Vulkane im Dienste der Evolution Henrik Kusche Im Rahmen meiner Doktorarbeit vergleiche ich die Farbmorphen von zehn verschiedenen Populationen von Midas-Buntbarschen aus den beiden großen Seen Nicaraguas und vier verschiedenen Kraterseen. Wie ist die spektakuläre biologische Vielfalt auf diesem Planeten entstanden? Welche Mechanismen sind beteiligt, wenn sich Tier- oder Pflanzenarten aufspalten? Diese zentralen Fragestellungen der Biologie werden durch das Studium der Amphilophus-Buntbarsche der Vulkankraterseen Nicaraguas ein ganzes Stück weit vorangebracht. Gewisse Fragestellungen in der Biologie entpuppen sich als ausgesprochen facettenreich und beschäftigen Generationen von Forschern mit der Erarbeitung einer zufriedenstellenden Antwort. Die Entstehung neuer Arten, die Charles Darwin bereits im Jahre 1859 treffend mit dem „Geheimnis der Geheimnisse“ umschrieb, ist nach wie vor in ihrer Komplexität nicht gänzlich erfasst. 74 Grundsätzlich nimmt man an, dass bei der Artbildung eine geografische Barriere vonnöten ist, beispielsweise ein Fluss oder eine Gebirgskette, die verschiedene Populationen einer Art voneinander trennt. Im Laufe der Generationen führt diese Trennung zu Anpassungen an die jeweiligen Umweltbedingungen, die mit genetischen Veränderungen einhergehen. Bleibt diese Isolation bestehen, kann dies früher oder später dazu führen, dass beide Populationen sich nicht mehr miteinander fortpflanzen können oder wollen, sei es durch Verhaltensänderungen bei der Partnerwahl oder durch angehäufte genetische Unterschiede. Nach wie vor bleibt jedoch besonders umstritten, ob Artbildung auch ohne räumliche Isolation vorkommt, wobei innerhalb eines abgegrenzten Lebensraums neue Arten aus einer Ursprungspopulation entstehen. Um dieses Geheimnis zu lüften, widme ich mich dem Modellsystem der Buntbarsche, das sich hervorragend zur Untersuchung von Artbildungsprozessen eignet. Diese Gruppe von tropischen Fischen umfasst über 2000 Arten und besticht durch ihre Diversität: Buntbarsche besitzen eine spektakuläre Vielgestaltigkeit in Körperbau, Farbgebung sowie der Art und Weise, wie sie ökologische Nischen besetzen. Besonders interessant ist, dass sie oftmals parallel evolvieren, das heißt, dass beispielsweise in unabhängigen Seen einander sehr ähnliche Arten entstanden sind. Ein Modellsystem, das sich ausgesprochen gut zur Erforschung von ArtbilDCG-Informationen 47 (4): 74-80 dungsprozessen ohne geografische Barriere eignet, findet sich in Nicaragua. In den dortigen Vulkankraterseen schwimmen Vertreter der Midas-Buntbarsche (Amphilophus spp.), die einen Artenkomplex von 13 beschriebenen Arten bilden. In Anbetracht der Tatsache, dass bislang nicht alle Seen genau untersucht worden sind, in denen die Tiere vorkommen, wäre es nicht ungewöhnlich, wenn bald noch weitere neu beschriebene Arten hinzukommen. Die isolierten Kraterseen wurden einst von deren Vorfahren kolonisiert, die aus den beiden benachbarten großen Seen (Managuasee und Nicaraguasee) stammen, die um ein vielfaches größer als der Bodensee sind. Es ist ein ungelöstes Rätsel, auf welche Weise die Fische in die Kraterseen kamen. Als Ursache denkbar sind Greifvögel, die ihre Beute fallen ließen, oder auch „Fischregen“, die bei tropischen Stürmen auftreten können. Die Kraterseen messen meistens nur etwa einen Kilometer im Durchmesser, sind aber bis zu 200 Meter tief. Im Vergleich zu den riesigen, flachen Seen stellen sie somit einen gänzlich unterschiedlichen Lebensraum dar, an den sich die Neuankömmlinge im Laufe der Zeit angepasst haben. Auf diese Weise haben sich innerhalb der Kraterseen, also auf engstem Raum, bereits binnen weniger Tausend Jahre neue Midas-Buntbarscharten gebildet, was im evolutionären Kontext einen extrem kurzen Zeitraum darstellt. Da mindestens sechs Kraterseen besiedelt worden sind, kann man die Artbildungsprozesse zwischen den Seen vergleichen, was hilft, die