Das Diplombuch - Janet Czempik

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mental vacuum
[wenn neurotransmitter den synaptischen spalt nicht uberwinden können]
"könntet ihr in mein inneres blicken, in diese schwarze höhle,
in der der einzige lichtpunkt höllisch gluht und brennt,
ihr wurdet mir den tod wunschen und gönnen."
hermann hesse
eine diplomarbeit von janet czempik - ss 2008/2009
fachhochschule hannover, fachbereich design und medien
erstprufer: prof. hanno baethe - zweitprufer: prof. markus fischmann
inhalt
einleitung 01-02
depression 37
motivation 04
ursachen 38
konzept 05-06
farbkonzept 07
"stop! hör‘ auf damit!" 39
volkskrankheit- symptome 40
typografie 08
psychische symptome 41-42
recherche 10
körperliche symptome 43-44
inspiration 11-12
formen der depression 45-46
ablauf 13-14
neurotransmitter 47-48
umsetzung 15-34
dank - quellenangaben 50
musik 36
einleitung - zwischen genie und wahnsinn
„Könntet ihr in mein Inneres blicken, in diese schwarze Höhle,
in der der einzige Lichtpunkt höllisch glüht und brennt,
ihr würdet mir den Tod wünschen und gönnen.“
Ein Auszug aus einem herzzerreißenden Brief von Hermann Hesse an seine Eltern, der voller Verzweiflung und Weltschmerz ist. Wie kaum ein anderes Leben ist das von Hesse geprägt
von der Auseinandersetzung mit der Depression, die er zeitlebens in seinen Werken verarbeitete. Hesse kämpft mit seiner Schattenwelt und den Gespenstern seiner Geschichte.
Viele bedeutende Künstler aus der Geschichte und der Gegenwart hatten im Laufe ihres Lebens mit Depressionen zu kämpfen.
Edvard Munch - Leonardo da Vinci - Wassily Kandinsky - Edouard Manet - Pablo Picasso - Pierre-Auguste Renoir - Vincent van Gogh
Das Ringen mit der Krankheit fand immer wieder Ausdruck in ihren Werken. Diese waren in erster Linie fruchtbar für die Künstler selbst und erst in zweiter Linie für die Welt.
Viele Arbeiten der Künstler entstanden beim Erleben schwerer Krisen oder danach. Van Gogh nannte seine Kunst „Blitzableiter für seine seelische Bedrängtheit und Aufgewühltheit“.
Bei Betrachtung ihrer Bilder geraten wir in das Spannungsfeld zwischen oft extremer menschlicher Verunsicherung einerseits und immer wieder faszinierenden kreativen Antworten auf
diese Herausforderung andererseits.
Es wäre völlig unmöglich, alle Künstler aufzuzählen, die an Depressionen litten oder leiden. Schon der große Michelangelo wurde gelegentlich von so großer Schwermut überwältigt, dass
er seiner Arbeit nicht nachkommen konnte und wollte.
„Kunst erfüllt die Bedürfnisse des Selbst nach Selbstdefinition gegenüber dem Objekt, nach Anpassung der Realität an das Selbst und des Selbst an die Realität, nach Kommunikation und
dem Teilen von Selbsterfahrung mit den anderen Selbst“. Diese Definition der Kunst weist darauf hin, dass zwischen persönlichen Krisen, psychischen Störungen und Kunst eine enge
Beziehung besteht. Künstler, die mit hoher Sensibilität und Kreativität ausgestattet sind, sich häufig in den Grenzgebieten existentieller Problematiken bewegen, sind anfällig für persönliche
Krisen bis hin zu psychischen Störungen.
Hermann Hesse hat einen Weg gefunden, bis ins hohe Alter mit starken Depressionen zu leben. Andere endeten nicht selten im Freitod.
01
Vincent van Gogh *30.03.1853 †29.07.1890
Der impressionistische Maler erschoss sich, aufgrund tiefer, lange andauernder Depressionen.
Adalbert Stifter *23.10.1805 †28.01.1868
Der österreichische Schriftsteller, Maler und Pädagoge war ein maßloser Esser und Trinker. Zusätzlich trieben ihn finanzielle und private Sorgen auch noch in die Depression.
Er unternahm schließlich einen Selbstmordversuch, an dem er nach 2 Tagen starb.
Virginia Woolf *25.01.1882 †28.03.1941
Die englische Schriftstellerin („Orlander“) litt sehr lange unter Depressionen. Sie hatte so eine panische Angst, geisteskrank zu werden, dass sie sich in einem Fluss ertränkte.
Klaus Mann *18.11.1906 †21.05.1949
Der deutsche Schriftsteller („Mephisto“), Sohn von Thomas Mann, litt ebenfalls unter Depressionen, die ihn dazu trieben, eine Überdosis Schlaftabletten zu nehmen.
Paul Celan *23.11.1920 †20.04.1970
Der deutschsprachige Lyriker („Todesfuge“), ertränkte sich in der Seine. Der Grund war wahrscheinlich seine Depressionen, denen er durch zahlreiche Aufenthalte in psychiatrischen Kliniken versuchte Herr zu werden.
Patrick Dewaere *26.01.1947 †16.07.1982
Der französische Schauspieler („Die Ausgebufften“, 1974), erschoss sich in seiner Pariser Wohnung. Grund: Depressionen.
Es nehmen sich pro Jahr rund 12.000 Menschen in Deutschland das Leben.
Die meisten Suizide erfolgen im Rahmen von depressiven Erkrankungen. Zum Vergleich: Durch Verkehrsunfälle sterben rund 8.000 Menschen jährlich.
02
03
mental vacuum - motivation
Warum habe ich mich für das Thema „Depression“ entschieden?
Meine Motivationen, dieses Thema in einem Kurzfilm zu verarbeiten, lagen in dem Versuch, das „Tabu“ mit dem diese Krankheit belegt ist, zu brechen. Eine Krankheit, über die ungerne
geredet wird, weil man sich dafür schämt. Es wird als eigene Schwäche gesehen. Mir war es wichtig, den Menschen klar zu machen, dass es sich hierbei um eine „Krankheit“ handelt und
nicht um einfache Traurigkeit und Lustlosigkeit, die im Allgemeinen kurzweilig ist.
Depressionen werden oft als solche nicht wahr-, beziehungsweise ernst genommen. Sowohl von den Betroffenen selbst, dem jeweiligen Umkreis, als auch von der Bevölkerung im Allgemeinen. Ich möchte den Menschen verdeutlichen, wie belastend und einschneidend die Krankheit sein kann.
