Stadtwerke und Facebook - con|energy unternehmensberatung

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Marketing & Vertrieb
Stadtwerke und Facebook
Der Weg in die Zukunft oder zeitintensive Sackgasse?
Über den Umgang mit sozialen Netzwerken herrscht in vielen Unternehmen Verunsicherung. Deutschlands größte Studie
zum Einsatz von sozialen Medien in Energieversorgungsunternehmen bietet wichtige Erkenntnisse für den Einsatz dieser
Medien in der Energiewirtschaft. Problemfelder werden analysiert und Lösungswege aufgezeigt. Dabei wird eines deutlich: die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit ist in der deutschen Energiewirtschaft sehr groß.
Von Dr. Heike Hahn, Sven Bauer und Marie-Luise Hanisch
Xing, Google+, Twitter
dem Status quo einen von den EVU
und natürlich Facebook
gewünschten Zustand gegenüber zu
als vollkommen überbe-
stellen. Zudem war es möglich festzu-
Viele deutsche Energieversorgungsun-
wertet an. Von Privatsphäre und datenschutzrechtli-
stellen, ob es signifikante Unterschiede
ternehmen befinden sich derzeit an
chen Bedenken mal ganz abgesehen.
zwischen sehr kleinen, kleinen, mittleren und großen EVU gibt und ob diese
einem kritischen Punkt ihrer Unternehtraditionellen
Aber wie gehen deutsche EVU mit dem Phänomen
unter Umständen auch mit der Region
Produkte Strom und Gas werden nicht
„Social Media“ um? Wer ist wo und auf welchen
des EVU (Nord, Süd, Ost, West) korre-
mehr schlichtweg an willenlose Abneh-
Kanälen zu finden? Und was unterscheidet gute Un-
lieren. Die Einteilung in die Größenklas-
mer geliefert, sondern müssen an mün-
ternehmensauftritte von schlechten? Muss man als
sen erfolgte nach Umsatzkennzahlen.
dige und gut informierte Kunden aktiv
EVU schon heute ins soziale Netz oder soll sich die
verkauft werden. Dynamische Innova-
Konkurrenz dort austoben? Zusammenfassend gibt
toren drängen auf den Markt, die frei
es eine zentrale Fragestellung, die sich in den letzten
von den steifen Strukturen ihrer Wett-
Monaten viele EVU gestellt haben: Helfen die sozialen
bewerber – häufig über 100 Jahre alte
Netzwerke und Medien, das eigene Geschäftsmodell
Laut Wikipedia bezeichnen „Social Me-
Versorger – agieren können. Fachkräfte
nachhaltig zu verbessern, oder ist dies nur ein amü-
dia (auch soziale Medien) [...] digitale
sitzen bei der Wahl ihres Arbeitsgebers
santer und kostenintensiver Zeitvertreib?
Medien und Technologien […], die es
mensentwicklung.
Ihre
zunehmend am längeren Hebel und
Begriffliche und konzeptionelle
Grundlagen
Nutzern ermöglichen, sich untereinander
müssen auf einmal ebenfalls umworben
Diesen
die
auszutauschen und mediale Inhalte ein-
werden. Und zu alledem verändern sich
Con|energy Unternehmensberatung und die Werbe-
und
anderen
Fragestellungen
sind
zeln oder in Gemeinschaft zu gestalten.“
Technologie und Internet in einem solch
agentur Modus Werbung durch eine auf EVU fokus-
rasanten Tempo, das schon heute viele
sierte Social-Media-Studie detailliert nachgegangen.
Von solchen allgemeinen Definitionen
Die Ergebnisse werden im Detail im Rahmen der
abgesehen ist der Begriff jedoch so-
E-world energy & water 2013 in Essen vorgestellt. Der
wohl in der Forschung als auch in der
Die meisten deutschen EVU haben be-
vorliegende Artikel vermittelt einen ersten Eindruck
Praxis wenig konkretisiert. In der ARD/
reits jetzt mehr offene Baustellen als sie
über die Ergebnisse der durchgeführten Studie. Da-
ZDF Online-Studie 2012 werden unter
bewältigen können. Zu allem Überfluss
rüber hinaus wird ein umfassender Überblick zum
dem Begriff „Social Media“ Weblogs,
kommen
Kommunikations-,
Thema Social Media gegeben, der zur eigenständigen
Microblogs, Foren, soziale Netzwerke,
Werbe-, Vertriebs- und Personalstrate-
Beurteilung vom Pro und Kontra sozialer Medien und
Wikis, Podcasts, Media Sharing, Social
gen hinzu, die propagieren (und ver-
deren Sinnhaftigkeit befähigt.
