Gehirnfunktionen

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Fakultät für Informatik – Humanoids and Intelligence Systems Lab – Institut für Anthropomatik
Mittwochs von 12:15-13:45
Gehirnfunktionen
Denken, Lernen, Intelligenz & Kognition
Uwe Spetzger
Neurochirurgische Klinik, Klinikum Karlsruhe
Fakultät für Informatik – Humanoids and Intelligence Systems Lab – Institut für Anthropomatik
Mittwochs von 12:15-13:45 / Sommersemester 2011
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Uwe Spetzger
Neurochirurgische Klinik, Klinikum Karlsruhe
Sinne und Sinneswahrnehmung
Sehen – Auge – Visuelle Wahrnehmung
Fühlen – Haut – Sensorik (Sensibilität)
Hören – Ohr – Akustische Wahrnehmung
Riechen – Nase – Olfaktorische W.
Schmecken – Zunge – Gustatorische W.
Denken & Lernen
Denken ist eine psychologische Grundfunktion und bedeutet geistige Modelle bilden
oder zueinander in Beziehung setzen. Denken ist die Sprache des Geistes.
In der Bildungssprache und im Alltag bedeutet Denken eine Vielzahl von
psychologischen Funktionen: Vorstellung, Phantasie, Bewusstseinsinhalte
vergegenwärtigen oder reflektieren, erinnern, urteilen, schließen, empfinden, fühlen,
wahrnehmen, werten, konstruieren, etc.
Die Fähigkeit Informationen assoziativ zu klassifizieren, sie damit vergleichend zu
analysieren, und daraus Schlussfolgerungen zu ziehen, die ihrerseits wieder auf
ihre Richtigkeit vergleichend analysiert werden.
Lernen bedeutet der Erwerb von geistigen, körperlichen, sozialen Kenntnissen,
Fähigkeiten und Fertigkeiten.
Die Fähigkeit zu lernen ist für Mensch und Tier eine Grundvoraussetzung dafür, sich
den Gegebenheiten des Lebens und der Umwelt anpassen zu können, darin sinnvoll zu
agieren und sie gegebenenfalls im eigenen Interesse zu verändern. So ist für den
Menschen die Fähigkeit zu lernen auch eine Voraussetzung für Bildung, also ein
reflektiertes Verhältnis zu sich, zu den anderen Lebewesen und zur Umwelt.
Intelligenz
Die Neuropsychologie beschäftigt sich unter anderem auch mit den neuronalen
Grundlagen der Intelligenz bzw. der Verarbeitung von Informationen bzw. Signalen
beim Menschen.
Für die Intelligenz besonders relevant sind die Vorgänge im Großhirn, wogegen das
Kleinhirn und phylogenetisch ältere Bereiche (z. B. das Stammhirn) in der Forschung
zu neuronalen Grundlagen der Intelligenz weniger Beachtung finden. Dies heißt jedoch
nicht, dass Intelligenz in bestimmten Bereichen lokalisiert werden kann, eine gewisse
dezentrale Organisation von Informationsverarbeitungsprozessen ist dennoch
wahrscheinlich.
In der Informatik beschäftigt man sich mit dem Thema im Rahmen der Forschung zur
Künstlichen Intelligenz (KI). Sie bezeichnet die Nachbildung menschlicher Intelligenz
innerhalb der Informatik. Die KI findet Einsatz in der ingenieurwissenschaftlichen oder
medizinischen Technik. Mögliche Anwendungsszenarien sind: Optimierungsprobleme
(Schienenverkehr), Umgang mit natürlicher Sprache (automatisches Sprachverstehen,
automatisches Übersetzen, Suchmaschinen im Internet), Umgang mit natürlichen
Signalen (Bildverstehen und Mustererkennung) in der Radiologie.
Intelligenz
...ist die geistige Leistungsfähigkeit, d. h. vereinfacht ausgedrückt, die Fähigkeit,
Probleme und Aufgaben effektiv und schnell zu lösen sowie sich in ungewohnten
Situationen zurecht zu finden.
