Wirtschafts- und Theoriegeschichte Adam Smith: Zur klassischen Analyse von Wachstum und Wohlstand 14. / 16. April 2007 Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 1 Adam Smith (1723-1790) Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 4 die Wirtschaft seiner Zeit die Person Adam Smith (1723-1790) sein wissenschaftlicher Beitrag Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer die wirtschaftspolitische „message“ Smith (1) 5 Adam Smith England: 1688 „Glorious Revolution“ 1689 „Declaration of Rights“ Preussen: 1713-1740 Friedrich Wilhelm I. „Soldaten König“ 1705 / 1714 Bernard Mandeville „Fable of the bees“ 1720 1740-1786 Friedrich II. „der Große“ 1730 5. Juni 1723 Geburt Adam Smith´s in Kirkcaldy, Schottland 1748 Montesquieu veröffentlicht „De l ‘esprit des loix“ (Gewaltenteilung) 1740 1750 1748-1751 Vorlesungen in Edinburgh 1737-1740 Studium in Glasgow 1740-1746 Studium in Oxford 1750 Bekanntschaft mit David Hume 1751-1763 Professor für Logik, Glasgow Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 9 1758 Fransçois Quesnay veröffentlicht sein „Tableau economique“ Physiokratie in Frankreich 1764 1767 James Steuart veröffentlicht „Principles of Political Economy“ James Hargreaves: „Spinning Jenny“ 1754-1763 britischfranzösischer Kolonialkrieg 1760 1781 Immanuel Kant „Kritik der reinen Vernunft“ 1775 James Watt: Dampfmaschine 1776 „Declaration of Independence“ 1770 1767 1759 Fellow „Theory of der Moral Sentiments“ 1764-1766 Royal Society erscheint Reisen nach Toulouse, Genf, Paris etc. 1766 Rückkehr nach London, später Kirkcaldy, Beginn der Arbeit an „Wealth of nations“ Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer 1768 1. Band der 1. Ausgabe der Encyclopaedia Britannica 1780 1776 „Wealth of Nations“ erscheint 1789 Sturm der Bastille, Beginn der Französischen Revolution 1790 17. Juli 1790 Smith stirbt in Edinburgh 1777-1790 Commissioner of Customs in Edinburgh Smith (1) 10 „Schottische Aufklärung“ (~1740-1790) zentrales Erkenntnisinteresse: „gesellschaftlicher Fortschritt“ wirtschaftliche Entwicklung steht im Kontext moralischer und politischer Entwicklungen • historische Analyse: Stufentheorie • moralisch-ethische Entwicklung • politischer / institutioneller Fortschritt Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 11 Schottische Aufklärer kritisieren Bernard Mandeville (1670?-1733) 1705 /1714 The fable of the bees: or private vices turned public benefits. Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 12 Adam Smith ignoriert Sir James Steuart (1712-1780) 1767 An inquiry into the principles of political oeconomy: Being an essay on the science of domestic policy in free nations, in which are particularly considered population, agriculture, trade, industry, money, coin, interest, circulation, banks, exchange, public credit and taxes. Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 13 An inquiry into the nature and causes of the wealth of nations (1776) Untersuchung über Wesen und Ursachen des Reichtums der Völker The theory of moral sentiments (1759) Theorie der ethischen Gefühle Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 15 It is not from the benevolence of the butcher, the brewer, or the baker, that we expect our dinner, but from their regard to their own interest. We address ourselves, not to their humanity but to their self-love and never talk to them of our own necessities but of their advantages. Adam Smith (1976 [1776]) An inquiry into the nature and causes of the wealth of nations. Chicago University Press, S. 18 Nicht vom Wohlwollen des Metzgers, Brauers oder Bäckers erwarten wir unsere Mahlzeit, sondern von deren Bedachtnahme auf ihr eigenes Interesse. Wir wenden uns nicht an ihre Menschenliebe, sondern an ihre Eigenliebe und sprechen ihnen nie von unseren eigenen Bedürfnissen, sondern von ihren Vorlieben. Adam Smith (2005 [1776]) Untersuchung über Wesen und Ursachen des Reichtums der Völker. Aus dem englischen übersetzt von Monika Streissler. UTB, S. 98. Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 16 Smith postuliert ein grundsätzlich harmonisches System: Die von Eigeninteresse geleiteten Handlungen der Einzelnen führen – wie von unsichtbarer Hand gelenkt – zu den für die Gesamtheit wünschenswerten Ergebnissen. Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 17 „Wesen“ des Reichtums: Adam Smith gemessen als: jährlicher Konsum der „necessaries and conveniences of life“ (d.h. der lebensnotwendigen Güter und der Güter, die das Leben angenehm machen) pro Kopf der Bevölkerung Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 20 „Wesen“ des Reichtums: Wie definiert die moderne VWL „Reichtum“ / „Wohlstand“ ? Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 21 zurück zu Adam Smith: „Ursachen“ des Reichtums? Arbeit ist wertschaffend Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 23 Ursachen des Reichtums 1. „skill, dexterity (Geschick), and judgement, with which its labour is generally applied“ heute 2. „the proportion between the number of those who are employed in usefull labour and those who are not so employed“ nächste Sitzung Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 24 Arbeitsteilung erhöht die Arbeitsproduktivität • spezielle Fertigkeiten • Zeitersparnisse • Anlass zur Verbesserung der Produktionstechnik durch die Arbeiter Arbeitsteilung ist begrenzt durch die Grösse der Märkte: • Forderung nach Freihandel • Forderung nach staatlicher Bereitstellung von Infrastruktur Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 26 Arbeitsteilung ist Grundlage und Ausgangspunkt der Tauschgesellschaft (commercial society) • der Mensch unterscheidet sich vom Tier durch seine Fähigkeit und Neigung zum „Händler“ • aus den Bedürfnissen der Tauschwirtschaft entsteht Geld Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 27 Zwischenfazit: Reichtum wird durch Arbeit geschaffen Arbeitsteilung erhöht die Arbeitsproduktivität Wie kann Reichtum gemessen werden? → Bewertung der produzierten Güter → Wert- und Preistheorie Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 29 Wie kann Reichtum gemessen werden? → Wert- und Preistheorie → Erklärung der Höhe der Preise moderne VWL? Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 30 einfache Tauschökonomie (als analytisches Instrument) • kein Privateigentum an Boden • Kapitaleinsatz vernachlässigbar Biber Hirsch Arbeitsaufwand 2 1 Tauschverhältnis 1 2 Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 32 „kapitalistische“ Produktion • Privateigentum an Boden • Kapitaleinsatz Wert des Gutes erklärt über die Produktionskosten: • Arbeit - Lohn • Kapital - Profit • Boden - Rente Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 33 natürlicher Preis und Marktpreis natürlicher Preis = Wert = Produktionskosten (Lohn, Profit, Rente) Marktpreis ergibt sich (kurzfristig) aus aktuellem Angebot und aktueller Nachfrage Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 34 natürlicher Preis und Marktpreis natürlicher Preis = Gravitationszentrum der Marktpreise, erreicht durch die Reaktionen der Anbieter Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 35 Der Marktmechanismus führt zu einem Marktergebnis für das gilt: • produziert werden die Güter, die die Konsumenten nachfragen • die gewählten Produktionsmethoden sind die sparsamsten • die Güter werden zu den geringsten Preisen angeboten, die möglich sind (= Produktionskosten) Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 36 An inquiry into the nature and causes of the wealth of nations: • im Zentrum: Wachstum und Entwicklung • vorangetrieben durch das Eigeninteresse der wirtschaftenden Menschen • Im Marktsystem führen diese Aktivitäten wie von unsichtbarer Hand gelenkt zu harmonischen Ergebnissen ... • ... indem in interdependenten Märkten die Anbieter von Gütern und Produktionsfaktoren auf Preissignale reagieren. Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Smith (1) 37