Foto: Dr. Ing. J. Eckert Jäger - Jagdpraxis 62 WILD UND HUND | 17/2014 www.wi ldu n dhu nd .de SCHIESSEN MIT SEHSCHWÄCHE Das Ziel und die Visierung scharf zu sehen, sind Basis für den erfolgreichen Schuss. Doch wenn die Sehkraft nachlässt, steht der Schütze vor einem Problem. Dr. M. Metzner Im jugendlichen Alter kann der Kurzsichtige ohne Brille auskommen, denn ferne Bilder kann das Auge von selbst noch scharf stellen. Diese Selbstkorrektur wird mit zunehmendem Alter immer schwächer, und der Weg führt nicht mehr an einer Sehhilfe vorbei. ­Weitsichtige können nahe Objekte nicht scharf sehen. Gerade bei der Zielaufnahme und dem Scharfstellen der Visierung tritt hier das Problem deutlich zutage. Heute gibt es eine ­ Vielzahl von Möglichkeiten, den ­diesen entgegenzutreten. Die erste Wahl wird meist die Brille vom Optiker sein. Doch welche Brillenfassungen eignen sich? „In Bezug auf die Jagd gibt es Kriterien, die die Auswahl der Brillengestelle einschränkt. Für den Schuss legt der Jäger zum Zielen den Kopf leicht schräg an den Schaft an. Die ­Brillenfassung darf also nicht zu klein sein, ­damit der Haltesteg nicht das Sichtfeld einengt. Ein G ­ estell für größere Gläser mit schmalen Stegen sollte g­ewählt ­ ­werden, das bis oder über die Augenbrauen ragt“, erläutert Andreas Müller, Augenoptikermeister und Jäger aus dem saarländischen Spiesen-Elversberg. Hier bieten sich auch Brillenfassungen für Billardspieler an, die mit fast denselben Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Welche Linsen sollten für die Brille genutzt werden? „Beliebt sind heutzutage Gleitsichtgläser. Diese eignen sich allerdings für den Schützen nur bedingt bis gar nicht“, so der passionierte Sauenjäger. „Der Fokus der Gleitsichtlinse wird auf eine vertikale Achse gelegt. Im ww w.w ild un d hund .de WILD UND HUND | 17/2014 63 Grafiken: Sarah Puderbach Jäger - Jagdpraxis Gleitsichtbrille Die Linsen der Geitsichtbrille teilen sich in drei verschiedene Zonen, die fließend ineinander übergehen. Im oberen Teil (rot) wird die Ferne scharf, im zentralen Segment (gelb-orange) mittlere Distanzen zwischen einem halben und zwei Metern, im unteren Teil (grün) die Nähe. Die Randbereiche (blau) haben eine relative Unschärfe. oberen Segment des Glases erfolgen Korrektur­ schliffe für die Ferne, im unteren Teil für die Nähe. Die Übergänge sind dabei fließend.“ Der Jäger nutzt zum Zielen den oberen, ­nasenseitigen Bereich der Brille. In diesen Randbereichen überlagern sich die Korrekturen, und es kommt beim Durchsehen zu ­Unschärfen. Kunststoff ab 65 Euro pro Glas (ohne Fassung). Mit der Problematik beschäftigte sich auch der Augen­ optikermeister Manfred Müller aus Manching bei Ingolstadt. Als bisher Einziger in Deutschland ­ entwickelte er eine Schießbrille extra für die Anforderungen von Jägern und Schützen, das Modell „Dynamik“. „Ziel war es, ein optimales Sehfeld nach oben und ­innen zu gewährleisten, auch bei schwierigen Anschlagsarten, wie bei einem starken Winkelschuss oder einem Liegendanschlag. ­Dabei sollte auch ein Schutz des Auges nach vorne und zur Seite gewährleistet sein, ohne eine zu starke Wölbung der Brille zu konstruieren“, erläutert der 60-jährige Bayer. Ausgestattet wurde die Bril- Große Glasränder (grün) bieten auch ein großes Sehfeld und stören nicht beim Zielen. Der rote Kreis markiert die Blickrichtung beim Zielen mit Büchse und Flinte. Grafik: M. Müller 64 „Eine gute Wahl sind unter anderem Bifokalgläser. Auch hier werden wie bei der Gleitsichtbrille im unteren Bereich Korrekturen für die Naheinstellung eingearbeitet, oben für die Ferne. Allerdings sind die Übergänge nicht fließend, sondern hart“, erklärt der Optometrist. „Für Jäger empfehle ich, die Linse für Kurzsicht weiter in den unteren Bereich legen zu lassen. So können Kimme und Korn sowie Ferne klar fokussiert werden, ohne dass es zu Überlagerungen kommt.