Marktmechanismen

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Marktmechanismen
Markt als Institution:
Marktstruktur:
Anzahl der Händler (Käufer und Verkäufer)
Wertschätzungen/Zahlungsbereitschaften und Kosten
Art der Preisverhandlungen
Beispiele: individuelle Verhandlungen bei symmetrischer
Anzahl der Akteure, Katalogangebote bei wenigen
Verkäufern und vielen Käufern „take-it-or-leave-it“Angebot
„Experimentelle Wirtschaftsforschung“, 06. Mai 2008
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Konkurrenzmarkt (vollkommene Konkurrenz, perfekter
Wettbewerb):
-
-
Es wird ein für alle Marktteilnehmer homogenes Gut
gehandelt.
Die Anzahl der Käufer und Verkäufer ist groß genug,
dass kein Einzelner das Marktgeschehen beeinflussen
kann.
Ein Verkauf wird durchgeführt, wenn keiner der beiden
Teilnehmer einen besseren Preis erzielen kann.
Alle Forderungen und Gebote sind allen bekannt
(Markttransparenz, keine Transaktionskosten).
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Rückblick VWL I:
- Angebotskurve: Summe der individuellen
Verkaufsangebote (Kosten) aller Verkäufer (nach Menge
geordnet).
- Nachfragekurve: Summe der individuellen
Wertschätzungen aller Käufer.
Preis
Angebot
KR
p*
PR
Nachfrage
m*
Menge
Bei vollkommener
Konkurrenz wird die
Gleichgewichtsmenge m*
zum Marktpreis p*
gehandelt. Die
Gesamtwohlfahrt ist in
dieser Situation maximal.
(PR – Produzentenrente
KR – Konsumentenrente
PR+KR = Gesamtwohlfahrt)
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Markteffizienz
Def.: Pareto-Effizienz
Ein Zustand ist Pareto-effizient, wenn es keinen anderen
Zustand gibt, in dem mindestens ein Individuum besser
und kein Individuum schlechter gestellt ist.
Marktgleichgewicht
• Angebot und Nachfrage entsprechen sich und werden
koordiniert durch den Preisbildungsprozess.
• Es gibt kein Individuum, das seine Kauf- oder
Verkaufsinteressen zum Marktpreis nicht befriedigen
kann.
• Jede zusätzliche Transaktion würde mindestens ein
Individuum schlechter stellen.
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Marktexperiment 6.Mai 2008
Preis
10
Wertschätzungen der
Käufer und Verkäufer im
Intervall [7,10] ganzzahlig
gleichverteilt.
9
8
7
6
5
4
3
2
1
0
1
2
3
4
5
Runde
Vorlesungsexperiment 1:
Preis
Angebot
10
9
p*
8
Nachfrage
7
2
4
m*
6
8
Menge
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Erste Marktexperimente: Edward Chamberlin, 1948
I. Klassenzimmerexperimente zu individuellen
Verhandlungen:
Ziel: Beleg für Abweichung von der Theorie des perfekten
Wettbewerbs.
Ablauf:- Handel im „Trading Pit“
- teilweise öffentliche Ansage der Preise durch TN
weniger Preisstreuung durch bessere
Marktinformation/-transparenz
Ergebnisse: - mehr Transaktionen als in theoretischer
Vorhersage
- beobachteter durchschnittlicher Preis lag
unter theoretischem Marktpreis
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II. Marktsimulation:
Chamberlin zieht aus Käufer- und Verkäuferwertschätzungen;
- sofern Preis des Käufers größer als der des Verkäufers,
notiert er Handel zum Durchschnittspreis, falls nicht gehen
Wertschätzungen zurück in Topf.
- bei größeren „Händlerzahlen“ werden Preise
gruppenweise berechnet.
Ergebnis:
Durch gruppenweisen Preisabgleich näher am
theoretischen Marktpreis.
Zentralisierung der Information führt näher zur effizienten
Allokation.
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Double Oral Auction: Vernon Smith, 1955
- offene Gebote von Käufern und Verkäufern
- Käufer können überbieten, Verkäufer unterbieten
- Ende: Ein Verkaufs-/Kaufsgebot wird
angenommen.
gute öffentliche Information, auch mit wenigen
Händlern hohes Maß an Effizienz erreichbar
(Beispiel: Wertpapier-Börse).
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Wie kann das Marktgleichgewicht erreicht werden?
Adam Smith (1776) „An Inquiry into the Nature and Causes
of the Wealth of Nations“:
„It is not from the benevolence of the butcher, the
brewer, or the baker that we expect our dinner,
but from the regard of their own interest.“
Individuelle Interessen fungieren als „unsichtbare
Hand“, die (im allgemeinen Gleichgewichtsmodell)
zu gesamtwirtschaftlicher Effizienz führt.
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1. Individuelle Verhandlungen (Vorlesungsexperiment 1)
Individuen...
...verhalten sich bei Verhandlungen eigennützig.
...versuchen, die eigene Tauschrente zu maximieren.
...handeln nur, wenn sie einen Vorteil daraus haben.
Maximierung der Tauschrenten führt zu maximaler sozialer
Wohlfahrt.
Im Experiment: Nicht alle Interessen werden befriedigt.
Daher wird Marktgleichgewicht nicht erreicht.
„Experimentelle Wirtschaftsforschung“, 06. Mai 08
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2. Tâtonnement:
- Es wird erst gehandelt, wenn der Preis gefunden
ist, zu dem Angebot und Nachfrage
übereinstimmen.
- Die Koordination übernimmt der
„Walrasianische Auktionator“ (Leon Walras,
1834-1910). Dazu muss der Auktionator die
persönlichen Wertschätzungen der Individuen
kennen.
Individuen haben Anreize, zu unter-/übertreiben,
dann kann effiziente Allokation nicht erreicht
werden.
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3. Double Oral Auction (Vorlesungsexperiment 2):
- Alle Kaufs- und Verkaufsangebote werden öffentlich
notiert und ein Handel findet bei Übereinstimmung statt. - Individuen offenbaren ihre individuelle Wertschätzung
durch Gebote.
Mechanismus erzielt im Experiment Ergebnisse, die sehr
nahe an der gesamtwirtschaftlich effizienten Situation
liegen.
Literatur:
Smith, Vernon (1962): „An Experimental Study of Competitive Market
Behaviour“, Journal of Political Economy, 70, 111-137.
Bergstrom, Ted (2003): „Vernon Smith´s Insomnia and the Dawn of Economics as
Experimental Science“, Department of Economics, UCSB.
Holt, Charles E. (2007): „Markets, Games, & Strategic Behavior“, Pearson
Education, Inc. (S. 21-31)
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Entwicklung der experimentellen Wirtschaftsforschung
...zu Beginn keine Auszahlungen.
...zuerst durch Psychologen, in den 1950ern erste
wirtschaftswissenschaftliche Experimente.
1973 Erste Internationale Konferenz zu wiwiss. Experimenten in
Deutschland
1975 Computerisierte Experimente; Experimentallabor von
Vernon Smith
1976 Erstes „Double-Auction“ Programm von Arlington Williams
1986 Gründung der esa (Economic Science Association)
1994 Nobelpreise an Nash und Selten, u.a. experimentelle
Spieltheoretiker
2002 Nobelpreise an Smith (exp. Wirtschaftsforscher) und
Kahnemann (psychologische Experimente)
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