Einige Wissenschaftler gehen von einem einzigen, bereichsübergreifenden
Intelligenzfaktor, dem "Generalfaktor g" aus, andere Forscher wiederum befürworten
eine ganze Palette voneinander relativ unabhängiger Intelligenzen wie verbales
Verständnis, räumliches Vorstellungsvermögen, Gedächtnis und Zahlenverständnis.
Der amerikanische Psychologe Howard Gardner spricht von “multiplen Intelligenzen".
Analysen nach dem Tod zeigen, dass gebildete und intelligente Personen mit mehr
Synapsen sterben als weniger gebildete und weniger intelligente Menschen. Man weiß
nicht, ob Personen mit mehr Synapsen eine höhere Bildung suchen oder Bildung das
Wachstum von Synapsen anregt.
Erbe oder Umwelt?
Es besteht heute Konsens, dass sowohl Vererbung als auch Umwelteinflüsse bei der
Intelligenzentwicklung eine Rolle spielen. Uneinigkeit herrscht allerdings in welchem
Umfang die einzelnen Faktoren relevant sind. Einem Review von 2010 zufolge reichen
die Schätzungen über den genetischen Anteil der Varianz von Intelligenz von 30 - 80%.
Intelligenz
Frauen und Männer erreichen jedoch im Durchschnitt bei Intelligenztests die gleichen
Mittelwerte. Dies ist dadurch zu erklären, dass dieses Ergebnis von den Testkonstrukteuren erwünscht ist. Aufgaben, von denen man weiß, dass eines der beiden
Geschlechter besser abschneiden würde, werden von vorneherein nicht zur
Konstruktion von Intelligenztests herangezogen.
Die Varianz in den IQ-Werten ist jedoch bei Männern größer als bei Frauen. Es gibt
sowohl mehr hochbegabte, als auch mehr schwach begabte Männer, während Frauen
sich eher im durchschnittlichen Bereich der IQ-Werte finden.
Der Intelligenzquotient (IQ) ist ein Maß zur Bewertung des
allgemeinen intellektuellen Leistungsvermögens eines
Menschen. Er wird mit einem Intelligenztest ermittelt und
vergleicht die Intelligenz eines Menschen mit dem, anhand
einer Normstichprobe, geschätzten Durchschnitt der
Gesamtbevölkerung im vergleichbaren Alter. Dieser Durchschnittswert wird als 100 definiert. Für die Abweichung der
IQ-Werte einzelner Testpersonen vom Mittelwert wird eine
Normalverteilung angenommen, wobei der Standardabweichung der Zahlenwert 15 IQ-Punkte zugeordnet wird.
Intelligenz und Medikamente
Mittlerweile ist es möglich Teilfaktoren der Intelligenz gesunder Erwachsener
pharmakologisch zu verbessern. So steigert der Wirkstoff Methylphenidat die Kapazität
des räumlichen Arbeitsgedächtnisses und die Fähigkeit zum Planen, sofern es sich um
unbekannte Aufgaben handelt.
Methylphenidat ist ein stimulierendes Medikament. Es gehört zu den Amphetaminähnlichen Substanzen, die derzeit hauptsächlich bei der Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) eingesetzt werden. Daneben findet Methylphenidat
Anwendung bei der Narkolepsie und zur Steigerung der Wirksamkeit von Antidepressiva bei therapieresistenten Depressionen.
Methylphenidat wurde erstmals 1944 von Leandro Panizzon, einem Angestellten der
schweizerischen Firma Ciba synthetisiert. Zu der damaligen Zeit war es nicht unüblich,
Selbstversuche mit neu entwickelten Substanzen durchzuführen – so probierten auch
Leandro Panizzon und seine Ehefrau Marguerite („Rita“) Methylphenidat aus.
Besonders beeindruckt war Marguerite davon, dass sich ihre Leistung im Tennisspiel
unter Einnahme dieses Medikaments steigerte. Von ihrem Spitznamen Rita leitet sich
der bekannte Handelsname für Methylphenidat ab. Ritalin wurde 1954 auf dem
deutschsprachigen Markt eingeführt, bis 1971 rezeptfrei, danach BTM-pflichtig.
Intelligenz und Medikamente
Modafinil dagegen erhöht die Leistung bei der Mustererkennung und beim räumlichen
Planen und verbessert das Kurzzeitgedächtnis für Zahlen.