Bookmarks, Social News und virtuel-
von uns als zu schnell empfinden.
diverse
kaufen), dass ohne soziale Medien eigentlich gar nichts mehr geht. Facebook
le Welten zusammengefasst. Bekannte
Erkenntnisziel
und Co. polarisieren eben nicht nur an
Plattformen, die den Nutzern eine solche Interaktion ermöglichen, sind allen
der Börse, sondern auch in jedem Un-
Zielsetzung der Studie ist die Analyse des Ist-Zustandes
voran Facebook, Twitter und Youtube.
ternehmen. Die einen können sich einen
der Aktivitäten von EVU im Bereich sozialer Medien.
Es existieren aber viele weitere, wie Ab-
Tagesablauf ohne soziale Medien nicht
Um einen Soll-Zustand zu ermitteln und für die Bran-
bildung 1 zu entnehmen ist.
mehr vorstellen und starten mit einem
che Handlungsempfehlungen ableiten zu können, wur-
Blick in die Facebook-App auf ihrem
de nach der Analyse frei zugänglicher Daten in einem
Die Tatsache, dass soziale Medien in
Smartphone in den Tag. Die anderen
zweiten Schritt eine Onlinebefragung unter Fach- und
einer recht großen Bandbreite – so-
sehen die milliardenschweren Ideen wie
Führungskräften durchgeführt. So war es möglich,
wohl intern als auch extern – zur An-
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Marketing & Vertrieb
Diese Anwendungen sind der breiten
Öffentlichkeit meist weniger bekannt,
finden aber in Unternehmen mehr und
mehr Anklang. So bieten soziale Medien Anwendungsmöglichkeiten für das
Customer-Relationship-Management
(CRM), das interne Personalwesen, für
Projektkommunikation sowie das Innovationsmanagement und die strukturierte
Umsetzung der dazugehörigen Prozesse.
Insbesondere für Innovationen und Produktentwicklungen werden „bedeutende Potenziale“ gesehen, was der SocialMedia-Excellence-12-Studie von Conrad
Caine zu entnehmen ist. Das Pharmaunternehmen Astra Zeneca setzt beispiels-
Plattformen für Businessanwendungen
Chatter
Hierbei handelt es sich um ein kostenloses
soziales Netzwerk für Unternehmen. Es
ermöglicht die profilunterstützte Vernetzung von Experten, den Austausch großer
Abb. 1: Social-Media-Prisma – Deutsche Version 5.0
(Quelle: Ethority AG 2012)
Datenmengen, Verwaltung von Teamprojekten und Weiteres. Es dient also in erster
Linie der Erleichterung der Zusammenarbeit (SAP-Anbindung möglich).
wendung kommen können, führt dazu,
Wie oben angedeutet, lassen sich Social Media-Aktivi-
dass die Ansiedelung der Verantwort-
täten prinzipiell grob in zwei Gruppen einteilen: Akti-
lichkeit für das Thema nicht immer
vitäten mit externer Orientierung und Aktivitäten mit
Jabber
zweckmäßig ist. Dies gilt insbesondere
interner Orientierung.
Jabber ist ein Tool, welches das wechselseitige Kommunizieren verschiedener
für die künftige Entwicklung. Da viele
Unternehmen bislang lediglich die ex-
Extern orientierte Anwendungsmöglichkeiten
Messenger ermöglicht und dient daher
ternen Anwendungsmöglichkeiten für
Zu den externen Anwendungsmöglichkeiten werden
der Verbesserung der Kommunikation. Ein
sich nutzen, kommt es verstärkt zu
Formen gezählt, bei denen das Unternehmen nach
weiteres solches Netzwerk ist Yammer.
einer organisatorischen Eingliederung
Außen agiert, welche also auf die externe Kommu-
der Verantwortlichkeit im Bereich Mar-
nikation bzw. Interaktion abzielen. So findet bei der
Quad
keting, Kommunikation, PR (im Sinne
Deutschen Telekom beispielsweise bereits heute ein
Dies ist ein Netzwerk, welches als „Kol-
eines weiteren Kanals für den Mar-
Teil des Kunden-Supports auf Plattformen wie Face-
laborations-Plattform“ genutzt werden
keting-Mix), obwohl hinsichtlich der
book und Twitter statt.