Dabei war es mir wichtig, sie wach zu rütteln, ihnen zu zeigen, was für schwerwiegende Auswirkungen die Krankheit haben kann. Viele Selbstmorde liegen einer Depression zugrunde.
Und ich finde es erschreckend zu wissen, dass die Möglichkeit bestehen könnte, einiges zu ändern, wenn mit dieser Krankheit offener umgegangen werden könnte. Zumal jeder fünfte bis
zehnte Mensch einmal in seinem Leben darunter leidet.
Wenn Neurotransmitter den synaptischen Spalt nicht überwinden können | Angstzustände | Niedergeschlagenheit | Interesselosigkeit | Eine surreale Gedankenwelt, mit
subjektiven Empfindungen, ausgelöst durch die Volkskrankheit – Depression.
Im Rahmen meiner Diplomarbeit setzte ich mich thematisch und grafisch mit den Gedanken und Bilderwelten von depressiv-erkrankten Menschen auseinander.
So wie jeder seine eigenen Gedanken hat, ist auch die Bilderwelt eines jeden durch ganz eigene individuelle Merkmale und Ästhetiken geprägt.
Aus diesem Grund durchlebt der Zuschauer in dem Film das Schicksal einer Person, in ihrer ganz eigenen, persönlichen Bilderwelt.
Die „Geschichte“ beginnt in dem Moment, in dem sie in eine tiefe Depression fällt.
04
mental vacuum - konzept
Der Film besteht aus zwei unterschiedlichen Welten. Zum einen, dem biologischen Faktor (Set 1), zum anderen, aus den Bildern die die Gedanken des Depressiven reflektieren (Set 2).
Set 1 - Zentralnervensystem
Das menschliche Zentralnervensystem besteht aus dem Gehirn und dem Rückenmark. Gefühle werden über das Rückenmark, bis zu den zuständigen Neuronen im Gehirn geschickt.
In diesem Fall befinden sich diese Neuronen in der Region im Gehirn, die für die Gefühle zuständig ist. Die Informationen werden von einem zum nächsten Neuron übertragen.
An dieser Verbindungsstelle zweier Neuronen, der Synapse, gibt es einen kleinen Spalt, der nicht durch elektrische Impulse überwunden werden kann. An dieser Stelle übernehmen
Botenstoffe, sog. „Neurotransmitter“, die Weiterleitung der Signale. Im Falle einer Depression spielen besonders die Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin eine wichtige Rolle.
Denn diese Neurotransmitter liegen anscheinend in zu geringem Maße vor. Dies hat zur Auswirkung, dass das Neuron zwar die „guten Nachrichten“ an die Nachbarzelle weiterleitet, sie
dort aber einfach nicht ankommen, weil sie den synaptischen Spalt nicht überwinden können.
Positive Gefühle und Gedanken kommen sozusagen nicht mehr an. Das schlägt sich dann eben entsprechend in Grübeleien, gedrückter Stimmung, Interesselosigkeit, Traurigkeit, Lustlosigkeit und vieles mehr, nieder.
Set 2 - surreale Gedankenwelt
Sie fällt in ein tiefes Loch und ist eine Gefangene ihrer eigenen Emotionen. Die „Schattenwelt“, in die sie gestoßen wurde, läßt sie immer mehr und mehr verzweifeln. Sie spürt eine Innere
Leere und um sie herum ist nur noch die Hoffnungslosigkeit. Sie isoliert sich, kapselt sich von der Realität ab und verfällt immer mehr in düstere Gedanken. Im Kopf herrscht Chaos, das
immer mehr Besitz von ihr ergreift. Die Gefühle vermischen sich mehr und mehr, sie kann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Je länger sie ihren Emotionen ausgesetzt ist, desto chaotischer, aggressiver und selbstzerstörerischer werden ihre Gedanken. Die Kraft lässt so sehr nach, dass sie die Gefühle und Gedanken nicht wieder in die richtige Bahn zu lenken weiß, bis sie
so verzweifelt ist, allen Mut und jegliche Hoffnung verloren hat. Sie resigniert.
05
mental vacuum - konzept
2D oder 3D - Was? Wann? Und warum?
Set 1 - Zentralnervensystem
Es stand von Anfang an für mich fest, dass das Zentralnervensystem durch 3D Objekte realisiert wird.
Trotz der vereinfachten Darstellung und leichten Abstraktheit, steht es für etwas Reales, für
das echte Leben.
Ein anatomisch naturgetreues Model zu realisieren, habe ich nicht in Betracht gezogen. Dieses
würde den Zuschauer nur vom Wichtigen, dem Wesentlichen ablenken. Ein weiterer
Grund war das Zusammenführen der beiden Sets. Das Zentralnervensystem sollte sich trotz
ihrer unterschiedlichen Darstellungen in die Ästhetik der Gedankenwelt einfügen.
Set 2 - surreale Gedankenwelt
Für die Darstellung der Gedankenwelt habe ich mich für einen Verlauf von 3D zu 2D entschieden.
Die Anfangssequenz besteht noch aus 3D gerendertem Bildmaterial, die aber sehr schnell durch
2D Bilder abgelößt werden. Damit wollte ich das surreale Empfinden verdeutlichen. Zwischendurch
tauchen immer mal wieder kurz 3D Bestandteile auf. Diese repräsentieren sinnbildlich die kurzen
Phasen der Realität.
06
mental vacuum - farbkonzept
Ein Merkmal der Krankheit ist die gestörte Farbwahrnehmung, alles ist „grau in grau“. Die düsteren Gedanken werden natürlich auch durch den hohen Anteil an Schwarz und den vielen
Graustufen betont. Zusätzlich spiegelt sich darin die „Schattenwelt“ wieder. Weiß wird im Film nur begrenzt eingesetzt und dient hauptsächlich dazu, den hohen Anteil an Schwarz auszugleichen. Sonst würde die Gefahr bestehen, dass die Bilder ins Monotone abrutschen.
Um die Emotionen noch zu verstärken, durchbricht die Farbe Rot teilweise das Schwarz/Grau. Sie wird als Eyecatcher eingesetzt, um wichtige Aspekte und Gedanken zu betonen.
Warum die Farbe Rot? Weil sie eindeutig für Blut, Zorn, Leben und Aggression steht. Das gedankliche Chaos ist bereits so groß, dass weitere Farben keinen Platz mehr finden.
