Texte zur Dorfgeschichte von Untervaz

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Untervazer Burgenverein Untervaz
Texte zur Dorfgeschichte
von Untervaz
1554
Die Bündner in der Schlacht bei Siena
Email: [email protected]. Weitere Texte zur Dorfgeschichte sind im Internet unter
http://www.burgenverein-untervaz.ch/dorfgeschichte erhältlich. Beilagen der Jahresberichte „Anno Domini“ unter
http://www.burgenverein-untervaz.ch/annodomini.
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1554
Die Bündner in der Schlacht bei Siena
In Bündner Monatsblatt 1929. Nr. 3 und 4.
Conradin Jecklin
S. 65:
Die Bündner in der Schlacht bei Siena (2. Aug. 1554).
von Dr. Conradin Jecklin, Chur.
Der Kampf um Siena ist das letzte Glied aus jener langen Reihe blutiger
Kriege, die im 16. Jahrhundert Kaiser Karl V. gegen Franz I. und Heinrich II.
von Frankreich führte. Das einzige entscheidende Ereignis dieses Krieges war
die Schlacht bei Marciano (auch Schlacht bei Siena genannt), in der ein
sienesisch-französisches Heer am 2. August 1554 von einer kaiserlichflorentinischen Armee derart geschlagen wurde, dass sich der Kaiser dadurch
die Vorherrschaft über Italien endgültig sicherte. Diese Schlacht war nicht nur
für die grossen beteiligten Mächte von weittragender Bedeutung, sondern auch
unser Land war am Ausgange derselben in ausserordentlicher Weise
mitinteressiert, weil in dieser Schlacht bündnerische Söldner im Dienste
Frankreichs kämpften und fielen. Die Drei Bünde als solche haben nicht am
Sieneser Kriege teilgenommen, aber sie liessen zu Frankreichs Gunsten eine
Truppenwerbung zu.
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Die Teilnahme dieser Söldner an der Schlacht bei Marciano wurde für unser
ganzes Land verhängnisvoll, verhängnisvoll nicht nur der grossen Verluste
wegen, sondern noch in erhöhtem Masse, weil der unglückliche Ausgang des
Entscheidungskampfes die parteipolitischen Gegensätze unseres Landes von
neuem und in unerhörter Schärfe hervortreten liess.
S. 66:
Ich möchte zunächst in aller Kürze die hauptsächlichsten Geschehnisse
skizzieren, die den Marsch der Bündner auf Siena veranlassten (I), um alsdann
den Anmarsch zur Schlacht (II die Schlacht (III) und deren Folgen (IV) zu
behandeln.
I. Ursachen und Beginn des Sieneser Krieges.
Kaiser Karl V. hatte sich vorgenommen, die politischen Richtlinien, die für
sein Hauptland Spanien in der heiligen Liga von 1511 vorgezeichnet worden
waren, mit aller Beharrlichkeit zu Ende zu führen. Infolgedessen brachen
gleich nach seiner Wahl (1519) die Feindseligkeiten gegen den französischen
König Franz I. aus, und die nun folgenden Kriege nahmen bald eine solche
Ausdehnung an, dass durch sie fast ganz Europa in Mitleidenschaft gezogen
wurde. Keiner der beiden Monarchen sollte das Ende der Feindseligkeiten
erleben.
Um die Mitte des Jahrhunderts war Karl auf der Höhe seiner Macht angelangt.
Mit Frankreich hatte er bei Créspy einen günstigen Frieden abgeschlossen, den
Kampf gegen den deutschen Partikularismus hatte er im schmalkaldischen
Kriege siegreich zu Ende geführt, Fürsten und Städten hatte er seinen Willen
aufgezwungen. Auch in Italien stand seine Sache gut. Das Herzogtum Mailand
war 1535 nach dem Tode des letzten Herzogs als erledigtes Reichslehen an den
Kaiser zurückgefallen. Franz I., als einstiger Inhaber dieses Gebietes, hatte
dasselbe für sich reklamiert, doch war es ihm nicht gelungen, seine
Forderungen durchzusetzen. Karls alte Gegner, Franz I. und der englische
König Heinrich VIII., starben im Jahre 1547. Der Kaiser konnte also in Ruhe
daran gehen, seine Macht zu befestigen und auszubauen, eine Macht, die
allmählich ins Grenzenlose zu wachsen schien. Doch er sollte sich nicht lange
des Friedens freuen. Gegen seine Gewaltherrschaft bildete sich in aller Stille
ein gefährlicher Block seiner geschlagenen aber nicht hoffnungslosen Gegner.
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Heinrich II., der seinem Vater Franz I. auf dem Throne Frankreichs
nachgefolgt war, hatte 1550 den Krieg gegen England glücklich zu Ende
geführt. Er konnte nun daran gehen, die kontinentale Politik seines Vaters
fortzuführen Er verband sich zu diesem Zwecke mit der Bundesgenossenschaft
der deutschen Fürstenverschwörung, an deren Spitze Kurfürst Moritz von
S. 67:
Sachsen stand. Es gelang den Verbündeten, die Kaiserlichen zu schlagen. Karl
selbst musste aus seiner Residenz zu Innsbruck fliehen.1
Gleichzeitig entstand auch in Italien eine Reaktion gegen die kaiserliche
Macht. Wie nordwärts der Alpen die deutschen Fürsten aus religiösen und
politischen Gründen mit Frankreich gegen den Kaiser gemeinsame Sache
machten, so schlossen sich einige italienische Staaten an Frankreich an in der
Hoffnung, dadurch ihre durch den Kaiser bedrohte Freiheit zu bewahren.2
Im Jahre 1547 war Pierluigi Farnese, der Sohn des Papstes Paul III., auf
kaiserlichen Befehl zu Piacenza ermordet worden. Kaiserliche und päpstliche
Truppen hatten daraufhin diese Stadt sowie Gebiete von Parma und Mirandola
besetzt. Ottavio Farnese, der Sohn des Ermordeten, ersuchte nun den
französischen König, mit seinen Truppen diese Länder zu befreien. Für
Heinrich II. war dies eine willkommene Gelegenheit, von neuem in der
Lombardei Fuss zu fassen und den Krieg gegen Kaiser Karl auch in Italien
wieder aufzunehmen. Es gelang ihm, diese Städte zu besetzen. Am 29. April
1552 kam es zwischen Frankreich und dem Papste Julius III., dessen Truppen
Mirandola besetzt hielten, zu einem Waffenstillstand, der für Frankreich und
die Familie Farnese einen vollen Erfolg bedeutete. Der Papst verpflichtete sich
u. a., die Belagerung von Mirandola aufzuheben und seine Truppen auch von
Parma zurückzuziehen. Ferner versprach er, während zwei Jahren alle
Feindseligkeiten gegen die genannten Städte zu unterlassen.
Dieser Waffenstillstandsvertrag war vom Papste auch für den Kaiser
abgeschlossen worden, doch ohne von diesem die Bewilligung hiezu erhalten
zu haben. Der Abschluss dieses Sonderabkommens fiel gerade in die Zeit, in
der der Kaiser am stärksten mit der deutschen Fürstenverschwörung
beschäftigt war. Er konnte für den Augenblick nicht daran denken, den Krieg
in Italien fortzuführen.
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Auch wollte er es vermeiden, durch Nichtgenehmigung des Vertrages den
Papst so zu verärgern, dass dieser schliesslich zu Frankreich überging. Aus
diesen Gründen sah sich der Kaiser gezwungen, den Vertrag mit Frankreich zu
S. 68:
ratifizieren. Es war aber vorauszusehen, dass er die in Italien erlittene Schlappe
wieder gutmachen würde, sobald ihm dies die Verhältnisse in Deutschland
gestatten würden.
Frankreich war mit den Ergebnissen des Waffenstillstandes auch nicht
zufrieden. Parma und Mirandola waren eine geradezu ideale Basis für
militärische Aktionen in der Lombardei. Von dort aus wollte Heinrich das
Herzogtum Mailand zurückerobern, und sich im Staate von Siena festsetzen.
Auch plante er einen Einbruch in das Königreich Neapel. Sein Eingreifen in
die italienischen Verhältnisse war durchaus nicht so uneigennützig, wie es zu
sein schien.
Die französische Partei hatte in Italien grosse Sympathien erworben.
Besonders die Feinde Kaiser Karls, die freien Republiken, sahen im
französischen Könige den Retter der italienischen Volksfreiheit. Die Agenten
Frankreichs nährten mit allen Mitteln die entstandene Missstimmung gegen
den Kaiser und suchten Bundesgenossen für den bevorstehenden Krieg zu
gewinnen.
Kleine republikanische Stadtstaaten, wie Siena und Lucca, wandten sich
Frankreich zu in der Hoffnung, mit dessen Hilfe sich gegen den mächtigen
Kaiser verteidigen zu können. Starke Bundesgenossen fand Frankreich u.a. in
der Familie Farnese, in Ippolito d'Este, dem Kardinal von Ferrara und dem
Grafen von Mirandola. Die Republik Venedig und der Papst bewahrten die
Neutralität, während Cosimo de Medici, der Herzog von Florenz, auf
kaiserlicher Seite blieb.
Auf allen Seiten wurde nun auf den künftigen Krieg hingearbeitet. Das
Gerücht vom baldigen Wiederausbruch der Feindseligkeiten verdichtete sich in
Italien und im Auslande immer mehr. So schrieb Petrus Paulus Vergerius am
20. Juni 1552 von Vicosoprano aus an seinen Freund Bullinger nach Zürich:
"Ganz Italien steht unter den Waffen, obwohl zwischen dem Papste und dem
König [von Frankreich] ein Bündnis geschlossen worden ist.
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Für den Kaiser und den König werden Soldaten geworben. Letzterer gedenkt
ins Gebiet von Neapel einzubrechen."3 Und wirklich begann der Krieg kaum
zwei Monate nachher von neuem mit der Erhebung von Siena gegen Kaiser
Karl. Zu Beginn des grossen Krieges zwischen Karl V. und Franz I.
S. 69:
hatten die meisten Toskaner Städte für Frankreich Partei ergriffen. Siena selbst
brauchte auch Alliierte, um nicht zwischen den kämpfenden Gegnern erdrückt
zu werden. Da die Stadt nicht mit der alten Rivalin Florenz auf gleicher Seite
stehen wollte, hatte sie sic mit dem Kaiser verbündet.4 Dieser hatte nach der
Einnahme von Florenz eine starke spanische Besatzung nach Siena gesandt.
Doch bald mussten die Bürger einsehen, dass Karl diese Truppen nicht als
Freunde und Bundesgenossen in die Stadt gelegt hatte, sondern dass er
vielmehr die Absicht hegte, dieselbe samt dem ganzen Gebiet der Republik
sich untertan zu machen. Mit Bitten und Drohungen suchte sich die
Bevölkerung der Knebelung ihrer alten Freiheit zu erwehren. Doch
vergebens... Da, als der Kaiser die republikanische Stadtregierung absetzte und
durch eine aristokratische, spanisch gesinnte Regierung ersetzen liess, als seine
Truppen vor den Toren der Stadt eine mächtige Festung5 errichteten, die die
spanische Herrschaft gegen äussere Feinde, aber auch gegen Siena selbst
sichern sollte, ... da vergassen die Sienesen ihre Parteihader, der alte
Republikanergeist flammte in ihren Seelen auf, sie scharten sich zusammen
und warfen mit bewaffneter Hand die spanische Besatzung aus der Stadt
(28. Juli 1552). Die spanische Festung wurde belagert, ein genommen und
zerstört (5. August 1552).6
Sienas Unabhängigkeit war nun wieder hergestellt, aber wie zu erwarten war,
liess sich der mächtige Kaiser diese Schmähung durch die trotzige
Toskanerstadt nicht gefallen. Schon zu Anfang des Jahres 1553 rückte ein
spanisches Heer von Neapel aus ins sienesische Chianatal und verband sich mit
den Truppen des Herz von Florenz, um eine Strafexpedition gegen Siena zu
unternehmen. Die Führung des spanisch-florentinischen Heeres übernahm
Johann Jakob Medici, Markgraf von Marignano, jener Medeghin,7 den wir
Bündner aus den Müsserkriegen als einen erbitterten Feind unseres Landes
kennenlernten. Am 26. Januar
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S. 70:
1554 erschien Medeghin mit zirka 5000 Mann vor Siena und hub die
Belagerung an. Ein Kampf auf Leben und Tod hatte für die Republik
begonnen.
