Peter Köck: Handbuch des Ethikunterrichts. Fachliche Grundlagen, Didaktik und Methodik, Beispiele und Materialein,: Auer Verlag Donauwörth 2002, ISBN 978-3403036630, 272 Seiten, 22,50€ Eine Rezension von Vanessa Glinksi, Ipek Tijen Sayan, Meike Röser Ist der Ethikunterricht eine notwendige Forderung eines allgemein verbindlichen Wertefundaments in unserer pluralistischen Gesellschaft? Wie soll Ethikunterricht vonstattengehen, sodass er Schülerinnen und Schülern im Entwicklungsprozess zur moralischen Urteilsfähigkeit unterstützt? Das Handbuch des Ethikunterrichts von Peter Köck geht genau auf diese Fragestellungen ein und versucht angehenden Lehrern und Lehramtsstudierenden im Fach Ethik eine theoretische Anleitung für den praktischen Unterricht zu vermitteln. Der Autor Peter Köck absolvierte sein Studium in Pädagogik, Philosophie und in Theologie, er arbeitete längere Zeit in der Schule und hat somit langjährige Erfahrung in der Schulpraxis. Er ist Hochschullehrer für Schulpädagogik und für die Fachdidaktik Ethik an der Uni Augsburg. Außerdem ist Peter Köck zuständig für die Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern aller Schulformen für das Fach Ethik in Dillingen. Das „Handbuch des Ethikunterrichts“ ist nicht sein erstes Handbuch, so veröffentlichte er ein weiteres Handbuch mit dem Titel „Handbuch der Schulpädagogik“. Die Literatur von Köck ist zwar kein klassisches Handbuch, wird dennoch stets ihrer Funktion als Nachschlagwerk für Lehrkräfte und vor allem Lehramtsstudierende gerecht. Das Handbuch ist ein kompaktes Nachschlagwerk, welches konkrete Anleitungen und Hilfestellungen zu bestimmten Themen enthält. Das Buch ist in drei große Bereiche eingeteilt, die in A, B und C gegliedert sind. Der Abschnitt A erklärt dem Leser alle fachlichen Grundlagen, wie zum Beispiel „Was ist Ethik?“ oder „Was ist Moral?“. Der Abschnitt B geht auf das Unterrichtsfach Ethik ein und beschreibt sehr ausführlich die Didaktik und die Methodik des Faches Ethik. Der letzte Abschnitt C bietet dem Leser eine Vielzahl an Materialien und Unterrichtsbeispielen an, die man zu bestimmten Unterrichtsinhalten vielfältig einsetzen und verwenden kann. Als Anregung für bestimmte Themen, die sowohl die Auseinandersetzung mit Problemstellungen als auch die moralische Urteilsfähigkeit fördern soll, werden vielfältige und schülergerechte Dilemmageschichten vorgestellt, die zielführende Arbeitsaufträge enthalten. Das Handbuch hat ein klar strukturiertes Konzept, es enthält einen roten Faden und ist anhand des logischen Aufbaus sehr übersichtlich und nachvollziehbar. An dieser Stelle möchten wir weitere Einblicke in das Handbuch geben, zunächst zu Teil A, den fachlichen Grundlagen. In diesem Abschnitt gibt es sieben große Unterpunkte, die wie folgt lauten: 1. „Was ist Ethik?“, 2. „Was ist Moral?“, 3. „Zusammenfassende Übersicht: Moral und Ethik – Abgrenzung und Zusammenhänge“, 4. „Ausweitung: Moral und Ethik im Verhältnis zu Recht und Religion“, 5. „Das Gewissen als Urteilsinstanz in ethischen Entscheidungen“, 6. „Standortbestimmung und aktuelle Wirkungsbereiche der Ethik“, 7. „Handlungsmuster ethischer Begründungen“. Der komplette dritte Gliederungspunkt fasst die beiden ersten Unterpunkte auf einer Seite tabellarisch zusammen. Unterpunkt sechs beginnt mit einem Überblick. In diesem werden die Grundlagenwissenschaften sowie die aktuellen Bereichsethiken aufgeführt und im Anschluss die Verbindung zwischen Ethik und den Bezugswissenschaften anhand von Beispielen dargelegt. Außerdem werden die Bereichsethiken genauer definiert und auch innerhalb bestimmter Themen Hinweise auf mögliche Dilemmadiskussionen, beispielsweise künstliche Befruchtung, Leihmutterschaft, Organtransplantation, gegeben. Das letzte Kapitel „Handlungsmuster ethischer Begründungen“ stellt zur Vertiefung verschiedene Philosophen (z.B. Hobbes, Rousseau, Kant) mit kurzem Lebenslauf, Bild, Werken und Erläuterungen vor. Damit ist eine solide Basis für ethische Begründungen und Handlungsentscheidungen geschaffen. Der nächste Abschnitt B beschäftigt sich mit der Didaktik und Methodik des Unterrichtsfaches Ethik. Dieser hat sechs große Unterpunkte: 1. „Legitimation der Ethik als Unterrichtsfach“, 2. „Standortbestimmung des Fachdidaktik