen Bibliotheken nicht vorhandene zweite Habilitationsschrift mit Gutachten
von Adolf Günther, ein bislang unveröffentlichtes Romanmanuskript sowie
unveröffentlichte sozialwissenschaftliche und sozialphilosophische Manuskripte und
Radiovorträge. Im Jahre 1992 wurde wieder ein Teil dieses Nachlasses übernommen.
Ferdinand Alois (bis 1919: Graf von) Westphalen (Przemysl 1899 - 1989 Wien),
polnisch-österreichischer Nationalökonom und Soziologe. Habilitiert für Nationalökonomie
an der Universität Wien, war er Ordinarius für Politische Ökonomie und Leiter des Instituts
für Rechts- und Sozialwissenschaften an der Hochschule für Bodenkultur in Wien. Er
gehörte zum engeren Kreis um Othmar Spann.
Nachlaß: Originale; 10.145 Blatt. Der Nachlaß enthält eine umfangreiche Sammlung von
Exzerpten sozialwissenschaftlicher Literatur, Materialsammlungen zu diversen
sozialwissenschaftlichen sowie religiösen Themen und einer Zeitungsartikelsammlung
(1945 bis 1989) zum selben Themenbereich. Dazu kommen Vortragsskizzen,
Vorlesungsmanuskripte und Aufsatzmanuskripte. Unter den größeren Manuskripten seien
“Österreich in der Soziologie” (eine Darstellung der österreichischen Soziologiegeschichte)
und “History of social ideas and social politics in Europe” hervorgehoben. Im Nachlaß
finden sich auch nur teilweise publizierte Manuskripte von Helmut Gnambs, Johann Peter
Steffes und Otto Habsburg-Lothringen (mit Korrekturen von F.A. Westphalen versehenes
Typoskript des Buches “Europa — Großmacht oder Schlachtfeld”, Wien — München
1965).
Hans Winterberg (Wien 1906 - 1965 Lienz; Deckname: Schurl), österreichischer
Parteifunktionär und Journalist. Zunächst Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei
Österreichs, wurde er nach den Kämpfen im Februar 1934 Funktionär der
Kommunistischen Partei Österreichs. Nach mehrfachen Verhaftungen und einem
Aufenthalt im Konzentrationslager Wöllersdorf trat er kurz vor dem “Anschluß” 1938 als
Vertreter der KPÖ bei den Verhandlungen mit Repräsentanten des ständestaatlichen
Regimes hervor. 1938 emigrierte er in die Tschechoslowakische Republik, 1939 nach
Großbritannien. Hier war er Mitarbeiter am Free Austrian Movement. 1945 kehrte er nach
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Österreich zurück und arbeitete als stellvertretender Chefredakteur der Zeitung “Die
Wahrheit” (Graz).
Nachlaß: Originale; ca. 0,55 Laufmeter; die archivalische Aufarbeitung des Nachlasses ist
in Arbeit. Der Nachlaß enthält Dokumente zur Kommunistischen Partei Österreichs sowie
Manuskripte von Hans Winterberg. Hervorzuheben ist auch die dem AGSÖ überlassene,
etwa 900 Titel umfassende Bibliothek, welche Winterbergs Sammlung politischer Literatur
und von Werken zur Geschichte der Arbeiterbewegung dokumentiert.
Alle archivierten Nachlässe sind als abgeschlossen zu betrachten, ausgenommen jene von
Walter Heinrich, wo noch Teile ausständig sind, von Hans Riehl uns Walter Schienerl, wo die
Nachlaßschenkerinnen Teile noch einzeln nachbringen. Zu den meisten Nachlässen gibt es
auch einen vorläufigen Katalog, der einen ersten Überblick über die Bestände gibt. Zu
einzelnen Nachlässen existieren bereits endgültige Kataloge in Form von Findbüchern.
Die Unterbringung der Nachlässe erfolgte auch 1992 nur provisorisch am Institut für
Soziologie der Universität Graz, wo sie gegen Voranmeldung gemäß der Benutzer-Ordnung
des Archivs eingesehen werden können.
Verhandlungen über eine eventuelle Übernahme des Nachlasses von Friedrich Otto Herz
(Wien 1878 - 1964 London) sind bereits weit fortgeschritten. Die Übernahme des Nachlasses
von Else Frenkel-Brunswik (Lemberg [L'vov] 1908 - 1958 Berkeley, Cal.) ist bereits
abgeschlossen, doch befindet sich das Paket noch auf dem Seeweg von den USA nach
Europa.
