Direct Marketing Die Textsorten in der Unternehmenskommunikation PostCast 56. Episode ((Jingle)) ((Teaser)) In der letzten Episode stand die Corporate Language im Mittelpunkt. Sie verleiht dem Unternehmen ein sprachliches Gesicht und hilft, seine Identität widerspruchsfrei nach aussen zu tragen. Damit ist zwar schon viel erreicht, doch genauso wichtig ist, die Sprache den verschiedenen Kommunikationskanälen anzupassen – der Botschaft quasi verschiedene Outfits zu verpassen, je nach Anlass, Ziel und Zielgruppe. Sie ahnen es bestimmt schon: Das ist leichter gesagt, als geschrieben. ((Begrüssung)) Herzlich willkommen in der Welt des Direct Marketing! ((Intro)) Wer Texte verfasst, darf sich nicht nur auf den Inhalt konzentrieren, sondern muss auch berücksichtigen, in welcher Situation sich der Empfänger beim Kontakt mit der Botschaft befindet. Unterwegs zum Beispiel muss eine Botschaft die Menschen überraschen oder unterhalten, um überhaupt wahrgenommen zu werden. Zuhause beim Postsortieren muss sie durch einen konkreten Nutzen sofort Interesse wecken, um nicht in der Papiersammlung zu landen. Macht die Zielperson es sich mit Ihrem Kundenmagazin auf dem Sofa gemütlich, nimmt sie sich auch Zeit für spannende Reportagen, die nicht gleich im ersten Satz alles verraten und viele Detailinfos enthalten dürfen. Im Internet, wo der Fokus der Nutzer auf Informationssuche liegt, stossen zu werberische Texte auf Ablehnung. Und zu lange und komplizierte Texte werden einfach weggeklickt. Am POS schliesslich kann ein handfestes Argument oder ein monetärer Anreiz das Zünglein an der Waage sein, damit der Konsument sich für Ihr Produkt und nicht für jenes der Konkurrenz entscheidet. Sie sehen: Die Verfassung und Aufnahmebereitschaft Ihrer Zielperson beim Kontakt mit der Botschaft ist entscheidend. Stellen Sie sich deshalb vor der Textkreation die Fragen: Sind meine Leserinnen und Leser in Kauflaune? Auf Informationssuche? Oder am Ausspannen? Sitzen sie am Bildschirm oder haben sie ein Printmedium vor sich? Sind sie überhaupt auf Empfang? Oder mit etwas anderem beschäftigt? Darauf müssen die Kommunikationsziele einer Kampagne abgestimmt sein, damit die Botschaft überhaupt eine Chance hat, aufgenommen zu werden. Schauen wir uns nun aber die verschiedenen Textsorten in der Unternehmenskommunikation etwas genauer an. ((Jingle)) Wir beginnen mit dem neutralsten aller Texte – der Pressemitteilung. Für diese Textsorte gelten ganz andere Regeln als für die übrige Unternehmenskommunikation, denn es geht darum, den Text so aufzubereiten, dass er von den Redaktionen direkt Factsheet Direct Marketing 16. September 2011 übernommen und als eigener Beitrag publiziert werden kann. Gelingt dies, profitiert das Unternehmen gleich mehrfach, denn redaktionelle Beiträge sind gratis und geniessen eine höhere Glaubwürdigkeit als Aussagen von Unternehmen. Pressemitteilungen werden nach journalistischen Grundsätzen geschrieben. Sie enthalten also nur nachprüfbare Fakten und Tatsachen und sind möglichst knapp, sachlich und nüchtern formuliert. Um trotzdem überzeugende Argumente und Meinungen einflechten zu können, besteht die Möglichkeit, diese Informationen als Zitate – beispielsweise in Form von Aussagen des CEO – oder durch indirekte Reden einzuflechten. Dazu ein Beispiel: Wenn Sie schreiben: «Besonders erfolgreich hat sich die Firma für das gemeinnützige Projekt eingesetzt», würde dieser Satz kaum ungeändert abgedruckt, denn die Redaktion möchte vermutlich den Einsatz nicht selber als erfolgreich einstufen. Schreiben Sie dagegen: «Als besonders erfolgreich bezeichnete die Firma ihren Einsatz für das gemeinnützige Projekt», dann bewertet die Firma selbst den Einsatz, nicht die Redaktion. Doch interessieren wird dies kaum jemand. Sie könnten nun den Geschäftsführer zitieren. Das tönt dann zum Beispiel so: «Das gemeinnützige Projekt gründet auf dem persönlichen Engagement des CEO Rolf Münger, Zitat: ‚Ich weiss aus eigener Erfahrung, wie wichtig