kann. Es soll der Nabelschau in Unter-
internen
nehmen entgegenwirken und damit
Anwendungsmöglichkeiten
eine andersartig gestaltete Einbindung
Aktuell werden Social-Media-Aktivitäten vorwiegend
eine
sinnvoll wäre. Hier bleibt abzuwarten,
für Marketing und Unternehmenskommunikation ver-
gesamtunternehmerischer
integrative
Betrachtungsweise
inwiefern sich neue Organisationsfor-
folgt. Soziale Medien sind ein effektives Mittel zur Ent-
ermöglichen.
men herausbilden werden. Ein solcher
wicklung intensiver Kundenbeziehungen. Eine weitere,
struktureller Wandel würde dem Erfor-
bereits vielfach zum Einsatz kommende Anwendungs-
Jive
dernis, Social Media insgesamt besser
möglichkeit, ist die Nutzung für Rekrutierungszwecke.
Jive ist nach eigenen Angaben der füh-
Aktivitäten
rende Anbieter von „Social-Business“-Lö-
in die Unternehmensprozesse zu integrieren, Rechnung tragen und es damit
Intern orientierte Anwendungsmöglichkeiten
sungen zur Förderung der Konnektivität,
zu einem bereichsübergreifenden, inte-
Neben den zuerst beschriebenen externen existieren
Kommunikation und Zusammenarbeit.
grativen Thema machen.
noch zahlreiche interne Anwendungsmöglichkeiten.
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Marketing & Vertrieb
weise Yammer (ein soziales Netzwerk)
Es ist demnach also ratsam für Unternehmen, in der
fähigt dies Unternehmen zur gezielteren
für Mitarbeiterkommunikation, Kollabo-
Welt der Social Media präsent zu sein, um aktuellen
Marktbeobachtung sowie zur Konkur-
ration und Wissensmana-gement ein (vgl.
Zielgruppen zu begegnen, aber auch um neue Zielgrup-
renzinteraktion.
Matz, A. Social Media: Geteiltes Wissen
pen durch die hohe Reichweite sozialer Medien zu er-
nützt der Firma, Abendblatt online).
schließen. Gerade vor dem Hintergrund des zunehmen-
Auch wenn es sich hierbei noch um Zu-
den Wettbewerbs im Energiemarkt spielt dies für EVU
kunftsmusik handelt – die Kommunika-
Motivatoren
eine große Rolle.
tion von Maschinen über solche Platt-
Die Entwicklung des Medien-Nutzungs-
Wie durch die Social-Media-Excellence 12 Studie he-
General Electric stattet bereits heute
verhaltens der Bevölkerung in Deutsch-
rausgearbeitet, werden mit den sozialen Medien Au-
Flugzeugtriebwerke mit standardisier-
land spricht Bände: „In den letzten
thentizität und Transparenz verbunden und Mehrwerte
ten Programmschnittstellen (API) aus,
zwölf Jahren hat sich die Anzahl der
für den User generiert wie:
welche über Chatter Hilferufe und Sta-
Internetnutzer in Deutschland verdrei-
ƒƒ
„frühzeitige Information zu relevanten Themen,
ƒƒ
Geschwindigkeit, schneller Zugriff auf relevante
tusmeldungen übermitteln können (vgl.
formen ist eine denkbare Entwicklung:
facht. […] Bei den unter 40-Jährigen ist
nahezu jeder im Netz aktiv, bei den 40bis 49-Jährigen sind es neun von zehn
Personen“, so Eimers und Frees (ARD/
ZDF-Onlinestudie 2012). Es wird ein
weiterer Zuwachs erwartet, welcher in
erster Linie durch die Generation der ab
Informationen,
ƒƒ
Dialog auf Augenhöhe, keine Anonymität […],
ƒƒ
Lösung von aktuellen Fragen und Kundenproblemen,
ƒƒ
kein Medienbruch, einfache Nutzung präferierter
Kanäle,
ƒƒ
Spaß, Emotionalität in der Anwendung.“
Weiß, H. (2012) „Social Media steht in
Firmen noch vor dem Durchbruch; VDINachrichten). Über diese vielen Potenziale darf man die weniger positiven Aspekte des Themas jedoch nicht aus den
Augen verlieren. Es gibt immer wieder
auch Stimmen gegen den Einsatz sozialer
Medien für Unternehmenszwecke, wel-
50-Jährigen zu verbuchen ist. Anders
che nachfolgend kurz vorgestellt werden.
