Lesungen als RTF

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14. September 2014: 14. September: Kreuzerhöhung
(Fest)
1. Lesung vom Fest Kreuzerhöhung:
Num 21,4-9
Lesung aus dem Buch Numeri:
In jenen Tagen brachen die Israeliten vom Berg Hor auf
und schlugen die Richtung zum Schilfmeer ein,
um Edom zu umgehen.
Unterwegs aber verlor das Volk den Mut,
es lehnte sich gegen Gott und gegen Mose auf und sagte:
Warum habt ihr uns aus Ägypten herausgeführt?
Etwa damit wir in der Wüste sterben?
Es gibt weder Brot noch Wasser.
Dieser elenden Nahrung sind wir überdrüssig.
Da schickte der Herr Giftschlangen unter das Volk.
Sie bissen die Menschen und viele Israeliten starben.
Die Leute kamen zu Mose und sagten:
Wir haben gesündigt,
denn wir haben uns gegen den Herrn und gegen dich aufgelehnt.
Bete zum Herrn, dass er uns von den Schlangen befreit.
Da betete Mose für das Volk.
Der Herr antwortete Mose:
Mach dir eine Schlange und häng sie an einer Fahnenstange auf!
Jeder, der gebissen wird, wird am Leben bleiben,
wenn er sie ansieht.
Mose machte also eine Schlange aus Kupfer
und hängte sie an einer Fahnenstange auf.
Wenn nun jemand von einer Schlange gebissen wurde
und zu der Kupferschlange aufblickte,
blieb er am Leben.
Lesungskommentar von Norbert Riebartsch (2010)
Das Volk Israel lehnt sich gegen Gott auf und wird dafür mit Schlangenbissen
gestraft. Die Auflehnung geschieht im Herzen und ist nicht öffentlich. Wenn nun die
Schlange aus Kupfer im Lager aufgestellt wird, wird das Thema der Schuld
öffentlich. Wer auf die Schlange blickt, gibt zu: Auch ich habe mich abgewendet. Das
Volk kann nun sehen, wo es steht und den Weg zur Umkehr finden. Es kann sich
wieder hinter Gott sammeln und neu den Weg aus der Wüste ins Gelobte Land
wagen.
Lesungskommentar von Norbert Riebartsch (2004)
Das Volk Gottes war mit seinem Gott unterwegs in der Wüste. Nur mit ihm konnte es
diesen Weg erfolgreich bestreiten. Deshalb war der richtige Weg bei einer
Noterfahrung die erneute Hinwendung zu diesem Gott. Nur aus dem Wissen, dass
Gott in die Freiheit führen will, kann die Schlangenplage überstanden werden. Aus
der neu begonnenen Nähe zu Gott konnte das Verhalten der Vergangenheit neu
gesehen werden. So wurden die Schlangen die verständliche Strafe Gottes, die ihr
Ziel erreichten: Das Volk wieder um sich zu sammeln. Im Evangelium wird dieses
Bild gedeutet als Hinweis auf die Bedeutung Jesu am Kreuz.
Lesungskommentar von Bernhard Zahrl (1997)
Den Israeliten galt die Wüste als ein Ort der Schlangen und Skorpione (vgl. Dtn 8:15;
Jes 14:29 und 30:6). Es erstaunt daher nicht, dass in die Erzählungen des
Wüstenzuges auch eine Schlangenplage Eingang gefunden hat.
Der Text Num 21:4-9 interpretiert diese "Schlangeninvasion" als Strafe für die
Auflehnung der Israeliten Gott und Mose gegenüber. Doch aufgrund des
Schuldbekenntnisses der Israeliten und der Fürsprache des Mose gewährt Gott die
Rettung: Eine an einer langen - und damit weithin sichtbaren - Stange montierte
kupferne Schlange wird angefertigt. Dank des Anblicks der Schlange, als Zeichen
des Glaubens an die Heilkraft Gottes, blieben die Israeliten trotz aller
Schlangenbisse am Leben.
In den Kupferminen von Timna (etwa 20km nördlich von Eilat) wurde bei
Ausgrabungen eine 12 cm lange Kupferschlange mit goldenem Kopf gefunden.
Wahrscheinlich diente sie als Kultgegenstand eines midianitischen Heiligtums in
dieser Gegend. Jedenfalls beweist sie, dass um etwa 1200 v. Chr. in dieser Gegend
solche Kupferschlangen nicht unbekannt gewesen sind. Im Vorderen Orient galten
Schlangen zudem als Symbole des Lebens (vgl. die Äskulapnatter als noch heute
bestehendes Symbol von Ärzten und Apothekern) und als Symbol von
heilbringenden Gottheiten.