Mechanismen der Evolution zu verstehen. Die Vulkankraterseen können somit auch als „natürliche Laboratorien der Evolution“ verstanden werden (ELMER et al. 2010). Karte der großen Seen und der Vulkankraterseen Nicaraguas mit Überblick über die Farbmorphen. Beispiele der Anpassung an die Kraterseeumwelt sind die pfeilförmigen Midas-Buntbarscharten des offenen Wassers, die sich vor allem von Fischen und Insektenlarven ernähren, während die schwerfälligen, hochrückigen Arten im Uferbereich die Geröllfelsen nach Nahrung absuchen (BARLUENGA et al. Die oft schwer zugänglichen Vulkankraterseen sind isoliert von anderen Gewässern und ermöglichen so eine ungestörte Evolution der Midas-Buntbarsche. DCG-Informationen 47 (4): 74-80 75 digen Arten werden. Im Falle des Midas-Buntbarsches sind also wahrscheinlich aus Varianten, die den Offenwasserbereich vorziehen, und solchen, die im Uferbereich vorkommen, innerhalb der Vulkankraterseen neue Arten entstanden, die nur dort und nirgendwo sonst auf der Erde vorkommen. Aus dünn- und dicklippigen Midas-Buntbarschen sind wohl ebenfalls neue Arten hervorgegangen. Bei den Farbmorphen ist es aus verschiedenen Gründen etwas komplizierter. Viele der Vulkankraterseen sind im Gegensatz zu den großen nicaraguanischen Seen sehr klar und haben gute Sichtweiten unter Wasser. 2006; KUSCHE et al. 2014a). Individuen mit extrem vergrößerten Lippen (zum Beispiel Amphilophus labiatus) sind darauf spezialisiert, kleine Beutetiere aus engen Felsspalten zu saugen, eine Nahrungsquelle, die den dünnlippigen Exemplaren vorenthalten ist. Wahrscheinlich sind diese Formen parallel und unabhängig voneinander in verschiedenen Kraterseen entstanden (MANOUSAKI et al. 2013; ELMER et al. 2014). Was mich an den Midas-Buntbarschen besonders fasziniert, ist ihr Farbpolymorphismus, denn in den meisten Populationen kommen neben den häufigen gräulichen Individuen auch vereinzelt gelblich-goldene Individuen vor. Dieser goldenen Färbung verdankt der Fisch seinen Namen, in Anlehnung an den Sagenkönig Midas, der die Fähigkeit besaß, alles was er berührte in Gold zu verwandeln. Die Midas-Buntbarsche sind also in ihrer Farbgebung und in ihrem Körperbau außerordentlich vielgestaltig, was schon vor über hundert Jahren bekannt war. Beispielsweise hat der US-amerikanische Fischkundler Seth Meek bereits 1907 seine Schwierigkeiten gehabt, die Diversität dieser Fischgruppe zu kategorisieren. Offensichtlich war er sich nicht sicher, ob es sich bei den MidasBuntbarschen nur um eine oder mehrere Arten handelt: „Of all the species of fishes in these lakes, this one is by far the most variable. I made many repeated efforts to divide this material listed below in from two to a half-dozen or 76 more species, but in all cases I was unable to find any tangible constant characters to define them. To regard them as more than one species meant only to limit the number by the material at hand, and so I have lumped them all in one.” (MEEK 1907: S. 122-123). Bei den Midas-Buntbarschen gibt es also hochrückige und langgestreckte, dünnlippige und dicklippige Formen sowie die beiden Farbvarianten. Arten, in denen derartige Gegenstücke nebeneinander vorkommen, bezeichnet man als polymorph. Und hier wird es besonders interessant, da solch polymorphe Arten auch Ausdruck anhaltender Artbildung sein können. Besetzen diese gegensätzlichen Varianten einer Art unterschiedliche ökologische Nischen und bleiben sie bei der Paarung eher unter ihresgleichen, kann das im Laufe der Zeit dazu führen, dass sie zu eigenstän- Die Ausprägung der goldenen Färbung wird durch ein einzelnes Gen bestimmt, und innerhalb einer Brut kann es sowohl goldene als auch graue Tiere geben. Anfangs sind alle Jungtiere grau und nicht voneinander zu unterscheiden. Die genetisch-goldenen Tiere verlieren dann nach und nach die schwarzen Pigmente in ihrer Haut, sodass dann orangefarbene Pigmente dominieren. Aus