Bewegung für den Lernerfolg von Kindern ist. Uns in diesem Bereich zu engagieren, ist bereichernd und bringt auch für unsere Mitarbeiter eine willkommene Abwechslung.’» ((Jingle)) Ganz ähnlich wie ein Pressetext kommt die Publireportage daher. Sie ist jedoch keine Textform der Public Relations, sondern ein Marketinginstrument für Produktwerbung. Sie wird im Anzeigenteil geschaltet, ist als Publireportage oder Advertorial gekennzeichnet und unterscheidet sich auch typografisch vom redaktionellen Teil. Obwohl die Publireportage zur kommerziellen Kommunikation zählt, ist sie nicht leicht als solche erkennbar, denn das Unternehmen imitiert einen journalistischen Beitrag. Eine Publireportage weist einen hohen Informationsgehalt auf und kommt vor allem dann zum Einsatz, wenn ein Unternehmen ein starkes, meist produktbezogenes Informationsbedürfnis hat und die Zielgruppe durch ein Spezialinteresse bereit ist, die eher grösseren Mengen an Informationen zu verarbeiten. Aktuelles Beispiel ist das Angebot Swisscom TV, welches das Telekommunikationsunternehmen intensiv mit Publireportagen bewirbt. Wichtig ist, dass die Informationstiefe auf das Medium und das Leseverhalten abgestimmt wird. Bei der Publireportage gelangen praktisch alle journalistischen Darstellungsformen zum Einsatz, wenn auch kleinere Textblöcke, vermehrt Boxen und Bulletpoints verwendet werden, um die Leselust zu fördern. Berichte, Interviews und Portraits eignen sich ebenso wie Geschichten und ereignisbasierte Texte. Oft werden Texte hingegen personalisiert (oder anders gesagt: «angefietschert»), das heisst, eine fiktive Story veranschaulicht die Anwendung respektive den Nutzen eines Produkts. Klassische Reportagen sind eher selten, weil darin gemäss Definition alle Figuren authentisch sein müssen. ((Jingle)) Bestimmt ist Ihnen auch aufgefallen, dass immer mehr Unternehmen Kundenzeitschriften und Newsletter herausgeben. Dies hat mehrere Gründe. Unternehmen erkennen, dass klassische Werbebotschaften in den Informationsfluten immer öfter sang- und klanglos untergehen und sie mit Corporate Publishing ihre Kompetenz besser beweisen, den Kunden Mehrwerte vermitteln, deren Loyalität erhöhen und Markenwerte festigen können. Der heutige Konsument sucht heute mehr als reine Werbung, nämlich authentische und glaubwürdige Informationen mit Mehrwerten. Diesem Bedürfnis entspricht Corporate Publishing. Im Vergleich zur Werbung, die oberflächlich kommuniziert, Factsheet Direct Marketing 16. September 2011 geht es in die Tiefe. Die Sprache ist nicht werberisch, sondern folgt ebenfalls journalistischen Grundsätzen, auch wenn die direkte Ansprache – also Sie oder Ihre – dezent zum Einsatz kommt. Oft wird der Leser auch erst am Schluss eines Beitrags direkt angesprochen, indem er zum Beispiel aufgefordert wird, sich im Internet vertieft zu informieren oder einen integrierten Gutschein im Geschäft einzulösen. Verschiedene Textformen wie Nachricht, Bericht, Reportage oder Interview bringen Abwechslung in die Publikation. ((Jingle)) Kommen wir zur nächsten Spezies in der Textlandschaft, dem Werbetext. Im Gegensatz zu journalistischen Texten ist der Werbetext nicht wertfrei und objektiv, sondern emotionalisierend und verkäuferisch. Werbetext ist jedoch nicht gleich Werbetext. Je nach Instrument respektive Medium sowie Kommunikationsziel unterscheiden sich Aufbau und Stil. So müssen Inserate und Plakate die Zielperson innert Sekundenschnelle überraschen oder unterhalten. Ein Mailing hingegen muss den Empfänger dazu bringen, sich möglichst sofort Zeit zu nehmen, sich mit der Botschaft zu befassen und zu reagieren. Es muss den Leser also möglichst schnell involvieren. Der Text für eine Firmenbroschüre ist ebenfalls werberisch, liefert aber auch Hintergrundinformationen – zum Beispiel darüber, was ein Unternehmen antreibt, wie es arbeitet oder was ihm wichtig ist. Im Zentrum stehen hier jene Informationen, die für eine Zusammenarbeit ausschlaggebend sind. Auch bei