3. Sonstige Sammlungen des AGSÖ
Die bio-bibliographische Datenbank “Österreichische SoziologInnen — SoziologInnen in
Österreich” konnte im Berichtsjahr teilweise ausgebaut werden. Schwerpunkt war jedoch die
Korrektur der vorhandenen Einträge und Ergänzungen, welche auf Grund der
Materialsammlung des AGSÖ vorgenommen werden konnten.
Die Materialsammlung des AGSÖ zu Personen und Institutionen konnte im Zuge der am
AGSÖ durchgeführten Forschungsarbeiten wieder ausgebaut werden.
Die Interviewsammlung konnte im Berichtsjahr um ein Interview ergänzt werden: Maria
Jahoda (geb. Wien 1907), Keymer (Sussex), Großbritannien, 11. November 1992, im
Gespräch mit Hans Joachim Dahms und Christian Fleck (Bandaufnahme und Transkription).
Eine wesentliche Neuerung stellt die archiveigene Bibliothek “Österreichische Soziologie”
dar, welche im Berichtsjahr begründet wurde. Grundstock bildeten zunächst die Schenkungen
aus den Nachlässen Walter Heinrich, Hans Riehl und Ferdinand A. Westphalen sowie
kleinere Schenkungen und Einzelexemplare. Dazu kommen die Rezensionsexemplare für die
im
“Newsletter”
veröffentlichten
Rezensionen
und
der
Kauf
der
Othmar-Spann-Gesamtausgabe. Das wertvollste Stück der Bibliothek ist jedoch die etwa 900
Titel umfassende Bibliothek Hans Winterberg, welche eine bemerkenswerte Sammlung von
Exilliteratur und Literatur zur Arbeiterbewegung enthält. Da diese Sammlung einen hohen
Anteil an Rara besitzt, wird neben der im Dezember 1992 begonnen bibliothekarischen
Aufnahme der Bücher für das Jahr 1993 eine bibliographische Aufarbeitung vorbereitet.
4. Publizistische Tätigkeiten
Im Berichtsjahr hat das AGSÖ zwei Nummern der Zeitschrift Archiv für die Geschichte der
Soziologie in Österreich. Newsletter (ISSN 1019-6625) herausgegeben. Die Nummer 6 (Mai
1992) enthält unter anderem Anton Amann: Hans Zeisel†, Christian Fleck: Erschließung
unbekannter Schriften emigrierter österreichischer Sozialwissenschaftler. Exposé zum
Jubiläumsfondsprojekt Nr. 4227, Karl Falland: Das Projekt "Computervisualisierung von
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Wirtschafts- und Sozialstatistiken" und die Arbeitsstelle Bildpädagogik im Rahmen des
Instituts für Wissenschaft und Kunst, Reinhard Müller: Archiv für die Geschichte der
Soziologie in Österreich. Auszug aus dem Tätigkeitsbericht Oktober 1990 bis April 1992 und
"Geschichte der Soziologie". Bibliografische Notizen zum Erscheinungsjahr 1991. Eine
Auswahl aus den "Sociological Abstracts". Die Nummer 7 (November 1992) enthält unter
anderem Interview mit Prof. Lotte Schenk-Danzinger am 14. Juni 1988 in Wien. Interviewer:
Christian Fleck, Reinhard Müller: Bericht über die Bestände des AGSÖ und Reinhard Müller:
Hans Zeisel-Bibliographie. Ein erster Versuch.
Weiters erschien die Bibliographie “Österreichische Zeitschrift für Soziologie.
Herausgegeben von der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie. 1. - 15. Jahrgang (1976
- 1990). Bibliografie und Register von Reinhard Müller”,. Wien: Verband der
wissenschaftlichen Gesellschaften [1992], 105 S. Die anderen, in Arbeit befindlichen
Bibliographien konnten aus Geldmangel nur geringfügig weitergeführt werden: 1. die als
“historische” Bibliographie gedachte Erfassung der unter dem Schlagwort “Soziologie”
ausgewiesene Bücher aus den Schlagwortkatalogen von Karl Georg (für die Jahre
1883-1912), Christian Gottlob Kayser (für die Jahre 1891-1910) und des Deutschen
Bücherverzeichnisses (für die Jahre 1911-1945) umfaßt, sowie jene des Literarischen
Zentralblatts für Deutschland (1924-1942) und der Jahresberichte des Literarischen
Zentralblatts (1924-1942); 2. die Bibliographie der in der Rubrik “Soziologie” ausgewiesenen
deutschsprachigen Werke der Budapester Stadtbibliothek 1907 bis 1942; 3. die Arbeit über
den “österreichischen” Anteil an soziologischen Schriftenreihen im deutschen Sprachraum
vor 1945.