07
mental vacuum - typografie
„1942 report“
Bei der Typografie habe ich mich für die „1942 report“ entschieden, weil sie in vielen Hinsichten den Seelenzustand von Depressiven wiederspiegelt. Es fehlt ihr, wie bei den Erkrankten,
an Klarheit, Struktur und Einklang. Die Linien sind unruhig, zum Teil ausgeblichen und unterbrochen. Durch die teilweise eingebauten Überlagerungen der einzelnen Buchstaben wird
verdeutlicht, dass die Kraft nachläßt.
abcdefghijklmnopqrstuvwxyz
1234567890
]
y
h
p
a
r
g
o
p
y
t
[
08
mental vacuum - recherche
Ein wichtiger Bestandteil der Arbeit bestand darin, die Krankheit zu verstehen. Dies hatte eine umfassende Recherche zur Folge. Welche Symptome weist die
Krankheit auf? Warum und wodurch entsteht sie? Was geht im Zentralnervensystem vor?
Nur das medizinische und theoretische Wissen reichte nicht aus, also weitete ich die Recherche auf einzelne, persönliche Schicksale aus. Dadurch bekam ich ein
genaueres Bild von der Krankheit und vor allem des Individuellem.
Alle diese Informationen waren notwendig, um eine vernünftige Grundlage für den Aufbau und Ablauf des Kurzfilmes zu schaffen.
10
mental vacuum - inspiration
11
12
mental vacuum - ablauf
Ein positives Gefühl wird durch das Zentralnervensystem geschickt. Es durchläuft das Rückenmark, hoch bis zum Gehirn.
Dort arbeiten bereits andere Neuronen an Informationsübertragungen. Unsere Information wird weiter von einem zum
anderen Neuron geleitet, bis ein Neuron das Signal sendet, es aber beim Nächsten nicht mehr ankommt.
Die schönen Gedanken
kommen einfach nicht bei
ihr an.
Die Neuronen versuchen weiter verzweifelt die positiven
Gefühle zu senden, aber sie kommen einfach nicht bei ihr an.
Neuronen
deep dark hole
Seite 15
hopeless
Seite 17/18
Neuronen
anxiety state
Seite 19
Die Neuronen werden nicht mehr eingeblendet, da mittlerweile deutlich ist, dass
die Neurotransmitter den synaptischen Spalt einfach nicht überwinden werden.
Neuronen
isolation
Seite 20
despondency
Seite 22
sense of shame
Seite 23
Ihre düsteren Gedanken sind anfänglich noch einigermaßen zusammenhängend
und klar. Aber der Schatten, der über ihr schwebt, fängt an sie zu umkreisen und
bedrohlich auf sie zuzukommen.
13
anxiety state
Seite 25
melancholy
Seite 26
Ein letzter
armseliger
Versuch.
suicidal ideation
Seite 30
deadheartedness
Seite 27
empty shell
Seite 33
last resort
Seite 29
lonesome
Seite 31
Die Schatten gewinnen immer mehr an Kraft und ergreifen Gewalt von ihr.
Ihre Gedanken werden immer wirrer und zusammenhangsloser.
Die Schatten ziehen sie noch weiter runter in die emotionale Tiefe. Sie
drängen sie in die Ecke, halten sie fest und schnüren ihr die Luft ab.
open end
Seite 34
In ihrem Kopf herrscht ein einziges Gedankenchaos.
Die Bilder der Emotionen brechen über ihr zusammen.
Sie verliert völlig die Kontrolle über ihre Gefühle und
Gedanken.
14
15
sequenzen
Seite 15 „deep dark hole“
Sie verfällt in eine tiefe Depression. Der rassante Sturz im Fahrstuhlschacht symbolisiert dies. Sie rast sozusagen in den Abgrund. Puzzleteile eines Bildes, die sich durcheinander gewürfelt
wieder aufgebaut haben und die Wände des Fahrstuhlschachts bilden. Es gibt kein Entkommen mehr. Weder nach links, noch nach rechts oder nach oben. Es geht nur abwärts.
Die chaotisch angeordneten Puzzleteile spiegeln ihre Gedanken wieder, die ebenso durcheineinder und verwirrend sind.
Seite 17 „hopeless“
Sie versucht trotz alledem ihren Lebenswillen zu erhalten und den Alltag zu bewältigen. Jeder einzelne Tag ist wie ein Kampf. Die düsteren Gedanken schnüren ihr die Kehle zu.
Die Flamme kämpft gegen den Wind und versucht standhaft am Brennen zu bleiben und ihre Energie zu bewahren. Doch der Wind ist stärker und die Flamme schafft es nicht mehr dagegen
anzukämpfen und gibt auf.
Seite 18 „anergy“
Ihre Lage erscheint ihr aussichtslos. Der Weg daraus scheint unerreichbar zu sein und sehr mühselig. In ihrem Zustand, glaubt sie nicht daran, dass ihre Kraft dafür ausreicht. Ihr erscheinen alle
Wege verbaut. Sie glaubt nicht daran, da jemals wieder heraus zukommen.
Eine scheinbar endlos lange Leiter, die steil nach oben führt, symbolisiert die Hoffnungslosigkeit ihrer Situation. Der Versuch, die Hürde zu bewältigen und die Leiter zu erklimmen, scheitert.
Die Stufen brechen unter ihr zusammen. Somit erscheint der Ausweg nun definitiv unerreichbar. Die heilen Stufen kann sie ohne Hilfe nicht mehr erreichen. Aber sie ist alleine. Sie sitzt in
der Falle. Sie fühlt sich unfähig und gibt sich selbst die Schuld daran. In dem Moment gibt auch die Flamme ihren Geist auf.
16
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18
19
20
sequenzen
Seite 19 „anxiety state“
Sie hat Angst vor ihrer Situation, vor Anderen, der Zukunft und dem Jetzt und Hier. Wenn man alleine und isoliert ist, machen einem schon die kleinsten Dinge Angst. Wechselnde Gefühle,
betäubte Gedanken und auf der anderen Seite, Angstzustände, Panikattacken bis hin zu den ruhigen Phasen, wo sie traurig ist, und dann wieder eine innere Leere fühlt.
Durch die flackernde Glühbirne wird der Wechsel der Gefühle reflektiert. Von absoluter Dunkelheit, die sinnbildlich die innere Leere darstellt, bis hin zur Sicht auf die angsteinflößenden,
angreifenden Raubtieren. Das plötzliche Auftauchen der zähnefletschenden Mäuler sollen die Panikattacken und Angstzustände verdeutlichen.