als erwartet werden sich also mehr und
Im Zusammenhang mit dem letztgenannten Punkt steht
mehr auch ältere Generationen in sozia-
die Ausweitung der sogenannten Gamification (unter
len Netzwerken tummeln. Insbesondere
Gamification versteht man das Nutzen von spieltypi-
die jüngere Bevölkerung organisiert so-
schen Elementen wie Ranglisten, virtuellen Gütern,
gar ihren Alltag immer mehr über das
Auszeichnungen oder Punktevergabesystemen), durch
Häufig mangelt es am erforderlichen
Social Web. Die Nutzung sozialer Netz-
welche man mit Hilfe von Spaß und Emotionalität Lo-
Know-how, was sowohl rein theoretisch
werke ist die zweitbeliebteste Applika-
yalität zu generieren versucht.
erworbenes Wissen beinhaltet als auch
tion im Internet. Mehr als 80 Prozent
Handlungsbarrieren
gesammeltes Erfahrungswissen. Ferner
der Nutzer von Facebook statten ihrem
Durch die Nähe zum Konsumenten und dessen mögliche
stellen Engpässe bei zeitlichen Kapazi-
favorisierten Netzwerk täglich einen Be-
Einflussnahme wird ein Gefühl von partnerschaftlicher
täten Handlungsbarrieren dar.
such ab und knapp 20 Prozent von ih-
„Mundpropaganda“ geschaffen, was letztlich wiederum
nen bleiben sogar mehr als drei Stunden
zu Glaubwürdigkeit von Informationen und in der Folge
Da soziale Medien aktuell nur wenig
pro Tag. Zielgruppen verlagern also heu-
zu Kundenbindung führt. Ferner ermöglichen Social-Me-
in die Geschäftsprozesse von Unter-
te häufig ihr Medien-Nutzungsverhalten
dia-Anwendungen im Bereich Kundenservice ein über das
nehmen tatsächlich integriert wer-
ins Internet und dort insbesondere hin
gewöhnliche Maß hinausgehendes Qualitäts- und Verfüg-
den, erschwert dies das Messen ihres
zu Social-Media-Plattformen. Und auch
barkeitsniveau, so Conrad Caine. Die Tatsache, dass in
wenn der Großteil der Nutzer soziale
den sozialen Medien Aufmerksamkeit vom Konsumenten
Netzwerke verwendet, um mit Freun-
geschenkt und (meistens jedenfalls) nicht erzwungen
den und Bekannten zu kommunizieren,
wird, kommt der Wirksamkeit ebenfalls entgegen.
Abb. 2
Stichprobenstruktur
betreiben laut der Studie „Social Media
Deutschland“ von Pricewaterhouse Coo-
Was aktuell noch zu den blockierenden Faktoren (sie-
pers bereits bis zu 23 Prozent von ihnen
he unten) zählt – das Monitoring – kann unter Um-
die Informationssuche zu Veranstaltun-
ständen in naher Zukunft zum Motivator werden, weil
gen, Produkten und Dienstleistungen
Softwarekonzerne wie SAP bereits dabei sind, komplett
mit Hilfe sozialer Medien. Die Mei-
automatisierte Softwarelösungen zur semantischen
nungsbildung erfolgt also zunehmend
Analyse für das Social-Media-Monitoring zu entwi-
im Internet und so lassen sich durch
ckeln. In der Folge können Unternehmen dann schneller
soziale Medien diverse strategische Un-
die Einstellung der Konsumenten erfassen und so auch
ternehmensziele, beispielsweise Mar-
schneller auf diese und auf Änderungen dieser reagie-
ken- und Imageförderung, Loyalität und
ren (vgl. Herbold, A. (2012), „Social Media. Die Stim-
Employer Branding, verfolgen.
mung des Netzes erfassen“, www.zeit.de). Ferner be-
Heft 1| 1 3
Marketing & Vertrieb
Abb. 3
Social-Media-Präsenz nach Unternehmensgröße
verlust durch den Einsatz
organisatorischen
sozialer Medien kommt.
gen gesehen.
Rahmenbedingun-
Ebenfalls ein angstbasiertes Argument ist mögliche
Was in Zukunft zu weiteren Blockaden
negative Publicity – eben
führen könnte, ist die Tatsache, dass
nicht mehr frei nach dem
immer mehr Traffic produziert wird,
Motto „jede Publicity ist
aufgrund dessen die eine oder andere
gute Publicity“. So sorgt
Datenleitung schon einmal an ihre Gren-
die Angst vor sogenann-
zen stößt. Folglich wird bereits über
ten „Shitstorms“ dafür,
Konzepte diskutiert, welche durch tarif-
dass Unternehmen nur
bezogene Anreizsysteme entweder eine
zögerlich aktiv werden.