Die Sienesen waren nicht unvorbereitet. Sie hatten sich schon vor der
Austreibung der Spanier mit den Franzosen verbündet und nach der Befreiung
von diesen eine Besatzung in ihren Mauern aufgenommen. Zum Anführer des
sienesisch-französischen Heeres war Piero Strozzi, ein ausgewiesener
fiorentinischer Edelmann, ernannt worden, dessen brennendster Wunsch es
war, seinen Todfeind, den Herzog Cosimo de Medici, aus Florenz zu
vertreiben und in seiner Vaterstadt die Stellung dieses Usurpators
einzunehmen. Piero Strozzi war am Hofe Heinrichs des Zweiten sehr gut
angeschrieben. In französischem Dienste hatte er eine glänzende militärische
Karriere gemacht. Er war Marschall von Frankreich und Oberbefehlshaber der
französischen Truppen in Italien geworden.
Der Kampf, der nun gegen Siena begann, war eigentlich ein
Privatunternehmen des fiorentinischen Herzogs. Der Kaiser schickte ihm wohl
Geld und Truppen, aber er war in seinen übrigen Ländern so sehr beschäftigt,
dass er die Angelegenheit von Siena als eine Unternehmung zweiten Ranges
ansah. Für Herzog Cosimo hingegen war der Sieneserkrieg eine Lebensfrage.
Wenn Siena und Frankreich unter der Führung seines Erzfeindes Strozzi
obenaus schwang, dann war seine tyrannische Herrschaft über Florenz
gefährdet. Wenn er aber in diesem Kriege siegen konnte, dann bot sich ihm
Gelegenheit, seine Gewaltherrschaft auch auf den Staat von Siena
auszudehnen.
Das sienesische Heer war einstweilen zu schwach, um den Truppen des
Medeghin gebührend entgegentreten zu können. Es musste bedeutend verstärkt
werden, um mit dem Feinde im offenen Felde den Kampf aufzunehmen. Die
ausgewiesenen Florentiner, der Graf von Mirandola und der Kardinal von
Ferrara versprachen Strozzi, in der Lombardei und im Venetianischen Truppen
zu sammeln und sie nach Siena zu senden. Der französische König gab
seinerseits seinen Gesandten bei den Eidgenossen und den Drei Bünden den
Auftrag, 3000-4000 Kriegsknechte über die Alpen zu schicken, um Siena von
der Belagerung zu entsetzen.
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S. 71:
II. Der Marsch der Bündner auf Siena.
Die Drei Bünde und die Eidgenossen hatten den mit Franz I. schon 1521
geschlossenen Soldvertrag im Jahre 1549 mit dem neuen König Heinrich II.
erneuert. Bei dieser Erneuerung war man überall und besonders in den Drei
Bünden auf grosse Schwierigkeiten gestossen. Die öffentliche Meinung war
durchaus nicht ungeteilt zu Frankreichs Gunsten gewesen. Es waren da vor
allem die Anhänger der kaiserlich-habsburgisch-spanischen Parteien, die die
Bündniserneuerung zu hintertreiben gesucht hatten. Dann war auch die Partei
der Neutralen, die weder französisch noch kaiserlich, sondern gut
eidgenössisch, bündnerisch sein wollten, gegen den Soldvertrag aufgetreten.
Die Prädikanten hatten in Wort und Schrift gegen die ausländischen Bündnisse
und die damit verbundene Reisläuferei geeifert. Zwinglis Einfluss ist es
zuzuschreiben, dass Zürich dem Bunde von 1549 nicht beitrat. Noch lange,
nachdem dieser erneuert worden war, dauerten in Bünden und in der
Eidgenossenschaft die heftigsten Parteikämpfe fort. Sie waren bis 1554 noch
nicht zur Ruhe gekommen.8
Das Gesuch des französischen Gesandten bei der eidgenössischen Tagsatzung
wurde abgewiesen, da die Eidgenossen nicht gegen den mit ihnen verbündeten
Herzog von Florenz kämpfen wollten und weil sie nach dem Wortlaut der
Vereinung von 1549 nicht zur Hilfeleistung für Frankreich verpflichtet zu sein
glaubten.9 Daraufhin stellte der französische Gesandte bei den Drei Bünden,
Jean du Fraisse, Bischof von Bayonne, am 6. April 1554 vor dem Bundstage
zu Davos ein Gesuch um kapitulationsmässige Truppenstellung.10 Im Kapitulat
von 1549 war bestimmt worden,
S. 72:
dass die Bünde zur Verteidigung der französischen Besitzungen in Oberitalien
Truppen zu stellen hätten.11 Nun war nach französischer Meinung dieser Fall
eingetreten: Frankreich hatte mit eigenen Truppen Parma und Mirandola
erobert, die einstmals Teile des französischen Herzogtums Mailand gebildet
hatten. (Siehe oben S. 67.) Durch den Neuausbruch des Krieges in Oberitalien
waren diese Besitzungen für Frankreich gefährdet. Deshalb müsse er - so
führte Du Fraisse aus - nach wort- und sinngemässer Auslegung der Vereinung
von den Bündnern 3000 bis 4000 Mann fordern.
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Der Bundstag schlug das Gesuch zu nächst ab, wohl weil allgemein bekannt
geworden war, dass12 die Truppen nicht nur für die Lombardei, sondern direkt
für Siena bestimmt waren. Es soll damals in unserm Lande die Sage bestanden
haben, dass den Bündnern, den Nachkommen der alten Rätier, ein Unglück
zustosse, so oft sie aus ihren Bergen über den Po in die alte etruskische Heimat
eindringen würden. Dieser Aberglaube hatte sogar im Volksmunde Ausdruck
gefunden in einem romanischen Sprichwort, das auf deutsch lautet: "Wer von
uns über den Po geht, mag zusehen, wie er wieder heimkommt."13 Man hatte
sich dieses Sprichwortes erinnert, und viele hatten davor gewarnt, das
Werbegesuch des französischen Gesandten zu genehmigen. Doch Du Fraisse
liess sich nicht abweisen, ohne einen zweiten Versuch zu machen. Auf seine
Bemühungen hin kam die gleiche Frage am 8. April neuerdings vor den
Bundstag, und die Ratsboten beschlossen diesmal, eine Werbung von 3000
Mann zuzulassen unter der Bedingung, dass man sich dabei in aller Strenge an
die bestehenden Vereinbarungen halte. Der Gesandte musste also versprechen,
die Truppen nur bis in die wieder erworbenen französischen Besitzungen
Parma und Mirandola zu führen, unter keinen Umständen durfte er sie weiter
südwärts nach Siena ziehen lassen. Auch musste er versprechen, alle
Offiziersstellen mit Bündnern zu bekleiden und dieselben gleichmässig unter
alle Bünde zu verteilen.14 Die Werber erhielten Weisung,
S. 73:
nur bündnerische Kriegsknechte anzunehmen. Vor allem sollten sie gemäss
einer Aufforderung der Tagsatzung vom 19./20. März keine Krieger aus den
eidgenössischen Orten einstellen. Auch den Führern wurde verboten, die
Truppen aus den französischen Besitzungen weiter südwärts in die Toskana zu
führen.
Diese Bewilligung zum neuen Aufgebote rief die Gegner der französischen
Partei und die Partei der Neutralen abermals auf den Plan. Sie wurden
unterstützt durch die Prädikanten, die nach wie vor gegen die volkszerrüttende
Unsitte der Reisläuferei gepredigt hatten.15 Aber es gelang ihnen nicht, das
schon begonnene Werk der französischen Werber zu hindern. Diese hatten
bald über 3000 Bündner in Sold genommen, die noch verstärkt wurden durch
einige Hundert Eidgenossen, welche, entgegen dem ausdrücklichen Verbot der
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Tagsatzung, in Bünden zu den Waffen gelaufen waren.16 Zum Anführer der
Knechte wurde Anton von Salis zu Rietberg, Runconius genannt, bestimmt. Er
war zugleich französischer Hauptmann.17
Salis sollte seine Söldner zunächst in die Lombardei bis Mirandola führen und
dort mit andern Hilfstruppen auf weitere Order warten. Der nächste und
bequemste Weg, um dorthin zu gelangen, wäre dem Comersee entlang durch
das Herzogtum Mailand gegangen, aber derselbe war für die Bündner gesperrt
worden. Medici hatte den kaiserlichen Gouverneur zu Mailand aufgefordert,
den bündnerischen Truppen den Durchpass zu wehren. Der Kaiser hatte in
Cremona 5000 Mann italienischen Fussvolkes sammeln lassen, die durch
ebenso viele Reiter verstärkt worden waren. Der Führer dieser Truppen war
Don Giovanni della Luna, Seine Aufgabe hätte es sein sollen, die Bündner zu
hindern, sich mit den andern Hilfstruppen zu vereinigen.18
Ein Durchbruch durch die geschlossenen Gebiete von Mailand nach Cremona
schien also zu riskiert. Man entschloss sich,
S. 74:
über das Veltlin und durch die Val Camonica gegen Mirandola vorzustossen
und damit den Feind zu umgehen.
Anfangs Mai wurde aufgebrochen, der Zug ging zunächst durch das Puschlav
nach Tirano, von dort über Edolo und durch die Val Camonica nach Brescia,
wo der erste grosse Halt gemacht wurde.19. Die Rektoren dieser Stadt, die zu
Venedig gehörte, hatten von dort aus den Befehl erhalten, die Bündnertruppen
ungestört durch ihr Gebiet ziehen zu lassen.20 Die Knechte waren ohne Waffen
und ohne Ausrüstung bis Brescia gelangt und mussten erst bewaffnet und sonst
mit allem zum Kriege Notwendigen ausgerüstet werden.21 Als äusseres
Zeichen ihrer Zusammengehörigkeit trugen sie rote Mützen.22
Nach dem Aufbruch von Brescia zogen sie durch das Gebiet von Mantua
gegen den Po, überquerten denselben und erreichten über Concordia den
Hauptbesammlungsplatz Mirandola. Bis hierher waren sie in keiner Weise
belästigt worden. Dadurch, dass sie den beschwerlicheren Weg durch die Val
Camonica dem leichtern durch das mailändische Gebiet vorgezogen hatten,
war es ihnen gelungen, den Feind zu umgehen, der, wie schon erwähnt, seine
Truppen um Cremona herum konzentriert hatte, in der Meinung, der Anmarsch
erfolge durch Mailänder Gebiet.23
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In Mirandola waren die Bündner erwartet worden. Der Graf von Mirandola
stand dort mit 1500 Reitern, die er und der Kardinal von Ferrara in Parma und
andern Gebieten angeworben hatten. Der französische Heerführer Forchenaux
(Forqué] hatte 7000 italienische Söldner unter seinen Befehl gestellt.24 Alle
diese Truppen waren für Siena bestimmt.
Die Bündnerführer hatten, wie man sich erinnert, vom Bundstag den strikten
Befehl erhalten, die Truppen nur bis Mirandola, resp. bis Parma zu führen.
Nun, da die Truppen einmal mit dem für Siena bestimmten Heere vereinigt
waren, wollten die Führer nicht zurückbleiben, um nicht den Vorwurf der
Feigheit hören zu
S. 75:
müssen. Sie beschlossen also, entgegen dem Befehl des Bundstages,
zusammen mit den andern Hilfstruppen nach Siena zu ziehen. Ein Entschluss,
der sich für die Bündner und besonders für die Führer bitter rächen sollte.