Seite 20 „isolation“
Sie isoliert sich nicht nur von der Aussenwelt, sondern zieht sich auch in sich selbst zurück. Sie möchte ihre Umwelt nicht mehr wahrnehmen und von ihr in Ruhe gelassen werden. Sie wird
zu einer Gefangenen ihrer selbst. Die Aussenwelt stellt für sie eine Bedrohung dar. Sie fühlt sich von ihrer Umwelt beobachtet, verachtet und bedroht. Auf der einen Seite symbolisieren die
immer näher kommenden dunklen, schattenhaften Hände eine Bedrohung. Auf der anderen Seite (weil sie trotz ihrer dunklen Darstellung realistische, menschliche Züge haben) die Aussenwelt, die trotz alledem weiter existiert und mit ihr Kontakt aufnehmen möchte. Das Leben draußen geht weiter seinen Weg. Familie und Freunde machen sich Sorgen. Und der Postbote
geht weiter seiner Arbeit nach.
Die Hände vor ihrem Gesicht geben bildlich wieder, dass sie sich vor der Umwelt verstecken und dadurch der Bedrohung entziehen will. Aber durch die totale Isolation kommt sie dem
Abgrund immer näher. Verdeutlicht, durch das Loch, neben dem sie bereits sitzt.
Seite 22 „despondency“
Schwermütig denkt sie an ihre Vergangenheit und mit Wehmut blickt sie zurück in ihre Kindheit. Die ausgelassen, frei und unkompliziert war. Das komplette Gegenteil von ihrer Gegenwart.
Ihr ist bewußt, dass die unbeschwerte Zeit vorbei ist und das Leben immer weiter seinen Lauf nimmt. Das Leben ist toternst geworden und die Erfahrungen sind schmerzhaft.
Die Schaukel steht für die Kindheit. Aber durch die Tatsache, dass sie sich einsam und verlassen im Nirgenwo befindet und traurig im Wind hin und her schwingt, repräsentiert sie die Gegenwart, die wehmütig und traurig ist.
Die altertümliche Sonnenuhr errinnert noch mal an die vergangene Zeit. Aber das Leben hat seinen Lauf genommen und man ist Erwachsen geworden. Und auch jetzt läuft die Zeit unerbittlich weiter. Der Baum als Sinnbild des Lebens ist kahl, dunkel und verliert seine Lebenskraft, dass durch das herunter tropfende Blut dargestellt wird.
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23
sequenzen
Seite 23 „sense of shame“
Auch ein kurzer Blick in den Spiegel ist für sie eine Tortur. Sie kann sich selbst nicht mehr leiden. Wenn sie sich im Spiegel betrachtet, ist ihr nur zum weinen zumute. Sie kann sich nicht mehr
mit ihrem Spiegelbild identifizieren. Sie fühlt nur noch Abneigung und Hass gegenüber sich selbst. Sie kann nichts Schönes oder Liebenswertes mehr an sich entdecken. Nicht nur äußerlich,
sondern auch im Inneren ist ihrer Meinung nach nichts Schönes mehr vorhanden. Beim Blick in den Spiegel verdunkelt sich ihre Stimmung sichtlich. Die Sonne verschwindet hinter ihm.
Der Spiegel, auch wenn es „abgegriffen“ scheint und als 08/15 deklariert ist, ist er in diesem thematischen Zusammenhang unabdingbar. Er zeigt nicht nur das Spiegelbild einer Person, sondern dient auch als Selbstreflektion.
Die antike Variante fügt sich gut in das Gesamtbild des Films ein, in dem sich überwiegend alte, verlassene oder kaputte Dinge wiederfinden, zum Beispiel die Puppe oder das Haus.
Beim Betrachten im Spiegel, fließen die Tränen. Nicht nur die Darstellung der sichtbaren Traurigkeit, sondern auch der Seelenzustand kann durch die Augen reflektiert werden. Wie heißt
es: „Die Augen sind das Fenster zur Seele.“ Um den Selbsthass und die innere Wut darzustellen, färbt sich der Himmel rot.
Auch der Blick hinter den Spiegel (die Rückseite) zeigt nur Schlechtes. Die Hofffnung, vielleicht hinter der Fassade etwas von ihrem früheren Ich zu entdecken, wird zerschmettert.
Seite 25 „anxiety state“
Das alte Haus ist verlassen, abgenutzt und zugewuchert. Es steht schwer zu erreichen, im Nirgendwo, zwischen Bäumen versteckt im Wald. Früher war das Haus mal mit Leben gefüllt und es
führte eine Straße dorthin. Jetzt ist es verwildert, verlassen und ausgebrannt. Es steht sinnbildlich für ihre Seele.
Die Krähen kreisen umher und scheinen nur auf sie zu warten. Darauf, dass sie aufgibt.
Seite 26 „melancholy“
Der Sommer ist vorbei und der Herbst hat begonnen. Alles ist „Grau in Grau“, kalt und nass. Die Bäume verlieren alle ihre Blätter, bis auch sie kahl und kalt sind.
Ein einsames Blatt treibt betrübt übers dunkle, kalte Wasser. Der blutende Himmel wird durchs Wasser reflektiert.
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27
sequenzen
Seite 27 „deadheartedness“
Die Kraft, die sie vielleicht nutzen könnte, um aus der Depression heraus zukommen, verwendet sie gegen sich selbst. Sie macht sich zu einer Gefangenen ihrer Selbst.
Ein kräftiger, stämmiger Baum, der augenscheinlich allem Stand hält, wird von seinen eigenen Wurzeln umschlungen und gefangen genommen. Sie hindern ihn am wachsen, atmen und leben.
So wie sie es auch bei sich selbst, durch ihre Gedanken, tut.
Seite 29 „last resort“
Die eingeritzten Striche im Kreuz stehen für extrem schwere Phasen, die sie bereits überstanden hat. Aber wielange soll sie das noch aushalten. Wieviele Striche müssen noch dazu kommen,
bis es ihr wieder besser geht. Irgendwann ist es genug. Mit jedem Strich geht ein Stück mehr von ihrem Lebensmut verloren. Jeder Strich macht etwas mehr in ihr kaputt. Und mit jedem neu
dazu gekommenen Strich, rückt sie dem Tag X näher. Der Tag, an dem das Fass überläuft und sie glaubt, dass es nur einen Ausweg aus dem unerträglichen Leben gibt.
Seite 30 „suicidal ideation“
Jetzt fängt die Zeit wirklich an, ihr davon zurennen. Sie weiß, dass sie die Situation nicht mehr lange aushalten wird.
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31
sequenzen
Seite 31 „lonesome“
Sie steht einsam, verlassen, voll von Angst im einem verwaisten, kalten Wald. Gewitter zieht auf. Etwas Bedrohliches kommt näher.
Seite 33 „empty shell“
Sie fühlt sich nur noch als leere Hülle, nicht liebenswert, hässlich und verletzlich. Wie eine Puppe. Eine kaputte, dreckige, verbrauchte und auf den Müll geworfene, alte Puppe.
