ALTERNATIVE ENERGIEN // INTERNET DER DINGE Schaltungsentwurf für batteriebetriebene Funkkomponenten Kommunikation per Funk entwickelt sich zum Standard elektronischer Geräte. Mobilität wird aber nur dann erreicht, wenn die Stromversorgung dieser Geräte ebenfalls keine Kabel mehr benötigt. CHRISTIAN PÄTZ * Blockschaltbild: Funksensoren, egal ob für standardisierte Funkprotokolle wie IEEE 811.15.4, Z-Wave, wireless M-Bus oder EnOcean sind meist gleich aufgebaut. K ommunikation per Funk entwickelt sich zum Standard elektronischer Geräte. Mobilität wird aber nur dann erreicht, wenn die Stromversorgung dieser Geräte ebenfalls keine Kabel mehr benötigt. Dafür existieren heute zwei grundsätzliche Möglichkeiten. Entweder wird die Energie per Energy Harvesting aus einer Energiequelle der Umgebung wie Bewegung, Temperaturunterschied oder elekromagnetische Felder gewonnen, oder es werden Batterien verwendet. Da Energy Harvesting immer noch vergleichsweise teuer ist und auch nur minimale Energie bereitstellt, ist der Einsatz von Batterien das übliche Mittel der Wahl. Batterien mit unterschiedlich langer Lebensdauer Sobald Elektronik von Batterien gespeist wird, ist der Stromverbrauch und damit die Lebensdauer der Batterie ein entscheidendes * Prof. Dr.-Ing. Christian Pätz ... ist Stiftungsprofessor für Systemzuverlässigkeit an der TU Chemnitz 32 Entwurfskriterium. Je nach Einsatzzweck soll eine Batterie ein Produkt auch mehrere Jahre mit Energie versorgen. Ideal sind zum Beispiel bei Rauchmeldern Batterielaufzeiten von zehn Jahren, weil das Gerät nach dieser Zeit ohnehin ausgetauscht werden sollte. Eine Batterielaufzeit von weniger als einem Jahr ist für Consumergeräte kaum noch zu vermitteln. Der Energiegehalt einer Batterie wird meist in Amperestunden (Ah) angegeben. Wird dieser Wert durch die erwartete Batterielebensdauer geteilt, ergibt sich die maximale Stromaufnahme der durch diese Batterie zu speisenden Elektronik. Diese Berechnung ist leider nur bedingt richtig und maximal als erste grobe Abschätzung der Verhältnisse tauglich. Für eine genauere Abschätzung der Lebensdauer muss eine Reihe von Parametern in Betracht gezogen werden. Batterien beruhen auf verschiedenen chemischen Stoffen. Batterien auf Basis von Lithiumverbindungen sind aufgrund ihrer hohen Energiedichte und ihrer günstigen elektrischen Eigenschaften besonders be- liebt. Eine günstige Eigenschaft ist, dass Lithium-Zellen im Gegensatz zu Alkaline-Batterien ihre Zellspannung über einen größeren Strombereich konstant halten. Es ist also möglich, auch größere Lastspitzen aus den Batterien zu entnehmen ohne Spannungseinbrüche befürchten zu müssen. Diese Eigenschaft lässt jedoch mit zunehmender Entladung der Batterie nach. Der Grund dafür ist der größer werdende Innenwiederstand der Batterien. Abbildung 1 zeigt diesen Innenwiederstand einer CR2032-Knopfzelle in Abhängigkeit von der Restladung (andere Bauformen der CR-Kopfzellen zeigen ein identisches Verhalten). Diese Abhängigkeit ist für die Dimensionierung der Elektronik besonders wichtig. In der Regel endet die Batteriespeisung nicht damit, dass die Kapazität der Batterie erschöpft ist, sondern weil bei gegebener Stromaufnahme die von der Batterie zur Verfügung gestellte Spannung unter einen Minimalwert fällt, der von der Elektronik zum Betrieb benötigt wird. Eine kurze Rechnung soll dies verdeutlichen: Eine Elektronik soll mindestens 2,4 V Spannung benötigen und zieht Stromspitzen von 30 mA aus der Batterie. Der Innenwiderstand der Batterie ist in Reihe zum Widerstand der Last. Aus den Kirchhoff´schen und dem Ohm´schen Gesetz folgt damit, dass bei einem Innenwiderstand von 60 Ohm der Batterie die Spannung über der Last unter 2,4 V fällt. Eine solche durchaus übliche elektrische Charakteristik einer Schaltung wird die CR2032Batterie also zu gerade mal 50% entladen. Dimensionierung von Schaltung und Batterie Zur