Modafinil ist ein Medikament zur Behandlung der Narkolepsie. Die Substanz gehört zur
Gruppe der “Psychostimulanzien”.
Modafinil wird aufgrund seiner wachhaltenden und konzentrationsfördernden Wirkung
zunehmend als „Brainbooster“ missbraucht. Ähnlich wie Methylphenidat wird es vor
Klausuren oder der Arbeit konsumiert, um die kognitive Leistungsfähigkeit zu
verbessern. Im Sport gilt Modafinil als verbotene Dopingsubstanz.
Weitere Mediamente sind Physostigmin (Acetylcholinesterase-Hemmer) verbessert das
Arbeitsgedächtnis bei der Gesichtserkennung.
Acetylcholinesterase ist ein Enzym welches den Neurotransmitter Acetylcholin (ACh) in
Essigsäure und Cholin hydrolysiert. Die Acetylcholinesterase wird auch durch das
Insektizid Parathion (E 605) oder z. B. die chemischen Kampfstoffe Sarin und Tabun
gehemmt. Das Enzym (Acetylcholinesterase) wird so unwirksam und ACh verbleibt in
höherer Konzentration im synaptischen Spalt. Die Erhöhung des Parasympathikotonus
kann zu Krämpfen des Magen-Darm-Traktes und zum Tod durch Atemlähmung führen.
Intelligenz und Medikamente
Das Hormon Erythropoetin, von dem angenommen wird, dass es die Neuroplastizität
erhöht, vergrößert eine Woche nach einer einmaligen Injektion die Wortflüssigkeit.
Schließlich steigert auch der sich noch in der Zulassungsphase befindliche
Nikotinagonist GTS-21 die Leistungsfähigkeit des Arbeitsgedächtnisses.
Neuropsychopharmacology (2003) 28, 542–551.
Safety, Pharmacokinetics, and Effects on Cognitive Function of Multiple Doses of
GTS-21 in Healthy, Male Volunteers
This study was designed to determine the safety, tolerability, pharmacokinetics and effects on cognitive function of GTS-21 in
healthy, male volunteers. A total of 18 subjects were randomized to GTS-21 (25, 75 and 150 mg) or placebo administered three
times daily (first 4 days, once on Day 5) for three, 5-day sessions. GTS-21 was well tolerated up to doses of 450 mg/day, with no
clinically significant safety findings. Cmax and the area under the plasma concentration of GTS-21 and the metabolite 4-OH-GTS21 increased in a dose-related fashion; although considerable intersubject variability occurred, it decreased with continued dosing.
GTS-21 showed statistically significant enhancement of three measures of cognitive function (attention, working memory, episodic
secondary memory) compared to placebo. A relationship between exposure to GTS-21 and the magnitude of the cognitive
response was apparent, with maximal effect approached for doses between 75 and 150 mg three times a day. These data indicate
that GTS-21 may represent a novel treatment for dementia.
Study NCT00783068 Information provided by Radboud University
First Received: October 30, 2008 Last Updated: November 4, 2010
Anti-inflammatory Effects of GTS-21
Kognition
Oberbegriff für die höheren geistigen Funktionen, insbesondere Denken, Erkennen,
Wahrnehmung und Verstand.
Überbegriff für alle Prozesse, die mit dem Erkennen einer Situation zusammenhängen:
Wahrnehmung, Erkennen, Beurteilen, Bewerten, Verstehen, Erwarten.
Obgleich ältere Definitionen eine weitgehende Gleichstellung der Begriffe aufweisen,
werden in zunehmendem Maße sowohl im allgemeinen als auch im fachlichen
Sprachgebrauch kognitive Fähigkeiten mehr und mehr von geistigen Fähigkeiten
abgegrenzt, um den qualitativen Unterschied zwischen Gehirn und Geist herauszustellen.
Zu den kognitiven Fähigkeiten eines Menschen zählen zum Beispiel:
Aufmerksamkeit – Wahrnehmungsfähigkeit – Erkenntnisfähigkeit – Schlussfolgerung –
Urteilsfähigkeit – Erinnerung – Merkfähigkeit – Lernfähigkeit – Abstraktionsvermögen –
Rationalität
Gedächtnis
Ist die Fähigkeit, Wahrnehmungen (Sinnesreize) und psychische Erlebnisse zu merken
(engrammieren) und sich zu erinnern (ekphorieren).