Zwei Wege waren es vor allem, die für den nun folgenden Marsch auf Siena in
Betracht kamen. Man konnte von Mirandola aus nach Parma marschieren und
von dort direkt südwärts in den Apennin einsteigen. Über Lucca gelangte man
so, unter Umgehung von Florenz, nach Siena. Der andere Weg war bedeutend
länger und führte von Mirandola aus zunächst in südöstlicher Richtung durch
die Romagna und das Gebiet des Kirchenstaates nach Perugia und von dort
über Chiusi nach Siena. Der erste Weg war kurz, aber ausserordentlich
gefährlich, denn er ging mitten durch Feindesland, durch das Herzogtum
Florenz, wo es aller Voraussicht nach dem Medici möglich sein konnte, den
Hilfstruppen den Durchmarsch zu verwehren.
In Florenz erfuhr man, dass die Bündner glücklich in Mirandola angekommen
seien. Man staunte über das kühne Umgehungsmanöver und ärgerte sich
zugleich, weil Don Giovanni della Luna mit seinen 10'000 Mann nichts
ausgerichtet hatte. Über den weitern Weg, den die Truppen von Mirandola aus
einschlagen würden, konnte weder der Herzog noch der Medeghin etwas
erfahren. Doch war man im florentinischen Lager der Ansicht, dass Piero
Strozzi die Truppen der Lombardei niemals auf dem direkten Weg über den
Apennin in das florentinische Gebiet schicken würde. Eine derartige
Tollkühnheit traute man dem Feinde gar nicht zu. Man erwartete vielmehr mit
Bestimmtheit, dass er den langen Weg über Perugia und Chiusi einschlagen
würde.25
- 12 -
Infolgedessen bewog der Herzog von Florenz den Papst, die nötigen
Massnahmen zu treffen, damit die Verstärkungen aus der Lombardei nicht
durch das Gebiet des Kirchenstaates nach Siena gelangen könnten.26 Der Papst
gab seinerseits dem Kardinal Poggio, seinem Gesandten in Bologna, den
Befehl, 6000 Mann zu werben und mit ihnen das päpstliche Gebiet vor
fremden Truppen zu sichern. Den Bischof Alfonso Tornabuoni, einen
Verwandten des Herzogs von Florenz, schickte er ins Grenzgebiet von Perugia
und übertrug ihm den Oberbefehl
S. 76:
über die dort stehenden päpstlichen Truppen. Medici liess durch florentinische
Knechte die Gegend um Chiusi und das Tal der Chiana verwüsten, damit die
nach Siena durchbrechende Verstärkung weder Nahrung noch andere
Hilfsmittel vorfinden könne.
Diesmal hatte sich Medeghin verrechnet. Er, der erfahrene, in unzähligen
Kriegshändeln bewährte Feldherr sollte in Piero Strozzi einen Gegner finden,
der ihm an Kühnheit und raschem Handeln zum mindesten gewachsen, wenn
nicht gar überlegen war. Piero hatte in Siena in aller Stille einen Feldzugsplan
aus gearbeitet, der, wenn er gelang, in kurzer Zeit für Siena und Frankreich den
Sieg bringen konnte. Diesen Plan hatte Piero nur seinem Bruder, dem Prior
von Capua, der zum Admiral der französischen Kriegsflotte im Mittelmeer
ernannt worden war, und einigen seiner obersten Offiziere mitgeteilt. Im
übrigen liess er die Welt glauben, die erwarteten Hilfstruppen würden von
Süden her über Perugia nach Siena rücken. Die Sienesen glaubten selbst, dass
die nächste Entscheidung im Chianatal fallen würde.27
Diesem Plane gemäss sollten die Bündner mit den andern Söldnern von
Mirandola aus über Parma und über den Apennin nach Lucca gelangen. Sie
mussten also den gefährlichen direkten Weg durch das Herzogtum Florenz
unter die Füsse nehmen. Deutsche und Gaskogner aus dem Piemont sollten in
Marseille eingeschifft und durch die türkische Flotte, die mit Frankreich
verbündet war, nach Viareggio, dem Hafen von Lucca, transportiert werden.
Von dort aus hatten auch sie das nahe Lucca zu erreichen.
Strozzi selbst wollte sich an der Spitze der in Siena entbehrlichen Truppen
durch die feindlichen Linien durchschlagen und mit möglichster
Geschwindigkeit Lucca erreichen, um sich dort mit den von Mirandola
anrückenden Bündnern zu verbinden. Von Lucca, dem gemeinsamen
- 13 -
Treffpunkte, aus sollten die vereinigten Heere in florentinisches Gebiet
einrücken und die Belagerung von Florenz versuchen.28 Mit dem
Zusammenzug seiner ganzen Heeresmacht in Lucca bezweckte Strozzi in
erster Linie, die Stadt Siena von der Belagerung zu befreien. Es stand zu
S. 77:
erwarten, dass der Medeghin mit der Belagerungsarmee von Siena nach
Florenz rücken würde, sobald er Kunde erhielte vom Einbruch in das Gebiet
des Herzogs. Unterdessen musste es den Sienesen möglich sein, die Ernte
einzubringen und sich mit Proviant so zu versehen, dass eine erneuerte
Belagerung mit Ruhe erwartet werden konnte.
Strozzi stellte den Bündnern von Siena aus landeskundige Führer zur
Verfügung. Und als von Parma her 500 französische Reiter zu ihrer Deckung
in Mirandola angekommen waren, machten sie sich auf den Weg. Die
Übersteigung des Apennins über den 1261 m hohen Passo Cerreto verlief ohne
jede Störung. Auch der Abstieg durch das Tal der Graffignana ging gut, nur bei
Galliciano oberhalb Lucca wurde die bündnerische Nachhut von den Truppen
des Pisaners Antonio Rocca angefallen. Es folgte ein kleines Gefecht, bei
welchem aber auf keiner Seite bemerkenswerte Einbusse erlitten wurde.29 Bei
Ponte a Moriano, etwa 10 km oberhalb Lucca, stiessen die Bündner auf die
Truppen des Strozzi, welche ihnen von Siena aus entgegengekommen waren
(15. Juni). Das Verbindungsmanöver war schneller und harmloser verlaufen,
als man es je zu hoffen gewagt hatte. Jetzt musste man nur noch die Deutschen
und die Gaskogner erwarten, die in Viareggio landen sollten, dann konnte man
den Gewaltstreich auf Florenz wagen.
Strozzi wartete und wartete, doch die Schiffe kamen nicht an. Wohl machte er
einige Einfälle in das Gebiet de Herzogs von Florenz und eroberte im
Valdinievole mehrere befestigte Städte und Schlösser,30 aber er durfte sich
doch mit seinem, durch Gewaltmärsche ermüdeten Heere nicht zu weit gegen
Florenz vorwagen, bevor er seine Truppen nicht vollständig beieinander hatte.
Je länger er auf die Verstärkung von Marseille wartete, desto kritischer wurde
seine Lage. Die Verpflegung des Heeres im fremden Lande bot täglich
grössere Schwierigkeiten. Dazu kam noch, dass der Medeghin mit starker
Macht Siena verlassen hatte und zur Deckung von Florenz herbeigeeilt war.
Der Weg nach Florenz war also abgeschnitten worden. Als schliesslich
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S. 78:
bekannt wurde, dass Don Giovanni della Luna mit 7000 Mann den Apennin
über den Pass von Pontremoli überschritten habe und im Abstiege nach Pisa
begriffen sei,31 da musste sich Strozzi zu seinem grössten Leidwesen
entschliessen, den Rückzug nach Siena anzutreten, um nicht zwischen beiden
feindlichen Heeren eingeschlossen zu werden. Am Ausbleiben der Flotte
scheiterte sein Kriegsplan.
Am 24. Juni durchquerte er zum zweiten Male mit seinem Heere, das nun
bereits auf 14'000 Mann angewachsen war, den hochgehenden Arno bei
Pontedera und vollbrachte damit eine damals viel bewunderte Leistung.32 Bei
Casole im Tale der Elsa trennte sich das Heer.33 Forchenaux zog mit der
Hauptmacht von 65 Fähnlein südwärts durch die Maremma, denn es war unter
dessen gemeldet worden, dass die in Viareggio erwartete Flotte in Portercole
gelandet sei.34 Zehn Kompagnien Fussknechte und fünf Reiterbanner wandten
sich unter der Führung Strozzis von Casole direkt nach Siena.35 Sie waren
kaum in die Stadt ein gezogen, als auch schon Medeghin mit dem kaiserlichflorentischen Heer vor den Mauern erschien, um die Belagerung von neuem zu
beginnen. Bereits früher war am Nordtore. an der Porta Camulia, eine starke
Festung errichtet worden. Nun liess Medeghin auch vor dem Südtore der Stadt
an der Porta Romana mächtige Belagerungswerke aufwerfen und schnitt den
Sienesen dadurch jede Verproviantierung über die römische Strasse ab.36
Ob die Bündner mit dem grossen Haufen nach Portercole marschierten oder ob
sie von Casole d'Elsa direkt nach Siena zogen, wissen wir nicht zu sagen. Das
ist für unsere Untersuchung auch völlig belanglos, denn die kriegerischen
Ereignisse kamen erst am 8. Juli37 wieder in Fluss, als Strozzi, der unter dessen
Siena unter starker Begleitung verlassen hatte, um seine Truppen in der
Maremma zu erreichen, mit vereinigtem Heere
S. 79:
(also unter Zuzug der 6000 Deutschen und Gaskogner) von Montalcino aus
über die römische Strasse gegen Siena rückte.
Als die Nachricht hievon ins kaiserlich-florentinische Lager vor der Porta
Romana gelangte, liess der Medeghin dasselbe fluchtartig räumen38 und führte
seine Truppen an der Stadt vorbei gegen Norden, um das Lager vor der Porta
Camulia zu erreichen.
- 15 -
Der eiserne Belagerungsring, der um die Stadt gelegt worden war, wurde nun
unversehens gesprengt. Die Kaiserlichen mussten nicht nur die
Belagerungswerke vor der Porta Romana verlassen, sondern sie wurden auch
aus andern festen Orten aus getrieben. Einzig das Hauptlager vor der Porta
Camulia konnte sich halten.
Am 14. Juli kam es zwischen S. Abbondio und Munistero (etwa 2½ km in
südwestlicher Richtung vor den Toren von Siena) zu einem heftigen Gefechte.
Die Kaiserlichen versuchten von Munistero aus mit 14 Fähnlein Fussknechten
und vier Kanonen das Kloster S. Abbondio zurückzuerobern. Strozzi
seinerseits schickte 40 Fähnlein ins Feld. Es gelang ihnen, den Angriff der
Kaiserlichen abzuschlagen, aber die Verluste scheinen auf Strozzis Seite
bedeutend grösser gewesen zu sein als auf der andern.39 Sprecher berichtet in
seiner Cronica:40 "Wenig Wochen darvor ist ein namhaffter Scharmutz
geschehen zwischen den Franzosen und Mediginischen / ohnforn von einem
Closter Bondae Fanum41 genannt / daselbst hin / als der Medigin sampt den
Teutschen 1500. Spaniern und ausserlesenen Italieneren zohe der Meinung /
die Frantzosen darauss zutreiben. Aber den Frantzosen kame zu hilff
Monlucius42 und S. Florianus43 / der Streit war
S. 80:
hart / und die Spanier weichen / war von newem gestritten / als der Medigin
herbey nahete. Die Frantzosen behalten endlichen durch Hilff der herbey
kommenden Pündtneren das Feld / kostete zu beyden Orthen nit wenig Leuth /
von den Spanieren bleiben etliche nambhaffte Heuptleuth darunder Alphonsus
Bernalius, von gemeinen bleiben mehr auff der Frantzösischen Seite / als auff
der anderen. Monlucius meldet / selbigen Tags / unnd in disem streit / seye der
Feinden Läger in solcher Verwirrung gewesen / dass wann die Frantzosen den
zuruckweichenden nachgesetzt hätten / unnd die Teutschen bälder herbey
kommen / hätten sie ein vollkomnen herrlichen Sig darvon bringen können,
wie der Medigin selbst hernach dem Monlucio soll bekennt haben."