Dimensionierung von Schaltung und Batterie wird also neben dem durchschnittlichen Strom der maximale Strombedarf und die dafür notwendige minimale Betriebsspannung benötigt. Die Ladungsangaben der meisten Batterien beziehen sich in der Regel auf einen konstanten sehr niedrigen Entla- ELEKTRONIKPRAXIS Nr. 15 7.8.2014 ALTERNATIVE ENERGIEN // INTERNET DER DINGE destrom, der bei direkter Speisung der Schaltung kaum zu erreichen ist. Das Ergebnis ist eine deutlich geringere Betriebszeit, je nachdem, wie sensibel die gewählte Batterie auf die maximale Stromaufnahme reagiert. Eine Verbesserung der Situation ist durch Schaltungsmaßnahmen möglich. Step-Up-Wandler können die Batteriespannung auf das für die Schaltung benötigte Minimum heben, benötigen aber dann bei geringeren Spannungen wiederum deutlich höheren Strom zur Bereitstellung der notwendigen Leistung für die Elektronik. Lithium-Batterien können zwar höhere Ströme liefern, ihre Gesamtladung nimmt dabei aber überproportional ab. Für die CRKnopfzellen wird in der Regel ein maximaler Entladestrom von 15 mA angegeben. Die Untersuchung von Mathias Jensen, White Paper SWRA349: Coin cells and peak current draw, Texas Instruments, 2010, zeigt, dass sich bei einem doppelt so hohen Entladestrom die Ladekapazität unabhängig von der höheren Energieentnahme zusätzlich um 10..30% verringert. Damit sind dem Einsatz von Step-UpWandlern gewisse Grenzen gesetzt, weil zum einen zwar bei geringerer Zellspannung noch Abbildung 1: Innenwiderstand einer CR2032-Zelle in Abhängigkeit von Restladung eine Versorgung der Elektronik gewährleistet wird, zum anderen aber der insgesamt höhere Stromfluss zu noch schnellerer Ermüdung der Batterie führt. Funksensoren, egal ob für standardisierte Funkprotokolle wie IEEE 811.15.4, Z-Wave, Wireless M-Bus oder EnOcean sind meist gleich aufgebaut. Sie bestehen aus einem Mikroprozessor mit flüchtigem und nichtflüchtigem Speicher; gern auch als System on Chip (SoC), einem Kommunikationsradio mit Sende- und Empfangsfunktion sowie der eigentlichen Sensorik- bzw. Aktorik. Je nach Technologie können noch spezielle Schaltungen zur Stromversorgung hinzukommen insbesondere dann, wenn mehrere Spannungen für die Elektronik benötigt werden oder die Betriebsspannung der Elektronik nicht mit der Nennspannung der eingesetzten Batterie übereinstimmt. Für unterwegs Ein perfektes Paar Störmelder für Siemens LOGO!TM 0BA4-0BA7 O-1 +! 08345 IM GO LO TM & Scannen unden direkt verb werden Ab sofort finden Sie ELEKTRONIKPRAXIS auch auf dem Smartphone. News aus der Elektronikbranche, Produktinformationen und Bildergalerien – immer aktuell, 24/7 verfügbar. ---> mobil.elektronikpraxis.de ELEKTRONIKPRAXIS Nr. 15 7.8.2014 www.vogel.de Kommunikationsmodul zum professionellen Überwachen, Fernwarten und Fernwirken Überwachung mehrerer LOGO!TM-Steuerungen Integrierte Linux Sandbox als Datenlogger, Webserver etc. Ihr Experte für die industrielle Datenkommunikation Meldungsversand inklusive LOGO!TM-Werte per SMS und E-Mail (eskalierend) VPN GPRS-Router mit Ethernet, RS232 und digitalen IOs Weitere Infos und Anwendungsbeispiele unter www.insys-icom.de/IMO ALTERNATIVE ENERGIEN // INTERNET DER DINGE Um eine Elektronik mit Batterien speisen zu können, muss diese über einen besonders geringen Ruhestrom verfügen. Meist werden Teile der Elektronik oder die gesamte Schaltung abgeschaltet und nur bei Bedarf aktiviert. Viele Prozessoren verfügen über einen Schlafmodus, in dem nahezu alle Funktionen außer einem Timer abgeschaltet sind. Die in diesem Ruhemodus abgenommene Energie ist die erste wichtige Entwurfsgröße. Verschiedene Betriebsphasen der Elektronik Heutige SoCs der oben genannten Funktechniken benötigen im Tiefschlafmodus ca. 1 µA Strom bei einer Betriebsspannung von 2...3 V. Im Schaltungsentwurf muss sichergestellt werden, dass alle nicht benötigten aber energieverbrauchenden Teile einer Schaltung