Der Text in Num 21 weist aber nicht der Schlange als solcher Heilkraft zu, vielmehr
verweist hier die Schlange auf den eigentlichen Retter. Wahrscheinlich hat Israel so
einen bereits bekannten Brauch aus der Umwelt in die eigene Glaubenswelt
übernommen, ihn aber theologisch neu geformt, bzw. uminterpretiert. Diese These
wird durch Weish 16:7 gestützt, wo es heißt: "Wer sich dorthin wandte, wurde nicht
durch das gerettet, was er anschaute, sondern durch dich, den Retter aller."
Die christliche Tradition interpretierte den Text von Num 21 im Anschluß an Joh 3:14
als eine mögliche Urform der rettenden Kraft, die vom Kreuze Jesu ausgeht: Jeder
durch die Sünde Verwundete soll voll Vertrauen an den erhöhten Erlöser glauben.
2. Lesung vom Fest der Kreuzerhöhung:
Phil 2,6-11
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Philipper:
Christus Jesus war Gott gleich,
hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein,
sondern er entäußerte sich
und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich.
Sein Leben war das eines Menschen;
er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod,
bis zum Tod am Kreuz.
Darum hat ihn Gott über alle erhöht
und ihm den Namen verliehen,
der größer ist als alle Namen,
damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde
ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu
und jeder Mund bekennt:
"Jesus Christus ist der Herr" - zur Ehre Gottes, des Vaters.
Lesungskommentar von Norbert Riebartsch (2010)
Der Hymnus aus dem Philipperbrief ist älter als der Brief selbst. Paulus zitiert ihn.
Aus dem Abstieg Jesu ("Er entäußerte sich, wurde wie ein Sklave") wird nun der
Aufstieg Jesu ("Jesus Christus ist der Herr"). Das eine geschah durch Christus aus
Liebe zu den Menschen, das andere geschieht durch die Glaubenden aus Liebe zu
Christus. Die Kreuzerhöhung ist die Ermutigung, diesen Schritt der Liebe zu gehen.
Lesungskommentar von Gabi Ceric (1999)
Der Philipperhymnuns, wie dieser Teil des Philipperbriefes in der Liturgie genannt
wird, stellt rein formell ein Fremdkörper im Brief dar. Auf einmal wird ein Lied
dazwischengeschoben – etwas für Paulus Neues bricht an.
Dieser Christushymnus ist Zeugnis der Kenosis Christi. In knapper Sprache und
sorgfältiger Wortwahl wird das Christusgeheimnis versucht zu entfalten: Er war ganz
Gott und ganz Mensch. Als dieser Mensch ist er Knecht/Sklave. Der Abstieg von
Gott zum Knecht ist ein gewaltiger Schritt nach unten, der sein Ende am Kreuz
findet. Jenes Kreuz ist gleichsam der Wendepunkt in diesem Hymnus (Vers 8). Mit
dem Kreuz wird Jesus Christus zugleich wieder erhöht (Verse 9-11). Mit dem
Namen, den Gott ihm verleiht, ist das Wesentliche dieses Menschen ausgedrückt,
die Wichtigkeit der Person deutlich gemacht. Der Verfasser des Philipperhymnus
bedient sich dabei eines Zitates aus dem Buch des Propheten Jesaja, wenn der
Name jenes erhöhten Christus von jedem Munde gepriesen wird. Kyrios – Herr – ist
Jesus Christus und mit ihm wird auch zugleich der Vater verherrlicht.
Aufgrund des großartigen Aufbaues des Philipperhymnus geht man davon aus, dass
Paulus diesen Hymnus aus der Liturgie der jungen Christengemeinde übernommen
hat oder dieser später eingefügt worden ist. Der Philipperhymnus ist ein glänzendes
Beispiel für das feiernde Nachdenken der Urgemeinde über die Erlösungstat Gottes.
Lesungskommentar von Manfred Wussow (2004)
Paulus zitiert einen Hymnus, der in der frühen Kirche unbefangen das Geheimnis
Christi mit dem –alten und in der Mythologie verbreiteten – Schema Abstieg /
Aufstieg besingt. Der Entäußerung, die bis in den Tod reicht, wird der "verliehene
Name" gegenübergestellt, der im Christus-Bekenntnis "Herr ist Jesus" mündet. Wir
begegnen hier dem ursprünglichen Glaubensbekenntnis, das noch ohne
streitbehaftete (und auslegungsbedürftige) Sätze zusammenfasst, was christliches
Leben ausmacht: dass er das letzte Wort hat, über alles – und für alle.