“ Diese Gläser bieten sich für Menschen mit Sehschwächen sowohl in der Ferne als auch in der Nähe an. Für Kurzsichtige könnte schon ein Einstärken-Glas für die Ferne reichen, für Weitsichtige eine kleine Lesebrille. Preislich starten laut Müller entspiegelte Bifokalgläser aus WILD UND HUND | 17/2014 www.wi ldu n dhu nd .de Bifokalbrille Die Linsen sind in Nah- (rot) und Fernbereich eingeteilt. Die Übergänge sind nicht, wie bei der Gleitsichtbrille, fließend, sondern hart. Bei einer Brille extra für die Jagd sollte der Nahbereich weiter nach unten gelegt werden. So können Kimme und Korn sowie das Ziel scharf gesehen werden. le mit einer Fassung aus leichtem und allergiefreiem Titan, mit einer Stegbreite von acht Millimetern, einer Höhenverstellung und ­einer Wechselmöglichkeit der Gläser. „Wenn das Nahsehen unbedingt erforderlich ist, verwenden wir auch große Bifokal­gläser“, sagt Müller aus Manching. Seine „Dynamik“ ist in drei G ­ rößen mit geschlossenem Titanrand und mehreren G ­ rößen mit einem unten offenen Nylonfadenrand erhältlich. „Wenn sich der Waidmann schon für eine spezielle Jagd-Brille entscheidet, kann er auch seine Sicht weiter optimieren. Farbige Brillengläser können helfen, den Kontrast zu erhöhen und die Zielerfassung zu erleichtern“, fügt Manfred Müller hinzu. Ein oranges Glas funktioniert bei orangefarbenen Tontauben sowie bei grünem und blauem ­Hintergrund optimal. Pink ist vor rein grünem Hintergrund unübertroffen, ­ wäre also theoretisch die erste Wahl für die Jagd. Allerdings sieht es wohl in der Praxis zu gewöhnungsbedürftig aus. ­ Gelb wird seit Jahrzehnten gerne von Sport- und ­Tontaubenschützen verwendet, da sich das Ziel optimal ­abzeichnet, und der Pulverdampf subjektiv besser „durchblickt“ werden kann. Bei hellen Unter- oder Hintergründen ­steigern wiederum Blautöne den Kontrast. Bei ­hellem Sonnenlicht ist braun eine gute Wahl, da dieser Ton ein Blaublocker ist und auch das Auge vor starker Strahlung schützt. Manfred Müller bietet deshalb zu seinem Brillengestell verschiedenfarbige Linsen an. Unter anderem auch ein klares Selbsttönungsmodell, welches sich der Sonnen­ einstrahlung anpasst und dann braun einfärbt. Eine weitere Möglichkeit, die Sehschwäche zu korrigieren, ist das Tragen von Kontaktlinsen. „Grundvoraussetzungen dafür sind aber die Fähigkeit, sich diesen Fremdkörper in die Augen einsetzen zu können und dass ein ausreichender Tränenfilm im Auge ­ vorhanden ist“, sagt der Saarländer ­ Junge Triebe sind kein Wildfutter! r TRICO ® NEU! mkeit sa Hohe Wirk che – einfa e ll und schne ! ng u g in r b s Au Natürlicher Schutz gegen Sommer- un www.wildverbiss.com • DI Peter Göldn er, Consulting Agrarmarketing, Tel. d Winterwildverbiss. +43 664/4454742 • Mail goeldner@ oekogold.at • www.oekogold.at Pfl. Reg. Nr. 2787, Zul. Nr. 007136-00. Pflanzenschutzmittel vorsichtig verwenden. Vor der Verwendung stets Etikett und Produktinformationen lesen. Erhältlich im Forstfachhandel. Farbige Gläser erhöhen den Kontrast. Das Ziel wird deutlicher und hebt sich gegen den Hintergrund besser ab. Fotos: Dr. M. Metzner Jäger - Jagdpraxis ­ndreas Müller. Viele Menschen A haben Probleme mit trockenen ­ Augen. Für jene scheidet diese ­ ­Option aus. Unterschieden wird bei Kontaktlinsen zwischen weichen und formstabilen beziehungsweise harten Linsen. „Für den gelegentlichen Gebrauch sind die weichen die bessere Wahl, da bei den harten eine Gewöhnungszeit eingeplant werden muss“, so Müller. „Grundsätzlich können mit einfachen, weichen Kontaktlinsen Diop­ trienwerte von -25 Dioptrien (dpt) für Kurzsichtige bis +25 dpt für Weitsichtige korrigiert werden und auch Hornhautverkrümmungen bis 3,5 dpt“, so Manuel Hermann, Oberarzt an der Universitätsklinik Köln, Leiter des Kontaktlinsenlabors