Ethik“, 3. „Lernen im Ethikunterricht als Entwicklungsprozess“, 4. „Didaktisches Konzept des Ethikunterrichts“, 5. „Methoden im Ethikunterricht“, 6. „Medien im Ethikunterricht“. Der Schwerpunkt von Teil B liegt bei den Methoden, jedenfalls was den Seitenumfang (57 Seiten) betrifft. In einer Übersicht werden viele Methoden aufgeführt und eine Großzahl an Einzelmethoden darauffolgend erläutert. Köck macht nicht klar, aus welchen Gründen er einige Methoden stärker fokussiert als andere. Der letzte Abschnitt C Materialien und Unterrichtsbeispiele beinhaltet lediglich zwei Unterpunkte: 1. „Dilemmageschichten“, 2. „Unterrichtsbeispiele“. Zunächst werden im ersten Gliederungspunkt elf verschiedene Dilemmata mit konkreten Beispielen und Texten angegeben. Darauf folgen verschiedene Fragen und mögliche Aufgabenstellungen. Bei einer Dilemmageschichte wird relativ am Anfang des Kapitels ein Verweis zu Kohlbergs Stufen der Moralischen Entwicklung gegeben. Im zweiten Gliederungspunkt werden drei Unterrichtsbeispiele von Köck vorgestellt. Ein Beispiel zur Grundschule, eins zur Sekundarstufe 1 und eines zur Sekundarstufe 2. Eine didaktische Analyse/Sachanalyse, ausformulierte Lernzeile, Unterrichtsverlaufsplan und Anhang mit Materialien (Texte, Aufgaben, Arbeitsblätter) vervollständigen die Unterrichtsbeispiele. Fazit: Das „Handbuch des Ethikunterrichts“ ist ein anschauliches und praxisorientiertes Handbuch und ermöglicht sowohl Lehramtsstudierenden im Fach Ethik als auch angehenden, sowie langjährigen Lehrkräften die Gestaltung eines zeitgemäßen und attraktiven Ethikunterrichts von Klasse 5-11. Die im Buch enthaltenen fachlichen Grundlagen zu diversen Begriffen wie Ethik, Moral und Gewissen sowie die vorgestellten Handlungsmuster machen das Buch im Hinblick auf ein „Nachschlagwerk“ bzw. Handbuch besonders interessant. Aus der Darbietung fachspezifischer Methoden und deren Analyse geht hervor, dass diese konkret umgesetzt werden können und Umsetzungsvorschläge unterbreitet werden. Neben der dargebotenen Methodenvielfalt gibt es einige Unterrichtsversuche, die als solche gut umsetzbar sind. Das Angebot an Themen und Methoden ist reichlich, aktuell und vor allem schülerorientiert. Interessant ist die altersdifferenzierte Darbietung von Unterrichtsbeispielen, denn neben Beispielen und Themen für die Sekundarstufe 1 und 2, wird das Unterrichten in der Grundschule, wenn auch als kleines Kapitel umrissen, berücksichtigt. Die dreigliedrige klare Struktur, der Hinweis auf Zusatzmaterialien und weiterführende Literatur, die Anschaulichkeit anhand von (einigen) Kapitelzusammenfassungen in Form von Text und Graphik sowie die Präsenz von Merkkästen lässt das Handbuch sehr übersichtlich und kompakt erscheinen. Doch ist zu bemängeln, dass wichtige Begriffe der Ethik und Philosophie als Begriffserklärung im Glossar nicht vorhanden sind und wünschenswert gewesen wären. Wenn es darum geht, dem Titel als Handbuch gerecht zu werden, so hat das Buch seine Funktion zum größten Teil erfüllt. Der erste Eindruck, den der Leser bekommt, nämlich wie ein methodisch gut aufgebauter, didaktisch fundierter Ethikunterricht funktionieren soll, wird im Verlauf des Buches bestätigt, allerdings gibt es in dem Bezug keine konkreten Lösungsvorschläge, die auf mögliche Probleme eingehen. Außerdem wünschten wir uns eine Anregung zur Leistungsbewertung, die unserer Meinung nach gut in das Gesamtkonzept von Peter Köcks Handbuch gepasst hätte. Nach der Feststellung über die Intention des Autors, zum einen die Vermittlung von fachlichem Basiswissen, zum anderen die theoretisch begründete Praxisanleitung spezifisch für den Ethikunterricht, sind wir der Meinung, dass das Buch sehr gut gelungen ist und Peter Köck den Ausgangspunkt sowie das Ziel des Ethikunterrichts, nämlich die Entwicklung der moralischen Urteilsfähigkeit, in dem fachdidaktischen Kapitel sehr gut darstellt. Die ausführliche Analyse des Handbuchs hat für uns ergeben, dass das Buch in jedem Fall weiterzuempfehlen ist. Vor allem für angehende Lehrkräfte und Lehramtsstudenten ist das „Handbuch des Ethikunterrichts“ von Köck jederzeit ein optimales Nachschlagwerk und bietet die Möglichkeit, einen abwechslungsreichen und attraktiven Ethikunterricht zu gestalten.