Fortschritt bei der Suche nach anderen Erden

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Thüringer Landessternwarte Tautenburg
Presseinformation
Tautenburg, 19. Februar 2003
Fortschritt bei der Suche nach anderen Erden
Tautenburger Astronomen stellen Messrekord auf
Astronomen der Thüringer Landessternwarte Tautenburg haben in Zusammenarbeit
mit Kollegen vom European Southern Observatory (ESO), der University of Texas
und der Harvard University einen wichtigen Fortschritt bei der Suche nach erdähnlichen Planeten um andere Sterne erzielt. Wie die Wissenschaftler demonstrieren
konnten, haben sie die Messgenauigkeit ihrer Instrumente soweit vorangetrieben,
dass es im Prinzip möglich wird, erdähnliche Planeten in der Biozone um einen besonders häufigen Typ Sterne nachzuweisen. Die „Biozone“ oder „habitable Zone“
ist derjenige Bereich um einen Stern, in dem die Voraussetzungen für die Entstehung von Leben gegeben sind.
Die Arbeitsgruppe unter Leitung von Dr. Martin Kürster (Thüringer Landessternwarte Tautenburg) beobachtet so genannte M-Zwergsterne mit dem UVES-Spektrographen des
Very Large Telescope der ESO in Paranal, Chile. Für die Suche nach Planeten dieser
Sterne verwenden die Astronomen eine indirekte Nachweismethode, mit der alle bisher
gesicherten Entdeckungen extrasolarer Planeten gelungen sind. Bei dieser Methode wird
die so genannte „Radialgeschwindigkeit“ der Sterne überwacht, um die Bewegung des
Sterns unter dem Schwerkrafteinfluss der unsichtbaren umlaufenden Planeten zu verfolgen.
Nach zweieinhalb Jahren systematischer Beobachtung mehrerer dieser Sterne gelang es
den Wissenschaftlern jetzt zu zeigen, dass die Präzision, mit der sie Schwankungen der
kosmischen Geschwindigkeit von Sternen messen, es prinzipiell ermöglicht, Planeten von
wenigen Erdmassen in den habitablen Zonen um M-Zwergsterne zu finden. Dort besitzen
erdähnliche Planeten auf ihrer Oberfläche geeignete Temperaturen für die Entstehung
von Leben.
Die erreichte Messgenauigkeit – weltweit ein Rekord – wird sich mit der Zeit noch steigern, je länger die Sterne überwacht werden. So können immer kleinere Bewegungen der
Sterne nachgewiesen werden, die auf noch masseärmere Planeten schließen lassen. Dadurch sollte es in einigen Jahren möglich sein, echte Pendants der Erde zu finden. Da die
lichtschwachen und massearmen M-Zwergsterne die bei weitem häufigsten Sterne im
Universum sind, ist die Suche nach Planeten bei diesen Sternen besonders interessant
für die Frage nach der Häufigkeit erdähnlicher Planeten in der Milchstraße.
Mit den bisher durchgeführten Messungen haben die Thüringer Wissenschaftler außerdem neue Erkenntnisse über die Natur der so genannten Aktivität der Sterne gewonnen.
Darunter versteht man Erscheinungen wie Sonnenflecken und Konvektion, also turbulente
Gasströmungen an der Sternoberfläche, ähnlich wie das Sprudeln in einem Topf mit kochendem Wasser. Diese vom Stern selbst erzeugten Effekte komplizieren die Interpretation genau derjenigen Geschwindigkeits-Messungen, aus denen auf die Existenz von Planeten geschlossen wird. Von daher ist ein genaues Verständnis des Aktivitätsverhaltens
von M-Zwergsternen wichtig.
Es zeigte sich nun, dass sich diese lichtschwachen Sterne von den helleren, sonnenähnlichen Sternen in ihrem Konvektionsmuster unterscheiden, also in der Art, wie das Gas in
ihren äußeren turbulenten Schichten strömt. Die genaue Analyse ergab auch, dass es
prinzipiell möglich ist, die Konvektionsbewegungen von den Bewegungseffekten, die ein
umlaufender Planet erzeugt, zu unterscheiden. Dieses Ergebnis erhöht die Chancen für
den Nachweis erdähnlicher Planeten noch weiter.
Für weitere Fragen wenden Sie sich bitte an:
Dr. Martin Kürster
Thüringer Landessternwarte Tautenburg
Sternwarte 5
07778 Tautenburg
E-Mail: [email protected]
Tel.: 036427 / 86363
Internet: www.tls-tautenburg.de
Über die Thüringer Landessternwarte Tautenburg
Die Thüringer Landessternwarte Tautenburg liegt zirka 15 Kilometer nördlich der Universitätsstadt Jena. Sie betreibt ein 2-Meter-Spiegelteleskop, das gleichzeitig die größte
Schmidt-Kamera der Welt ist. Carl Zeiss Jena hat das Teleskop gebaut. Forschungsschwerpunkte der Landessternwarte sind die Suche nach und das Studium von extrasolaren Planeten, die Entstehung und das Sterben von Sternen sowie die Entwicklung von
Galaxien. Neben der Forschung steht auch die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses und die Information der Öffentlichkeit über aktuelle Forschungsergebnisse im
Zentrum der Aktivitäten des Instituts.
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