und der Refraktiven Chirurgie. „Auch hier können spezielle Multifokale-Linsen Pinkfarbene Gläser sind ideal für einen grünen Hintergund. hergestellt werden, die die Eigenschaften einer Gleitsichtbrille haben und preislich um etwa 500 Euro für die Linsen liegen. Das Problem mit der Zielaufnahme tritt hier allerdings auch auf, nur in abgeschwächter Form“, erklärt der Kölner weiter. Weiche Kontaktlinsen gibt es in drei verschiedenen Ausführungen: Tageslinsen, Tauschsysteme für ­ etwa zwei bis drei Wochen und Jahres­linsen. Tageslinsen gibt es ab circa 20 Euro pro 30 Stück. Diese werden nach einmaligem Tragen weggeworfen. Tauschsysteme sind ab etwa 60 Euro pro Halbjahr erhältlich, Jahreslinsen ab 60 bis 70 Euro. „Zu beachten ist bei Linsen für ­einen längeren Zeitraum, dass die Haltbarkeit ab dem ­Öffnungstag gilt. Somit verfallen M ­ onats-Linsen nach Oranges Glas funktioniert bei grünem wie blauem Hintergrund optimal. Bei geraden Blick durch das Zentrum der Gleitsichtbrille wird der Bereich für mittlere (0,5 Meter [m] bis 2 m) und ferne (> 2 m) Distanzen genutzt. Fotos: Dr. M. Metzner Fotos: Peter Schmitt Bei gelben Linsen werden Tontauben deutlicher wahrgenommen. Mit einem Höhenverstellbaren Nasensteg lässt sich die Brille für das Flintenschießen anheben. 66 WILD UND HUND | 17/2014 www.wi ldu n dhu nd .de RISERVA il Piacere della Caccia 100% MADE IN ITALY einem M ­ onat, auch wenn sie nicht getragen werden“, erläutert Andreas Müller. „Für den gelegentlichen Gebrauch wie zur Drückjagdsaison ­ bieten sich deshalb Tageslinsen an. Bevor jedoch eine Kontaktlinse eingesetzt wird, muss ein Gespräch mit dem Augenarzt g­ eführt werden. Eventuell vorhandene Infektionen, Verletz­ ungen, ­Narben oder gesundheitliche Veränderungen an den Bindehäuten müssen im V ­ orfeld abgeklärt w ­ erden.“ Wichtig ist ­jedoch beim Einsatz von weichen Kontaktlinsen laut Oberarzt ­Hermann die Hygiene, da sonst ein Infektions­risiko besteht. Während des Besuchs beim Augen­ ­­ arzt kann sich der interessierte Waidmann auch über eine weitere ­ Möglichkeit informieren, seine Sehkraft ­wiederherzustellen. „Mit einem operativen Eingriff lassen sich Sehschwächen von -8 dpt bis +3 dpt korrigieren. Für weitsichtige Jäger ­ j­ edoch können Schwierigkeiten bei der Nachtsichtigkeit entstehen. D­eshalb rate ich diesen Patienten von der OP ab. Bei Kurzsichtigen besteht der Nachteil meist nicht. Allerdings sollte im Vorgespräch mit dem Chirurgen auf die Jagdproblematik eingegangen werden“, ­ erklärt Augenarzt Hermann. Bei ­ einer Hornhautverkrümmung bis 5 dpt lässt sich hingegen operativ leicht der gleiche Effekt herstellen wie mit einer Brille. Eine generelle Schwachsichtigkeit, die auf dem Nichttragen einer Brille in der Kindheit ­beruht, kann aber nicht­behandelt werden. Die Kosten für eine ­solche Operation beginnen bei etwa 1 000 Euro und können bis circa 3 000 Euro pro Auge betragen. e Beide Gamaschen von Riserva sind mit dem einzigartigen und patentierten Zugsystem ® ausgestattet Technisch durchdachte Gamaschen für jeden Einsatz und passend für alle Schuhe. Mehr Sicherheit beim Laufen, weil das Stahlseil direkt unter der Sohle liegt. Bequemes und schnelles An- und Ausziehen der Schuhe durch das Zugsystem. Einfacher Austausch des Stahlseiles.Wasser- und winddichte Gamaschen durch Tixit-Membrane Wassersäule 3000ml. Optimale Passform durch elastisches Zugband oberhalb vom Rist und am oberen Abschluss. r1686 Zum Zielen wird der obere, nasenseitige Bereich des Brillenglases genutzt. Bei kleineren Fassungen ragt der obere Teil störend ins Blickfeld. Zudem sieht man bei Gleitsichtbrillen durch den unscharfen Randbereich. Cordura und Kevlar Gamaschen Gamaschen für den harten Einsatz aus Cordura. Kevlarverstärkungen an beanspruchten Stellen. 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