Entlastung der Datenleitungen zur Folge
Unter einem „Shitstorm“
haben, oder aber eine Erweiterung des
versteht man laut Duden
Leitungsnetzes subventionieren. So oder
einen „Sturm der Ent-
so bleibt offen, welche Kosten künftig
rüstung in einem Kom-
mit Social-Media-Aktivitäten seitens der
munikationsmedium des
Provider einhergehen.
Beitrags zur Erreichung der Unter-
Internets, der zum Teil mit beleidigenden Äußerungen
nehmensziele. Insofern fehlt die Ent-
einhergeht.“ Aufgrund der häufig nicht klar struktu-
scheidungsgrundlage, um die Ressour-
rierten organisatorischen Einbindung von Social Me-
cenallokation zugunsten der sozialen
dia in die Unternehmensstruktur führen falsche und/
Medien anzupassen.
oder fehlende Zuständigkeiten, Verantwortlichkeiten
Aufgrund der vorausgegangenen Aus-
und Kompetenzen zu Schwierigkeiten.
führungen über die Vorteilhaftigkeit des
Prinzipiell fehlt es an geeigneten Kenn-
Nutzungspotenziale noch nicht
ausgeschöpft
Verfolgens von Social-Media-Aktivitäten
zahlen, Kriterien bzw. Beurteilungsin-
Ein weiteres Detail, ermittelt durch die oben genann-
wird klar, dass die sozialen Medien für
dices für ein effizientes Social-Media-
te Studie von Pricewaterhous Coopers ist, dass die re-
Unternehmen erhebliche Nutzenpoten-
Monitoring, welche über die Abbildung
levanten Zielgruppen Werbung in ihren Netzwerken
ziale beinhalten. Doch spiegelt sich dies
eindimensionaler Größen wie der An-
zwar akzeptieren, diese zum Großteil aber als störend
auch in den aktuellen Aktivitäten von
zahl der Likes, Fan- oder Followerzahlen
empfinden, was die Effektivität solcher Werbemaßnah-
Deutschlands EVU wieder?
hinausgehen, zumal bei der Bewertung
men in Frage stellt.
der Social-Media-Verdienste im Sinne
Im Rahmen der Onlinebeobachtung wur-
einer Interaktion zwischen Menschen
Untersuchungen besagen, dass insbesondere traditio-
de aus der Grundgesamtheit N (ca. 1.200
auch insbesondere qualitative Kennzah-
nelle Unternehmen weniger häufig Social-Media-Ak-
EVU in Deutschland) eine Stichprobe
len relevant sind, was Schwierigkeiten
tivitäten (ZEW Studie Branchenvergleich) verfolgen.
von 975 EVU hinsichtlich ihrer aktuellen
hinsichtlich der Quantifizierbarkeit mit
Gründe dafür werden unter anderem in den starren
Social-Media-Aktivitäten analysiert. Die
sich bringt.
Abb. 4
Die folgenden Gedanken zu Handlungsbarrieren stammen im Wesentlichen
aus der von dem Aegidius Marktforschungsportal und DTO Consulting
durchgeführten Studie „Social Media
2012: Trends in Marketing und Marktforschung“. Ein sehr wichtiges Thema,
welches immer wieder die Gemüter
erhitzt, ist die Datenschutzproblematik. So gerät Facebook beispielsweise
aufgrund seiner Datenschutzmentalität
immer wieder in die Schlagzeilen. Darüber hinaus wird befürchtet, dass es
aufgrund der starken Eigendynamik innerhalb von Netzwerken zum Kontroll-
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Social-Media-Präsenz nach Größe und Region
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Marketing & Vertrieb
Abb. 5
Einsatzbereiche (links) und genutzte Plattformen (rechts) durch EVU
vor einer neuen Mediengattung – die
zudem bidirektional ist – die Euphorie
bezüglich der zusätzlichen Möglichkeiten im Hinblick auf immer knapper
werdende Ressourcen und sinkende Margen. Doch eines wird immer
deutlicher: Die mündiger werdenden
Konsumenten reden ohnehin über die
Energiewirtschaft und ihre Akteure.