Paulus, ein Meister, der das Evangelium in Briefen zu den Menschen bringt,
entwindet den Hymnus mythologischen Denkmustern und verbindet das Leben Jesu
mit dem seiner Jüngerinnen und Jünger: Seid untereinander auch so gesinnt… In
einem Leben, das dem "Leben in Christus Jesus entspricht", erweist sich das
Bekenntnis zu ihm als tragfähig und wirklich. Bedenken, zumal die vielen Bedenken,
die von Gottesdienst zu Gottesdienst heute variiert werden, werden von Paulus nicht
geteilt. Er hat das Zutrauen, das ein Leben gelingt, in dem Jesus als der "Kyrios"
bekannt und angerufen wird. Dass der Ort Philippi keine Insel der Seligen ist, weiß
Paulus, hindert ihn aber nicht, den Lebenslauf Christi als Verheißung und Vorbild
hinzustellen.
Als Paulus den Hymnus aufgreift und ihn zitiert, gibt es die schriftlich ausformulierten
Evangelien noch nicht. Heute gelesen, mutet er wie eine Kurzfassung des
Evangeliums an, das vierfach überliefert wird und auch die Briefe im NT prägt. Nicht
zuletzt geht es darum, Jesu Namen zu tragen (Taufe), sich mit ihm zu schmücken
und zu segnen. Im übrigen: der Christus-Hymnus, aus alter Zeit von Paulus gerettet,
steht auch dafür, dass, wie der Theologe Edmund Schlink sagte, das Dogma
Lobpreis und Lebenshilfe ist (und nicht das Gerüst, um Wahrheiten festzulegen).
Evangelium vom Fest Kreuzerhöhung:
Joh 3,13-17
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes:
In jener Zeit sprach Jesus zu Nikodemus:
Niemand ist in den Himmel hinaufgestiegen
außer dem, der vom Himmel herabgestiegen ist:
der Menschensohn.
Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat,
so muß der Menschensohn erhöht werden,
damit jeder, der (an ihn) glaubt,
in ihm das ewige Leben hat.
Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt,
daß er seinen einzigen Sohn hingab,
damit jeder, der an ihn glaubt,
nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.
Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt,
damit er die Welt richtet,
sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.
Lesungskommentar von Norbert Riebartsch (2008)
Das Nikodemusgespräch findet in der Nacht mit einem erfahrenen und weisen
Pharisäer statt. Gerade in der Begegnung mit einem, der Heilsgeschichte Gottes mit
dem Volk kennt, keimt die Frage auf: "Und wer bist du, Jesus?"
Jesus gibt ihm die Antwort aus der Heilsgeschichte heraus. Wenn es schon früher
die Erfahrung mit einem Gott des Erbarmens und der Liebe gab, dann gilt sie auch
jetzt. So ist die Geschichte des Buches Numeri ein Spiegel für die neue und größere
Geschichte Gottes in Jesus.
Lesungskommentar von Norbert Riebartsch (2004)
Im Evangelium wird das Bild der Lesung aus dem Buch Numeri aufgegriffen. Die
erhöhte Schlange ist das Symbol für den erhöhten Christus am Kreuz. Entsprechend
ist die Kreuzigungsszene bei Johannes nicht durchzogen von Leid, sondern von
einer ergebenen Haltung. Diese Deutung erfordert eine Antwort auf die Frage: Wie
ist Gottes Weg dann? Die Antwort liegt im Vers Joh 3,16: Gott hat geliebt, Gott hat
den Sohn gesandt, Gott hat ihn als Anfang des ewigen Lebens gegeben.
Lesungskommentar von Bernhard Zahrl (1997)
Der Text sagt zunächst aus, dass keiner in den Himmel aufgestiegen ist außer dem
vom Himmel Herabgestiegenen. Das Ziel der eschatologischen Belehrung ist die
Vermittlung des Heils, das im Zugang zur Welt Gottes, dem himmlischen Reich des
Lebens besteht. Der Gedankengang vom Aufstieg des einzigen wirklich aus dem
Himmel Stammenden steht im Vordergrund und so soll die Heilsabsicht Gottes bei
der Sendung des Sohnes über jeden Zweifel erhoben werden.
Wenn es dennoch zu einem Gericht kommt, so resultiert dies aus dem Unglauben,
da sich der, der an den Gottessohn nicht glaubt, damit selbst sein Urteil spricht.
Zuvor stehen die grundlegenden Sätze über den Aufstieg des Menschensohnes in
die himmlische Welt, die über die Erhöhung am Kreuz geführt hat, um allen an ihn
Glaubenden in ihm das Leben zu schenken. Der Menschensohn hat seinen Weg des
Abstiegs in die Welt und des Aufstiegs in den Himmel nicht für sich selbst
unternommen, sondern um Gottes universale Heilsabsicht zu verwirklichen.
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