Die rote Zunge und das sich schließende Auge zeigen das restliche Leben in ihr. Sie ist gezeichnet vom Spiel des Lebens!
Seite 34 „open end“
Ihr kommen die Gedanken, dass es nur noch einen Weg gibt, aus dem Gefängnis ihrer Verzweifelung auszubrechen.
Ihr verlorener Lebenswille wird symbolisiert durch ihre Hand, die den letzten Rest an Kraft verliert. Man sieht, wie die Muskeln sich lockern, bis Ihre Hand leblos wirkt. Entlang der Pulsader
bildet sich grafisch ein Schnittmuster.
Es wird das Offensichtliche angedeutet, dass aber noch nicht geschehen ist. Dadurch wird das Ende offen gehalten und dem Betrachter Spielraum für eigene Interpretationen geschaffen. Es soll zum Nachdenken anreizen und jedem die Möglichkeit bieten, eigene Schlüsse daraus zuziehen.
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mental vacuum - musik
Warum „Melancholy
„Melancholy“ von Iced Earth?
Nicht nur aufgrund des Songtextes, sondern vor allem die Vielfalt der Emotionen, die dieses Lied
wiederspiegeln, sind ideal, um die gewünschten Emotionen von depressiven Gedankenwelten zu
übermitteln. Er kombiniert viele Aspekte von Melancholie über Traurigkeit bis hin zur Aggressivität.
Da das Lied ruhigere Phasen zwischen den härteren, aggressiven Parts hat, lassen sich die Zerrissenheit und die Stimmungsschwankungen gut einfügen.
Für die Schlusssequenz und den Abspann - „Farewell “ von Apocalyptica
Für die letzte Szene und den Abspann habe ich ein Musikstück gesucht, das einem Frieden schenkt,
aber trotzdem nicht auf das Traurige, Melancholische verzichtet, wie die Ruhe nach dem Sturm.
Nach den unerträglichen Selbstzweifeln und dem ganzen Druck, kehrt der Seelenfrieden ein.
Make the sadness go away
Come back another day
For years I've tried to teach
But their eyes are empty
Empty too I have become
For them I must die
A sad and troubled race
An ungrateful troubled place
I see the sadness in their eyes
Melancholy in their cries
Devoid of all the passion
The human spirit cannot die
Look at the pain around me
This is what I cry for
Look at the pain around me
This is what I'll die for
Make the sadness go away
Come back another day
The things I've said and done
Don't matter to anyone
But still, you push me to see
Something, I can never be
Why am I their shattered king?
I don't mean anything
I see the sadness in their eyes
Melancholy in their cries
Devoid of all the passion
The human spirit cannot die
Look at the pain around me
This is what I cry for
Look at the pain around me
This is what I'll die for
36
depression
Depression ist mehr als eine „normale“ Verstimmung. Bei der Depression kommt es zu tief greifenden Veränderungen des Fühlens, Denkens und Verhaltens.
Sie sind keinesfalls ein Zeichen persönlicher Schwäche oder Versagens. Niemand, der unter einer Depression leidet, braucht sich schuldig oder minderwertig zu fühlen.
Das Wort Depression leitet sich ab vom lateinischen "deprimere", was soviel heißt wie "herunterdrücken". Der entsprechende Ausdruck aus dem Griechischen lautet "Melancholie". Bei
Depressionen liegt eine Erkrankung der Gefühlswelt vor, der Fachbegriff dafür lautet "affektive" Störung. Die Depressionen schlagen sich jedoch nicht nur in den Gefühlen wieder, sondern
umfassen, beeinträchtigen, ja bedrohen sogar den gesamten Menschen in seinem körperlichen Empfinden, seinem Denken, seiner Gestimmtheit und in seinen Bezügen zur eigenen Person,
zu seinem Umfeld und zu seiner Zukunft. Es werden also alle Bereiche des Lebens beeinflusst.
Jeder von uns kennt die Situation, dass er schlecht gelaunt, traurig, einsam und verzweifelt ist. Diese Phasen im Leben sind ganz normal. Auch wenn wir umgangssprachlich Wörter wie "deprimiert", "depressiv sein", "schwermütig sein" oder "melancholisch sein" verwenden. Diese kurzzeitigen Stimmungstiefs dürfen nicht mit der Erkrankung einer Depression verwechselt werden.
Niedergeschlagenheit nach negativen Erfahrungen ist normal. Man könnte sogar sagen: notwendig! Der Körper hat dann die Chance, in dieser "Auszeit" das Erlebte zu verarbeiten. Man
kann sich neu orientieren, erholen und nach alternativen Entfaltungsmöglichkeiten suchen. Dauert aber eine traurige Phase an und hellt sich die Stimmung auch nach erfreulichen Ereignissen
nicht wieder auf, ist das Denken und Fühlen über einen längeren Zeitraum beeinträchtigt, ist die Bandbreite des emotionalen Erlebens stark reduziert, dann handelt es sich um eine ernst zu
nehmende medizinische Erkrankung, die durchaus lebensbedrohlich werden kann.
Der Arzt bezeichnet als Depression im Sinne einer Krankheit einen Zustand, der
zu Symptomen im körperlichen und seelischen Bereich führt,
das soziale Leben und die sozialen Beziehungen beeinträchtigt,
mit Leiden und Elendigkeitsgefühl einhergeht,
bereits mindestens zwei Wochen lang unverändert bleibt und
auch durch sozialen Kontakt nicht beeinflussbar andauert.
Depressionen sind ein Ausdruck für Konflikte und Situationen, mit denen ein Mensch nicht klarkommt, die er nicht verarbeiten kann. Depressionen entstehen häufig aus unterdrückten Gefühlen. Eines Tages bringt eine belastende Situation das „Fass zum Überlaufen“ - der Körper wehrt sich gegen weiteres Verdrängen.
37
ursachen von depressionen
Es gibt nie nur die eine Ursache einer psychischen Erkrankung oder Störung. Es tragen immer mehrere Faktoren zu der Entstehung einer Depression bei. Es können biologische Faktoren,
entwicklungsgeschichtliche Erlebnisse oder aktuelle Ereignisse eine Rolle spielen. Von Fall zu Fall muss geklärt werden, wo jeweils die Hauptursachen liegen.