Die Frage ist nur, ob man es mitbekommt und entsprechenden Einfluss
darauf nehmen will oder nicht.
zur Person
zu untersuchenden EVU wurden danach
Zur Frage, ob die Relevanz sozialer Medien rasant zu-
ausgewählt, von welchen EVU Umsatz-
nehmen wird, äußerten sich die Fach- und Führungs-
daten recherchierbar waren, da nur so
kräfte überwiegend positiv. Auch wenn die sozialen
eine Größenzuordnung zu den gebilde-
Medien aktuell in erster Linie Einsatz im Bereich PR
ten Größenklassen möglich war. Abbil-
und Marketing Anwendung finden, wird ein Zugewinn
dung 2 veranschaulicht die Verteilung der
durch sie künftig insbesondere im Vertrieb erwartet,
untersuchten EVU auf die verschiedenen
wie Abbildung 5 verdeutlicht. Die befragten EVU sind
Größenklassen bzw. Regionen: Lediglich
am aktivsten auf Videoportalen und auf Xing. Aller-
22 Prozent der EVU aus der Stichprobe
dings plant knapp ein Drittel der befragten Fach- und
verfügen über eine Präsenz auf einer der
Führungskräfte eine Intensivierung der Social-Media-
bekannten Plattformen – die meisten da-
Aktivitäten im Bereich Facebook innerhalb der nächs-
von auf Facebook. Im Größenvergleich
ten zwei Jahre.
wird deutlich, dass insbesondere größere
Unternehmen
Social-Media-Aktivitäten
Auch wenn man sich unter Experten über die Zukunftsrelevanz und die Potenziale der sozialen Medien einig
verfolgen (Abb.3).
ist, weisen von den untersuchten 975 EVU 78 Prozent
Dr. Heike Hahn
• Jahrgang 1968
• Studium der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der Universität Dortmund
• Promotion im Bereich Marketing
• 1993-1997 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Marketing der
Universität Dortmund
• 1997-2005 verschiedene, überwiegend
leitende Funktionen im Marketing eines
Telekommunikationsunternehmens
• seit Juni 2006 bei der con|energy unternehmensberatung gmbh & co. kg
• seit Januar 2011 Bereichsleiterin
• [email protected]
Sven Bauer
Fazit
• Jahrgang 1972
• Ausbildung zum Bankkaufmann
• Studium der Betriebswirtschaftslehre
(Schwerpunkt Marketing) an der Universität Lüneburg
• seit 2001 Geschäftsführender Gesellschafter bei modus werbung gmbh
• Vorsitzender des Aufsichtsrates von
Energiemarktplatz.de
• [email protected]
erachten
Nur 22 Prozent der deutschen EVU nutzen aktuell so-
Marie-Luise Hanisch
demnach in aller Regel den Einsatz so-
ziale Medien zur Erreichung ihrer Unternehmenszie-
zialer Medien für Unternehmenszwe-
le. Dabei ist sich ein überwiegender Teil der Energie-
cke als sinnvoll und wichtig – und das,
wirtschaft durchaus bewusst, dass in diesen Medien
obwohl lediglich 22 Prozent der in der
ein großes Potenzial schlummert. Vor allem größere
Onlinebeobachtungsphase analysierten
EVU erkennen und nutzen diese Potenziale bereits
Unternehmen eine Präsenz auf einer der
heute, während die kleineren und mittleren bisher
bekannten Plattformen besitzen.
überwiegend abwarten. Vielfach bremst die Skepsis
Berücksichtigt man darüber hinaus die
aktuell keine Social Media-Aktivitäten auf. Diese Lücke
Region (Abb. 4), so scheinen es die gro-
wird zwar einerseits dadurch kleiner, dass unter den
ßen und mittleren, im Süden und im
befragten Fach- und Führungskräften aktuell 27 Pro-
Westen ansässigen EVU zu sein, welche
zent planen, in den nächsten zwei Jahren im Bereich
eine Vorreiter-Rolle in der Social-Media-
Social Media aktiv zu werden, allerdings bleiben immer
Landschaft einnehmen.
noch etliche EVU inaktiv, obwohl das Handlungserfordernis gesehen wird.
Im Anschluss an die Phase der Onlinebeobachtung erfolgte eine Onlinebefragung unter Fach- und Führungskräften
der
Energiebranche.
Diese
• Jahrgang 1986
• Studium der Betriebswirtschaftslehre an
der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
• seit März 2012 Beraterin bei modus
werbung gmbh
• [email protected]
Heft 1| 1 3
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