Auch im Berichtsjahr wurden wieder Informationsblätter des AGSÖ herausgegeben: ein
überarbeitetes und ergänztes Informationsblatt über das AGSÖ, ein Verzeichnis der Bestände
des AGSÖ sowie in Informationsblatt über Leben, Werk und wissenschaftlichen Nachlaß von
Hans Riehl.
Weiters wurden für die Benutzer zu mehreren Nachlässen Kataloge erstellt:
1. Vorläufige Kataloge:
- Alfred Gürtler; 5+6 S.
- Walter Heinrich; 4+3 S.
- Kriminologisches Universitätsinstitut in Graz. 1913 - 1977; 11+10 S.
- Paul Felix Lazarsfeld; 7 S.
- Robert Martin Müller; 14 S.
- Walther Schienerl; 1+2+4 S.
- Ernst Seelig; 2+6 S.
2. Endgültige Kataloge:
- Habilitations- und Berufungsumfrage: österreichische SoziologInnen. 1990; 23 S.
- Gustav Eduard Kafka; 11 S.
- Friedrich Johann Latscher (1899-1919: von Lauendorf); 60 S.
- Ferdinand Alois (bis 1919: Graf von) Westphalen; 215 S.
5. Arbeitsgruppe zur Geschichte der Sozialwissenschaften
Zur Intensivierung der Kontakte zu Vertretern von benachbarten Disziplinen wurde am 2.
Dezember 1991 die “Arbeitsgruppe zur Geschichte der Sozialwissenschaften” im Rahmen des
AGSÖ gegründet. Im Berichtsjahr wurden drei öffentlich zugängliche Veranstaltungen
(Vorträge mit anschließender Diskussion) abgehalten:
- Dietmar Paier: Über Edgar Zilsel's Soziologie der Wissenschaftentwicklung (9. März 1992)
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Ebene: Über das Archiv / Tätigkeitsberichte / Tätigkeitsbericht 1991/92
- Univ.-Doz. Dr. Christian Fleck und Reinhard Müller: Die Emigration von
Sozialwissenschaftlern aus Österreich. Stand der Forschung und Möglichkeiten der weiteren
Erforschung (15. Juni 1992)
- Dr. Hildegard Kremers: Freiherr Joseph von Sonnenfels (16. November 1992).
6. Wissenschaftliche Tätigkeiten
Am AGSÖ werden neben den für die Fortführung des Archivs (Nachlaß-, Interview- und
Materialsammlungen, Bibliographien) notwendigen Forschungen zwei größere Projekte
durchgeführt.
1. Jubiläumsfondsprojekt Nr. 4227 der Oesterreichischen Nationalbank: “Erschließung
unbekannter Schriften emigrierter österreichischer Sozialwissenschaftler”. Der Verlust,
welcher der europäischen, vor allem der deutschsprachigen Sozialwissenschaft durch die
Vertreibung tausender Wissenschaftler in der Zeit der Herrschaft des autoritären Ständestaates
und des Nationalsozialismus zugefügt wurde, wird heute nicht mehr in Frage gestellt. Dieser
Verlust war nicht allein ein personeller, sondern ebenso ein intellektueller. Durch die
Vertreibung wurden auch wissenschaftliche und theoretische Traditionslinien unterbrochen,
die teilweise bis heute nicht wieder aufgenommen wurden. Das Projekt beabsichtigt,
Manuskripte und Schriften zu erschließen, die von Sozialwissenschaftlern, welche nach
1933/34 Österreich verlassen mußten, in den Anfangsjahren der Emigration (Zeitraum bis zu
Beginn der 50er Jahre, als feststand, daß jemand zur Remigration bereit beziehungsweise in
der Lage war oder sich in seinem Niederlassungsland naturalisierte) verfaßt wurden, aber
nicht immer und häufig nicht vollständig oder an entlegenem Ort veröffentlicht wurden. Zu
den Sozialwissenschaften, die in diese Untersuchung einbezogen werden sollen, zählen (in
Anlehnung an die UNESCO-Konvention) Soziologie, Politologie, Ökonomie, Anthropologie,
Sozialpsychologie, Sozialphilosophie, Sozial- und Zeitgeschichte. Diese breite Definition ist
auch deshalb angebracht, weil die Wissenschaftler bekanntlich in den seltensten Fällen mit
einer klar umrissenen disziplinären Identität emigrierten. Das Projekt auf zwei Jahre geplante
Projekt wurde am 1. Jänner 1992 begonnen und hat bislang zu Forschungen in Wien und
Berlin geführt.