unscheinbaren „normalen“ Midas-Cichliden entstehen so die auffällig gefärbten orange-goldenen Fische. Unterwasserbeobachtungen im Kratersee Xiloá haben ergeben, dass sich die Farbvarianten vorzugsweise untereinander verpaaren, also die goldenen Fische mit den Goldenen liebäugeln und die Grauen mit den Grauen. Weiterhin wurden genetische Unterschiede zwischen den Farbvarianten gefunden, was auf eine beginnende Artbildung, basierend auf der Körperfärbung, hindeutet (ELMER et al. 2009). Midas-Buntbarsche aus dem Nicaraguasee und ihre Farbmorphen. Amphilophus citrinellus (oben) und Amphilophus labiatus (unten) mit den verdickten Lippen. Die „normalen“ grünlich-grauen Exemplare stehen in starkem Gegensatz zu den auffällig orange-gelben Exemplaren. DCG-Informationen 47 (4): 74-80 Midas-Buntbarsche mit verdickten Lippen gibt es nicht nur in den großen Seen, sondern auch in einigen der Kraterseen. Die Abbildungen zeigen eine „Gegenüberstellung“ aus dem Apoyequesee. Die dicklippige Form (jeweils links auf den beiden Bildern) hat einen viel spitzeren Kopf als die normale Form. Bisher ist der Wissenschaft kein System bekannt, in dem eine derartige Form der Artbildung auf engstem Raum gefunden wurde. Diese kann allerdings nur vonstattengehen, wenn die Farbvarianten auch unterschiedliche ökologische Nischen einnehmen und sich so gut wie ausschließlich untereinander verpaaren. Andernfalls könnten die sich entwickelnden Arten auf Dauer nicht koexistieren, da sie sich gegenseitig die Ressourcen streitig machen würden oder sich durch ungleiche Verpaarungen (gold mit grau) die bereits angesammelten genetischen Veränderungen in den beiden Gruppen von Farbmorphen wieder vermischen. Mir stellte sich daher die Frage, ob die grauen und die goldenen Fische wirklich im Begriff sind, neue Arten zu bilden, und was der Mechanismus dafür sein könnte. Dazu habe ich zunächst anhand einer vergleichenden Studie die ökologischen Unterschiede der Farbvarianten im gesamten Artenkomplex untersucht. Hierzu benötigte ich natürlich zunächst einmal Fische aus freier Wildbahn und vor allem viele fleißige Hände, die beim Fangen der Fische mit Kiemennetzen und Harpunen halfen. Erfreulicherweise konnte so im Rahmen einer Feldexpedition von zehn Populationen aus unterschiedlichen Seen eine ausreichend große Anzahl von goldenen und grauen Fischen gesammelt werden. Dabei entdeckten wir auch Populationen, von denen man bislang nicht ahnte, dass sie den FarbpolymorphisDCG-Informationen 47 (4): 74-80 mus besitzen, wie beispielsweise in dem Kratersee Apoyeque. Für meine Studie habe ich vor Ort standardisierte Fotos der Fische angefertigt, anhand derer ich die Körperform digital genau vermessen konnte. Ein kleines Flossenstück wurde für die Gewinnung der DNA konserviert. Zudem konnte ich später im Labor anhand des Kiefers und des Muskelgewebes wertvolle Rückschlüsse zum Fressverhalten ziehen. Meine Vermutungen bestätigten sich. Die goldenen und die grauen Fische unterscheiden sich grundsätzlich in der Körperform und im Schlundkieferbau (KUSCHE et al. 2015). Die goldenen Exemplare haben einen größeren Kopf und einen hochrückigeren Körper als ihre schlankeren grauen Artgenossen. Zudem sind die Kiefer der goldenen Midas-Buntbarsche deutlich robuster und mit starken Zähnen ausgestattet. Diese auffälligen Unterschiede in Körperform und Kieferbau lassen vermuten, dass die beiden Farbvarianten bereits unterschiedliche Nahrungsquellen nutzen. Um das zu bestätigen, habe ich in allen Populationen die Konzentration der Elemente Stickstoff und Kohlenstoff des Muskelgewebes untersucht, die Aufschluss über die Nah- Nur sehr wenige Brutpaare bestehen aus verschiedenfarbigen Eltern. Hier ein Paar aus dem See Asososca Léon kurz nach dem Fang (Männchen unten). 