Sozialwissenschaftliche Erklärungstheorien zur Depressionsentstehung
Psychosoziale Faktoren
Depression als Ausdruck einer sozialen Gratifikationskrise
Psychologische Theorien zur Depressionsentstehung
Erlernte Hilflosigkeit
Kognitionen als Ursache
Verstärkerverlust
Psychoanalytische Ansätze
Physiologische Ursachen - Lichtentzug in der dunklen Jahreszeit (Saisonale Depressionen)
Genetische Ursachen
Neurobiologische Faktoren
Krankheitserreger als Ursache
Medikamente als Auslöser
Als gesichert gilt, dass bei jeder bekannten Form der Depression das serotonale und/oder noradrenale System gestört ist, das heißt, der Spiegel dieser Neurotransmitter ist zu hoch oder
zu niedrig, oder die Resorption/Reizbarkeit der Synapsen ist verändert. Unklar ist jedoch, ob die Veränderung des Serotoninspiegels eine Ursache oder eine Folge der depressiven
Erkrankung ist. Im Blut und Urin von Depressiven lassen sich in der Regel überhöhte Mengen des Stresshormons Kortisol nachweisen.
38
stop! hör' auf damit!"
"
Da die zur Depression neigenden Menschen total abhängig von der Achtung und Liebe durch andere Menschen sind (eben, weil ihnen das Selbstwertgefühl fehlt), haben sie vor nichts
mehr Angst, als dass sie diese Achtung und Liebe der anderen verlieren. Schon allein die Bedrohung, dass die entsprechende Konstellation zu Bruch geht (Beendigung einer Partnerschaft,
Bruch in der Beziehung zur Mutter), löst sofort Gefühle von Hilflosigkeit, Ohnmacht, Existenzunfähigkeit und „nicht geliebt werden“ aus. Zur Sicherstellung der Kompensation von Liebe
durch andere, vermeiden Depressive jegliche Kritik in Partnerschaften, passen sich an, entwickeln keine eigenen Ideen, vermeiden Streit und Aggressivität (die als destruktiv empfunden
wird), wehren sich kaum und nehmen Überbelastungen in Kauf.
Andere Patienten sind wiederum so stark betroffen, dass sie gar nichts mehr empfinden können. Sie haben ein Gefühl der Gefühllosigkeit und absoluten Leere. Die Betroffenen fühlen
sich innerlich wie abgestorben. Sie empfinden weder Trauer, noch Freude oder Wut. In ihnen herrscht eine völlige Gleichgültigkeit.
Zu Depressionen neigende Menschen sind perfektionistisch, überordentlich, leistungsangepasst und unrealistisch von sich fordernd. Es leuchtet wohl jedem ein, dass auf diese Art und
Weise die eigene Persönlichkeit viel zu kurz kommt. Der Mensch kann diese Situation meistens jedoch recht lange aushalten, aber der Druck staut sich immer mehr auf und es fehlt nur
noch ein kleiner Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Hat sich ein Mensch jahrelang entsprechend verhalten, fehlt es also nur noch am Auslöser, bis die Depressionen mit der
typischen Symptomatik ausbrechen. Möglicherweise hat sich die Depression aber auch schon vorher durch weniger deutliche Zeichen angekündigt.
Je mehr belastende Faktoren auftreten, desto größer wird also das Risiko, an einer Depression zu erkranken. Allerdings kann es auch umgekehrt sein, das Risiko kann auch verringert werden, wenn entlastende Faktoren auftreten. So kann ein Mensch, der zu Depressionen neigt, durchaus noch „die Kurve kriegen", wenn er zum Beispiel Rückhalt in einer stabilen Beziehung
erhält. Die Depression an sich kann man also auch als Warnsignal sehen. Der Körper wehrt sich, er sagt "STOP! Hör' auf damit!". Er signalisiert und macht dadurch darauf aufmerksam, dass
man sich nicht weiter auf diese Art und Weise verhalten darf, sonst geht man daran zugrunde.
Fazit
Welche Faktoren nun die ausschlaggebenden für den Krankheitsausbruch waren, lässt sich nicht immer genau sagen. Die Frage, ob zunächst biochemische Veränderungen im Gehirn vorlagen und man anschließend in der Richtung beeinflusst wurde, dass man durch die Depressionen an Selbstachtung verloren hat, oder ob erst das Verhalten die Biochemie beeinflusst hat,
gleicht der Frage, was zuerst da war, das Huhn oder das Ei. Im Prinzip ist dies die Frage, ob die Depression endogen oder psychogen entstanden ist. Das spielt aber nicht unbedingt eine
große Rolle, auch nicht für die Behandlung. Heutzutage wird ohnehin meistens Psychotherapie mit medikamentöser Therapie kombiniert, da dies am wirkungsvollsten ist.
39
volkskrankheit depression
Depressionen zählen zu den am häufigsten vorkommenden seelischen Erkrankungen. Die Krankheit betrifft Menschen jeden Alters, jeder Gesellschaftsschicht, jeder
Kultur und jeder Nationalität.
In Deutschland gibt es ca. 4 - 5 Millionen an Depressionen erkrankte Menschen. Weltweit nehmen Depressionen zu. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation wird sie bis 2020
die häufigste Krankheit sein. Da die Depression immer noch mit einem Tabu belegt und oft von außen nicht erkennbar ist, erfahren wir häufig nichts davon. Das Risiko, an einer Depression
zu erkranken, beträgt für Frauen 26 %, für Männer bis zu 12 %. Besonders im Lebensalter zwischen 25 und 45 Jahren werden Depressionen gehäuft diagnostiziert.
symptome von depressionen
Die ersten Anzeichen und Vorboten einer Depression können von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich sein. Bei manchen Patienten stehen körperliche Missempfindungen und
Beschwerden im Vordergrund, bei anderen liegen Störungen des Fühlens und Denkens vor. Bei einer Depression werden vielfältige Veränderungen der Gefühle, der Gedanken und
des Verhaltens sowie körperliche Beschwerden beobachtet. Viele Patienten sind so stark betroffen, dass sie nicht einmal mehr Traurigkeit empfinden, geschweige denn weinen können.
Stattdessen haben sie ein Gefühl der Leere und Gefühllosigkeit.
Zum typischen Erscheinungsbild gehört neben der Niedergeschlagenheit aber auch die Antriebslosigkeit, die oft mit unerträglicher innerer Unruhe verbunden ist sowie Interesseverlust,
Konzentrationsschwäche und weitaus mehr. Das Erscheinungsbild der Depression ist sehr vielseitig. Meistens ist der Betroffene in seinem Leben stark eingeschränkt, er kann kaum noch den
alltäglichen Pflichten nachgehen.