abgeschaltet oder in einen Tiefschlafmodus versetzt werden können. Besonderes Augenmerk ist hier auf Pull-Up-Widerstände, Spannungsteiler, etc. zu legen, die alle sehr hochohmig ausgelegt oder per MOSFET abschaltbar sein sollten. Da eine Elektronik im Tiefschlafmodus wenig Nutzen hat, wird es immer Modi geben, in denen die CPU arbeitet und der Transceiver aktiv ist. Viele Sensoren durchlaufen eine solche Aktivphase in ähnlicher Art und Weise. Abbildung 2 zeigt die typische Stromaufnahme, hier für eine Funkfernbedienung mit der Funktechnik Z-Wave. Für derartige Aufzeichnungen eignet sich ein gutes Speicheroszilloskop oder ein spezieller Batterie- Abbildung 2: Stromverbrauch eines Funksensors, aufgezeichnet mit einem Batterielogger stromlogger, wie er zum Beispiel im Beitrag von Christian Rossberg, Christian Pätz, Batteriemessgerät für Smart-Home-Produkte im Eigenbau, ELEKTRONIKPRAXIS 172014, S.54f vorgestellt wurde. Deutlich sind verschiedene Betriebsphasen zu erkennen: Die kurzen Stromspitzen entstehen durch das Aussenden von Funksignalen, der obere Wert von ca. 30 mA bedeutet, dass der Radioempfänger aktiv ist, wäh- Die Kernpunkte des Beitrags Beim Entwurf von funkbasierten Sensoren oder Aktoren sind die folgenden Optimierungshinweise zu beachten: Die Multiplikation von durchschnittlicher Stromstärke und Endladezeit ist nur eine erste, in der Regel viel zu optimistische Abschätzung für die Batterielebensdauer. Entwurfsgrößen sind der maximale Stromverbrauch und die minimal notwendige Versorgungspannung der Elektronik. Im Zusammenhang mit der Erhöhung des Innenwiderstandes der Batterie ergibt sich damit die Ladekapazität, die der Batterie maximal entnommen werden kann. Durch Zusatzschaltungen wie Step-Up-Wandler kann diese Ladung gegebenenfalls erhöht werden, wenn der damit verbundene höhere Entladestrom dem nicht entgegensteht. Der im Ruhemodus benötigte Strom ist eine sehr kritische Entwurfsgröße. Peripherie, die nicht benötigt wird, muss in diesem Modus deaktiviert sein. Pull-UpWiderstände und externe Spannungsteiler sind zu vermeiden oder sehr hochohmig auszulesen. Bei den meisten Funkkomponenten ist der eingeschaltete Empfänger energetisch am teuersten. Hier muss durch die Firmware der Steuer-CPU sichergestellt werden, dass dieser Empfänger so spät wie möglich ein- und so zeitig wie möglich wieder ausgeschaltet wird. Das Schaltungsdesign sollte im Prototypenstadium durch einen Batteriestromlogger geprüft werden. Für die Firmware-Entwicklung kann das direkte Feedback durch einen solchen Logger wertvolle Entwurfshinweise liefern. rend der untere Wert von ca. 15 mA eine aktive CPU anzeigt. Die weitere Stromspitze direkt nach dem Aktivieren der CPU entsteht durch LEDs, Zugriffe auf einen externen EEPROM und andere Peripheriekomponenten. Da Z-Wave ein rückbestätigendes Funkprotokoll ist, muss der Empfänger nach dem Aussenden von Funksignalen länger aktiv bleiben. Aus Abbildung 2 wird ersichtlich, dass eine solche Rückbestätigung zwar aus Kommunikationsgründen wünschenswert oder sogar zwingend notwendig ist, aus energetischen Gründen jedoch sehr teuer ist. Die kurzen Sendeimpulse definieren zwar den maximalen Strombedarf, dieser wird aber nur vergleichsweise kurz benötigt und ist daher weniger „teuer“. Optimierungspotenzial in puncto Energiebedarf Ein derartiger Stromverbrauchsverlauf hat Optimierungspotenzial. Pufferkondensatoren entsprechender Kapazität können die hohen Stromspitzen beim Senden abfedern und damit in der Praxis den maximalen Strombedarf auf den Wert begrenzen, der beim eingeschalteten Empfänger benötigt wird. Der Empfänger muss nur eingeschaltet sein, wenn dies auch wirklich notwendig ist. Auch die CPU muss so bald wie möglich nach Beendigung der Kommunikation wieder deaktiviert werden, wenn keine weiteren Aufgaben abgearbeitet werden müssen. // MK TU Chemnitz +49 3715310 34 ELEKTRONIKPRAXIS Nr. 15 7.8.2014