77 Im Masayasee gehören im Gegensatz zum Apoyequesee die meisten der dicklippigen Exemplare zu den Gold-Morphen. rungspräferenzen gibt. Das Ergebnis deutet darauf hin, dass die goldenen und die grauen Buntbarsche im gesamten Artenkomplex tatsächlich leicht unterschiedliche Nahrungsquellen nutzen, möglicherweise gar verschiedene ökologische Nischen einnehmen (KUSCHE et al. 2015). Zukünftig muss aber noch genau durch Mageninhaltsanalysen und Untersuchung der tierischen und pflanzlichen Nahrungsquellen geklärt werden, in welchem Ausmaß die Farbmorphen sich in ihrer Ernährung noch überlappen. Um herauszufinden, ob die Unterschiede in Körperform und Kiefer zwischen den Farbvarianten bereits genetisch-manifestiert sind, habe ich goldene und graue Geschwistertiere aus einer Brut gemeinsam in einem großen Laboraquarium aufgezogen (KUSCHE et al. 2015). Dadurch wurden die Tiere gewissermaßen daran gehindert, ihre jeweilige Kraterseenische einzunehmen. Hierbei zeigte sich, dass die Unterschiede, die von mir in den Kraterseepopulationen festgestellt wurden, teilweise genetischer Natur sein müssen, da sie trotz fehlender Möglichkeit ihre ökologische Kraterseenische einzunehmen auch bei den Laborgeschwistern auftraten. Meine Studie (KUSCHE et al. 2015) deutet auf einen ökologischen Diversifizierungsprozess basierend auf dem Farb78 polymorphismus hin, der ohne räumliche Isolation in mehreren Seen gleichzeitig stattfindet – eine völlig unerwartete Entdeckung! Die goldenen und die grauen Kraterseebuntbarsche Nicaraguas erfüllen zudem alle aus der Theorie zu erwartenden Anforderungen für die Artentstehung auf engstem Raum. Ich gehe davon aus, dass zukünftige genetische Untersuchungen und Unterwasserbeobachtungen zur Partnerwahl meine Ergebnisse noch weiter ausbauen und untermauern werden. Es bleibt allerdings spannend, ob wirklich Artbildung stattfindet oder nicht. Zudem bleibt noch unklar, ob solch ein Prozess derart voranschreiten kann, dass die goldenen und die grauen Midas-Buntbarsche in Zukunft eigene Arten sein werden. Im Rahmen von begleitenden Studien wurden die Farbmorphen auch aus einer anderen ökologischen Perspektive untersucht, nämlich aus Sicht des Räubers. Da die Ausprägung der Goldfärbung genetisch dominant ist und die goldenen Tiere ihre grauen Artgenossen bei Streitigkeiten dominieren, würde man erwarten, dass in der Natur viel mehr goldene als graue Tiere zu finden sind und nicht umgekehrt. Bekanntlich sind die goldenen Farbmorphen aber in der Natur eher selten, denn in den Kraterseen finden sich nur etwa 10-20% goldene Fische. Für andere Kraterseen, wie zum Beispiel den Apoyosee, gibt es zudem wohl bislang keinen fundierten Nachweis über das Vorkommen von Farbmorphen. Das kann bedeuten, dass es nicht nur Vorteile mit sich bringt, zu den goldenen Farbmorphen zu gehören. Zum Beispiel wäre es interessant zu wissen, ob es möglicherweise einen Zusammenhang zwischen der Körperfärbung der Midas-Buntbarsche und den Beutepräferenzen der natürlich vorkommenden Feinde der MidasBuntbarsche gibt. Dieses Wissen kann sehr hilfreich sein, um die Populationsdynamik der Midas-Buntbarsche besser zu verstehen. Um das herauszufinden, habe ich eine Laborstudie mit dem Jaguarcichliden (Parachromis managuensis) und Goldfischen durchgeführt (KUSCHE et al. 2014b). Kleine Midas-Buntbarsche sind für große Jaguarcichliden durchaus eine willkommene Beute. Die grauen und goldenen Goldfische, die Gänzlich weiße Tiere kommen auch gelegentlich vor. DCG-Informationen 47 (4): 74-80 Der Idyllisch gelegene Vulkankratersee Asososca Léon mit Blick auf den Las Pilas-Vulkankomplex. mir in großer Anzahl als Versuchstiere zur Verfügung standen, dienten als Ersatz für die wertvollen Midas-Buntbarsche und waren ein willkommenes Lebendfutter für die Jaguarcichliden, die an dem Experiment teilnahmen. Bei jedem Versuchsdurchgang wurde der hungrige Jaguarcichlide in Erwartung einer Futtergabe in eine Ecke des Aqua- riums gelotst, während in der gegenüberliegenden Ecke jeweils ein unauffälliger (grauer) und