Merkfähigkeit und Gedächtnis lassen sich eigentlich nicht trennen, da Engramme nur
durch die Erinnerung kontrolliert werden können.
Das Gedächtnis ist ein wesentliches Intelligenzmerkmal.
Gedächtnisverlust = Amnesie
Amnesie kann sowohl nach Unfällen, beispielsweise bei einem Schädel-Hirn-Trauma
oder einer Gehirnerschütterung, als auch bei Epilepsie, Meningitis, Enzephalitis oder
auch einem Hirninfarkt (Schlaganfall) auftreten. Mögliche Ursachen für eine Amnesie
sind außerdem die Hypoxie, die Demenz oder Migräne oder eine
Elektrokonvulsionstherapie.
Amnesie kann auch durch Vergiftungen, wozu hier auch Alkohol oder andere Drogen
gezählt werden, hervorgerufen werden, insbesondere wenn der Alkoholmissbrauch
über lange Jahre betrieben wird (Korsakow-Syndrom).
Medikamentös ist dies bisweilen auch durch Langzeitmedikamententherapie mit
Stoffen wie Midazolam oder Flunitrazepam bedingt. Zuführung von Morphin oder
Fentanyl, kann ebenso wie Sedierung (z. B. Propofol) diese Folge haben.
Gedächtnis
Sensorisches Gedächtnis (Ultrakurzzeitgedächtnis)
speichert Informationen für Millisekunden bis 20 Sekunden
elektrische Impulse
Arbeitsgedächtnis (Kurzzeitgedächtnis)
speichert Informationen über Minuten bis mehrere Stunden
Bildung von Proteinketten in spez. Neuronen (second messanger cAMP)
Langzeitgedächtnis
speichert Informationen über Jahre
Einlagerung der Proteine in Neuronen
Demenz
Demenz
Demenz ist der Oberbegriff für Erkrankungsbilder, die mit einem Verlust der geistigen
Funktionen wie Denken, Erinnern, Orientierung und Verknüpfen von Denkinhalten
einhergehen und die dazu führen, dass alltägliche Aktivitäten nicht mehr eigenständig
durchgeführt werden können.
Dazu zählen die Alzheimer-Demenz, die Vaskuläre Demenz, Morbus Pick, Frontotemporale Demenz und weitere Demenzformen.
Derzeit leiden in Deutschland etwa 1,2 Millionen Menschen an einer Demenz –
Tendenz steigend.
Das Risiko steigt mit dem Alter. So leidet im Alter zwischen 65 und 69 Jahren jeder
Zwanzigste an einer Demenz, zwischen 80 und 90 ist schon fast jeder Dritte betroffen.
Die Hälfte aller Menschen über 95 haben eine Demenz. Es wird eine erhebliche
Zunahme an Demenzerkrankungen erwartet (2030 wird mit 2,5 Millionen Betroffenen
gerechnet).
Demenzformen
Alzheimer-Demenz
Die häufigste Form der Demenzerkrankungen ist die Alzheimer-Demenz. Ca. 60 %
aller Demenzen werden durch eine Alzheimer-Demenz hervorgerufen. Es gehen in
bestimmten Bereichen des Gehirns Nervenzellen zugrunde durch Störungen des
Gleichgewichts des Botenstoffs Glutamat. Man spricht auch von einer neurodegenerativen Demenz. Bei der Behandlung der Alzheimer-Demenz ist es wichtig, die
Störungen im Bereich der Botenstoffe durch Gabe von Antidementiva (z.B. Memantine)
positiv zu beeinflussen.
Vaskuläre Demenz
Die vaskuläre Demenz kann aufgrund von Durchblutungsstörungen entstehen. Hier
kann es zu plötzlichen Verschlechterungen der Hirnleistung und zur schlaganfallartigen
Symptomatik kommen.
Sekundäre Demenzen
Sekundäre Demenzen werden durch nicht-hirnorganische Grunderkrankungen
hervorgerufen. Bei erfolgreicher Behandlung der Grunderkrankungen können sich die
Gedächtnisstörungen zurückbilden. Ursachen für eine sekundäre Demenz können z.B.
