Wirtschafts- und Theoriegeschichte Adam Smith: Zur klassischen Analyse von Wachstum und Wohlstand 13. April 2010 Beachten: Abgabetermin Studienleistung 19. April 2010 Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 1 „Das lange 19. Jahrhundert“ 1789 1914 Französische Revolution Ausbruch 1. Weltkrieg Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 2 Wirtschaftsgeschichte • realwirtschaftliche • institutionelle Entwicklungen Was ist geschehen? Wie stellen sich die damaligen Entwicklungen aus heutiger Sicht dar? -> Methoden der modernen VWL Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Theoriegeschichte Ideengeschichte Wie dachten die Zeitgenossen über die damaligen Entwicklungen? Wie verhalten sich ihre Erklärungsmuster zur modernen VWL Theorie? Smith (1) 3 Adam Smith: Zur klassischen Analyse von Wachstum und Wohlstand • Einführung und Biographie Smiths • „Wesen“ des Reichtums • „Ursachen“ des Reichtums: die Bedeutung der Arbeitsteilung • Wie kann Wohlstand gemessen werden? Wert- und Preistheorie – Natürlicher Preis – Marktpreis • Der Marktmechanismus Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 4 Adam Smith (1723-1790) Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 5 die Wirtschaft seiner Zeit die Person Adam Smith (1723-1790) sein wissenschaftlicher Beitrag Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer die wirtschaftspolitische „message“ Smith (1) 6 Adam Smith 1756 Beginn SiebenJähriger Krieg 1705 / 1714 Bernard Mandeville „Fable of the bees“ 1742 “Royal Charta” der Bank of England erneuert 1733 “Molasses Act”: hohe Zölle auf Zucker Von den “British West Indies” 1688 „Glorious Revolution“ 1689 „Declaration of Rights“ 1740 1730 1720 1737-1740 Studium in Glasgow 5. Juni 1723 Adam Smith wird in Kirkcaldy, Schottland, geboren 1748 Montesquieu „De l ‘esprit des loix“ (division of power) 1750 1740-1746 Studium in Oxford 1748-1751 Vorlesungen in Edinburgh 1750 Bekanntschaft mit David Hume 1751-1763 Professor der Logik Universität Glasgow Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 10 1767 James Steuart veröffentlicht „Principles of Political Economy“ 1758 Fransçois Quesnay veröffentlicht sein „Tableau economique“ Physiokratie in Frankreich 1764 James Hargreaves: „Spinning Jenny“ 1754-1763 britischfranzösischer Kolonialkrieg 1760 1775 James Watt: Dampfmaschine 1776 „Declaration of Independence“ 1770 1767 1759 Fellow „Theory of der Moral Sentiments“ 1764-1766 Royal Society Reisen nach erscheint Toulouse, Genf, Paris etc. 1766 Rückkehr nach London, später Kirkcaldy, Beginn der Arbeit an „Wealth of nations“ Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer 1781 Immanuel Kant „Kritik der reinen Vernunft“ 1768 1. Band der 1. Ausgabe der Encyclopaedia Britannica 1780 1776 „Wealth of Nations“ erscheint 1789 Sturm der Bastille, Beginn der Französischen Revolution 1790 17. Juli 1790 Smith stirbt in Edinburgh 1777-1790 Commissioner of Customs in Edinburgh Smith (1) 11 „Schottische Aufklärung“ (~1740-1790) zentrales Erkenntnisinteresse: „gesellschaftlicher Fortschritt“ wirtschaftliche Entwicklung steht im Kontext moralischer und politischer Entwicklungen • historische Analyse: Stufentheorie • moralisch-ethische Entwicklung • politischer / institutioneller Fortschritt Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 12 Schottische Aufklärer kritisieren Bernard Mandeville (1670?-1733) 1705 /1714 The fable of the bees: or private vices turned public benefits. Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 13 Adam Smith ignoriert Sir James Steuart (1712-1780) 1767 An inquiry into the principles of political oeconomy: Being an essay on the science of domestic policy in free nations, in which are particularly considered population, agriculture, trade, industry, money, coin, interest, circulation, banks, exchange, public credit and taxes. Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 14 An inquiry into the nature and causes of the wealth of nations (1776) Untersuchung über Wesen und Ursachen des Reichtums der Völker The theory of moral sentiments (1759) Theorie der ethischen Gefühle Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 16 It is not from the benevolence of the butcher, the brewer, or the baker, that we expect our dinner, but from their regard to their own interest. We address ourselves, not to their humanity but to their self-love and never talk to them of our own necessities but of their advantages. Adam Smith (1976 [1776]) An inquiry into the nature and causes of the wealth of nations. Chicago University Press, S. 18 Nicht vom Wohlwollen des Metzgers, Brauers oder Bäckers erwarten wir unsere Mahlzeit, sondern von deren Bedachtnahme auf ihr eigenes Interesse. Wir wenden uns nicht an ihre Menschenliebe, sondern an ihre Eigenliebe und sprechen ihnen nie von unseren eigenen Bedürfnissen, sondern von ihren Vorlieben. Adam Smith (2005 [1776]) Untersuchung über Wesen und Ursachen des Reichtums der Völker. Aus dem englischen übersetzt von Monika Streissler. UTB, S. 98. Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 17 Smith postuliert ein grundsätzlich harmonisches System: Die von Eigeninteresse geleiteten Handlungen der Einzelnen führen – wie von unsichtbarer Hand gelenkt – zu den für die Gesamtheit wünschenswerten Ergebnissen. Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 18 Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 19 „Wesen“ des Reichtums: Wie definiert die moderne VWL „Reichtum“ / „Wohlstand“ ? Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 20 „Wesen“ des Reichtums: Adam Smith gemessen als: jährlicher Konsum der „necessaries and conveniences of life“ (d.h. der lebensnotwendigen Güter und der Güter, die das Leben angenehm machen) pro Kopf der Bevölkerung Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 22 zurück zu Adam Smith: „Ursachen“ des Reichtums? Arbeit ist wertschaffend Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 23 Ursachen des Reichtums 1. „skill, dexterity (Geschick), and judgement, with which its labour is generally applied“ heute 2. „the proportion between the number of those who are employed in usefull labour and those who are not so employed“ nächste Sitzung Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 24 Arbeitsteilung erhöht die Arbeitsproduktivität • spezielle Fertigkeiten • Zeitersparnisse • Anlass zur Verbesserung der Produktionstechnik durch die Arbeiter Arbeitsteilung ist begrenzt durch die Grösse der Märkte: • Forderung nach Freihandel • Forderung nach staatlicher Bereitstellung von Infrastruktur Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 26 Arbeitsteilung ist Grundlage und Ausgangspunkt der Tauschgesellschaft (commercial society) • der Mensch unterscheidet sich vom Tier durch seine Fähigkeit und Neigung zum „Händler“ • aus den Bedürfnissen der Tauschwirtschaft entsteht Geld Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 27 Zwischenfazit: Reichtum wird durch Arbeit geschaffen Arbeitsteilung erhöht die Arbeitsproduktivität Wie kann Reichtum gemessen werden? → Bewertung der produzierten Güter → Wert- und Preistheorie Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 29 Wie kann Reichtum gemessen werden? → Wert- und Preistheorie → Erklärung der Höhe der Preise moderne VWL? Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 30 Wie kann Reichtum gemessen werden? → Wert- und Preistheorie → Werttheorie als Grundlage der Erklärung der Preise moderne VWL / „Neoklassik“ subjektive Werttheorie (Bewertung der Marktteilnehmer – an der Grenze – determiniert den Preis) Klassik objektive Werttheorie Werte sind den Gütern immanent Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 31 einfache Tauschökonomie (als analytisches Instrument) • kein Privateigentum an Boden • Kapitaleinsatz vernachlässigbar Biber Hirsch Arbeitsaufwand 2 1 Tauschverhältnis 1 2 Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 32 „kapitalistische“ Produktion • Privateigentum an Boden • Kapitaleinsatz Wert des Gutes erklärt über die Produktionskosten: • Arbeit - Lohn • Kapital - Profit • Boden - Rente Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 33 natürlicher Preis und Marktpreis natürlicher Preis = Wert = Produktionskosten (Lohn, Profit, Rente) Marktpreis ergibt sich (kurzfristig) aus aktuellem Angebot und aktueller Nachfrage Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 34 natürlicher Preis und Marktpreis natürlicher Preis = Gravitationszentrum der Marktpreise, erreicht durch die Reaktionen der Anbieter Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 35 Der Marktmechanismus führt zu einem Marktergebnis für das gilt: • produziert werden die Güter, die die Konsumenten nachfragen • die gewählten Produktionsmethoden sind die sparsamsten • die Güter werden zu den geringsten Preisen angeboten, die möglich sind (= Produktionskosten) Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 36 An inquiry into the nature and causes of the wealth of nations: • im Zentrum: Wachstum und Entwicklung • vorangetrieben durch das Eigeninteresse der wirtschaftenden Menschen • Im Marktsystem führen diese Aktivitäten wie von unsichtbarer Hand gelenkt zu harmonischen Ergebnissen ... • ... indem in interdependenten Märkten die Anbieter von Gütern und Produktionsfaktoren auf Preissignale reagieren. Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 37 - Übungen - Studienleistungen - Lernziele der Veranstaltung (auch im Hinblick auf die Klausur) ALLES KLAR? Beachten: Abgabetermin Studienleistung 19. April 2010 Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 39 Alle Studierenden (die eine Prüfung ablegen wollen) – auch Wiederholer Nebenfächler, Studierende Lehramt etc. – müssen in STiNE eingetragen sein! Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 40 Alle Infos – auch diese Folien – finden Sie auf www.uni-hamburg.de/IWWT Das Video der Vorlesung finden Sie auf www.wiso.uni-hamburg.de/elearning Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 41 Nächste Woche: Adam Smith (2) Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 42