Medeghin soll seine Truppen absichtlich aus dem Kampfe zurückgezogen
haben, denn er wusste genau, dass Strozzi gar zu gerne in einer grossen
Schlacht den Krieg entschieden hätte, aber diesen Wunsch wollte er ihm nicht
erfüllen.
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Seinem Kriegsplane gemäss sollte das Strozzische Heer erst dann zur grossen
Schlacht antreten, wenn es zuvor durch viele kleine Gefechte mürbe gemacht
worden war. Auch die Stadt Siena sollte nicht etwa im Sturme genommen,
sondern nach langanhaltender Belagerung durch den Hunger zur Übergabe
gezwungen werden.
(Schluss folgt.)
S. 97:
Die Bündner in der Schlacht bei Siena (2. Aug. 1554).
(Schluss.)
von Dr. Conradin Jecklin, Chur.
III. Die Schlacht.
Es gelang Strozzi nicht, den Feind vor Siena zu einer Entscheidungsschlacht zu
veranlassen, weil sich dieser in der Festung vor der Porta Camulia verschanzt
hatte und durchaus keine Lust zeigte, seine Kraft im Kampfe zu messen.
Strozzi war aber gezwungen, den Kampf zu suchen, denn er durfte sein
mächtiges Heer, das bereits 22'000 Fussknechte und etwa 4'000 Reiter zählte,
nicht an den geringen Nahrungsvorräten der belagerten Stadt zehren lassen.
- 17 -
Am 17. Juli gab er den Befehl zum Abmarsch ins Tal der Chiana.44 Er wollte
es vom Feinde räumen und dann, dieses Mal von Osten her, abermals gegen
Florenz vorstossen. Ohne grosse Mühe gelang es seinen Leuten, im Chianatal
mehrere befestigte Städtlein einzunehmen. In jedes derselben legte er eine
ordentliche Besatzung.
Medeghin erfuhr, dass sein Gegner ins Chianatal eingebrochen sei. Er verliess
Siena fünf Tage nach dessen Wegzug und langte am 26. mit seiner ganzen
Macht im Bergstädtchen Civitella an und schlug dort sein Lager auf.45
S. 98:
Am Tage vor der Ankunft des Medici war in Strozzis Lager, an der
Chianabrücke bei Arrezzo, zwischen Bündnern und Italienern ein blutiger
Streit ausgebrochen.46 Ein gewisser vom florentinischen Herzog bestochener
Jakob von Chiavenna47 (nach Sprecher48 ein Jakob Marduva von Vicosoprano)
hatte in einem Gefechte an der Chiana eine "Lägel" Wein erbeutet, die ihm
einige italienische Kriegsknechte, die ebenfalls unter Strozzi Dienst taten, mit
Gewalt wegnehmen wollten. Dabei brach eine Rauferei aus, bei der die
Bündner ihren Landsmann unterstützten und, verstärkt durch deutsche
Landsknechte, mit ihren Picken und Hellebarden gegen die italienischen
Schützen losschlugen. Den Italienern, die von vornherein ihrer Feuerwaffen
wegen im Vorteil waren, kam zuletzt noch die Kavallerie zu Hilfe. Im
Strozzischen Lager hatte sich so unversehens eine regelrechte Schlacht
entwickelt. Nur durch das persönliche Eingreifen Strozzis und seiner Führer
konnte das grösste Unheil vermieden werden.
Dieser Bruderstreit hatte immerhin über 80 Bündnern und 50 Italienern das
Leben gekostet.49 Daneben war die Zahl der Verwundeten sehr gross. Anton
von Salis, der die Bündner über die Alpen bis Mirandola geführt hatte, und
ebenso zwei andere bündnerische Führer waren gefallen.50
Für Strozzi war dieser Zwischenfall, der fast unter den Augen des
florentinisch-kaiserlichen Heeres stattgefunden hatte, eine schlimme
Vorbedeutung. Wenn auch der Streit für den Augenblick beigelegt war, so
glühte der Hass zwischen Bündnern und Italienern doch im stillen weiter.
Grösser und viel bedenklicher als die Verluste an Toten und Verwundeten war
der Schaden, den die Truppen durch die Lockerung der Kriegsmoral erlitten
hatten.
- 18 -
Strozzi hätte nun sogleich Gelegenheit gehabt, zur grossen Schlacht anzutreten,
die er schon lange herbeigesehnt hatte. Medici hatte oben bei Civitella Stellung
genommen und schien nur auf den Angriff zu warten. Er musste sich aber
überzeugen,
S. 99:
dass der blutige Zwischenfall im eigenen Lager das Zusammengehörigkeitsgefühl seiner Söldner dermassen gestört hatte, dass er vor der Schlacht den
erhitzten Gemütern der Seinen Gelegenheit geben musste, sich gehörig
abzukühlen.
Zu diesem Zwecke brach er sein Lager an der Chiana ab und wandte sich
südwärts gegen Foiano.51 Medeghin folgte ihm nach und erreichte ihn bei
Marciano. Beide Heere lagerten vor den Toren dieser Stadt nur wenig
voneinander entfernt. Doch auch jetzt kam es nicht zu einem entscheidenden
Treffen. Die Stellung war für beide Heere ungünstig, aber weder Strozzi noch
der Medeghin wollten sich entschliessen, in eine neue Position zu ziehen. Jeder
fürchtete, sich dadurch dem Feinde gegenüber eine Blösse zu geben.52
Medeghin konnte warten. Sein Heer war gut verpflegt, und je länger die
Schlacht hinausgeschoben wurde, desto grössere Aussichten hatte er, den
Kriegszug nach seinem Wunsche zu Ende zu führen, Strozzi hingegen sah sich
aus verschiedenen Gründen gezwungen, den Kampf zu versuchen. Die
Lebensmittelzufuhr für sein Heer wurde von Tag zu Tag schwieriger und die
Unzufriedenheit grösser, so dass viele seiner Knechte ihre Truppe verliessen.
Nach Cini53 sollen die Bündner, auf Bestechung des Medeghin, von Strozzi
entweder Bezahlung der rückständigen Soldbeträge oder Entlassung gefordert
haben.
Am 2. August rückte Strozzi mit seinem Heere von Marciano weg in südlicher
Richtung auf Foiano zu. Doch tat er dies aus falschem Soldatenstolz nicht
während der Nacht, wie ihm seine Führer geraten hatten, sondern am hellichten
Tage unter den Augen des Feindes.54
Als der Medeghin den Aufbruch des Gegners bemerkte, alarmierte auch er sein
Heer. Zunächst sandte er 2'000 Schützen und zwei leichte Kanonen ins Feld,
die von der Ebene aus den auf den Hügeln abziehenden Feind beschossen.
- 19 -
Dann nahm er mit seinem übrigen Heer die Verfolgung auf. Bei Villa del
Pozzo, unweit von Marciano, begegneten sich die Heere. Der Moment des
Entscheidungskampfes nahte heran.
S. 100:
Strozzi entwickelte die Schlachtlinie aus der Marschkolonne heraus. Er ordnete
sein Fussvolk in günstiger Stellung am Abhange eines Hügels, des Colle delle
donne, in drei Haufen und liess auf seinem rechten Flügel, gegen die Ebene
hin, die Kavallerie Stellung nehmen.55 An Artillerie war er dem Feinde
während des ganzen Feldzuges unterlegen gewesen. Nun hatte er zudem tags
zuvor seine groben Geschütze nach Foiano voraus gesandt. Er besass also im
kritischen Augenblick fast keine Artillerie, die für eine grössere Schlacht
tauglich gewesen wäre.56
Den Kern seines Heeres bildeten die 3'000 Bündner und ein Regiment
Gaskogner von 4'000 Mann. Zur Rechten der Bündner stand das Regiment
deutscher Landsknechte (ebenfalls 4'000 Mann) und auf dem linken Flügel
5'000 italienische Fussknechte.
Im Heere des Medeghin war die Aufstellung ähnlich. Auch dort waren die
Fusstruppen in drei Haufen geteilt. Im Mitteltreffen waren 4'000 deutsche
Landsknechte, die besten Leute des Medeghin, die gegen die Bündner und die
Gaskogner der Gegenseite zu kämpfen hatten. Zu ihrer Rechten standen
6'000-7'000 Italiener und zur Linken ein Regiment Spanier von 4'000 Mann,
das ebenfalls gegen die Bündner und die Landsknechte des Strozzi zu kämpfen
hatte. Auf dem linken Flügel stand die leichte Kavallerie von 800 Pferden
derjenigen des Strozzi gegenüber. Die schwere florentinisch-spanische
Kavallerie war zu Beginn der Schlacht noch nicht von der Chiana
zurückgekommen. Hinter der Front der Kaiserlichen standen vier grobe
Geschütze und einige leichte Kanonen.
Die feindlichen Heere näherten sich bis auf kurze Distanz. Medeghin liess die
Seinen gegen den Fuss des Hügels vorrücken, während Strozzi seine Truppen
allmählich gegen die Ebene absteigen liess. Zwischen den Heeren lag
schliesslich nur noch ein breiter und tiefer Graben (Scannagallo genannt),57 der
den Fuss des Colle delle donne umsäumte und in ostwestlicher Richtung das
Tal der Chiana mit dem der Esse verband.
- 20 -
S. 101:
Die Schützen und die Artillerie eröffneten den Kampf. Dann erfolgte der
Angriff der Reiterei. Die leichte Kavallerie des Medeghin, verstärkt durch die
nun von der Tränke zurückgekehrte schwere Reiterei, stürmte über den Graben
gegen die Kavallerie des Strozzi. Doch diese wartete den Angriff gar nicht ab,
sondern floh davon und wurde von den Reisigen des Medeghin verfolgt.
Hier war Verrat im Spiele. Der erste Bannerträger der französischen Reiterei
soll am Tage vor der Schlacht vom Medeghin mit sieben Kannen Goldes
bestochen worden sein. Daraufhin habe er beim Angriff als erster sein Pferd
gedreht, und wie sich damit auch das Banner wandte, wurde das als Zeichen
zur Flucht aufgefasst.58 Der Verräter wurde am 7. August zu Montalcino zum
Tode verurteilt und gehenkt.59
Zu gleicher Zeit wie der Reiterangriff erfolgte auch der Zusammenstoss des
Fussvolkes.60 Strozzi schickte seine Leute über den Graben und liess sie gegen
den Feind Sturm laufen. Als die ersten drei Glieder den Graben passiert hatten,
griffen auch die Kaiserlichen an. Der Zusammenprall war fürchterlich, auf der
ganzen Linie wurde mit grösster Heftigkeit gekämpft. Der Angriff der
Strozzischen schien zu gelingen. Auf beiden Flügeln des kaiserlichen Heeres
wurden die Reihen durchbrochen und einige Abteilungen des spanischen und
italienischen Regiments wurden abgesprengt und wandten sich zur Flucht.
Aber der Kern des Heeres, die deutschen Landsknechte, welche mit den
Deutschen und Bündnern ins Handgemenge geraten waren, hielt stand. Der
Kampf tobte auf beiden Seiten des Grabens, und die Kämpfenden fielen in
solcher Menge, dass der Graben bald ganz aufgefüllt war mit den Körpern der
Toten und Verwundeten.61
Dem Angriff der Strozzischen folgte ein Gegenstoss der Italiener und
Deutschen aus dem Heere des Medeghin gegen den
S. 102:
linken Flügel des Strozzischen Heeres. Diesmal flohen die Italiener des Strozzi
auf und davon und rissen noch einen Teil der Gaskogner mit. Nun schien sich
der Tag zu Gunsten der Kaiserlichen zu wenden. Deren Reiterei kehrte von der
Verfolgung der verräterischen Kavallerie zurück und fiel den Deutschen und
Bündnern in die rechte Flanke.62 Auf dem linken Flügel, wo sie durch die
Flucht der Italiener entblösst waren, drang der Feind ebenfalls mit grösster
Wucht vor.