Dennoch vermögen die Kranken häufig sehr gut, die Symptome zu vertuschen. Sie schämen sich für ihre Krankheit und denken, sie können diese „Schwäche“ nicht zugeben. Nur bei einem
Teil der Patienten kommt die Depression in Haltung, Bewegung und Aussehen zum Ausdruck. Oft hört der Betroffene Sätze wie: „Es kann dir doch nichts fehlen, du siehst doch so gut aus.“
Auch wenn in ganz schweren Fällen bei Depressionen Wahnvorstellungen als Symptom hinzukommen, ist es trotzdem ein verbreiteter Irrtum, dass Depressionen in Demenz und Schizophrenie enden.
Ein weiteres Symptom ist das Gefühl der Leistungsunfähigkeit. Der Betroffene denkt, er könne gar nichts, würde versagen, nichts leisten, werde nicht gemocht, nicht geliebt und macht sich
schwere Selbstvorwürfe. In einem Satz zusammengefasst: „Ich kann nichts, ich bin nichts, man mag mich nicht und schuld bin ich auch noch selber daran.“
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psychische symptome
Aufmerksamkeit
Konzentration beeinträchtigt; längere Konzentration auf eine Tätigkeit wird unmöglich; Denkhemmungen; Merkfähigkeit eingeschränkt; nichts mehr beachtend; unfähig,
sich mit mehreren Dingen gleichzeitig zu beschäftigen; abwesend, in Gedanken woanders
Berufliche Probleme
nicht belastbar; Gefühl der Überforderung; Arbeiten dauern länger als sonst; Leistungsabfall; Schwierigkeiten beim Durchhalten von Aufgaben; atmosphärische Belastung
in Familie (Haushalt) und Beruf; Gefahr der Kündigung seitens des Arbeitgebers oder vom Patienten selbst
Elendigkeitsgefühl
schwer erklärbares Unwohlsein, Krankheitsgefühl
Energielosigkeit
sich nicht aufraffen können; nicht wollen können; nicht aus dem Bett kommen; lustlos, antriebslos; schwach, kraftlos; ohne Schwung und Initiative; der "innere Schweinehund"
wird unüberwindbar groß; Gefühl, als ob eine unsichtbare Macht einen von jeglicher Aktivität fernhält
Entscheidungsunfähigkeit
sich nicht entscheiden können, auch bei minimalen Fragestellungen; grüblerisches Abwägen; hin- und herüberlegen; hin- und hergerissen fühlen
Freudlosigkeit
sich nicht über positive Ereignisse freuen können, positive Dinge kaum wahrnehmend, Genussunfähigkeit; die Bandbreite emotionalen Erlebens ist enorm eingeschränkt
Gesteigerte Empfindlichkeit
sich angegriffen fühlen; sensibel, anfällig durch vermindertes Selbstwertgefühl; Gereiztheit, Aggressivität; Labilität; alles persönlich nehmend
Grübelneigung
immer gleiche Denkinhalte; sich zermürbend über immer gleiche Probleme; über unwichtige Dinge sich den Kopf zerbrechen; Gedanken drehen sich im Kreis;
zu keinem Ergebnis kommend
Innere Leere
Gefühl der Gefühllosigkeit; keine Liebe mehr empfinden können; Libidoverlust; alles wie leer, dumpf, abgetötet; "Erkalten"; "seelische Mauer"
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Innere Unruhe
nervös, gestresst, gehetzt, getrieben; „wie unter Strom“; leerer Beschäftigungsdrang; vieles anfangen, ohne es beenden zu können
Interesselosigkeit
man verliert das Interesse an Dingen, die sonst Freude bereitet haben; Hobbys werden aufgegeben; schließlich ist einem alles egal; Gleichgültigkeitsgefühl
Lebensmüde Gedanken
nicht mehr aufwachen wollen; nicht mehr können; alles nicht mehr aushalten wollen; Suizidgedanken; Suizidpläne; allem ein Ende machen wollen;
anderen nicht mehr zur Last fallen wollen
Mutlosigkeit
verzagt, ratlos, pessimistisch, verzweifelt; keine Perspektive mehr sehen; alles wird sinnlos; leicht irritierbar
Schuld- und Schamgefühle
Überbewertung früherer oder aktueller Ereignisse, häufig maßlos überzogen bis grundlos; schlechtes Gewissen, sich rechtfertigen zu müssen über
eigene krankheitsbedingte „Unfähigkeit“
Traurigkeit
resigniert, unglücklich, verzweifelt; bei jeder Kleinigkeit in Tränen ausbrechend; bedrückt, niedergeschlagen; bis zu tränenloser Trauer; tiefe Seufzer
Zwischenmenschliche Probleme
Isolation, es fällt schwer, Kontakte aufrecht zu erhalten; Rückzug, „Einigeln“; unfähig, neue Kontakte zu knüpfen; Vernachlässigung von Kleidung und Körperpflege;
Unzuverlässigkeit; schließlich wenden sich Freunde ab; nichts mehr von der Umwelt wahrnehmen wollen
]
y
l
t
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[vanca
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körperliche symptome
Appetitverlust
Appetitlosigkeit mit starkem Gewichtsverlust; gelegentlich Appetitzunahme (starker Durst, Heißhunger vor allem auf Kohlenhydrate);
Bedürfnis nach sehr salzigen oder sehr süßen Lebensmitteln, da der Geschmackssinn beeinträchtigt ist
Atmung
Enge im Brustkorb; Druck auf der Brust; Atemenge; flache Atmung; schweres Atmen, Keuchen
Augen
Klagen über falsche/nicht ausreichende Sehkorrekturen; Entzündungen; schlechtes Sehen (ohne Befund); Lichtüberempfindlichkeit
Blasenstörungen
Schmerzen beim Wasserlassen; häufiger Harndrang; Reizblase
Schlafstörungen
Einschlaf- und Durchschlafstörungen; nächtliches Erwachen, nicht wieder einschlafen können; Alpträume; gelegentlich gesteigertes Schlafbedürfnis (als Flucht)
Herzbeschwerden
Stechen, Brennen, Druck; Herzklopfen, Herzrasen
Hals-, Nasen-, Ohrenbereich
Kloß im Hals, wie zugeschnürt; Druckgefühl auf Ohren; Ohrgeräusche; Schmerzen; Verminderung des Hörvermögens (ohne Befund)
Kreislaufstörungen
Schwindel; weiche Knie; erhöhter Blutdruck
Kopfdruck
diffuse Schmerzen/Druck; Verspannungen im Schulter-/Nackenbereich
Magen-Darm-Beschwerden
Übelkeit, Brechreiz, Erbrechen; Blähungen; Sodbrennen, Magendruck; Verstopfung; Durchfall; Reizdarm
[sickne
ss]
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Vegetatives Nervensystem
Hitzewallungen; Kälteschauer; Zittern; leichtes Erröten; kalte Hände, kalte Füße; Temperatur-Überempfindlichkeit; Blutdruckschwankungen
Zahnbereich
Schmerzen; Klagen über schlecht sitzendes Gebiss (ohne Befund); „Zähne zusammenbeißen"; Zähneknirschen
Wahrnehmungsstörungen
mangelnde Krankheitseinsicht
Zeitempfindungsstörungen
Beeinträchtigung aller Sinne
Depressiver Wahn
Verarmungsideen
Hypochondrischer Wahn
Schuld- und Versündigungswahn
Paranoia
Sinnestäuschungen: Halluzination; Depersonalisation; Derealisation
]
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e
d
sor
[s
i
d
p
lee
Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit! Und sie kann auch nicht die Diagnose eines Arztes ersetzen. Sie soll nur eine Ergänzung sein, um evtl. bei sich oder Angehörigen
die Notwendigkeit zu sehen, einen Arzt aufzusuchen und diesen auf die Möglichkeit der Depression aufmerksam machen zu können.