Stoffwechselstörungen, Schilddrüsenerkrankungen, ein Mangel an Vitamin B12,
Alkoholismus oder andere chronische Vergiftungen und Infektionskrankheiten wie
Hirnhautentzündungen, AIDS oder die Creutzfeldt-Jakob-Krankeit sein.
Alzheimer Demenz
Die Ursache der Alzheimer-Krankheit ist das Absterben von Gehirnzellen. Im Verlauf
der Krankheit werden immer mehr der bereits von Alois Alzheimer beschriebenen
Amyloide (Eiweiß-Spaltprodukte) im Gehirn ablagern. Sie behindern die Reizübertragung zwischen den Nervenzellen, die für Lernprozesse, Orientierung und
Gedächtnisleistungen unerlässlich ist.
Die Kommunikation zwischen Neuronen findet über Neurotransmitter statt. Diese
werden in den synaptischen Spalt abgegeben und binden an bestimmte Rezeptoren
(Schlüssel-Schloss-Prinzip der neuronalen Signalweiterleitung).Bei der AlzheimerDemenz spielen vor allem Glutamat und Azetylcholin eine Rolle.
Bei Alzheimer-Patienten wird im Laufe ihrer Erkrankung immer weniger Azetylcholin
produziert. Der zunehmende Botenstoffmangel macht sich durch Lern- und
Erinnerungsstörungen bemerkbar.
Der Neurotransmitter Glutamat steuert ca. 70% aller Nervenzellen. Beim gesunden
Menschen sorgt Glutamat dafür, dass Lern- und Gedächtnisvorgänge stattfinden
können. Bei Patienten mit Demenz ist die Glutamatkonzentration zwischen den
Nervenzellen anhaltend erhöht, die Nervenzellen werden quasi dauererregt. Dadurch
können (Lern-) Signale nicht mehr richtig erkannt und weitergeleitet werden.
Schließlich kann die Nervenzelle der ständigen Überreizung nicht mehr standhalten,
verliert ihre Funktionsfähigkeit und stirbt letztlich ab.
Höhere Hirnleistungen
Optimale Nutzung der zwei Hirnhälften
Prof. Roger Sperry (Neurobiologe) erhielt 1981 den Nobelpreis für Medizin für seine
Forschungen über Split-brain-Patienten (Entdeckung: dass unser Großhirn aus zwei
physiologischen Hemisphären besteht, die unterschiedliche Funktionen haben)
Je stärker der Mensch beide Seiten des Gehirns beansprucht, umso mehr kommt die
Entwicklung der einen Seite auch der anderen zugute. Weiter wurde bewiesen, dass
die Beanspruchung der unterschiedlichen Funktionsbereiche des Gehirns die
Gesamtkapazität des Gedächtnisses erhöhte.
Welche Gehirnhälfte wird in unserem Schul- und Bildungssystem hauptsächlich
angesprochen? ………Es ist die linke Seite.
Das Gedächtnistraining hat nun die Aufgabe, nicht nur die linke, sondern insbesondere
auch die gefühl- und phantasieorientierte rechte Gehirnhälfte in den Merkprozess mit
einzubeziehen.
Durch Einsatz der rechten Gehirnhälfte (Phantasie, Assoziationen), wurde die
Funktion der linken Gehirnhälfte (Liste merken) auf optimale Weise unterstützt.
Wenn Sie darauf achten, dass immer beide Gehirnhälften in Betrieb sind, steht Ihnen
auf dem Weg zu einem Superhirn nicht mehr viel im Wege.
Topographie höherer Funktionen
Rechtes Gehirn – linkes Gehirn
Lokalisation unterschiedlicher Funktionen
Geschlechtsspezifische Unterschiede
Split-brain Versuche
Patienten mit durchtrenntem Corpus callosum (Balken) Faserverbindung zwischen den
beiden Großhirnhälften (OP bei bestimmten Epilepsieformen). Die rechte und linke
Großhirnhemisphäre können nicht mehr miteinander kommunizieren.
Die Sehinformation kann nicht mehr von einer Seite zur anderen. Im normalen Gehirn
gelangen Eindrücke aus dem rechten Teil des Gesichtsfeldes – also normalerweise
von der linken Hälfte der Netzhaut beider Augen – zur linken Hemisphäre und
umgekehrt.