- 21 -
Jetzt begannen auch die Reihen der Bündner und Deutschen zu wanken. Die
hintern Reihen wandten sich zur Flucht. Strozzi war, wie alle seine Führer,
vom Pferde gestiegen und kämpfte in der vordersten Reihe. Es gelang ihm
noch, einige Hundert Bündner und Landsknechte zusammen-zustellen und mit
ihnen einen neuen Vorstoss zu unternehmen.63 Doch dieser scheiterte an der
Übermacht der Feinde. Der Rest des Strozzischen Heeres wurde vernichtet.
Die Kavallerie und die Artillerie brachte dem Medeghin einen Sieg, wie er ihn
schöner nicht wünschen konnte. Strozzi selbst konnte sich schwer verwundet
nach Lucignano flüchten.64
In dieser denkwürdigen Schlacht bei Siena oder Marciano verlor das
florentinisch-kaiserliche Heer nach Cini65 nur etwa 100 Tote und einige
hundert Verwundete.
Die Verluste in den Reihen Strozzis dagegen waren ganz enorm. Die
Florentiner Cini66 und Roffia67 berichten übereinstimmend von 4'000 Toten,
der Spanier Montalvo68 von 5'000 Toten und ebenso vielen Verwundeten. Der
Sienese Sozzini,69 gibt in seinem Tagebuch die Zahl der Verluste an Toten und
Verwundeten sogar mit 12'000 an. Nach der "Rhetischen Cronica" von
Sprecher70 wurden "in die 3'000 auff dem Platz gelassen". Von den Franzosen,
Bündnern und Deutschen konnten sich nur wenige retten. Cini71 berichtet, die
meisten oltramontani seien getötet worden, und die Grosszahl aller Gefallenen
seien Bündner gewesen. Bei ihnen sei zuerst die Unordnung ausgebrochen,
hervorgerufen durch die Panik, welche die Artillerie in ihren Reihen
verbreitete. Die feindlichen Geschütze scheinen den Bündnern wirklich
furchtbare Verluste beigebracht zu haben.72 Da ihr Haufe das Zentrum des
Strozzischen Heeres bildete, war gerade er die Zielscheibe der Artillerie.
S. 103:
Wie gross die Zahl der gefallenen Bündner war, ist nicht mit Bestimmtheit
festzustellen. Die "Rhetische Cronica" sagt darüber:73 "Die Käyserlichen
schreiben, der Pündtner Verlurst 4000. andere nur 3000. die Frantzosen aber
2000." Alle Berichterstatter stimmen darin überein, dass die Niederlage für die
Bündner am allerempfindlichsten war.74 Die bündnerischen Führer, die mit
gekämpft hatten, waren alle gefallen.75 Nur zwei Hauptleute, welche nicht am
Kampfe teilgenommen hatten, kamen mit dem Leben davon. Sie hatten sich,
wie wir unten sehen werden, in Bünden vor Gericht zu verantworten.76
- 22 -
Campell,77 Sprecher78 und Bucelin,79 geben in ihren Büchern eine im ganzen
übereinstimmende Liste der in der Schlacht gefallenen Hauptleute und
vornehmsten Kriegsknechte. Man kann daraus ersehen, wie schwer der
unglückliche Ausgang der "Reise nach Hohen-Siena" in unserm Lande
empfunden werden musste.80
Piero Strozzi hatte neunzig Fahnen verloren,81 dazu kamen
S. 104:
noch die fünf Banner der treugebliebenen Reiterregimentcr.82 Alle Kanonen
und Feldstücke waren dem Medeghin in die Hände gefallen.83 Das stolze Heer
Strozzis existierte nicht mehr. Diejenigen, denen es gelungen war, das Weite
zu suchen, waren nach allen Richtungen auseinandergeflohen, ohne sich um
das Schicksal ihrer Genossen zu bekümmern. Nur wenige Getreue scharten
sich bei Lucignano um ihren schwerverwundeten Feldherrn und zogen sich mit
ihm nach Montalcino zurück.
Nach der Schlacht marschierte das kaiserlich-fiorentinische Heer mit den
gefangenen Feinden und der Beute im Triumphe nach Florenz. Fünfhundert
gefangene Bündner wurden in Zweierkolonne mitgeführt und hatten auf dem
Wege unter der Feindseligkeit der florentinischen Bevölkerung zu leiden.
Medeghin musste ihnen zu ihrem Schutze einen besondern Kommissär
beigeben.84 Warum die Wut des Volkes sich gerade gegen die Bündner
wandte, wird in den Quellen leider nicht gesagt. In Florenz wurden sie, wider
alles Erwarten, vom feindlichen Herzog und von dessen Feldherrn, dem alten
Bündnerfresser, mit grosser Freimütigkeit empfangen. Im Gegensatz zu den
andern Gefangenen wurden die Bündner nicht nur freigelassen, nachdem sie
versprochen hatten, nie mehr gegen Florenz und den Kaiser zu
S. 105:
kämpfen, sondern sie wurden auch noch verpflegt und für die Heimreise
ausgestattet. Damit nicht genug, erhielt jeder Bündnerknecht vom Medici
persönlich einen ansehnlichen Zehrpfennig.85 (Dieses Geld wurde ihm später
vom Bundstag zurück erstattet.) Die menschenfreundliche Behandlung der
Gefangenen ist ein Stück kluger Söldnerpolitik. Der florentinische Herzog
hoffte, dadurch die Bündner für sich zu gewinnen und von Frankreich
abspenstig zu machen, oder in Zukunft zum mindesten neben diesem zur
Truppenwerbung in Bünden zugelassen zu werden.
- 23 -
Die italienischen Gefangenen wurden entwaffnet und ohne weiteres nach
Hause gejagt. Vierhundert Deutsche und Eidgenossen nahmen von Medici
Handgeld und traten ins florentinische Heer ein.
Die Schuld an der Niederlage wurde hauptsächlich dem Verrat der
französischen Reiterei und der Unvorsichtigkeit Strozzis zugeschrieben. Noch
lange Zeit nach der Schlacht sang man in Siena:
"O Piero Strozzi, in du' son i tuoi soldati
Al Poggio delle donne in que' fossati
Meglio de' vili cavalli di Franza
Le nostre donne fecero provanza."
Ein Teil der Schuld soll auch die Bündner getroffen haben. Deren Führer
waren gewiss zum grossen Teil tüchtige erfahrene Leute, die schon mehrmals
an ähnlichen Kriegszügen teilgenommen hatten. Sie sind es auch gewesen, die
am standhaftesten kämpften und dem Feinde den Sieg nach Möglichkeit
erschwerten. Von Martin Capaul und Rudolf Mathis (genannt Ruotsch) wird
berichtet, dass sie wie Löwen gekämpft hätten. Ruotsch habe während der
Schlacht ausgerufen: "Heute zahle ich mit meinem Blute dem Könige von
Frankreich die Kronen zurück, die ich von ihm und seinem Vater empfangen
habe."86
Die bündnerischen Fussknechte scheinen nicht die gleichen militärischen
Tugenden gehabt zu haben wie ihre Anführer. Ihre Unerfahrenheit im
Kriegshandwerk soll mit ein Grund gewesen sein für die Niederlage des
Strozzischen Heeres. Über die Art und Weise, wie diese Söldner angeworben
wurden, schreibt der Zeitgenosse Campell:87
S. 106:
"Die Anhänger der Französischen Parthei, nunmehr sofort zu Hauptleuten und
Fähndrichen bezeichnet, begannen ohne Verzug das Heer zu werben, welches
aber meist nur aus Gesindel bestand, das überall aus den Bünden und den
benachbarten Orten der Eidgenossenschaft zusammenlief, seine Haut freiwillig
zu Markte tragend. Diejenigen, welche schon früher Kriegsdienste getan,
waren theuer, und die Führer, welche ohne Zweifel auch für ihren Beutel
sorgen wollten, fanden es nicht in ihrem Vorteil, solche Leute anzuwerben."
Auch aus andern Quellen ergibt sich übereinstimmend, dass die
Kriegstüchtigkeit der Bündnerknechte sehr zu wünschen übrig liess.
- 24 -
Es dürfte gewiss interessieren, darüber einige Urteile zu hören. Medeghin sagte
in seiner Rede, die er vor Beginn der Schlacht an seine Spanier hielt, u.a:88 "Ihr
habt gegen die Bündner zu kämpfen, die Neulinge sind im Waffenhandwerk
und die überhaupt noch nie gekämpft haben." (Avete a combattere con li
Grisoni venuti nuovamente all' arme, e che mai altra volta hanno combattuto.)
Montalvo nennt sie unerfahrene schwerfällige Leute (gente nuova e grossa).89
Walter Roll berichtete am 9. September 1554 an den Herzog von Florenz
bezüglich eines Briefes, den Strozzi an den französischen König gesandt haben
soll und worin dieser sich geäussert hätte, "dass die Bündner immer voll
Kampfesfreude gewesen seien, aber als es zur Schlacht gekommen sei, hätten
sie nicht kämpfen wollen, sondern sogleich die Waffen weggeworfen" (che li
Grisoni sempre hanno detto voler far la battaglia, ma poi, dovendosi farla, non
hanno voluto combattere e subito gettato via le armi".90 Wenn Strozzi das
wirklich geschrieben hat, dann hat er übertrieben und den französischen König
falsch unterrichtet. Denn wie wäre der enorme Verlust der Bündner zu
erklären, wenn diese die Waffen weggeworfen und den Kampf aufgegeben
hätten? Montalvo berichtet,91 bei der Beschreibung des Rückzuges von Lucca,
dass Strozzi seinen Söldnern befohlen habe, sich für drei Tage mit Brot und
Wasser zu versehen, da der Marsch durch feindliches Gebiet gehe, wo jede
Verpflegung ausgeschlossen sei. Die Soldaten
S. 107:
seien diesem Befehle nachgekommen, vor allem die Italiener, die die
Notwendigkeit desselben wohl eingesehen hätten. Nur die Bündner hätten
nicht gehorcht, und deshalb seien sie unter der brennenden Hitze dermassen
zusammengeklappt, dass viele ihre Waffen wegwarfen. Viele unter ihnen
hätten über das Land geflucht und sich geweigert, den Marsch fortzusetzen.
Noch ungünstiger ist das Urteil, das die Florentiner Dichterin Laura Pieri im 4.
Gesang ihres Epos über den Sieneserkrieg in folgende wenig schmeichelhafte
Verse zusammenfasste:92
"Era questa (la retroguardia) d'un numero di Grigioni,
Tutta gentaglia inordinata e pazza.
Non hanno in guerra termini o ragioni,
Nè piü stimano iL brando che la mazza,
E non osservan patti e condizioni,
- 25 -
Tal ch'io non so conoscer questa razza:
Pcrche in lor nun pietade o fede,
Nè peggior gente occhio mortal non vede!
Und dann weiter unten über die Schlacht selbst:
"Son anca gli Spagnuoli nelle fazioni,
E gran distruzion fan di quei matti:
Quei matti de' Grigion che vanno in terra
Morti, per nun aver termin di guerra."
Bei der Beurteilung dieser Zeugnisse muss man sehr vorsichtig sein. Die
Disziplin und die Kriegstüchtigkeit der Bündner Söldner mag wohl nicht
glänzend gewesen sein. Aber es ist in Betracht zu ziehen, dass nach dem
Unglück Sieger und Besiegte sich berechtigt glaubten, über die Bündner
herzufallen. Die Sienesen und Franzosen schimpften, weil ihre Hoffnungen
enttäuscht worden waren, und die Kaiserlichen, weil die Bündner dem Feinde
zu Hilfe gekommen waren und für Frankreich auf kaiserlichem Gebiet
gekämpft hatten.