ein auffälliger (goldener) Goldfisch gleichzeitig in das Wasser gegeben wurde. Die beiden Goldfische wurden zuvor jeweils zu gleich großen Paaren zusammengestellt. Der Jaguarcichlide hat von seinen neuen Mitbewohnern meist sofort Durch die gemeinsame Aufzucht von goldenen und grauen Midas-Buntbarschen konnte ich zeigen, dass die morphologischen Unterschiede der Farbmorphen teilweise genetisch bedingt sind. DCG-Informationen 47 (4): 74-80 Es hat mich immer wieder beeindruckt, wie treffsicher die Einheimischen mit ihren selbstgebauten Harpunen sind. Notiz genommen und die beiden Goldfische meist prompt angegriffen und beide zügig nacheinander verschluckt. Es hat sich dann herausgestellt, dass der goldene Goldfisch mit einer viel höheren Wahrscheinlichkeit zuerst gefressen wurde als der graue. Dies deutet darauf hin, dass der hungrige Raubfisch den goldenen Goldfisch zuerst wahrgenom- In den Flüssen und einigen der Seen Nicaraguas findet man natürlich auch andere interessante Cichliden, wie beispielsweise Amphilophus rostratus (ganz oben) oder Amphilophus longimanus (die unteren zwei Exemplare). 79 men hat oder sogar eine Vorliebe für ihn hatte. Bezogen auf die Häufigkeiten der Farbmorphen in den Kraterseepopulationen, könnte das erklären, warum man weitaus weniger goldene Tiere findet als graue. Eine weitere Feldstudie im Kratersee Asososca Managua hat weitere interessante Erkenntnisse geliefert (TORRESDOWDALL et al. 2014). Hier wurde der Räuberdruck an verschiedenen Stellen im Kratersee anhand von goldenen und grauen Wachsmodellen der MidasBuntbarsche untersucht. Es zeigte sich, dass nicht nur Parachromis managuensis, sondern auch Greifvögel wohl einen erheblichen Anteil an der Dezimierung der Population durch natürliche Feinde haben. Zudem wurden insgesamt mehr graue Modelle als goldene Modelle angegriffen. Interessanterweise stieg aber die Anzahl der Angriffe auf die goldenen Modelle mit steigender Wassertrübung wieder stark an. Literatur BARLOW, G. & J. MUNSEY (1976): The red devilMidas-arrow cichlid species complex in Nicaragua. - S. 359–369 in Thorson TB (ed.): Investigations of the Ichthyofauna of Nicaraguan Lakes, School of Life Sciences, University of Nebraska-Lincoln. BARLUENGA, M., K. N. STÖLTING, W. SALZBURGER, M. MUSCHICK & A. 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MEYER (2014b): One cost of being gold: selective predation and implications for the maintenance of the Midas cichlid colour polymorphism (Perciformes: Cichlidae). Biological Journal of the Linnean Society. 111: 350–358. 80 Frisch ins Netz gegangen: Amphilophus amarillo aus dem Xiloásee. KUSCHE, H., K. R. ELMER & A. MEYER (2015): Sympatric ecological divergence associated with colour. BMC Biology. 13: 82. MANOUSAKI, T., P. M. HULL, H. KUSCHE, G. MACHADO-SCHIAFFINO, P. FRANCHINI, C. HARROD, K. R. ELMER & A. MEYER (2013): Parsing parallel evolution: trophic ecology, morphometrics and comparative transcriptomics in the repeated evolution of hypertrophied-lips in the Nicaraguan Midas cichlid fish adaptive radiations. Molecular Ecology. 22 (3): 650–669. MEEK, S. E. (1907): Synopsis of the Fishes of the Great Lakes of Nicaragua. Field Columbian Museum, Publication 121, Zoological Series 7(4): 122–123. TORRES-DOWDALL, J., G. MACHADO-SCHIAFFINO, A. F. KAUTT, H. KUSCHE & A. MEYER (2014) Differential predation on colour morphs of Nicaraguan Crater lake Midas cichlid fish: implications for the maintenance of gold-normal polymorphism. Biological Journal of the Linnean Society 112: 123-131. In einigen der Kraterseen gibt es langgestreckte limnetische Arten, die sich auf ein Leben im offenen Wasser spezialisiert haben. Hier eine Gegenüberstellung aus dem Xiloàsee. Oben die limnetische Art Amphilophus sagittae mit dem pfeilförmigen Körper und unten die hochrückige benthische Art Amphilophus xiloaensis, die im Uferbereich vorkommt. DCG-Informationen 47 (4): 74-80