Im Test mussten die Split-Brain-Patienten einen Punkt geradeaus fixieren und es
wurden rechts und links Bilder auf einen Schirm projeziert. Was im rechten
Gesichtsfeld auftauchte, demnach in der linken Gehirnhälfte verarbeitet wurde,
konnten sie korrekt beschreiben; erschien dasselbe Bild jedoch im linken Feld, sahen
sie – nun unter Benutzung der rechten Hirnhälfte – angeblich gar nichts. Sollten sie
allerdings das Bild nicht benennen, sondern auf einen ihm gleichen Gegenstand
deuten, konnten sie das ohne weiteres. Demnach sah das rechte Gehirn die Abbildung
durchaus und vermochte eine sinnvolle Reaktion auszulösen, nur eben nicht in
sprachlicher Form.
Gedächtnis
Neuroinformatik
Die Neuroinformatik befasst sich mit der Informationsverarbeitung in neuronalen
Systemen, um diese in technischen Systemen anzuwenden
In der Neuroinformatik geht es um die innere Arbeitsweise des Gehirns. Es wird
versucht die Arbeitsweise des Gehirns zu untersuchen indem man seine
Grundbausteine wie z.B. die Neurone, Synapsen und deren Verschaltungen simuliert
Dies steht im Gegensatz zur KI, deren Ziel es ist, Maschinen oder Programme zu
entwickeln, die sich im Ergebnis "intelligent" verhalten
Zudem ist zu die Neuroinformatik zu unterscheiden von Computational Neuroscience,
welche aus der Neurobiologie kommt und sich mit dem Verständnis biologischer
neuronaler Systeme mittels mathematischer Modelle beschäftigt
Teilgebiete der Neuroinformatik
Neuronale Methoden werden vor allem dann eingesetzt, wenn es darum geht, aus
schlechten oder verrauschten Daten Informationen zu gewinnen, aber auch
Algorithmen, die sich neuen Situationen anpassen, also lernen, sind typisch für die
Neuroinformatik
Assoziativspeicher sind eine besondere Anwendung neuronaler Methoden, und damit
oft Forschungsgegenstand der Neuroinformatik. Viele Anwendungen für künstliche
neuronale Netze finden sich auch in der Mustererkennung und vor allem im
Bildverstehen
Beispiele:
Radiologische Befundung (automatische Detektion: physiologisch vs. pathologisch)
Segmentierung von Bilddaten (manuell – halbautomatisch – automatisch)
Computer vs. Gehirn
Obwohl in der reinen Rechenleistungen durchaus vergleichbar, ist die kognitive
Leistung eines Spatzenhirns der eines jeden Supercomputers weit überlegen
Das betrifft insbesondere für die Fähigkeiten:
Mustererkennung und Musterverarbeitung
Lernfähigkeit von zielgerichteter Steuerung der Bewegungen
Überlebensfähigkeit in einer komplexen Umgebung die ständig neue
Anpassungsleistungen erfordert
Wichtige Charakteristika die das Gehirn vom Computer unterscheiden und die
zumindest teilweise den trotz der außerordentlich geringen Geschwindigkeit der
neuronalen Schaltkreise erheblichen Performanzvorteil des Gehirn erklären sind:
Hochgradige Parallelverarbeitung
Integration von Spezialhardware in Form funktionsspezischer Neuromodule
Keine Trennung von Hard- und Software
Die Funktion des Gehirns folgt aus seiner Architektur und wird hauptsächlich in der
Auseinandersetzung mit der Umwelt erworben (adaptives & situatives Lernen)
Der Unterschied zwischen Hirn und Computer kommt aber insbesondere
auch in der Robustheit des Hirns gegenüber Störungen aller Art zum Ausdruck
Fakultät für Informatik – Humanoids and Intelligence Systems Lab – Institut für Anthropomatik
Mittwochs von 12:15-13:45
Gehirn und Zentrales Nervensystem
Diskussion & Fragen
Struktur, Informationstransfer, Reizverarbeitung, Neurophysiologie und Therapie
Uwe Spetzger
Neurochirurgische Klinik, Klinikum Karlsruhe
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