Wir müssen uns vergegenwärtigen, dass die Bündner in der Schlacht ohne die
gewohnte Führung kämpfen mussten. Wie wir sahen (oben S. 98) war der
Oberanführer Anton von Salis, genannt Runconius, sowie Jakob von Sax und
Martin Beli, alle drei kriegserfahrene Soldaten, wenige Tage vor der
Entscheidung im Lagerstreit gefallen. Es scheint, dass sie durch französische
S. 108:
Offiziere ersetzt wurden, die jedoch bei den Truppen nicht das richtige
Zutrauen genossen.93 Wenn man bedenkt, wie sehr in frühern Kriegen, mehr
als heute, die Persönlichkeit des Führers von ausschlaggebender Bedeutung
war und wie sehr das enge kameradschaftliche Verhältnis zwischen Führer und
Knechten die Grundbedingung für eine erfolgreiche Kriegsführung war, dann
kann man ermessen, wie tief der Verlust der genannten Führer besonders
während der Schlacht empfunden wurde.
Es ist auch anzunehmen, dass die Einheit im Strozzischen Heere nach dem
Streit an der Chianabrücke nicht mehr völlig hergestellt werden konnte. Die
Feindschaft zwischen Bündnern und Italienern blieb bestehen. Die Flucht der
italienischen Kriegsknechte ist vielleicht auf einen Verrat von dieser Seite
zurückzuführen.
- 26 -
Tatsächlich scheinen diese nur geringe Verluste gehabt zu haben, während die
der oltramontani verhältnismässig sehr gross waren.94 Es hat den Anschein, als
ob sie die ihnen verhassten Bündner in höchster Not absichtlich im Stiche
gelassen hätten.
Wie sich die Bündner in der Schlacht selbst einstellten, können wir heute nicht
mehr mit Bestimmtheit sagen. Sie galten neben den Landsknechten immerhin
als Strozzis beste Truppe. Am Tage der Schlacht stellte er sie in der Mitte
seiner Front auf, wo der Kampf am härtesten und gefährlichsten zu werden
versprach. Viele von ihnen blieben, wie wir sahen, trotz dem Verrat der
Reiterei und der Flucht der hintern Reihen stehen. Mit Bündnern und
Deutschen konnte Strozzi noch einen letzten Gegenangriff versuchen.
Die Verlustziffern und die Tatsache, dass die meisten Gefallenen Bündner
waren, zeigen, dass diese zwar nicht gesiegt, aber doch standhaft gekämpft
haben und dass die Gefallenen eines ehrenvollen Todes gestorben sind.
S. 109:
IV. Die Folgen der Schlacht.
Durch den Untergang des Strozzischen Heeres wurde Siena in die reine
Defensive gedrängt. Der Feind konnte die Stadt nun belagern, ohne wie bisher
durch ein vor den Mauern kämpfendes sienesisches Heer belästigt zu werden.
Strozzi gelang es nicht mehr, ein neues Heer zur Entsetzung Sienas
anzuwerben. Die Belagerung nahm also ungestört ihren Fortgang, bis sich die
Bevölkerung, durch den Hunger gezwungen, ergeben musste. Die Sienesen
wussten genau, dass die Kapitulation an die Erbfeindin Florenz den sichern
Untergang ihrer alten Republik bedeuten würde. Sie wehrten sich deshalb mit
übermenschlicher Tapferkeit. Hungersnot und Krankheit grassierten in den
Strassen der belagerten Stadt. "Schatten und nicht Menschen bewohnten Siena,
aber Schatten, die beschlossen hatten zu sterben für Freiheit und Vaterland."
Die Hoffnung, schliesslich doch noch durch ein starkes französisches Heer
gerettet zu werden, hielt die Gemüter aufrecht. Aber der Retter kam nicht. In
Frankreich war das Inter esse für die sienesische Unternehmung nach der
Katastrophe von Marciano ganz beträchtlich gesunken. Man wollte und konnte
den Sienesen nicht mehr helfen.95
- 27 -
Mit der Niederlage bei Marciano war also auch das Schicksal von Siena
entschieden worden. Die Stadt musste sich am 17. April 1555 nach
fünfzehnmonatiger Belagerung ergeben, nachdem die Bevölkerung durch
Kampf, Hunger und Krankheit auf ein Drittel zusammengeschmolzen war. Sie
wurde zunächst mit ihrem ganzen Gebiet dem Kaiser zugeteilt und kam dann
1559 an Florenz.96 Von diesem fürchterlichen Fall konnte sich Siena nie mehr
erholen. Es ist seitdem zur Ruhe und Bedeutungslosigkeit verurteilt und träumt
im stillen von einstiger Macht und Schönheit.
Der Kaiser hatte sich durch den Sieg die Vorherrschaft über Italien neuerdings
gesichert. Der jahrzehntelange erbitterte Kampf gegen Frankreich war also in
Italien ganz zu seinen Gunsten entschieden worden. Frankreich musste auf
seine italienischen Ansprüche im Frieden von Château-Cambresis
(3. April 1559) verzichten
S. 110:
Wie für Siena und Frankreich, hatte der Tag von Marciano auch für die
Bündner recht traurige Folgen. Den geschlagenen Söldnern war die Nachricht
von der fürchterlichen Niederlage vorausgeeilt und hatte in den rätischen
Bergen überall Trauer, Empörung und Zwistigkeiten hervorgerufen.
Die Zurückgekehrten wurden mit Verachtung und mit Schmähreden
empfangen. Man warf ihnen vor, unter Missachtung der Befehle des
Bundstages bis Siena und sogar noch weiter bis ins Tal der Chiana gezogen zu
sein. Man beschuldigte sie der Feigheit, sie hätten nicht bis zum letzten
Augenblicke gekämpft, sondern seien davongeflohen oder hätten sich gefangen
nehmen lassen. Andere wollten sogar wissen, dass die Bündner durch Briefe
des Medici bestochen worden seien. Sie hätten sich deshalb in die Flucht
begeben.97 Der kaiserliche Statthalter zu Mailand verlangte schon Ende August
vom Bundstag, dass die Knechte, die entgegen bestehenden Vereinbarungen
im Dienste Frankreichs auf kaiserlichem Gebiete gekämpft hätten, bestraft
würden.98
Die Wut des Volkes richtete sich auch gegen alle diejenigen, die für das
Zustandekommen des Zuges gearbeitet hatten, also gegen die Werber und die
Truppenführer, dann gegen den französischen Gesandten Du Fraisse und die
französischen Partei genossen.
- 28 -
Die Hauptschuldigen am Unglück von Siena waren nach all gemeiner
Auffassung die Truppenführer, die die Truppen über Parma hinausgeführt
hatten. Aber nur zwei derselben waren am Leben geblieben, und diese beiden
wurden nun durch einen auf Ende September nach Chur einberufenen
Bundstag in Anklagezustand versetzt. Der eine dieser Führer war ein
Lugnetzer Jakob Schmid von Grüneck99 der mit seinen Leuten von Siena heim
gekommen war. Der andere war ein mailändischer Condottiere, ein gewisser
Hauptmann Vespasianus Burellinus von Varese, der aus dem Herzogtum
Mailand verbannt worden war.100 Vespasianus
S. 111:
hatte wohl geahnt, dass er in Bünden keinen freundlichen Empfang zu
erwarten habe. Er hatte sich deshalb direkt nach Locarno begeben, um dort
abzuwarten, wie sich die Dinge in Bünden gestalten würden.
Jakob Schmid stellte sich auf Vorladung hin dem Gerichte und wurde zu einer
Geldbusse von 500 Scudi und zu Ehrverlust verurteilt. Es wurde ihm das Recht
entzogen, Wehr und Waffen zu tragen. Man hatte für ihn die Todesstrafe
vorgesehen, doch war es seinen Freunden gelungen, dieses verhältnismässig
leichte Urteil zu erreichen.101
Der andere Führer, Vespasianus, erschien nicht. Am 27. Oktober traten Ragett
Flysch von Trins und Jochim von Runks von Ruschein als abgeordnete Kläger
des Obern Bundes in Truns vor Peter Berchter von Disentis, den Richter des
Obern Bundes, und klagten gegen den abwesenden Hauptmann
Vespasianus:102
1. Weil er die Bündnerknechte über Parma hinausgeführt und dadurch dem
strikten Befehl der Bundesherren zuwider gehandelt habe.
2. Wurde ihm vorgeworfen, er habe bei der Anwerbung und Verpflegung
seiner Knechte Wucher getrieben. Er habe an der Schlacht nicht
teilgenommen, trotzdem er gesund gewesen sei.
3. Er habe seine Söldner nach der Schlacht nicht unterstützt, sondern auf der
ganzen Linie im Stiche gelassen.
4. Während der Heimkehr seien ihm auf der Strasse allerlei Schimpfworte
zugerufen worden, man habe ihm unter die Augen gesagt, er sei ein Verräter.
All diesen Anschuldigungen gegen über habe er sich nie gerechtfertigt.
- 29 -
S. 112:
Die Kläger beantragten, das Gericht möge erkennen, ob Vespasianus an Leib,
Ehr, Gut und Leben gerichtet werden solle. Durch das Urteil wurde dem
Angeklagten eine Frist gegeben, bis zum folgenden St. Paulstag (also bis zum
25. Januar 1555) vor den Landrichtern zu erscheinen. Wenn er sich bis zu
diesem Tage nicht gestellt hätte, dann sollte er gerichtet werden vom Leben
zum Tode wie ein Mörder und Verräter. Alle seine liegenden und fahrenden
Güter sollten alsdann den Klägern in Bundes Namen zugefallen sein.
Wie sich Vespasianus auf dieses Urteil hin verhalten hat, wissen wir nicht. Bis
zum 15. November, also gut zwei Wochen nach der Urteilsfällung, hatte er
sich noch nicht gestellt,103 und es ist überhaupt anzunehmen, dass er auf eine
gerichtliche Austragung der Angelegenheit verzichtete.
Neben den Führern wurde der französische Gesandte Du Fraisse für die
schweren Verluste verantwortlich gemacht, denn er hatte ja dem Bundstag das
Versprechen gegeben, die Bündner nur in die Lombardei zu schicken. Ein
wahrer Sturm erhob sich gegen den Gesandten,104 man nannte ihn einen
wortbrüchigen Verräter. Um den Anschlägen auf sein Leben zu entgehen, fand
er es ratsam, Bünden vorübergehend zu verlassen, um in Solothurn Zuflucht zu
suchen.105.
Ein wüster Parteihader wütete im ganzen Lande. Religiöse, politische und
soziale Gegensätze prallten in unerhörter Heftigkeit aufeinander. Bünden
schien damals am Rande des Bürgerkrieges zu stehen.
Wie die Tagsatzung106 und viele eidgenössische Orte, schrieb auch Heinrich II.
einen Beileidsbrief an die Bünde. Er freue
S. 113:
sich, schrieb der König,107 dass die Verluste weniger gross seien, als man
anfangs auf Grund übertriebener Botschaften gefürchtet habe. Er hoffe, die
Gerüchte über Wirren und Streitigkeiten seien grundlos. Dann ermahnte er die
Bündner zum Frieden und ersuchte sie, seinen Gesandten in Zukunft in Ruhe
zu lassen. Dieser dürfe weder mit Wort noch mit Tat beleidigt werden, denn
eine Beleidigung des Gesandten sei zugleich eine Beleidigung des Königs und
würde den Bündnern selbst zur Schande gereichen. Dieses Schreiben scheint
seine Wirkung nicht verfehlt zu haben, denn der Gesandte konnte schon Ende
September zurückkehren und durfte sogar am Bundstage teilnehmen.108
- 30 -
Doch gleich ergab sich für ihn eine neue Schwierigkeit. Frankreich schuldete
den vom Sieneser Zuge heimgekehrten Söldnern rückständige Soldbeträge von
erheblicher Höhe. Der König anerkannte die Forderung im Prinzip, nur über
die Höhe derselben konnte man sich nicht einigen. Nach langwierigen
Verhandlungen wurde ein von Du Fraisse ausgearbeiteter Einigungsvorschlag
von den Parteien angenommen. Die königliche Schatzkammer hatte demnach
den Söldnern 20'000 Scudi auszubezahlen. Nicht mehr Du Fraisse, sondern erst
sein Nachfolger D'Ansois erledigte diese Angelegenheit.109. Der erstere war
schon im Oktober 1554 abberufen worden, weil er sich in Bünden nachgerade
unmöglich gemacht hatte und weil er auch am Hofe dieser Soldaffäre wegen in
Ungnade gefallen war.