Werbetexten ist es übrigens sinnvoll, den Lesern nicht einfach Vorteil um Vorteil an den Kopf zu werfen, sondern zu begründen, wie und warum Sie auf einem Gebiet eine besondere Kompetenz aufgebaut haben. Statt nur zu behaupten: «Unsere Cashmere-Pullover sind einzigartig in der Qualität», können Sie schreiben: «In der Mongolei und in China auf über tausend Metern über Meer, wo ein kaltes und trockenes Klima herrscht – dort leben die Kaschmirziegen, die den wertvollen Rohstoff für unsere Pullover liefern. Dank der optimalen Lebensbedingungen ist die Qualität der gewonnenen Edelwolle so aussergewöhnlich hoch.» Authentische und transparente Informationen lösen eine höhere Glaubwürdigkeit aus als ein unbegründeter Bluff, um es einmal plakativ zu formulieren. Die Flut an Werbebotschaften und die Möglichkeit, sich immer und überall über andere Konsumentenmeinungen informieren zu können, fördert die Skepsis der Menschen gegenüber platter Werbeaussagen. Ebenso übrigens ein Übermass an direkter Ansprache. Wie alle Texte sind auch Werbetexe persönlich – denn immer steht auf der anderen Seite ein Partner, der reagiert oder dessen Einstellung zum Unternehmen beeinflusst wird. Geschickt getextet, tragen sie massgeblich zum Erfolg von Werbemassnahmen bei. ((Jingle)) Die letzte Textsorte, die wir Ihnen heute vorstellen, ist der Webtext. Dieser gewinnt momentan stark an Bedeutung, da sich die Menschen immer stärker via Internet informieren und es deshalb erfolgsentscheidend ist, dass Suchmaschinen die Texte Ihres Unternehmens aufgreifen und im richtigen Moment möglichst weit vorne anzeigen. Schauen wir uns das Leseverhalten der Benutzer genauer an. Untersuchungen haben gezeigt, dass mehr als 80 Prozent aller Internetnutzer Texte nicht sequentiell, sondern selektiv lesen. Sie «überfliegen» sie also lediglich, lesen «quer» und picken die für sie relevanten Informationen rosinenartig heraus. Das Lesen im Internet ähnelt also auf gewisse Weise dem Lesen einer Tageszeitung, allerdings sind die Selektionsmechanismen im Internet noch viel extremer, denn das Lesen auf einem Bildschirm ist anstrengender als das Lesen auf Papier. Zudem ist das Internet ein aktives Medium. Der Nutzer klickt ständig auf Hyperlinks, scrollt sich durch Webseiten, lädt Daten herunter oder schreibt E-Mails. Der Internetnutzer ist sozusagen Factsheet Direct Marketing 16. September 2011 daueraktiv. Das Lesen eines umfangreichen Textes behindert diese Aktivität. Reine Werbetexte erfüllen das Informationsbedürfnis nicht, weil der Nutzer sie als subjektiv und wenig authentisch wahrnimmt. Die Texte müssen also formal und inhaltlich so gestaltet sein, dass sie die Besucher schnell erfassen können und leicht verstehen. John Morkes und Jakob Nielsen haben bereits 1997 in drei viel beachteten Studien die Mechanismen des Onlinelesens erforscht und dabei drei «goldene Regeln» für das Webtexten aufgestellt, die bis heute gültig sind: 1. Mache deinen Text scannbar. 2. Schreibe kurz und präzis. 3. Schreibe objektiv und sachlich. Um auf den Ergebnisseiten von Suchmaschinen weit vorne gelistet zu werden, ist es wichtig, dass der Inhalt einer Website aktuell und hochwertig ist und, dass die wichtigsten Suchbegriffe darin vorkommen. Die sogenannten Keywords sollten im Übrigen in der richtigen Menge und vor allem auch an der richtigen Stelle eingesetzt werden. ((Jingle)) Sie sehen: Unsere Zielpersonen sind nicht immer gleich aufnahmebereit. Sich ihre Situation vor Augen zu halten, ist entscheidend, um Ihr Interesse zu wecken und möglichst bis zur letzten Zeile aufrecht zu erhalten. Passend zum Thema Kontaktsituation gehts in der nächsten Episode ums Touchpoint-Management. Also darum, wie jeder Kontakt zwischen Unternehmen und Kunden respektive Interessenten einen positiven Beitrag zum Gesamtbild leisten und den Weg zum nächsten Kauf ebnen kann. Wir freuen uns, wenn Sie auch dann wieder zuhören. Ihr DirectPoint-Team ((Jingle)) Factsheet Direct Marketing 16. September 2011