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verschiedene formen der depression
Depression ist nicht gleich Depression. Sie kann völlig unterschiedliche Ursachen haben und sich bei jedem Menschen in ganz anderer Art und Weise zeigen.
Endogene Depression
Die endogenen Depressionen werden unterteilt in
Unipolare Depression,
Bipolare Depression,
Involutions-Depression.
Somatogene Depression
Somatogene Depressionen stehen in einem direkten Zusammenhang zu einer körperlichen Erkrankung.
Symptomatische Depression
Pharmakogene Depression
Organische Depression
Psychogene Depression
Psychogene Depressionen werden durch psychische Ursachen hervorgerufen.
Erschöpfungs-Depression
Neurotische Depression
Reaktive Depression
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Depressionen in besonderen Lebenslagen
Diese Depressionen treten, wie der Name schon sagt, in bestimmten Lebensphasen und unter bestimmten Lebensumständen auf.
Es besteht ein deutlicher Zusammenhang zwischen den spezifischen Lebensumständen und der Entwicklung der Depressionen.
Klimakterische Depression
Wochenbett-Depression
Alters-Depression
Depression im Kindesalter
Sekundäre Depression
Larvierte Depression
Winter-Depression
Sonstige Arten der Depression
Es gibt noch zwei weitere Begriffe, die in die Liste schwer einzuordnen sind. Diese beiden Bezeichnungen beziehen sich nicht
so sehr auf die Ursachen der Depression, wie die anderen Begriffe, sondern eher nach dessen Verlauf.
Disthymia
Zyklothymia
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neuronen und neurotransmitter
Das menschliche Gehirn
Alle Gewebe und Organe in unserem Körper bestehen aus Zellen. Nach heutigen Schätzungen besteht das menschliche Gehirn aus 100 Milliarden oder mehr Nervenzellen oder Neurone. Einige neuere Schätzungen gehen sogar von 1 Billion (1.000.000.000.000) Nervenzellen aus.
Unser Gehirn ist in verschiedene Bereiche unterteilt, die jeweils auf eine ganz bestimmte Funktion spezialisiert sind. So gibt es Bereiche, die Sinnesreize verarbeiten, und Bereiche, die
Erinnerungen entstehen lassen. Jeder Gehirnbereich hat seine eigene Kombination von Neuronen und Neurotransmittern. Bestimmte Regionen im Gehirn sind für Gefühle zuständig.
Wie das Gehirn funktioniert
Nervenzellen kommunizieren untereinander durch elektrische Impulse. Das heißt, Neurone übertragen Informationen und bestimmen dadurch, wie unser Körper funktioniert und wie wir
uns fühlen. Um zu verstehen, wie unser Gehirn arbeitet, müssen wir wissen, wie Neurone funktionieren und vor allem, wie sie zusammen arbeiten.
Neurone
Neurone oder Nervenzellen sind Zellen, die auf die Übertragung von Informationen von einer Stelle unseres Körpers zu einer anderen spezialisiert sind. Eine Information kann dabei
alles mögliche sein: die Entscheidung, einen Arm zu bewegen, ebenso wie unsere Empfindungen bei einem guten Kinofilm. Neurone haben eine besondere Form und bestehen aus drei
wichtigen Teilen:
Zellkörper (Cellbody):
Er enthält die Zellteile, die jede Zelle zum Überleben braucht, zum Beispiel den Zellkern, in dem sich die DNS befindet.
Axon (Axon):
Dieser lange, kabelähnliche Schwanz des Neurons gibt ein elektrisches Signal ab und überträgt es auf die nächste Zelle.
Dendriten (Dendrite):
Diese kurzen Fortsätze des Zellkörpers enthalten Rezeptoren, welche die von den Axonen anderer Neurone übertragenen Signale aufnehmen.
Neurotransmitter
Neurone befinden sich nah beieinander, berühren sich aber nicht. Das Axon eines Neurons zeigt auf die Dendriten des nächsten Neurons. Wie aber werden die Signale
gnale zwischen ihnen
übertragen? Das geschieht durch sogenannte Neurotransmitter. Neurotransmitter sind chemische Substanzen, die in der Lage sind, Signale weiterzugeben. Die Neurotransmitt
urotransmitter werden
von den Axonen freigesetzt und von benachbarten Neuronen aufgenommen. Von dort aus wird das Signal weitergeleitet.
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neuronen und neurotransmitter
Der Übertragungsprozess
Ein elektrisches Signal durchläuft das Axon bis an sein Ende. Dort veranlasst das Signal vorher gebildete synaptische Vesikel, Neurotransmitter in den Raum zwischen dem Axon und den
Dendriten der nächsten Zelle auszuschütten. Die Transmitter bewegen sich zu den Dendriten der nächsten Zelle und binden sich an deren Rezeptoren. Die Aufnahme des Transmitters erzeugt ein elektrisches Signal, das die Information an die Zelle weitergibt. Dann lösen sich die Transmitter von den Rezeptoren und gelangen wieder in den synaptischen Spalt. Sie werden
nun entweder vom Körper abgebaut oder wieder von dem ursprünglichen Axon aufgenommen. Der Prozess kann nun wieder von vorn beginnen.
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dank - quellenangaben
Dank an:
Prof. Hanno Baethe und Prof. Markus Fischmann
von der Fachhochschule Hannover
Ein besonderer Dank geht an meine Familie und Freunde
Quellen
depress-online.de
Angst-und-Depri.info
depressionen-verstehen.de
spiegel.de
Wikipedia
St. Joseph-Krankenhaus Berlin-Weißensee
Zentrum für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik
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