Mit dem Verschwinden dieses Mannes verringerte sich die Erbitterung und der
Hass der Bevölkerung gegen Frankreich noch nicht. Zwar wurden dem neuen
Gesandten im Juli 1555, also noch nicht ganz ein Jahr nach dem traurigen Tag
von Siena, eine weitere Truppenwerbung zugestanden.110 Aber die Bünde
hatten das nur getan, weil sie durch den Vertrag von 1549 gebunden waren.
Überall waren Stimmen laut geworden, die nach der Niederlage von Siena alle
Verbindungen und Verpflichtungen
S. 114:
Frankreich gegenüber aufgelöst wissen wollten.111 Man hatte genug von diesen
Einmischungen fremder Mächte, man wollte wieder eigener Herr im Hause
sein. Aus dieser Stimmung heraus war im Frühling 1555 beschlossen worden,
in Zukunft keine Gesandten mehr im Lande zu dulden,112 ein Beschluss, den
man leider nicht durchführen konnte.
Überhaupt war im ganzen Lande das Friedensbedürfnis sehr gross. Auf einem
Beitag gem. Drei Bünde in Chur beriet man sich über die Absicht des
Landrichters des Obern Bundes, mit Abgeordneten der V Orte, Solothurn und
Freiburg zum Papst nach Rom zu reisen, um mit diesem u. a. über die
Förderung eines ewigen Friedens zwischen dem Kaiser und dem König von
Frankreich zu unterhandeln.
Zu Beginn des Jahres 1556 zog eine neue Welle der Empörung durch unser
Land. Die Gegner und die Freunde der französischen Partei prallten des
Soldvertrages wegen namentlich im Obern und im Gotteshausbunde hart
aufeinander.
- 31 -
Zu wieder holten Malen mussten die XIII Orte ihre Boten in die Bünde
schicken, um die erhitzten Gemüter zu beruhigen.113 Frankreichs Einfluss
schwand immer mehr, und als es 1560 den grossen Fehler beging, den
Gesandtenposten in den Bünden nicht mehr ordentlich zu besetzen, sondern
ihn nur durch zwei bündnerische Parteigänger versehen zu lassen,114 da
schmolz der französische
S. 115:
Anhang so zusammen, dass eine eigentliche französische Partei bald gar nicht
mehr existierte.115 Österreich und Spanien suchten nach der Schlacht bei Siena
noch hartnäckiger als vorher, mit Drohungen und guten Worten, die Bündner
zu bewegen, mit ihnen Soldverträge abzuschliessen. Nachdem das Herzogtum
Mailand 1556 an Spanien übergegangen war, hatte dieses besonderes Interesse,
durch einen Vertrag mit den Drei Bünden sich die wertvollen Passübergänge
zu sichern und dieselben andern Staaten, namentlich Frankreich und Venedig,
zu verschliessen.
Die beiden Staaten hatten sich erfolgreich bemüht, Frankreichs Stellung in
Bünden zu untergraben. Dem unaufhörlichen Hetzen der spanischösterreichischen Partei sind zum guten Teile die politischen Unruhen
zuzuschreiben, unter denen unser Land nach 1554 litt. Die Feindseligkeiten
weiter Volkskreise gegen Frankreich war den Spaniern zugute gekommen. Ihre
Partei hatte aus den Lagern der Neutralen und der Franzosenfreunde grossen
Zuzug erhalten, so dass sie es 1556 sogar wagen durfte, gegen den Willen des
Bundstages bündnerische Knechte in den Dienst von Spanien, England und
Mailand aus dem Lande zu führen.116 Dem Ansuchen dieser drei Länder, mit
Bünden einen Freundschafts- und Soldvertrag abzuschliessen, wurde aber nie
nachgegeben.117
Im Jahre 1565 kam ein neuer ordentlicher Gesandter Frankreichs in die Bünde
(P. Belleure), um den Soldvertrag von 1549 zu erneuern. Natürlich entbrannte
sogleich der Parteikampf von neuem und stärker als je zuvor. Die breite Masse
des Volkes war damals zweifellos mehr für Spanien und Österreich
eingenommen als für Frankreich. Die viel reichlicher als die französischen
ausgeworfenen spanischen Pensionen, die glänzenden Angebote des
S. 116:
spanischen Statthalters von Mailand und dann vor allem die Tatsache, dass
Spanien sich als Hüterin der katholischen Religion ausgab, all das schien
gegen die Möglichkeit einer abermaligen Erneuerung des französischen
- 32 -
Bündnisses zu sprechen. Frankreichs Gesandter liess sich aber nicht
einschüchtern. Mit List und Schlauheit, mit Geld und guten Worten suchte er
sich die nötigen Stimmen zu kaufen. Ja, um seinen Zweck zu erreichen, griff er
selbst zur Gewalt. Als er anlässlich einer kirchlichen Feier auf dem Hof in
Chur mit dem spanischen Gesandten J. Anguisciola wegen des Vortrittsrechts
in Streit geriet, zwang er ihn mit gezücktem Degen zum Abzug. Und wider alle
Erwartung schwang Frankreich auch diesmal obenauf. Der Soldvertrag wurde
am 22. Januar 1565 erneuert.118 Spanien ging leer aus, seine Bündnisanträge
wurden beharrlich zurückgewiesen, es sollte erst im 17. Jahrhundert, während
den Bündnerwirren, den Zutritt in unser Land erzwingen.
Die offizielle Politik der Bünde blieb, wie man sieht, franzosenfreundlich trotz
allen Enttäuschungen und Niederlagen, die man von Frankreich und mit
Frankreich erfahren musste. Jedesmal stiess man bei der Erneuerung des
Soldvertrages auf fast unüberwindliche Hindernisse, aber immer schwang das
Staatsinteresse obenauf. Die Bünde kamen trotz allem im kritischen
Augenblick zum Bewusstsein, dass sie sich nur an Frankreich und unter keinen
Umständen an Spanien und an Österreich anlehnen durften. Man fürchtete mit
vollem Recht die Freundschaft des Erbfeindes Österreich und misstraute den
lockenden Reden des spanischen Mailand. Hätten die Bündner sich mit diesen
Staaten auf ein Bündnis eingeladen, so wäre ihre Unabhängigkeit recht bald in
Frage gestanden.
Erst im 17. Jahrhundert änderten die Bünde ihren Kurs, in dem sie sich 1603
neben Frankreich auch mit Venedig verbündeten. Die Folgen waren für unser
Land von furchtbarer, Tragweite. Kurze Zeit nachher brachen die eigentlichen
Bündnerwirren aus, die Bünden zum blossen Spielball fremder Interessen
machten und ihm soviel Elend und Erniedrigung brachten, dass diese Periode
mit Recht als das dunkelste Blatt der Bündnergeschichte bezeichnet wird.
In einem Rhäzünser Gerichtsurteil vom 8. November 1554 wird Ammann
Michael Göpfert von Untervaz als Zeuge erwähnt, was bedeutet, dass derselbe
diesen Feldzug mitgemacht hat und gesund wieder heimgekehrt ist.
- 33 -
Anmerkungen:
Beachte dass die Anmerkungen nicht gleich wie im Original numeriert werden
konnten.
1
Galluzzi, Istoria del Granducato di Toscana, II, S. 23. Reumont, Geschichte
Toscanas seit dem Ende des florentinischen Freistaates. I, S. 179.
2
Reumont I, S. 159 ff.
3
Bullingers Korrespondenz mit den Graubündnern. Basel 1904. (Quellen zur
Schweizergeschichte, XXIII.) I, S. 253.
4
Für die folgenden Ausführungen vergleiche besonders: Langton Douglas, Storia
politica e sociale della republica di Siena. Siena, Libr. Editr. Sienese, 1926.
5
Reumont, I, S. 167, 180.
6
La Cacciata della guardia spagnola da Siena (1552). (Archiv storico italiano, Tom.
II, Firenze 1842, S. 479 ff.) Reumont, S. 183.
7
Gianzun, II Medeghin. (Annalas della Società retoromantscha, XXX, S. 1ff.)
8
C. Jecklin, Die ersten Bündnisse der Drei Bünde mit Frankreich. (Jahresber. der
Hist.-antiquar. Gesellsch. von Graubünden, Chur, Jahrg. 1927.) S. 159-188.
9
Cini, Vita del Serenissimo Signor Cosimo de Medici, Firenze 1611, S. 232:
"Rinfrescavano sempre piu le novelle della resoluzione fatta dal Re di soccorere al
tutto Siena: il quale non avendo per tale affare potuto ottenere da Cantoni degli
Svizzeri tremila fanti di quella nazione: si era gettato à soldarne quattro mila nelle
terre dc Grigioni, i quali sono ordinariamente di essi Suizzeri confederati e vicini,
ma non già reputati di pari valore in guerra. Di che essi Grigioni furono non poco
da gli suizzeri accusati: avendo senza loro participazione (come era debito)
accettato danari per far la guerra (che cosi da loro si diceva) à Fiorenza, e a
Medici amici, e confederati loro usw."
10
Protokoll des Obern Bundes 1554 (Staatsarchiv Graubünden).
11
C. Jecklin: Der französische Gesandte Castion und sein Versuch, die Herrschaft
Haldenstein den VII Orten in die Hände zu spielen. (Bündn. Monatsblatt 1924, S.
19.)
12
Eidgenössische Abschiede IV, 1. e. S. 902-903.
13
Campell, Zwei Bücher rätischer Geschichte, II, S. 405 Chi d'uno vain a passar il
Poa, Turnand a chias el vain, sch'el poa."
14
Protokoll des Obern Bundes.
15
Bullingers Korrespondenz S. 368. Vgl. auch Kind, Die Bündner vor Siena (Bündn.
Monatsbl. 1859, S. 196 ff.). Der Verfasser hat vor allem die damaligen politischen
und konfessionellen Verhältnisse Graubündens und Deutschlands beleuchtet. Über
den Kriegszug der Bünd ner und die Schlacht bei Siena hat er nicht viel mehr
geschrieben, als was er bei Campell und Sprecher finden konnte.
16
Campell, S. 406, Eidg. Abschiede IV 1, e. S. 902-903.
17
S. P. Nic. von Salis, Die Familie von Salis, S. 137-138, Anm.1, Mirandola liegt zirka
30 km nördlich von Modena.
18
Cini S. 234.
19
Cini S. 236.
20
Cérésole, La République de Venise et les Suisses, Venise 1890, S. 24. Cini S. 236.
21
Cini S. 236
22
Montalvo, Relazione della guerra di Siena, Torino 1863, S. 59.
23
Cini S. 236.
24
Coppini, Piero Strozzi nell'assedio di Siena, Firenze 1902, S. 71, Montalvo, S. 38.
25
Coppini S. 73, Langton S. 237.
- 34 26
Montalvo S. 41.
Langton S. 235.
28
1. c. S. 236.
29
Roffia, Racconti delle principali Fazioni della guerra di Siena (1554). (Arch. stor.
ital. II, 551.) Die Bündner führten von Mirandola aus vier Kanonen mit sich.
30
l. c. S. 538ff.
31
1. c. S. 553.
32
1. c. S. 555.
33
1. c. S. 557.
34
Cini S, 264.
35
Sozzini, Diario delle cose avvenute in Siena dai 20 luglio 1550 ai 28 giugno 1555,
Firenze 1842 (Archivio storico italiano II), S. 253.
36
Roffia S. 561.
37
Sozzini S. 259.
38
1. c. S. 259 , S. 265.
39
Sozzini S. 267, Cini S. 268.
40
Sprecher, Rhetische Cronica oder Kurtze und wahrhaffte Beschreibung Rhetischer
Kriegs /und Regimentssachen, Chur 1672, S. 171.
