Lobo Lutz, Unterrichtsfach Deutsch Thema: Sturm und Drang Seite 1 von 2 Johann Wolfgang Goethe - Prometheus Im gleichen Zeitraum, in dem er 'Die Leiden des jungen Werther' geschrieben hat, dichtete Goethe auch die Hymne 'Prometheus'. Sie gilt als 'poetisches Manifest' der relativ kurzen literaturgeschichtlichen Periode, die 'Sturm und Drang' genannt wird. Ich stelle hier einmal 5 Behauptungen zum Gedicht 'Prometheus' auf. Versucht – zu zweit – dazu im Gedicht jeweils Argumente zu finden, welche diese stützen oder ihnen widersprechen. In einem zweiten Schritt geht es darum das selbe Thema auf den Werther-Roman zu beziehen. Was hat Goethe dort dazu gesagt? Behauptung 1: Die Götter/Zeus stehen im Gedicht von Goethe stellvertretend für die Adelsgesellschaft zu seiner Zeit. Der Dichter ruft zum Ungehorsam gegen sie auf (politische Dimension)! Behauptung 2: Das 'Ich' im Gedicht ist in Wirklichkeit der Dichter Goethe. Er sieht sich also als eine Art von Halbgott (Stichwort Geniekult). (Weiterführende Frage: Wie Zulässig ist der Direktschluss 'Dichterisches Ich'=Dichter) Behauptung 3: Im Gedicht finden sich mehrfach negative Verweise auf die Religion. Also fordert Goethe ein Abweichen von der Religion als Ganzem! Behauptung 4: In der Schlussstrophe kommt es heraus: Der Dichter Goethe will die Menschen in seinem Sinne 'erziehen'! Behauptung 5: Das Gedicht 'Prometheus' beschreibt die Zähmung der Natur/des Schicksals durch den Menschen. Abschlussfrage: Wir haben bisher mit den Epochenbezeichnungen 'Aufklärung', 'Empfindsamkeit' und 'Sturm und Drang' gearbeitet. Wo und wie berühren sich diese und wie unterscheiden sie sich? Lobo Lutz, Unterrichtsfach Deutsch 1 Bedecke deinen Himmel, Zeus, Mit Wolkendunst! Und übe, Knaben gleich, Der Disteln köpft, 5 An Eichen dich und Bergeshöhn! Mußt mir meine Erde Doch lassen stehn, Und meine Hütte, Die du nicht gebaut, 10 Und meinen Herd, Um dessen Glut Du mich beneidest. Thema: Sturm und Drang Seite 2 von 2 Prometheus: Figur aus der griechischen Mythologie. Hat die Menschen erschaffen und ihnen das Feuer gebracht. Er ist ein Titan, kein Gott. Zeus: Griechischer Göttervater. Der Blitz ist sein Symbol. Hütte: Kurz bevor Goethe das Gedicht verfasst hat, ist der Blitzableiter erfunden worden. Dies wurde als Befreiung der Menschen aus der Willkür der Natur verstanden. Glut: Prometheus hat das Feuer für die Menschen vom Olymp, dem Sitz der Götter gestohlen. Zeus hat ihn dafür bestraft. Ich kenne nichts Ärmeres Unter der Sonn als euch Götter. 15 Ihr nähret kümmerlich Von Opfersteuern Und Gebetshauch Eure Majestät Und darbtet, wären 20 Nicht Kinder und Bettler Hoffnungsvolle Toren. Da ich ein Kind war, Nicht wußte, wo aus, wo ein, Kehrte mein verirrtes Aug 25 Zur Sonne, als wenn drüber wär Ein Ohr zu hören meine Klage, Ein Herz wie meins, Sich des Bedrängten zu erbarmen. Wer half mir wider 30 Der Titanen Übermut? Wer rettete vom Tode mich, Von Sklaverei? Hast du's nicht alles selbst vollendet, Heilig glühend Herz? 35 Und glühtest, jung und gut, Betrogen, Rettungsdank Dem Schlafenden dadroben? Titanen: Figuren aus der griechischen Mythologie die in Konkurrenz zu den Göttern gestanden haben. Prometheus, obwohl selbst ein Titan hat sich in diesem Konflik auf die Seite der Götter, der Sieger, gestellt. Ich dich ehren? Wofür? Hast du die Schmerzen gelindert 40 Je des Beladenen? Hast du die Tränen gestillet Je des Geängsteten? Hat nicht mich zum Manne geschmiedet Die allmächtige Zeit 45 Und das ewige Schicksal, Meine Herren und deine? Schicksal: Die Moiren, die Schicksalsgöttinen, sind in der griechischen Mythologie eine Macht, vor der sich auch Zeus in Acht nehmen muss. Wähntest du etwa, Ich sollte das Leben hassen, In Wüsten fliehn, 50 Weil nicht alle KnabenmorgenBlütenträume reiften? Hier sitz ich, forme Menschen Nach meinem Bilde, Ein Geschlecht, das mir gleich sei, 55 Zu leiden, weinen, Genießen und zu freuen sich, Und dein nicht zu achten, Wie ich. Menschen: Vergleiche den Gegensatz zum christlichen Schöpfungsmythos, in dem Gott den Menschen 'nach seinem Bilde' formt