2. Projekt des Fonds zur Förderung von Wissenschaft und Forschung Nr. P8831-Soz:
“Wissenstransfer durch erzwungene Migration. Biographische Studien zu vier aus Österreich
emigrierten Sozialwissenschaftler(inne)n”. Die erzwungene Migration — so die leitende
Hypothese des Projekts — hatte Auswirkungen auf die kognitive Gestalt der jeweiligen
Disziplin respektive die Theorie(n) des (der) Vertreter(s) dieser Disziplinen, der (die)
emigrieren mußte(n). Die Untersuchung des Wandels von Wissen(sgehalten) im Gefolge von
Migrationsbewegungen macht es notwendig, den Ausgangszustand (also vor der Emigration)
und den Zielzustand der Wissensbestände detailliert zu rekonstruieren. Der Stand der
Forschung macht es notwendig, als Erhebungseinheiten Individuen zu wählen, da nur über
Einzelpersonen in vertretbarem Zeitraum die analytisch nötigen Informationen erschlossen
werden können. Bei der Auswahl der zu erforschenden Wissenschaftler wurde einerseits
darauf geachtet, Personen auszuwählen, die bislang nicht monographisch behandelt wurden
und andererseits innerhalb dieser kleinen Gruppe systematische Variationen über die
Variablen Alter, Geschlecht, Wissenschaftsdisziplin, bekannter Erfolg / Mißerfolg in der
Emigration, außerwissenschaftliches, politisches Engagement und intellektuelle
Verbindungsglieder zwischen vor-Emigrationstätigkeit und nach-Emigrationstätigkeit u.ä.
vorzusehen. Folgende Sozialwissenschaftler sollten daher unter vergleichender Perspektive,
jedoch mit deutlichem Schwerpunkt auf der am Einzelfall orientierten Darstellung, behandelt
werden: Else Frenkel-Brunswik (1908 - 1958), Gustav Ichheiser (1897 - 1969), Alexander
Gerschenkron (1904 - 1978) und Viola Klein (1908 - 1973). Bewilligt wurden zunächst nur
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Ebene: Über das Archiv / Tätigkeitsberichte / Tätigkeitsbericht 1991/92
die Studien zu den beiden erstgenannten Personen. Das auf ein Jahr geplante Projekt wurde
am 1. Juli 1992 begonnen und hat bislang zu Forschungen in Wien, Berlin und in mehreren
Städten der USA geführt.
7. Kooperationen und Parteienverkehr
Die Kooperationen mit den dem AGSÖ wurden im Berichtsjahr im üblichen Rahmen
fortgesetzt. Im Zuge der am AGSÖ durchgeführten Projekte ist es allerdings zu einer
verstärkten Kooperation mit dem “Dokumentationszentrum für Österreichische Philosophie”,
Graz, gekommen.
Der Parteienverkehr muß aus Personalmangel noch immer auf telefonisch oder schriftlich
vereinbarte Termine beschränkt bleiben. Solange keine personelle Aufstockung möglich ist,
wird eine regelmäßiger Parteienverkehr mit fixen Zeiten nicht durchzuführen sein, weil
ansonsten die Sammel- und Forschungstätigkeit des AGSÖ schwerstens behindert würde.
Sowohl fernmündliche und schriftliche Anfragen wie auch persönliche Benutzung des AGSÖ
hat im Berichtsjahr erfreulich zugenommen. Seit Oktober 1992 wird auch eine genaue
Benutzerstatistik geführt.
Graz, im Jänner 1993
Reinhard Müller Christian Fleck
(Berichterstatter) (Leiter des AGSÖ)
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