41
Das Kloster Bondae Fanum ist ohne Zweifel die Abtei S. Abbondio, die Sozzini in
seinem Tagebuch erwähnt (S. 263). Dieser Name wurde auch von Cini falsch
wiedergegeben, denn er erscheint in seinem Buche als Badia di Santa Bonda (S.
267).
42
Blaise (Biagio) de Montluc, ein Gaskogner, der in Strozzis Abwesenheit die
Verteidigung der Stadt Siena leitete. Er hat in seinen Memoiren: Comentari di stato
e di guerra, Cremona 1628, u. a. auch seine Erlebnisse während der Belagerung
von Siena geschildert.
43
Maria Sforza, Graf von Santa Fiore, sienesischer Bürger und Hauptmann im Heere
Strozzis.
44
Coppini S. 111.
45
1. c. S. 115.
46
Campell S. 406, Cini S. 273, Coppini S. 117, Sprecher S. 174.
47
Cini S. 273.
48
S. 174.
49
Sprecher S. 174. Nach Cini (S. 273) fielen 100 Bündner und 80 Italiener.
50
Sprecher gibt (S. 174) zwei Namen: Jakob von Sax und Martin Beeli, während
Campell (S. 406) nur einen Jakob von Schauenstein erwähnt.
51
Coppini S. 118.
52
1. c. S. 120.
53
Cini S. 278.
54
Coppini S. 122.
55
Die im folgenden gegebene Aufstellung der Heere beruht auf den Angaben von Cini,
S. 279 f. Diese stimmen in den wesentlichen Punkten mit den Schilderungen der
andern Autoren (Sprecher S. 173, Roffia S. 574) überein.
56
Cini S. 278, Roffia S. 574.
57
Sprecher S. 173.
58
Sozzini S. 270, Cini S. 281. Sprecher gibt (5. 173) eine andere Version: "Dann die
Feind / nach dem unsere Italienische Reuter durch eine Unordnung / welche
verursachte Bignetus dess Graffen von Mirandola Corneth / der durch ein
27
- 35 -
unbendiges Pferdt / unerwartet dess Feinds / den weiten gab durch eine heimbliche
Verständnuss / die er mit dem Medigin soll gehabt haben. Ist derohalben hernach
gehenckt worden.
59
Sozzini S. 278.
60
Cini S. 282.
61
1. c. S. 283.
62
Roffia S. 577.
63
1. c. S. 576.
64
Cini S. 283.
65
S. 284.
66
1. c.
67
S. 578.
68
S. 108.
69
S. 271.
70
S. 174.
71
S. 283.
72
Roffia S. 576.
73
Sprecher S. 174.
74
Die Bündner mögen in dieser Schlacht etwa 2500-3000 Mann verloren haben.
75
Sprecher S. 174.
76
Siehe unten S. 110.
77
S. 408.
78
S. 174.
79
Rhaetia sacra et profana ethrusca gallica germanica etc. Ulm 1666, S. 340.
80
Campell S. 408: "Es fielen im Treffen selbst folgende, die ich persönlich kannte:
Martin Capaul oder richtiger Campell, einer der angesehensten Männer seiner
Zeit, Bartholomeus Jacob Stampa aus dem Bergell, Wolf Zalet von Zuz, Bürger zu
Cur, Franz Kramer, Stadtfähndrich daselbst, drei von Ardez, nämlich Joh. Schegg,
Anton Troian Rousch und Gaudenz Planta, Adam Grass von Zernez, Johannes
Guler von Davos, Florian Sprecher und Joh. Jac. Finer, Letztere zwei wie auch
Wolf Zalet in griechischer und lateinischer Literatur gebildet, Rudolf Mathias,
gemeinhin Ruotsch genannt, Ambrosius Lydius [Sprecher: Ambrosi Lieta]
Fähnrich. Bartholome Jegen von Klosters und Johannes Muntschi von Bergün." Nach Cini (S. 284) fiel, wie alle andern Führer der oltramontani, auch der
Anführer der Bündnertruppen, ein gewisser Valeron. War das vielleicht ein Valèr?
81
Sozzini S. 271, Roffia S. 579, Montalvo S. 120: "Erano queste bandicre di tutte le
sorti di nazioni, molte bianche e nere delli Svizzeri e Tedcschi della bandiera nera
[band nera], dell' incarnate e bianche fatte a scacchi con croce bianca nel mezzo
de' Grisoni. … Le sei stendardi incarnati e bianchi con le croci bianche erano dcl
Conte della Mirandola." Dass diese rot-weissen Fahnen, mit schachbrettartiger
Anordnung der Felder und dem weissen Kreuz in der Mitte, bündnerische
Feldzeichen gewesen sein sollen, scheint unwahrscheinlich. Es mag sich dabei
vielleicht um eidgenössische Fähnlein handeln. Wie gross die Zahl der mit den
Bündnern nach Siena gezogenen Eidgenossen war, können wir nicht konstatieren,
doch scheint die von Montalvo angegebene Zahl von sechs Bauern [Bannern?] viel
zu hoch. Der Autor spricht von sechs "stendardi" des Grafen von Mirandola. Der
Graf war Anführer der Reiterei, und die stendardi sind - im Gegensatz zu insegne Reiterbanner. Da im Sieneser Feldzuge weder die Bündner noch die Eidgenossen
Reiterei stellten, muss sich Montalvo auch in diesem Punkte geirrt haben. Es ist
nicht ausgeschlossen, dass unter den vielen schwarz-weissen Fahnen, die nach
- 36 -
Montalvo den Eidgenossen und Deutschen gehört haben sollen, auch eine Fahne
des Grauen Bundes war. Im interessanten Rhäzünser Injurienprozess vom 6.
November 1554 (Staatsarch. Graubd., Landesakten) handelte es sich
wahrscheinlich um eine Graubundfahne, die sich der Fähnrich bei Marciano ohne
Gegenwehr von einem kaiserlichen Reisigen abnehmen liess.82 Roffia S. 579,
Sozzini S. 271.
83
Roffia S. 579.
84
Montalvo S. 117, Roffia S. 582.
85
Campell S. 407, Montalvo S. 117.
86
43 Campell S. 408.
87
S. 405.
88
Roffia S. 575.
89
S. 58.
90
Bundesarchiv Bern, Abschriften aus dem Staatsarchiv Florenz (Archivio Mediceo,
4160).
91
S. 58.
92
Quattro canti della guerra di Siena composti da Madonna Laura Pieri Fiorentina,
in Fiorenza, appresso Bartolomeo di Michelangelo S. M. l'anno MDLXXXX.
93
Die Bündner wurden bei Marciano von Boisrigault und Fourquenaulx angeführt.
Ersterer fiel, als er im ersten Glied des bündnerischen Haufens kämpfte. (Brief
Aubespine in Solothurn an Montmorency [Paris?] 30. August 1554. Bundesarchiv
Bern, Abschriften Paris, Bibi. Nat. fasc. 20991.) Der letztere wurde gefangen
genommen. (So Angelus Ritius an Zürich 9. August 1554. Staatsarch. Zürich A
225/2 Nr. 131.) Es ist dies der gleiche Forchenaux, der die Bündner von Mirandola
aus nach Siena führte. (Montalvo S. 41.)
94
Cini S. 283, Roffia S. 578.
95
Reumont S. 212.
96
1. c. S. 222.
97
Sprecher S. 174.
98
Bundesarch. Bern, Abschr. Paris, Bibl. Nat. Fr., 20 991 (2. September 1554).
99
Sprecher S. 174.
100
Brief Walter Roll an den Herzog von Florenz 3. Oktober 1554 (Bundesarch. Bern,
Abschr. Staatsarch. Florenz, Archivio Mediceo 4160): "di modo che parc, che tutta
la colpa sia dei Capitani, perché non puonno rispondere et doi di essi Capitani,
quali non furono alla battaglia per esser malati non ardiscono comparire, anzi uno
dei due, cio il Capitano Vespasiano di presente si trova qua a Locarno sotto il mio
offizio, che ha parlato meco, che in questa furia non vuole comparire ma con il
tempo si acconcerà ogni cosa, io conosco quelli Popoli sono bestiali indomiti etc."
101
Brief Walter Roh an den Herzog von Florenz, Lugano den 15. November 1554
(Arch. Mediceo 4160): "Alli giorni passati cavalcai in Grisoni per certi miei
negozij, dove intesi per cosa certa, che si hanno inquisitj li due Capitani delle loro
gente, che sono avanzati della rotta di Siena, dei quali l'uno (che era del loro Paese
chiamato Jacobo Schmitt) si constituito e con aiuto di amici si retirato il suo
castigo in scudi 500 et è privato de l'arma et di honore.
102
Gerichtsprotokoll i. S. Vespasianus, 27. Okt. 1554. Staatsarch. Graubd.,
Landesschriften.
103
Fortsetzung zum Brief in Anm. 7: "L 'altro per nome Vespasianus di Varese,
Ducato di Milano (dal quale bandito) non si ancora constituito e per contumacia
condannato parimente in scudi 500 con termino sino alli tanti di Genaro prossimo,
altrimente lo sbandiscono per disubidiente, assassino etc."
- 37 104
Rott, Histoire de la Représentation Diplomatique de la France aupris des cantons
suisses, de leurs allés et de leurs confédérés 1, 1430-1559, Berne 1900, S. 496.
105
Brief Walter Roll an den Herzog von Florenz 3. Oktober 1554 (Arch. Mediceo
4160).
106
Eidg. Absch. IV 1, e S. 992.
107
Bundesarch. Bern, Abschr. Paris, Bibl. Nat. Franc. 20991: 1554, Sept. 2 Translat
de la L.re escripte pendant la dite Journée par lesd. Srs. Ambassadeurs a Messrs.
dc la Ligue Grise.
108
Brief Walter Rollan den Herzog von Florenz, 3. Okt. 1554 (Arch. Med. 4160).
109
Rott 1, S. 496.
110
1. c. S. 497.
111
Brief Walter Roll an den Herzog von Florenz, 10. Febr. 1555 (Arch. Mediceo
4160): Esso messer Giovanni [ Vertrauensmann des Walter Roll, der nach
Graubünden gegangen war, um die politischen Verhältnisse auszukundschaften] mi
ha ancora detto che sin hora l'Ambasciatore di Francia [D'Ansois!] non stato
accettato dai Grigioni et che il volgo di essi laudano molto V. E. [ Herzog] et il
Signor Marchese [Medeghin, Markgraf von Marignano] et gli stato detto che
hanno scritto risposta a quella delta sua [der Herzog hatte an die Bünde ein
Beileidsschreiben gesandt] et non ostante, che prima fussero sdegnati con Francia,
che adesso sono tanto piu adirati per havergli ilRe scritto una certa lettera, nella
quale lui l'imputa molto delle cose di Siena, di modo che io cognosco se in questo
urgente qualcuno fosse di animo contrattare con loro Grigioni, che di presente
saria il tempo etc."
112
Jecklin F., Materialien zur Standes- und Landesgeschichte Gem. III Bünde, 1464 1
Nr. 691, II Nr. 275.
113
1. c. 1 Nr. 694, II Nr. 276.
114
Rott II, S. 118.
115
1. c. S. 120.
116
Jecklin F., Materialien 1 Nr. 698, 699, 701, 787, Rott 1 S. 497. Hauptmann Gory
Schmidt wurde im Februar 1557 zu Ilanz enthauptet, weil er u. a. einen Aufruhr im
Lande gemacht und die Knechte bei Nacht und Nebel aus dem Lande geführt hatte.
Siehe Verhandlungsprotokoll bei Jeckhin, Mat. II Nr. 273, S. 258 ff., sowie den
Brief Gallicius an Bullinger vom 20. Februar in Bull. Korr. 1 Nr. 327.
117
1. c. Nr. 704, 797, 799. Vgl. auch Jecklin F., Der Engadiner Aufruhr, 1904,
besonders 1. Teil.
118
Rott II S. 127, Campell S. 433.
Internet-Bearbeitung: K. J.
Version 01/2015
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